Mittwoch den 28. April 1S3S

Ms Württemberg

Horkheim. Kr. Heilbronn. (Bei versuchter L«. bensrettuna ertrunken). Ein tragischer Unfall er- eignete sich im Neckarkanal Milchen dem oberen Wehr und der hiesigen Staustufe. Der Eisenbahnarüeiter Martin Wagner war mit seinem Fahrrad vom Dammweg abge­kommen und in den Kanal gefallen, wobei der mit ihm sah- rende 39 Jahre alte Mechaniker Willy Happold von hier (wohnhaft in Klingenberg a. N.) ihm sofort nachsprang und ,hn zu retten versuchte. Da die Uferböschung für die beiden Männer an dieser Stelle zu steil war. um wieder aus dem Wasser herauszukommen, schwammen sie noch etwa 100 Meter weiter zur nächsten Böschungstreppe. Wagner kannte, zwar völlig ermattet, die rettende Treppe erreichen, aber happold wurde plötzlich von der starken Strömung abge­trieben und ging unter. Der Tod des wackeren Kameraden ist anscheinend durch Herzschlag eingetreten. Happolds Leiche konnte trotz eifrigen Suchens noch nicht gefunden werden.

Weinsberg Kr. Heilbronn. (Soldaten über fahren. Ein Toter, ein Schwerverletzter. Auf der Straße zwischen Ellhofen und Weinsberg ereig nete sich gegen 21 Uhr ein schwerer Verkehrsunfall, bei den ein Angehöriger der Wehrmacht getötet und ein zweite, schwer verletzt wurde. Als ein Heilbrunner Personenkraft­wagen sechs von einem Ausflug nach Lehrenschweinsfeld i, ihre Weinsberger Kaserne zurückkehrende Soldaten über holen wollte, wurde der Lenker von einem entgegenkom inenden Kraftwagen so geblendet, daß er die Soldaten nicht erkennen konnte und zwei von ihnen streifte, die in den Straßengraben geworfen wurden. Einer erlitt dabei einen Beckenbruch, der andere kam mit dem Schrecken davon Auch noch ein dritter, wenige Meter davon entfernt allein- gehender Soldat wurde von dem Wagen erfaßt und ein« kurze Strecke mitgeschleift, wobei dieser so schwer verletzt wurde, daß der Tod alsbald eintrat.

Benzingen, Kreis Sigmaringen. (Scheuende Pferde). Als der Landwirt Theodor Gaiser mit seinem Pserdegespann vom Felde heimfuhr, scheuten die Pferde vor einem daherkommenden Lastkraftwagen und rasten da­von. Gaiser kam dabei so unglücklich zu Fall, daß er sich einen Beinbruch und erhebliche Quetschungen zuzog.

Pleidelsheim, Kr. Ludwigsburg. (Scheuendes Pferd.) Als ein Landwirt im Hofraum seines Anwesens im Begriff war, ein Pferd an den Wagen zu spannen, scheute dieses plötzlich, verließ den Hof und rannte in eine Gruppe auf der Straße spielender Kinder. Der zweijährige Manfred Wahl wurde von dem Gespann erfaßt und über­fahren. Mit gefährlichen Kopf- und Armverlehungen brachte man den Kleinen ins Krsiskrankenhaus.

Rottenburg. (Verhängnisvolle Schwarz­fahrt.) Nachts traf in einer Wirtschaft ein junger Mann aus Hirrlingen einen Kameraden. Als er das Lokal verließ, schwa'ng er sich, obwohl er des Fahrens unkundig war, auf das Motorrad seines Bekannten. Der Uebermut sollte ihn teuer zu stehen kommen, denn in Weiler stieß er in voller Fahrt gegen ein Haus. Der Schwarzfahrer zog sich bei dem Sturz einen Schädelbruch zu, der seine Ueberführung in die Tübinger Klinik notwendig machte.

Sulz a. N. (Kind im Mühlkanal ertrun­ken.) In einem unbewachten Augenblick verließ um die Mittagsstunde das etwa zweieinhalbjährlge Kind Jngeborg Hipp die elterliche Wohnung und stürzte in den Mühlkanal. Insassen eines Erholungsheims, die den Vorfall beobachteten, riefen Hilfe herber. Einem Mann gelang es dann auch, das Kind, das schon mehrere hundert Meter weit von den Flu­ten fortgetragen war, aus dem Wasser zu ziehen. Ein zufäl­lig vorüberfahrender Arzt nahm sofort Wiederbelebungsver­suche vor, die aber leider ohne Erfolg blieben.

