Ms Schwarzwäl-er Hirtenbube vor SH fahren
von Heinrich HansjakoL (entnommen: „Aus meiner Jugendzeit")
Der Herbst nahm uns für kurze Wochen aus dem Wald hinab ins Tal, auf die Wie- sengrüude am Flusse hin. Da verlebten wir unsere Tage als Hirten. Selige Hirtentage, ich kann fast nicht ohne Tränen der Wehmut euer gedenken. Wer nie im Leben Hirtenknabe war, wird auch die Seligkeit dieses Stückes Kinderleben nicht recht begreifen. Und doch ahnt jedes Dichterherz die Poesie desselben, und mit die schönsten Gesänge und Lieder des Dichtergenius lehnen sich ans Hirtenleben an.
Wenn der Spätherbst seine zarten Lichter auf die Matten der Heimat sandte und die
in die Schule, und der Heckenlehrer mußre mit Besenmachen sein Brot verdienen.
Mir erschien das Hirtenleben der Bauernkinder auf den Bergen der Heimat unendlich reizvoll in den Tagen meiner Jugendzeit. Der Vater hatte uns einmal ein Schaf gekauft. Das Tier sollte aber entsprechender Weide wegen bei dem Bauer bleiben. Da zog ich dann manchmal hinauf, um mein Schaf zu besuchen. Und wenn dann der Bauer mich in die Halde wies, hoch oben über seiner Strohhütte, wo der Hirtenbub bei den Tieren sei, da eilte ich voll Herzklopfens zu ihm hinauf und saß stundenlang bei ihm und sei-
Schule uns keine Sorgen mehr machte, ward nen Schafen und Rindern.
am Nachmittag „ausgefahren", wie der übliche Sprachgebrauch lautete. Wenn ein Fürst „ausfährt" mit seinen arabischen Vollblutpferden, kann er unmöglich so stillvergnügt sein, als ich, wenn die Mutter das Stück Brot den Hirtenknaben in die Hand gab mit dem Auftrag, jetzt auszufahren; und wenn dann die Kühe, im Stall entfesselt, munter auf die Straße eilten, der Hirt seinen gegen Regen schützenden groben Zwilchsack um die Schulter legte, seine selbstgefertigte Peitsche knallen ließ, und, sein Hirtenbrot verzehrend, die Tiere vor sich Hertrieb, der Wiese zu.
Draußen aber, wenn die Herde im Grase Weidete, traten die Hirten zusammen zu fröhlichem Spiel. Das kleine Hirtenfeuer wird angezüudet, der nahe Wald hatte das Holz geliefert; Aepfel werden gebacken und Kartoffeln geröstet.
Und Wenn es dann zu dämmern anfing und das Abendglöcklein rief, und die Hirten- büblein heimkehrten mit ihren satten Kühen und vor dem Hause sie vorführten, damit Vater und Mutter schaue, ob der Hirte auch gut geweidet, dann zog der selige Kinder- sriede durch unser Herz, und Sternlein schwammen am Kinderhimmel, die wir jetzt, alt geworden, nur noch ahnen können in der Tiefe wehmütiger Erinnerung — an die selige Zeit der Hirtenknaben.
Und wie beneideten wir in jenen Tagen die einsamen Berg-Hirtenknaben, die große Herden hüten durften droben auf den Bergen, und hüten durften nicht bloß den ganzen Tag, sondern auch den ganzen lieben Sommer hindurch bis tief in den Herbst hinein — und die keine „Schule" hatten.
Wie unendlich sinnig und praktisch waren die Menschen von ehedem. Noch kannte ich in meinen Knabenjahren den alten Hirtenlehrer aus dem Fischerbach. Er war Stammgast im Vaterhaus. Ihn hatten vor Jahren die Bauern angestellt als Lehrer für ihre Hirten auf den Bergen. Ein „Seminar" hatte er nie gesehen, nicht einmal eine Volksschule; aber er konnte lesen, schreiben und rechnen „wie ein Professor". Die Bauern gaben ihni, je einer acht Tage lang, Speise und Trank und für die Nacht ein Lager auf der Osenbank, und dafür ging er den Tag über zu den Hirten in die Berge, setzte sich mit ihnen unter eine Hecke und lehrte sie die Elemente alles „Wissens". An Sonntagen schrieb er den Bauernmädchen ihre Briefe an die Soldaten, besorgte die Korrespondenz der Bauern und verdiente dabei noch einiges Bare.
