Der Enztäler

Freitag den 9. Mat 1841

99. Jahrgang

Nr. 107

14-. Mai 4940: S Llhr SS

Bor einem Jahr begann der Sieg im Westen Als die ersten «troßtruppr die Grenze überschritten Von Oberleutnant Alfred Tschimvke

NSK. Der junge deutsche Leutnant mit dem schmalen braungebrannten Soldateng.sicht unter dem Stahlhelm steht im S rastengraben mit der linken Schulter an die Mauer des Bauernhofes gelehnt. Hinter ihm. mit fünf Sckritt Abstand liegen seine Männer die entsicherten Ge­wehre in d r Hand. Handgranaten im Kovvel oder zwischen den Knöpfen des Uniformrockes. Maschinengewehre griff­bereit. Sie liegen da. kauen an einem lrerausaezupften Graslurlm oder rauchen eine Zigarette. Ihr Tun schein! läs­sig, doch ihre Blick, sind unverwandt aus ihren Führer ge­richtet. den jungen Leutnant, der da an der Gutsmauer lehnt. In Abständen reckt er das linke Handaelenk ein we- n!g vor sich, rückt die Maschinenpistole zurecht und blickt auf die Armbanduhr. Jetzt straff! er sich, zieh! den Stahlhelm in die Stirn streift mit gewöhn h itsmastigem Griff über die Uniform, liebt die rechte Hand. Ei» halblautes Wort:Fer- tigmachenl" Dse» Zigaretten fliegen in den GrabenLos!"

Sie marschieren im Graben entlang, ohne Tritt, einer hinter dem anderen, ein kleiner Stoßtrupp. Dock in dsk gleichen Minute da hier auf dem Zifsernblatt der Armband­uhr des Leutnants die winzigen Zeiger die Zeit 5.85 Uhr er­reicht iiatten, setz en sich überall entlang der westlich n Grenzen des Reiches die deutschen Stoßtrupps in Bewegung, überall, so weit das Auge reicht, aus Straßen im Wieiengelände, in den Wäldern und hint.r den Bergen, lvas keiner sehen konnte und was doch jeder fühlte im Inner­sten seines Herzens, denn der deutsche Vormarsch hatte begonnen, und der Tag war der 10. Mai 1940. Und überall sahen die Generale und die einfachen Landser, die Stabsoffiziere und die Stosttruppführer in diesem Au­genblick auf die Uhr. und eS lvar aus die Minute genau 5.85 Uhr.

Nach 200 Metern ist di-e erste Grenzsperre erreicht, ein Verhau von lose gespanntem .Stacheldraht, auer über die Straße gezogen und noch ein wenig ins abfallende Wiesen- aelände hinein. Er wird umgangen Hinter uns folgen an­dere die ihn auseinandckreisten es ist bald geschehen. Die Erde duftet feuch: und jung, die ersten Sonnenstrablen zei­gen sich hinter den Bergen es wird ein Heister Taa werden Es ist Mai. Die nächste Sperre z igt >chon grössere Aus- maste. Zn First läßt auch sie sich umgehen, aber kür die fol­genden Fahrzeuge must eine Bresche gesprengt werden Punktseuer mit dem MG aus den Betonklotz immer auf die gleiche Stelle. Ein Stück so groß wie ein Svaiendlatt wird herausgeschossen. Sprengladung in das Lock Bolle Deckung Krachen und S eine poltern. Das Gerüge der Sperre ist zerrissen. Den herumiiegenden Brocken und den gefällten Baumstämmen gehen die Männer des Arbeitsbataillons zu Leibe. Bald ist die Strotze frei. Frei für die gewaltigen Kriegsmaschinen der deutschen Panzer, ob­wohl die das gar nicht nötig hätten aus eine ireia.'machte Strotze zu warten, denn sie sinbn ia überall ihren Weg Frei aber auch für die Dutzende und Hunderte und Aber- Hunderte von gummibereiften Motorfahrzeugen von Ge­schütz.-!! aller Kaliber und pferdelx-spaniüen Waaen. Dnn ivas da zunächst über die Grenzen ging das war ia vorerst nur der dünne Schiitzenschleier der Stosttruvps. Ihnen folgte die gebaltie Wasfenkrcnt von Divisionen. Korps Armeen endlose Züge.

