Ms Württemberg
— Tübingen. (In marschierende Kolonne gefahren.) Auf der Burgholzsteige kam ein Personenkraftwagen, der im Begriff war, in mäßigem Tempo eine marschierende Kolonne zu überholen, aus der glatten Straße ins Rutschen und wurde in die Marschkolonne geschleudert. Vier Personen wurden verletzt, davon eine ichwerer.
— Lausten a. N (Neues vom Neckarkanal.) Beim Neckarkanalbau sind in den letzten Tagen die Arbeiten auf dem Baufeld 1 io weit fortgeschritten, daß man nun damit beginnen muß. das Baufeld 2 (Schleuse) trockenzulegen Es sind jetzt mehrere große Pumpen in Betrieb, die das beim Hochwasser im vergangenen Jahre eingedrungene Wasser entfernen iollen. Diese Arbeiten werden etwa 1V Tage in Anspruch nehmen.
— Heilbronn. (Karnevals-Gesellschaft gegründet.) In einer Sitzung im Heiibronner Ratskeller wurde eine „Heiibronner Karnevals-Gesellschaft" aus der Taufe gehoben, deren Zweck es ist, für den Heilbronner Fasching ein zugkräftiges Programm aus die Beine zu stellen. Die erste größere Faschingsveranstaltung des diesjährigen Winters soll am 18. Februar im Stadtgarten steigen.
— Neckarsulm. (Wettbewerb für ein HI» Heim.) Auf Vorschlag der Gebietsführung Württemberg der HI hat die Stadt Neckarsulm einen Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für ein HJ-Heim ausgeschrieben. Der Wettbewerb ist mit Preisen von insgesamt 6500 Mark ausgestattet.
— Schorndorf. („Verein der Remstal-Jünglinge".) Einen Beweis dafür, daß das Remstal eine recht gesunde Gegend ist, bietet der „Verein der Remstal- Jünglinge", der zwar nur 28 Mitglieder zählt, die aber zusammen immerhin rund 2120 Lebensjahre zurückgelegt haben. Die alten Herren, von denen der älteste 88 und der jüngste 60 Jahre alt ist, kommen jeden Monat einmal zu froher Geselligkeit zusammen.
— Sontheim. (Tödlicher Sturz.) Ein in den 60er Jahren stehender Wanderer stürzte dieser Tage auf der Treppe eines Gasthauses in Sontheim (Brenz) und erlitt dabei einen schweren Schädelbruch. Der Mann, der aus Au- lendors in Oberschwaben stammt, starb nunmehr im Kreiskrankenhaus Heidenheim an den Folgen des Unfalls.
— Balingen. (Nutzbare Werte.) Innerhalb weniger Tage wurden der Kreiswaltung Balingen-Hechingen mehr als 15 000 kg Schrott zur Abholung amgemeldet, wobei die reichen Abfälle der metallverarbeitenden Betriebe nicht eingerechnet sind. Hier zeigt sich, welche riesigen Schrottmengen noch überall brachliegen und wie wertvoll d!« Entschrottungsaktion der DAF ist.
— Rottweil. (Einführung des Landgerichtspräsidenten.) Wie die Justizpressestelle Stutt- gart mitteilt, wird am Donnerstag, 19. Januar, vormittags 11 Uhr Oberlandesgerichtspräsident Dr. Küstner-Stuttgart im Schwurgerichtssaal des Landgerichts Rottweil den neuernannten Rottweiler Landgericht-Präsidenten Egelhaas in feierlicher Weise in sein neues Amt einführen.
Aus den Aachbargo n
Tödlich« Verkehrsunfälle.
Staufen. An der Straßenkreuzung am Freiburger-Eck fuhr ein Motorradfahrer mit voller Wucht gegen einen Lastkraftwagen und war sofort tot, während sem Mitfahrer erheblich verletzt wurde.
9 Waldkirch. Nachmittags stießen ein auswärtiges Personenauto und ein Motorradfahrer auf der Hauptstraße zusammen. Der Motorradfahrer erlitt so schwere Verletzungen, daß er bald nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus starb. Bei dem Verunglückten handelt es sich um den 25jährigen W. Broßmer aus Oberbiloerbach bei Elzach.
<33. Fortsetzung.)
