Geüenktage
Mus dem HcilmtgcbictM
2 v. Augu st.
1528 Der Landskne'chtsführer Georg von Frundsberg in Mindelheim gestorben.
1639 Der Dichter Martin Opitz in Danzig gestorben.
1914 (bis 22.) Schlacht in den mittleren Vogesen.
1914 Siegreiche Schlacht in Lothringen (Kronprinz Rup- precht von Bayern).
1915 Einnahme von Norvo-Georgiewsk (Modlin) durL die Deutschen unter General von Beseler.
1917 (bis 27.) Abwehrschlacht bei Verdun.
Sonnenaufgang 6.16 Sonnenuntergang 20.39
Mondaufgang 21.23 Wondunterqang 9.45
Die Königskerze
Die Königskerze steigt an sandigen, sonnigen Berghalden und Bahndämmen bis zu eineinhalb Meter Löhe an. lieber all den vielen Kräutern und Unkräutern bebt sich die dichte, gipfelständige Traube voll kleiner Flammen zum Himmel. Wegen des filzigen Haarkleides der Blätter aus Ober- und Unterseite wird sie im Bolksmund auch Woll- blume genannt. Die drei oberen Staubfäden der gelben Blüten sind weißzottig. Man kennt in Deutschland verschiedene Arten dieser Pflanze. Auf der schwäbischen Alb findet sich auch die sogenannte Schwarze Königskerze, deren Staubfäden durchweg violettfarbig sind. Eine andere Spielart, die lichtnelkenartige Königskerze, findet sich gerne in steinigen Lichtschlägen im Walde, auf Sandfeldern der Heide. Schon die' Alten waren hohe Verehrer der stolzen Pflanze, die auch Fackelkraut und „Unholdkerze" genannt wurde. „Flamme" nannten sie die Griechen, die die Pflanze in Pech tauchten und als Fackel benützten und aus ihren Blättern Lampendochte machten. „Himmelsbrand" nannten sie unsere Vorfahren.
Im Zeichen des Widders, vor Aufgang der Sonne und ohne Messer mußten die Blüten gesammelt werden. Daraus wurde ein Aufguß gemacht. Die Wurzel konnte nur bei Mondschein mit silbernem Stichel- gegraben werden. Wer sie bei sich trug, vor dem mußte alles Unheil fliehen. Daher der Name „Unholdkerze". Die Heilkraft der Königskerze wird gerühmt und heute noch wird das Gesundkräutlein fleißig gesammelt für die, so an Brust- und Lungenleiden krank sind. Zu Gurgelwasser wird es gemischt bei Halsleiden. Die Teere verschmähen die Pflanze, bis auf Menen, die süßen Met aus der Königskerze saugen.
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— Nachsterilisieren schützt vor Verlusten. Für das Einkochen von Früchten, besonders aber von Gemüsen, wie Erbsen und Bohnen, doch auch von Fleischwaren sei auf Folgendes hingewiesen: Um das im geschlossenen Gefäß Wlechdofe oder Glas) Eingekochte vor dem Verderben zu sichern, machen Konservenfabriken das Eingekochte vielfach nach drei bis sechs Tagen durch abermaliges Sterilisieren völlig keimfrei. Dieses Verfahren ist allen Hausfrauen zu empfehlen. Sie schützen sich dadurch vor vielem Aerger über nachträglich „hochgegangene" Dosen und Gläser. Zur Begründung dieses Nachsterilisierens sei gesagt, daß gerade Eiweißfäulnisbakterien zum Teil beständige, sogenannte Dauersporen bilden, die das erste Erhitzen überfteben und dann nach einigen Tagen aufkeimen. Diese neuaekeimten Spaltpilze werden durch das zweite Erhitzen vernichtet.
