Donnerstag den 27. Juli 1938
Der Enztäler
97. Jahrgang Nr. 173
M
/ins Württemberg
— Illingen. Kr. Vaihingen. (Beim Rangieren verunglückt). Am Dienstag früh ist auf dem Bahnhof Illingen der -43 Jahre alte verheiratete Vahnhofsschaffnsr Gotthilf Bellon aus Illingen, Vater von fünf Kindern, beim Rangieren überfahren und getötet worden.
— kirchheim a. R. (Tödlich ü b erfahren). Äls der 75 Jahre alte Landwirt Friedrich Lutz aus Kirchheim Dung aufs Feld fahren wollte, kam er beim Absteigen zu Fall, und die Röder des schwerbeladenen Wagen gingen dem Mann über die Brust; er erlag alsbald den Ver-
lekunaen.
— Eßlingen. (Mustergültige Luftschutzbe - reitschaft). Eine Voll-Luftschub,Übung in Eßlingen gab Gelegenheit, den tadellosen Einsatz und die sinngemäße Arbeit des Selbstschutzes festzustellen. Oberst Winkler-Stuttgart, der Inspekteur der Ordnungspolizei, hob bei der Kritik besonders hervor, daß die einzelnen Trupps tadellos gearbeitet haben und daß vor allem die Stadtverwaltung Eßlingen in der Unterstützung und Mithilfe im Luftschutz vorbildlich für Württemberg sei.
— Böblingen. (Omnibus vom Zug erfaßt). An dem unbeschrankten Bahnübergang bei der Station Böblingen-Süd wurde abends ein Omnibus aus dem Kreis Rottweil von einem Zug erfaßt und zur Seite geschleudert. In dem fast neuen Wagen, dessen Motorgehäuse und vorderes Wagengestell übel zugerichtet wurden, befand sich außer dem Wagenlenker niemand. Der Lenker erlitt keine Verletzungen, sodaß lediglich Sachschaden entstand. Offenbar hatte der Fahrer des Omnibusses infolge starken Regens nicht rechtzeitig das Herannahen des Zuges bemerkt.
— Meckenbeuren, Kr. Friedrichshafen. (Wasser auf Kirschen). Die immer wieder erhobene Warnung, nach dem Genuß von Kirschen kein Wasser zu trinken, glaubte ein 17 Jahre alter Junge aus dem benachbarten Senglingen in den Wind schlagen zu dürfen. Er verzehrte Kirschen samt Steinen und trank darauf Wasser. Bald darauf stellten sich Schmerzen ein und kurze Zeit später trat der Tod des Jungen ein.
Aus -er Gautzauptsta-i
— Stuttgart, 26. Juli.
Herzlicher Empfang der KdF-Spork-Reichssieger. Die drei schwäbischen Sportgruppen, die an dem Reichswettbewerb auf der 5. Reichstagung der NS-Gemeinschast „Kraft 'durch Freude" in Hamburg teilgenommen hatten, und aus dem die Gausportgruppe und die Betriebssportgruppe der Firma Mahle KG und Elektron Co. Bad Cannstatt als Reichssieger hervorgingen, trafen am Dienstag abend im Stuttgarter Hauptbähnhof ein und wurden herzlich begrüßt.
Neue Aachkurse des Landesgerverbeamts
— Stuttgart. Das Landesgewerbeamt Stuttgart beabsichtigt, im Laufe der nächsten Monate noch folgende Ta- es- und Abendlehrgänge zu veranstalten: zwei reiwöchige Tageskurse für Damenschneider- und -schnei- derinnen; Anmeldefrist 7. September. Zwei dreiwöchige Tageskurse für Herrenschneider: Anmeldefrist 25. September. Kraftfahrzeughandwerkerkurs, Abendunterricht, 75 Stunden; Anmeldefrist 18. Oktober. Je ein Tages- und Abendkurs für Mechaniker; Anmeldefrist 25. August. Tageskurs für Radiomechaniker: Anmeldefrist 22. September. Zweitägiger Rechenschieberkurs: Anmeldefrist 28. September. Vierwöchiger Tageskurs für Schuhmacher; Anmeldefrist 15. September. Vier Tages- und fünf Abendkurse für die verschiedenen Arten der Schweißtechnik; Anmeldefrist 36. August. Dreitägiger textiler Rohstoffkurs: Anmeldefrist 20. September. Drei Tages- und vier Abendkurse für Tischler) Anmeldefrist 5. September. Zehntägiger Kurs für Wüschsschneiderinnen; Anmeldefrist 13. September. Diese Fachkurse dienen gleichzeitig auch der Weiterbildung der aus dem Heeres- und Arbeitsdienst entlassenen Junghandwerker. Nähere Auskunft erteilt das Fachkurs-Sekretariat des Landesgewerbeamts, Stuttgart-N, Kanzleistraße 19, Fernsprecher 215 41.