„Ja, aber ivie werden Sie mich denn unter den Leuten dort heransfinden? Sie wissen ja gar nichr wie ich anssehe."
„Unbesorgt. Ich erkenne Sie sofort. Ich habe doch Ihren Brief. Uno Sie sind, wie dieser Brief ist. Das zeigt sich auch äußerlich. Oder zweifeln Sie an meiner . . . hm. . . Menschenkenntnis?"
„O nein . . ."
„Na. also. Aber, bitte, erwarten Sie mich hinter der Sperre und nicht im Auf und Ab des Bahnsteigge- drängeS."
„Gerne . . . und ich werde jedenfalls einen sandfarbenen Mantel anhaben; dazu eine passende Kappe aulsehen..."
So gekleidet steht sie sa mm auch hier, die Hände in den Taschen, und will sich Forschheit einflößen. Sie bringt es aber nnr znm Aerger über ihre Torheit, sich überflüMgerweise zirm Tragen dieses Mantels verurteilt zu haben, den sie mit einemmal schrecklich unkleidsam findet,
Es hat nur noch gefehlt, daß ich als Erkenminqs- zeichen eine Rose km Knopfloch vorgeschlaaen hätte, höhnt sie sich selbst. Habe mich wie eine erzblöde Pute benommen und werde mich wohl auch weiter so betrauen.
Während dieses stillen Monoloas hat sie die Bahn- holsnhr etwa? ans den Anaen gelassen, die dielen Umstand dazu benützt, ihre Zeiger rascher vorwärts zu treiben als sie eS unter den beobachtenden Blicken bisher aetan hatte.
Und so kommt es, daß das Donnern des elnfahren- den ZngeS den kleinen Will hinter der Sperre erschreckt aus keinen Gedanken ansfahren läßt.
Helma reißt die Augen aus und späht den Ankommenden scharf entgegen. Ein bißchen ängstlich wird ihr wieder dabei.
^"r Zug war nur schwach beseht. Die wenigen Vassa-
— Der rNutterschoh der Nation. Völker der Geschichte die einmal blühende Kulturen schufen und Macht und Größe besaßen, sind heute längst verschwunden. Man hat sich uosr die Gründe ihres Niederganges schon immer Gedanken gemacht. Weder Kriege, noch das Klnna. noch irgendwelche anderen äußeren Umstände sind entscheidende Ursache ihres Sterbens gewesen. Daß auch Völkern unserer Zeit die To* desgesahr droht und daß das deutsche Volk diese Gefahr für sich verhüten muß, indem es vor allem eine tiefe Erkenntnis beachtet, setzt der Vortrag „Der Mufterschoß der Nanon auseinander, der im Reichssender Stuttgart am Sonntag 15 Januar um 8.05 Uhr in der Sendung „Bauer, hör zu gehalten wird.
Württembergische Wirtschaft
Württembergische Bank, Stuttgart.
Die Kanzlei des Staatssekretärs Waldmann, der bekanntlich Vorsitzender des Aufsichtsrates der Württember- gischen Bank (früher Notenbank). Stuttgart, ist. teilt zu der kürzlich veröffentlichten Meldung über die Veränderungen im Vorstand der Württember gischen Bank mit: Im Einvernehmen mit dem Reichsstatthalter und dem WUrttem- bergischen Staatsministerium wurde Direktor Rudolf Hartmann, bisher Mitglied des Direktoriums der Deutschen Zentralgenossenschaftskasse, Berlin, in den Vorstand oer Württembergischen Bank berufen. Pg. Hartmann hat seine Tätigkeit bereits ausgenommen. Er ist geborener Württem- berger und war vor seiner Tätigkeit in Berlin längere Zeit Direktor einer Großbankniederlassung in Württemberg, Aufbau und Gliederung der württembergischen Wirtschaft sind ihm daher kein Neuland mehr.
Meland-Werke AG., Ulm.
