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Parteiamtliche nationalsozialistische Tageszeitung
Amtsblatt -es Kreises Calw für Neuenbürg und Umgebung Sirkenfel-er-, Calmbacher- unö tzerrenalber Tagblatt
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Nr. 135
Neuenbürg, Mittwoch de« 12. Juni 1940
98. Jahrgang
Mutige Seelüfte -er fliehenden Iranrosen
8tarke teindlicke Xräbte adZesprenZt und umschlossen — Oro6e LrtolZe der I^utt^vaKe
8cline11hoot-HIachtAetec1ite vor LnZlands lauste
Führerhauptquartier, 11. Juni. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Die große Schlacht zwischen der Kanalküste »nd der Maas ist immer noch in vollem Gange.
Am rechten Flügel und in der Mitte wird die Verfolgung der geschlagenen französischen Armeen rastlos fortgesetzt, zwischen Reims und den Argonnen noch erbittert, aber erfolgreich gerungen. An mehreren Stellen sind starke feindliche Kräfte abgesprengt und umschlossen und gehen ihrer Vernichtung entgegen.
Infolge der schweren blutigen Verluste und der großen Einbuße an Gefangenen und Material aller Art schwindet die feindliche Widerstandskraft zusehends dahin.
Kampf- und Sturzkampfvervände griffen wiederum den Hafen und die Kaianlagen von Le Havre an, zerstörten die Schleusen, versenkten einen Zerstörer und beschädigten weitere Schiffe, darunter einen Zerstörer und zwei Transporter von 10 Ovo Tonnen, durch schwere Bombentreffer. ,
Neben den dichten Kolonnen des zurückgehenden Feindes, Transporten, Ansammlungen, Batterie-Stellungen, die mit Bomben belegt wurden, gelang es der Luftwaffe auch, mehrere Brücken über die Marne und die untere Oise zu treffen und teilweise zu zerstören und so den feindlichen Rückzug empfindlich zu hemmen.
Ein Teil der französischen Ministerien nach Psitiers geflüchtet
Madrid, 12. Juni. (Eig. Funkmeldung.) Am Dienstag gelangten erstmalig keine, französischen Zeitungen nach Spanien. Aus Frankreich wird berichtet, daß sich ein Teil der Ministerien in Poitiers niederließ, nicht alle in Tours wie ursprünglich angegeben wurde. Seit Tagen trafen in Poitiers Aktentransporte aus den Ministerien ein, die sämtliche öffentlichen Gebäude, zahlreiche Privatwohnungen und Tanzsäle besetzt haben. In ganz Frankreich herrscht tiefste Niedergeschlagenheit infolge der Nachricht von Italiens Eintritt in den Krieg. Trotz der Propaganda des Rundfunks ist sich die Bevölkerung über die Bedeutung der Verschärfung der Kriegslage im klaren.
Ausgestorbene Städte in Frankreich
Ununterbrochener Flüchtlingsstrom in Richtung Spanien — Verkehrswesen der Auflösung nahe — Lebenskosten enorm gestiegen
Mailand, 12. Juni. Der bisherige Pariser Korrespondent der „Gazetta del Popolo" gibt über seine letzten Eindrücke auf französischem Boden folgende Schilderung:
Die letzten Züge aus Frankreich haben die italienische Grenze am Montag abend zwischen 19 und 23 Uhr passiert. In Len Gebieten Mittelfrankreichs wurde in den letzten Stunden vor dem Inkrafttreten der Kriegserklärung mehrfach Fliegeralarm gegeben.
Die öffentliche Ordnung und der Strom der Flüchtlinge wird in den Städten des Ostens, Südens und Südwestens von Frankreich mit Abteilungen der Mobilgarde, soweit dies möglich ist, aufrechterhalten. Zahlreiche Telephonverbindungen zwischen der Hauptstadt und der französischen Provinz sind unterbrochen. Die Züge kommen mit ungeheuren Verspätungen an. Der Autoverkehr liegt fast völlig still. In den Tagesstunden des Montag boten Nizza, Marseille und Toulon noch das übliche Bild, das sich mit Einbruch der Dunkelheit aber vollständig wandelte, da die Städte völlig ausgestorben schienen. Bezeichnend ist die Erklärung einer Amerikanerin, die mit einem der letzten Züge auf italienischem Boden eingetroffen war: „Ihr Italiener seid ganz ruhig", erklärte die Frau, „und versteht noch zu lächeln, zwei Dinge, die man da drüben" — wobei sie auf das im Sonnenlicht schimmernde Mentone wies — „nicht mehr kennt".
