Churchill im Vordergrund

Sv Der klägliche Zusammenbruch des Norwegen-Aben­teuers der britischen Plutokraten hatte in der öffentlichen Meinung Englands starke Mißstimmung heroorgerusen. die sich in mehr oder weniger scharfen und kritischen Aeußerun- gen der Parlamentsvertreter und der Presse kundgab. Man war deshalb im englischen Volk und darüber hinaus in der ganzen Welt gespannt darauf, wie sich Chamberlain bei seiner .Rechtfertigung" vor dem Unterhaus aus der Affäre ziehen würde. Es war. kurz gesagt, eine erbärm­liche Verteidigungsrede, ein wirres Gemisch aus Prahlerei. Heuchelei und Zynismus In dem es weder an Beschuldigungen noch an lügnerischen Erfolgsberichten, Vertröstungen und Beschwörungen gefehlt hat. Anderer­seits darf nicht überleben werden, daß die Kriegsaus­weitung nach wie vor im Mittelpunkt der britischen Po­litik steht und daß Chamberlain in dieser Frage auch die volle Unterstützung der Opposition genießt.

Was die Bemäntelung der Niederlage in Norwegen betrifft, so verflieg sich der Plutokratenhäuptlina zu der frechen Behauptung, daß niemand in England große Er­wartungen in die britische Landung in Norwegen gesetzt hätte, wenn nicht derartige Vermutungenwahrscheinlich aus deutscher Quelle", von Stockholm aus m die Welt ge­setzt worden waren. Dabei war es Chamberlain höchst per­sönlich. der sich stark gemacht hatte, dafür zu igrgen.daß^ die Nazis aus Norwegen vertrieben würden" Darnach müssen also die britischen .Siegesmeldungen", die er und Churchill in die Welt hinauspoiaum haben, deutsche Fäl- schungen geweien 'ein Den gleichen Ursprung haben dann wohl auch die Rückzugsbefehle für dag britische Expeditions­korps die dem britischen Oberkommandierenden in Norwe­gen auf heimliche Weise von den Deutschen in die Hand gedrückt worden sein müssen.

Geradezu widerlich ist oie Ruhmredigkeit, mit der Chamberlain die Norwegen-Blamage als einenErfolg der britischen Waffen" feiert. Er bringt es fertig, die Tap­ferkeit der englischen Truppen zu preisen und zu erklären, daß jeder Engländer tapferer iei als jeder Deutsche. Warum sind dann die tapferen Briten Hals über Kops bei Nacht und Nebel auf ihre Schiffe geflüchtet und haben ihr gesam­tes Material an Land zurücklassen müssen? Nicht weniger als 49 Geschütze. 60 Granatwerfer und 355 Maschinenge­wehre sind wie der deutsche Heeresbericht meldet, allein im Raume von Andaksnes bisher fichergestellt worden. Herr Chamberlain allerdings bringt es fertig, der Welt zu er» klären, daß nicht nur die britischen Verluste ziffernmäßig gering, sondern auch kein wertvolles Kriegsgerät rurück- gelassen worden lei. Selbstverständlich weiß er auch nichts von den schweren Schisfsverlusten. Zwei ganze Zerstörer sollen die Westmächte bei der Norwegenpleite ein­gebüßt haben Von der Versenkung des Schlachtschiffes der vielen Kreuzer und Transporter weiß er auch heute noch nichts mitzuleilen.

Geradezu schäbig ist die Art und Weise wie Chamber­lain den schimpflichen Verr at an Norwegen zu be­mänteln sucht Er behauptet jetzt frech und dreist, daß Eng­land den Angriff aus Drontheim gar nicht gern angeietzt habe und nur aus Drängen des norwegischen Oberbefehls­habers sich zu der Aktion -nt'chlossen habe. So schiebt er die Schuld aus die Norweger, denen er zudem noch den Vorwuri macht, daß sie ihr Land schlecht verteidigt hätten, weil sic nicht die nach Drontheim führenden Straßen vor den deutschen Truppen zerstört hätten. Selbstverständlich beteuert er. daß England nach wie vor aus der Seite der norwegischen Bevölkerung stehen werde und fügt damit also dem schmählichen Verrat noch den blutigen Hohn hin­zu.