Das Geschehen dieser Stunden packt uns innerlich. Man wirst einen verstohlenen Blick aus den Nebenmann aus die Männer in den langen reldgiauen Kolonnen oder bei den Aufräumkommandos am Weg»: ob es denen äbnlich geht? Doch sie marschieren fahren arbeiten schweigend sachlich mit ruhigen Bewegungen wie immer und überall wo deut­sche Feldsoidoten ihr solda isckies Handwerk versehen. Denn di> Freude darüber dast nun du Zeit des aualvollen War­tens abgelöst werden ist durch den Hesebl zum Ausbruch und Angriff, diese Freude ist ein so großes und starkes ur­sprüngliches Gefühl dast man sie nicht zeigt in lauter Leb­haftigkeit. Was wollten die endlosen Tag» und Wochen ein­samer Gr.-nzwacht in den armseligen Dörfern der Eifel und in ihren wegelosen verschneiten Dörfern nun noch besagen angesichts der Stunden dieses heutig n Tagest Dieses War- ten müssen war das Schwerste gewesen. Vor einem Monat hatte das Unternehmen in Dänemark begonnen glücklich, wer dabei sein dnrktel Sie aber, di» feldgrauen Männer an den westlichen Grenzen des Reiches, batten nach wie vor Gewehr bei Fnst gestanden und abaesehen von den Stotztrupvuntern hmungen >m Vorfeld des Westwalls war keinem hier Gelegenheit zu kriegerischer Ta» gegeben. Jetzt aber sind wir dran. Jetzt ist das Zuschlägen an uns

letzt wirb bas alles uaümevolt tvas vte aiucriteueren srame- raden da oben im Norden, aus d m Wasser oder tn der Luft uns voraus hakten an Kampf und Tat. Jeder Einzelne in der feldgrauen Masse, die über die Grenzen hinweg hin- einflutet in das seindliche Land weist dast hier in diesen mst Bunkern und B festigunaen tausendfach geschützten Front­abschnitten des neuesten Kriegsschauplatzes das Schwerste bevorsteht an allem was ein Soldat jemals wird leistbo müssen. Keiner weist dast wir eine Woche spä er schon Bel­gien hinter uns haben und an der Grenze Frankreichs stehen werden, fa. dast k.-chs Wochen später es weder eine französi­sche Armee noch die Maginotlinie geben wird, geschweige denn Massen tragende Engländer aus französischem Bod-n In die Zukunft zu sehen hat noch keiner vermocht. Aber das Bewußtsein dast dieses Mal endgültig all denen der Garaus gemacht werden wird die den friedlich n Ausbau des Rei­ches der Deutschen stören, die unbedingte Mew'ßbeit des Sie­ges, die schon den halben Sieg bedeutet, die trägt noch der letzte deutsche Landser in seinem Blut.

Mag er es vielleicht auch nicht so klar ausdrücken können, das eine ist gewih und er fühlt es unbewustt: dast er selber mitten hineingestellt ist in den schick'alsiiiästigen Ablauf einer Zeitenwende vie das Heben seines Volkes in der Zukunft bestimmen wird. Unter seinen Marschstieseln, unter Panzern und Gianaten bricht mehr zusammen als nur eine geg­nerisch? Front: eine Welt die morsch ist und ohne jede neu: kraftvolle Idee zu tätigem Gemeinsßaftsleben. Wie jede Geburt, so geh» auch die einer neuen Welt deren Banner­träger er ist der deutsch? Fetdsolda' nicht ohne Schmerzen vor sich Er weist es. er wird die Zähne zusammenbeisten und sich schlagen, wie immer deutsche Soldaten sich geschlagen haben, denn einer ist vor ihm bei ihm und mit ibm einer der den neuen Glauben in sein Herz gebrannt bat. einer, zu dem sie alle, ob Generale ob Männer ohne Rana das uner­schütterlichste Vertrauen haben das ist der Führer, und er ist Soldat wie jeder von denen die hier an diesem ersten Tage marschieren, nach Westen, mit der Sonne, dem Sieg« z».

polizeimaßnohmen in Ginqapore

Schanghai. 8 Mai Wie aus Bangkak gemeldet wird, 'ahen sich die britischen Behörden in Singapore zum Ein- 'atz besonderer Pokizeipcttrouillen genötigt, da man england- seindkiche Demonstrationen erwartet Erst kürzlich unter­nahm die britische Polizei Schritte zur Verhütung einer De­monstration malayilcher Arbeiter Die Polizei be­schlagnahmte in diesem Zusammenhang Flugschriften Trotz aller Vorsichtsmaßregeln war es den malayikchen Arbeitern dennoch gelungen. Tapsende, von Flugblättern und Mani­festen zu verteilen und über Nacht überall in der Stadt die Mauern und Hauswände mit Plakaten in chinesischer Sprache zu bekleben

sleue griechische Gtaalsforn,

Athen, 8 Mai An Stelle des Königreiches Griechen­land ist der griechsiche Staat getreten Aus der Bajilirim Hellas ist die Hellinike Politia geworden Dies ist die von der griechischen Regierung gewählte neue Bezeichnung Grie­chenlands

versenkte Schisse gehoben.

