Freitag de« 31. März 1841
Der Enztäler
98. Fahrgavg Nr. 68
a
Kriegsschauplatz Atlantik
NSK. In letzter Zeit taucht immer stärker das Wort „Atlauirk" in den Pressemeldungen und in öen Zei- tüngsatlikeln aus Allmählich tritt dadurch in das Bewußt- sein des deutschen Volkes die Tatsache, daß sich der Krieg nach Westen aus den atlantischen Raum verlagert hak und damit ein wahrhaft atlantischer Krieg geworden ist. Das ist unbedingt eine bemerkenswerte politische und strategische Entwicklung.
Der Anfang dieses Krieges lag in Osteuropa und war rein kontinental. Heer und Luftwaffe standen im Vordergrund. Am Westwall deckte das Westhesr den Rücken für die Operationen im Osten. Nach dem beispiellosen Blitzschlag über Polen und einem langen Winter des Wartens begannen die Versuche des Gegners, in Skandinavien Fuß m fassen und Deutschland vom Norden abzuschneiden. Der deutsche Gegenschlaa bestand in der blitzartigen Besetzung Dänemarks und Norwegens. Diele unvergleichlich kühne Operation war nur möglich durch das reibungslose und kameradschaftliche Zusammenarbeiten aller drei Wehrmachtsteile. Aber zweifellos hatte in der ersten Phase des Kampfes die Kriegsmarine die Fahrung und auch die größeren Opfer zu tragen.
§um ersten Male hatte die Kriegsmarine m metem Kriege in ganz großem Maßstab ihre Bedeutung und Kampfkraft erwiesen Narvik wurde nicht nur zum einmaligen Symbol deutscher militärischer Tugenden, sondern auch ein Beweis für die große strategische Fernwirkung Arier Kriegsflotte. Auch die Durchführuno und Sicherung des ständigen Nachschubes nach Norwegen der in der Hand von Kriegs, und Handelsmarine lag. war eine hervorragende Leistung.
Das Ergebnis der Norwegenaktion war die Zurückweisung der englischen Umfassung, die Zurückdränquna der britischen Blockadelinie im Norden und das Fußfassen an der atlantischen Küste Norwegens. Von hier aus konnten die Operationen der deutschen Streitkräfte sehr viel besser gngelekt werden und lührten auch zu der Versenkung eines wertvollen britischen Flugzeugträgers, der „Glorivus", und ihrer beiden Begleitzerstörer hoch im Norden bei der Insel Jan Mayen Hatte schon die deutsche Seekrieasührung durch die Besetzung Norwegens freien Ausgona aus der Nordsee und weitere Betätigungsmöglichkeit gefunden, so erweiterte sich diese Lage im Laufe des Sommers noch bedeutsam. Das siegreiche Vordringen des deutschen Heeres und der Luftwaffe ngch Westen und die endgültige Nieder- werfuna Frankreichs sicherten der Kriegsmarine ganz neue Operationsbaien. Von da an begann eine ganz neue Bbase des Krieaes.
Bis dahin hatte man in Deutschland immer noch den Eindruck eines mitteleuropäischen Festlandkrieges haben können. Nun erst, nach dem Zusammenbruch des stärksten Landgegners, weitete sich der Krieg zu einer ozeanischen Auseinandersetzung. Die deutsche Kriegsmarine übernahm die holländischen, belgischen und französischen Häfen und Stützpunkte bis an die spanische Grenze und stand somit Brust an Brust England gegenüber. Deutsche Schnellboote Torpedoboote und Zerstörer, Fernkampf- balterien und Fliegerverbände vertrieben die englischen Seestreitkräfte aus dem Kanal, und störten den dortigen englischen Schiffsverkehr derartig, daß iedes Hindurchbringen eines Geleitzuges zu einer „richtigen Flottenaperatian" wird, wie sich Großadmiral Lord Chatfield ausdrückte Die fast völlige Sperrung des Kanals hat schwere Folgen für die britische Schiffahrt, weil es ihr wichtigster Seeweg war.