Das war der Stand des „Heckenlehrers", wie er allgemein hieß bei den alten Bauern. Die Hirtcnbüblein trieb man in späteren Jahren im Sommer und im Winter ins Tal
Und welch sinnige Zusammenkünfte hatten die Hirtenknaben unserer Berge damals und, wie ich höre, heute noch! Am Pfingstsonntag- Nachmittag, ehe der Weidgang für den Sommer begann, sammelten sie sich auf der Höhe und hielten Glocken - Revue. Jeder brachte die Glocken mit, die seine Lieblingstiere zu
tragen Pflegten, um am Glockentou zu Horen, wo das Vieh weide, wenn es vom Hirten sich entfernt. Da wurden dann Glocken vertauscht und in allen Tonarten die Glöcklein probiert, die einsam über die Berghalden hintönen sollten den Sommer über und hineintönen in das stille Kinderherz des Hirtenknaben. Wie hochpoetisch ist solch eine Kinder-Versamm- lung! Nur in Kinderseelen konnte der Gedanke wachsen, der Hirtenglocken wegen sich zu versammeln. —
Und wenn ich heute bei Besuchen in der Heimat auf einsamen Höhen hütende Kinder treffe, so ist es mir eine wahre Wonne, bei ihnen zu verweilen und durch allerlei Fragen in ihrer mir so geheimnisvoll erscheinenden Hirtenseele zu forschen und zu lesen.
Es durchzuckt mich eine Ahnung von diesem Leben der Kindesseele beim einsamen Hirtendienst, wenn ich zurückdenke an die Stunden und Tage, an denen ich selbst mit meinen Kühen droben in der „Halde" unter dem Urwald allein hüten mußte auf den Kleeäckern des Vaters. Ich saß da oft stundenlang auf einem Markstein und spielte mit den Grashalmen zu meinen Füßen, oder auf einem Apfelbaum und träumte von seinen vergangenen Früchten, und verkehrte so mit der todesstillen Pflanzenwelt, als könnten wir reden miteinander und zwar per „du".
Sellen gewordene Tiere im Enzial
sind der Fischotter und der Eisvogel. Noch vor 50 und 60 Jahren gab es auch in der Enz Fischotter. Heute sind sie hier so gut wie ausgestorben. In der Gegend Wildbad gilt dasselbe auch vom Eisvogel (wissenschaftlicher Name Alcedo Jspida). Es ist eine Seltenheit geworden in oder dicht bei Wildbad noch einen zu sehen. Dieser Tage konnte man einen zwischen 12 und 1 Uhr mittags bei der Bismarck-Insel beobachten. Er stiftet weit mehr Nutzen wie Schaden und schon deshalb sollte er geschont, aber nicht weggeschossen werden. Die Brutzeit ist im April und Mai. Meist nistet er in schwer zugänglichen Uferhöhlen, wo er eine wagerechte, sanft ansteigende, bis meterlange Röhre gräbt. An deren Ende legt er eine kleine kesselförmige Erweiterung an. 5 bis 8 Eier Pflegt das Weibchen zu legen. Sie sind ziemlich groß, rundlich, ganz glatt und die Schale hat Glanz.
Winterbrüter
Ueber die Bachamsel oder den Bachschwätzer brachten wir Ende 1936 einen Aufsatz. Heute soll ein Bericht über einen heimischen weiteren Winterbrüter folgen, über den gemeinen Kreuzschnabel, mit wissenschaftlichem Namen Loxia curvirostra st. Manches fällt an diesem Vogel auf. Er nistet, merkwürdig genug, meist mitten im Winter. Seinen Namen trägt er mit Recht; nicht wie bei anderen Vögeln ist der Schnabel normal gewachsen, sondern der untere Schnabelteil weicht vorn nach rechts, der obere vorn nach links aus. Die Schnabelspitzen stehen also Lei geschlossenem Schnabel übers Kreuz. Gerade so mutz er sein, denn sonst könnte er nicht seiner Hauptnahrung erfolgreich nachgehen. Sie besteht nämlich fast nur aus Fichtensamen. Ohne den gekreuzten Schnabel könnte der Vogel den Samen aus den harten Fichtenzapfen nicht herausbekommen.
