Rechnung aus Siam in fünf Minuten

Hallo, Veelltz, hier spricht Tokio!"

Vergessene Partitur über den Ozean gefunkt - Sine Minute Manila 60 Mark

Ein berühmter deutscher Dirigent machte eine Konzertreise durch die Vereinigten Staa­ten. Zwei Tage vor seinem ersten Anstreten in New Zjork fiel ihm plötzlich ein, dass zu Hause in seiner Schreibtischschublade die Par­titur eines seltenen Chorwerkes schlummerte, das unbedingt zu seinem Programm gehörte. In ganz New Bork ist dieses Werk nicht auf­zutreiben. Da kam ihm der rettende Einfall: Er telegraphierte nach Berlin:Vergessene Partitur sofort bildtelegraphisch senden!" Eine Stunde später hatte er das kostbare Blatt in Händen. Es kostete zwar eine Kleinigkeit, aber das Konzert war gerettet.

Weniger erfreut war ein Berliner Bankier über ein anderes Bildtelegramm, das er aus Siam erhielt. Er hatte nämlich ansgemacht: Ware zahlbar nach Erhalt der Rechnung. Kaum war das Telegramm in Siam angekom­men, wurde das Berliner Hanpttelegraphen- amt, Abteilung Uebersee, von Siam aus an- gerufen, und der unerbittliche Gläubiger prä­sentierte in fünf Minuten seinem Berliner Kunden drahtlos die Rechnung. Was blieb dem Bankier anderes übrig: er mußte um­gehend zahlen, denn die in Siam üblichen Ver­zugszinsen sind nicht von Pappe.

Zeit ist Geld; wer schneller ist, hat mehr vom Leben. Nach dieser Devise jagt die Deutsche Reichspost in jeder Sekunde 400 Buch­staben in den Aether oder vielmehr mit 300 000 Kilometer Sekundcngeschwindigkeit um den Erdball herum. Großfunkstelle Nauen funkt nach Uebersee, Königs Wusterhausen versorgt die Alte Welt. In Beelitz ist seit sieben Jah­ren derWellenbahnhof", die große Uebersee- Empfangsstation für 18 Telegraphen-, 10 Sprechverkehr- und 3 Bildlinien, das Ohr des europäischen Kontinents für Uebersee.

Heute telephoniert man auf drahtlosem Wege mit Tokio ebensogut wie mit Buenos Aires, Rio de Janeiro oder New Bork, und ein Ge­spräch mit Siam, Manila oder Venezuela macht kaum mehr Schwierigkeiten als eins mit Breslau oder Königsberg.Sie wünschen Ma­nila zu hören? Bitte sehr!" Eine Drehung am Schalter, und ein eigentümliches Kauder­welsch klingt uns aus dem Hörer entgegen. Der Beamte neben uns meint, es sei chinesisch; es scheinen allerdings auch spanische und eng­lische Brocken dazwischen zu sein eine feine Mischung! Sekundenlang schweigt die Frauen­stimme jede Sekunde kostet, wie uns erklärt wird, eine Mark, dann antwortet der deutsche Teilnehmer über die Großsendestation Nauen. Wer dort spricht, ist von Beelitz aus nicht zu hören; er kann ebensogut in Stock­holm, Helsinki oder Kopenhagen sitzen und über das Berliner Haupttlegraphenamt mit Nauen verbunden sein. Die Manila-Teilneh­merin des drahtlosen Gesprächs braucht auch durchaus nicht im palmengeschmückten Manila ihre vokalreiche Sprache ertönen zu lasten, sondern sie führt ihr Gespräch vielleicht vom Postamt irgendeines kleinen Dorfes der Ma­laiischen Inselwelt aus, Hunderte von Kilo­meter von der Station Manila entfernt, ledig­lich mit einem Telephonanschluß zur philip­pinischen Hauptstadt. Eine Minute Gespräch mit Manila kostet 60 Mark, mit Tokio die Hälfte; bei einem normalen Drei-Minuten- Gespräch BerlinTokio telephoniert man also für SO Mark über 9000 Kilometer. Die kürzeste Verbindung nach Buenos Aires ist etwa eben­

solang. Eben meldet sich die argentinische Hauptstadt mit dem für sie bestimmten Ruf­zeichen des Nauener Senders. Das klare Spa­nisch wird durch Knarren und Pfeifen gestört, wie es uns vom Rundfunkempfang her bei Gewitterstörungen bekannt ist; dieguten Lüfte", tvieBuerlos Aires" auf deutsch heißt, scheinen uns also heute durchaus nicht hold zu sein. Der Mann am Empfänger läßt sich aber dadurch nicht einschüchtern. Eben wird vom Haupttelegraphenamt her telephoniert: Buenos Aires, bitte umschalten!" Der Be­amte geht zumWellenbahnhof", bei dem jede Antenne ihre Kontrollampe und ihren Schal­ter hat, legt den Hebel um, und schon tönt aus dem Empfänger die ungestörte Sprache des argentinischen Freundes.

