SS. Jahrgang Nr. 298
Mittwoch den 21, Dezember 1938
Der Enztaler
/Ins Württemberg
— Echierdingen. (Schwerer Zusammenstoß.)' In der Nähe der Kreuzung der Reichsautobahn mil der Reichsstraße zwischen Echterdingen und Degerloch wollte ein Personenkraftwagen eine auf einem Gepäckmarsch befindliche Abteilung der SA überholen. Da aber auch aus der entgegenge'eßten Richtung ein Auto an den SA-Männern vorbeifahren wollte, kam es zu einem schweren Zusammenstoß der beiden Fahrzeuge, die in den Straßengraben geschleudert und schwer beschädig, wurden. Es ist als ein wahres Glück zu bezeichnen, daß von der marschierenden Kolonne. in deren unmittelbaren Nähe sich der Unfall zutrug, niemand, verleßt worden ist. Lediglich einer der beiden Fahrer erlitt Verletzungen
— Reutlingen. (Gefrorene Windschutzscheiben.) Aus der Straßenkreuzung Leder- und Gustav-Wer- ner-Straße ereignete sich zwischen einem Omnibus und einem Personenkraftwagen ein schwerer Zusammenstoß. Zwei Insassen des Personenautos wurden dabei erheblich verletzt. Auch die beiden Fahrzeuge wurden schwer beschädigt. Die Ursache d's Zusammenstoßes wird aus gefrorene Windschutzscheiben zurückgesührt, die die klare Sicht behinderten.
— Luvwigsburg. (Brand rechtzeitig entdeckt.) Gegen 23 Uhr bemerkte ein Nachtwächter im Gelände einer Eisengießerei eine haushohe Flamme und rief sofort die Feuerwehr herbei. Bis diese eintraf, war es Angehörigen der Gießerei bereits gelungen, den Brand, der noch keine große Ausdehnung angenommen hatte, zu löschen. Wie die Untersuchung ergab, hatten in der Nähe eines geheizten Trockenofens lagernde Briketts und Holzvorräte Feuer gefangen.
— Gundelsheim a. R. (Zeugen der Vergangenheit.) In einer Sandgrube wurden dieser Tage Zähne eines NashornF und eines Elefanten gefunden. Ein Sachverständiger hat das Alter dieser Zähne auf mindestens 100 000 Jahre geschätzt. Wenn auch die Fundstücke starke Beschädigungen aufweisen, so sind sie doch wertvolle Zeugen aus jener fernen Zeit, da unser Land noch die Urwaldtiere belebten.
— Rellingen. (Unfall beim Dreschen) Ein in Aichhofen beschäftigtes 15 Jahre altes Mädchen war bei Drescharbeiten beschäftigt und fiel vom Oberling auf die Dreschmaschine, wobei es beide Beine brach. Es mußte ins Krankenhaus verbracht werden.
— Leulkirch. (Treffen der ehem. württ. Gell i r g ss ch ü tze n.) Am 29. und 30. April nächsten Jahres werden sich die früheren württ. Gebirgsschützen in ihren ehe- inaligen Garnisonsstädten Leutkirch und Isny treffen. Am Samstag, den 29. April wird in Leutkirch ein Begrüßungsabend stattfinden und am Sonntag sind in Isny eine Gedenkfeier auf der Felderhalde und eine Schlußkundgebung auf dem Marktplatz vorgesehen. Auch die ehemaligen Angehörigen der Gebirgs-Maschinengewehrabteilung 250 werden an dem Treffen teilnehmen, das als Zwischenstation gedacht ist zu einer größeren Zusammenkunft, die zur Erinnerung des Tages, an dem das Württ. Gebirgsbataillon vor 2S Jahren aufgestellt wurde, stattfinden soll.
