Kamelen ist nicht ;u trauen!

Das liMKeSchiff der Wüfie"/ Gefährlich, undankbar und bösartig

Ein Sinnbild der,

Zur Ausbildung eines Korps von Kaniel- reitcru für den ägyptischen Heeresdienst sind nur ganz besonders ausgesuchte Leute zu- gelassen. Diese Maßnahme wird notwendig durch den oft recht boshaften Charakter des Kamels, das zu den tückischsten Lebewesen der Welt gehört.

Als der Prophet Mohammed seinen Koran schrieb, hatte er den merkwürdigen Einfall, das Kamel als ein Sinnbild der Weisheit Allahs zu bezeichnen. Aber der Durchschnitts­mohammedaner sicht Tag für Tag das Gegen­teil vor Augen und ist geneigt, zwar Moham­med nicht zu dementieren, wohl aber zu ver­sichern. daß das Kamel vielleicht ein Stück von der Weisheit Gottes, bestimmt aber eine gehörige Portion vom Teufel mitbekommen habe.

Das Kamel ist dauernd unzufrieden unter der Last der ihm aufgetragenen Arbeit; das eine Tier ist bösartiger als das andere. Aber noch niemals, so wird versichert, hat man ein liebenswürdiges" Kamel angetroffen. Die Araber behandeln ihre Pferde mit der gleichen Liebe, mit der sie ihre Kinder aufziehen. Aber dasSchiff der Wüste" wird von ihnen so be­handelt, wie sie etwa mit ihrer Schwieger­mutter umgehen. Es bleibt also nich? aus, daß die beiden Lebewesen, Kamel und Mensch einander feindlich gegenüberstehen.

Es gibt keinen Augenblick im Leben des Kamels, in dem dieses Tier nicht bereit wäre, nach dem Arm oder der Hand seines Meisters und Reiters zu schnappen. Das Kamel macht dabei keinen Unterschied, ob es sich vielleicht um die Hand des Menschen handelt, die ihm täglich das Futter reicht. Schon mancher Araber büßte ein Stück seiner Wange, aus dem Rücken, aus dem Bein durch einen Biß mit den scharfen Zähnen eines Kamels ein.

Ihr Haß gegen alle Lebewesen rings umher geht so weit, daß sie sich sogar untereinander sehr häßlich behandeln. Wenn zwei Kamel- bullen in eine Auseinandersetzung geraten, dann hört der Kampf in der Regel erst dann auf, wenn das eine Tier tot ist. Die größte Gefahr eines solchen Duells liegt aber darin, daß die Kampfeslust auf einmal überspringt und plötzlich die ganze Kamelherde ein ge­waltiges Knäuel von kämpfenden Tieren dar­stellt. In Ermangelung von Hörnern be­dienen sich die Kamele ihrer Gebisse und der außerordentlich starken Beine. Ist erst ein­mal ein Tier auf den Boden gezwungen, dann werden ihm vom Gegner alle Rippen eingetreten. Der siegreiche Feind bricht dcu Kampf erst ab, wenn das Opfer verendend am Boden liegt.

Wenn man den Ursachen dieser schlechten Laune des Kamels nachgeht, dann findet man nur geringe Anhaltspunkte dafür, wie sich dieserGemütszustand" des Kamels erklären läßt. Freilich wird das Kamel vom Araber nicht allzu freundlich behandelt. Tatsächlich bellt jeder Hund das Kamel an. Niemand kümmert sich um das Kamel. Man überlädt Las Tier in der Regel und zwingt es, bis zu 80 Meilen in drei oder vier Tagen durch die Wüste zu laufen.

Kommt das Tier an, dann war Allah der Expedition günstig gesonnen. Man gibt dem Tier acht Tage zur Erholung. Krepiert aber

Weisheit Allahs"?

das Kamel unterwegs, dann wird die Last auf die anderen Kamele verteilt und diesen noch aufgebürdet.

Doch die Araber versichern und viele Europäer, die sich auf Kamele verstehen, pflichten ihnen bei, daß die schlechte Laune des Kamels irgendwie im Charakter des Tieres liegen muß. Das Unterbewußtsein eines Kamels sei demjenigen einer Schlange ähnlich, die auch überall einen Angreifer sehe und deshalb mit ihrem Gift so verschwende­risch umgehe.