Es mutet fast wie ein Taschenspielertrick an, wie das gemacht wird. Die Wellen kommen jetzt nämlich nicht auf dem kürzesten Wege, also über 9000 Kilometer, zu uns, sondern nehmen genau die umgekehrte Richtung über den Erdball, überwinden also in Bruchteilen einer Sekunde nicht weniger als 31000 Kilo­meter. Wahrscheinlich ist zur Zeit der Wet­tergott den Japanern gerade günstig geson­nen, da in ihrem Bereich die atmosphärischen Störungen im Augenblick fehlen.

Man hat es hier nämlich nicht mit norma­len Rundfunksendern, sondern mit Kurzwel- len-Richtstrahlern zu tun, die ihre gesamte Energie gebündelt in eine einzige Richtung zu senden vermögen und infolgedessen mit viel geringerem Kraftaufwand ihr Ziel erreichen, Luftstörungen weniger unterworfen sind und bei der Telegraphie gestatten, mehr Zeichen in der Minute zu senden als mit Langwellen.

Augenblicklich rattert der amerikanische Ma­schinensender gerade seine 300 Buchstaben in der Minute herunter, die von unserem Morse­streifen ausgeschrieben werden. Wir brauchen uns allerdings gar nicht erst die Mühe zu machen, den gestanzten Text aus der Morse­schrift in die Schreibmaschine zu übertragen; denn der Amerikaner hat seinen Text chiffriert, und den Schlüssel kennt wahrscheinlich nur der Berliner Empfänger. Vorsichtige Kauf­leute machen nicht nur ihre Telegramme, son­dern auch ihre Ferngespräche auf eine beson­ders raffinierte Art unkenntlich, indem sie ihr Telephonat, das auf drahtlosem Wege gesendet

Theodor wollte zu Ostern eine Reise machen und benötigte dazu etwa 50 RM-, die der Acht­zehnjährige nicht besaß. Aber er wußte, daß seine Mutter in einer im Kleiderschrank auf­bewahrten Kassette Geld hatte. Die Kassette war aber abgeschlossen und der Schlüssel dazu nirgends zu finden. Theodor trug sie nun kurzerhand zu einem Schlosser, stellte sich unter dem Namen seines Freundes Karl vor und zeigte auch dessen Ausweis. Karl hatte sich ein paar Tage vorher von Thedor eine Jacke geborgt und bei der Rückgabe vergessen, seinen Ausweis herauszunehmen.

Der Schlosser öffnete die Kassette und fand darin 3800 RM. sowie Reisesparmarken im Werte von 80 RM-, die auf den Namen eines Herrn N. lauteten. Nun kamen ihm doch Be­denken, dem jungen Burschen das viele Geld

wird, einfach automatisch stören lassen. In der Empfangsstation wird das Gespräch dann ebenso automatisch entstört; neugierige Dritte aber mögen die Sendung für musikalische Ver­irrungen eines Dadaisten gehalten haben.

Der Verkehr mit den großen überseeischen Stationen reißt niemals ab. Tag für Tag werden Gespräche, Telegramme, Bilder emp­fangen und gesendet, Kurszettel, Rundfunk­reportagen, WochenberichteWorüber man in Amerika spricht", die letzten Marktberichte und Börsennotierungen, wichtige Politische Nach­richten, Private Meldungen, das alles wird nun schon viele Jahre in Beelitz ausgenommen