— Ringgeinveiler Kr. Ravensburg. (Zahmer Rabe als „Verbreche r") Vor kurzem gab es im Walde bei Epplings in der Nähe von Wangen eine große Aufregung. Spaziergänger glaubten Hilferufe eines Kindes gehört zu haben, das unaufhörlich „Mama" schrie. Man vermutete deshalb ein Verbrechen. Trotz eifrigen Absuchens des Waldes aber blieben die Nachforschungen erfolglos. Nunmehr konnte das vermeintliche „Verbrechen" aufgeklärt werden. In Ringgenweiler befindet sich ein zahmer Rabe, den man das Wort ^,Anna" sprechen gelehrt hatte. Da das Tier seine Ausflüge bis in die weite Umgebung auszudehnen pflegt, ist es wohl möglich, daß von ihm die fraglichen „Hilferufe" stammen
Erweilerung der Lehrbaustelle Württemberg der Wivt- fchafksgruppe Bauindustrie.
— Stuttgart. Einem dringenden Bedürfnis entsprechend ist cs notwendig geworden, die Lehrbaustelle Württemberg der Wirtschaftsgruppe Bauindustrie in Möhringen a. d. F. zu vergrößern. Zu dem bereits 7,5 Ar großen Grundstück wurden noch 1,5 Ar hinzugekauft, um ein Werkstattgebäude mit insgesamt 575 qm überbauter Fläche darauf zu erstellen. Das Gebäude enthält dann neben Aufenthaltsräumen für Lehrmeister, Werkzeug- und Geräteräume usw. eme Betriebsschlosserwerkstatt für 15 Arbeitsplätze mit Schmiede und vor allem einen 8 mal 38 m großen Arbeitsraum für Maurer, Betonarbeiter und Zimmerer, in dem sie bei ungünstiger Witterung arbeiten können, um das in den Lehrgängen gesteckte Ziel zu erreichen. Durch das neu hinzukommende Gebäude, das bereits in Angriff genommen wurde und bis 1. April 1939 sertiggestellt ist. wird nicht nur die Leistungsfähigkeit der Lehrbaustelle Württemberg noch mehr gesteigert, sondern auch die Anlage zu einem sich harmonisch der Landschaft anpassenden Ganzen gestaltet.
Kraftwagenunfall forderte zwei Todesopfer.
— Welzheim. Ein mit drei Personen besetzter Personenkraftwagen wurde auf der Straße zwischen dem Dorf Ebni und dem Ebnisee in voller Fahrt über eine Kurve hinausgetragen und prallte in dem an die Straße grenzenden Wald aus eine starke Fichte. Dabei ging der Wagen vollständig in Trümmer. Pen den drei Insassen war eine Person sofort tot. eine zweite starb kurz darauf und der dritte Fahrtteilnehmer trug lchwere, aber nicht lebensgefährliche Verletzungen davon. Die Ursache des schweren Unfalls ist noch nicht restlos geklärt doch scheint der Lenker des Kraftwagen auf der ihm unbekannten Straße ein zu scharfes Tempo gefahren und die Kurve übersehen zu haben.
Schwarzach-Regulierung vor dem Abschluß.
— Riedlingen. Die Regulierungsarbeiten an der Schwär» zach bei Neufra-Erisdors, die von der Arbeitsdienstabteilung 2/266 vor etwa zwei Jahren begonnen wurden, sind nun soweit gediehen daß sie vor ihrem Abschluß stehen. Das Bett der Schwarzach wurde auf einer Länge von drei Kilometern begradigt, ferner wurden zwei Wehren und zwei neue Betonbrücken gekaut Das Werk, das zu den bedeutendsten in unserem Gau zählt, soll demnächst mit einer Feier abgeschlossen werden.
Bon der Maul- und Klauenseuche
Von der Maul- und Klauenseuche werden weitere Ausbrüche gemeldet aus Satteldorf (Kreis Crailsheim): aus Dischingen (Kreis Heidenheim): aus einem Teilort der Gemeinde Michelfeld (Kreis Schwöb Hall); aus Ellwangen (Kreis Aalen): aus Kleiningersheim (Kreis Luvwigsburg): aus Rechberg-Vorderweiler, Untergröningen und je einem Teilort der Gemeinden Herlikofen, Durlängen und Pfahl- bronn (sämtliche Kreis Schwab Gmünd).