Uw die Ausmerksamkeit seiner Kritiker von dem Fehl- schlag in Norwegen abzulenken, ließ er an einigen Stellen einer Rede auch seine neuen Aggressionspläne durchblicken Es gäbe, io sagte er. für England noch andere Fronten zu bedenken In diesem Zusammenhang zollte er demtürkischen Verbündeten" ein auffallendes Lob und er­klärte. Aegypten sei .für alles vorbereitet" um die mili- tärstche Lage im Mittelmeer und im Nahen Osten stir die Weltmächte zu verbessern. Zur besseren Vorbereitung der fetzt geplanten Aktionen werden sogar die militärischen Ausgaben Churchills erweitert Churchill wird in Zu- kunst d e Oberaufsicht über alle militärischen Operationen übernehmen und der Kommission der verschiedenen Gene­ralstäbe Anweiinnaen und Richtlinien geben.

Mit diesen Ablenkungsmanövern konnte Chamberlain allerdings die Kritik der Oppo'ition nicht Lum Schweigen bringen Sowohl der Oppositionsliberale sin- clair wie auch der Sprecher der Labour-Party Attlee gaben der M.ßst mmung über den Zusammenbruch des Norme,en- Unternehmens lebhaften Ausdruck und stellte« mit unmiß- verständlichen Worten fest, daß die Regierung Chamber­lain? aus Nichtskönnern und ruhebedürftigen alten Leuten zusammengesetzt sei, denen das Land kein Vertrauen ent aegenbringen könne Ja selbst aus dem eigenen Reaierungs- iager wurde schärfste Kritik geübt. Der konservative Abge­ordnete Amery. einer der schlimmsten Vertreter der engli­schen Kriegshetzer zitierte ein Wort, das Cromwell an das sogenanntelange Parlament" gerichtet hatte:Ihr habt zu lange hier gesessen, um etwas Gutes tun zu können. Geht, sage ich. wir sind fertig mit euch". Darin kommt deut­lich der Wunsch nach einer Verschärfung des Krie­ges zum Ausdruck wie ja auch die Erteilung der erwei- terten Vollmachten an Churchill lediglich dem Zweck der Kriegsausweitung dient. Wie auch immer die Unterhaus- auseinanderletzung über die Norwegen-Niederlage ausgehen mag. fest steht, daß die Kriegshetzerclique in London ihre Vernichtungspläne gegen Deutschland mit erhöhter Aktivi­tät betreibt. Darüber kann auch die Feststellung des Reu­terbüros nicht hinwegtäuschen, daß die Unrerhausdebatle am Dienstagetwas unbehaglich" für die Regierung ge­endet habe.

Auffällig war es. daß der alte Kriegshetzer Chamber­lain es peinlichst vermieden hat. auf die Erklär uns der Re'chsregierung und aus die sensationellen Do­kumente über Englands verhängnisvolle Umtriebe in Nor­wegen einzugehen Er hat es noch nicht einmal aewaai sie überhaupt zu erwähnen wo er doch tonst mit Dementis immer gleich bei der Hand ist Keine Antwort ist auch eine Antwort. Der Täter schweigt da er sich ertappt sieht Eng­lands Schuld an dem tragischen Schicksal Norwegens ist damit vor aller Welt erwiesen.

Rom.Piccolo" meldet aus Alexandrien die Verhaf­tung von 11 Aegyptern durch die englischen Besatzung?- truppen. Die Aegypter wurden in das Alexandriner Ge­fängnis eingeliesert und dort von den Engländern miß­handelt. Sie sollen einen Anschlag auf einen technisch wich- 'l'cu Vimkt am Suez-Kanal geplant haben.

Große Beule in Arrdalsnes

Wieder Bombe« auf zwei britische Kreuzer Die Kämpfe in Süd- und Mittelnorregen beendet

Berlin, S. Mas. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:

Die Luftwaffe griff erneut feindliche Seestreitkräfke bei Narvik an. Zwei Kreuzer erhielten Treffer. Feindliche Stellungen und Marschkolonnen wurden wirkungsvoll mit Bomben belegt. Im Luftkamps wurde ostwärts Narvik ein britisches Jagdflugzeug abgeschosseu. In Narvik leibst ist die Lage unverändert.