Bei dieser Arbeit muß man den Kreuzschnabel beobachten können, was aber nicht allzuoft gelingt, denn dann muß man da beobachten, wo viel Fichtenbestand ist. An sich ist der Kreuzschnabel in Geselligkeit wenig scheu, ja geradezu arglos. Es ist äußerst unterhaltsam, ihn „an der Arbeit" zu sehen. Mit papa
gei-artigem Geschick klettert er; er hält sich mit den Füßen und dem Schnabel fest und holt den Samen unter der harten Hülle heraus.
Der Kreuzschnabel ist wie ein zigeunernder Vagabund. Mit einem Mal ist er, oft in großer Zahl da, scharenweise. Hat er eine Gegend „abgegrast", zieht er weiter, sodaß plötzlich an Kreuzschnäbeln reiche Bezirke arm an ihnen werden können. Das ist stets dann das Ziel der Masienwanderungen, wenn der Fichtensamen gut und reichlich geraten ist. Mit sicherstem Instinkt findet er solche Gebiete.
Seine Locktöne gig-gig-gig läßt der Kreuzschnabel häufig hören, auch im Flug. Der Gesang des männlichen Vogels besteht aus munteren, eigentümlich klirrenden und zwitschernden Tönen.
Das Nest sieht man selten. Es ist ein Kunst- öau, den selbst geschickte Menschenhände kaum nachmachen können. Das Nest baut er hoch oben in Fichten. Als Bau- oder Werkstoff nimmt er Tannenreiser; doch nur außen. Innen findet man als weiches und warmes Polster feine Würzelchen und zarte Pflanzenteile. Vier Eier legt das Weibchen gewöhnlich. Auf blaß-blau-grünlichem Grund steht man violettgraue und blaß rotbraune Punkte und Flecken untermischt mit schwarzbraunen Pünktchen und Aderzügen. Wie erwähnt, ist der Kreuzschnabel Winterbrüter; eine weitere Brut folgt oft auch noch im Sommer.
Schwarzwälöer Schnurren
Kluge Richter gibt es nicht nur im Morgenlande, von welchem Lande alle solche Erzählungen berichtet werden, sondern auch bei uns im Schwarzwald; und dazu übt dieses Amt hier noch nicht einmal ein mit vielen Jahren Jurastudium belasteter Beamter aus, sondern ein einfacher Bauernschulze. Sind da zwei Bauern, wegen eines Apfelbaums, der auf der Grenze der Gehöfte stehend, seine Aeste darüber hinaus ins nachbarliche Gehege erstreckt, in Streit geraten. Es geschieht mehr aus Rechthaberei, als aus Profitgier. Der Eigentümer des Baumes beansprucht nun auch dm Aepfel, die auf das nachbarliche Grund-
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Postverwalter Bäschele
Nach mancherlei Schicksalsfahrten war der junge Uhrmacher wieder als reicher Mann aus Mexiko in seine Heimat Furtwangen zurückgekommen. Um eine Beschäftigung zu haben, übernahm er die Poststelle in Furt- Wangen. Dieser Postdienst war damals nicht beschwerlich. Das Postamt war ein kleines Zimmer im Rathaus, mit einem kleinen Schalterfenster. Dieser Onkel Postverwalter hieß mit Vornamen Sebastian. Nun schreibt der Erzähler selbst: „Wer in unserem Heimatort mit diesem Vornamen gesegnet war, der konnte denselben manchesmal lesen, auch schreiben, aber zu hören bekam er ihn in seinem ganzen Leben höchst selten. Wer bei uns Sebastian hieß, der wurde stets mit dem abgekürzten Mundartnamen „Busche" angeredet; war der „Wasche" jung oder auch klein von Gestalt, dann ward es ein „Bäschele", und dieser Name verblieb ihm dann auch bis ins hohe Alter.