Der EnztAer

S7. Jahrgang M. 97

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(Verkehrsunfall durch Uno ör­teren Mitternacht wurde in der Un-

«ren Marktstraße ein Mann beim Ueberschreiten der Fahr- bahn von einem Motorrad erfaßt und so schwer verletzt, daß er m das Krankenhaus gebracht werden mußte. Die Er­mittlungen ergaben, daß beide Verkehrsteilnehmer die Schuld an dem Unfall trifft.

"7 VottwM a. N. (Schwerer Zusammen )iog zweier Kraftwagen.) Auf der Reichsstraße Nr. 27 beim Seehof in Rottweil geriet ein Mannheimer Personen­kraftwagen, der in Richtung Balingen fahren wollte, in der Straßenkurve auf die linke Fahrbahnseite. Im gleichen Augenblick kam aus Richtung Balingen ein anderer Per- welcher von einem Schreinermeister aus Werslstetten (Kreis Balingen) geführt wurde. Beide Fahr­zeuge stießen aufeinander. Der Zusammenprall war so hef­ig, daß der Mannheimer Wagen völlig zertrümmert und der andere Wagen sehr stark beschädigt wurde. Vier Per­sonen des Mannheimer Personenkraftwagens wurden ver­letzt, darunter der Fahrer sehr schwer. Von den Insassen des Balinger Fahrzeuges wurden der Fahrer und ein Kind leicht, die Ehefrau des Fahrers durch Glassplitter sehr schwer verletzt. Drei weitere Kinder, welche sich hinten im Fahr­zeug befanden, kamen mit dem Schrecken davon. Sämtliche Verletzte wurden in das Rottweiler Krankenhaus gebracht. Die sofort angestellten polizeilichen Ermittlungen ergaben, daß der Mannheimer Fahrzeuglenker an dem Unfall dis Schuld trägt. ^

Roichenbach a. F. (Motorradfahrer vom Schnellzug getötet.) Abends geriet ein Motorradfah- E-der m Richtung Ebersbach fuhr, bei der hiesigen Bahn­überführung auf den Gehweg. Dabei wurde er gegen das Geländer geworfen und aus das Bahngleis geschleudert. Der im gleichen Augenblick aus Ulm einfahrende Schnellzug zer­riß den Motorradfahrer in Stücke.

Berlichingen, Kr. Künzelsau. (Tödlicher Sturz von der Leiter.) Feldschütz Ferdinand Schad aus Ber- Ilchinge,! war dieser Tage damit beschäftigt, die anläßlich des Führergeburtstages zur Ausschmückung der Ortsstrahen an­gebrachten Girlanden wieder abzunehmen. Er benützte dazu eine Leiter, von der er infolge eines Fehltritts aus etwa zwei Meter Höhe rücklings abstürzte. Er fiel auf den Hinter» köpf und mußte mit einem Schädelbruch vom Platze ge­tragen werden. In seine Wohnung gebracht, starb er kurze Zeit nach dem Unfall, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben.

Neuer Inspekteur der Ordnungspolizei

Mit Wirkung vom 1. April 1939 wurde Oberst der Gen­darmerie Winkler zum Inspekteur der Ordnungspvlizei für Württmberg-Baden ernannt. Oberst der Gendarmerie Winkler ist geboren am 30. Oktober 1888 in Belzig (Mark). Nach Ablegung des Abiturienten-Examens rückte Oberst Winkler als Fahnenjunker beim Pi.-Batl. 23 in Graudenz ein. Er besuchte bei Kriegsausbruch die militä­rische Akademie in Berlin. 1914 rückte er als Zugführer mit dem damaligen neu aufgestellten Pi.-Batl. 23 ins Feld. Schon nach kurzer Zeit wurde er als Kompanieführer, später als Ordonnanzoffizier und zweiter Generalstabsoffi- sier an der Westfront und in Mazedonien verwendet. Bei Beginn der Revolution war Oberst Winkler als Haupt­mann Führer des alten Pi.-Batl. 23. Vom Grenzschutz Ost wechselte er zum Freischützenkorps Berlin, aus dem später die Sicherheitspolizei hervorging. Bis 1921 war er Hun­dertschaftsführer in Berlin, Gruppe Mitte. Nach einiger Zeit kam er als Lehrer zur Polizeischule Brandenburg (Havel). Anschließend wurde er Major und Kommandeur der Gendarmerie des Reg.-Bezirks Stettin bis zum Jahre 1936. 1933 erfolgte seine Beförderung zum Oberstleutnant. Im Jahr 1936 wurde Oberst Winkler in den Stab des Reichssührers ff und Chef der Deutschen Polizei im Reichs­ministerium des Innern Berlin versetzt. Am 30. Januar 1937 wurde er zum Oberst befördert.

