Festtag detr 20. Dezember 1940

Der Enztäler

98. Jahrgang Nr. 2g g

Slaweks angeblicher Gelbstmord

Ein Opfer der polnischen Kriegshetzer.

Am 4. April 1939 ging durch die Weltpresse die Mel­dung, daß in Warschau der als mehrmaliger polnischer Premierminister und .nächster Freund Pil'udskis bekannte Oberst Slawe! sich durch einen Pistolenschuß das Leben ge­nommen hat.Nowy Kurjer Warszawski" beschäftigt sich in einer Artikelserie mit diesem Ereignis und betont, daß diejenigen, die Slawe! kannten, heimlich davon flüsterten, es sei nicht wahr, daß Slawek Selbstmord begangen habe. Einleitend stellt das Blatt fest, daß der beste Freund und -'Gefährte Pilsudskis sich just in dem Augenblick das Leben nahm, als sich das Schicksal Polens endgültig entjcheiüen sollte. Slawek, so heißt es dann weiter, den Pilsudsski selbst einmal sein eigenes Gewissen nannte, unterzog die polnische Außenpolitik oft einer strengen Kritik. Er erklärte offen, daß Beck gegen den Willen des Marschalls handelte und Polen dem Abgrund immer näher bringe. Allmählich ging auch die polnische Presse gegen ihn los. zog ieine frü­heren Verfügungen ins Lächerliche, im Sejm wurde ihm ge­meinerweise eine Niederlage nach der anderen bereitet und u. a. ein ganzes Jahr lang seine Pension aus lächerlichen Vorwänden zurückgehalten. Jegliche Möglichkeit, diesen Mann, dem Pilsudsski als einzigem sein volles Vertrauen geschenkt hatte, zu zermürben, wurde mit Freuden ergrif­fen.

Trotz der gegen ihn gerichteten unaufhörlichen gemei­nen Aktionen raffte sich Slawek im Frühjahr 1939 zu einer letzten Tat auf. Am 22- März 1939 schrieb er Rydz-Smigly einen Brief, in dem er wegen der völligen Unfähigkeit Polens, sich einer bewaffneten Auseinandersetzung mit Deut'chland auszusetzen, eineKursänderunginder Außenpolitik verlangte und auf die Möglichkeit hin­wies. die deut'ch-polnischen Differenzen im Verhandlungs­wege beizulegen. Slaweks Brief rief, wie der Artikel un­terstreicht, bei Ryds-Smigly einen Tobsuchtsanfall hervor. Von den Anhängern der Kriegspartei wurde das über Sla­wek heraufziehende Gewitter nach Kräften ausgenutzt, und man war entschlossen ihn zu be'eitigen. Am 2. April begab sich Slawek zum Premierminister Skladkowski mit der For­derung, ihm eine Unterredung mit dem Staatspräsidenten zu ermöglichen. Skladkowiki, der Erzfeind Slaweks. teilte diesem mit. daß Moscicki keine Notwendigkeit für eine Be­sprechung über aktuelle politische Fragen sehe, und kün­digte ihm weiter an, daß jede politische Einmischung Sla­weks von der Regierung mit strengen Maßnahmen beant­wortet würde. Ein letztes Mittel versucht Slawek. Er will sich mit seinem alten Freund, dem Senatspräsidenten Pry- stor. in Verbindung setzen. Jedoch auch dieser lehnt ab. In den Abendstunden des gleichen Tages wurde Slawek mit einem tödlichen Pistolenschuß aufgefundsn.

Der Artikel schließt mit der Bemerkung, daß einst auch die näheren Umstände um Slaweks Tod aufgedeckt werden könnten und dann vielleicht auch ans Tageslicht komme, ob dieser Selbstmord nicht doch ein ganz gemeiner Mord gewesen sei.

Deutschland, wie es ist

Pariser Ausiandsjoucnalisten berichten.

DNB Paris. 18. Dez. 22 Vertreter der internationalen Presse in Paris, die aus Einladung des Reichspressechefs zwei Wochen in Deutschland weilten, trafen sich nach ihrer Rückkehr mit den in Paris tätigen deutschen Journalisten zu einem Kameradichaslsabend.