Etwa um die gleiche Zeit war als Ratschreiber ein Herr Männer tätig. Dieser Mann war ein äußerst tüpsliger und gewissenhafter Beamter, aber auch ein richtiger eigensinniger Schwarzwälder Dickkopf, der sich nicht gern belehren oder beraten, noch viel weniger etwas befehlen ließ. Dieser Männer hatte wie manche Leute im Ort Verwandte
im Ausland, und diesen Verwandten sollte er ein Paket schicken. Vorher zum Posthalter zu gehen und sich über die Vorschriften zu erkundigen, hielt er unter seiner Würde. Er machte zu Hause das Paket fix und fertig, so wie er es für gut hielt, und bringt es zum Postonkel, wo sich dann folgende Verhandlungen abspielen.
Der Postverwalter sieht sich das Paket an, dreht es einigemale hin und her und sagt zum Männer: „Männer, das Paket kann ich so nit annehme, das geht nach Amerika, das ist weit und dafür sind allerhand Vorschrifte zu beachte, gib mal acht: „Erstens, starke Umhüllung", das Papier da ist alt und schon zu was anderem gebraucht worde, das hält nicht bis nach Amerika, da mußt vor allem ein recht starkes Papier nehmen. Dann darf die Adreß nit drauf klebt sein, sie muß aufs Papier geschrieben sein. Dann zweitens, „starke Verschnürung", das könnte mer so lasse, drittens „gut versiegeln", also vergiß nit das Paket zu versiegeln. Dann mußt „zwei Deklarationen" dazu schreibe, „von wegenem Zoll". Weißt, wie das gemacht wird?"
„Habs noch nie gemacht", sagt der Männer.
Der Posthalter fragt: „Was ist denn in dem Paket drin?"
Der Männer: „Was da drin ist? Das brauchst du doch nicht zu wissen!"
„Schon recht", sagt der Posthalter, „willS auch gar nicht wissen, aber in die Deklarationen mußt es halt ucischreibe. Also zwei
Deklarationen. Da nimmst zwei Blatt Papier, etwa so groß wie in einem Schreibheft, und schreibst drauf: Deklaration, zu einem Paket an den und den; Absender so und so, und gibst an, was drin ist, was der Inhalt wiegt und was er ungefähr wert ist. Dann Ort und Datum und dei Name und auf jeder Deklaration muß ein Siegel sein, genau wie auf dem Paket. Aber eine von den Deklarationen muß englisch geschriebe sein, das ist ja nit schlimm. Es sind verschiedene Leute im Ort, die in England waren, da kann dir schon eins die paar Wort übersetzen. So jetzt nimmst dei Paket wieder mit und machst es richtig, und vergiß nichts, was ich dir gsagt Hab."
Der Männer, der vielleicht einen Teil des Gehörten als wirkliche Vorschrift, den größeren Teil aber als persönliche Vorschriften des Postverwalters, des „Basche", betrachtet haben mochte, zieht unwillig mit seinem Paket ab und geht heim. Er wohnt schräg gegenüber von der Post. Am Nachmittag kommt er wieder und die Verhandlungen nehmen ihren Fortgang.
Der Postvcrwalter: „So Männer, jctz zeig mal her, hoffentlich ist jetzt alles recht. „Starke Umhüllung", ganz gut, „Aufschrift unmittelbar aufgeschriebe", auch recht, „Starke Verschnürung", tadellos, „Gute Versiegelung", aber Männer, das heißt du gute Versiegelung, da hast an; Siegellack sparen wollen. Da kann man ja noch mit dem Finger
stück fallen und kommt zum Schulzen, mit der Bitte, um richterlichen Entscheid. — Sagt unser Bürgermeister: „Du hosch recht, die Aepfel sind auf deinem Baum g'wachse, no g'höre 'se auch dir." — Kommt auch der Nachbar zum Schulzen: „Was über die Grenz hängt, g'hört mir." Sagt unser Bürgermeister: „Du hosch recht, was uf beim Grund und Bode liegt, g'hört dir." Hört die Frau des Schulzen diese richterliche Entscheidung von der Nebenstube aus mit an und da sie die salomonische Weisheit von der Schulzeit her kenntt, sagt sie zu ihrem Mann: „Ja, hör Mann, alle zwei könne doch net recht hawe!" Sagt unser Bürgermeister ruhig: „Jetzt hosch au du recht!" (Erzählt von L. 6.)