An der atlantischen Küste wurden ebenfalls deutsche Einheiten stationiert die von da aus in den Atlantik vorstießen. Deutschland befindet sich heute im Besitz von strategischen Operationsbasen, wie sie günstiger nicht gedacht werden können und wie sie die Hochseeflotte des Weltkrieges niemals auch nur annähernd gehabt hat. Denn damals war die deutsche Hochseeflotte in der Nordsee fest ein» geschlossen, und nur Hilfskreuzer und U-Boote konnten aus
dem nördlichen Weg um Schottland die britische Blockade durchbrechen.
Die französische Atlantikküste ist außerordentlich günstig als Operationsbasis für Seestreitkräfte. das lehrt uns die ganze Seekriegsgeschichte. In den langen, fast ununterbrochenen englisch-französischen Seekriegen des 17. und 18. Jahrhunderts haben Dünkirchen. Cherbourg. Brest, Lorient und La Nacheile eine ausschlaggebende Rolle geipielt. Von hier aus operierten die kühnen französischen Freibeuter Jan Bart Forbin. die Admirale Touroille. de Grosse, Guichen und Suffren gegen England und leine transatlantischen Seewege. Von hier aus bekämpften sie die englische Blockade und es gelang ihnen trotz ihrer ständigen. vom Unverständnis der Pariser Regierungen verschuldeten. zahlenmäßigen Unterlegenheit, den britischen Handel schwer zu schädigen Trotz britischer Blockade erreichten doch oft die französischen Geleitzüae ihre Heimathäfen.
Heute benutzt die deutsche Kriegsmarine diese günstigen französischen Kriegshäfen in ihrem Kamps gegen England. England lebt von seiner überseeischen Versorgung, die ausschließlich über den Atlantik Herangeführt werden muh. Allo richtete sich der Kamps der deutschen See. und Luftstreitkräfte gegen die transatlantischen Versorgungswege Großbritanniens. Churchill aber sagte selbst, daß die Offenhaltung der Tore zum Atlantik die vordringlichste Ausgabe der britischen Wehrmacht sei.
In enger Zusammenarbeit tragen heute die deutschen See- und Luftstreitkräfte den Krieg auf den Atlantik hinaus, der damit wieder zum Kriegsschauplatz wird wie einst in den Tagen der Segelschiffsflotten. Deutsche Ueberwasser- streitkräfte vernichteten britische Geleitzüge 1000 Seemeilen östlich von Neufundland und versenkten dabei 86 000 BRT feindlichen Schiffsraum am 8. November 1940. Am 13. Februar 1941 vernichten deutsche Seestreitkräfte westlich von Portugal einen Geleitzug von 14 bewaffneten Dampfern mit zusammen 82 000 BRT. Am 24. Februar 1941 greifen U-Boote einen Geleitzua an und vernichten dabei 123 000 BRT. Am 26. Februar 1941 versenken deutsche Fernkampfflugzeuge 500 Kliometer westlich von Irland 9 Dampfer mit 58 000 BRT und beschädigen 7 weitere schwer. Innerhalb von 48 Stunden wurden in jenen Tagen einmal 253 000 BRT feindlichen Schiffsraumes von Einheiten der deutschen Kriegsmarine und Luftwaffe versenkt. Das zeigt die glänzende Zusammenarbeit der beiden Wehrmachtsteils auf dem atlantischen Kriegsschauplatz.
Die Vorzüge der seestrategtichen Ausgangsstellung ermöglichen heute auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Fernkampfflugzeugen und U-Booten. Die Flugzeuge können durch Funk den U-Booten die Stellung der feindlichen Geleitzüye übermitteln und ihnen dadurch den Weg weisen, was im Weltkrieg noch nicht möglich war. Damals mußten die deutschen U-Boote oft wochenlang in den ihnen zugeteilten Operationsgebieten warten, ehe sie überhaupt ein feindliches Schiff zu Gesicht bekamen.
Der Seekrieg gegen Englands atlantische Verbindungswege wird immer wichtiger, lieber den Atlantik läuft heute die englische Lebenslinie. Diese zu durchtrennen, ist das Hauptziel der deutschen Kriegführung. Auch der Einsatz von Kampffliegern gegen die britische Schiffahrt ist nur eine Erscheinungsform des Seekrieges. Eine wesentliche Folgeerscheinung dieses Krieges ist das schnelle Anwachsen der deutschen Kriegsmarine, die auch nach dem Krieg vergrößert werden muß. Großdeutschland aber wird in der Zukunft auch eine atlantische Seegeltuna beanspruchen können und müssen
Amerikanisches Marinegeschwader in Australien.
