Zlanüerns germanische Dichtung

Von Kurt Müno

Wer die täglichen Berichte des deutschen Rundfunks in Flämisch hört, wird auch ohne die Sprache zu beherrschen oder auch nur zu kennen aufs tiefste berührt sein von der inneren Melodie dieser Sprache. Unsere Feldgrauen des Weltkrieges, die auf den gleichen flandrischen Schlachtfeldern gekämpft haben Wie unsere unvergleichlichen Truppen heute, haben das flämische Volk schon damals als ein germanisches Brudervolk kennen und schätzen gelernt, das den Französi- ^«ruügshestrebnngen, denen es von jeher ausgesetzt war, die Echtherl 'l'ines völkischen Empfindens entgegenzusetzen hatte. Und so nimmt denn auch nicht wunder, dass in dem Schrifttum des flämischen Volkes die verwandten Stimmen mächtig aufklingen, datz die flämische Literütür bei uns in Deutschland eine brüderliche Aufnahme gefunden hat.

Es ist festgestellt worden, dass in den letzten dreißig Jah­ren etwa 130 flämische Werke in deutschen Neberseyungeu er­schienen sind. Ein Buch wie ..Der Löwe Von Flandern" von Hendrik Conscience wirkt nicht nur im Volk, für das es ge­schrieben war, politisch aufrüttclnd und zur Besinnung auf eigene Art und völkische Selbständigkeit mahnend, sondern hat auch bei uns im Reich von flämischem Volkstum gezeugt, das uns sv verwandt aumutet.

Auch die heute aus dem flämischen Volk hervorgegaugenen Schriftsteller, etwa ein Felix Timmermanns oder ein Stijn Streuvels, sind uns keine Unbekannten mehr. Der fabulier'- freudige Timmermanns. der ebenso geschickt wie mit der Feder mit dem Zeichenstift umzugeben versteht, hat uns längst ge­zeigt, daß bei den Flamländern, diesem germanischen Bauern­stamm, die Einheit von Volkstum und Kultur in beglückender Weise bewahrt geblieben ist. Streuvels wurde zusammen mit den flämischen Dichtern Rench de Clercq und Chriei Verschaeve mit dem Rembrandt-Preis der Universität Hamburg ausge­zeichnet, weil siedurch ihr Wirken den Aufstieg des flämischen Volkes im Umbruch des neuen Jahrhunderts wesentlich be­stimmt und gesichert haben". In de Clercq wurde der poli­tische Dichter unserer Tage geehrt, der der nationalen flä­mischen Freiheitsbewegung das Kampflied schuf, Cyriel Ver­schaeve ist der geistige Führer des jungen Flamland, ein mäch­tiger Rufer in der Bewegung, die durch die dünne, ober­flächliche romanische Schicht zum germanischen Kern der Volksseele vorgestotzen ist. Eine lesenswerte Auswahl aus seinem Schaffen ist bei uns unter dem TitelFlanderns Seemöve" erschienen.

Von diesen dreien ist in Deutschland vielleicht Stijn Streu­vels der bekannteste. Seine von prallem Leben erfüllten Bauern- und Arbeitergeschichten wissen von dem ungebroche­nen Lebensmut, von der überschäumenden Daseinsfreude und zugleich von der völkischen Not des flämischen Volkes zu be­richten. Er gehört zu den bedeutendsten Darstellern ländlichen Lebens überhaupt. Härte und Zähigkeit des Bauerntums, die Schönheit der flämischen Landschaft, die kraftstrotzende Fülle der Natur, das sind die Themen, die dieser Sohn eines Pa­stetenbäckers aus Heule bei Kortrjk in einer Meisterschaft ab­wandelt, die ihm einen Platz in der Weltliteratur sichern.

Von jüngeren Schriftstellern, die in seinen Fußstapfen be­gannen und sich zu einem eigenen dichterischen Stil durchge­arbeitet haben, wollen wir noch Anton Coolen mit feinen: RomanBrabanter Volk" und Gerard Walschap mit feinem Roman von der germanisch-romanischen Kulturgrenze,Hei­rat", nennen. Auch sie sind Vertreter eines flämischen Volks­tums, das den Verbuchen, es in den französifchen Knlturkreis einzubeziehen, erfolgreich widerstanden hat und sich stolz zu seiner germanischen Seele bekennt.

Reims -- -ie verlassene Staöt

Bilder aus der Krönungsstadt der französische« Könige

Die oberste französische Militärbehörde hat den Befehl er­gehen lassen, die Krönungsftadt der französischen Könige, Reims, von der Zivilbevölkerung zu räumen. Reims ist die

wichtigste Stadl der Champagne. Sie bettet sich in einer weiten, von Hügeln umkränzten Ebene, die mit Reben oder mit Wald bestanden sind. Die Industrie ist meist in den Vorstädten beheimatet; die Stadt lebt zu einem Teil vom Champagner, dessen Herstellung Lagerung und Versand den wichtigsten Posten im Wirtschaftsleben einnimmt. Bon Be­deutung ist aber auch die Textilindustrie. Daneben werden in Reims Lackleder, Schuhe, Linoleum, Schmucksachen und Parfüms hergestellt.