Die Wieland-Werke AG, Ulm an der Donau (Metall- halbzeugfabrikation), veröffentlicht soeben das Rschnungs- werk ihres Abschlusses zum 30. September 1938, Für das Geschäftsjahr 1937/38 wird ein Rohükerschuß von 8.97 Mill Mark ausgewiesen (i V. Bruttoertrag 12,74, dagegen übrige Aufwendungen 4,04 Mill Mark). Der Jahresgewinn stellt sich "-if 663 690 (687 153) Mark, so daß einschließlich 143 235 (116 081) Mark Vortrag insgesamt 806 925 (803 235) Mark zur Verfügung stehen, lieber die Verwendung dieses Be- iraqes sind im Rahmen der Veröffentlichung Mitteilimni-n nicht gemacht (t. V. 6 Prozent Dividende, die 360 000 Mark erforderten, und Zuweisung von 300 000 Mark zur Wie- land-Stiftuna).
Oie Weinmofternie in Württemberg
Fast 30 v. H. geringer als 1937.
Nach den Ermittlungen des Statistischen Reichsamtes wird die deutsche Weinmofternie auf voraussichtlich 2,4 Mill. hl geschätzt, das sind etwa 0,15 Mill. hl oder 5,9 Prozent weniger als in dem durchschnittlichen Weinjahr 1937 erzielt wori^n sind. Zn den preußischen und hessischen Weinbaugemeinden ist eine recht gute, in den Weinbaugebieten Bayerns, Württembergs und Badens dagegen eine weit unter dem Durchschnitt liegende Weinmosternte zu verzeichnen. Aus der im Ertrag stehenden Rebsläche Württembergs von 9929 ha im Jahre 1939 wurde ein Weinmostertrag von insgesamt 244 599 hl erzielt gegenüber 344291 hl im Vorjahr. Die Abnahme um 99692 hl entspricht etwa 29,9S Prozent. Der Hektar-Ertrag stellt sich in diesem Jahr im Gesamt-Württemberg auf 24,6 hl gegenüber einem Reichsdurchschnitt (ohne Oesterreich) von 32,4 hl.
Im einzelnen belief sich der Hektar-Ertrag im unteren Neckartal aus 27,3 hl, im Zabergäu aus 22,5 hl, im Remstal auf 20,7 und im Enztal nur aus 10,7 HI. Noch geringere Leistungen allerdings als sie in dieser letzteren Ziffer zum Ausdruck kommen, waren in Baden zu verzeichnen, wo z. B. im Breisgau der Hektar-Ertrag bis auf 4,0 hl heruntergeht. Erfreulich ist es im übrigen, daß das größte Weinbaugebiet Württembergs, das untere Neckartal, auf das mebr als die Hälfte der gesamten im Ertrag lteben-
giere sind rasch an ihr vvrbeigegangen. Nun kommen nur noch ein paar Nachzügler. Wo mag der alte Herr sein? Ob er am Ende nicht gekommen ist? Ob sie ihn doch verpaßt hat? Heima seufzt.
„Fräulein Balckenaar?" hört sie die weiche, freundliche Stimme, die ihr schon durch den Draht bekannt ist, nun hinter sich. Blitzschnell dreht sie sich um.
„Oh, Herr Gerichtspräsident '. . ."
„Finden Sie nicht, daß der Titel viel zu lang für mich ist?" lächelt der kleine, feine alte Herr im Stanb- mantel.
Ja, seine Gestalt ist wirklich säst schmächtig. Aber sein Kopf wirkt bedeutend. Die hohe Stirne unter dem schneeweißen Scheites, die schmale Nase, der strenge Mund. Ans den klugen, scharfen Augen aber leuchtet Güte und Wärme. Diese Äugen erobern Helmas empfängliches Gemüt im Sturm und beschwichtigen mit einem Schlag alle ängstliche Unsicherheit.
„Wie schön, daß Sie da sind, Herr . . ."
„Doktor," fällt der Angeredete schmunzelnd ein. „Diesen Titel können Sie mir meinethalben ruhig geben. Ich habe ihn mir redlich verdient. Hatte nämlich ein verdammt schweres Studium) mußte mir als Sohn einer Beamtenwitwe mit schmälster Pension meine Kollegiengelder und überhaupt alles, was über das nackte eben hinausging, durch Stuudengeben verdienen. War eine harte Zeit. Aber gesund."
Nicht ganz unabsichtlich plaudert Heinz Burkhardts Bater gerade darüber mit dem jungen Mädchen, das er zum Tunnel führt, der eine direkte Verbindung zwi- scher, dem Vatmhof und dem ihm am Askanischen Platz gegenüberliegenden Hotel „Exelsior" darstellt und den Gästen, die dort absteigen, derart eine besondere Bequemlichkeit bietet.