Unter der umfangreichen Beute, die bisher im Raume um Andalsnes sichergestellt werden konnte, befinden sich 46S englische Tankbüchfen mir Munition, 49 Geschütze, dar­unter 40 englische Flak. 60 Granatwerfer. Z55 Maschinen­gewehre, SZ00 Gewehre, 4^ Millionen Schuß Jnfanterie- munition und ein Munitionszug mit 300 Tonnen Muni­tion.

Die letzten Reste norwegischen Widerstandes in Süd- und Mittelnorwegen wurden nunmehr beseitigt. Bei Binse ergaben sich Teile eines norwegischen Jnsanterieregimenls. Große Mengen an Gerät, Waffen und Sprengstofsvorräten wurden hierbei sichergestellt.

An der Westfront wurde südlich von Saaclantern der Angriff eines feindlichen Stoßtrupps mit starken Ver­lusten für den Feind abgewiesen.

Normales Leben im Norden

Stockholm, 8. Mai. Neutrale Journalisten, die jetzt aus Drontheim in Stockholm angekommen sind, bestätigen er­neut, daß zwischen den deutschen Truppen und der norwe­gischen Zivilbevölkerung das beste Einvernehmen herrsche. Sie rühmen insbesondere das entgegenkommende Verhal­ten der deutschen Befehlsstellen und erklären, daß in diesem bisherigen Kampfabschnitt bereits normale Ordnung herr­sche. Hinsichtlich der weiteren Operationen gaben sie ihrer Ueberzeugung Ausdruck, daß man wohl kaum mehr mit einer längeren Dauer der Kampfhandlungen zu rechnen habe, da der deutsche Vormarsch nach Norden mit größter Energie und Präzision vor sich gehe.

Tag des Gefchwähes"

Die sonderbare Rechtfertigung Chamberlains.

Mailand, 8. Mai. Die Aussprache im englischen Unter­haus ist von der italienischen Presse mit größter Aufmerk­samkeit verfolgt worden.Popolo d'Jtalia" erklärt, Cham­berlain habe sich vor dem Parlament von der Schuld los­zusprechen versucht Die Unterhausdebatte iei für das Pre­stige des Imperiums und leine Einrichtungen vielleicht noch unangenehmer und demütigender gewesen als die Zurück­ziehung des englisch-französtlchen Expeditionskorps aus Norwegen selbst. DerCorriere della Sera" spricht von einer schweren Krise Englands und j von einem Sturm, der sich gegenChamberlain erhoben Hobe. Der englische Premierminister habe einen armseligen Ver­such unternommen, das Fiasko in Norwegen zu ver­schleiern.

Die peinliche Rede Lhamberlains habe dem Ruf Eng­lands einen dramatischen Stoß versetzt und auch in Frank­reich Bestürzung hervorgerufen. Niemals während feiner ganzen Karriere als Premierminister iei Ehamberiain einem solchen Feuer heftigster und ihm zusetzender Kritik ausgeseht gewesen. DieSlampo" sprich» von einemTag des Geschwätzes", an dem Chamberlain einen Appell zur Eintracht losgelösten habe, damit England den Verlust au Prestige wieder zurückgewinnen möge.

DieGazzekta del Popolo" schreibt, unter oem Lärm uns dem Gelächter r-er Oppomwnsparkelen yave Chamberlain die Geschichte »on der englischen Niederlage In Norwegen erzählt und sonderbare Rechtfertigungen vorge­bracht. DasRegime Fascisto" stellt die Frage, wer eigent­lichen Autobus versäumt habe? Mit ironischen und feind­seligen Rusen seien Chamberlains Rechtfertigungen im Unterhaus ausgenommen worden.

Das erste Opfer: Lord Chatfiel-

Veränderungen ln der britischen Admiralität.

Amsterdam, 8. Mai. Reuter verbreitet folgende Mel­dung:Lord Chatfield vollendet morgen das 5. Jahr in seiner Eigenschaft als Admiral der Flotte. Der König hat die Ernennung des Admirals Sir Charles M Fordes zum Admiral der Flotte als Nachfolger von Lord Chatfield ab morgen gebilligt, und infolgedessen wird der Vizeadmiral Sir Dudley B N. North zum Admiral in der Flotte S. M. vom 8. Mai ab befördert."

