Kamerad Arzt ist mit dabel...

D,« h««tsche Sanitätswesen das beste der Welt Im Weltkriege wurden »8,7 b. H. durch Behandlung bei der Truppe

wieder felddienstfähig!

Wir wissen, daß der deutsche Soldat eine hervorragenbe Verpflegung genießt, daß seine Bekleidung, von Len Knebel­bechern über die Uniform bis zum Stahlhelm die beste ist, die man sich vorstellen kann, wir wissen, daß er die großzügigste geistige und kulturelle Betreuung genießt von allen diesen Dingen ist oft die Rede, nur eines wird mit unberechtigtem Stillschweigen übergangen: man spricht so selten über die ärztliche Betreuung unserer Soldaten! Und ist diese nicht be­sonders wichtig? Für den Soldaten selbst ist es ein beruhi­gendes Gefühl zu wissen, daß er sich auf den Kameraden Arzt jederzeit voll und ganz verlassen kann, daß dieser auchmit dabei ist", wenn es nach vorn geht, ein Angriff vorangetragen wird. Er erfüllt seine Soldatenpflicht, zum Schutze der Hei­mat alles einzusetzen, noch einmal so gern in dem sicheren Bewußtsein, daß alles überhaupt nur Menschenmögliche ge­schieht, um ihm im Falle einer Verwundung raschestens Hilfe zu bringen, ihm seine Gesundheit, seine Arbeitsfähigkeit und - Felddienstfähigkeit wieder zu geben. Es ist lehrreich und auch für die Heimat, die Frauen und Mütter, beruhigend zu wissen, daß die ärztliche Betreuung des deutschen Soldaten die beste der Welt ist

Schon im Weltkriege war das deutsche Sanitätswesen mustergültig Besser als alle wortreichen Ausführungen be­stätigen diese Tatsache einige Zahlen. Während des Welt­krieges mußten 27 Millionen kranke und verwundete Sol­daten behandelt werden. Die ärztliche und damit verbundene ganze sanitäre Betreuung bei der Truppe gab 93,7 v. H., die Behandlung in den Lazaretten des Feldheeres 92,7 v. H. und jene in der Heimat 90 v. H. die Felddienstfähigkeit wieder zu­rück! Man muß einmal einen Augenblick still werden und Nachdenken, was diese Zahlen für die Erhaltung der Volks­und Wehrkraft bedeute"

Die Erfahrungen des Weltkrieges sind natürlich entspre­chend ausgewertet und in diesem Kriege zum Einsatz gekom­men. Der Polenkrieg, dem das unerhört schnelle Vorwärts- dringen der kämpfenden Truppe das Gepräge gab und der auch dem Sanitätsdienst das Moment der äußersten Beweg­lichkeit aufzwang, zeigte, daß dieser jeder Bewährungsprobe gewachsen ist. Nach dem Abschluß der Kampfhandlungen in Frankreich und Belgien, in Polen, Holland und Norwegen konnte man Vergleiche anstellen zwischen dem Sanitätswesen in den genannten Ländern und dem in Deutschland, und diese Vergleiche fielen nur zu Gunsten des deutschen Sanitäts­wesens aus die genannten Länder hinkten auch ans diesem Gebiete in katastrophaler Weise nach.

An einen Truppenarzt müssen selbstverständlich unge­wöhnliche Anforderungen gestellt werden. Die erste Voraus­setzung ist eine weit über dem Durchschnitt stehende körper­liche Leistungsfähigkeit. Er muß, nachdem er vorher vielleicht drei, vier oder noch mehr Stunden im Sattel oder am Steuer eines Wagens gesessen hat, acht, neun, zehn Stunden und oft noch länger Verwundete betreuen, darf so lange Zeit das Messer nicht aus der Hand legen, so lange noch ein Verwun­deter der Hilfe bed». ,

Schnellste und dabei gründlichste Hilfe, sorgfältigste Be­treuung in jeder Beziehung, Erhaltung der Volkskraft das sind die hohen Anforderungen, die an das deutsche Sanitäts- Wesen gestellt werden, Anforderungen, denen es sich stets ge­wachsen gezeigt hat und denen es auch in alle Zukunft ge­nügen wird. Wir sind gewiß, daß die geradezu unwahrschein­lich günstigen Zahlen des Weltkrieges in diesem Kriege eine noch weitere Besserung erfahren werden.

Der deutsche Soldat und die Heimat können sich darauf verlassen, daß das beste Sanitätswesen der Welt zum steten

Einsatz bereit und Kamerad Arzt immer mit dabei ist, wenn und wann irgendwo der Einsatz des ganzen Menschen ver­langt wird...

