.N 60. Ämts- und Änzeigeblatl für den Oberamtsbezirk Calw. 83. Jahrgang.

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«krscheinungstage: Montag, Dienitag, Mittwoch, « Donnerstag, Freitag und SamStag. JnsertionspreiS g 10 Psg. pro Zeile für Ttadt u. vezirkrorte; außer Bezirk 12 Psg. g

Donnerstag, den 12. Mär; 1908.

Bezugspr. i. d. Stadt '/<jährl. m. Träger I. Mk/1.2S. Postbezug«»»!. f. d.Orts- u. Nachbarortsverk. '/«jührl. Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellg. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 42 Pi».

Tagesrrerügkeiten.

Calw 11. März. (Viehmarkt.) Dem heutigen Markt waren zugeführt 104 Ochsen, 96 Stiere, 70 Kühe, 40 Kalbeln, 65 Stück Schmalvieh, 6 Farcen, 12 Kälber, zusammen 393 Stück. Handel ziemlich lebhaft, namentlich in Ochsen. Die Preise bewegten sich für Ochsen von 800-1175 ^ pro Paar, Stiere 450-780 «6 pro Paar, Kühe 200525 «4t pro Stück, Kalbeln 250470 «^, Schmalvieh 80200 «4t, Kälber 60120 «4t. Auf den Schweinemarkt waren zugebracht 252 Stück Milchschweine und 85 Stück Läufer. Handel schleppend. Erlör für erstere 2340 «4t, für letztere 45105 «4t pro Paar. Auf dem Pferdemarkt waren 20 Stück aufge stellt.

Stuttgart 11.März. (Schöffengericht.) Ein Vorgang in der Neujahrsnacht in der Charlottenstraße, bei dem ein Polizeihund mehrere Leute gebissen hat, hatte heute ein Nachspiel vor dem Schöffengericht, vor dem eine Privatklags wegen Beleidigung anhängig war. Er wurde u. a. ein Kaufmann, der von dem Hund gebissen wurde, ausgeschrieben und auf die Polizeiwache gebracht. Dort soll ihn der Schutzmann Paul Merk auf einen Stuhl gestoßen und dabei gesagt haben:So, du Saufetz." Der Schutzmann will allgemein gesagt haben,so ein Fetz", und damit nicht den Privatkläger, sondern einen andern Mann gemeint haben, der ihm bei dem Krawall auf der Straße einen Tritt versetzt Habs. Zu der Verhandlung waren eine ganze Anzahl von Schutzleuten und anderen Beteiligten geladen, auf Grund von deren Aursagen der Startsanwalt die Beleidigung durch den Schutzmann für erwiesen hielt; er beantragte eine Geldstrafe von 20 «4t, indem er die begreifliche Erregung des Schutzmanns infolge der vorhergegangenen Szenen als straf­mildernd in Betracht zog. Der Vertreter des

Nebenklägers fordert mit Rücksicht auf die Roh­heit, die in dem Vorgehen des Schutzmanns gegen den durch den Hund schwer verwundeten Kläger liege, und mit Rücklicht auf die Erziehung der Schutzleute eine Freiheitsstrafe. Das Urteil lautete auf 20 «4t Geldstrafe und Tragung der Kosten einschließlich der des Nebenklägers. Das Gericht ist im wesentlichen der Darstellung des Nebenklägers gefolgt und sprach in der Urteils­begründung aus, daß das Publikum gegen Ueber- griffe der Polizei geschützt werden müsse.

Fellbach 9. März. Letzten Samstag wurde unser seitheriger Schultheiß Friz, der nach 35-jShriger Tätigkeit sein Amt niedergelegt hat, wobei ihm das Verdienstkreuz verliehen wurde, auf dem Rathaus in Anwesenheit der bürgerl. Kollegien, der Staats- und Gemeindebeamten, der Lehrer usw. durch Reg.Rat. Nick feierlichst ver­abschiedet und der neugewählte Schultheiß Brändle in sein Amt eingesetzt. Anschließend war Fest- essen im Traubensaal, wo verschiedene Reden ge- halten und Trinksprüche ausgebracht wurden, abend» sodann war Festbankett im Hirsch, wobei die Vorträge der Feuewehrmustk und der Gesang­vereins in schöner Weise mit einander obwechselten.

Heilbronn 12. März. Vor der Straf­kammer hatte sich ein sehr jugendliches Brüder­paar wegen schweren Einbruchs zu verant­worten. Der 13jährige Volksschüler Adolf Müller und der 15jährige Lehrling Wilhelm Müller waren nachts in das Kontor der Böckinger An­zeigers eingestiegen und hatten aus einer Komode, die sie aufbrachen, ca. 60 «4t geraubt. Dar Gericht verurteilte den jüngeren der beiden, der der Haupttäter war, zu einem Monat Gefängnis und den Bruder zu drei Wochen Gefängnis.

Besigheim 11. März. In dem benach­barten Hessigheim wurde gestern die Leiche eines

6065 Jahre alten Mannes aus dem Neckar gekündet und in das hiesige Leichenhau» überführt. In seinen Kleidern fanden sich 15 «4t 50 --Z vor. Es ist aller Wahrscheinlichkeit nach der seit 28. Januar d. I. vermißte Bauer Entenmann au« Benningen.