Erloschen ist die Seuche in den Gemeinden Altmannshofen, Deuchelried Eintürnen, Friesenhofen, Gebraz- hofen. Göttlishofen, Großholzleute, Hofs, Immenried, Neuravensburg, Neutrauchburg, Niederwangen, Reichenhofen, Rohrdorf, Siggen, Waltershofen und Ziegelbach (Kreis Wangen i. A.): in Hochdorf (Kreis Vaihingen-Enz): in Spindelwag (Kreis Biberach); in Abstatt (Kreis Heilbronn).
Felderprämiierung im Jahre 1S39.
Im Jahre 1939 werden, dem Wochenblatt der Landesbauernschaft Württemberg zufolge, soweit Mittel vorhanden sind, Gemeindesaatgutäcker (BE-Ste!len), bei einer günstigen Bodenherkunft auch von Kartoffeln, prämiiert. Dazu müssen u. a. folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Der Gemeindesaatgutacker dient der Saatguterzeugung. Die Größe desselben muß sich ohne Rücksicht auf die Bedingungen zur die Prämüennno nach dem
richten Eine Abgabe von Saatgut in andere Gemeinden ist grundsätzlich verboten Gemeindesaatgutäcker können prämiier» werden, wenn die Ernte endgültig anerkannt worden ist. In wiederholt prämiierten Gemeinden wird eine Felderprämiierung nur dann stattfinden, wenn eine andere Fruchtart als die in den vergangenen zwei Jahren angebaute und mit einem Preis ausgezeichnete angsmeldet wird. Anineldetermin für die Prämiierung ist der 15. Mai 1939
Ln Wanderkameradschast
Reue Wanderwege im Dienste der Heimat — Lmuerad- styaftliche Besprechung zwischen Albverein und Schwarzwaldverein
In Villingen fand eine freundschaftliche Besprechung zwischen den beiden großen Wandervereinen: Albverein und Schwarzwaldverein statt. Die gemeinnützigen Bestrebungen beider Heimatvereine werden bekanntlich von zusammen über 65 000 Mitgliedern unterstützt. Die Beratung galt der genauen Abgrenzung der künftigen Wsgbezeich- nungen im südlichen Württemberg und Baden. Vom Alo- vere.n waren außer den beiden Vorsitzern Direktor Höll- warth-Stuttgart und Oberreollehrer Widmann-Tübingen, der Hauptvereinswegmeister General Renner sowie der Eauobmann des Heuberg-Baargaues. Rektor Koch-Tuttlingen, und dessen engere Mitarbeiter, vom SchwarzwaLverein der Präsident Universitätsprofessor Dr. Schneiderhöhn- Freiburg und die beiden H'auptvereinswegwarle Jngelfinger und Tüchle aus Stuttgart anwesend.
Anlaß dieser Besprechungen gab die geplante Durcysuy- rung zweier großer durchgehender Wanderwege. Der Albverein hat im Auftrag des Reichswanderführers einen Odenwald-Neckar-Bodensee-Weg zu bezeichnen, während orr Schwarzwsldverein bereits einen Querw-eg Schwarzwald- Iura-Hegau-Bodensee in Ausführung genommen hat. In echter Wanderkameradschaft gelang es, einen beiderseits recht befriedigenden Ausgleich zu finden und zugleich eine neue Grenzlinie der künftigen Betreuung im südlichen Teil der beiden Wondergebiete festzulegen Die neue Treimungs- linie der beiden Arbeitsgebiete des Albvereins und des Schwarzwaldvereins verläuft von Rottweil über das Efchachtal bis Schwenningen und folgt von hier zunächst dem Ostweg des Schwarzwaldvereins bis zur Kreuzung mit dem neuen Schwarzwald-Jura-Vodenfee-Weg östlich Bad Dürrheim, von da auf letzterem über Oesingen nach Immen- dingen, dann über die Donauversickerung nach dem Witthoh. zur Aachquelle und über schloß Langenstein nach Stockach. Den Bodenseerandweg von Stockach über Ludwgshafen und Ueberlingen bis Meersburg betreut in Zukunft der Schwarzwaldverein (ab Meersburg wieder der Albverein) als Teilstrecke des Odenwald-Bodensee-Wegs. Als Ausgleich erhält der Albverein das Wegbezeichnungsrecht im Eschach- tal und im Neckartal zwischen Rottweil und Schwenningen.