Die Innenstadt, von den Vorstädten durch einen Ring von Prachtstraßen und gepflegten Anlagen getrennt, beher­bergt fast sämtliche bedeutenden Bauten. An erster Stelle ist hier die Kathedrale zu nennen, die als Meisterwerk der Gotik anzusprechen ist Mit dem Bau der Kathedrale wurde im Jahre 1212 begonnen, beendet war er im 14. Jahrhundert. In diesem großartigen Gotteshaus wurden früher die franzö­sischen Könige gekrönt.

Reims hat in den Kämpfen des Weltkrieges mehrfach eine Rolle gespielt. Bereits am 3. September 1914 nahm die deutsche 3. Armee die Stadt nach schwachen vorangegangenen ^ Kampfhandlungen in Besitz. Nach der Marneschlacht zogen ^ sich unser? Truppen aus Reims zurück; der sich anschließende > Stellungskrieg sah die Stadt dicht hinter den französischen ! Linien. Damals zeigte sich an dem Beispiel der Stadt Reims . die vornehme deutsche Kriegsführung, die immer darauf be­dacht war und es auch heute ist, Kulturwerte nach Möglichkeit zu schonen. So war der Befehl ergangen, die Kathedrale- nicht unter Feuer zu nehmen. Der Befehl wurde erst zurück­gezogen, als sich herausstellte, daß die Franzosen in einem der Türme einen Beobachtungsposten eingerichtet hatten, von dem aus das Artilleriefeuer auf die deutschen Stellungen geleitet wurde. Der erste Schuß von deutscher Seite traf bereits den Turm, und sofort wurde die Beschießung eingestellt. Von dieser Seite hat sich im Kriege außer den deutschenBarba­ren" noch niemand gezeigt.

Die Sürger von Calais

Eine Episode aus der französischen Geschichte und ihr Hintergrund

Von Franz Heinrich Pohl

Calais erobert! In dem an wunderbaren Taten so über­reichen Krieg gegen die Westmächte hat die Eroberung dieser Meeresfestung ganz besondere Bedeutung. Das werden viel­leicht am besten auch die alten Weltkriegskämpfer empfinden, die nahe der Nordseeküste bei Nieuport, Ostende, Dixmuiden lagen und jahraus, jahrein um jeden Meter des blutgetränk­ten Bodens kämpften. Ihnen erschien Calais unendlich weit, ewig unerreichbar. Nun fiel die Stadt in zwei Lagen in unsere Hand: ein Wunder würden die Menschen früherer Zeitalter gesagt und an kämpfende Engel, Fahnen oder Schwerter, die vom Himmel fielen, und Aehnliches gedacht haben.

Calais, dieser für den Seehandel unh Verteidigungszwecke so überaus wichtige Platz an der schmälsten Stelle des Aermel- kanals, ist von jeher stark befestigt gewesen und wird schon im Jahre 997 als Festung erwähnt. Zahllose Belagerungen mußte Calais über sich ergehen lassen, aber nur eine ist weit über Frankreich hinaus berühmt geworden, die des Jahres 1347, wo Eduard IN. von England die Stadt eingeschlossen hatte. Damals spielte die sagenhafte Geschichte von denBür­gern von Calais", die von der bildenden und der Dichtkunst oft verherrlicht wurde. Wie bei vielen ähnlichen Gescheh­nissen, z. B. bei uns denWeibern von Weinsberg", wurde unter unzähligen kühnen, tapferen, aufopferungsvollen Taten die eine berühmt, weil sie einen Chronisten fand, der sie ein­drucksvoll darzustellen verstand. In diesem Falle war es ein im 14. Jahrhundert lebender, in Valenciennes geborener Geistlicher namens Jean Froissart, aus dessen Erzählung fol­gendes hervorgeht:

Nach der für die Franzosen verhängnisvollen Schlacht von Cressy begannen die Engländer durch Jahrhunderte die Erbfeinde" Frankreichs! die Belagerung von Calais, da sie

Wir alle!

^er Bauer den Pflug durch die Erd« zieh.,

. n heißen Oesen die Flamme glüht, ie Iran stehi einsam ihren Mann, ie Hilst, wo sie nur Helsen kann,

Ni» schweißiger Stirn der Arbeiter schafft.

Ne Zugend die Ernte vom Felde rafft,

' m Schreibtisch tut jeder seine Pflicht.

' uch das ist wichtig vergeht es nicht!

< uch Kämpfern, die ihr draußen steht

< ilt unser schassendes Arbeiisqebet.

,'um Endkamps stehen wir alle bereit.

Sind Schmiede an Deutschlands Unsterblichkeit.

