Mittwoch den 21. Juni 1939

Der Enztöler

97. Jahrgang Nr. 142

-lus Württemberg

, Hewenheim. (Sühne für tödlichen Ver-

:«hrsunsalll Vor kurzem hat ein Heidenheimer Last- unc,en nn Stadtteil Schnaitheim eine 27jährige Radfahrerin mdlich überfahren. Das Schöffengericht Ellwangen hat nun >en als zuverlässiq bekannten Lenker dis Iliiqlücksivaaens u: Mi Monaten Keiänams nerurteill.

- Elirzburq. <Brandstifterin festgenommen) Nach längerem Leugnen hat nun die 19jährige Pflegetochter des Rentners Josef Auer in Nornheim bei Eünzburg ein­gestanden, den vor einigen Tagen entstandenen Brand 'gelegt M haben, dem ein Haus, vieles Inventar und 200 Mark Baraeld zum Opfer gefallen sind. Sie wollte damit die von ihr begangenen Eelddiebstähle vertuschen.

Böhringen, Kr. Münsingen. (Radfahrer ver- ungluckt.) Dieser Tage wurde der verheiratete Wilhelm Pfeifle ails Bohringen beim Kreuzen der Reichsstrake 23 nur dem Fahrrad von einem Personenkraftwagen anaefah- ren und schwer verletzt. In bewußtlosem Zustande wurde er rn das Uracher Krankenhaus übergeführt. An seinem Auf­kommen wird ae.iweikekt.

Tuttlingen. (Betrunkener fuhr in den Kanal.) Nachts fuhr ein auswärtiger Kraftradfahrer in der Nähe von Ludwigstal über die Brücke des dortigen Werk- kanals. Aus zunächst unerklärlichem Grunde stürzte er zu­sammen mit seinem Soziusfahrer in den Kanal und konnte nur durch das Hinzukommen einiger Männer aus seiner miß­lichen Lage befreit werden. Wie sich dann herausstellte, war der Kraftradfahrer betrunken und hatte infolgedessen die Kurve bei der genannten Brücke nicht richtig genommen. In schwerverletztem Zustand brachte man ihn in das Kreis- krankenhaus Tuttlingen.

Biberach a. R. (Aus dem Weg zur'Arbeit verunglückt.) Auf dem Wege zur Arbeitsstätte stürzte eine innge Frau aus Mittelbiberach so unglücklich, daß sie Wt erheblichen Gesichtsverlehungen und in bewußtlosem Zu- stände in ein Krankenhaus verbracht werden mußte.

Riedttngen, Kr. Saulgau. (Beide Hände zer- quetscht.) Beim Transport eines eisernen Trägers erlitt em Bauarbeiter an den Händen erhebliche Verletzungen. Um seinen Arbeitskameraden picht zu gefährden, hielt der Verunglückte trotz starker Schmerzen den Träger so lange fest, bis sich der andere in Sicherheit gebracht hatte.

Neu-Ulm. (Kraftraddieb gefaßt.) Auf der Reichsstraße bei Neu-Ulm stellte eine Streife der motorisierten Gendarmerie Kempten einen Kraftfahrer, der keinen Führer­schein besaß. Die Ermittlungen ergaben, daß es sich um einen gewissen Kurt Halle aus Frankfurt a. M. handelt, der das Kraftrad seinem Lehrherrn gestohlen hatte.

Ulm. (Unglücklicher Sturz.) Eine Radfahrerin geriet in der Glöcklerstraße auf der Fahrt ins Geschäft mit dem Rad vermutlich in die Straßenbahnschienen und stürzte dabei so unglücklich auf das Pflaster, daß sie eine Gehirn­erschütterung erlitt und das Schlüsselbein brach.

Ulm. (Schwere Schlägerei.) In der Nacht entstand in einer Wirtschaft unter den Gästen Streit, der schließlich in eine Schlägerei ausartete. Ein auf dem Som­mermarkt beschäftigter Mann wurde dabei derart verprügelt, daß er erheblich verletzt in das Städtische Krankenhaus eingeliefert werden mußte,

Heutingsheim, Kr. Ludwigsburg. (Aus Schwer­mut rn den Tod.) In der Nacht ließ sich ein 45jähriger Mann aus Ludwigsburg, der vor dreiviertel Jahren seine Frau verloren hatte und seither schwermütig war, aus der Strecke zwischen Veihingen und Heutingsheim vom Zug über­fahren. Der Lebensmüde, der zwei Kinder hinterläßt, war alsbald tot.