Barcelona. 8. Mai Das letzte der während des wani- Ichen Bürgerkrieges ,m Halen von Barcelona versenkten Schifte ist gehoben worden. Damit ist das gesamte Barre- loner Hasengebiet ovi allen Schiffsresten befreit worden. Die für diesen Zweck geschaffene Schisfsberaunzzskammif- sion der spanischen Armada hat mit der heute gemeldeten Bergung insgeiomi S8 versenkte Schisse von zulammen lSOOOO Tonnen gehoben

§i«illemsch deutsch« kullnrbeziehnngeu.

Rom. 8 Mai. Der am Donnerstag unter dem Vocsiz. des Duce tagende italienische Ministerrat nahm einen Ge- etzenkwurk an der aui Grund des deutsch-italienilchen Kul­turabkommens vom November 1038 den demItalienischen Institut für deutsche Studenten" vom Staat gewährten Zu­schuß erhöht uw durch die Schaffung eines weiteren rwer- 'ähriaen Kursus iür höher« deutsche Studien aus ae'cknckit ' ch-votitischem und vb'loloailchern Gebiet der den Ab­solventen dvon Universitäten osiensteht. die wistenichastli- che und Lehrtätigkeit zu verstärken.

Aeues aus aller Wett

<7*vom Tode ereilt. Als der Landwic

einem Helfet einstündigci

Bon einem Eber aagesallen. Die Bauers bekrau Ma «>^^o""uer in der Ortschaft Leibising wurde wäbrcnd der Arbeit von einem Eber angesallen. Das wütende Tier brach-:? ihr so schwere Verletzungen bei. daß dir Ueberkallenc in ein Krankenhaus verbracht werden mußte

** Plötzlicher Tod beim Morgenkonzert. Der Kammer­virtuose und Erst? Kvnzertmeister der Kurkapelle in Bad Reichenhall Josef Saucr aus Ludwigshasen, wurde beim Morgenkonzert der Kurkapelle von einem SckNaaanfall be- trofken und war sofort tot. Sauer der im 48 Lebensjahre stand, war ein geborener Würzburger und seit Al Jahren Mitglied d.-s Orchesters und best n erster Solist.

»» Todcssturz vom Iagdhochstand. Der 3b jährige Ange­stellte der Wildvachverbauung Friedrich Kiainz a»S Reindl­muhle bei AItmünster stürze am Gmundner Berg von einem Iagdhochstand durch Ausbrechen der Leitersprossen etwa 10 m in die Tiefe und siel so unglücklich daß -r sofort tot war Er wurde am nächsten Tage gesucht: durch daS Heulen seines Hundes wurde man ans den Verunglückten aufmerksam.

Eifrsnchtstragiidie. In einem Hause an der Fuhstraße in Gladbeck wurde ein Ehevrar tot aiifgefunden. Di» Er­mittlungen ergaben, daß der W lährige Ehemann keine 28- lährige Ehefrau erwürg: und dann nach vergebliche» Ver­suchen sich die Pulsader zu öffnen und mit einem Taschen­messer sich einen Herzstich beizubringen. Selbstmord durÄ Erhängen verübt hat Der Grund zur Tat dürfte vermutlich Eifersucht gen» sen sein.

** Das Denkmal der Schwalbe. Ein ungewöhnliches Denkmal setzen die Bewohner der südlichsten Provinz Perus der Schwalbe Ein Granitfelsen wird von einer Bronze­schwalbe gekrönt die im leichten Flug darüber binzustr ichen scheint. Die Ursache zu diesem Denkmal? Nun. in früheren Jahren war diese Landschaft völlig durch Malaria verseucht. Dann führte man einige Schwalbenpaare ?in die bei hohen S ras n unter Schonaesetz^gestellt wurden und die den Ma­laria übertragenden Mücken Abbruch tun sollten. Die Idee bewährte sich ausgezeichnet. Die Schwalben vermehrten sich, lebten anscheinend nur von den schädlichen Mücken und rot­teten binnen wenicrm Jahren die Malaria rast aus.