In diesem Zusammenhang ist es außer­ordentlich interessant, daß das Kamel wirk­lich mit der Schlange irgendwelche Verwandt­schaft hat. Eine Blutuntersuchung zeigt, daß die Blutkörper der Kamelgruppe nicht rund sind, wie die der meisten Säugetiere, sondern oval wie diejenigen der Vögel und der Rep­tilien.

Merkwürdig ist auch die Körpertemperatur der Kamele. Sie ist nicht gleichartig wie die­jenige des Menschen und der anderen Säuge­tiere, sondern sie steigt und fällt mit der Außenluft. Im Laufe von zwei Stunden kann die Temperatur eines Kamels Wechsel von vier bis fünf Grad bei voller Gesundheit des Tiers durchmachen. Nicht weniger eigen­artig ist schließlich auch die Ernährung. Wenn man einem Kamel die Wahl läßt, dann ver­zehrt es lieber eine Hecke mit Dornen als etwa einige Büchsen mit Weizen. Auch das schlechte Wasser, wie man es in den Schwefel-

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Reden ist Silber -

Die 27jährige Frau Gertrud G., die sich vor dem Berliner Schöffengericht wegen wissent­lich falscher Anschuldigung verantworten mußte, rang verzweifelt die Hände, an denen die silbern polierten Fingernägel blitzten.

Ich habe doch alles zurückgenommen", stammelte sie,nur weil ich mich über meinen Mann geärgert hatte und ihm eins aus­wischen wollte, hatte ich die Anzeige gegen ihn erstattet. Bei der Polizei aber habe ich doch schon zugegeben, daß er unschuldig ist." Mit dieser Erklärung war die Sache aber nicht aus der Welt zu schaffen, die Frau Gertrud sich eingebrockt hatte. Sie mußte erfahren, daß man nicht ungestraft einen Mitmenschen ver­leumden und den Behördenapparat in Be­wegung setzen darf, um dann hinterher Plötz­lich zu erklären:Pardon, es war nur eine Laune von mir, eS ist alles nicht wahrl"

Vor Jahresfrist war die Ehe der Angeklag­ten geschieden und sie als allein schuldiger Teil erklärt worden. Der Grund: liederlicher und unmoralischer Lebenswandel. Frau Gertrud G. schäumte vor Wut, hauptsächlich Wohl darum, weil sie nun selbst für ihren Unterhalt sorgen mußte. Eines Tages hatte sie eine An­zeige erstattet, in der sie ihrem ehemaligen Mann rund heraus Zuhälterei vorwarf. Er habe sie, so behauptete sie, zu dem unmora­lischen Lebenswandel gezwungen, der ihr im Scheidungsprozeß zum Vorwurf gemacht worden war. Bei einer Gegenüberstellung mit

seen von Arabien findet, wird von diesem merkwürdigen Tier bevorzugt.

Ein Kameltreiber muß Nerven aus Stahl haben. Das zeigt sich beim Kamelkorps der indischen Regierung. Man hatte hier ein Tier eingestellt, das ein wahrer Teufel in einem Kamelfell war. Zwei ^Treiber waren schon von ihm getötet worden. Der neue Treiber war so stolz auf dieses Kamel, daß er ihm zwei schöne Straußenfedern oben auf dem Kopf festbänd. Als eines Tages ein hoher englischer Offizier sich dem Kamel näherte und den Treiber aufforderte, ihm etwas von dem Kamel zu erzählen, ließ es der Treiber für eine Sekunde an der nötigen Aufmerk­samkeit fehlen.^

Im nächsten Augenblick senkte das Kamel den Kopf hernieder, um den Treiber in das Genick zu beißen. Dieser aber war schneller, warf sich zur Seite, machte dann aber einen gewaltigen Satz und sprang dem Kamel an den Kopf. Mit der einen Hand riß er die Oberlippe des Kamels hoch und biß mit voller Wucht in die Oberlippe hinein und schüttelte den Kops kräftig hin und her. Das Kamel brüllte in wildem Schmerz auf. Aber von dieser Stunde .n soll das Kamel zahm wie ein Schaf gewesen sein gegenüber diesem Treiber. Aber wer weiß wie lange? Eines Tages wird es die Gelegenheit wahrnchmen und wieder zum tückischenSchiff der Wüste" werden, das sich für alles rächt.