Würkkembergisch« Landesplanungsfragen — Stuttgart. Auf Einladung des Leiters der Wirtschasts- kammer Württemberg-Hohenzollern. Präsident Fritz Kiehn, hielt der Landesplaner für Württemberg, Oberbaurat Bohnert, im Sitzungssaal der Industrie- und Handelskammer einen Vortrag über „grundsätzliche Fragen der Landesplanung in Württemberg". Oberbaurat Bohnert gab einen kurzen Ueberblick über die vielfältigen Aufgaben der Landesplanung in Württemberg und betonte, daß Württemberg stets als Kernraum, als Ueberschußraum an Kulturkraft und Führerpersönlichkeiten erhalten bleiben müsse. Das sei aber nur möglich, wenn der schwäbische Mensch mit seinem Raum und mit seinem Boden innig verbunden bleibe. Der Redner zeigte an mehreren Beispielen, wie dieses Ziel verfolgt werden kann. In einer regen Aussprache wurde der Wunsch ausgedrückt, durch enge Zusammenarbeit zwischen Landesplanung und Wirtschaftskammer zu einer Verwirklichung der als notwendig erkannten Plonungsmaßnahmen beizutragen.
Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst
— Stuttgart. Vom 26. bis 30. Juli findet in Stuttgart die 52. Jahreshauptversammlung der Deutschen Gesellschaft siir Gartenkunst e. V. statt. Am 26. Juli traten die deutschen Gartenamtslester unter Leitung des Deutschen Gemeindetages im Rathaus zu einer Tagung zusammen. Am Donnerstag, 27. Juli, spricht vormittags im Höhenrestaurant Schönblick Regierungsrat Dr. Ing. habil. Roloff über „Reichsplanung und Raumordnung": Gartendirektor Bauer spricht danach über den Aufbau der 3. Reichsgartenschau. Nach einer Besichtigung der Reichsgartenschau am Nachmittag und einer Tagung des Arbeitsausschusses für Friedhof und Denkmal treffen sich abends die Teilnehmer in der Hauptgaststätte zu einem zwanglosen Beisammensein. Am Freitag wird eine Studienreise nach Heilbronn veranstaltet. Nachmittags hält Oberbaurat Dr. Seyfried-Heilbronn einen Vortrag über „Wirtschasts- und Siedlungsplanung im Sulmtal bei Heilbronn, die erste deutsche totale Versuchsplanung zur Neuordnung der Landschaft". Daran schließt sich eine Fahrt durch das Sulmtal über Weinsberg nach Löwenstein. Der Samstag bringt vormittags im Höhen- restaurant Schönblick einen Vortrag von Dozent Dr. Tüxen über „Pflanzengesellschaften als Gestaltungsstoff in der Landschaft". Mittags tritt der Führerbeirat zu einer Sitzung zusammen. Am Nachmittag findet eine Stadt- und Höhsn- rundsahrt statt. Der Sonntag sieht vormittags einen Vortrag „Aufgaben und Ziele deutscher Landschaftspolitik in großräumlicher und ganzheitlicher Betrachtung" von Prof. Wiestking-Jürgensmann im Höhenrestaurant vor. O"
600 Lahre Gippe Aldinger
— Stuttgart. In den Kreis der Familien, die in Besinnung auf ihre Herkunft und als Betrag zur Stammes- und Volksgeschichte über ihren Ursprung und Zusammenhang ein Forfchungswerk erscheinen ließen, ist nun auch die Sippe der Aldinger eingetreten. Ihr Buch stellt über rund 600 Jahre hin die Geschichte und den Bestand der Sippe dar.