Im Lause des Abends berichteten einige der Reijeteil- nehmer ihren Berusskameraden, die nicht an der Reise teil­nehmen konnten, von ihren Eindrücken. Der amerika­nische Journalist Whitcomb. der Vizepräsident der Aus­landspressegruppe in Paris, erzählte von dem Wirtschaft-- sichen Ausbau des Reiches, dessen Fabriken überall unge­

stört auf höchsten Touren liefen. Der Pariser Vertreter der rumänischen Zeitungen der Eisernen Garde. Matscu Francu, schilderte die interessanten Begegnungen mit füh­renden .Persönlichkeiten in Deutschland, deren Zeit und Ar­beit jetzt schon mehr den Problemen des Friedens als den Sorgen des Krieges zugewendet 'eien. Auf dendänischen Journalisten Vinding vonPolitiken"-Kopenhagen hatte ein Flug über das rheinisch-westfäli'che Industriegebiet den größten Eindruck gemacht. Aus den sehr niedrig fliegenden Flugzeugen lei nicht eine einzige zerstörte Fabrik zu erken­nen gewesen. Offensichtlich beweise die englische Luftwaffe bei ihren Angriffen wenig Treffsicherheit, wenigstens was die militärisch interessanten Objekte angehe. Den Japaner Watanebe hatte das rege kulturelle Leben in Deutschland in Erstaunen gesetzt, das trotz des Krieges eine große Kraft entfalte. Der Spanier Diaz-Rety. der Pariser Vertreter verschiedener südamerikanischer Zeitungen, bezeichnet« nach einem Besuch in verschiedenen Gefangenenlagern die Zeit, die die französischen Gefangenen dort bei bester Verpflegung und verhältnismäßig guter Laune verbringen, als die beste Vorbereitung auf eine Politik der Zusammen­arbeit in einem neuen Europa. Dr. Erich, der die Aus­landspressevertreter begrüßt hatte, nannte Reifen dieser Art ein gutes Mittel im Dienste der Wahrheit.

An die Adresse von LtSA

Drelervakl Angelpunkt der Politik Japans.

DNB Tokio, 19. Dez. Die Iapan-Amerika-Gesell'chaf: veranstaltete zum Abschied des Botschafters Nomura einen Empfang. Außenminister Mat'uoka gab bei dieser Gelegen­heit seiner Hoffnung Ausdruck, daß es nunmehr gelinge, allr Möglichkeiten eines Zu'ammenstoßes im Pazifik zu verhindern. Die Ursachen, so führte Matsuoka aus. die zu der gegenwärtigen unglücklichen Verschlechterung der Be­ziehungen führten, seien mannigfaltig. Die Hauptursache aber sei das Mißverstehen von Japans Forderungen und Zielen seitens Amerikas. Im Gegensatz zu Behauptungen in Amerika und andereik Ländern führe Japan mit China keinen imperialistischen Krieg der Gier und Aggression Ja­pan kämpfe nicht für Zerstörung, sondern für einen Dauer- frieden und unbegrenztes Wohlergehen eines auf Gerechtig­keit und Gleichheit aufgebauten Ostasiens, wo Japan nach seiner Ueberzeuguna eine große Mission als zivilisierende und jtavinuerende Macht zu ersüllen habe. Niemandem, so führte der Außenminister aus. werde die Tür verschlossen. Jede Nation, die wünsche, an dieser großen Aufgabe Hand mitanzulegen, sei wollkommen. Bei der Neuordnung, die Japan anstrebe, werde es keine Eroberung, keinen Druck und keine Ausbeutung geben. Japan lasse sich aber auch nicht von die'em eingeschlagenen Weg durch irgendwelchen Druck ablenken^ von wo er auch immer kommen möge.

roas oen rrrelerpan angeyF, vewnre rilalsuora, so yave ein Teil des amerikanischen Volkes vorsätzlich Japans Ziele mißverstanden und beschuldige Japan feindlicher Absichten gegenüber Amerika. Nichts könne absurder und unwahrer sein. Japan wünsche nicht, Amerika oder irgend eine andere Nation herauszufordern. wünsche ober auch seinerseits nicht, in seinem Ausbauwerk behindert zu werden. Er möchte, so unterstrich Matsuoka, in Amerika keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, daß Japans Außenpolitik den Dreierpakt in Zukunft als Angelpunkt habe. Dies bedeutet keinerlei Bedrohung, sondern sei eine einfache Feststellung, um Mißverständnisse zu vermeiden.