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Hier ruht William George Butler, einer der größten Hochstapler des 20. Jahrhunderts. Sein Tod war so dramatisch, wie sein Leben phantastisch war." So ungefähr müßte die Grabinschrift William Butlers, eines 36jäh- rigen Sohnes eines Totengräbers aus East- bourne, lauten, der nach einer Gasexplosion in einem Klubhaus in Maidenhead tot auf­gefunden worden ist.

Butler besaß einen merkwürdigen Einfluß auf Frauen, die er dazu überredete, ihm ge­waltige Geldsummen anzuvertrauen. Außer­dem hatte er ein seltsames Geschick, auch die tollsten Märchen über seine eigene Person glaubhaft erscheinen zu lassen. Er gab sich zu­weilen als einenmillionenschweren Groß­grundbesitzer" aus, bald als Filmmagnaten. Einmal trat er alsDetektiv in Spezialmis­sion" auf und erklärte, ihm sei die Sicherheit des Herzogs von Windsor auvertraut worden. Auch als Rennstallbesitzer und als ehemaliger

Schweigen ist Gold

ihrem geschiedenen Mann widerrief sie dann diese Beschuldigung und erklärte unter Trä­nen, daß sie sich die ganzen Angaben aus Wut aus ihren Fingern mit den silberglänzenden Nägeln gesogen hatte. Sie glaubte, die Sache wäre mit dieser Erklärung erledigt. Wie sehr sie sich geirrt hatte, bewies das Urteil, das auf drei Monate Gefängnis lautete.

Zum zweitenmal betrunken am Steuer

Am 7. Mai d. I. gegen 5.40 Uhr hatte der 26jährige Fuhrunternehmer Helmut Sch. in Berlin-Neutempelhof in stark angetrunkenem und übermüdeten! Zustande mit seinem Last­kraftwagen einen mit einem Radwechsel be­schäftigten Kraftfahrer überfahren und erheb­lich verletzt. Nach dem Unfall suchte er sich durch unwahre Angaben aus der Schlinge zu ziehen. Erst durch Zusammenschieben der beiden erheblich beschädigten Wagen konnte man ihn überführen. Seine Verfehlungen wogen um so schwerer, als er 1937 bereits wegen Trunkenheit am Steuer, Fahrerflucht und Körperverletzung zu einer längeren Frei­heitsstrafe verurteilt worden war. Auch hatte man ihm damals den Führerschein entzogen. Unter Berücksichtigung aller dieser Umstände hielt die 6. Berliner Strafkammer einen ganz empfindlichen Denkzettel für erforderlich und erkannte auf eine Gesamtstrafe von zwei Jahren Gefängnis.

Angehöriger des englischen Geheimdienstes suchte er auf Frauen Eindruck zu machen. Stach zuverlässigen Schätzungen hat der Hochstapler während eines Zeitraums von knapp sechs Jahren mehr als eine halbe Million Mark verpraßt! Die Tochter eines englischen Ba­rons hat allein eine Summe von mehr als 200 000 Mark dazu beigesteuert. Er starb aber so mittellos, daß sein Bruder die Beerdigungs­kosten bestreiten mußte.

Während seiner Hochstapler-Laufbahu" be­saß Butler ein Landhaus, Autos aller mög­lichen Fabrikate, ein Motorboot auf der Themse usw. Wenn Zeugen zugegen waren, pflegte er oft Kellnern Trinkgelder im Be­trage bis zu 200 Mark zu geben. Seine Gesell­schaften kosteten Tausende von Mark und er­freuten sich oft des Besuches hochstehender Persönlichkeiten.

Als sich Butler vor einiger Zeit in ein Zim­mer seines Klubs einschloß und keinerlei Lebenszeichen gab. wurde die Tür gewaltsam geöffnet. Da die elektrischen Lampen entfernt worden waren, betrat man das Zimmer mit einer Kerze. Im gleichen Augenblick ereig­nete sich eine schwere Explosion, da das Zim­mer mit Leuchtgas gefüllt war. Zwei De­kanate Butlers erlitten bei dieser Explosion erhebliche Verletzungen.

daß eine Luxemburgerin einen schönen Rekord aufstellte, die in Nancy in vier Jahren vier Zwillingspaaren das Leben schenkte?