Madrid, 21. März. Am Donnerstag, so meldet der Londoner Nachrichtendienst, sei ein zwei Kreuzer und fünf Zer- störer umfassendes amerikanisches Marinegeschwader, dos Australien einen Besuch abstattete, in Sydney angekommen. Wie der Londoner Nachrichtendienst hinzufügt, befänden sich augenblicklich 13 Kriegsschiffe der Vereinigten Staaten in den Pazifischen Gewässern.
Vorwärts in eine neue Zeit!
Dr. Ley auf der Kommunaltagung in Straßburg. ,
Ktraßburg, 20. März. Im Mittelpunkt des ersten Tages der Reichsarbeitskagung des Hauptamtes für Kommunalpolitik stand die Rede des Rejchsoreanisationslei7rrs Dr. Robert Ley. der im überfüllten Saal des Straßburger Sängerhauses zu den Männern sprach, die jetzt an der Spitze der Gemeindeverbände des Heimgekehrten Elsaß stehen. Der Reichsorganisationsleiter erinnerte eingangs an die Zeit, als er im August 1914 als junger Freiwilliger in Straßburg einzog und in froher Begeisterung das schöne Land kennenlernte Aber damals waren den Menschen alle Ideale genommen. Sie waren politisch zerrissen, und nirgends war eine Einheit zu sehen. So sei das Ende 1918 kein Sieg von Soldaten über Soldaten gewesen, sondern nur ein allmähliches Erschlaffen Heute stehe er wieder in dieser Stadt und dürfe künden von der Idee und dem fanatischen Lebenswillen des deutschen Volkes. Heute ist das ganze deutsche Volk von der revolutionären Idee des Füh- rers erfüllt und beseelt. Heute begreift jeder Arbeiter, und Bauer und Soldat, worum dieser Kamps geht. Heut« marschieren 85 Millionen Deutsche in einer Marschkolonne. Aber auch waffenmäßig, kulturell, wirtschaftlich und ernährungspolitisch stehen wir unvergleichlich stärker. Militärisch kann keine Macht der Erde überhaupt etwas Aehnliches aufweisen. Heute, nach über eineinhalb Jahren Krieg, stehen wir stärker da, als wir in den Krieg hineingingen, und unerschöpflich sind die Reserven an Menschen und Waffen.
Der Reichsorganisalionsteiler der NSDAP sprach dann von der glänzenden Bewährungsprobe der Partei, die im Kriege ihre Betreuungsaufgabe vorbildlich erfülle. „Heimat und Front sind nicht zwei Teile, die aus- einanderstreben, sondern ein untrennharer kämpferischer Block, dessen ewiger Bestand vom Führer gewährleistet wird. Adolf Hitler ist die größte aller Chancen, die Deutschland hat. Er ist es gewesen, der unser Volk herausfühcte aus der Tiefe seiner Schande, aus dem Versailler Vertrag und aus der größten inneren und äußeren Not".
Dr. Ley kennzeichnete unter dem Jubel seiner Hörer den wunderbaren Dreiklang Arbeiter. Bauer und Soldat. Jeder erfülle an seinem Platz seine Pflicht und marschiere den Weg. den der Führer ihm gewiesen hat. Ein Naturgesetz sei es. daß das Alte von jungen Kräften ubge- löst und verdrängt wird. Mit diesem fundamentalen Gesetz müsse sich nun auch England und seine Trabanten absin- den. England wisse genau, daß es ein Kamps aus Leben und Tod ist. Ebenso genau wissen wir aber, daß wir den Sieg erringen. Alle Vorausletzungen dazu sind gegeben. Dr. Ley wies dann im einzelnen aus die Zukunstsau f g a b e p hin, die sich in dem großen Sozial- werk des Führers ausdrücken. Das Endziel des großen Werkes sollte es sein, den einzelnen Volksgenossen zu betreuen und ihm das Gefühl der Geborgenheit zu geben. „Die Gemeinschaft muß hier ihre größte Pflicht in der Verwirklichung der Kameradschaft sehen. Der Einzelne muß wissen: die Nation hilft mir! So werden wir eine Zeit erreichen, die früher unvorstellbar war und die auch für uns, die wir viel erhofft, ersehnt und schließlich erfüllt gesehen haben, unvorstellbar erschien."