Diese Veränderungen in der britischen Admiralität sind offensichtlich die Folge der schweren englischen Niederlage in Norwegen und der katastrophalen Schiffsverluste durch die Bomben der deutschen Luftwaffe.

Lord Chatfield mußte bereits am 3. 4. 1940 seinen Posten als Verteidigungsminister Churchill zur Verfügung stellen und wurde damals aus dem Kriegskabinett ausge­schifft. Jetzt muß er auch als Admiral der Flotte gehen. Dies geschieht ausgerechnet, wie die verklausulierte Reuter- meldu'ng zeigt, an dem Tage an dem er vor fünf Jahren dieses Amt angetreten hatte Sein Nachfolger als Admiral der Flotte es gibt noch drei andere Admirale der Flott« wurde der bisherige Admiral in der Flotte Forbes, der das zweite Schlachtschiffgeschwader befehligte.

Keine Gefahr für LISA

Gedanke einer Invasion lächerlich.

Newyork. 8. Mai. Die Versuche der britischen Propa­ganda, Deutschland als militärische Gefahr für Ame­rika hinzustellen, der Amerika lieber setzt zusammen mit den beiden Verbündeten, statt später allein entqegentreten sollte, wurden durch den Vorsitzenden des Kongreßaus­schusses zur Untersuchung »»amerikanischer Umtriebe, Ab­geordneten Dies, angeprangert. In einer Ansprache in Philadelphia erklärte Dies, seder Gedanke, daß eine fremde Macht in die Vereinigten Staaten einmarschieren könnte, sei lächerlich.

Auch der stellvertretende Chef des amerikanischen Te- neralstabes. General Strang, der schon wiederholt Tenden­zen entgegengekreten ist. die ein lebenswichtiges Interest« oder zumindest ein Gefahrenmomenk für die amerikanische Sicherheit im europäischen Kriege konstruieren wollen, stellte eindeutig fest, daß eine Gefahr für Amerika nicht bestehe, solange der Panama-Kanal jederzeit für die Durch­fahrt der amerikanischen Flotte offen sei und solange keine fremde Mach! Stützpunkte auf dem amerikanischen Erdteik besitze. Amerika müsse stark gerüstet sein, um notfalls diesen amerikanischen Erdteil zu verteidigen und die Festsetzung anderer Mächte verhindern zu können. Aber dies sei auch gleichzeitig die Grenze der Vorkehrungen, die man zum Schutz der Sicherheit der Vereinigten Staaten zu treffen brauche.

Ein neues Spier des britische« Geheimdienstes

Der Chefkorrespondent der «United Preß" «egen seiner Berichterstattung über Chamberlains Unterhaus-

Auftreten «mgebracht

Amsterdam. 8. Mai. (Eig. Funkmeldung.) Der myste­riöse Tod des europäischen Chefkorrespondenten der United Pretz, Miller, hat in hiesigen Kreisen ungewöhnliches Auf­sehen erregt.

Miller wurde Mittwoch früh neben den Gleisen einer Londoner Vorortbahn mit einer Kopfverletzung tot aufgefun­den. Am Dienstag hatte er an der englischen Unterhans- sitzung teilgenommen und hatte sowohl am Rundfunk wie für seine Nachrichtenagentur hierüber Berichte gegeben. An­schließend wollte er sich mit einem Nachtzuge zur Erholung aufs Land begeben. Wie aus London durchgcgcben wurde, soll eraus dem Zug gefallen" sein.