daß bei der amerikanischen Flotte in Zu­kunft immer Tanzmelodien beim Verladen von Munition gespielt werden sollen? Man er­ziele danach angeblich einen gewiffcn Arbeits­rhythmus und vermindere die Unfallgefahr.

daß mau in den Zigarettenfabriken von Bombay fünfjährige Knaben und Mädchen als Zigarettendreher beschäftigt? Englische Frauenorganisatiönen haben jetzt gegen diese unerhörte Ausnutzung der Kinder, die von den eingeborenen Eltern einfach zu dieser Arbeit beordert werden, Protest erhoben. Bei den Ermittlungen, die man über diese geradezu verbrecherische Kinderarbeit anstellte, ergab sich auch, daß Zehn- und Zwölfjährige in Lederfabriken bei mehr als zehnstündiger Arbeitszeit beschäftigt werden.

daß mit dem Titel Esquire, wie man ihn auf englischen Adressen findet, ursprünglich nur Söhne eines Peers, eines Ritters oder Mitglieder einer alten englischen Familie be­zeichnet werden durften? Neuerdings verlangt man nur, daß der Betreffende ein Gent­leman ist.

«slffrecksekunöm" offne Schrecken

VomKraxelfieber" Besessene berichten über ihrletztes Stündchen"

Jetzt, da mit der Sommersonne auch die Haupturlaubszeit gekommen ist, erwacht die Sehnsucht der Menschen nach dem ewigen Wellenschlag des weiten Meeres, nach der Kühle der frischen Wälder und nach der be­zwingenden Majestät der Bergriesen.

DasKraxelfieber" entspringt einer heroi­schen Leidenschaft, denn in den schweigenden Bergen lauern viele Gefahren, die nur allzu oft das Leben fordern. Nur wenige werden wissen, daß es Erlebnisschilderungen von ab- gestürzten Alpinisten gibt, die psychologisch recht interessant sind. So erzählt der be­rühmte Schweizer Geologe Heim von seinen Empfindungen während eines Absturzes in den Alpen: Die Gedanken und Bilder zogen mit außerordentlicher Genauigkeit und Klar­heit an niir vorüber. Zunächst dachte ich an die verschiedenen Folgen, die mein Sturz nach sich ziehen könnte. Ich nahm mir vor, sobald ich bei vollem Bewußtsein den Boden erreichen würde, meine kleine Essigflasche aus der Tasche zu ziehen und mir einige Tropfen auf die Zunge zu gießen. Dann dachte ich daran, daß ich meinen Stock nicht fallen lassen dürfe, und hielt ihn sorgfältig fest. Ich wollte meine Brille abnehmen, um sie nicht zu zerbrechen, da die Glassplitter mir hätten leicht in die Augen kommen können. Aber ich erkannte bald, daß die Schnelligkeit eines Sturzes mir eine solch komplizierte Bewegung nicht ge­stattete. Danach kamen andere Gedanken an die Reibe 7?eb überbmw die weiteren Folgen

meines Unfalles und nahm mir vor, sobald ich unten angelangt sei, laut zu rufen, daß ich nicht verwundet sei. Meine Gefährten, unter denen sich auch mein Bruder befand, sollten sich nicht zu sehr ängstigen. Jetzt fiel mir meine erste Vorlesung als Privatdozent ein, die ich einige Tage später an der Universität abhalten sollte und die nun ausfallen müßte. Darauf breiteten sich fast alle Begebenheiten meines Lebens in chronologischer Reihenfolge vor mir aus. Dann kam ein Gefühl unbe­schreiblichen Wohlbehagens, gerade als ob ich in der unendlichen Bläue des Himmels schwebte, dessen violette Wolken mir von über­natürlicher Schönheit zu sein schienen. Mitten in diesen Träumereien hörte ich, wie mein Körper auf den Boden stieß. Ich hatte gerade noch Kraft genug, ein paarmal laut zu rufen, daß mir nicht viel geschehen sei.