Dr. Ley umriß schließlich besonders di« Aufgaben der Gemeindcn, vor deren Brrtretern er sprach. Sie hätten die Pflicht, alle Probleme anzufasten. „Ein Volk, elne Nation marschiere,, gleichen Schrittes und Trittes und vorweg ein Mann, ein Führer, der das Ziel kennt." Das deutsche Volk habe die Zeit begriffen. Es lei erwacht aus dem Gestern des bequemen, spießigen Bürgertums und marschiere nun vorwärts in ein« neue Zelt mit Adolf Hitler.
Kabul. Die vritucheu Behörden in Indien haben bisher 6346 Personen aus politischen Gründen verhaftet, wie der Innenminister der Indienregieruna vor dem indischen Parlament in Delhi bekanntaab
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«21. Fortsetzung.!
xIch bin nicht enttäuscht, Fräulein Doktor, nein, wirk- Uly nicht. Das wäre dumm und ... und undankbar. Nur ein wenig benommen bin ich. Sie müssen das verstehen ... es ist doch alles fremder Boden und ..
„Aber ich bin doch da!"
„Ja, Sie ... das ist schön, wunderschön ..
Die letzte Wechselrede ist rasch, fast atemlos gefallen.
Nun sehen sie einander in die Augen. Zuerst ein wenig erschreckt. Doch dann in einem Grützen, das wie eine Bestätigung ist. Mit einem Rest trotziger Scheu von seiten des Mädchens. Des Mannes Blick jedoch gibt un- verhüllt die Innigkeit einer großen Bewunderung und einer tiefen Freude preis.
Sylvia fühlt, wie das Licht, das aus diesem Blick leuchtet, auch in ihr etwas entzündet. Ein Helles, warmes Feuer . .."
Sie steht auf, und blickt sacht an sich Herunter und wischt mit den Händen, die nicht wissen, was sie tun, Stäubchen von ihrem Kleid, die das Kleid nie berührt haben.
Das Telephon! ... Ein Fernruf aus Wien. Man wünscht Aenderungen im Verleihvertrag des Märchen- spiels.
Sylvia, sogleich völlig gesammelt, macht einige kleine Zugeständnisse, diktiert im übrigen aber die festen Bedingungen der Globus, auf die man eingehen müsse.
„So," sagt sie nach Beendigung des ziemlich langen pesprächs, dem Rust staunend gefolgt war, „das wäre geschafft. Nun zurück zu Ihnen. Wie gesagt, das Treatment liegt fest. Und unsere Herren haben es nicht schlecht gemilcht. Aber das Drehbuch, alle Dialoge, das ... werden sie schreiben, Herr Rust. Und es wird ausgezeichnet werden. Darüber bin ich mir vollkommen klar."
„Ich?"
„Natürlich Sie. Sie sind der Berufene. Sie, der eine Ute Ballade im Motiv zur Dichtung gestaltet hat. Und
was die Technik des Drehbuchschrcibens anlangt, die bringe ich Ihnen im Handumdrehen bei."
„O Sie ... Sie ...?" Heiß glüht seine Huldigung auf in der Wiederholung dieses kleinen Wortes und seine freudige Erregung setzt sich fort, als er weiter sagt: „Sie sind also der Meinung, daß es zum Drehbuch kommt, daß wirklich und wahrhaftig der Film nach meinem Stück gedreht werden wird?"
„Ich habe von'allem Anfang an Ihrem Werk ganz bewußt und stark das Wort geredet. Ihre Dichtung hat mich nicht losgelassen, hat alles von mir gefordert, den Einsatz meiner ganzen Person. Ich war immer restlos überzeugt davon. Heute aber weiß ich, daß ich die „Venezianische Ballade" m der morgigen Sitzung ourchorücken mutz. Unbedingt. Gegen jeden Widerstand. Und um jeden Preis!"
Nicht mehr die Dramaturgin der Globus, sondern der Mensch Sylvia Karding, schicksalhaft angerührt, offenbart sich in dieser flammenden Beredsamkeit.