Dte verlassene Mühle
Ballade von August Schnezler, s- 1853
Das Wasser rauscht zum Wald hinein. Es rauscht im Wald so kühle;
Wie mag ich wohl gekommen sein Vor die verlass'ne Mühle?
Die Räder stille, morsch, bemoost.
Die sonst so fröhlich herumgetost,
Dach, Gang und Fenster alle In drohendem Verfalle.
Allein bei Sonnenuntergang Da knisterten die Aeste,
Da trippelten den Bach entlang Gar wunderliche Gäste:
Viel Männlein, grau, von Zwergenart. Mit dickem Kopf und langem Bart, Sie schleppten Müllersäcke Daher aus Busch und Hecke.
Und alsobald im Müllerhaus Beginnt ein reges Leben,
Die Räder drehen sich im Saus>
Das Glöcklein schallt daneben;
Die Männlein laufen ein und aus Mit Sack hinein und Sack heraus.
Und jeder von den Kleinen Scheint nur ein Sack mit Beinen.
Und immer voller schwärmten sie.
Wie Bienen um die Zellen,
Und immer toller lärmten sie Durch das Getos der Wellen;
Mit wilder Hast das Glöcklein scholl, Bis alle Säcke waren voll.
Und klar am Himmel oben Der Vollmond sich erhoben.
Ta öffnet sich ein Fenstcrleiu,
Das einzige noch ganze.
Ein schönes, bleiches Mägdelein Zeigt sich im Mondenglanze,
Und ruft vernehmlich durchs Gebraus Mit süßer Stimme Klang hinaus: „Nun habt ihr doch, ihr Leute,
Genug des Mehls für heute!"
Da neigt das ganze Lumpeichack Sich vor dem holden Bildnis,
Und jeder sitzt auf seinem Sack Und reitet in die Wildnis;
Schön Müllerin schließt's Fenster zu. Und alles liegt in tiefer Ruh,
Des Morgens Nebel haben Die Mühle ganz begraben. —
Und als ich kam den andern Tag,
In Langer Ahnung Schauern,
Die Mühle ganz zerfallen lag Bis auf die letzten Mauern.
Das Wasser rauschet neben mir hin, Als wüßt' es, was ich fühle,
Und nimmermehr will aus dem Sinn Mir die verlass'ne Mühle.
unter das Papier langen, da mußt mindestens noch drei bis vier Siegel drauf machen. Und auf den Deklarationen ist auch kein Siegel. Mußt halt das Paket nochmal heimnehmen, hast ja nicht weit. Und die Inhaltsangabe fehlt auch."
Mann Männer hören, daß er das Paket noch einmal hcimnehmen soll, bekommt einen roten Kopf, zwängt denselben durch das enge Schalterfenstcr und schreit den Post- Halter an:
„Weisch was, du Dreck-Bäschele, du kannst mich__ dir bring ich überhaupt kein 'Pa
ket mehr."
Sprachs und zog voller Wut mit seinem Paket wieder heim. Dort machte er es peinlich genau und richtig fertig und brachte es dann, nicht etwa über die Straße zum „Basche", sondern trug das Paket anderthalb Wegstunden weit nach dem nächsten Postort, nach Vöhrenbach.
Ein Nachspiel hat dieser Vorgang nicht gehabt.
Der Posihalter fühlte sich durch die freundliche Einladung Manncrs nach Art des Götz von Berlichingen nicht im geringsten beleidigt, empfindlich ist man im Schwarzwald nicht, gelacht hat er aus vollem Hals und dann das Schalterfenster geschlossen. Was in dem Paket war, hat der Postonkel allerdings nie erfahren.
(Eduard Haas, Ettlingen, in „Mein Heimatland", Heft 7, 1935.)