Heinz Gollmar.

ihre Ueberfahrt nach England sichern und den wichtigen See- - Hafen für immer in Besitz behalten wollten. Eduard III. hatte sich unter der fadenscheinigen Behauptung von Erbansprüchen kurzerhand zum König von Frankreich erklärt und begonnen, das Land schrecklich zu verwüsten. Calais widerstand elf Mo­nate lang mit größter Tapferkeit. Erst als der größte Teil der wehrfähigen Männer gefallen oder verwundet und die übrige Bevölkerung durch Krankheiten und Hunger dezimiert ! worden, war, begann die Stadt mit dem englischen König ! wegen der Uebergabe zu verhandeln. Dieser stellte unter an- ^ deren harten Bedingungen folgende: Sechs angesehene Bürger s sollten im Büßerhemd, barfuß und mit einem Strick um den ! Hals im englischen Lager erscheinen und den Stadtschlüssel ' übergeben; darauf sollten sie enthauptet werden. Der reiche Eustach von St. Pierre, den Froissart als Muster eines fran­zösischen Patrioten hinstellt, erklärte sich zur Aufopferung so­fort bereit, u.ld fünf andere Bürger folgten diesem Beispiel. Die fußfällig? Bitte der englischen Königin um Schonung soll den König, der schon die Hinrichtung befohlen hatte, milde gestimmt und die sechs Bürger gerettet haben.

Eduard li, hauste furchtbar in der eroberten Stadt, Ver­trieb die wohlhabendsten Einwohner und gab ihren Besitz Engländern. Während der Belagerung hatten die Irländer und die Schotten versucht, das englische Joch aüzufchütteln und den verhaßten Unterdrücker mehrfach aufs Haupt geschla­gen. Aber schließlich war Eduard ill doch Sieger. Bis 1558 blieb Calais englisch, in welchem Jahre es als die letzte aller englischen Besitzungen in Frankreich vom Herzog von Guise zurückerobert wurde.

Wenn man heute immer wieder von der englisch-franzö­sischen Verbrüderung, der eifrigen Betonung ihreruralten' Freundschaft hört und sich au die Bürger von Calais wie auch an Jeanne d'Arc und andere französische Helden im Kampf gegen England erinnert, dann muß man lächeln. Heiterkeit kann bei uns auch nur die Tatsache erregen, datz sich in einem Londoner Park eine von den Franzosen gestiftete Wiederholung des berühmten Bildwerkes von Rodln, das die Bürger von Calais darstellt, befindet. Hat denn kein Fran­zose die nationale Würdelosigkeit empfunden, die in einem derartigen Geschenk lag? Aber die französisch-englische Freund­schaft, die in Wirklichkeit noch kaum vierzig Jahre alt ist, trieb manche sonderbare Blüten. Run ist die .Mlütezeit" vorüber und wird davon sind wir überzeugt niemals wirrer« kehren.

Vnek-oien

Wilhelm Leibi arbeitete an seinem berühmten Ge­mäldeDrei Frauen in der Kirche". Als er den Kopf der jungen Bäuerin fsrtiggrstellt hatte, bat er einen Freund um fein Urteil über das Biid. Der Freund besah sich besagte junge Bäuerin und meinle:Hm, der Kopf könnte etwas besser geraten sein!" Leibi malte daraufhin den Kopf neu und zeigte ihn wieder dem Freund, der etwas betroffen sagt«: Ich wciß nicht, die gestrige Ausführung war doch besser!" Da fuhr ihn Leib! zornig an:Du Idiot! Das sagst du mir setzt! Hättest du mir auch gestern sagen können!"

esser leben,das heißt: ge/unöer leben/

Besser lebm, darunter verstehen wir: mehr vom Leben haben. Und wann hat man mehr vom Leben? Wenn man natürlicher-gesund und vernünftig lebt!

Nie zuvor kam dies so klar zum Ausdruck und zum Bewußtsein der Menschen wie um die Jahrhundertwende, als es anfing, besser zu gehen, als immer mehr Menschen der Vorteile des Zeitalters der Technik teilhaftig wurden. Da­mals ist der Kststreiner entstanden. Dank dem Manne, der in die Geschichte seines Volkes einging als der Lehrer der naturgemäßen Lebensweise: Sebastian Kneipp! Nach ihm heißt der LLMreinerder Kneipp-Malzkaffee".

Es mag wichtig sein. Heute daran zu erinnern, daß der kLtkremer in der Zeit des Wohlstandes, nicht etwa als ein Kind der Not geboren worden ist aus der all­gemeinen Sehnsucht der Menschen, ihr Lebm besser zu gestalten, natürlicher zu leben, vernünftiger und gesünder zu essen und zu trinken.

Aber nicht nur, weil er gesund ist auch weil er gut schmeckt. desHaü» hat der kstkieiner im Laufe der Jahre Millionen überzeugter Anhänger gewonnen!

Ein guter Teil des deutschen'Volkes ist mit ihm ausgewachsen! Und ist mit ihm groß geworden!

LA

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