Mai'uora Ichlotz ietne Rebe mit einem ernsten Appell an die Vernunft beider Völker, um ein ruhiges Urteil und Zurückhaltung zu bewahren Anschließend unterstrich Bot­schafter Nomura in einer kurzen Ansprache, daß auch.-nach seiner Auffassung keinerlei Grund zu einem Streit zwischen den beiden Nationen gegeben wäre.

vas velikimnls der heiligen Lause

Roman von Viktor von Ranke

bei: Ce»tral-Bueoan für die denlfche Presse GmbH.,

Rätsel im Urwald

Wenn «ran auch allgemein annimmt, daß Jngeborg Glowitz die eigentliche Triebfeder dieser Geschichte ist,' so irrt man sich. Zwar ist Jngeborg hübsch genug, um Un­heil unter Männern anzustiften, doch hat sie weder Zeit dazu noch ist sie von Natur aus ein leichtes Ding. Außerdem bewegen sich um sic zwei Männer, die eine Annäherung junger, flirtender Herren von vornherein ausschaltem Der eine dieser Männer ein wahrer nor­discher Hüne ist der deutsche Geologe Wolfgang Uitting. Der andere ist der javanische Prinz Raden Widerio Kossomo, dessen Name allein schon irgendwie mit der heiligen Lanze von Djokjakarta in Verbindung steht.

Ueberhaupt, mail irrt sich sehr, wenn man annimmt, daß diese mystische Geschichte erst jetzt, vielleicht in einem Klub, vielleicht auf einem Gesellschastsabcnd bei dem javanischen Prinzen, angesangen hat.

Der Secretarius des Gouvernenr-Generaals, des Viceroy von Niederländisch-Ostindien, der eitle und ehr­geizige Mijnheer van Oldenborgh van Dooru, weiß schon etwas mehr davon, und sein Mitarbeiter, der Mischling Noorda, noch-mehr. Er tut wenigstens so...

Der holländische Kapitän Piet van der Geest aber ist ein ganz Schlauer. Er ist der beste Freund des Geologen Wolfgang Uitting und hat für. sein intimes Verhältnis zu ihm das WortSchicksalszwilling" geprägt. Ja, wenn nicht der gute, etwas grobe Piet van der Geest, der in Java geborene Piet, die ganze Mystik der heiligen Lanze ahnend... Halt! Welche heilige Lanze? Was ist denn mit dieser heiligen Lanze?

Doch still! Hier spricht die Natur, hier spricht das Schicksal. Wir wollen nicht die Klatschereien der java­nischen Gesellschaft beachten und ehrerbietig den Schluß­folgerungen des ehrgeizigen Mijnheers van Oldenborgh van Doorn lauschen. Nein, wir wollen auf die Bühne des allgewaltigen, launischen Schicksals blicken, warten, bis der Vorhang auseinandergeht und die Natur einer uns «och fremden Welt ihr seltsames Spiel beginnt... Wir wollen tn die Urwälder eindringen, die Feuerberge be­steigen, die läutenden Töne des Gamelans an unseren Nerven zupfen lassen, den Weihrauch des Skopolamins rmd Haschischs einatmen und trunken sein aleich jenen

Traumtänzerinnen der Dämoneninsel Bali... Wir wollen dem geheimnisvollen Getön der schwülen Tropen­nächte lauschen, den lebenden Smaragdregen der Leucht­käfer sehen, über warme, phosphoreszierende Meere fahren, immer dem Geheimnis der heiligen Lanze nach...

Pst! Still! Der Vorhang geht langsam auseinander.

In das Schluchzen und Plärre«, Summen und Glucksen des nächtlichen Urwaldes quillt eine klingende, hohe Stimme jäh bricht sie nb.Was ist das?"

Zwei Männer in abgetragenen, schmutzigen Khaki- auzügen hocken vor einer brennenden Benzinlaterne.

Gewarnt durch den seltsamen Ruf, erhoben sie die Köpfe und lauschten in das schwirrende Chaos der Töne im Walde. Nichts, nur das übliche Leben, das man eigentlich gar nicht hört, weil das Ohr daran gewöhnt ist, rumort in der Wildnis. Doch da! Wieder ruft jene hohe, klingende Stimme in die Nacht hinein...