Bedeutende Rolle der Frauen im Heilmittelwesen

V-/i. Bevor die Apotheke als selbständige Einrichtung und Berufsform geschaffen wurde, war es vorwiegend die Frau, die dieses wichtige Gebiet der Gesundheitsführung be­treute und Bedeutendes auf ihm geleistet hat.

Schon die germanische Ueberlieferung rühmt die Frau als heilkundig. Sie verstanden Krankheiten und Verletzungen nicht nur zu erkennen und zu behandeln, sondern auch die Heilmittel selbst zu bereiten. Das blieb so durch die Jahr­hunderte. Bei den Hausfrauen lag es, den Mitgliedern der Hausgemeinschaft bei Erkrankungen und Verletzungen helfen­den Beistand zu leisten, die Linderung und Heilung bringen- ! den Mittel selbst herzustellen und stets zur Verfügung zu halten. Dieses Arbeitsgebiet der Hauswirtschaft, von dem Lebensdauer und Arbeitskraft des Betreuten in so starkem Maße abhingen, wurde zu hoher Kunst entwickelt und reichte von dem oft als geheimnisvoll verehrten, manchmal jedoch auch als Hexerei verschrieenenKräuterwissen" einzelner Frauen aus dem Volke bis zu dem Fachwissen der Frauen höherer Stände. Diese strebten danach, ihr Wissen in der Unterhaltung mit Gelehrten weiterzubilden, andererseits aber auch diesen wertvolle Anregungen und Erkenntnisse aus dem reichen Schatz des durch Jahrhunderte gesammelten und über­lieferten Hausfrauenwissens zugänglich machten.

Im Mittelalter gehörte eine wohlausgestattete Apotheker­stube ebenso wie die Krankenstube zu einem anständigen Bür­gerhaus. Alte Kupferstiche zeigen die Fcauen in solchen Apo­thekerstuben beim Destillieren, Salbenreiben und Pulver­stoßen, umgeben vom pharmazeutischen Handwerkszeug der damaligen Zeit. Sie bauten in ihren Haugärten Arzneipflan­zen an, kannten die Standorte der wildwachsenden Heilkräuter und wußten, zu welcher Wachstumsperiode und Tageszeit deren heilende Kräfte am wirksamsten waren, was sich aus Wurzel, Frucht, Blüte und Blatt gewinnen ließ.

Der Ruhm einzelner auf diesem Gebiet besonders begabter Frauen hat ihre Zeit überdauert. Auf eine so überragende Begabung wie Hildegard von Bingen, die weit über ihre Zeit hinaus in der Heilpflanzenkunde führend war, sei hier nur kurz hingewiesen. Weiter sind hier Philippine Welser, dieMutter von Tirol", und Anna von Sachsen zu nennen.

Je mehr nun die Gesundheitsführung mit der zuneh­menden Zahl von fachlich ausgebildeten Aerzten und Apo­thekern in Berufshände überging, um so mehr nahm die Tä­tigkeit der Hausfrauen auf diesem Gebiete ab. Da schließlich auch in der kleinsten Stadt und sogar auf dem Lande Arzt und Apotheke einigermaßen schnell zu erreichen sind, beschränkt sich die Tätigkeit der Hausfrauen heute auf die Kenntnis der einfachsten pflegerischen Handhabungen und auf die Bereitung von Tees aus selbstgesammelten Kräutern.

Bei dem großen Verdienst der Frauen um die Weiter­entwicklung im Heilwesen in der Vergangenheit ist es um so unverständlicher, daß ihnen jahrzehntelang jegliche apotheke­rische Ausbildung und Betätigung völlig versagt war, indem man sie vom Besuch der Hochschulen und Lehreinrichtungen ausschloß, auf denen allein die im Zeitalter hochentwickelter Wissenschaft erforderlichen Kenntnisse in Pharmazie und Apothekerpraxis erworben werden können. Mit der Zulassung zum Studium der Pharmazie und zu den apothekerischen Be­rufen wurde der Frau wieder der Weg erschlossen, wie ehedem ihre natürliche Begabung auf diesem Gebiet der Volksgemein­schaft nutzbar zu macken.

i ver Neger »k Patient

> Von Dr. Ernst Gminder

l Der seit Jahren im afrikanischen Busch tätig«

l deutsche Arzt Dr. Ernst Gminder hat seine vielfäl­

tigen und ungewöhnlichen Erlebnisse in einem Buche Arzt in Busch und Steppe", afrikanische Gedanken und Erlebnisse (Hippokrates - Verlag Marquardt 6c Cie., Stuttgart) niedergelegt. Wir bringen aus diesem demnächst erscheinenden aufschlußreichen Buch aus dem KapitelDer Neger als Patient" den nach­folgenden Abschnitt zum Vorabdruck.

