Wieder über London

U-Boot und Flugzeuge versenken Handelsschiffe.

Berlin, 29. 2cm. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Lin Unterseeboot versenkte 11500 VRT feindlichen Handelsschifssraume».

2m Zuge oer bewaffneten Aufklärung griffen gestern Kampfflugzeuge kriegswichtige Ziele in London mit Spreng- und Brandbomben erfolgreich an Außerdem wurden Tref­fer auf Bahnanlagen einer Stadt in Ostengland erzielt.

2m Seegebiet westlich von 2rland versenkten Fern­kampfflugzeuge ein feindliche» Handelsschiff von 4Lk>0 BRI und beschädigte zwei weitere Handelsschiffe schwer.

Fernkampfartillerie de» Heere« beschoß kriegswichtige Ziele ln Südostenglond.

Der Feind flog am gestrigen Tage und in der vergan­genen Nacht weder in das Reichsgebiet noch in die beseh­en Gebiete ein. Ein eigene» Flugzeug wird vermißt."

Brit sche« ll-Boot -Triton- verloren

Die britische Admiralität hat laut Reuter eine Mittel, luna veröffentlich:, wonach das U-BootTriton übenollig ist und als verloren betrachtet werden muß. - Das U-Boot Triton" wurde im Oktober lS37 als erstes eines neuen Typs vom Stapel gelaffen. Es hatte eine Wasserverdrängung Von l090 BRT und eine B satzung von 60 Mann.

Seeleute von »38 Schiffen gcrettet Der britische Seerettungsdi.-nst hat wie dieTimes" nnt- teilt,das anstrengendste Jahr der lI7 Jahre keines Beste­hens" hinter sich. Ueber 2000 Seeleute seien von 638 schik- fln gerettet worden, die dem deutschen Handelskriea zum «User aekallen Und.

Vchiffsverkufte fast verdoppelt

Nach dem amtlichen Berscht der britischen Admiralität betragen die Schiffsverluste für die Woche, die am 19. Januar endet, 53 212 Tonnen. Dem gleichen Bericht zufolge beliefen sich dir Gesamtoerluste in der Vorwoche nur aus 30226 Tonnen. Erfahrungsgemäß bleiben die von der bri- tischen Admiralität angegebenen Zahlen weit hinter den tat­sächlichen Derluften zurück. Dazu kommt, wie gerade in der letzten Zeit in amtlichen Verlautbarungen immer behauptet wurde, daß die der britischen Marine zugefügten Verluste von Woche zu Woche geringer geworden seien. Nun mutz ich die britische Admiralität unter dem Druck der Tatsachen elbst dementieren und zugeben, daß die erlittenen Verluste n der Berichtswoche sich gegenüber der Vorwoche fast ver­doppelt haben.

Die Schäden in Manchester

Ein Sonderausschuß hat. wie englische Blätter berichten, der Sadtverwaltung von Manchester einen Untenuchun-Z- bericht mit Unterlagen über den deutschen Lustanarifs aus diese Stadl am 2. Januar zur Verfügung gestellt. Der Oeffentlichkeit werden aus diesem Bericht iedoÄ nur ganz wenige Einzelheiten zugannlich gemacht. Immerhin laß" die lakonische FMtclluna gewisse Schlüffe zu wonachlech; Feuersbrünste, eine Anzahl von Großfenern und Hundert: von kleinen Feuern" zu verzeichnen gewesen sind rlichi weniger als A> Ausräumnngsabteilnngen seien mitunrei gleichz-itig m Tätigkeit gewesen. Es seien einiae hundert Spreng- und Tausende von Brandbomben äl-oeworfen wor­den. Am bezeichnendsten ist es aber daß jede Mitteffunx Aber die verursachten Schäden der Oeffentlichkeit gegenübel vermieden werden muß.

Der Untergang Englands gewiß

Großadmiral Raeder vor de« Werftarbeiter«

Breme«. 29. Jan. Der Oberbefehlshaber der Kriegs­marine. Großadmiral Dr. h. c. Raeder. sprach zu den Werftarbeitern der Defchimag in Bremen. Die Ansprache des Großadmirals wurde im Gemeinschaftsempfang von den Werftarbeitern aller übrigen Wersten, die im Kriegs- ichifsbau sür die Kriegsmarine tätia And. gehört. Der Ober» befehlshaber führte u a. Folgendes aus:

Ein Jahr ist vergangen, seitdem ich vor den Gefolg­schaften der Kriegsmarinewersten Wilhelmshaven und Kiel gesprochen habe. Die gesammelte Kraft des deutschen Vol­kes an der Front wie in der Heimat erwartete damals die Ereignisse des Jahres 1940 mit Spannung, aber auch im festen Glauben an den sicheren Erfolg Und in welch herr­licher Gestalt wurde dieser Mut und diese Zuversicht be­lohnt! All die rasttole Arbeit für die Wiederausrichtung und Wehrhaftmachuna unseres Volkes, der heroitche Ein­satz sür Lebensrech' und Freiheit des Großdeulschen Rei­ches. sie fanden ihre Erfüllung in den Siegen in Norwegen und im Westen. Was niemand sür möglich gehalten hätte, es war durch eine geschichtliche einmalige Krastentfaltung gelungen. Für die Kriegsmarine ragt aus dem an geschichtlichen Ereignissen überreichen Jahr 1940 die Be­setzung der wichtigsten norwegischen Häsen als bedeutend­stes Ereignis heraus. Denn hier handelte es sich darum, trotz unterer Unterlegenheit zur See dem Feinde, der die Absicht hatte »ns vom Norden her abzurieaeln. rechtzeitig zuvorzukommen und damit nicht nur die enqli'cysn Avlkcy- ten zu vereiteln, sondern auch den freien Ausgang zum Atlantik zu gewinnen Damit war ein kriegsentscheidender Schritt getan, und die Kriegsmarine ist stolz daraus ihren Beitrag unter Einsatz aller ihrer Mittel in kühnstem An­griffsgeist geleistet zu haben. Denn sie trug nicht nur die volle Verantwortung für das rechtzeitige Erreichen der Ziele und die Wegnahme der wichtigsten Plötze, was trotz des örtlichen Widerstandes und unter den Augen der be­reits in See befindlichen britischen Flotte gelang, sondern sie schuf mit ihrem erfolgreichen und auch opservollen Ein­satz die Voraussetzung für das Gelingen der Gesamioperr- tionen. der sie auch weiterhin ihre ganze Kraft widmete zur Durchführung und Sicherung des sür den Kamps im norwegischen Raum levensnotwendigen Nachschubs Welche Heldentaten dort vollbracht wurden, gehört der Gesch chte an. Der Name Narvik leuchtet als ein unvergängliches Symbol deutschen Soldatentums durch alle Zeiten.

Der Sieg im Westen brachte uns mit der Besetzung der französischen Kanal- und Allanlikküste die Ergänzung un­serer Äusfallstellungen gegen England von Osten und Sü­den her. heute stehen wir vom höchsten Norden bis zum

Gott von Biskaya Unsere Stützpunkte ermöglichen es uns. zur See und in der Lust den Ring um England immer enger zu «chließen Wenn wir uns das Ausmaß unserer militärischen Erfolge für unseren jetzigen Endkampi gegen England verdeutlichen wollen io muffen wir uns oor Augen halten, was allein die Abichnüruno Englands von leinen europäischen Zufuhren bedeutet Hölzer aller Art Erze aus Skandinavien wichtige und zahlreiche Lebensmit­tel. die allein schon einen hohen Prozentsatz der britischen Zufuhren im Weltkr eg ausmachien. aber auch die ffir Eng­land !o noiwendiaen Kriegsmateriallieierunoen aus Bel­gien und Nordtrankreich sind in vollem Umsanae atge- schnttlen. Die französischen Werften die im Weltkrieg zur