** Die verratene Glatze. Scnnor Martine» in Buenos Aires hat seinen Friseur verklagt Der Friseur bat das Be­rufsgeheimnis gebrochen. Sennor Mar inez ist iM sein Ehe­glück qekomm.n. und das geschah so: Sennor Maitine» der ein entzückendes junges Mädchen gesehen batte und sie ken- nenzulernen wünschte, ließ sich vorher von dem Friseur eine Perück? machen da er von seiner Glatze einen schlechten Ein­druck furch ete. Mit der Perücke lernte er die junge Dame kennen beide verlobten sich, und alles schien in schönster Ordnung da erzählte d r aeschwätzige Figaro der Braut das Geheimnis der Perücke Entladung. Klage und Urteil folgten schnell auseinander. Wie man munkelt soll die iunge Dame dem Friseur einen Teil der Geldstrafe ersetzt habcktz da sie froh ist. diesen Mann nicht geheiratet zu haben.

Papageien im Leihhaus. In Buenos Aires hat em Sonderling ein Leihhaus ausgemacht in dem lebende Vögel leder Art belieben werden. Der seltsam? Voaelliebhaber er­klärt. damit das beste Geschäft zu machen da einersei s viele Leute sich von ihren gefiederten Freunde» trennen müssen, um wenigst es vorübergehend etwas Geld zu bekommen, andererseits der Bogelmarkt durch die Konjunktur nicht ge­litten hat denn nun Hai en sich Leute denen ein Hund oder iine Katze zu teuer geworden ist gern ein Vögelchen dess'N kirHaltung im Monat nur wenig Pesos kostet Am Tag« der Erösfnunq wurden dem Leihbnnsbesitzer nicht weniger als !0 Kanarienvögel. 8 sprechende Papageien und 14 verschie­dene Singvögel ins Haus gebracht, kür die er rund 45st Beloc- aab

Tie Stimme seines Herrn durch Radio. In o.-n Per- einigten Staaten hat man eine neue Ms Kode zur Ablich­tung von Militärhundcn entwickelt. Ein Ingenieur und Fachmann ans dem Gebiet der Hiindediessur bat einen klei­nen Radioenn länger konstruiert, der am Hals der Hund« besestigt wird Mit Hitie dieses Apparates werden dem Tier Sann von der Miti ärstation aus seine B '«ble übermittelt, und es Härte die Radwübertragung der Stimm» seines .Herrn wo er sich auch immer im Gelände befindet. Me sich die Militärhunde mit diesem Ersatz auk die Dauer «blinden werden bleibt abzuwartrn.

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Arheberrechtsschutz Roman-Verlag A. Schwingenstein, München

IO. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)

Joachim küßte die dargebotene Hand und wollte mit einer Entschuldigung beginnen, allein die alte Dame wehr? abLaß nur. ich weih schon du hattest keine Zeit. Setz dich, mein Junge, hieher. wo du immer deine Geständnisse machtest, wenn du etwas angesteilt haltest und die Tante raten und Helsen sollte."

Lächelnd nahm Joachim Platz und fragte.Du laubst also. Tante Agi, ich hätte wieder etwas aui sm Gewissen?"

.Na. ob ich das glaube! Weißt du. die Tage, wo sich jemand um meiner schonen Augen willen zu mir begab sind lange, sehr lange vorbei!" Das klang lustig und doch schwang ein leiser Schmerz in den Worten. Joachim dachte unwillkürlich an die Enttäuschung, die Tante Agathe einst erlebt, da sie einen Jugendfreund ihres Bruders geliebt, der dann eine Jüngere. Neizvoliere geheiratet halte.

Jetzt meinte das alte Fräulein energisch.Also Jochen, beichte .Was ist es?" Und Joachim wurde wieder zum großen Jungen, der alle seine Torheiten die er reichlich beging, der guten Tante gestand. Er sah sich wieder als Gymnasiast, der von seiner ersten Liebe, die ihm die ganz große gedünkt, der freund­lichen Frau erzählte, der in hemmungsloser Wut die Untreue" derGeliebten" der Agitante schilderte. Und oftmals war er gekommen, alle Sorgen halte er dem alten Fräulein mitgeteilt. Immer Hörle es geduldig zu. ab klugen Nat, hemmte den durchgehenden Ungestüm es Jünglings. Ja. so wie jetzt, saß sie schon damals, wartete, unterbrach den Erzähler mit keinem Worte

und wenn alles gesagt war. halt sie mit gütigem Zu­reden. wo es nottat. mit klugem Handeln.

