Moivtorvs wilmbsm M Zugkatajtrophe in Danzig
Es hat ganz den Anschein, als ob di« Zusammenkünfte BonnetS mit dem Pariser britischen Geschäftsträger und das Telephongespräch des Außenministers mit dem französischen Botschafter in London Corbin zu dem Ergebnis geführt haben, daß England und Frankreich eine neue Anstrengung in Moskau unternehmen werden, bevor der Ur- lanbszug Molotows nach dem Kaukasus startet.
Der Quai d'Orsay scheint sich für diesen letzten Klimmzng eingesetzt und in dieser Richtung auf das Foreign Office eingewirkt zu haben. Der offiziöse „Petit Parisien" meint sogar, daß schon Donnerstag neue An- lvcisungen an den britischen und französischen Botschafter in Moskau abgehcn würden. Ob dieser neue Bittgang im D-Zug-Tempo mehr Erfolg haben wird als die bisherigen, wagt man in Paris aber nirgends zu behaupten.
Man beschränkt sich nur charauf zu erklären, daß es doch immerhin „mögli ch" sei. Gleiter dieser neue Versuch Englands und Frankreichs erneut an dem Moskauer Widerstand ab, so dürfte zwangsläufig eine neue lange Panse eintreten und das Foreign Office und der Quai d'Orsay müßten sich dann schon Wohl oder übel in Geduld fassen, bis Herr Molo- tow seinen Kuraufenthalt beendet hat. Demokratische Nervosität und sowjetrnssische Gleichgültigkeit können kaum besser demonstriert werden, als an diesem Wettrennen um den Urlanbszug Molotows.
Die Londoner Presse gibt offen zu. daß in den britisch-polnischen Anleiheverhandlungen ernste, bisher noch nicht über- .wundene Schwierigkeiten aufgetaucht seien. Die Schwierigkeiten werden darauf znrückgeführt, daß der Schatzkanzler Sir John Simon die Gewährung der britischen Anleihe an Polen an verschiedene weitgehende Bedingungen geknüpft hat. die von der Polnischen Regierung abgelehnt worden sind.
In den bisherigen Verhandlungen, die in zwei Etappen in London zwischen dem Außenminister Lord Halifax, dem Schatzkanzler Sir Föhn Simon und dem Finanzsachverständigen der Londoner Regierung, Sir Frederic Leith- Roß auf britischer Seite, dem polnischen Botschafter Graf RaHynski und dem polnischen Unterhändler Oberst Koc auf Polnischer Seite, geführt worden sind, war nun vereinbart worden. daß Polen einmal einen Rüstungs- kredit von 8 Millionen Pfund und zum andern eine direkte britisch-französische A n - Ic'he von 8,5 Millionen Pfund erhalten soll. Die britische Regierung hatte sich bereit erklärt, von der direkten Anleihe an Polen einen Betrag von 5 Millionen Pfund zu übernehmen, wahrend der Restbetrag von 3,5 Millionen Pfund von Frankreich aufgebracht werden sollte.
Die polnischen Unterhändler haben nun in den letzten Verhandlungen ihrerseits die Forderung gestellt, daß der polnischen Regierung in der Verwendung der Kredite keinerlei Begrenzungen auserlcgt werden. Die polnischen Unterhändler sollen darauf hingewiesen habe», daß Polen dringend eine sofortige Ergänzung seines Kriegsmaterials benötige und daß die britische Rüstungsindustrie gegenwärtig nicht in der Lage sei. den polnischen Bedarf in dem dringend notwendigen Ausmaß zu decken.
Der „Daily Telegraph" deutet, offenbar um den polnischen Bundesgenossen nicht zu verletzen, in einer äußerst vorsichtigen Form an. in den jetzt in Warschau geführten Besprechungen zwischen dem Generalinspekteur der britischen Ueberseestreitkräfte, Fronst de, und den Polnischen Militärbehörden hätte sich ergeben — was übrigens in Frankreich schon seit langem bekannt sei —, daß die polnischen Kriegsmaterialbestände auf einzelnen Gebieten erhebliche Lücken anfwiesen, die jetzt mit größter Beschleunigung aufgefüllt werden müßten.
Die polnischen Unterhändler sollenerklärt haben. daß die amerikanische Rüstungsindustrie in der Lage wäre, weit schneller als die britische Industrie Polen mit dem ständig benötigten Kriegsmaterial zu versorgen. Dagegen soll nun das Schatzamt kategorisch verlangt haben, daß das gesamte für Polen in Aussicht genommene Nüstungsguthaben von 8,5 Millionen Pfund ausschließlich für Aufträge an die britische Rüstungsindustrie zu verwenden ist. Dies ist die eine der bisher noch nicht überwundenen Schwierigkeiten.