7j «Nachdruck verboten.)

Eine unbändige Lust packte ihn, die Geliebte an sich zu reißen aber er fürchtete ihre spöttische Ueberlegenheit, die sie gern herauskehrte, wenn seine Verliebtheit mit ihm durchging. Sie wußte überhaupt, ihre Gunstbezeigungen einzuteilen, und der kindlich verwunderte Blick ihrer kühlen grauen Augen wies ihn sehr bald in enge Schranken zurück, nachdem die Koketterie ihm vorher gehörig warm gemacht hatte.

Kleines Biest", murmelte Rolf, zwischen Zärtlichkeit und Aerger schwankend.

Sagtest du etwas?" fragte Lilo mit hoher Stimme.

Ich habe nur laut gedacht, und Gedanken sind iollfrei!"

Ach so", meinte Lilo langezogen und dehnte dabei wohlig ihren Körper, während sie die Arme rückwärts an den Mastbaum stützte.

Komm, setz dich zu mir, Lilo", bat Rolf.

, warum? Ich stehe doch gut hier!"

Rolf biß sich auf die Lippen, sagte aber nichts. Er melt jetzt auf eine Bucht zu, in der sie anlegen und baden wollten.

Das Wasser ist ganz warm, Lilo, willst du nicht hereinkommen?"

Sie antwortete mit einer Gegenfrage:Gehen wir essen und nachher noch woanders 'was trinken und tanzen?"

.Wohin du willst, gehen wir, mein Schatz! Aber nun komm!"

Lilo warf ihren Bademantel ab. Ihr leuchtend blauer Badeanzug, der den ganzen Rücken frei ließ, enthüllte mehr, als er verdeckte. Sie blieb eine Weile stehen, mit ausgebreiteten Armen, während das Wasser schon ihre Knöchel benetzte, und lächelte Rolf zu.

Plötzlich machte Lilo kurz entschlossen kehrt, warf sich ms Ufergras und rief:

Ach. das Wasser ist naß! Ich bade lieber nur Sonne, schwimm du nur hinaus!"

Rolf warf sich enttäuscht herum und kraulte mit kräf­tigen Schlägen ins freie Wasser hinaus. Aber auch er verlor bald die Lust und kehrte ans Ufer zurück. Er rieb 'ich schnell trocken und legte sich im Bademantel neben die

Geliebte, die die Augen geschlossen hatte und von seiner Gegenwart keine Notiz nahm.

Er betrachtete ihr zartes Gesicht mit dem schon ge­schwungenen Mund, der schmalen Nase, deren Flügel sich in dem Verlangen, Luft und Sonne zu atmen, leicht weiteten. Seine Blicke zeichneten jede Linie ihres schlanken Körpers nach. Wie war sie schön!

Rolf wurde nicht klug aus diesem Geschöpf an ferner Seite. Lilo wußte, daß er sie liebte und begehrte; sie stachelte sein Verlangen immer mehr an, aber sie wehrte ihm. wenn er forderte, oder sie war plötzlich so kühl und spröde, daß er überhaupt nicht zu fordern wagte. Dabei hatte er längst erkannt, daß sie nicht das unberührte, naive Mädelchen war. für das er sie bei ihrer ersten Begegnung auf dem Sommersest gehalten hatte. Aber er dachte trotz­dem nickt daran, sich von ihr zu löseir. Der alte Hartmann hatte nicht recht behalten: Dasblonde Gift" war ihm ins Blut gegangen. Er kam nicht frei von ihr. Außerdem Harle er Geschmack gefunden an dieser Art von Lebensgenuß, den das Geschwisterpaar ihn lehrte. ^ ,

Er kam selten eine Nacht vor zwei Uhr nach Hause, denn selbst wenn Lilo einmal nicht dabei war. so bummelte er mit Erwin Schallup herum. Den vorwurfsvollen Blicken der Frau Bornemann, die dem väterlichen Haus­halt Vorstand, wich Rolf aus. Sie sorgte sich ehrlich um sein schlechtes Aussehen, wagte aber ebensowenig einen ernsthaften Einspruch wie etwa der alte Hoppensack, der schon kaum mehr wußte, wie er die nachlässige Arbeits- weise seines Schützlings im Büro decken sollte.