'Reparatur und kür Neubauten zur Vertilgung »rannen, sin-d dem englischen Zugrifs entrissen. Und anstatt Englands ist heute Deutschland der Nutznießer. Die ganze Schlag­kraft der Kriegsmarine kann setzt im Besitz der neuen Stützpunkte, auf die lebenswichtigen britllchen Zukuh« ren aus Uebersee eingesetzt werden Diele Zufuhren werden überall anaepackt. im Atlantüchen. im Indischen und im Pazifischen Ozean. Unterieeboote und Ueberwafferstreitkräste aller Art teilen sich unter vollstem Einsatz diese Aufgabe. Ich möchte hier besonders unterer U-Boote und unserer In U e b e r l e e" operierenden Streitkräfte gedenken deren heldenhafter Angriffsgeist im­mer wieder in der ganzen Welt Auslehen erregt. Aber auch oie anveren Eeestreitkräfte. und hier w-ever veionoers me Zerstörer, Torpedoboote und Schnellboots haben großen Anteil an den Erfolgen unserer Seekriegs- sührung Diele Erfolge wären indessen nicht denkbar wenn : nicht auch die kleinsten Einheiten die M i n e n s u ch- und Räumverbände, die Unterieebootsiöaer und Vorpostensahrzeuge. ihren aufreibenden und ent-- sagungsoollen Dienst mit unerschütterlichem Mut und stol­zer Einsatzfreude im Sommer und Winter, bei Taa und Nacht versehen würden Wenn eines Taaes die Geschichte dieses Krieges geschrieben wird, ko soll und wird dieser kleinsten Einheiten unserer Kriegsmarine mit besonderer Achtung. Anerkennung und Dankbarkeit gedacht werden. Wir sehen sie überall am s-ordkap an der West- und Süd­küste Norwegens, im Skagerrak und Katteaatt. an der jü­tischen und holländischen Küste, im Kanal und vor den französilchen Atlantikhäfen Sie sichern das Küsteuvorkeld und machen so die Wege frei für die aroßangeleaten Ope­rationen der Kampfkräfte Und mit ihnen kömvken die st enfkieaer staffeln, deren Ausgaben sich nicht nur auf die Aufklärung und Sicherung des deutschen- stenvorfekdes beschränken sondern die sich auch im 'chneidi- een Einsatz gegen den Feind selbst gegen Geleitzüae und Bewachnnqsstreitkräfte bewähren. An der Küste selbst ist es dis Marineartillerie, die dem Feind iede An­näherung verwehrt und die besonders auch in der Abwehr feindlicher Lustanariffe hervorragendes geleistet Kat.

Andere Lage als im Weltkrieg

Vergleichen wir diese heutige Lage mit dem Weltkrieg, so wird auf den ersten Blick der gewaltige Unterschied deut­lich. Damals stand der Kriegsmarine nur die enge Nordsee erls Aufmarschranm und Operationsgebiet zur Verfügung. Trotz des heldenmütigen Ringens unserer U-Booie gelang es uns damals nicht, England von seinen Zufuhren, nicht einmal den europäischen, abzuschneiden. Das ist heute alles grundlegend anders geworden. Was England im Weltkrieg« und auch noch zu Beginn dieses Krieges an Zufuhren aus dem euroväischen Raum bekommen hatte, mutz es heute über riesige Strecke», zum Teil sogar aus Australien und Neusee­land, heranschasfen. Der Zwang, die Schiffahrt im Ge­le itzug zusammenzufassen, bedeutet große Verzögerung und Erschwerung. Man kann sagen, daß allein durch das Geleit- zugsyste rund ein Viertel der in Friedenszeiten für dieselbe Ernfuhrmsngs benötigten Tonnage verloren geht.

Wenn nun die denffHe 11-Bss'm-ff'. unterstützt durch die (Fortsetzung Seite. 3)

Sen Engländern entwiche«!

Verwegene Flucht eines dentschen Fliegers Ans dem fahrenden Zng gesprungen Im Ruderboot ohne Riemen Vom Grenzrichter wegen unerlaubter Einwanderung festzensm ne»

Der italienische Wehrmachtsbericht

Erfolge an der griechischen Front. Panzeranqriffe in der Lnrenaika abgewiesen.

Rom, 29. 2an. Der italienische Vehrmachlsberichi vom Mittwoch hat folgenden Wortlaut:

Da- Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt: An der griechischen Fron« haben uns Kämpfe von ört­licher Bedeutung in den Besitz wichtiger Stellungen ge­bracht. wobei Gefangene gemacht und Waffen erbeutet wurden. Unsere Luftwaffe hatte in den verschiedenen Ab­schnitten aktiv eingegrisfen und des weiteren Fahrstraßen sowie feindliche Stellungen. Batterien und Truppen unun- torbrochen bombardiert. Ferner wurden militärische Ziele kn Saloniki sowie die Lisenbahnstrecke nach Athen schwer getroffen. 2m Lustkamps wurden füns feindliche Flugzeuge abgeschostm zwei eigene Flugzeuge sind nicht zurückaekehrt.

2n der Lnrenaika wurde südlich von Derna ein Angriff elner feindlichen Panzerdivision von unseren Trup­pen abgewiesen, die dem Gegner beträchtliche Verluste bei- brachten. Abteilungen unserer Luftwaffe haben feindliche kleinere Panzerabteilungen. Lastkraftwagen und Truppen unaufhörlich mit Bomben und MG Feuer belegt. Unsere Kampfflugzeug« haben sich durch ihren unermüdlichen hel­denhaften Einsatz ausgezeichnet.