Die Freude an Klängen, die dem Ohr wohl­tun, hat seit jeher im Menschen geschlummert. Den ersten Ohrenschmaus boten Wohl die Mu­scheln, die sich die Urmenschen, wie es heute noch die Kinder tun, ans Ohr gehalten haben werden, um darin, wie sie meinten, das Rau­schen des Meeres zu hören. Die ersten Musik­instrumente, die von Menschenhand selbst her­gestellt worden sind, waren gewiß die Pfeif­chen aus Holunder- oder Weidenstäbchen, wie sie sich heute die Schuljugend mit dem Messer zurechtschneidet. Vielleicht hat der Urmensch seine Rohrpfeifen in Ermangelung eines Schneideinstrumentes zurechtgebrochen. Spä­ter kam man dazu, mehrere solcher Pfeifen von verschiedener Länge und verschiedenem Ton*mit Wachs aneinanderzufügen. So entstand die Syrinx, die, weil sie der antike Hirtengott Pan erfunden haben soll, ihm zu Ehren auch Panflöte heißt. Einer nordischen Sage nach ist das Mustkmachen während des Viehhütens eine Erfindung des Teufels, der sofort nach der Erschaffung der Welt den Dudelsack er­dacht habe, weshalb dieses seltsame Instrument noch heute mancherortsTeufelssack" genannt wird. Zu den allerersten Musikinstrumenten gehören sicherlich auch die Trommeln.

Auch die Eigenschaft der Töne erzeugenden schwingenden Saiten mutz schon frühzeitig be­kanntgewesen sein. Man benutzte alle erdenk­lichen Hohlkörper, um Saiten darüber zu spannen. Die Herstellung der mittelalterlichen Fibula" war eine besonders von den Deut­schen gepflegte Kunst, aus der sich allmählich der Geigenbau entwickelte, dessen Heimat Deutschland gewesen ist. Den Italienern ge-

auszuhändigen. Er rief, ohne daß Theodor es merkte, die Polizei an und verlangte gleich­zeitig von Theodor eine Bestätigung des Herrn N-, den er für den Eigentümer der Kassette samt Inhalt hielt, daß Theodor berechtigt sei, das Geld entgegenzunehmen. Bereits nach einer Stunde brachte Theodor diese Bestäti­gung; sie war zwar von einemHerrn N." unterzeichnet, aber von Theodor selbst aus­gestellt und unterschrieben. Als'er sie dem Schlosser übergab, wurde er von der Krimi­nalpolizei empfangen, der er nach anfäng­lichem Leugnen ein Geständnis ablegte. Da weder die Mutter Theodors noch Herr N. einen Strafantrag wegen Diebstahls gestellt hatten, hatte das Gericht nur über die Privat­urkundenfälschung zu urteilen und sprach eine Gefängnisstrafe von zwei Wochen aus.

und in Nauen dem Aether anvertraut. Wie lange wird es dauern, dann wird auch der internationale Fernsehverkehr hier seine Zen­tralstelle finden, und ein Blick wird uns in Sekundenschnelle über alle wichtigen Ereig- Nisse auf der ganzen Welt unterrichten. Wir werden das Leben der Malaien und Mongo­len Siams täglich ebenso verfolgen können wie das Getriebe auf dem Hudson-River im New Bork oder in der La-Plata-Bucht von Buenos Aires. Dann hat die deutsche Funk­technik, von der uns Beelitz einen kleinen Aus-, schnitt zeigt, wirklich die Welt erobert.

Fritz Friedrich.

lang es aber, Deutschland zu übertrumpfen. Bis zum heutigen Tage sind die berühmten italienischen Geigenbaukünstler wie Amati, Stradivari und Guarneri in ihren Leistun­gen nirgendwo in der Welt wieder erreicht, geschweige denn überflügelt worden, und die Geigenbauer aller Nationen bemühen sich ver­geblich, die letzten Geheimnisse des wunder­baren Klanges der altitalienischen Instru­mente zu ergründen. In Norwegen benutze« die Bauern die langen Winterabende, um zu ihrem Vergnügen Fiedeln, herzustellen, mij denen sie ihre ländlichen Tänze begleiten. Diese Fertigkeit hat sich aus Urgroßväterzeiten bis heute vererbt. Manchmal kommen aber auch recht sonderbare Erfindungen zustande. So hat sich ein schwedisches Bauernmusikertrio eine gewisse Lokalberühmtheit erworben da­durch, daß es die Saiten einfach über die be­kannten schwedischen Bauernholzschuhe ge­spannt hat. Mehr künstlerischen Wert hat die Erfindung des australischen Schiffsingcnieurs Ernst Kinnemann in Sydney, der als Schall­körper seiner anerkannt gutklingenden Geigen­instrumente die Frucht der Kokosnuß ver­wandte. Doch nicht allein Holz und holz­artige Resonanzböden lassen sich zum Geigen­bau gebrauchen. Zu Melbourne in Austra­lien gibt es einen Hufschmied Tragellar, der das Kunststück fertiggebracht hat, Violinen aus Zinn zusammenzuhämmern. Das ist natürlich mehr eine scherzhafte Spielerei, aber das Grundprinzip der Geige ist hier ebenso ge­wahrt wie bei dem Kinderspielzeug, das sich im Basteln geschickte Schuljungen mit ein Paar Saiten über leeren Zigarrenkisten als Geige" Herstellen.