Mein Gott, was ist das?" flüstert der jüngere der beiden Männer. Ein Grauen, ameisengleich, läuft über seinen Rücken, ein mystischer Schreck jagt ihn empor, und er schreit hysterisch:O'Hara, ich halte es nicht mehr aus! Die heilige Lanze wird uns umbringen!"

O'Hara, ein Mann mit verschrumpsten, pergament­trockenen Gesichtszügen, schlägt mit der Faust durch die Luft, daß die Funken ans seiner Pfeife scharlachrot sprühen.Wirst d» Wohl still sein, du Narr!" zischt er nur und lauscht wieder in die Nacht. Aber die seltsame Stimme schweigt.

Heilige Lanze! Pah!" schimpft wieder das ver- schrumpste Gesicht.Für mich ist sie nur ein Stück Gold... Gold und Geld! Und sollte wirklich etwas dahinterstecken, dann werde ich's schon rauskriegen... Und jetzt, Tom, halt gefälligst deinen Mund, bis Gras über die Geschichte gewachsen ist. Dann: auf nach Java!"

Er saugt wieder an seiner Pfeife und schlägt nach den summenden Moskitos.

lieber welche Geschichte soll da Gras wachsen? Ach, die beiden sind Gauner. Der Alte, Vcrschrumpfte, aus Beruf, der Junge aus Gelegenheit. Sie haben in Makassar. der Hauptstadt von Celebes, eine Bank ge­plündert und verbergen sich nun in den Urwäldern. Für den Alten ist die Sache mit der Bank aber noch nicht abgetan, er will nach Java, dorthin, wo in Kürze große Feierlichkeiten stattfinden, er will im Trubel des Festes ein Heiligtum des javanischen Volkes tn seine Ganr , klauen bekommen und das sagenhafte Geheimnis dicft,,i .Heiligtum entreißen..

Bis Weihnachten alte aus Frankreich zurückerwartet!

NSG.Kommt unser Sohn noch nicht heim?" Täglich laufen bei der Flüchtlingsabteilung beim Chef der Zioil- verwaltung solche Anfragen ein. Jetzt ist der Zeitpunkt ge­kommen, die Rückkehr der sehnlichst Erwarteten in nahe Aussicht zu stellen. Die Verhandlungen über die Freilassung der noch mobilisierten Elsässer im französischen Heer und in französischen Jugendlagern einschließlich des Iahrgangs1920 im unbe'etzten Frankreich sind, nach­dem sie sich längere Zeit hingezogen hatten, nunmehr auf Grund der Vorstellungen der deutschen Waffenstillstands­kommission zu einem günstigen Abschluß gelangt. Die fran­zösische Regierung hat sich endgültig bereiterklärt, diese Jahrgänge es handelt sich um mehrere tausend Mann sosort nach dem Elsaß zurückkehren zu lassen. Damit sind dann die letzten der noch in Innerfrankreich befindlichen el- sässischen Soldaten heimgekehrt.

Die Transporte liefen am 16, Dezember an und werden voraussichtlich noch vor Weihnachten zu Ende geführt werden. Sie werden wie die früheren Flüchtlingszüge von Chalons sur Saone über das Lager Beaune geleitet, wo die Soldaten auf ihre deutsche Volkszugehörigkeit geprüft werden. Die Sonderzüge laufen dann weiter nach Mül­hausen.

Der Erfolg der deutschen Stellen ist umsomehr zu be­grüßen, als den Familien der Heimkehrer damit die schönste Weihnachtsfreude bereitet wird.

Weihnachtsfürsorge für deutsche Kriegs­gefangene

in England und Kanada

Berlin, 19. Dez. (Eig. Funkmeldung.) Im Einvernehmen mit dem Oberkommando der Wehrmacht teilt das Präsidium des Deutschen Roten Kreuzes mit, daß Angehörige der in England oder- Kanada kriegsgefangenen deutschen Unteroffi­ziere und Mannschaften diesen zu Weihnachten eine Geld­überweisung bis zum Höchstbetrag von 25 RM. zukommen lasten können.

Mit Rücksicht aus die Aufbringung der erforderlichen De­visenbeträge kann nur eine einmalige Ueberweisnng im Höchst­betrage von 25 RM. erfolgen.

Die Angehörigen der in England und Kanada kriegs­gefangenen Unteroffiziere und Mannschaften sind durch das Deutsche Rote Kreuz von dieser Sonderregelung bereits be­nachrichtigt worden.

