Vier Blickpunkte im Mittelmeer

-"Der Aufsatz ging uns vor dem Eintritt Italiens in den Krieg zu.)

V-/v In den gegenwärtigen Tagen ist das Mittelmeer­problem, (das gleichsam latent schwebte, blitzartig in den Mit­telpunkt, des Interesses gerückt. Durch die sich ständig stei­gernden Kundgebungen der Studenten auf italienischen und »^ipchen Hochschulen, wie auch in Presseartikeln und Reden, SWM vor allem die vier Begriffe Gibraltar Korsika und Suez wieder, wobei die drei letztgenannten allein Mikenische Forderungen sind (hier kommen Nizza, Malta u. a. hinzu), während der Felsen Gibraltar für Rom und Madrid ein gemeinsames Interessengebiet bedeutet. An dieser Stelle sei nicht die Politische Seite der Angelegenheit einer Prüfung unterzogen, sondern nnr die geographische und wirtschaftliche sowie die geschichtliche Entwicklung, soweit sie zwangsläufig dazugehört.

Gibraltar ist eine 4,9 Quadratkilometer große felsige Halbinsel an der Südspitze der Pyrenäen, deren Ausläufer sich bis zu 425 Meter über dem Meeresspiegel emporreckt. Die eigentliche Stadt Gibraltar liegt auf der Westseite der Halb­insel, in Terrassen bis zu etwa 80 Meter Höhe ansteigend, mit rund 21000 Bewohnern, vorwiegend Militär. Im Norden schroff endigend und auch im Osten steil säst senkrecht zum Meere abstürzend, ziehen sich von der Südspitze des Berges sehr starke Befestigungen am Wcstsaum entlang und endigen in den Felsengalericn im Norden. Der Hafen, eben­falls auf der geschützten Westseite gelegen, besteht aus dem knapp 2 Quadratkilometer großen, von künstlichem Molen ein­gesäumten Kriegshafen und dem anschließenden Handelshafen. Hier ist im Frieden ein außerordentlich starker Durchgangs­verkehr; nicht selten laufen 45000 Schiffe im Jahr mit einer Tonnage von über 6 Millionen Bruttorcgistertonnen den Hafen an. Der Kriegshafen, in dem wir Dockanlagen, Kohlen- uud Oellager finden, ist natürlich allein der britischen Flotte Vorbehalten gewesen. Mit dem eigentlichen spanischen Fest­land ist Gibraltar durch eine 1 Kilometer breite, sandige Landzunge verbunden, auf der ein 500 Meter breiter, neutra­ler Streifen die Grenze bezeichnet. Nördlich davon liegt die kleine spanische Stadt Linea de la Conception.

Im Jahre 711 gründete auf der Halbinsel der arabische Feldherr Tarik eine Festung, die er ebenso wie den Berg Dschebel el Tarik nannte. Im Jahre 1462 wurde diese den Mauren von den Spaniern entrissen, welche den Platz bis 1704 zu halten vermochten. Damals eroberte eine englische Flotteneinheit und ein Landungskorps, zu dem auch Hannove­raner gehörten, die Festung, die seither im britischen Besitz war. Später ist sie wiederholt, aber vergeblich, von Spaniern und Franzosen angegriffen worden, zuletzt in den Napoleo- nischen Kriegen. Wirtschaftlich hat Gibraltar keinerlei Bedeu­tung außer eben als Handelshafen und Umschlagsplatz, bas heiße Klima läßt eine subtropische Vegetation gedeihen. Politisch geht es um die leicht erkennbare Tatsache, daß, Wer Gibraltar beherrscht, den einen Schlüssel zum Mittelmeer in Händen hält.

