77 Jahren der Bauer Friedrich Ziegler und seine Ehefrau Katharine. Die Beerdigung beider, die 44 Jahre lang miteinander verheiratet waren, findet nun gemeinschaftlich Katt.
Ellwangen II.März. Ueber die Brauerei Heinle, Besitzer I. Thum, wurde der Konkurs »erhängt. Diese Brauerei mit Wirtschaft in bester Lage der Stadt, hat seit neun Jahren viermal den Besitzer gewechselt, wovon drei in Konkurs kamen.
Ulm 10. März. Für die am 20. ds. Mts. kattfindende Landtagrersatzwahl in Ulm- Land find jetzt 4 Kandidaten aufgestellt: vom Bauernbund Landwirtschaftsinspektor Ströbel in Ulm. vom Zentrum der Zehentbauer Josef Schmid in Rammingen, von der Volkrpartei Postsekretär Münz von Ulm, von der Sozialdemokratie der neugewählte Ulmer Gemeinderat Hsfele. Die Deutsche Partei verzichtet, da der Kandidat des Bauernbunds ihren Zielen nahesteht auf einen eigenen Kandidaten.
Vom Bodensee 12. März. Ein reger Wetteifer herrscht unter den Bodensee-Ufer- kaaten im Bauen neuer Dampfboote und Salon- schiffe. So läßt nun auch Oesterreich, nachdem bereits alle anderen Staaten in den letzten Jahren Schiffe gebaut haben, ein neues Salonboot erstellen. Es erhält den Namen Bregenz.
Vom Bodensee 10. März. Vorgestern kamen über 2000 Italiener per Extraschiff hier an, die in 4 Sonderzügen über den Schwarz- «ald nach Straßburg, Metz und Köln weiter- beftkdert wurden.
München 10.März. Eine großartige Schenkung hat die Nichte Adolf» v. Menzels dem bayrischen Staat gemacht, 60 Werke de» großen Meisters, darunter 17 Ölbilder. Diese werden der neuen Pinakothek, die Handzeichnungen, Radierungen u. s. w. dem Kupferstichkabinett überwiesen werden. Das Geschenk ist gedacht als Zeichen der freundschaftlichen Gesinnung, die Adolf v.Menzel für München hegte, da» er alljährlich aufsuchte. Die fürstliche Schenkung ist in München um so willkommener, als Menzel in der Pinakothek bi» jetzt nur schwach vertreten war.
München 11. März. Der Erpressung», »ersuch Ludovici macht Schule. Seit 14 Tagen find bereits 5 ähnliche Fälle entdeckt. Jetzt wurde auch von Generalarzt Wagner eine größere Summe zu erpressen versucht. Auch hier wurde der Täter nicht ermittelt.
Dortmund 11. März. Auf der Zeche ,SukaS" fand heute Mittag kurz nach 1 Uhr eine Explosion schlagender Wetter statt, v Bergleute wurden getötet, einer schwer verwundet. Die Namen der Verunglückten find noch nicht festgestellt.
Ruhrort 11. März. Auf der Strecke zwischen Duisburg und Ruhrort sollte heute ein alter Brückenpfeiler beseitigt werden, um das Bett des Rheinhafen-Kanals frei zu legen. Der Ingenieur Kall aus Düsseldorf war mit den Vorarbeiten zur Sprengung beschäftigt. Plötzlich erfolgte eine furchtbare Explosion. Der Ingenieur und ein Arbeiter wurden in Stücke gerissen. Von der Leiche des Ingenieurs konnte bisher nur ein Teil aufge- funden werden. Das in der Nähe befindliche Dynamitlager ist vollständig in die Luft geflogen. Auch in der Nachbarschaft bis nach Ruhrort hinein find Beschädigungen entstanden.
Berlin 11. März. Neber einen Brief König Eduards an Kaiser Wilhelm erfährt das „Verl. Tagebl.": Der Versuch der Londoner „Times", die Tatsache eines privaten und unpolitischen Briefwechsel zwischen dem Kaiser Wilhelm II undLordTweedmouthin sensationeller und deutschfeindlicher Weise aurzunutzen, hat König Eduard veranlaßt, ein sehr herzlich und freundschaftlich gehaltenes Schreiben an den deutschen Kaiser zu richten. In diesem Schreiben stellt sich der König ganz auf den Standpunkt, den das englische Parlament und, mit überwiegender Mehrheit, die Presse und das Publikum eingenommen haben, daß das Verhalten der „Times" auf das schärfste zu mißbilligen sei. Diese Stellungnahme des britischen Herrscher» wird in Deutschland wie in England den besten Eindruck Hervorrufen.