Pliezhausen, Kr. Tübingen. (Mit dem Leben davongekommen.) Der Elektromonteur Gottlob Kern aus Pliezhausen war mit Reparaturarbeiten am Hochspan­nungsmast beschäftigt. Dabei kam er der Starkstromleitung zu nahe und konnte sich nicht mehr selbst lösen. Cr verlor das Bewußtsein, sodaß er erst unter großen Schwierigkeiten und nachdem von Mittelstadt der Strom abgeschalten wor­den war, aus seiner Lage befreit werden konnte, Der Atzt rkf ihn ins Bewußtsein zurück.

Hölle un- Himmel eines Verbannten

Von luik 5rliubl«/

Arheberrechtsschutz Roman-Verlag A. Schwingenstein, München

10. Fortsetzung

(Nachdruck verboten.)

Sie waren jetzt aus den letzten Gassen herausgekommen und die geduckten Baracken standen nur noch vereinzelt inmitten von schwarzdunklen Bretterzäunen und verfallenen Schuppen. In dem Schnee, der in immer dichteren Massen aus dem nachtdunklen Himmel fiel, waren die Baulichkeiten kaum wahr­zunehmen, jedoch der ehemalige Frontleutnant schien den Weg auch mit geschlossenen Augen zu finden.

Als er den Fürsten durch ein Gewirr von engen Jaun- gaßchen geleitet hatte, machte er bei einer grauen Masse, die aus dem Flockentanz auftauchte, halt. Es war ein kleiner Bauernhof. Prokoff öffnete eine Türe in dem Holzgatter, welcher das Gehöft umschloß. Ms sie in den kleinen Vor­garten eingetreten waren, schloß der Leutnant die Gatter­türe wieder sorgfältig zu. Dann kämpfte er sich durch den fast einen halben Meter hohen Schnee bis an das einstöckige Haus heran und klopfte in einer bestimmten Art an das Fenster. Nach einer Weile hörte man im Innern des Hauses ein gedämpftes Geräusch! Vorsichtig öffnete fish der schwere, hölzerne Fensterladen und eine unterdrückte Männerstimme fragte:Bist du es, Nikolajewitsch?"

Ja, Vater Puschkin!" erwiderte ebenso leise Prokoff, ,jöffne schnell die Haustüre!"

Nach einigen Augenblicken öffnete sich diese und oie beiden Männer schlüpften hinein. Drinnen in der ärmlichen Bauern­stube standen sie einem älteren, schon grauhaarigen Manne ge­genüber, der seine Augen mit sorgender Miene auf den Fürsten ächtete und dann fragend Prokoff ansah.

Mach dir keine Sorgen, Vater Puschkin, es ist nichts "er! Aber hier ist ein Kamerad von mir, der m einer

Aus oer Gauyauprffadt

w /"s blück-chronik. Eine 64jährige Frau wurde von einem Radfahrer angefahren und zu Boden geworfen. In bewußt-- losem Zustand mußte sie in ein Krankenhaus gebracht wer- -ü' Nacht stießen in Weilimdorf zwei Kraft-

aufeinander. Beide Fahrzeuglenker mußten mit erheb- Ochsn Verletzungen in ein Krankenhaus übergeführt werden. Abends hat sich in der Gerokstraße ein 34jähriger Mann der Streithandeln einen Schädelbruch zugezogen. Er wurde in ^ Krankenhaus eingeliefert. Die Untersuchung über die Mdftage wurde eingeleitet. - In Sillenbuch kam eine vviahrigr Frau beim Einsteigen in eine Straßenbahn zu Fall, und erlitt einen Oberschenkelbruch. Sie fand Aufnahme in einem Krankenhaus.

Der Rottenführer fcstgenominen. Wie ergänzend zu dem schweren Unglück in Feuerbach, bei dem drei Arbeiter von einem elektrischen Vorortzug getötet wurden, gemeldet wird, wurde der verantwortliche Rottenführer vorläufig festgenom- '"A der Vorwurf zu machen ist, daß er seiner Auf­

sichtspflicht nicht voll genügt habe.