2n vstasrika wurde ein feindlicher Angriff im Ab­schnitt von Gallabat adgewiesen. An der kemasront haben unsere Truppen den Feind wiederholt angegriffen und ihn z«m Rückzug gezwungen. Unsere Fliegerverbände haben ketndliche Lastkraftwagen und Truppen wirksam bombar- viert. Englische Flugzeuge haben Angriffe ans Asmara un­ternommen, ohne Schaden anzurichten Ein englisches Flug­zeug. da. Eingeborene in einer Ortschaft in Somaliland mit Maschinengewehren beschoß, wurde von unserer Luftab wefr abgeschossen."

_.s KAF-Verbrechen

Jmricnisches Lazarettschiff bombardiert Rom. 22. Jan. Die Piloten der Royal Air Force haben sich, wie ein Sonderberichterstatter der Aaenzia S eian, aus Bengl-asi meldet, einer wett, ren schweren Verletzung der in­ternationalen Genfer Abmachungen schuldig gemacht In einer der letzten Nächte griff ein englischer Flieger das aus der Re.de von Ras HilaI liegende italienisch? Lazarettschiff Orlando" mii Bomben an obrvohl es durch weithin sicht­bare Rote Kreuze deutlich als Lazarettschiff gekennzeichnei war. Dieser gemeine Uebersaü der sich wenig? Tage nach der Zerstörung eines italienischen Lazarettilugzenaes ereig­nete. spricht wie Sieiani betont, m hr als viele Worte> die Gangstermethoden der britischen Luftwaffe und die niedrigen Jnstinkle ihrer Piloten die sich als würdiae Nach­fahren jener Briten erwi.sen. die Frauen und Kinder der Buren in den Konzentrationslagern umbrachten und damit Englands militärische Ehre für alle Zeiten besudelten.

Der Führer empfing den honvedminisier.

DNB Berlin. 29. Jon Der Führer empfing heute In Gegenwart des Chefs des Oberkommandos '»er Wehrmacht Generalfeldmarschall Keitel, ln der neuen Rs'chskanzlel den Königlich Ungarischen Honvedmlnister Vffez Karl von Bartha Eine Abteilung der Wehrmacht erwies bei der An- und Abfahrt die militari^-' - Ehrenbezeugungen.

DSiB. Vr-lin. 29. Jan. Nach Meldungen aus Amerika ist es einem deutschen Miegeroffizier, dem Oberleutnant Franz o-on Werra, vor einigen Tagen gelungen, aus einem Transport von deutschen Gefangenen, die soeben», von' England in Kanada eingetroffen waren, zu entweiche» und nach einer verwegenen, abenteuerlichen Flucht nach den Ver­einigten Staaten zu gelangen. Dort hat er sich beim deut­schen Generalkonsul in Newyork gemeldet.

Oberleutnant von Werra geriet am 5. September 1940 nach tapfer bestandenem Luftkampf in englische Gefangen­schaft und unternahm bereits in England zwei Fluchtversuche, die jedoch beide im letzten Augenblick scheiterten, bis dieser dritte Versuch in Kanada gelang. Wegen seiner hervorragen­den Tapferkeit als Jagdflieger in den Einsätzen gegen Eng­land wurde Oberleutnant von Werra am 14. Dezember auf Vorsch'ag des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Reichsmar­schall Hermann Göring, vom Führer und Obersten Befehls­haber mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Bei einem einzigen Feindflug schoß er drei feindliche Jagd­flugzeuge i» der Luft ab und vernichtete fünf feindliche Flugzeuge am Boden.

«

Von unterrichteter Seite erfahren wir über Oberleutnant Franz von Werra, der sich soeben aus der englischen Gefangen­schaft in Kanada befreite, daß er einer von -den zahlreichen erfolgreichen deutschen Jagdfliegern ist.

Seine Persönlichkeit wird am besten gekennzeichnet durch den Hinweis auf seinen am 28. August 1940 durchgeführten kühnen Angriff auf einen landenden englischen Fliegerverband. Bei dieser Gelegenheit schoß er, wie in der Mitteilung über seine geglückte Flucht bereits gesagt worden ist, drei feindliche Jagdflugzeuge in der Luft ab und vernichtete fünf weitere feindliche Flugzeuge am Boden.