— SchSnheltsreparaturen durch Mieter unveranverr zulässig. Der Preiskommissar hatte in einem Runderlaß darauf Angewiesen, daß es unzulässig ist, wenn sich Wohnungssuchende Mieter verpflichten, die Instandsetzung der Wohnung selbst zu übernehmen oder ore Herrichtunaskosten zu vergüten. -Dieser Hinweis bezieht sich auf solche Fälle, m denen ein Vermieter die ihm obliegende Verpflichtung zur Ueüerlassung einer zum vertragsmäßigen Gebrauch geeigneten Wohnung bei einem Mieterwechsel dadurch zu umgehen versucht, daß er die Instandsetzung dem neuen Mieter aufbürdet. Mit dieser Regelung wird also nicht ausgeschlossen, daß in Fällen, in denen ein Mieter bisher die Schönheitsreparaturen selbst getragen hat, eine entsprechende Vereinbarung auch mit dem neuen Mieter geschlossen wird. Ein Verstoß gegen die Preisstoppverordnuna ist darin nicht zu sehen. Auch die Möglichkeit, mit besonderer Genehmigung der, Preisbehörde die Schönheitsreparaturen entgegen der bisherigen Regelung unter entsprechender Kürzung des Mietzinses auf den Meter zu übernehmen, bleibt aufrechterbalten.
Sonntag mit Sommerfreuden. Ja, dies kann man vom letzten Sonntag Wohl sagen, denn er erfüllte im weitesten Ausmaß all die vielen Wünsche der Menschen in Stadt und Land. Und ein solch sommerlich-freundlicher Tag bringt der Badestadt allemal auch Hochbetrieb. Von früh bis spät sah man die ortsanwesenden Kurgäste, die Wildbader selbst und viele, viele Ausflügler von nah und fern den Anlagen zu- strömen, die ja bekanntlich an solch schönen Sommertagen den angenehmsten Aufenthalt, bieten. Die Veranstaltungen der Staat!. Badverwaltung waren gut besucht. Zu Gunsten des Kriegshilfswerkes für das Deutfche Rote Kreuz veranstaltete die Staatl. Badverwaltung nachmittags vor der Neuen Trinkhalle ein Konzert, das viele Zuhörer angelockt hatte. Die Vortragsfolge war geschmackvoll zusammengestellt und sehr abwechslungsreich und hat die Zuhörer in hohem Maße befriedigt. Ein reger Ausflugsbetrieb herrschte natürlich wieder auf dem Sommerberg. Die Bergbahn war von früh bis spät stark in Anspruch genommen, waren es doch etliche hundert Menschen, die mit der Drahtseilbahn auf den Lieblingsberg der Kurgäste und Wildbader fahren wollten, um dort in der Schwarzwaldhöheneinsamkeit Stunden der Erholung und Muse verbringen zu können. Ein frohbewegtes Bild zeigte die Sommerberg-Terrasse, aber auch in allen übrigen Ausflugsgaststätten in und um Wildbad herrschte ein lebhafter Betrieb. Die Badelustigen hatten sich im Strandbad Großmann in großer Zahl eingefunden und verbrachten dort angenehme Stunden. Alles in allem: es war mal wieder ein richtiger Sonntag der Sommerfreuden. — Die Straßensammlung des Kriegshilfswerkes für das Deutsche Rote Kreuz fand in der hiesigen Bevölkerung wie bei den Kurgästen ein opferfreudiges Echo. Die zierlichen Wehrmachtsabzeichen fanden restlos ihre Liebhaber. Ausgeführt wurde die Sammlung von Angehörigen des Deutschen Roten Kreuzes, des NS-Reichskriegerbundes, der DAF unter freudiger Mithilfe der Hitlerjugend. Weit über 3000 RM. flössen in die roten Sammelbüchsen, ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. — Der Schützenverein hatte seine Mitglieder und Freunde des Schießsportes auf seinen Schießstand in der Rennbach eingeladen. — Oberkanonier Robert Fischer erhielt das Westwall-Ehrenzeichen.
Konzert für unsere Verwundeten
Wildbad, 19. August. Als einer unserer großen Musiker zum Ehrendoktor der medizinischen Universität ernannt wurde, begründete die Urkunde hierüber dies mit der heilwirkenden Gabe der Musik auf das kranke Gemüt. Das innere Lösen und Befreien ist eine auch dem Gesunden bekannte- Wirkung der Musik, durch die Macht der Töne entschwebt ihm das Geistige in eine höhere Lage, wo die Welt der Ahnung in beseligender Freiheit ihren Anfang nimmt. Schon im letzten Krieg hat man diese Fähigkeit der Musik mit Erfolg benützt, um in Konzerten für die Verwundeten eine beglückende Heilwirkung auszuüben, und die Teilnahme unserer Kriegsverletzten an den diesjährigen Bahreuther Festspielen ist gewiß nicht nur als eine Belohnung zu werten, denn wer dies Wunder erleben durfte, weiß in unauslöschlicher Erinnerung, welchen Aufschwung er in Kraft und Wesen von Leib und Seele durch diese Musik erhalten hat.