„Kommen Sie, Fräulein Balckenaar, ich wohne immer im „Exelsior". Man kennt mich dort schon. Witt jetzt nur meine Sachen abgeben, und dann setzen wir uns gemütlich in den Teeraum. Einverstanden?"
„Natürlich." Wie auch könnte Helma mit irgendeinem Vorschlag dieses entzückenden alten Herrn nicht einverstanden sein!
Mit der gleichen Rückhaltslosigkeit beantwortet sic dann seine Fragen. Frank und frei. Erzählt ihm alles, was sich zngetraaen. Schildert, wie es zu dem schönen Kameraoschaftsvündnis zwischen Will und Hart gekommen ist, berichtet von dem unmittelbar daraus erfolgten tragischen Tod Blondine Rainers und dessen geradezu verheerender Wirkung auf Heinz Burkhardts Gemütszustand. Ihr aufmerksamer Zuhörer erfaßt jedoch nicht nur diese Tatsachen an sich, sondern auch das
den Rebsläche entfällt^ mit 27,3-'hl pro ha am besten dasteht. Es muß außerdem hervorgehoben werden, daß d!« genannten niedrigen Erträge vor allem aus die starken Witterungsschäden zurückzusühren sind.
Devisenschieber am Werk
Schon wieder ist es der Zollfahndungsstelle Stuttgart gelungen, einer seit längerer Zeit betriebenen Devisenschie- bung auf die Spur zu kommen. Der Schweizer Staatsangehörige E. B, der seit Jahren bei einer deutschen Großfirma im württembergischen Schwarzwald eine Vertrauensstellung genoß, ließ sich nacheinander in drei Personenkraftwagen em raffiniertes Geheimversteck einbauen, in dem rucht nur hochwertige Waren aller Art, sondern auch Geldbeträge in großen Mengen unerlaubt über die Grenze geschafft werden konnten. Beinahe wöchentlich fuhr B. in die Schweiz und verstand es, mit Hilfe von zwei weiteren Beteiligten große Geldbeträge herüber und hinüber zu schieben, um beträchtliche Gewinne zu erzielen.
Der Gesamtbetrag der im Lause der Zeit verschobenen Summe wird von Beteiligten auf mindestens 100 000 Mark beziffert. Ferner steht fest, daß der Schweizer in seinem Heimatland weitere Geldgeschäfte ohne Genehmigung der deut- schen Devisenstelle gemacht und seinem Gastland (Deutschland) bewußt Deoisenbeträge vorenthalten hat.
Der Schieber wurde gefaßt, als er gerade wieder 3500 Mark im Geheimversteck seines Kraftwagens nach der Schweiz schaffen wollte. Das Geld war so gut verborgen daß es einer großen Findigkeit der Zollbeamten bedurfte, um die Beträge ans Tageslicht zu bringen. Sämtliche Beteiligten wurden verhaftet und sehen ihrer Bestrafung entgegen.
Aus der Gauhauptstadi
— Stuttgart, 13. Januar.
Im Ruhestand. Der Führer und Reichskanzler hat den Prof. Wilhelm Kintzinger an der Höheren Bauschule in Stuttgart auf seinen Antrag in den Ruhestand versetzt.
Von der Technischen Hochschule. Prof. Dr. Pirath von der Technischen Hochschule Stuttgart hat vom Reichsini- nister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung aus Antrag der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät einen Ruf an die Universität Köln zur Uebernahme eines neu gegründeten Lehrstuhls sür Verkehrswissenjchusl und des damit zusammenhängenden bekannten Instituts sür Verkehrswissenschaft erhalten. Pros. Dr. Pirath ist Inhaber des Lehrstuhls für Eisenbahn- und Verkehrswesen und Direktor des Verkehrswissenschaftlichen Instituts für Luftfahrt, das bisher als einziges Institut der Welt sich der Förderung des Luftverkehrs nach wissenschaftlichen Grundlagen widmet. Trotz der besonderen Auszeichnung, die der Ruf der auf dem Gebiet der Verkehrswissenschaft bisher führenden Universität Köln für Prof. Dr. Pirath bedeutet, hat er sich entschlossen, der Technischen Hochschule Stuttgart treu zr bleiben. — Willy Gottwik. Besitzer einer Modellbauärn statt in Stuttgart, hat sich in der Nachkriegszeit um du Technische Hochschule Stuttgart schon in verschiedener Hinsicht verdient gemacht, so daß ihn die Technische Hvchschuli zum Ehrensenator ernannt hat.