Große Besorgnis herrscht in Frankreich wegen des ununterbrochen sich vergrößernden Zustromes der Flüchtlinge und wegen der Lebensmittelversorgung. Ein starker Flüchtlingsstrom macht sich in Richtung Spanien bemerkbar. In Südfrankreich konnte man bisher noch keinen Mangel an lebenswichtigen Nahrungsmitteln feststellen, aber fast alle Luxusgeschäfte in Nizza und Cannes zeigten in den letzten Stunden vor der Kriegserklärung leere Schaufenster. DaS gleich« gilt für Marseille, wo der Verkehr völlig unterbrochen ist. Die Lebenskosten sind in Len letzten Tagen enorm gestiegen. Die Preisaufschläge erreichen das ungeheure Ausmaß von etwa 150 Prozent. Auch zeigte sich eine Verknappung an flüssigen Zahlungsmitteln, da diese von der Bevölkerung in der Voraussicht noch schlimmerer Tage aufgespeichert werden.
Auf schnellstem Wege aus Paris hinaus
Am Dienstag keine Pariser Zeitungen erschiene«
Madrid, 12. Juni. (Eig. Funkmeldung.) Reisende aus Paris berichten, daß die Panikstimmung in Paris immer mehr sich verstärke. Die Bevölkerung kenne nur ein Ziel: auf schnellstem Wege die Stadt zu verlassen. Dies sei jedoch umso schwerer, da gleichzeitig die französischen Ministerien und die sonstigen Behörden in endlosen Transporten ihr gesamtes Personal und Material in die Provinzstädte verfrachten. Für Privatleute sei es nahezu unmöglich, noch einen Platz in den Zügen zu erhalten. Auf den Bahnhöfen spielten sich daher regelrechte Schlägereien ab, sodaß die Polizei ständig einschrei- ten müsse. Am Dienstag seien in Paris keine Zeitungen mehr erschienen. An eine normale Arbeit sei dort überhaupt nicht mehr zu denken. Auch die Lage in den französischen Provinzen verschlimmere sich zusehends. Der Andrang von Menschen würde immer stärker und die Nahrungsmittel nehmen immer mehr ab. Der Güterverkehr bleibe oft tagelang stecken. Fische seien bei ihrem Eintreffen am Bestimmungsort oft schon in Verwesung übergegangen und Frischobst sei verfault. Trotz strenger Bestimmungen stiegen die Preise immer höher und der Schwarzhandel treibe mit verschiedenen Artikeln seine Blüte.
Umstellung Italiens auf den Kriegszustand
Rom, 11. Juni. Italien hat die erste Kriegsnacht ruhig und besonders diszipliniert verbracht. Obwohl die Verdunkelung des ganzen Landes erst am Montag nachmittag angeordnet war, funktionierte sie dank der sorgfältigen Vorbereitung Vollständig. Nicht nur geistig und stimmungsmäßig ist die Umstellung von der Nichtkriegführung, die von der Bevölkerung keinen Augenblick lang mit Neutralität verwechselt worden war, auf den Kriegszustand in voller Ruhe vor sich gegangen. Auch im Bereich der Wirtschaft, des Arbeitseinsatzes «nd des Verkehrswesens, von der Wehrmacht selbstverständlich ganz zu schweigen, vollzog sich der Uebergang nach den längst ausgearbeiteten detaillierten Plänen in kürzester Frist beinahe unbemerkt.
Tagesbefehl des Duee
Rom, 11. Juni. Der Duce hat an die italienische Wehrmacht folgenden Tagesbefehl gerichtet:
„Durch Entscheid Seiner Majestät des Königs und Kaisers übernehme ich ab heute, 11. Juni, das Kommando der an an allen Fronten operierenden Truppen.
Ich bestätige als meinen Generalstabschef Marschall Pietro Badoglio. Ich bestätige in ihren Aemtern und als ihm unterstellt Marschall Rudolfo Graziani als Generalstabschef des Heeres, Geschwaderadmiral Domenico Cavagnari als General
stabschef der Marine und den Luftgeschwadergeneral Fran- cesko Pricolo als Generalstabschef der Luftwaffe.
Von heute ab müssen Waffen und Herzen auf das Ziel gerichtet sein: „den Sieg erringen! Es lebe der König!"
Proklamation Victor Emanuels III.
an die italienische Wehrmacht
Rom, 11. Juni. Aus dem Operationsgebiet hat der König und Kaiser Victor Emanuel III. an die italienische Wehrmacht unter dem heutigen Datum folgende Proklamation gerichtet:
„Als Oberhaupt aller Streitkräfte zu Lande, zu Wasser und in der Luft kehre ich wie vor 25 Jahren in eure Reihen zurück und folge damit meinem Gefühl und den Traditionen meines Hauses.
Das Kommando der an allen Fronten operierenden Truppen übertrage ich dem Chef der Regierung, Duce des Faschismus und Ersten Marschall des Imperiums.