Der Neger ist Fatalist. Es wäre denkbar unklug, einen Kranken aufzunehmen, von dem man sofort den Eindruck hat, daß ihm nicht mehr geholfen werden kann. Stirbt dieser Mensch nämlich im Krankenhaus, so wäre nur der Arzt mit seinen schlechten Arzneien schuldig gewesen. Nein, cs zeugt für das Können des Arztes, wenn er diesem Kranken auf Anhieb sagt, daß er dann und dann sterben iverde, und daß selbst das deutsche Spital ihm nicht mehr helfen könne, weil er zu spät komme. Man wird noch eine Rede auf die Eingeborenenmedi­zin halten und den Angehörigen so richtig klar zu machen, wie schädlich doch die Eingeborencnmedizincn für sie sind. Traurig gehen sie weg aber trifft die Vorhersage ein, so singen die Angehörigen das Lob des Arztes, weil er so genau ^ den bevorstehenden Tod erkannt hat.

Die Eingeborenen haben einen merkwürdig entwickelten Instinkt, ob ein Kranker sterben wird oder nicht. Sehen die Angehörigen eines im Spital behandelten Schwarzen, daß es mit ihm zu Ende geht, so nehmen sie ihn rücksichtslos kurz vor seinem Ende heraus. Es hätte gar keinen Sinn, den Todeskandidaten behalten zu wollen. Ich versuchte es im An­fang einige Male, da ich die Hoffnung hatte, einen Meir­ichen noch retten zu können. Wie ich am andern Morgen meinen Rundgang durch die Krankensäle mache, ist das be­treffende Bett leer. Der Kranke war nachts von seinen Ange­hörigen über den Zaun des Spitals weggetragen worden. Warum sind sie hart und grausam? Die Angst vor einer Lei­chenöffnung, die der Arzt vielleicht machen will, ist mit ein Grund, denn das lehnen sie stets ab. Selbst wenn man die Angehörigen bitten würde, ein Organ entfernen zu dürfen, um der Krankheit näher zu kommen, au der ihr Angehöriger gestorben ist, und wenn man ihnen noch Geld dazu gäbe, sie würden es ablehnen. Nur eine Möglichkeit hatte ich, eine Leichenöffnung vorzunehmen, die mir höchst wichtig erschienen: Ich bedeutete den Angehörigen, daß der Mann keines natürli­chen Todes gestorben, sondern vergiftet sei. Ich müsse also der Regierung davon Mitteilung machen und das hätte nur un­angenehme Folgen für sie. Um die Vergiftung aber genau feststellen zu können, müßte ich einige Organe des Toten be­trachten. Wenn ich es so anfing, wurde mir eine Sektion ge­stattet; denn vor Gift haben die Eingeborenen einen heillosen Respekt, weil sie genau wissen, daß es tagtäglich noch ange­wandt wird und viele ihrer Stammesgenossen auf diese Art ihr Leben lassen müssen. Gewöhnlich iverden an der Goldküste Herzgifte angewandt, ausschließlich Strophanthus, der ihnen in großen Mengen zur Verfügung steht. Es ist schwer, ja unmöglich, mit den Einrichtungen eines afrikanischen Kran­kenhauses eine Strophanthinvergiftung nachzuweisen. Auch hätte der positive Nachweis keinen Sinn, da es niemals ge­lingt, den Täter ausfindig zu machen.

Der zweite Grund, weshalb sie den Sterbenden aus dem Krankenhaus Herausnahmen ist rein materieller Natur. Die Fahrer der Kraftwagen perlangen eine sehr hohe Summe für die Beförderung eines Toten, da sein Geist ihr Auto verhexen würde. Ein Halbtoter kostet den normalen Tarif. Müssen sie eine Leiche befördern, und das kommt vor, weil der Neger immer wünscht, an dem Ort begraben zu werden, an dem er gelebt hat, so muß nachher das ganze Auto mit Strömen von Schnaps gereinigt werden, zusammen mit einer ausgie­bigen Beschwörung der Geister durch einen Zauberpriester. Diese Prozedur, die stets mit einem Saufgelage endet, ist eine kostspielige Angelegenheit.