Da: wieder das Rasseln des Fernsprechers! Rücksichtslos zerreißt es die eigenartige Stimmung, die zart um die beiden jungen Menschen schwingt.
Es sind allerhand wichtige Telephonate, welche die Plank bedenkenlos in oas Chefzimmer weiterleitet. Denn daß darin augenblicklich nun doch dieser Rust empfangen wird, erscheint ihr recht nebensächlich.
„Ich störe," entschuldigt sich leise der Mann, als- die Anrufe sich mehren, kaum begonnene, neue Gedankengänge stets aufs neue jäh unterbrechend.
„Ach," entgegnet Sylvia, die am liebsten sagen würde: Man stört uns! Und dann schlägt sie, die Zurückhaltende, ganz unvermittelt vor: „Wissen Sie was? Gehen Sie jetzt wirklich lieber fort. Aber... kommen Sie abends zu mir! In meine Privatwohnung. Etwa gegen neun Uhr." Sie schreibt ihm rasch ihre Adresse auf. „Da werden wir Zeit und Mutze haben, weiterzuplaudern."
Ja, in Sylvias Vlumenerker ist gut sein.
Hier erfährt Arwed Rust sein tiefstes künstlerisches und menschliches Erlebnis. Durch das beglückende Verstehen einer Seele, die in einer anmutsvollen Frau wohnt. Denn frauenhaft entfaltet sich an diesem Abend Sylvias Mädchenhaftigkeit, da sie dem Empfinden nachgibt, zu bemuttern, zu helfen, zu stützen rmd schützen, zu
lehren und zu unterweisen. Dieses unbedingte Gebenwollen wird in ihr ausgelöst durch die seltsam-unerfahrene Knabenhaftigkeit des Mannes, der — ein Dichter ist.
Sein Werk war ihr schon teuer und wert geworden, als er selbst noch etwas Unpersönliches gewesen war. Nun aber ist es als Mann von Fleisch und Blut in ihr Dasein getreten und damit — das fühlt sie — hat der Fluß ihres Lebens sich geteilt. Von einer ungeheuren Macht, Ser sie sich bedingungslos unterwerfen muß, wird der Strom fählings in eine neue Richtung gelenkt... Unter Rusts großen, samtbraunen Augen, die eine Welt von Zärtlichkeiten ausdrücken, flutet in ihr eine warme Welle -er Zuneigung auf, die rasch und geheimnisvoll wächst: die sie aufhebt, hoch über sich selbst hinaus und cintancht in eine Wolke von Seligkeit...
Unausgesprochen webt dieses gegenseitige starke Gefühl seinen unentrinnbaren Zauber um die beiden jungen
Herzen, die im gleichen Takt schlagen, heiß zueinander strebend. Dennoch gehen die Worte nur um des Mannes- Dichtung. Allein diese verwebt sich dabei so seltsam mit der Wirklichkeit, daß wiederum die Wirklichkeit zur Ballade wird. So fließt eines in das andere über, in wnn- dererfüllter Wechselwirkung. Die von dem Dichter geschaffenen Gestalten und das ihnen eingehauchte Fühlen und Denken werden zum lebendigen Leben, das der Mann und das Mädchen mit ihren Persönlichkeilen Lurchdringen. Oder in denen sie mit ihren Persönlichkeiten ausgehen? Das ist zuletzt nicht mehr zu unterscheiden. ^
Die Stunden verfliegen wie in einem Traum. Irgendwo weit draußen treibt der Alltag. Hier aber gibt es kein Gestern, kein Morgen: nur das Jetzt gilt. Das Jetzt, dessen Welt unwirklich geworden ist. Ohne Grenzen verschmelzen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in zeitlosem Entzücken.
Da aber die Vergangenheit unvermeidlich mit der Gegenwart verknüpft ist, und diese ebenso unvermeidlich in die Zukunft mündet, ist jeder Atemzug und jeder Herzschlag Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zugleich.
Als Arwed Rust in der dritten Morgenstunde, sich verabschiedend, Sylvias Hand an die Lippen zieht, hat er von ihrem ganzen Wesen Besitz ergriffen: tiefer und gewaltiger, als sie selbst noch ahnt. -
^ LLortletznua keläl.1 «