Die zweite Schwierigkeit liegt, soweit fick bis-
Teusationelle Aussage« des polnischen Lokomotivführers
Danzig, 20. Juli. Der Hauptangeklagte an der Katastrophe bei der polnischen Eisenbahn auf dem Danziger Hauptbahnhof am Himmelfahrtstage 1939, der Lokomotivführer Paul Luszaj, ist nunmehr aus dem Krankenhaus entlassen und in Danzig in Untersuchungshaft genommen worden- Luszaj hat bei dem Unfall den rechten Arm verloren.
Vor dem Untersuchungsrichter gab der 49- jährigc Lokomotivführer an, er habe bisher nur Güterzüge geführt und sei an dem Tage der Eisenbahnkatastrophe zum erstenmal mit der Führung eines D-Zuges beauftragt worden. Man habe ihm keine Informationen gegeben, wie er die Geschwindigkeit des Zuges, besonders bei der Durchfahrt auf dem Danziger Hauptbahnhof, einrichten sollte. Er habe zwar von sich aus die Geschwindigkeit vor der Einfahrt in den Hauptbahnhof ermäßig, jedoch könne er nicht angeben, wie weit er die Geschwindigkeit heraügemindert habe.
Der T a ch o m e t e r st r e i f e n, der dem Beschuldigten vorgehalten wurde, gibt bekanntlich eindeutig Auskunft über die Geschwindigkeit, die der Zug bei der Fahrt durch den Danziger Bahnhof hatte. Kurz vor dem Bahnhof Danzig ist der Zug mit einer Geschwindigkeit von mehr als 80 Ki-lometer in der Stunde gefahren und noch mit 75 Stundenkilometer fuhr er in das Gleisgewirr des Hauptbahnho- fes ein. Die Geschwindigkeit stieg sogar bis kurz vor der Katastrophe erneut auf 78 Stundenkilometer, obwohl eine starke Kurve den Lokomotivführer zu besonderer Vorsicht hätte 'mahnen müssen. Voraussetzung wäre natürlich die Kenntnis des Danziger Eisenbahngeländes gewesen, die der Beschuldigte jedoch entschieden abstreitet.
Auf jeden Fall scheint nicht nur subjektives
«erschulden des Lokomotivführers vorzukiegen, vielmehr dürften nach Aussagen des beschuldigten Beamten der Hauptgrund für die Katastrophe mangelhafte Ausbildung und vor allem ein Mangel an geeigneten Anweisungen von seiten der polnischen Eisendahnverwaltung sein. Gegen den Lokomotivführer ist Haftbefehl erlassen worden wegen fahrlässiger Transportgefährdung und fahrlässiger Körperverletzung. Die Hanptver- handlung wird genaue Klarheit erbringen. Mit «»geklagt ist aber die berüchtigte „Polnische Wirtschaft", die einen Gnterzug- lokomotivführer ohne Anweisung und Warnung mit einem D-Zug durch den Danziger Hauptbahnhof brausen läßt.
Zwischenfall bei Danzig
Polnischer Angriff auf Danziger Grcnzbeamten Danzig, 20. Juli. Ein Danziger Zollbeamter stieß am Donnerstag in der Richtung der Grenzstation Postelan bei einem Patrouillen- gang auf einen Polnischen Beamten, von dem er angegriffen wurde. Der Polnische Beamte legte vom polnischen Boden ans auf den Danziger Beamten ohne vorherigen Anruf das Gewehr an. Der Danziger Zollbeamte wurde dadurch gezwungen, seinerseits von der Waffe Gebrauch zn machen und hat in der Notwehr auf den polnischen Beamten geschossen. Der Danziger Beamte begab sich sofort zu dem polnischen Beamten, der offenbar verletzt war, um ihm zu helfen. Fm gleichen Augenblick näherten sich zwei weitere polnische Grenzbeamte. Um weitere Zusammenstöße zu verhindern, zog sich darauf der Danziger Beamte wieder zurück und machte sofort Meldung von dem Vorfall. Die Untersuchung ist im Gange.
Göriug im NuhrgebieL
Besichtigung der Kanäle und Flüsse
Berlin, 20. Juli. E eneralfeldmarschall Gö, ring hat am Mittwoch nach der Besichtigung von Teilen des Westwalles und der Luftverteidigungszone West mit seinem Motorschiff. Karin 2 den Rhein stromab vonMannheim bis Duisburg befahren.