Es war darum ein guter Gedanke, an einem der letzten Augusttage im Kursaal in Wildbad ein Konzert für die Verwundeten und Kranken der dortigen Lazarette zu veranstalten.
Als Hans Hofele (vom Reichssender Stuttgart) die „Adelaide" von Beethoven sang, war dies der Aufschwung überschwänglicher Sehnsucht, und seine weithin bekannte Gesangskunst entführte alle in den Bannkreis jener inneren Freiheit, die uns die Musik gewährt. Das Lied ist ja für den Deutschen das kostbarste Kleinod der Tonkunst. Mit drei Schubertliedern sang sich der meisterliche Bariton Hans Hofeles in die Herzen der Soldaten, die Reimerballade von Löwe entzückte durch den Zauber ihrer Lieblichkeit, in zwei
leidenschaftlrchen Gesängen von Richard Strauß riß er die Seele hoch in den Jubel der Freude, um mit der ganz Lurch- seelten Innigkeit eines Heimwehliedes von Hugo Wolf zu schließen. Der nicht endenwollende Beifall, welchen die Anwesenden dem beliebten Sänger spendeten, wurde mit einem Soldatenlied der Gegenwart belohnt. Hans Hofele wurde am Flügel von Traute Zarges (Stuttgart) mit vollendeter Einfühlung begleitet.
Einen Höhepunkt der Veranstaltung bildete das Rondo in H-Dur für zwei Klaviere von Schubert, das Traute Zarges und Oberstabsarzt Dr. Godron (Wildbad) in feiner überströmenden Musikalität meisterhaft Wiedergaben, ein Werk, entstanden aus der beglückten Lust des Tonsetzers, mit einem geliebten Mädchen gemeinsam zu musizieren, ein schmeichlerisches Entfliehen und Fangen der zärtlichen Themen.
Als schmiegsame Begleiterin zeigte sich Traute Zarges wieder in der Sonate l)-Dur für Geige und Klavier von Händel, die sie mit Lili Jüptner-Schaeuffelen (Wildbad) spielte. Die Geigerin hat einen warmen und innigen Ton bei vollendeter Technik, besonders liegen ihr die Töne der Träumerei und der tänzerischen Anmut, wie die „Deutschen Tänze" für Geige und Klavier von Schubert, der wiegende und spielerische H-Dur-Walzer von Brahms und der „Spanische Tanz" von Granados bewiesen.
Mit frohen Augen sah man die Verwundeten und Kranken nach dem Konzert durch den Ausgang in den von Sonne durchschimmerten Kurpark treten, wo die rauschende Enz das angefangene Lied der Kunst in silberner Schönheit der Natur weitersang. M. D.
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Vom Sonntag. Der vergangene Sonntag brachte viel Leben in Herrenalb. Neben den vielen Kurgästen kam auch eine große Anzahl Ausflügler nach hier. Das wunderschön gelegene und vorbildlich gepflegte Strand- und Schwimmbad erfreute sich ebenfalls einer starken Benützung. Der sonnige, warme Tag wurde von allen Besuchern Herrenalbs als eine besondere Wohltat empfunden, und bis zum Einbruch der Dunkelheit promenierte ein zahlreiches Gästepublikum in dem einzig schönen Kurgarten, der dem Fremden so Vieles bietet. Sehr beliebt ist die Promenade um den kleinen See mit seinem geheimnisvoll murmelnden Springbrunnen Lei den Klängen der Kurkapelle. Diese Spätwanderung im Kurgarten wird von vielen Fremden mit Vorliebe gepflegt und bildet eine solche auch einen würdigen Tagesabschluß nach all dem Schönen, was das Auge in dem herrlichen Land- schaftsbilde in und um Herrenalb herum geschaut und empfunden hat. Wenn dabei die Kurkapelle, wie es seither die Gepflogenheit war, ihre schönen Weisen ertönen läßt, werden solche Abende zu einem Erlebnis.