E' wenig verwirrt begann Joachim seine Sr,zäh- lung und was ec keinem Menschen vertraut hätte. To ite Agathe konnte er es sagen. Schweigend lauschte die alte Dame. Joachim hatte geendet und wartete.

Du liebst die Johanne noch immer?", fragte sie unvermittelt.

.Ja. nein, ich verachte sie. sie. die sich an einen reich Emporkömmling verkauft hat."

Wild und trotzig ist er geblieben wie als Bub dachte Agathe. Nuhig sprach sieJochen, du tust ihr Un- recht die Johanne verkaufte sich nicht, die liebt den Fenin sonst hätte sie ihn nicht genommen."

Ihn lieben, den Mann der nichts war nur Ehrgeiz hatte Geld zu verdienen, um erwerben zu können was er wollte. Und er hal s auch erreicht. Die stolze Jo­hanne der keiner gut genug war. ec hat sie sich kaufen können."

Da unterbrach ihn die Tante barschJochen schweig. Die Johanne ist nicht eine von den Frauen, die nur dem Gelds nachlaufen damit sie ein Dasein in -Lurus und Überfluß führen können, die jeden nehmen, der es sich leisten kann, auch eine legitime Geliebte auszu- halten."

Jochen schwieg: wenn Agathe so redete, wagte er niemals zu entgegnen. Es war etwas in dem Ton das keinen Widerspruch duldete. Und wen die Tante in Schutz nahm, der war der Beschützerin würdig.

Freundlicher fuhr dis alte Dame fortDaß du den Fenin nicht magst, glaube ich schon. Aber. Jochen, er har hart gearbeitet, um das erreichen zu können, was er wurde. Weißt du. wie die Johanne ihn nahm, da Hab' ich mich erkundigt, ganz unauffällig, was er für ein Mann sei. Denn wissen wollte ich. wen die Wenden dir vorgezogen. Er hat eine traurige Jugend gehabt. Arbeit, nichts als Arbeit in seinem Leben! Da muß ihm die Liebe Johannens wie ein großes unverdientes Glück gekommen sein. Jochen, ich weiß, es ist n'cht le'ckst

sich zu treuen wenn ein Mensch, den man lieble, glück­lich wird, mit einem anderen. Ader man muß e« lernen, mein Junge."

Tie klaren Augen der Sprecherin sahen den Mann vor ihr an und Joachim las in ihnen den Satz, den Agathe nicht gesprochenMan kann es lernen, ohne bitt zu werden."

Jetzt lenkte die Baronesse ab.Die Agnes bringst du mir morgen. Ich werde für sie sorgen. Das über­laß nur mir. Schlecht wird sis's bei mir nicht haben.. Borläufig bleibt sie hier. Wird dann das Kind geboren sein werd' ich weiter helfen."

Joachim wollte etwas sagen, da sprach daS alte F.'ulein rasch .Nein, mein Lieber, ich Habs genug, ich brauche nichts. Die Einkünfte von dem Gute, die mir dein Dater aussetzte, sind groß genug. d2ß ich ruhig leben kann und auch noch für Arme etwas übrig be­halte." ,

Die er es als Junge getan, beugte sich Joachim auch jetzt über die lieben Hände, die so willig die Sorgen von ihm nahmen. Er erhob sich.Morgen früh bring ich die Agnes."

J^, ich werde sie erwarten."

Ich danke dir. Tanks Agathe", sagte Joachim leise.

Sckon gut. mein Iunge. Ich werde die Mutter und das Kind beschützen. Dein Kind Jochen."

§v.Z klang unendlich gütig und doch stieg ein Gefühl vom Scham in Joachim auf. Agathe hatte so eigen­tümlichDein Kind" gesagt.

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TUrich Fenin sah durch die Scheiben des Abteils des dahinjagenden Zuges auf die vorübersliegende Land­schaft Ein Gefühl von Freude und Befriedigung erfüllte ihn. Heule noch würde er sein Kind sehen den kleinen II!i und Johanne. Monate schwerer Arbeit lagen hinter ihm. Nur zu den Weihnachtsfeiertagen hatte er Johannen besucht. folat.)