Die Insel Korsika, die 8720 Quadratkilometer groß ist Und etwa 300 000 Einwohner zählt, gehört zwar politisch noch

zu Frankreich, aber geographisch und ethnographisch zum rö­mischen Imperium, von dem es durch ein 100 Kilometer brei­tes, sehr flaches Meer und den Toskanischen Archipel getrennt ist, während Frankreich etwa 200 Kilometer weit von Korsika liegt und dieser Meeresteil bis zu 2500 Meter Tiefe abfällt. Die benachbarte italienische Insel Sardinien im Süden liegt sogar auf 15 Kilometer an Korsika heran. Die um­strittene Insel ist etwa 185 Kilometer laug und an ihrer bei­testen Stelle 85 Kilometer breit, das Land ist durchweg schwer zugängliches, teilweise bewaldetes Hochgebirgsmassiv mit Er­hebungen bis zu 2700 Meter. Während die Berge zum West­ufer abfallen, ist die Ostküste flach und sumpfig. In diesen tieferen Lagen Korsikas findet sich eine üppige subtropische Vegetation, vor allem Früchte, Kastanien und Oelbäume. Auf den Hochflächen ist gutes Weideland, sodaß Viehzucht der'wich­tigste Erwerbszwcig des Landes ist. Während Industrie fast völlig fehlt, blüht die Küsten- und Hochseefischerei; die Haupt- Häfen und Küstenplätze sind der Golf von St. Florent, Calvi, Galeria, Porto, Sagone, Ajaccio (Geburtsort Napoleon Bonapartes) und Valinco. Die' Bewohner des Landes sind Korsen, während ihre Sprache ein italienischer Dialekt ist, blieb die Amtssprache bis heute französisch. Die Insel hat ein sehr wechselvolles Schicksal hinter sich. Sie kam im Jahre 1300 zu Genua. Im Jahre 1768 verkaufte die genuesische Re­publik sie an das Verbündete Frankreich; während der franzö­sischen Revolution kam sie vorübergehend in englischen (!) Besitz, doch wurden die Engländer 1796 von den Franzosen dort wieder Vertrieben. Außer Bonaparte ist der Volksheld Paoli in die Geschichte eingegangen, der sich 1768 dem Verkauf der Insel widersetzte, 1769 fliehen mußte, aber dann 1793 mit Hilfe Englands die Besitzer wieder zu vertreiben suchte. Im übrigen haben Korsika und Italien nie aufgehört, ihre Zu­sammengehörigkeit zu betonen, was schon aus der Tatsache hervorgeht, daß die Bewohner in Sprache und Lebensart zur Apennin-Halbinsel Hinneigen.

Tunis ist mit rund 202 500 Einwohnern die Hauptstadt des derzeitigen französischen Schutzstaates Tunesien; unter den 87000 Weißen sind weit über die Hälfte Italiener, der Rest Franzosen, Malteser und Europäer. Der künstlich an­gelegte Binnenhafen ist durch einen zehn Kilometer langen Kanal mit dem Mittelmeer verbunden. Dgs gesamte Schutzgebiet, das sm Norden und Osten vom Meere, im Westen von Algier, im Süden von der Sahara und Tripolis tanien begrenzt wird, ist 125130 Quadratkilometer groß und hat etwa 2,5 Millionen Einwohner, auch hier vorwiegend Italiener unter den Europäern. Den Grundstock der Einge­borenen bilden die sogenannten Berber. Wirtschaftlich bildet Landwirtschaft die Grundlage, wobei Ackerbau etwa ein Drit­tel der Bodenfläche einnimmt. Weizen, Gerste und Hafer sind die Hauptanbausorten, daneben gibt es riesige Obstplantagen und Oelbaumpflanzungen, die etwa jährlich Million Hekto­liter Oel liefern. Die Eingeborenen im Innern widmen sich daneben der Viehzucht; schließlich sind Bergbau, Korkgewin­nung, Phosphat-, Zink-, Blei- und Eisenerzlager und -gruben

ln dem gebirgigen Nord- und Mitteltunesien zu nennen. Wie überall an der Mittelmeerküste findet man auch hier Fischerei und Verarbeitung von Thunfischen, Sardinen, Anchovis und Langusten; unter der heimischen Industrie sind die Teppich» knüpfereien weltbekannt. Schließlich sind Land und Städte viel von Fremden besucht, vorwiegend Europäern. Neben Tunis sind Sfax (40 000 Einwohner), Sousse (25 000 Einwoh­ner) und der Kriegshafcn Bizerta (23 000 Einwohner) zu nennen.