Als erster Träger des Namens erscheint, soviel bisher festzustellen war, in einer Urkunde von 1347 Benz „der Aldinger" als Richter in Schmiden bei Cannstatt, der offensichtlich von dem benachbarten Orte Aldingen a. N. stammt. Später verschwindet der Name in Schmiden wieder, begegnet da und dort in der Umgebung und tritt mit Benz Aldin- ger seit 1492 ununterbrochen in Fellbach auf, wo die Familie heute noch blüht. Um 1600 zweigen sich die Stuttgarter und die Wendlingen-Köngener Linien ab. Von dem Schwarzwälder Zweig, der von Schwann ausgeht, ließ sich bisher der Zusammenhang mit der Fellbacher Linie nicht erweisen.
Durch die Jahrhunderte hindurch zeichnen sich die Aldin- ger aus durch die Reinhaltung ihres Blutes und die Liebe zum Boden, durch die Treue im Dienst für Gemeinde und Staat. Bis in die Gegenwart herein ist die Sippe in dielen Gliedern bodenständig in Land-, Wein- und Gartenbau und im verwandten Handwerk. Vor 150 Jahren begann der allmähliche. Eintritt auch in andere Berufe: in Schule, Kirche, Handel, Technik, Industrie, in Arzt-, Beamten- und Wehrstand.
Eme Ehrentafel der Gefallenen des Weltkrieges steht am Anfang des Buches. Von den nicht wenigen Auswanderern sind die nach Rußland gezogenen fo vollständig wie möglich erfaßt, besonders die, welche in Vessarabien leben oder die zurückgekehrt sind. Die nach Amerika ausgewandsr» ten Sippengenossen wurden ersucht, sich dort um eine Dar- stellung ihres Schicksals und Bestandes zu bemühen. Zwei eindrucksvolle Abschnitte aus dem Roman von Friedrich Feiger: „Die wunderlichen Schicksale des Michael Aldinger" vermitteln ein Bild von der seelischen Verbindung mit den Aus- und Rückwanderern. Zehn Tafeln mit Bildern der vier Sippenwarte, von Familiengruppen früherer und noch lebender Vertreter de? Hauptzweige aus allen Ständen und Berufen aus Aldingen und Stuttgart in älterer Zeit, sowie aus Vessarabien und Brasilien bereichern das Buch, das für alle Sippenangehörigen einen wertvollen Familienschatz darstellt.
Glückwunsch des Ministerpräsidenten
Der Herr Ministerpräsident und Kultminister hat dem Oberst a. D. Schwab unter Anerkennung seiner ehrenamtlichen verdienstvollen Tätigkeit für das Heeresmuseum zum 7b. Geburtstag seine herzlichsten Glückwünsche ausgesprochen. Der rm Frieden und Krieg hochverdiente Offizier hat für die hervorragende Führung des Infanterie-Regiments 127 im Felde mit dem „Pour le morste" die höchste Kriegsauszeichnung erhalten.
— Bekämpft den Apfel, und Birnenfchors! An manchen Obstbäumen steigert sich heute, obwohl die Spritzungen regelmäßig erfolgt sind, der Schorf. Für seine Bekämpfung ist es noch nicht zu spät. Die Obstbaumbesitzer müssen aber möglichst sofort zu Maßnahmen greifen, oder sich von den Obstbaumwarten beraten lassen. Eine Hörfolge, die der Reichssender Stuttgart am 28. Juli um 11.30 Uhr in seinem Bauernkalender sendet, gibt noch einmal Hinweise auf diese wichtige Arbeit.
— Sonderbare Hundstage. Zu einer Zeit, in der die Menschen unter der Hitze der Hundstage stöhnen müßten, macht sich bei uns ein bemerkenswerter Kaltluftstrom bemerkbar, wenn auch Temperaturstürze im Juli nichts Außergewöhnliches darstellen. Immerhin hatte der Einbruch kalter Luftmassen Temperaturen zur Folge, die unter dem Juli-Durchschnitt liegen. So meldeten am Dienstag früh Wildbad und Münsingen 6,2 Grad, Freudenstadt 7,1, Ravensburg 9,7, Stuttgart, 9,8, Hohenheim 10,5 und Heilbronn 11,7 Grad. In Böblingen wurden am Dienstag abend 10,2 Grad (höchste Tagestemperatur 11,1, tiefste 8,5 Grad) gemessen. Auf dem Feldberg wurden 3 Grad Wärme festgestellt, während di- tiefste Temperatur in der vergangenen Nacht 2,4 Grad Kalte betrug. Im allgemeinen sind während des Tages die Temperaturen sehr wenig angestiegen, und da vorläufig noch die Kaltluftstrymung unser Gebiet beherrscht, ist keine wesentliche Erwärmung zu erwarten.