Unterheinriedt OberamtWeinrberg 11. März. Die ersten Schnepf en wurden hier von dem Forstgehilfen Hübner und dem Waldschützen Schümm erlegt

Eßlingen 11. März. Auf dem heutigen Baummarkt standen zum Verkauf: 450 Apfel­bäume, Preis 70 H bis 1 ^t 10 H (ganz schöne Ware bis 1 «4t 50 -H). 80 Birnbäume, Preis 90 bis 1 « 4 t 10 (schöne Ware bi» 1 «4t 60 H), Halbhochstämme 70 Aepfel, 7090 -H, 50 Birnen, 7080 -H, Spalter 40 Aepfel und 30 Birnen. Preis 7090 50 Zwetschgenbäume, 4060 H,

40 Kirschbäume, Preis 80 -g bis 1 «4t, 15 Pflaumen, bäume, 4050 -H, je per Stück; 300 Stachel­beeren, 5 «4t, 300 Johannisbeeren, 45 «4t, je per 100 Stück. Der Handel war ein äußerst reger, so daß die zum Markt gebrachte Menge zum größten Test abgesetzt wurde.

Oberndorf a. N. 8. März. Daß da« Werfen mit Knallerbsen mitunter gefährlich werden kann, beweist ein Unfall, der sich hier ereignete. Einem 11jährigen Knaben wurde ein solcher Explostonskörper ins Gesicht geschleudert, wodurch das Kind an einem Auge schwer verletzt wurde.

Gerstetten OA. Heidenheim 13. März. Zwischen auswärtigen hier beschäftigten Fabrik- arbeitern kam er zu einer St scher ei» wobei ein Arbeiter Stiche in Kopf und Brust davon« trug. Der Täter ist verhaftet.

Zang O.-A. Heidenheim 11. März. Binnen weniger Stunden starben hier im Alter von

Liner vom Himmel.

Humoristische Novelle von Alwin Römer.

(Fortsetzung.)

Aber davon müssen Sie mir ganz entschieden was erzählen!" bat sie.

Nee, nee, »ich zu machen", wehrte er sich und nahm eine ernsthafte Miene an.Das sind Dienstgeheimnisse, was, Wimbach?"

Wimbach nickte bestätigend.Minnedienstgeheimniffe!" sagte er trocken und vertiefte sich dann in die Prüfung der aufgefahrenen Wurstsorten.

Und davon plaudern auch Sie nicht« aus, Herr Hauptmann?" fragte sie schalkhaft.

Der Mann redet überhaupt nicht, wenn er so ernsthaft beschäftigt ist wie jetzt!" spöttelte Malwitz. ^

Ich finde auch, daß Sie recht einsilbig find, Herr Hauptmann. Sie sollten mir wirklich ein bißchen von Berlin erzählen. Ihr Freund bringt ja doch nicht Gescheiter an den Tag!" ermunterte sie.

Mein liebe« Fräulein," sagte er darauf,wenn unser guter Malwitz da« Wort hat, kommt ein anderer nicht auf. Ich kenne auch Berlin nicht halb so gut wie er. Zumal von den hm . . Kasinobällen habe ich mich ganz zurückgezogen."

Er ist nämlich ein kleiner Philister, der arme Hauptmann," unterbrach ih» Malwitz lachend.Aber Sie haben ja noch immer nicht» getrunken, Mamsellchen? Nichts da gemogelt wird nicht ! Trinken Sie mal au«, damit ich wieder einschenken kann."

Ach nein, Herr Leutnant," erklärte sie hastig und hielt beide Hände über ihr Glas,ich danke wirklich sehr, ich möchte lieber nicht« mehr trinken. Ich glaube, es bekommt mir nicht!"

Unsinn!" polterte er heraus.Reden Sie mal ein Machtwort als Alterrpräses, Wimbach! Sie glaubt, er bekommt ihr nicht. Hahahaha!"

Der Hauptmann warf erst einen Blick auf das junge Mädchen, au« dessen Händen er Nachmittag« eine halbgefüllte Branntweinflasche in Empfang genommen hatte, dann zuckte er die Achseln und sagte lächelnd:Haben Sie nicht selbst vorhin den Grundsatz aufgestellt, daß man niemand in seinem Klauben stören solle?"

Ach, das war doch etwas ganz anderes", rief Malwitz verdrießlich. Aber ich merke schon, daß ich mich korrigieren muß in Beziehung auf Philistertum: Sie find nicht ein kleiner, wie ich vorhin gutmütig, wie ich nun mal bin, gesagt habe, Sie find ein ausgewachsener, ein linker Flügel­mann, ein"

Und aller bloß, weil ich Mamsellchen so hübscher finde?" entgegnete der Hauptmann belustigt.Bester Malwitz, ich liebe nun mal die Weib­lichkeit, wenn sie sich hold zeigt, mehr als vom Becher exaltiert. Bacchan­tinnen find mir ein Greuel."

Hilde war ein bischen rot geworden bei dieser Aeußerung Wimbach«. Klang es nicht, als ob er fürchtete, sie könne sich wirklich einen Rausch antrinken, wenn fie dem Leutnant Bescheid täte? Einen Augenblick lang zuckte es ihr in den Fingerspitzen, nun erst recht nach dem Glase zu greifen und den Zutrunk de« guten Jungen mit dem offenen, lustigen Wesen zu erwiedern. Aber dann fühlte sie, ohne hinzusehen, wie die Augen de« ernsteren Mannes erwartungsvoll auf ihr ruhten. Und diese Augen hatten eine eigentümliche Kraft, der sie sich vergeblich zu erwehren suchte. Die trotzige Anwandlung verflüchtete sich unter diesem Blick, und fie erklärte, sich zu Malwitz wendend:Also er bleibt dabei: genötigt wird nicht!"

Natürlich, da Sie Beistand haben, müssen Sie sich noch mehr zieren. Aber es ist ein Unsinn", redete sich der Leutnant in Eifer,denn wer bei Tage einen kräftigen Korn nicht verschmäht, der kann auch abend»"