Berlin 11. März. (Reichstag). Die Beratung de« Etats des Reichsamts des Innern wird fortgesetzt. Abg. Naumann (frs. Vg.) erklärt, wenn die Arbeiterkammern reale Zwecke fördern sollen, so reiche es nicht aus, daß man sie nur als gutachtliche Behörde hinstelle, deren Gutachten niemand zu beachten gezwungen sei, auch nicht die ausführende Polizeibehörde. Mindestens müßten die Gutachten der Arbeitrkammern als normativ bezeichnet werden, so daß auch die Polizeibehörde, wenn sie von jenem Gutachten abwsichen «olle, gezwungen sei, das jedesmal ausdrücklich zu motiviren. Mit der berufsgenossen- schaftlichen Organisation der Arbeitrkammern könne man einverstanden sein, wenn die Berufsgenossenschaften etwas anderes wären, als sie find. Bi« jetzt seien sie viel zu wenig gegliedert und organisiert. Sie seien fast nur Abrechnungsstellen für die Unfall-Versicherung. Wenn sie für die Arbeitskammern dienlich sein sollten, so müßten sie auch wirklich den Beruf repräsentieren und nicht nur die Unternehmer. Ebenso müßten aber auch unter allen Umständen die Arbeitrkammern paritätisch aufgebaut sein im Gegensatz zu den Arbeiterkammern, wie sie von einer Seite — Redner wendet sich zu den Sozialdemokraten — gewünscht wurdm. Der Vorschlag wegen des
Wahlrechts zu den Arbeitskammern — Wahl der Arbeiter-Vertreter durch Arbeiter-Ausschüsse — wie ihn der Entwurf enthalte, sei für seine Freunde ganz unannehmbar, denn bei solchem Wahlmodus hätten die Arbeiter gar kein aktives Interesse an den Arbeitrkammern. Annehmbar wäre die Wahl durch Arbeiter-Ausschüsse nur, wenn letztere obligatorisch wären, aber das sei ja nicht der Fall. Die Ausschüsse seien jetzt nur ein erweitertes Beschwerdebuch. Außerdem schwebe über ihnen der Kündigungs-Paragraph. Um alle Arbeiter-Organisationen für die Arbeitskammern zu interessieren, bleibe nichts übrig als ein Proportional-Wahlsystem. Mache man aus der Arbeitskammer nur etwas halbes, nur den Schatten einer Arbeiter-Organisation, so würden seine Freunde, das könnte er erklären, sicher wenig geneigt sein, für diesen Gedanken etwas zu tun. Abg. Gräfe (Rfp.) bezeichnet den allgemeinen Wettlauf um die Gunst der Arbeiter als unberechtigt. Man sollte sich mehr um die Interessen des Mittelstandes und Handwerks kümmern, denn im Interesse des Staates liege es vor Allem, selbstänoige Existenzen zu schaffen. Redner bekämpft dann die weitere Ausdehnung der Sonntagsruhe im Interesse des Kleingewerbe». Abg. Sir (Zentrum) rühmt die Tätigkeit des Zentrums auf sozialpolitischem Gebiete. Besonders dem Kaufmannsstande müsse geholfen werden durch schärfere Maßnahmen gegen Warenhäuser und Detailreisende, ferner durch möglichst völlige Beseitigung des Hausierhandels. Von den vorliegenden Resolutionen empfiehlt Redner zur Annahme besonders die Resolution seiner Partei betreffend Unfall-Fürsorge bei Arbeiten zur Rettung von Personen und Bergung von Sachen. Ebenso erbittet er Annahme der Resolution Schwerin betr. zuverlässige Feststellung der Viehpreise nach Lebendgewicht. Abg. Brockhausen (kons.) führt aus, Mittelstand und besonders Handwerk ständen fttzt trauriger da als die Arbeiter. Sich zum Kampf im Baugewerbe wendend, verlangt Redner, daß der Terrorismus der Sozialdemokraten endlich gebrochen werden müsse. Die Regierung müsse endlich die Arbeit schützen. Weiter äußert sich Redner noch zu einigen Resolutionen. Die des Zentrums und der Sozialdemokraten Über da» Knappschaftswesen lehnten seine Freunde ab, schon weil es preußische Angelegenheit sei. Der Resolution Schack über Mindestpreise im Handwerk stimmten sie dagegen zu. Die in einer anderen Resolution Schack angeregte Errichtung von Angestellten-Kammern sei noch nicht spruchreif. Spruchreif sei aber jedenfalls die in seinem eigenen Anträge verlangte Regelung der sozialdemokratischen Schmiergelderfrage. Der Verführer müsse noch strenger bestraft werden, als der Verführte. (Beifall rechts.) Abg. Junck (natl.) behandelt die Frage der Einheits-Stenographie. Der Kartell-Resolution des Zentrums stimmen wir zu, eine Verstaatlichung
„Fangen Sie schon wieder von der dummen Flasche an?" unterbrach sie ihn, zornig werdend. „Die gehörte ja gar nicht mir."