Triberg. (Schwerer Verkehrsunsall.) In der Steinbißkurve bei Gremmelsbach stieß ein Motorradfahrer, der die Kurve zu rasch nahm, in voller Fahrt auf einen entgegenkommenden Höhenwagen. Dabei gingdas Motorrad in Trümmer. Der Fahrer sowie seine im Beiwagen befindliche Begleiterin wurden so schwer verletzt, daß sie in sehr bedenklichem Zustande in das Triberger Krankenbau? einaeliekert werden mußten.
Villlngen. (Autodiebe veryasiei.) An emer Villinger Tankstelle boten zwei junge Leute dem Tankstellenwärter einen Personenwagen zum Kauf an. Sie verlangten einen ziemlich hohen Preis dafür. Der Tankstellenwärter, der Verdacht schöpfte, verständigte die Polizei, die sofort erschien und die beiden jungen Leute in Gewahrsam nahm. Es dauerte auch nicht lange, bis die rätselhafte Angelegenheit gergelt war. Der Wagen war in Schwenningen gestohlen worden, der rechtsmäßige Besitzer konnte sein Eigentum wieder in Empfang nehmen.
(!) Weiher bei Bruchsal. (Brand durch Blitzschlag.) Ueber unsere Gebend ging ein schweres Gewitter nieder. Dabei schlug der Blitz in das Oekonomiegebäude des Landwirts Johann Händel 1 und zündete. Dank des raschen Eingreifens der Feuerwehr blieb das Wohnhaus vom Brand verschont, während das Oekonomieaebäude selbst samt Vorräten dem Feuer zum Opfer fiel.
„Sehen Sie, Mister Prokofs, dort ist nun endlich unser Ziel und fürs erste Ihre neue Heimat; wenn inan es so nennen will! — Denn es wird mehr Ähnlichkeit mit einer regelrechten Verbannung haben!"
„Welche mich durchaus nicht schrecken wird!" entgegnete Michael und ein harter Zug trat auf sein edles, scharfkantiges Gesicht.
Miß Stevenson blickte ihn von der Seite mit einem rätselhaften Ausdruck ihcer blauen Augen an.
„Wenn es irgendwie zu ermöglichen ist, werde ich Ihnen meinen Flügel auf die Insel schaffen lassen, Mister Prokoff! — Sie werden dann die Einsamkeit leichter ertragen."
„Sind die Inseln bewohnt?" fragte Michael, ohne auf die Äußerung der Schiffsherrin einzugehen.
„Von den Gouvernementstellen war darüber kein definitiver Bericht zu erhalten. Die Inseln haben durchschnittlich vierzig bis fünfzig Quadratkilometer im Flächeninhalt und zeigen den Charakter von Hochinseln mit ziemlicher Gebirgsformation. Da ist es schon möglich, daß eine kleine Stammfamilst dort Hausen kann. Doch habe ich durch meine Agenten auf den größeren Archipels Insulaner als Arbeiter anwcrbcn lassen und wird der Transport mit dem ersten Frachtdampfer hier eintreffcn!"
Vorsichtig unter ständigem Peilen, arbeitete sich die „Mary" an das Land heran, das jetzt aus dein dunstigen Nebel allmählich klare Formen annahm. Der Kurs bewegte sich auf eine Steilküste zu, die mit ihrem höchsten Punkte mehrere kleinere Hügel beherrschte und nach Osten zu abflachtc. Durch das GlaS konnte man schon deutlich eine üppige Vegetation erkennen. Aber man sah auch schon die Brandung und konnte ihr monotones rhythmisches Klingen vernehmen. Ferner war durch das Zeißglas genau fcstzustellen, daß die See in dem Brandungsbereich mit vorgelagerten Klippen förmlich übcrsät war.
„Hallo, Miß Mary!" erklang jetzt die Stimme des Kapitäns aus dem Kommandostand. „Von dieser Seite aus wird cs unmöglich gehen! — Wir werden beidrehen und in östlicher Richtung die Gegend besichtigen!"
(Fortsetzung folgt.)