Bon der Maul- und Klauenseuche
Von der Maul- und Klauenseuche werden weitere Ausbrüche gemeldet aus Waldhausen Kr. Tübingen, Bermaringen Kr. Ulm. Seitsberg Kr. Aalen, Neipperg Kr. Heilbronn, Langensall Kr. Oehringen. — Erloschen ist die Seuche in Haag Kr. Oehringen, Gailenkirchen, Uttenho- sen, Bühiertann-Kottspiel, sämtl. Kr. Hall, Schöckingen, Hirschlanden. Korntal, sämtl. Kr. Üeonberg, Halzhausen Kr Ulm, Schweinhausen, Ummcndorf, Unterbalzheim, Sießen, Sinnmgen, sämtl. Kr. Biberach, Hohengehren Kr Waiblingen, Eglosheim Kr. Ludwigsburg, Waldhausen. Waldau. Kleindembach Kr. Gmünd, Mühlacker, Kr. Vaihingen.
was unailsgesprvcheii dahinter steht, was in seinem ganzen Umfang und seiner schweren Bedeutung diesem sonnenhellen, jungen Geschöpf selbst noch gar nicht be- wiitzt ist.
Bernd Rainers Rückkehr nach Berlin und damit seine Rückkehr in das tätige Leben sehender, schaffender Menschen ist zum Auftakt einer ausgesprochenen Arbeitswut des Mannes geworden.
Er hatte ja niemals den Zusammenhang mit der Kanzlei verloren gehabt. Der Stand der wichtigsten Angelegenheiten ist ihm durchaus geläufig. Es ist also nicht weiter schwer für ihn, seinen Platz dort wieder ganz auszufüllen.
Die ruhige Selbstverständlichkeit, mit der er Man- dines bisherige Arbeit sowohl innerhalb der Kanzlei als auch bei Gericht und Behörden fortsetzt, nimmt die- fern Ereignis alles Sensationelle und macht es zur nüchternen Tatsache, die man stillschweigend zur Kenntnis nimmt, um darnach in jener schnellen Art zur Tagesordnung überzugeyen, die so bezeichnend ist für dre Naschlebigkeit der Welt.
Dafür aber ist gesorgt, daß Bernd Blandine in seiner Lcelc cm dankbares Andenken bewahrt. Denn aus Schritt und Tritt begegnet er Beweisen ihres umsichtigen Wirkens, stummen und doch beredten Zeugen ihrer klugen Persönlichkeit. In jedem Aktenstück, irr jeder Einrichtung des Kanzleibetriebes ist irgendwie ihre Hand erkennbar. Und auch in allen ihren privaten Dingen herrscht eine geradezu musterhafte Ordnung. Fast so, als hätte sie geahnt, daß eine höhere Macht sie von ihrem Platz abberufen würde. Das ist beinahe Aenso auffallend, wie der Umstand, daß nirgends ein Bild ihres äußeren Menschen zu finden ist. Diesen beiden Gedanken aber hängt Berns nicht lange nach, als er dann zum erstenmal ihr Zimmer aufsucht, uberfallt ihn nach anfänglichem Befremden eine tiefe Rührung.
Die Summe aller dieser guten Gefühle in Bernds Herzen reichen nicht im entferntesten an die tiefe Euer heran, die Helbing zu Boden drückt. Wohl kämpft er seit jenem Gespräch mit Ilse Waldner, das. ihm den Egoismus seines Schmerzes verwiesen hat, tapfer dagegen an. Aber es kommen doch immer wie-- der dunkle Stunden der Verzweiflung, da die Bangig« keft nach der geliebten Lichtgestalt, die zum wesenlosen schatten geworden ist, ihn völlig übermannt. Diese stunden bleiben sein sorglich gehütetes Geheimnis.
I.torn-Nnno I