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Stahl und Stein. Ein Feuerstein, zum erstenmal vom Stahl getroffen, wunderte sich und fragte:Wie maßest du dir an, mir Be­schwerden zu machen? Tu mir keinen weiteren Schmerz an, denn du hast mich irrtümlich aus dem Steinhaufen herausgehoben; ich habe nie irgendeinem mißfallen!" Darauf erwiderte der Feuerstahl:So du geduldig bist, wirst du bald erfahren, welch wunderbare Frucht aus dir geschlagen wird." Der Stein ward still, fügte sich mit Geduld der Marter und sah aus seinen Adern das glitzernde Feuer ge­boren werden, das in zahllosen Dingen wirkt Dies sei jenen gesagt, die vor dem Anfang einer Tätigkeit erschrecken; wenn sie dann be­ginnen, sich selbst zu befehlen und mit Ge­duld bei der Arbeit ausharren, werden sie aus ihr Dinge von wunderbarer Beweiskraft wachsen sehen.

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Musik vor Tausenden von Mren

Vom Teufelssack zur Geige

Giftmorde am laufenden Land

Erinnerungen an Philadelphia.

Der aufsehenerregende Monsterprozeß wegen der zahlreichen Versicherungsmorde in Phila­delphia, der gegenwärtig die Zeitungsleser in aller Welt beschäftigt, weckt Erinnerungen an dieStadt der Bruderliebe", der auch die SpitznamenQuäkerstadt" oder das ironische Sleppy old Phillie" anhaften. Als ich im Jahre 1903 an der dortigen deutschen Zei­tung (German Daily Gazette") tätig war, fanden kurz hintereinander zwei Prozesse statt, die, wenn auch nicht in dem gleichen Umfange wie die diesmaligen Verbrechen am laufenden Band, doch ein bezeichnendes Licht auf ame­rikanische Verhältnisse werfen. Ich hatte über die beiden Prozesse zu berichten und erhielt dadurch einen auf die Nerven gehenden Ein­blick in dasdunkle" Philadelphia. Es han­delte sich um eine Reihe von auf Versiche­rungsschwindel beruhenden Giftmorden und eine Engelmacherei unglaublicher Verworfen­heit.

Der als Voodoo-Zauberer, Kräuterdoktor und Wahrsager bei seinen Rassegenosien ver­schriene NegerDr. Horsey" wurde mit sei­ner Assistentin, einer Weißen namens Katha­rina Danze, beschuldigt, eine Reihe Versiche­rungsmorde begangen zu haben. Wurde der erste Verdacht durch den Plötzlichen Tod des Ehemannes der Hanze rege, so förderte eine Haussuchung bei dem NegerGeschäftsbücher" zutage, in denen der Schwarze genau Buch über seine grausigen Einnahmen geführt hatte. Es ergab sich auch, daß er, abgesehen von über zwanzig Giftmorden, sich in vielen Fälle» des Verbrechens gegen das keimende

Leben schuldig gemacht hatte, was einen Ge­sellschaftsskandal zeitigte. Horsey und die Danze wurden zum Tode verurteilt.

Eine Frau Howland L. Aßmead wurde des Massenmordes an Säuglingen beschuldigt; in ihrem Kinderheim" wurden nach dem Ge­ständnis ihrer vier mitverhafteten Gehilfen allwöchentlich 16 bis 20 Kinder vergiftet und in einem großen Heizofen verbrannt. Nach den Aussagen der Gehilfen der Engelmacherin betrugen die Einnahmen monatlich gegen 35 000 Dollar.