Rolf drückte einmal Erwin gegenüber ferne Ver­wunderung darüber aus, daß Lilo so ungestört dieses Bummelleben milmachen konnte, und erfuhr, daß Frau Schallup ihren Mann oft auf seinen Geschäftsreisen be- gleitete und auch, wenn sie zu Hause war, sich nicht viel darum kümmerte, wann die Tochter abends heimkam. so daß Lilo so ziemlich tun und lassen konnte, was sie wollte. Daß sie oft den Vormittagsunterricht m der Kunstgcwerbe- schule verschlief nnd deshalb schon mehrmals verwarnt worden war, spielte für sie keine Rolle. Sie hatle ehr- aeiziaere Pläne für ihr Leben, als ipater mal als kleine Kunstgewerblerin Lampenschirme zu bemalen oder Aschen-

^^Die"Abcndwrse"i'n der Handelshochschule schwänzte Rolf regelmäßig, statt dessen verbrachte er die Abende mit den Schallups und trank bald niehr, als selbst L,lo

*^Der Alkohol, zunächst nur zur Hebung der gesellschaft­lichen Stimmung genossen, war ihn allmählich »um Be­

Zeltplätze -es Kraftfahrers

Der unwiderstehliche Drang ins Freie, der dem natur- Uebenden Kraftfahrer eigen ist, hat auch in Deutschland die Touristik des Zeltwandernz gewaltig gefördert. Zahlreiche deutsche Städte und Gemeinden, Verkehrsverbände und Sportklubs sind während der letzten Jahren dazu übergeaan- gen, den Kraftfahrern geeignete Lagerplätze zur Ausübung dieses naturverbundenen Wandersportes einzuräumen Frühzeitig hat der Deutsche Automobilclub (DDAC) dieser Zeliwandertouristik durch die Schaffung eines Zelchlatznach- weises als nützlichen Begleiter auf frohen Fahrten durch die deutsche Heimat Rechnung getragen und damit ungetrübte Freizeitfreuden ermöglicht. Zum Beginn der Hauptreisezeit bringt der DDAC eine Neuauflage seines Zeltplatzführers heraus, der auch Zeltplätze der Ostmark und des Sudeten­landes erfaßt. Bereits beim diesjährigen DDAC-Reickstref- fen am Wörther-See (Kärnten) wird den Belangen der Zeltwanderer-Touristik durch Bereitstellung mustergültiger Kraftfahrerzeltlager Rechnung getragen.

Für den. Bereich der DDAC-Gaue 13 (Württem- berg-Hohenzollern) und 14 (Baden) stehen fol­gende Zeltplätze zur Verfügung: Bad Liebenzell. Platz für 10 Zelte und Kraftwagen, Eßlingen 50. Gögglingen 20, Ha­genau am Bodensee 40, Hechingen 100, Heideicheim 500. Hildrizhausen 10. Hinterzarten 100. Hochhausen 50, Horn­berg 20. Ingelfingen 100, Kirchzarten 100. Konstanz-Egg 50. Leonberg 30, Leutkirch-Wilhelmshöhe 30, Mannheim 60, Offenburg 70, Pfalzgrafenweiler 100, Pforzheim 20, Rain- bach 12, Säckingen 300, Sigmaringen 30, Tübingen 20, Waldshut 100, Wangen 40. 'Weikersheim 20, Wertheim 35.

Grotzeinkaufsverkin der Kolonialwarenhändler Württembergs.

Stuttgart. Wie aus dem Bericht 1933 des Grohein- kaufsvereins der Kolonialwarenhändler Württembergs, der auf der Hauptversammlung durch den Vorstand Otto Mar­tin-Stuttgart erstattet wurde, hervorgeht, ist die Mitglieder­zahl im abgelaufenen Jahre weiter gestiegen und belief sich Ende des Jahres auf 641. Auch der Gesamtumsatz hat sich weiter erhöht. Neben den 661 Geschäftsanteilen besteht noch eine Haftsumme von 0,861 Will. Mark. Gesetzliche und freie Rücklagen erreichten die Summe von 0,27 Mist. Mark, und dis Umsatz-Rückvergütung 0,105 Mill. Mark. Insge­samt wurden 117 kaufmännische und gewerbliche Angestellte beschäftigt.

Hagelversicherung in Württemberg.