Hölle unö Himmel eines Verbannten
Von l.ulr
Arheberrechtsschutz Roman-Verlag A. Schwingenstein, München
-n. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
„Eine halbe Seemeile vor der Küste beginnt der Brandungsbereich und ich denke, daß wir es riskieren können, soweit nach sorgfältiger Peilung heranzukommen. — Auf den Karten sind allerdings bei allen drei Inseln keine Anfahrten vermerkt. Nichts als Warnkreuze!"
„Nun auf die Karten kann man auch nicht immer schwören. Nach unscrm Kurs steuern wir die nördlichste Insel an. Wenn cs geht, werden wir sie einmal umfahren und dann sehen wir immer noch, was zu tun ist."
„Miß Mary, Sie werden aber doch hoffentlich nicht den ersten Landungöversuch mitmachen?" fragte Kapitän Punny besorgt.
„Natürlich, was denn sonst? — Ich will doch als Herrin und Besitzerin als erste den Fuß auf meine Insel setzen!" weinte Miß Stevenson fröhlich.
„Sie kennen doch die Gefährlichkeit der Landungömanöver und Sie wissen, Miß Mary, — die Chancen einer Rettung, wenn cs schief geht, sind sehr gering!" sagte der alte Kapitän ernst.
„Ich weiß, ich weiß, Papa Punny! — Aber hier in. Polynesien gibt es Hunderte von Inseln, die genau so gefährlich sind und doch sind Leute darauf gekommen, und immer wieder kommen welche darauf! — Da meines Wissens noch keine Flugplätze vorhanden sind, werden sie wohl alle den Weg über das Wasser genommen haben! — Es sieht auch manchmal gefährlicher aus als es in Wirklichkeit ist. Wir nehmen die flache Landungsjolle mit dem starken Bordmotor; — lassen Sie nachher klarmachen. Wenn die Eingeborenen mit ihren erbärmlichen Einbäumen durch die Brandung kommen, warum sollen wir es nicht fertiabrinacn?"
! Die Schiffsherrin winkte grüßend mit der Hand und sprang die Treppe der Kommandobrücke hinunter. Die beiden Seeleute ! schwiegen. Sie wußten, wenn die Patronin sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann ging es immer auf Biegen oder Brechen.
Nur Tom, der Steuermann, stieß einen gotteslästerlichen Fluch aus und spukte seinen Priem auf das blitzblank gescheuerte Deck hinunter.
Als Michael zwei Stunden später an Deck kam, sah er die meisten der Bordgäste vom gestrigen Abend an der Bordreling versammelt. Sie waren alle aufgeregt und hatten sich mit Gläsern bewaffnet, mit denen sie nach einem dunklen Schatten visierten, der sich in der Ferne aus dem Dunstkreis erhob.
Nur die Schifföherrin hatte wieder ihre kalte unbewegte Ruhe, und keine Muskel zuckte in ihrem stolzen Gesicht, als Michael näher trat und die nervöse Schar begrüßte.
Miß Peggy war am zappeligsten und hüpfte von einem Fuß auf den andern.
„O Mary, es wird bestimmt wundervoll werden, wenn wir die Jnseltaufe halten! — Wir werden dort ein feines Picknik veranstalten! — Was meinen Sie, Doktor Rivers?"
„Bestimmt, BÜß Peggy, ich bin dabei! — Mit Fackeltanz und den schluchzenden Gesängen der wilden Insulaner, welche unö palmcnwedclnd begrüßen; das heißt, wenn welche da sind! — Aber ich glaube, wenn wir näher kommen, werden Sic sich schleunigst bei mir krank melden!"
„Sie sind ein ungalanter Spottvogel, Doktor! Sie zweifeln wahrhaftig an meinem Mute! — Ach, ich fühle eine ähnliche Begeisterung in mir, wie die Mannen des Columbus, als sie Amerika sahen! — Es wird einer der schönsten Augenblicke meines Lebens sein, wenn wir von der Insel'Besitz nehmen! — Wie wirst du sie taufen, Mary?"
„Sie wird den Namen meiner Mutter tragen: Elisa!" sagte die Patronin langsam.
Sie drehte sich nach Michael um, der bescheiden im Hintergründe stand und winkte ihn an ihre Seite. Einige Augenblicke tauchten ihre Blicke ineinander, länger wie sonst! Dann deutete Miß Mary mit der Hand nach dem Schattengebilde.