Der Feldmarschall unterrichtete sich bei dieser Fahrt auf das genaueste über den Stro m- lauf und den Zustand der Ufer- und! Hafenanlagen. Das besondere Interesse des Feldmarschalls galt dabei dem Umfang der Schiffahrt auf dem Rhein und dest au den Ufern des deutschen Stromes angesiedelten mannigfachen Industrien.
Neberall, wo die Karin 2 von der Bevölkerung erkannt wurde, nmbrandete herzlicher Jubel das Schiff. Der ^Generalfeldmarschall mußte immer wieder vom Deck der Jacht den an die Ufer, auf die Brücken und Stege herbeigeeilten Volksgenossen danken. Auch von ollen vorüberfahrenden Schiffen, Kähnen und Booten wurde Hermann Göring begeistert zugerufen und zugewinkt.
Am Donnerstag ist der Feldmarschall an Bord der Karin 2 über die Kanäle und Flüsse des Ruhrgebietes weiterge-,, fahren. '
Deutscher Koks sör Frankreichs Erze
Die neuen deutsch-französischen Wirtschaftsabkommen
Berlin, 20. Juli. Ueber die am 30. Juni dieses Jahres in Paris abgeschlossenen neuen deutschen Wirtschaftsabkommen mit Frankreich erfahren wir von zuständiger Seite folgendes:
Der deutsch-französische Wirtschaftsvertrag vom 10 . Juli 1937 wurde nach Ablauf seiner zweijährigen Laufzeit am 30. Juni 1939 automatisch um ein weiteres Jahr bis zum 30. Juni 1940 verlängert. Trotz der leider ein- getrctenen sehr bedeutsamen Einschränkung des beiderseitigen Warenaustausches waren sich beide Regierungen dennoch vorbehaltlos darüber einig, daß die vertragliche Grundlage der Wirtfchafts- und Finanzbeziehnngen beider Länder aufrechterhalten bleiben müsse.
Die nun am 30. Juni in Paris vom französischen Außenminister Bonnet und dem französischen Unterhändler H. Alp Hand einerseits, vom deutschen Botschafter Grasen Welczek und dem deutschen Unterhändler, Gesandten Dr. H e m m e n, andererseits Unterzeichneten Ergänzungsabkommcn sichern uns für die kommenden sechs Monate des Jahres 1939 die Eisenerzbezüge aus Frankreich und Französisch-Nordafrika in der vollen Höhe des. abgelaufenen Jahres. Der französische Koksbedarf, der im vergangenen Jahr auf ein Minimum abgesunken war, ist jetzt im Ansteigen begriffen, so daß hier eine gesteigerte Belieferung zngesagt werden konnte. Darüber hinaus ist die Bezahlung der Eisenerzbezüge wie in den früheren Verträgen in voller Höhe aus Mitteln der deutschen Ausfuhr sichergestellt worden.
Die beiden Abkommen sehen ferner besondere Mittel für den Bezug des für uns wichtigen Okoume Holzes und anderer Kolonialhölzer vor. Sie regeln ferner eine An-
yer beurteilen läßt, in der polnischen Forderung, daß die in Anssicht genommene direkte Anleihe für Polen in Höhe von 8,5 Millionen Pfund nicht in Pfund oder Franc, sondern in Gold ausgezahlt wird. Die polnische Regierung hat offenbar zu der britischen und französischen Währung kein allzu großes Vertrauen und will sich vor der Jnflationsgefahr schützen. Auch diese polnische Forderung scheint nun vom Schatzamt abgelehnt worden zu sein
zahl finanzieller Erleichterungen für den Transfer von privaten Forderungen und enthalten schließlich die Freigabe gewisser Sperrungen von Finanzforderungcn deutscher Versicherungsgesellschaften, die noch aus den Beschlagnahmen des Versailler Vertrages herrühren. „
Ein wichtiges Ergebnis dieser Verhandlungen ist endlich die Wiederaufnahme des Wir t- schaftsverkehrs zwischen dem Protekto- ratsgebiet Böhmen und Mähren einerseits und Frankreich sowie seinen Kolonien andererseits. Frankreich gibt ab 1. Juli 1939, jedoch mit rückwirkender Kraft, für die Kontingente vom 1. April ds. Js. ab die Einfuhr der Waren des Protektoratsgebietes nach Frankreich gemäß den französisch-tschechischen Abkommen vom 7. März 1939 frei, so daß also praktisch die inzwischen eingetretene Unterbrechung der Ausfuhr des Protektoratsgebietes nach Frankreich voll nachgeholt werden kann.