Ein anderes Verbrechen, die am laufenden Band begangenen Giftmorde an Indianern, Indianerinnen und Squawmen (mitJndianern verheiratete Weiße) ist außerhalb Amerikas nur wenig bekanntgeworden, obwohl es sich den obigen Versicherungsmordenwürdig" anreiht. Der dreißig Jahre alte Cowboy William King Hale war aus Texas in das Gebiet der Osage-Jndianer im nordöstlichen Teil des Staates Oklahoma gekommen, hätte sich mit einer Squaw verheiratet und war da­durch in den Besitz von Ländereien gelangt. Als die Oelquellen entdeckt wurden, erhielt jeder Osage eine vorläufige Abfindung von 12500 Dollar für einen Indianer ein Ver­mögen. Hale gewahrte, daß die Indianer in Saus und Braus zu leben begannen, sich heimlich dem verbotenen Whiskygenuß er­gaben und sich Einflüsterungen zugänglich er­wiesen. Unter den vielen Spekulanten, die in der Reservation auftauchten, um die un­erfahrenen Rothäute für alle möglichen Transaktionen zu gewinnen, befanden sich

auch Versicherungsagenten; Hale gelang es, viele Indianer zu überreden, ihr Leben und Eigentum versichern zu lassen. Gerieten sie infolge ihrer verschwenderischen Lebensweise in Not, so sprang Hale bereitwillig ein und half gegen Verpfändung der Policen aus.

Bald war eine Reihe mysteriöser Todesfälle zu verzeichnen. Zuerst wurde die Leiche der Squaw Anna Brown in einer Schlucht ent­deckt, bald darauf fand man den Osa- gen Henry Noanerfroren" am Steuer sei­nes Automobils auf. Alsdann erfolgte ein Bombenanschlag auf das Haus des Squawman William Smith, wobei dieser, seine Frau und ein Dienstmädchen das Leben einbüßten. Ein anderer Osage, Hung Buzzard, wurde total betrunken aufgelesen, starb analkoholischer Vergiftung". Auch mehrere Osagen, die an einer Orgie teilnahmen, wachten aus ihrer Bewußtlosigkeit nicht wieder auf; ärztlich be­glaubigte Todesursache: Alkoholvergiftung. Nach und nach waren vierundzwanzig Todes­fälle zu verzeichnen. Es fiel auf, daß die Lebensversicherungspolicen der Verstorbenen sich in den Händen von Hale und seines Freundes John Ramsey befanden und daß von den beiden die betreffenden Summen be­ansprucht wurden. Der Agent der Reservation berichtete darüber nach Washington, worauf der Chef der Bundesgeheimpolizei, Hoover, einige seiner erprobtesten O-Männer nach Oklahoma entsandte, die in den verschiedensten Verkleidungen in der Angelegenheit recher­chierten. Sie stießen auf einen gewissen Blackie Thompson, der in der Trunkenheit verdäch­tige Bemerkungen gemacht hatte. Festgenom­men und durch dasDritte Grad"-Verhör mürbe gemacht, bekannte Thompson die Gift­morde am laufenden Band, was die Verhaf-

tung der Schuldigen und einer Reihe von Versicherungsagenten und gewissenlosen Aerz- ten zur Folge hatte.

Der Prozeß in Oklahoma City offenbarte die Einzelheiten der Massenvergiftungen, Hale und Genossen standen mit den Versiche­rungsbeamten und Aerzten unter einer Decke, and nur dem Geständnis Thompsons war es zu verdanken, daß die schwerreiche Osagc- Witwe Lizzi Kile, auf die Hale es besonders abgesehen, vor dem Gifttode bewahrt blieb, Ramsey war einer der Haupttäter; er erhielt von Hale für den Brand von Smiths Haus 1600 Dollar, für die Ermordung Roans IM Dollar und ein neues Automobil. Hale, Ram­sey. Ernest Burkhart und Kelly Morrison wurden nach viermaliger Verhandlung M lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt, womit die Giftmorde am laufenden Bande durch dieRedskin Killers" es handelte sich hauptsächlichnur" um Indianer als ge­sühnt betrachtet wurden.

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Das Observatorium von Greenwich zieht um.

Nach einigen Verhandlungen mit der Stadt London, zu gewissen Nachtstunden die Beleuch­tung der Weltstadt etwas einzuschränken, hat sich jetzt das berühmte Observatorium von Greenwich entschlossen, umzuziehcn. Denn durch die Beleuchtung von London und dre Rückstrahlungen vom oberen Dunstkreis war es Greenwich nicht mehr möglich, auch nur halbwegs brauchbare Photoaufnahmen von aktuellen" Sternen zu machen. Ein solcher Umzug wurde schon mehrfach ins Auge ge­faßt, aber aus traditionellen Gründen immer wieder zurückgestellt. Nun scheint jedoch die Ortsveränderung unvermeidlich geworden S" sein.