Mein erster Gedanke gilt euch in dem Augenblick, da ihr, indem ihr die tiefe Liebe und die völlige Hingabe an das unsterbliche Vaterland mit mir teilt, euch anschickt, zusammen mit dem verbündeten Deutschland neue schwierige Aufgaben im unerschütterlichen Vertrauen auf ihre Erfüllung auf euch zu nebmen.
Führerhauptquartier. Der Führer hat auf Vorschlag des Oberbefehlshabers des Heeres das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz an General der Artillerie Haase, Oberstleutnant Weber und Feldwebel Hoffmann verliehen.
Berlin. Bei Unternehmungen deutscher Schnellboot-Ve^ bände gegen die britische Ostküste kam es zu heftigen Nachh>. geseihten mit britischen Zerstörern. Unsere Boote kehrten voll«! zählig zurück.
Berlin. Italiens Eintritt in den Entscheidungskamps an Deutschlands Seite beherrscht weiterhin die Berichterstattung aller Zeitungen der Welt.
Rom. Die südafrikanische Union hat Italien den Krieg erklärt.
Newhork. Das kanadische Unterhaus nahm eine Ent«. schließung an, Lerzufolge Kanada Italien den Krieg erklärt-
Rom. Der italienische Ministerrat hat eine Anzahl wichtiger Kriegsgesetze beschlossen.
Rom. Die militärischen Kommandostellen und die Offiziere des Generalstabes und der Wehrmachtsministerien haben einer amtlichen Verlautbarung zusolge die italienische Hauptstadt verlassen und haben sich an andere Stellen begeben.
Rom. Außenminister Ciano hat sich in seiner Eigenschaft als Major der italienischen Luftwaffe zu seiner Staffel an die Front begeben.
Mailand. Wie aus Malta gemeldet wird, wurden alle auf , der Insel lebenden italienischen Staatsangehörigen interniert.
Mailand. Im ganzen britischen Empire hat eine wüste Verhaftungs.- und Terrorwelle gegen Italiener eingesetzt.
Budapest. In der Sitzung des ungarischen Abgeordnetenhauses kam es zu lebhaften Kundgebungen für die Achsenmächte.
Belgrad. Von zuständiger jugoslawischer Stelle wird erklärt, daß die.neutrale Haltung Jugoslawiens durch den Eist», tritt Italiens in den Krieg nicht berührt werde.
Berlin. Duff Cooper schmähte in einer haßerfüllten Rede das italienische Volk. Auch Kriegstreiber Attlee veranstaltete im Unterhaus eine wüste Schimpfkanonade gegen Italien, hinter der sich die Angst vor der großen Abrechnung verbarg.
Berlin. Im Zeichen des Willens zur gesunden Lebensführung stand eine Kundgebung im Rahmen einer Führertagung der Berliner HI, aus der der Reichsgesundheitsführer sprach.
Soldaten zu Lande, zu Wasser und in der Luft, vereint mit euch wie nie zuvor, bin ich sicher, daß euer Mut und stj» Vaterlandsliebe des italienischen Volkes unseren ruhmreichen Waffen noch einmal den Sieg zu sichern vermögen."
Italienische Operationen im Gange
Rom, 11. Juni. An den amtlichen Stellen in Rom und im italienischen Nachrichtendienst werden keine Andeutungen über die im Gang befindlichen Operationen gemacht. Die Zurückhaltung wird erst mit dem für Mittwoch früh, 10 Uhr, angekündigten ersten Wehrmachtsbericht aufgegeben werden. Allgemein wird angenommen, daß die Feindseligkeiten bereits in dem Augenblick begonnen haben, in dem der Kriegszustand zwischen Italien und den Alliierten einsetzte, also am 11. Juni, 0 Uhr.
Die vom Newyork-Büro der englischen Reuter-Agentur, wenige Minuten nach der Duce-Rede in Umlauf gesetzte Nachricht, daß die italienischen Truppen am Montag, 18.45 Uhr, die Cüte d'Azur „überflutet" hätten, ist selbstverständlich erlogen. Wenig Verständnis wird man übrigens in Frankreich für die Taktik des englischen Bundesgenossen aufbringen, der noch vor Beginn irgendwelcher italienischer Kampfhandlungen die französische Verteidigung bereits als unwirksam darstellte.
Die letzten Züge passierten die italienisch-französische Grenze am Montag abend zwischen 17 Uhr und 23 Uhr; in einem dieser Züge befand sich Kardinal-Primas Hlond. det nach Frankreich abreiste.
Die militärischen Kommandostellen haben Rom verlassen
Rom, 12. Juni. Die militärischen Kommandostellen und di» Offiziere des Generalstabes und der Wehrmachtsministerien habet einer amtlichen Verlautbarung zufolge die italienische Hauptstadt ver- lassen und haben sich an andere Stellen begeben.