Miller galt in seiner Einstellung für keineswegs deutsch­freundlich. Umso größeres Aufsehen machten in der neutralen Welt seine Berichte, die in den letzten Monaten immer schär­fer werdende Kritik an der Regierung übten und die bei der großen Verbreitung der United Preß zu einer ernsthaften Gefahr für die Kriegsausweitungspläne der Westmächte wur­den. Am Dienstag schilderte Miller in seinem Bericht mit drastischen Worten das Auftreten Chamberlains vor dem Un­terhaus. Es waren die letzten Worte von Webb Miller. Als Folge seiner Berichterstattung kam die prompte Antwort: Bereits in den Nachtstunden wurde er vermißt und am Mitt­woch früh fand ihn ein Eisenbahnbeamter tot neben dem Gleis. Der britische Geheimdienst hatte gründliche Arbeit geleistet. Miller stand den Interessen der britischen Pluto­kraten im Wege, deswegen wurde er rücksichtslos beseitigt.

Theatralischer Kniefall vor dem serbischen Patriarchen

Belgrad, 6. Mai. (Eig. Funkmeldung.) In führenden Kreisen der serbisch-orthodoxen Kirche spricht man teils mit Entrüstung teils mit Ironie über einen Vorfall, der sich am Dienstag am Schluß der dreistündigen Konferenz von Ver­tretern der serbisch-orthodoxen Kirche mit den gegenwärtig in Jugoslawien weilenden Bischöfen der anglikanischen Kirche in Belgrad zutrug.

Als das Schlußgebet gesprochen war und die anwesenden serbischen Kirchenfürsten mit dem Patriarchen Dr. Gabrilo an der Spitze sich bereits wieder erhoben hatten, fielen die drei anglikanischen Bischöfe samt ihrem Gefolge Plötzlich er­neut vor dem Patriarchen auf die Knie und flehten kh« in theatralischer Weise mit gefalteten Händen an, doch seine ganze große Autorität aufzuwenden, um das serbische Volk dahin zu erleuchten, daß es England in seinem gegenwärtigen

Befreiungskampf um die höchsten Güter der christlichen Zivili­sation unterstütze und so wie im Weltkriege tatkräftig an Leb Seite Englands in den Kampf eintrete.

In serbischen Priesterkreisen ist man über eine solche Zu­mutung an das Oberhaupt ihrer Kirche umso mehr empört als man hier der Ansicht ist, daß die Kirche für den Friedest und nicht für den Krieg wirken soll.

In politischen Kreisen Belgrads stellt man fest, daß dir anglikanischen Bischöfe nunmehr endgültig ihre kriegshetze­rischen Absichten offen enthüllt haben.

Pariser Kre ss fordern französische Leitung künftiger Operationen

Rom, 9. Mai. (Eig. Funkmeldung.) In den Pariser Berichten der römischen Zeitungen kommt die große Ent­täuschung, die Chamberlains Ausführungen in Frankreich ausgelöst haben, klar zum Ausdruck. Der Vertreter des Lavoro Faschist«" weist auf die Tatsache hin, daß man in gewissen französischen Kreisen mit neuerlichen ernsten Mei­nungsverschiedenheiten rechne und die Forderung nach fran­zösischer Leitung künftiger Operationen stelle. Allerdings handele es sich, wie der Korrespondent hinzufügt, um ein äußerst heikles Problem, das das Prestige der Westmächte berühre und in den nächsten Sitzungen des Obersten Kriegs­rates sehr ernste und schwierige Gegensätze zutage treten lassen dürfte.

Moskau über das Gestammel Chamberlains

Moskau, S. Mai. (Eig. Funkmeldung.) Die Unterhaus­rede Chamberlains bezeichnet man in Moskauer politischen Kreisen als das endgültige Eingeständnis der schweren Nieder­lage Englands in Norwegen und darüber hinaus der gegen­wärtigen äußerst schwierigen Lage des britischen Weltreiches. Man weist darauf hin, daß Chamberlain sich peinlich davor hüte, greifbare Angaben über die britischen Verluste zu machen. Seine Versuche, das britische Vorgehen in Norwegen zu rechtfertigen, seien ebenso unzulänglich wie ungeschickt. Mit besonderem Nachdruck wird weiter festgestellt, daß Chamber­lain über die weiteren britischen Pläne der Kriegsausweitung sich in Stillschweigen hüllt, während doch die Flottenkonzen­tration im Mittelmeer und die Machenschaften der französisch- englischen Armeen im Nahen Osten darauf hindeuten, daß die Westmächte zu neuen Aktionen schreiten wollten, die ihnen freilich auch neue Enttäuschungen bringen werden.