Herbsiprüfungen 1SZ9 der Industrie- und Handelskammer ^ -F äkuklgark. Wie die W. W. Z. hört, haben sich den Kaufmannsgehilfenprüfungen im Herbst 1939 Lehrlinge zu unterziehen, die im Laufe dieses Jahres ihre vertragliche Lehrzeit beenden und Lehrlinge, die im Frühjahr 1940 ihre breijährige Lehrzeit beenden. Lehrlinge, die im Frühjahr 1940 ihre zweieinhalbjährige Lehrzeit beenden, können zur Kaufmannsgehilfenprüfung Herbst 1939 zugelassen werden, sofern deren Begabung, Wissen und Können nachgewiese­nermaßen erheblich über dem Durchschnitt liegen. In diesem Falle muß das vorläufige Lehrzeugnis Angaben über die überdurchschnittlichen Leistungen in Schule und Praxis ent­halten. Lehrlinge, die im Frühjahr 1940 ihre zweijährige Lehrzeit beenden, werden zu der Herbstprüfung 1939 nicht zugelassen. Die Prüfungen finden in der Zeit vom 15. Sep­tember bis Ende Oktober d. I. statt. Die Facharbeiter­prüfungen finden im September d. I. statt. Zur Prüfung sind diejenigen Lehrlinge zugelassen, die die gesetzliche drei­jährige Lehrzeit im Herbst 1939 beenden und im Frühjahr 1940 ihre normale Lehrzeit abschließen.

Aus der würktembergischen Industrie- und Geschäftswelt Stuttgart. Die Mechanische Zwirnerei Cannstatt M. Z. C., die sich seit längerer Zeit schon im Besitz der Fir­ma Richard Höchsel u. Sohn, Strumpf- und Tapisseriefabrik Stuttgart, befindet, hat ihre Geschäftsräume in die der Richard Höchsel u. Sohn verlegt. Zu Gesamtprokuristen wurden bestellt: Carl Berner, Friedrich Noll, Robert Pfi­sterer, Erich Wörner und Hermann Kuhn (je zwei gemein­sam zur Vertretung der Firma). Die Einzelprokura des Martin Baader bleibt bestehen. Bei der Mannheimer Lagerhaus GmbH Stuttgart ist Fritz Thomas nicht mehr Geschäftsführer. Neu bestellt wurde Dr. Eberhard Zahn, Kaufmann, Mannheim. Die Befugnis gilt auch für Reut­lingen, Eßlingen und Balingen. Die Treuhand Schwaben GmbH Stuttgart ist aufgelöst, die Liquidation beendet, so­daß die Firma gelöscht ist. Die Geschäftsräume der Fir­ma Ramler u. Bossert Stuttgart, Wirk- und Strickwaren, großhandlung, befinden sich jetzt Hauptstätterstratze 72. Bei der Emmendinger Brennmaterialgenossenschaft eGmbH ist die Vertretungsbefugnis der Liquidatoren beendet, da di«' Firma erloschen ist.

Neuer Tuttlmger Waldwirtschaftsplan Stuttgart. Aus Anlaß der Aufstellung eines neuen Waldwirtschaftsplans fand kürzlich eins Besichtigung ver­schiedener städtischer Waldungen von Tuttlingen durch Be­amte der Körperschaftsforstdirektion und des Forstamtes ge­meinsam mit Vertretern der Stadt Tuttlingen statt. In einer anschließenden Beratung erläuterte Forstmeister Kreidler die Gründe für die Neuaufstellung eines zehn­jährigen Nutzungsplans vor Ablauf des 1932 aufgestellten Nutzungsplanes. Die Waldungen der Stadt Tuttlingen zei­gen einen außerordentlich guten Holzbestand. Die Wald­fläche der Stadt hat sich durch Erwerbungen von Waldun­gen und durch Aufforstungen auf 794 ha erhöht. Aus diesem Grunde kann für die nächste Nutzungsperiode die jährliche Ausnutzung von 4000 auf 4500 sm erhöht werden, wozu noch eine Nebennutzung bis zu 1300 fm kommt.

Aus den Aachbargauen

lll HMelberg. (Zusammen prall.) In der Berg- heimer Straße kam eine Motorradkolonne ins Stocken. Dabei fuhr der letzte Lenker auf ein vor ihm haltendes Kraftrav auf. Er und sein Mitfahrer erlitten schwere Verletzungen.

O Heidelberg. (Todessturz von der Schloß« terrasse.) Hier fand man unterhalb des Schlosses dK Leiche eines jungen Mannes. Er ist von der Terrasse aV gestürzt.

HI Heidelberg. (Zusammen prall.) In der Berg- heimer Straße kam eine ÄotorradkcLonne ins Stocken. DabÄ fuhr der letzte Lenker auf ein vor ihm haltendes KraftraV auf. Er und sein Mitfahrer erlitten schwere Verletzungen.