Uralte ko5mei!k

Ein kulturgeschichtlicher Rückblick Vott Werner Lenz

V. Gesundheit und Schönheit sind verwairdte Begriffe. Darum ist die Schönheitspflege, die Kosmetik, ihrer Urnatur wie ihrer Kulturbedeutung nach Gesundheitspflege. Bereits die Schriften der ältesten Kulturvölker beweisen dies. So ver­pflichteten schon in frühgeschichtlicher Zeit Kult und Ritus die Menschen zu einer hygienisch und ästhetisch ausgerichte­ten Körperpflege, mag man nun an Altägypten, Hellas, Vor- berasien oder andere Gebiete denken. Der Priester und Arzt, der Medizinmann und Gottheitsmittler war ja ehedem wie auch heute noch bei primitiven Stämmen zumeist eine Person, die mit Unterstützung des Gesetzgebers die Beachtung der hygienischen und kosmetischen Vorschriften überwachte. Natürlich ist der Wert und Unwert solcher kultischen Gesetze je nach der wissenschaftlichen Erkenntnis oder auch nach dem Stande des Aberglaubens in den einzelnen Volksgebieten und Epochen höchst verschieden; oft auch wurde ein guter Grundge­danke auch ins Gegenteil verkehrt.Vernunft wird Unsinn, Wohltat Plage!" Und wo gar die Tagesmode mitbestimmen durfte, da wucherte von altem gesundem Urstnne abwei­chend oft das Gute zum Grotesken aus. Immerhin kann man kulturhistorisch mit Sicherheit feststellen, daß Völker, die bei oft hervorragendem Kulturstande naturnah blieben, am sichersten gebettet waren, während dekadende Ueberkultur Ueberliefertes in Lächerlichkeit und Schädlichkeit umkehrte.

Bereits die frühesten Kulturepochen zumal des oliven­reichen Mittelmeergebietes hatten den Nutzen erkannt, den ein regelmäßiges Einsalben dem Körper des Menschen bringe. Gegen Hautschädigungen durch Hitze und Kälte, durch Nässe und Trockenheit, durch rauhe Arbeit und beim Sport wandte man, verbunden mit Massagen, die Hautsalbung an und auch tierische Fette wurden, zumal bei nordischen Völkern, in die Kosmetik einbezogen. Butterkuchsmero",ancho" (Anken Butterschmalz) ein, was nach dem Zeugnis alter Schrift­steller manchmal unschöne Dufterscheinungen hervorrief, so bemühten sich die Mittelmeervölker, ihr Manzenöl sowohl duftig als auch farbig zu gestalten. Aus dersmema"-Salbe wurde die verschiedenartig parfümierteSchminke". Sie rückte rber schon frühzeitig von der eigentlichen Hygiene ab und rat ins Gebiet der raffinierteren Kosmetik über, verlor da- nit auck ihren Urwert. Tenn wenn die Römerinnen, um 'assen Teint zu erzielen, Hautschminken mit Bleiweißgehalt

benutzten, so ist das zumindest hygienisch bedenklich. Harmloser, aber hygienisch nutzlos, vielmehr nur der Eitelkeit dienend, war die Verwendung von roter Schminke als Wangen- und Lippenauflage; diese Hautfarbe enthielt in ältester Zeit meist Beigaben von kosmetisch vorbereitetem Seetang und Seegras, also einer Beimischung von Pottasche. Besaßen bereits die Frauen Altägyptens Behälter für Schminke aus Alabaster, Schminkgriffel aus Holz, Elfenbein und Bronze, ja regelrechte Schminkpaletten aus Schiefer mit Reibsteinen, so machten die vornehmen Römerinnen den Geschlechtsgenossinnen aus Nord­afrika diese Moden willfährig nach; und von dort drang die Sitte desRot- und Weißauflegens" so frühzeitig nach Ger­manien, daß im deutschen Mittelalter das Farbschminken so­gar in bäuerlichen Kreisen gang und gäbe war, wie ja auch nach Berichten altdeutscher Dichter die Dorfschönen ihren Handspiegel am Gürtel trugen, wenn sie zum Tanze eilten. Sehr viel älter ist. wie Funde aus der Bronzezeit dartun, die kulturellwichtigere Sitte des germanischen Menschen, der Sauberkeit des Gesichts und der Hände Aufmerksamkeit zu­zuwenden. Man fand in Gräbern und die Grabbeigabe charakterisiert das Kulturbedürfnis des primitiven Menschen