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Doppelscheune abgebrannt. Gestern abend um 9 Uhr brach in der Doppelscheune der Oelschläger und Holl, Witwe, gegenüber der Kirche aus bisher unbekannten Gründen Feuer aus. In dem mit Vorräten an Heu, Oehmü und Frucht gefüllten Räumen fand das Feuer reichlich Nahrung. Die Feuerwehr war sogleich zur Stelle und begann mit den Löscharbeiten. Durch den tatkräftigen Einsatz der Feuerwehrleute konnte Las Feuer auf den eigentlichen Herd beschränkt werden. Die Motorspritze von Neuenbürg, die auf Ruf herbeieilte, hals wirksam mit, das Feuer vollends zu löschen.
Ehrenvolle Auszeichnung für besondere Tapferkeit. Als erstem von hier wurde dem Gefreiten in einem Infanterie- Regiment Hermann Eg ginger das Jnfanterie-Sturmab- zeichen verliehen.
Waldrennach, 19. August. Die Angehörigen der DAF und des NS-Reichskriegerbundes führten am Sonntag wi? allerorts die 2. und letzte Reichsstraßensammlung für das Kriegshilfswerk des Deutschen Roten Kreuzes durch. Die Bevölkerung des Orts hat sich besonders am letzten Sammeltag dem tapferen Frontsoldaten würdig gezeigt. Diesmal hat
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„Nimm du das Wort anständig net so in Mund, gell. Ich weih ja, wie anständig du dich aufg'führt hast."
„No ja, eine Dummheit macht jeder amal, wenn er jung ist."
„Eine kleine Dummheit, ja. Aber keine Gemeinheit. Mußt net glauben, daß ich net alles weiß."
„Drum wirst auch wissen, wo sie ist."
„Und wenn ich es müßt: Was geht es dich an? Jetzt ist es zu spät, wenn sich das Gewissen rührt bei dir."
„Alter Teufl, alter!" zischt Jakob und wendet sich zum Gehen.
„Alt, sa". ruft ihm Much nach. „Aber ich bin in Ehren grau geworden. Das wirst du von dir freilich amal net behaupten können."
Jakob bleibt mit einem Ruck stehen. ,,
„Und gutmachen laßt sich da nix mehr, meinst?"
„Nein, da ist nix mehr gutzumachen."
Ohne Gruß stampft der Sägemüller-Jakob davon und verschwindet zwischen den Bäumen.
Der alte Much hat nicht gelogen, wenn er sagte, daß er von Monika nichts weiß. Aber als er eine Stunde später mit den Kloben nach Hause fährt, begegnet ihm drunten an der Straßenkreuzung der Postbote.
„Du kommst mir grad recht", sagt er. „Da brauch ich wenigstens den Berg netnauflaufen." Er kramt in seiner Tasche und nestelt zwei Briefe hervor. „Da — der ist für dich und der andere für die Ursula Wimmer."
Das ist nun ein Kreuz, daß er ohne Brille die Buchstaben nicht mehr recht unterscheiden kann. So kann er den Brief erst lesen, als er daheim ist. Und als er ihn gelesen hat, kommt er sich vor wie herausgehoben aus einer stummen
Qual. Es ist wahr, daß er oft nächtelang sich befaßt hat mit dem Schicksal Monikas, denn schließlich ist sie für ihn ja nicht irgend jemand gewesen, sondern ein Mädchen, das er lieb gehabt hat wie ein eigenes Kind. Ihre Sorgen waren seine Sorgen und sie sind schwer und drückend auf ihm gelegen zu aller Zeit. Am meisten wohl in der letzten Zeit, da er über ihr Ergehen und Verbleiben im Ungewissen war. Und nun ist alles mit einem Male anders. Er ist beinahe ein vollkommen glücklicher Mann. Nirgends mehr ein Schatten, nirgends ein Mißklang, nirgends mehr das dumpfe Singen der Sorge. Seine Welt und sein Leben ist plötzlich von einer fröhlichen Heiterkeit erfüllt. In dieser Stimmung beginnt er sogar leise vor sich hinzusingsn, während er den Rossen Futter vorschüttet. Ein kleines Lied, wie es passend ist für die Fröhlichkeit seines Alters. Die Kollerin, die es zufällig hört, sagt >ber:
„Da schau,xwie er lustig ist. Ja, ja, zu wenig Arbeit hast halt. Zu gut gehts dir bei mir, da kannst leicht singen."