Stuttgart. Das Land Württemberg hat mit der Norddeutschen Hagelversicherungsgesellschaft a. E., Berlin, ein Abkommen getroffen, wonach die Gesellschaft dem Wirtschafts­ministerium das Recht der Mitwirkung bei der Aufstellung der württembergischen Prämientarife sowie des Einblicks in ihre gesamte Geschäftsführung eingeräumt und sich verpflichtet hat, alle württembergischen Bauern und Landwirte auf An­trag gegen Hagelschaden zu versichern. Die Gesellschaft er­hebt von ihren württembergischen Mitgliedern für das Jahr 1939, wie im Vorjahre, zusammen mit der Vorprämie einen Zuschlag von 80 Prozent der Vorprämie zugunsten des Lan­des Württemberg, das die Nachschutzpflicht gegenüber der Gesellschaft übernommen hat. Die württembergischen Mitglie- der der Gesellschaft sind damit im Jahre 1939 von jeder Nach­schußpflicht befreit. Die Gewährung staatlicher Unterstützung zugunsten nicht- oder ungenügend versicherter, durch Hage! geschädigter Landwirte kann bei dg» weitgehenden Staats­leistungen für die Hagelversicherung nicht in Frage kommen Von der Maul- und Klauenseuche.

Von der Maul- und Klauenseuche werden weitere Aus­brüche gemeldet aus Hohnhardt (Kr. Schw.-Hall), aus einem Deilorl der Gemeinde Hertmannsweiler (Kr. Waiblingen), aus einem Teilort der Gemeinde Schrezheim (Kr. Aalen). Er­loschen ist die Seuche in einem Teilort der Gemeinde Eroß- deinbach (Kr. Schw.-Emünd), in zwei Teilorten der Gemeinde Donzdorf (Kr. Göppingen).

dürfnis geworden. Schon des Morgens vor dem Frühstück goß er sich ein großes Glas Kognak ein. Beim Niederlafsen in irgendeiner Gaststätte, sei es zum Nachmittagskaffee oder zum Abendessen, stets mußte der Kellner zunächst zwei große Kognaks bringen. Reichliche Mengen von Wein und Sekt waren ihm abends in der Gesellschaft der Schallups oder anderer neu gewonnener Freunde aus ihrem Kreise eine Selbstverständlichkeit.

Wenn er auch nie eigentlich betrunken war er konnte erstaunlich viel vertragen und wurde nach Mengen, die andere schon fast umwarfen, erst angenehm vergnügt, so zerstörte der regelmäßige Alkoholgenuß, dessen Wirkung er durch schweres, fettes Essen zu begegnen suchte, doch seine Gesundheit. Er verlor die Lust zu jeglicher sportlicher Betätigung, die den Einsatz frischer Kräfte und aus­geruhter Nerven verlangte: er ging nicht mehr zum Box­training er turnte nicht mehr er war selbst zum Tennisspiel zu faul und schwamm nur noch sehr selten. Der einzige Sport den Rolf noch gelegentlich betrieb, war das Segeln, ein Sport, der ihm meistens ein fauler Sitzen in halbliegender Stellung und außerdem das Bei- sichführen alkoholischer Getränke gestattete.

Ein paarmal hatten die Geschwister Riedel sich am Segeln beteiligt, aber schon nach dem zweiten Male war Giudita und später auch Hans fottgeblieben. Die fröhliche, temperamentvolle junge Sängerin hatte auf jede Weise versucht, mit Lilo Berührungspunkte zu finden, aber schon ihre harmlos-muntere Art, chr ganz auf Natürlichkeit ge- stelltes Wesen war ein unüberbrückbarer Gegensatz zu der mondänen" Lilo.

Hans Riedel aber hatte mit dem Jugendfreund eine recht ernsthaste Auseinandersetzung, in der dieser sich aller­hand bittere Wahrheiten sagen lassen mußte. Hans war gewiß kein Freund von Traurigkeit, aber diese Art von Lebensführung, die Rolf von einem Vergnügen in das andere taumeln ließ, die Arbeit nur als unangenehme Unterbrechung seiner Genüsse betrachtend, war für Hans unerträglich. ,

Ob es das blonde Mädel war, das diesen unherl- vollen Einfluß aus ihn ausübte? Er sah in Lilo ein hüb­sches, harmloses Püppchen und suchte den Grund im Zu­sammenwirken verschiedener Umstände: dem Verkehr im Freundeskreis Erwin Schallups. der ihm von Anfang an nicht gefallen hatte, dem hemmungslosen Alkoholgenutz und nicht zum wenigsten dem Bewußtsein seines Reich­tums und der Abkehr von jeglicher aktiven Sportaus­übung.

(Fortsetzung folgt.)

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