Diese Kontingente sind zwar mit Rücksicht auf die hier ausfallende Slowakei sowie einiger schutzbedürftiger französischer Industrien um ca. 25 v. H. gekürzt worden, doch ist dafür ein angemessener Ausgleich bei der kontingentierten französischen Einfuhr nach dem Protektoratsgebiet geschaffen worden. Frankreich wird die Ursprnngsbczeichnung „Böhmen-Mähren" auf den Waren des Protektoratsgebietes im Sinne des Gesetzes über den Bczeichnungszwang ungehindert zulassen und es gibt sofort die beschlagnahmten tschechischen Finanzforderungen und Guthaben in Frankreich in Höhe von 20 Millionen Francs frei.
Gewitter über England
London, 20. Juli. Ueber ganz England gingen zahlreiche schwere Gewitter nieder, die zum Teil großen Schaden anrichteten. Der Blitz schlug in den Sender von Droitwich, so daß die" Sendungen unterbrochen werden mußten und noch nicht wieder ausgenommen werden konnten. Weiter wurde das Elektrizitätswerk in Stainburn (Cumüerland) vom Blitz getroffen. Es entstand ein Brand, durch den die Stromversorgung für sechs Stunden unterbrochen wurde.
Für Münchener Politik
Ein bemerkenswerter Zwischenfall auf dem Lehrerkongreß
Paris, 20. Juli. Gegenwärtig hält der französische Lehrerverband seinen Landeskongreß ab, der von jeher von marxistischen Theorien beherrscht war. In ihm finden sich sämtliche marxistischen und Pazifistischen Spielarten. Entsprechend dem politischen Dis- kuffionsbedürfnis der Verbandsmitglieder nimmt die Außenpolitik einen breiten Raum aus der Tagesordnung ein. Dabei kam es zu erhitzten Diskussionen insofern, als sich „Münchener" und „Antimünchener" eine Redeschlacht lieferten.
Der Verbandsvertreter Bureau verursachte mit seinen Erklärungen große Bewegung im Sitzungssaal. Er sagte nämlich: „Wenn wir noch einmal zwischen einem neuen München und dem Krieg zu wählen hätten, Würden wir nicht einen Augenblick zögern. Wir würden ein neues München wählen. Italiener und Deutsche haben das Recht, zu leben. Gewähren wir ihnen also wirtschaftliche Konzessionen. Diese Haltung bringt nicht mehr Risiken ein als eine Politik der Festigkeit und der Ueberrüstung". Diese Erklärungen des Redners stießen bei einem Teil der Kongreßmitglieder auf schärfste Feindseligkeit, während die Mehrheit ihm l^- haften Beifall spendete.
Englands „höfliche" Marine
Einkreisungsbesuch im östlichen Mittelmeev Auch das Schwarze Meer soll beglückt werben
London, 20. Juli. Wie der Parlamentarisch« Sekretär der Admiralität im Unterhaus bg- kanntgab, werden britische Kriegsschiffe verschiedenen Mittelmeerhäfen in der nächsten Zeit „Höflichkeitsbesuche" abstatten. Nach dem bereits erfolgten Besuch in Athen würden britische Kriegsschiffe in Kürze auch andere griechische Häfen aulaufen. Anfang August werde der Kommandierende des Mittelmeergeschwaders mit seinem Flaggschiff Istanbul besuchen, während gleichzeitig ein anderes Schlachtschiff Smyrna anlansen werde. Man werde auch Besuch in rumänischen, sowjetischen oder bulgarischen Häfen erwägen. Wenn das Programm für die nächste Zukunft ansgearbeitet seü
Schweizer Flugzeug verunglückt
Konstanz, 20. Juli. Donnerstagnachmittag verunglückte das planmäßige. Schweizer Verkehrsflugzeug HB-JXA der Strecke Wien- Zürich in der unmittelbaren Nähe des Flughafens Konstanz, als es eine Notlandung vornehmen wollte. Die aus Flugkapitän A k - kermann und Flngmaschinist Mainhart bestehende Besatzung, sowie vier Fluggäste kamen dabei ums Leben. Dieser Unfall trifft die Schweizer Luftfahrt ganz besonders hart, da die Swissair in Flugkapitän Ackermann einen ihrer bewährtesten Pioniere verliert. Ackermann war nicht nur einer der bekannteste» Verkehrsslieger, sondern hat sich auch als Schriftsteller durch eine Reihe vielbeachteter und erfolgreicher Bücher einen Namen gemacht.
Ah, man
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