Britischer HilfskreuzerQueen of Bermuda­in Montevideo

Er verschleppte die von derEtape" heruntergeholtcn 22 Deutschen

Berlin, 19. Dez. (Eig. Funkmeldung.) Der britische HilfskreuzerQueen of Bermuda" (22 575 BRT.) ist in den frühen Morgenstunden des Mittwochs in Montevideo einge- trossen. Das Schiff wzzrde kürzlich von englischer Seite als dasjenige genannt, ans das die 22 Deutschen weiter verschleppt wurden, die der HilfskreuzerCarnavon Castle" in den brasi­lianischen Küstengewästern von dem brasilianischen Dampfer Etape" heruntergeholt hatte.

Massenstreiks in Indien

Moskau, 20. Dez. (Eig. Funkmeldung.) Aus Kabul be­richtet, die Sowsetpreste unter Bezugnahme auf die indische ZeitungTribüne", daß in Nagpur (Vereinigte Provinzen) ein großer politischer Streik ausgebrochen ist, an dem 17 000 Arbeiter teilnehmen. Außerdem streiken zur Zeit im Bezirk von Nagpur weitere 10000 im Kohlenbergwerk beschäftigte Arbeiter.

Er ahnt nicht, wie dumm er ist. Der zunge Tom, ver hier geboren ist, der hat das mystische Erbe dieses Landes in seiner Seele. Und dieses Erbe warnt ihn: Hände weg von der heiligen Lanze! Seht, wie bang er dort hockt, wie ängstlich seine Augen die ersten Strahlen des ausgehenden Mondes verfolgen. Er kennt das Rumoren des nächtlichen Waldes, doch jene Stimme, die hohe, klirrende, kennt er nicht, und sein Instinkt verbindet sie mit dem bevor­stehenden Raub eines Heiligtums...

Ans dem Wald dringt wieder hoch und voll die selt­same Stimme, rufend, singend, jauchzend. Echot stumpf irgendwo, schwebt immer höher und höher...

Verflucht!" Mit einem Satz ist O'Hara auf, in seiner Hand blinkt die Pistole.Komm!"

Der Mond ergießt seinen Schein auf den Urwald. Die schwirrende Kakophonie der Nacht erfüllt den Wald mit brausendem Leben. Dnrch dorniges Gestrüpp, haschende Tangs und Lianen, über den dunstenden Teppich der gebärenden Erde, umsummt von Moskitoschwärmen, folgen die beiden Männer dem Ruf der fremden Stimme.

Der Wald bricht jäh ab, eine wette Fläche breitet sich blaß aus. Langsam flutende' Nebelschwaden steigen aus dem glucksenden, schmatzenden Sumpf. Drüben erheben sich gewaltige Häupter der Berge, scheinen zu schweben über diesem giftigen Odem. Und da, am Ufer der sau­fenden Flache, in seltsamem Rhythmus schwingt sich tanzend ein silberner Körper und singt im Takt mit klirrender Stimme ein monotones Lied... und im Halb­kreis um ihn, in kaltblütiger Wollust erstarrt, Krokodile...

Die Weißen am Saume des Waldes starren auf den seltsamen Tänzer am Sumpf.

Ein Albino...", flüstert O'Hara,Weißes Haar, weißer Körper, rote Angen, ein Albino... Was singt er?" Hell der Mond, blaß der Sumpf,

Krokodile schlafen wie tot.

Wenn du, Liebste, zweifelst,

Oeffne meine Brust, steh meine Seele.

Ein Liebslicd von der Küste", sagt O'Hara.

Der Jüngling drüben bleibt stehen. Sein Körper erstarrt mitten in der Gebärde des Tanzschrittes. Sein Instinkt wittert Gefahr, ein Atemzug, und dann schießt pfeilschnell der silberne Körper über die Lichtung znm Schatten des rettenden Waldes.

Halt!" Dolchspitz springt eine rote Flamme ans der Mündung der Pistole. In stumpfem Gelächter prallt das Echo von der Waldwand zurück, rollt über den Sumpf zu den Bergen hinüber, lacht drüben fern und blaß. Für Atemzüge verstummt der Wald, pltim"'m fort d'<- Kro kodile... (Fortsetzung folgt.)