Schon in Verbindung mit Karthago wird das Land ge­nannt, schließlich unterwarfen es die Araber. Seit 1575 stand Tunesien unter türkischer Hoheit, die es durch Weis regieren ließ. Mit der Besetzung Algeriens durch die Franzosen (1830) erhielt das Gebiet höhere Bedeutung. 1881 benutzte Paris einige Grenzkonfliktc dazu, das gesamte Land militärisch zu erobern. Seitdem führen die eingeborenen Beis ein Schatten­dasein neben dem französischen Generalresidenten. Italiens Anspruch gründet sich vor allem auf das nicht zu leugnende überwiegende Element der Söhne des Imperiums, das sich ge­burtenmäßig wie auch durch Einwanderung von Jahr zu Jahr vergrößert hat, während sich die Zahl der französischen Euro­päer verkleinerte.

Mit Suez, der ägyptischen Hafenstadt am Roten Meer und dem südlichen Ausgang des Suezkanals, hat man den Schlüssel zum östlichen Mittelmeer wie auch zum Roten Meer in Händen. Die Stadt zählt rund 40 000 Einwohner. Die eigentliche Altstadt und der Hafen sind durch einen langet Steindamm miteinander verbunden. Der 171 Kilometer lange, 1869 gebaute und schleusenlose Suezkanal, der die gleich­namige Landenge durchschneidet, führt von Port Said am Mittelmeer durch teils künstlichen Weg, teils, durch natürliche Seen bis zur Stadt Suez. Der Tiefgang des Kanals beträgt heute rund 13 Meter, die Breite 120 Meter. Auf die wirt­schaftliche und Politische Bedeutung dieses Seeweges, der die Reise um Afrika teilweise auf die Hälfte und mehr verringert, ist in den letzten Wochen und Monaten mehrfach hingewiesen worden. Weit über 5000 Schiffe passieren den Kanal jährlich in beiden Richtungen; die Einnahmen der französisch-britischen Kanalgesellschaft sind derart, daß schon im Jahre 1927 über 440 v. H. Dividende ausgezahlt wurden. Vor allem gegen diese echt plutokratische Einrichtung haben die Italiener wiederholt, bisher erfolglos, Sturm gelaufen, da sie ebenso wie Deutschland und andere Nationen den Wasserweg als eine Einrichtung zum Wohls aller Nationen ansehen und nicht als Hilfsmittel dazu, daß sich einige wenige Kapitalisten und die beiden plutokratische« Regierungen auf Kosten aller ihre Taschen füllen

Chile weistdelikate Angebote" zurück.

Ein Artikel in der chilenischen ZeitungOpinion" wen­det. sich gegen Strömungen, die die Neutralität beeinträch­tigen. Er unterscheidet kleine Angriffe auf die Neutralität in Form der Propaganda hinsichtlich derFünfte. Ko­lonne" und große Angriffe in Form gewisser Angebote größerer Mächte angeblich zur Verteidigung und zum Schutz. Um seine Neutralität zu erhalten, habe .Chile keine Hilfe von außen nötig, betont das Blatt, zumal es sich um delikate Angebote handele, welche die Souveränität gefähr­den. Es bestehe auch keinerlei Notwendigkeit für derartige Interventionen;

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Die Besatzung eines deutschen Panzerkampfwagens mit Franzosen, die sie selbst gefangen-

genommen hat.

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Deutsche Truppen in der französischen Hafenstadt Boulogne.

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Deutsch« Soldaten übernahmen die Küstenbefestigungen von Zeebrügge.

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Und wieder Vormarsch!

Deutsche Kradschützen jagen nach vorn.

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