O Heidelberg. (Todes stürz von der Schloß- t er rasfe.) Hier fand man unterhalb des Schlosses di« Leiche eines jungen Mannes. Er ist von der Terrasse ab­gestürzt.

O Freiburg. (Schwerer Unfall durch scheuen­des Pferd.) In Freiburg-St. Georgen ereignete sich ein schweres Verkehrsunglück. Der Lastwagenfahrer Paul Ker­ber aus Staufen geriet, als er einem scheuenden Pferd aus­wich, so stark auf die rechte Straßenseite, daß er mit seinem Wagen zunächst einen Baum streifte und mit voller Wucht gegen den nächsten rannte. Mit schweren Verletzungen wurde der Verunglückte in die Klinik gebracht, wo er im Laufe be­folgenden Tages starb.

8 Villingen. (Von der Lokomotive erfaßt.) Im Hauptbahnhof wurde der Stellwerkmeister Otto Maurer, als er von Bahnsteig 1 auf Bahnsteig 2 hinübcrgehen wollte von einer Lokomotive erfaßt, die er anscheinend nicht beachtet hatte, und zur Seite geschleudert. Mit sehr schweren Kopf­verletzungen wurde er in das Krankenhaus gebracht. Es be­steht Lebensgefahr.

Wildftecken. (Vom Kippwagen erdrückt). Dieser Tage geriet der 25jährige Arbeiter Josef Heusinger von Sulzfeld im Grabfeld zwischen zwei Loren. Er erlitt da­durch so schwere Verletzungen, daß er nach der Einlieserung in eine Klinik nach Bad Kissingen gestorben ist.

Usingen. (Ein Toter ein Schwerverletzter). Einwohner, die frühmorgens zum Grasmühen gingen, san- den auf der Straße von Finsternthal nach Maulofs den 73 Jahre alten Gastwirt und Nagelschmied Heinrich Marx aus Treisberg tot auf. In unmittelbarer Nähe des Toten lag ein schwer beschädigtes Motorrad. Nicht weit von der Stell« entfernt fand man am'chungsrand den aus Finstern­thal stammenden 26jährigen Weißbinder Fritz Schäfer in schwerverletztem Zustande. Es ist zu vermuten, daß der Mo­torradfahrer auf der Heimfahrt nach Finsternthal den Gast­wirt Marx umgefahren hat.

Rauisch-Holzhausen. (Vom Anhänger zu Tode gequetscht). Beim Abhängen eines Anhängers von einem Lastwagen geriet der Anhänger ins Rollen und drückte den als Beifahrer des Lastwagens tätigen 26jähci« gen Jost Hormel aus Argenstein gegen den Lastwagen. Hör» mel erlitt dabei so schwere innere Quetschungen, daß er so­fort starb.

Iriedberg. (Zechkumpan n i e d e r g e st o ch e n).' Nachts gegen 1 Uhr kam es an der Ecke UsagasseKaiisv» straße zu einer folgenschweren Messerstecherei. Der Fried­berger Einwohner B. hatte in einer Wirtschaft beim Wür­feln mit einem auswärtigen Volksgenossen Streit bekam, men, der auf der Straße fortgesetzt wurde. An der Ecke des Kaiserstraße zog B. plötzlich das Messer und verletzte seineß Spielpartner durch einen Stich in die Seite derart schjver. daß dieser in bedenklichem Zustand ins Krankenhaus über­führt werden mußte. Der Täter wurde in Haft genommen

Nächtlicher Streit auf der Straße. Unbeteiligter erstochen.

(!) Hügelsheim b. Rastatt. Nach der Polizeistunde kam es in der Nacht auf der Ortsstraße zwischen jungen Leuten zu einem Wortwechsel, der in Tätlichkeiten ai^artete. Der hinzukommende 28jährige August Maier wurde durch Mes­serstiche so schwer verletzt, daß nach kurzer Zeit der Tod eintrat. Der Fall ist umso trauriger, als Maier an dem Streit völlig unbeteiligt war. Es sind mehrere Verhaftung^ erfolgt.

halben Stunde aus Tscharta verschwunden sein muß! Ist der Gaul in Ordnung? Gut, dann sattle ihn und packe etwas Brot und Speck in die Satteltasche l"

Der Bauer nickte zustimmend und verließ wortlos durch eine innere Türe den Raum.

Ich habe ihm einst einmal einen großen Gefallen erwiesen und seitdem verwahrt und pflegt er mir das Pferd kn einem versteckten Stall."