vielfach Bestecke, die an einem Ring oder an einer Kette Ohrlöffel, Zahnstocher, Haarpinzetten und Nagelreiniger zu­sammenhielten, also Taschengerätschaften des Mannes und der Frau gewesen sind. Auch den Taschenkamm zusammenklappbar

fand man in Gräbern heidnisch-germanischer Vorzeit; als Seltenheit, weil so leicht zerstörbar im Lauf der vielen Jahr­hunderte, erhielten sich Haarnetze germanischer Frauen und Mädchen. Haarnadeln kannte schon der antike Orient; Haar­spiralen als Frisurordner gehören zu den häufigeren Funden des deutschen skandinavischen Nordens. Haarfärbemittel seifsalba" sind für unseren Kulturkreis bereits für die Epoche der Zeitrechuungswende verbürgt; das Mittelalter ver­wendete dem sonderbaren Wunsch nach weißer Haarfärbung folgend, lange Zeit hindurch Puder, während die Römerinnen, eifersüchtig auf das Blond der weiblichen germanischen Ge­fangenen, sich echtes Goldpuder in die Locken streuten! Das Weiße Pudermittel wurde aus Weizen- und Bohnenmehl her- gestelltz was begreiflicherweis manche Volkswirte zu Protesten gegen solche Verschwendung von Nahrungsmitteln auf den Plan rief. Die heutige Pudererzeugung vermeidet solche Ver­wüstung natürlich durch ihre chemische Vervollkommnung durchaus, was umso wichtiger ist, als ja weniger dieDeck- Puder" wirtschaftswichtig sind, als die Haut- und Kinder­puder mit Heilkraft, deren sich auch der Mann nach der Ra­sur und vor dem Sport sowie bei Schweißbildung zu be­

dienen pflegt. Denn Gesundheit und äußeres Wohlerscheinen gehen eng miteinander zusammen, und wie allein in einem gesunden Leibe eine gesunde Seele weilt, so ist auch äußerliche Schönheit stets auf physische und psychische Gesundheit ge­gründet.

Wildwest in der Male San Michele

Oder: Was eine Schönheitssalbe anrichtete

Bellarmino Mancini ging eines Abends ins Kino, um einen herrlichen Wildwestfilm zu erleben. Seine Frau blieb zu Hause; sie hatte für Indianer, Revolver und Mustangs nichts übrig. Ihre Sehnsucht ging weniger nach Kraft als nach Schönheit. Als Bellarmino durch die verdunkelten Straßen Mailands sich nach Hause gefunden hatte, noch ganz erfüllt von den abenteuerlichen Erlebnissen in der Prärie, von den Heldentaten der Cowboys und den Schurkereien der Rot­häute, als er ins eheliche Schlafzimmer kam und das Licht anknipste, da fuhr er mit einem jähen Aufschrei zurück: im Bett seiner Ehehälfte lag ein Indianer!

Rotbraun leuchtete das Antlitz aus den Weißen Linnen, schwarzsträhnig flutete das Haar über die Kissen, es fehlte nur die Adlerfeder. Vielleicht lag auch sie irgendwo Bellar­mino hatte keine Zeit, danach zu schauen, denn schon stürzte er als ein sehr bleiches Bleichgesicht die Treppe hinab und schreckte sämtliche männlichen Hausbewohner aus dem Schlaf. Als die Robertos und Francescos, oder wie sie nun gerade hießen, die schreckliche Kunde vernommen und Kriegsrat ge­halten hatten, schlichen sie zu Bellarminos Wohnung hinauf, vorsichtig durch den Korridor und dann riß Bellarmino mutig die Tür zum Schlafzimmer auf.

Aus dem Bett starrte die tapferen Männer der Viale San Michele, zuerst ängstlich und dann erstaunt ein tatsäch­lich rotbraunes, schwarzhaarumwalltes Angesicht an! Die Züge waren freilich wenig indianisch sie glichen durchaus dem sonst bellen Angesicht der Signora Mancini. Bellarminos Gattin.

Und tatsächlich es war Frau Mancini. Sie hatte eine neue Schönhsitspaste aufgelegt, die mindestens acht Stunden brauchte, um das Antlitz einer nicht mehr ganz jungen Sig­nora zu verschönern. Warum die Schönheitssalbe eine Fär­bung hat wie ein Indianer in Natura, mag das Geheimnis des Fabrikanten bleiben für Bellarminos indianische Phan­tasie war es jedenfalls eine Peinliche Sache. Was dann weiter sich in der Viale San Michele ereignete, verschweigt des Be­richterstatters diskrete Höflichkeit