Ein Wunder ist cs, daß der bekannte Hoch­tourist Whymper mit dem Leben Lavonkam, als er am Mattcrhorn etwa 70 Meter tief abstürzte und dabei von Felsen zu Felsen fiel. Ich verlor keinen Augenblick das Bewußt­sein, schildert er später, und wußte ganz genau, was mir geschah. Ich zählte sogar jeden Stoß, fühlte aber wie ein Chloro­formierter keinen Schmerz. Natürlich war jeder neue Stoß heftiger als der vorher­gehende, und ich erinnere mich, deutlich gedacht zu haben, daß es mit dem folgenden, wenn er noch stärker sein sollte, mit mir zu Ende gehen würde Merkwürdig ist, daß meine Lnft-

sprünge durchaus nicht unangenehm waren. Bei noch tieferem Sturz hätte ich das Be­wußtsein wahrscheinlich ganz und gar ver­loren und darf somit annehmen, obgleich die äußeren Anzeigen dagegen sprechen, daß der Tod infolge eines Sturzes aus beträchtlicher Höhe eine der am wenigsten schmerzhaften Todesarten ist, die der Mensch zu erleiden hat.

Merkwürdig ist, wie die Natur allem An­schein nach in den Sekunden höchster Gefahr durch die Uebermacht der Eindrücke im Men­schen die schmerzempfindende Hirnrinde lähmt, dafür aber plötzlich mit enormer Schnelligkeit und Stärke Seelenkräfte mobili­siert, die gleichzeitig als Abwehr aller Ver­zweiflung jeden noch so blitzschnell vorbei­jagenden Umstandrosenrot" färben. Denn auffällig ist, daß alle, denen es möglich ist, die Empfindungen über und während ihres letzten Stündchens" zu berichten, aussagen, ein Gefühl des Wohlbehagens" habe sie durchrieselt.Die Luftsprünge waren durch­aus nicht unangenehm", erklärte der bekannte Alpinist Sigrist, der ebenfalls einmal eine Reise" in die unbekannte Tiefe machte.Als schwämme ich, gepackt von einer überirdischen Glückseligkeit, in einem Meer von Wonne! Ich betrachtete meine Lage ohne die geringste Sorge und dachte an die Zukunft meiner Fa­milie, für die ich mich glücklicherweise in eine Lebensversicherung eingekanft hatte. Nur als das Fallen aufhörte, habe ich das Bewußtsein verloren."

Diese Erlebnisschilderungen werden hoffen wir indessen Wohl niemanden ver­leiten, sich ein Gefühlüberirdischer Glück­seligkeit" durch einen unbedachten Sprung in die Tiefe verschaffen zu wollen. Denn nicht

immer nehmen solcheReisen" einen so gün­stigen Verlauf, daß die vorsorglich abgeschlos­sene Lebensversicherung nachher nicht aus- gezahlt zu werden braucht.

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Der Kunstenthusiast im Kamin. Paganini kam eines Winters auf seinen Konzertreisen auch nach Marseille. In seinem Zimmer brannte im Kamin ein leichtes Feuer. Der Virtuose, vertieft in seine Kunst, spielte mit Hingabe, indem er ab und zu sein Musizieren unterbrach, um sich einige neue Gedanken und Variationen aufzuschreiben. Unvermutet sprang ihm eine Saite, und in der eingetre­tenen Stille hörte er ein merkwürdiges Ge­räusch. Paganini rief seinen Bedienten, durch­suchte mit ihm das ganze Ziinmer, fand aber nichts. Kaum hatte er wieder zu spielen be­gonnen, als abermals eine Saite riß. Sollte es zu kalt im Zimmer sein?, dachte der Künstler und ließ durch seinen Diener tüchtig Holz nachlegen, so daß das Feuer jählings auf­flammte. Da rauschte es Plötzlich stark und an­haltend im Kamin, und ein junger Mensch stürzte rauchgeschwärzt und halb betäubt aus dein weiten Rauchfaug ins Zimmer.Ver­zeihung, Herr!" rief er, näch Luft schnappend, ich bin ein armer Musikant und wollte Sie so . brennend gern einmal spielen hören! Aber ich war zu arm, um mir ein Billet kaufen zu können; so kroch ich von einem Dachfenster ans in den Schornstein und lauschte Ihrer herr­lichen Musik. Nun hat aber den Brand meiner Seele Ihr heftiges Feuer übertäubt und ich stürzte, zwiefach überwältigt, Ihnen zu ! Füßen!" Paganini lächelte über den rußigen Schwärmer, nahm ihn zu sich und sorgte für ihn.