Much gibt keine Antwort, denkt nur: wenn du wissest, was ich weiß. Aber'ich sag dir nix, darf ja nix sagen.
Am Abend, ehe er zu Bette geht, liest er den Brief nochmal.
„Lieber Much!
Nun ist es endlich an der Zeit, daß ich Dich wissen lasse, wo ich bin. Ich weiß ja, daß Du Dich sorgst um mich. Aber Du brauchst es nicht tun. Ich habe es schon am ersten Tag gut erraten. Bin in einem kleinen Haus bei einem Wittiber, und zwei Kinder sind da. Und jetzt sind es drei. Es ist ein Mädl, und ich Hab es Genoveva — also Vevi — taufen lassen. Daß Du mir aber kein Wort sagst. Nein, das weiß ich ja, Du sagst nichts. Wie geht es Dir denn immer, lieber Much? Vielleicht kannst Du mich einmal besuchen. Brauchst mir bloß zu schreiben, dann hol ich Dich in Grafing am Bahnhof ab. Ich Hab meinen braunkarierten Spenser zum Mitnehmen vergessen. Vielleicht kannst Du ihn mir mal schicken. Und dann schreibst mir auch, wie es bei Euch immer zugeht. Bis dahin grüßt Dich recht herzlich Deine
Monika."
Selbstverständlich, sagt sich Much, werd' ich sie besuchen. Vor dem Almauftrieb noch. Und den Spenser wird er gleich morgen suchen.
Am andern Tag, während der Mittagszeit, schleicht er sich in der Ursula ihre Kammer, die vorher Monika innegehabt hat. Der Schlüssel im Kasten steckt nicht, aber er liegt obenauf. Und dann hat er den Spenser unter Ursulas Kleidern schnell gefunden. Er hat gewiß nicht die Absicht, zu schnüffeln, und will den Kasten schon wieder zusperren. Aber da blinkt ihm aus der oberen Schublade, die nicht ganz geschlossen ist, etwas Weißes entgegen. Das ist ein Brief. Im schnellen Hinschauen kann er ein paar Worte entziffern, und deshalb zieht er ihn heraus und läßt ihn in seiner Hosentasche verschwinden. Drunten im Stall liest er ihn, und da hat er zunächst sehr herzlich zu lachen. Aber dann sagt er sich: „Den Brief behalt ich, den gib ich nimmer her. Wer weiß, wie ich den notwendig brauchen kann." »
Die Kollerin wird immer grantiger, doch niemals läßt sie ein Wort über Monika fallen. Niemand würde ahnen, daß hinter der rauhen Rinde, mit der sie ihr Herz umschlossen hat, immer etwas leise drängend bittet und wünscht, daß einmal die Türe aufgehen möchte und Monika hereinträte. Gott, da hat man so ein Kind großgezogen, hat es auch liebgehabt, gewiß, auf eine beinahe heimliche Art. Es liegt nur nicht in ihrem Wesen, Liebe zu zeigen. Sie schämt sich immer jeder weichen Regung, und wenn mitunter Gutsein und Liebe in ihr aufbrechen wollten, dann hat sie es immer rechtzeitig unterdrückt und hat sich verschanzt hinter einem Wall von rauhen Worten und Gebärden. Aber Gott weiß es, wie sie einmal nächtelang gebangt hat, als Monika einmal schwerkrank im Fieber lag, Da hat sie gebetet, daß Gott ihr dieses Kind erhalte, damit sie im Alter nicht allein und verlassen sei, denn das große und schwere Glück det Mutterfreuden hat sich an ihr selbst nicht erfüllt. §
(Fortsetzung folgt)