Aufgrund dieser ungewöhnlichen Leistung, der eine Reihe anderer Erfolge vorangegangen war, erhielt der 26jährige Oberleutnant von Werra das Ritterkreuz. Die Verleihung er­folgte am 14. Dezember 1940. Um diese Zeit befand Ober­leutnant von Werra sich in englischer Kriegsgefangenschaft, in die er nach einem Luftkampf über englischem Boden am 5. September geraten war Er hatte jedoch bereits einen Flucht­versuch hinter sich, über den der englische Rundfunk, der einen Steckbrief sandte. Mitteilung machte. Wenn dieser Fluchtver­such auch mißlang, so rundet er doch das Bild dieses Offiziers ab, der sich in der Gefangenschaft selber so treu blieb. In der Begründung zur Verleihung des Ritterkreuzes wird nämlich hervorgehoben, daß eraus einer taktisch ungünst gen Lage" zu handeln wußte.

Genau so kühn und entschlossen verhielt er sich als Kriegs­gefangener. Er hat damit, ohne doch zu wissen, daß er bereits zum Ritterkreuz eingegeben war, erneut dargetan, wie würdig er ist, es zu tragen.

Der unbeugsame Wille, nicht als Kriegsgefangener zur Untätigkeit verurteilt zu sein, sondern wieder mit seinen Ka­

meraden im Kampf an der Front zu stehen, hat ihn veran­laßt, nach dem ersten Fluchtversuch, der dadurch vereitelt wurde, daß er nahe dem Flugplatz Croydon unter dem Draht des Gefangenenlagers versteckt gefunden wurde, von einem schottischen Gefangenenlager aus einen zweiten Befreiungs- Versuch zu unternehmen. Diesmal ist er, durch Schottland und das nördliche England bis an die irische See gelangt. Dort hoffte er auf einen Dampfer zu gelangen, wurde jedoch wieder entdeckt und festgenommen.

Daraufhin ist er. zusammen mit anderen deutschen Gefan­genen, auf einem Dampfer nach Kanada gebracht worden. Aber schon unterwegs arbeitete er wieder an seiner Befreiung. Nach der Landung in einem ostkanadischen Hafen wurden er und seine Kameraden in einem Eisenbahnzug abtransvortiert. Hierbei stellte er fest, daß der Zug in nördlicher Richtung fuhr und die Fahrt in Richtung Winnipeg verlief. Er und seine Kameraden wurden schärfstens von kanadischen Soldaten bewacht. Ständig auf der Lauer nach einer günstigen Ge­legenheit zu entkommen, öffnete er plötzlich die Abteiltür und sprang aus dem fahrenden Zug.

Damit hatte er den ersten Schritt in die Freiheit getan und machte sich in südlicher Richtung auf den Weg nach den Vereinigten Staaten von Amerika. Auf der Landstraße bat er einen Kraftfahrer in fließendem Französisch, das in weiten Gebieten Kanadas Landessprache ist, mitgenommen zu werden. In der Stadt Ottawa beendete er zunächst die Reise. Hiernach genoß er die Hilfe weiterer freundlicher Kraftfahrer, die ihn bis an den St. Lawrence-Strom Mitnahmen. Dieser bildet in jenem Landesteil die Grenze zwischen Kanada und den Ver­einigten Staaten.

Die Hoffnung des entwichenen Kriegsgefangenen, den Fluß zugefroren anzutreffen u. auf dem Eise überschreiten zu können, wurde betrogen. Bald jedoch fand Oberleutnant von Werra ein Ruderboot, das allerdings ohne Riemen war. fo- daß er stundenlang aus dem Fluß stromabwärts trieb, ohne das andere Ufer erreichen zu können. Nach langer Irrfahrt in eisiger Kälte kam er am Ufer an, wo er auf eigenartige Weise die Klarheit gewann, dem kanadischen Boden entronnen und in den Vereinigten Staaten angelangt zu sein. Er wurde nämlich durch einen Greuzrichter der USA wegen unerlaubter Einwanderung festgenommen.

Daraus hat Oberleutnant von Werra Verbindung mit dem deutschen Generalkonsul in Newyork ausgenommen, der eine Kaution stellte und ihm dadurch die schwererkämpfte Freiheit gab. Dort erfuhr er auch, daß ihm das Ritterkreuz verliehen worden war.

Oberleutnant von Werra ist von der amerikanischen Presse mit Interviews bestürmt worden, die er bereitwillig erteilte. In der unvoreingenommen Anerkennung seiner mutigen Tat, durch die er auf neutralem amerikanischen Boden die Freiheit erlangte, äußert sich der gesunde Sinn der amerikanischen Bevölkerung.