Michael Semikoff richtete seine dunklen Frauenaugen auf den ehemaligen Frontkameraden, der jetzt die Binde der roten Revolutionäre an seinem Arme trug. Ein Jittern tiefster Be­wegung schwang in seiner Stimme.

Es ist mir manchmal, als hätte ich die Fähigkeit ver­loren, logisch zu denken, besonders, wenn ich mir klarzu­machen versuche, warum gerade du mir so zur Seite stehst! Aber ich begreife sehr gut, daß du mir ein Opfer bringst, wobei es um deinen Kopf gehen kann! Ein Gefühl in mir

ehrt sich dagegen und

Bei allen vierzehn Nothelfern!" fiel ihm mit einer ab- -ehrenden Handbewegung Prokoff in das Wort.Nur jetzt n letzten Augenblick keine Sentimentalitäten! Wie schon ein- lal gesagt, für das heilige Rußland ist es jetzt wirklich un­wichtig, ob der Fürst Semikoff irgendwo mit verglasten Augen i den Himmel starrt! Für seine Angehörigen aber, der er- mchten Mutter und Schwester, ist es vielleicht nicht so un- edeutend, ob der starke Arm des Sohnes und Bruders ein­mal vonnöten ist, wenn der Allmächtige sie aus dem Blutbad at entkommen lassen! Um mich mache dir keine Sorge! Es st sicherlich auch ein Trost für dich, wenn du einen Ver­muten in der Nähe deines Gutes weißt, der bei Gelegenheit inqreifen kann, wenn es erforderlich ist!"

Der kleine Leutnant machte sich an der blakenden Petroleum- ampe zu schaffen, um nicht die innere Bewegung des Fürsten u sehen, der sich mit feuchten Augen zur Seite gewandt hatte. Üom Hofe drang das gedämpfte Schnauben eines Pferdes mein und der alte Puschkin trat jetzt in die Stube.

Es ist alles bereit!" meldete er Prokoff.

Nikolaj wandte sich zu Michael und spracht

Nun komm, Kamerad, es ist keine Zeit zu verlieren! ^ch

werde dich noch auf den Hof bringen. Den Weg wirst du in deinem einstmaligen Reich wohl noch finden!"

Michael trat, von seiner heftigen Rührung überwältigt, zu dem kleinen Leutnant und zog ihn an die Brust!

Meinen heißen Dank Niki! Sonst habe ich ja nicht- mehr! Von der Zukunft oder einem Wiedersehen zu sprechen, wäre kindlich. Aber nimm dies zum Andenken an deinen Freund Michael, der zeitlebens deine Dienste nicht vergessen wird!"

Er zog die goldene Jigarettendose aus der Tasche und bot sie Prokoff an.

Nein, nicht, Michael! Das wirst du einmal besser brauchen können als ich. Wenn mein Vorgesetzter, Genosse Pablitsch, es einmal durch Zufall zu sehen bekäme, würde er mich be­stimmt auf die Folter spannen, um herauözukriegen, woher ich zu dem Ding komme. Vielleicht kommst du einmal in di« Lage, mal irgendwann etwas in eine schmierige Kosakenfaust drücken zu müssen, und da wird es dir von Nutzen sein. Je­doch" hier überzog eine tiefe Röte das frische Jungenge­sicht des kleinen Leutnants, bei diesen Worten, die selbst der. magere Lichtschein der Küchenlampe nicht verbergen konnte, wenn du mir die Photographie deiner Schwester, der Prin­zessin Natascha anvertrauen würdest! Du weißt, ich kenne si« nicht persönlich, und wenn ich etwas ermitteln könnte?"

Mit einem rätselhaften Schimmer in den Augen, blickt« Michael den sonst so tapferen, energischen Kameraden an, der jetzt verlegen den Blick auf den Boden gerichtet hielt. Dann öffnete er seinen Mantel und entnahm eine juchtenledern« Brieftasche, die in schwerem Gold das Wappen seines Hause- trug. Aus den Papieren holte er ein Lichtbild und überreichte es Prokoff.

Nimm Nikolaj, wenn es dir gelingt, etwas von den Meinen zu erfahren, und du ihnen vielleicht ebenso ein Schutz­engel sein könntest wie mir, wird das Haus Semikoff ewig dem Schuldner sein! Aber wie wirst du mir jemals eine Nachricht zukommen lassen?"

Mit einem unmerklichen Beben seiner Hände barg der kleine Prokoff das Bild in seiner Brusttasche.

' (Fortsetzung folgt.)