„Na, natürlich!" lachte er spöttisch. „War nur aus Versehen in Ihre Tasche geraten! Na, Mamsellchen, Schwamm darüber! Aber nun stoßen Eie endlich hübsch mit mir an; denn so jung kommen wir auf keinen Fall wieder zusammen."
„Wenn Sie mich so abfertigen, erst recht nicht", erklärte sie entrüstet. „Essen Sie lieber einen Apfel, der stillt den Durst auch, aber steigt «icht in den Kopf."
„Na, so was!" rief er ärgerlich lachend und leerte dann übermütig sein Gla».
Wimbach nickte ihr lächelnd zu und sagte: „Sie haben da wundervolle Aepfel auf dem Wandfims stehen. Das ganze Zimmer duftete danach, als wir eintraten."
„Sommermaränen!" bestätigte sie stolz. „Die schönsten suche ich immer heraus als Zimmerfchmuck. Urväterfitte in Pommern. Aber das wissen Eie gewiß selbst."
Er bestätigte e» ihr, worauf sie sich erhob und eine der rot leuchtenden Früchte vom Brett nahm. „Wer hat Appetit von den Herren?" fragte sie und ließ ihre heiteren, blauen Augen von einem zum anderen gehen. „Es ist der schönste, den wir in diesem Jahre gepflückt haben."
„Na, da geben Sie ihn mir als Versöhnungrzeichen und erste Gunst, bezeigung, Fräulein Paris!" rief der Leutnant launig.
Wimbach wollte sich bei diesem Wettbewerb nicht ausschließen. „Wenn Sie ihn wirklich opfern wollen, so —"
„Wieso Fräulein Paris?" fragte ste jedoch zunächst, sich erstaunt geberdend, als habe sie zuvor nie eine Silbe von dem griechischen Unheilstifter vernommen. „Was soll das heißen?"
„Ja so", bemerkte Malwitz darauf, „Monsieur Paris kennen Sie hier
nicht? Ist am Ende auch nicht zu verlangen in Hinterpommern. Oder ist das noch Vorderpommern hier? — Na, also dieser Glückspilz kriegte eines Tages mal Besuch von drei wundervollen Frauenzimmern, die nebenbei auch noch Göttinnen waren, war bei wirklichen Schönheiten ja eigentlich selbstverständlich ist. Die hattm nun einen beinahe ebenso großen Apfel wie diesen, um den sie sich in den Haaren lagen, weil er für die Schönste von ihnen bestimmt war. Der liebe Pari» aber sollte entscheiden, wer von ihnen den größten Anspruch darauf hätte."
„Und wie entschied er?" fragte ste, als er innehielt.
„Natürlich sah er sich die drei erst höllisch gewissenhaft an; dabei ließ sich jedoch der Schlauberger auch von jeder etwas versprechen, damit er ihn an die Meistbietende lorschlagen konnte. — Gerieben, nicht? — Die eine wollte ihm die Weisheit mit Löffeln beibringen, von der anderen sollte er Serbien, Bulgarien und die angrenzenden Raketenkisten geschenkt bekommen; die dritte endlich versprach ihm eine gewiße Frau Helena, geborene Leda, die aber schon mit einem Herrn Menelaus verheiratet war zum Weibe. Das war nämlich ein richtiger Ausbund von Schönheit, wenn auch nicht gerade von Tugend, was ja leider Gottes öfter Vorkommen soll —"
„Na — und?"
„Er fiel auf Numero drei herein der arme Kerl."
„Und Sie denken nun, wenn ich diesen Apfel vergebe, muß ich gleich, falls so unbesonnen handeln wie dieser Paris?"
Walwitz zuckte die Achseln. „Wenn ich ihn kriege, dürfen Sie mir noch schlimmere Sachen sagen," bemerkte er dazu mit seiner lieben«, würdigen Unverfrorenheit.
„Eingebildet find Eie wirklich nicht, Malwitz!" lachte etwa» unsicher der Hauptmann.
(Fortsetzung folgt.)