In Zukunft soll vor jeder Neuanlage von Wanderwegen 10 km seitlich der Grenze zwischen den Arbeitsgebieten beider Vereine vorher eine gegenseitige Fühlungnahme statt- finden. Bei der Billinger Besprechung kam auch zum Ausdruck. daß die noch mancherorts, namentlich im Bcdensee- tzebiet, anzutreffenöen „wilden" Wegbezeichnungen mit nur örtlicher Bedeutung verschwinden müssen, nachdem doch das Wegbezeichnungsrecht den deutschen Wandervereinen all-iu zustcht.
Vater und Sohn schwer verunglückt, ln Laudenbach. Der in Heppenheim wohnhafte Händler Rodenheber ist durch Sturz mit dem Motorrad tSÄich verunglückt. Auch fein Sohn, der das Motorrad lenkte, liegt schwerverletzt im Krankenhaus. In der großen Familie, in der noch einige schulpflichtige Kinder da sind, ist der Tod ihres Ernährers ein großer Schicksaisschlag.
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(17. Fortsetzung.»
„Ich will gern ziigebcn, daß das Verhalten deiner Iran in dieser Erbschaftssachc so seltsam ist, daß ich in, Augenblick auch keine Erklärung dafür finde. Das ändert aber nichts an der nniiinstößlichen Tatsache ihrer über ,eden Verdacht und allen trügerischen Schein erhabenen menschlichen Qualitäten . . ." Hclbings starke innere Vewcgnng zittert in seiner Stimme.
Der andere nickt vvr sich hin.
„Mein lieber Franz, ein halber Mensch wie ich verfallt allzu leicht m Irrtmner: fehlt ihm doch so unendlich viel zur richtigen Beurteilung von Menschen und Dingen..."
„Bernd . . ." will Heilung beschwichtigen.
„Es ist schon gut, alter Junge," wehrt der Blinde m frei, üblicher Bestimmtheit ab. „Mir geht cs dabei nv gar nicht so schlecht. Hab das dankbar anerkannte, gros Glück, einen Freund zu besitzen, der mir zu dem G schenk seiner Treue auch noch seine Augen leiht. § wird mir also immerhin geborgt, was ich brauche in Erkenntnis doch vermittelt. .. Das ist gut und schön
Erschütterung macht Hclbing stumm.
Eine Panse der Verhaltenheit entstehst
Dann bittet der Blinde:
»Jetzt könntest du das Radio aber wieder einstclle Franz . .
Hclbiiig dreht an den Knöpfen des Geräts.
Musik rauscht ans und senkt sich in die bereiten G rnliter der Menschen, sänstigt den Ansrnhr ihrer Em» finonngen, gießt Trost, Hvsfnnng und Frenoe in tw Herzen, spendet Ruhe, Frieden und Bergessen . . .
Beethovens Lconvren-Quvcrtürr triumphiert ...
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Bevor Hctbmgs Gebauten dennoch rätselnd um Blan- dinens merkwürdige Einstellung zu Geld und Geldes- wcrt kreise» können, wird ihnen eine andere Richtung aewiescn, in der sie restlos aufgrhcn.
Dozent Fechner ist in Berlin cingetroffen und hat sich sogleich telephonisch bei ihm gemeldet.
Ungesäumt hat er Blondine davon'benachrichtigt mit der Bitte, gegenwärtig zu sein, wenn er Bernd die notwendigen Eröffnungen macht.
Mit überraschender Nnhc hat sie der Blinde- ausgenommen, Qb diese Nnhe gewaltsam erzwungen oder tatsächlich ein getreuer Spiegel seiner Empfindungen war, haben weder der Freund noch die Frau zu durchschauen vermocht.
Und min findet in Bernds Zimmer die entscheidende ärztliche Untersuchung statt. Nur Hclbing ist zngeaen, während Fechner, der feine Psychologe, seine Anwesenheit nach Möglichkeit in die Form eines gewöhnlichen Besuches zn kleiden versnchk. Seine warme Stimme findet im Plandcrtou gute Worte, die das seelische Gleichgewicht wahren, indes die Geschicklichkeit seiner ebenso exakt wie leicht arbeitenden Chirnrgcn- fingcr kein körperliches Unbehagen aufkommen läßt.
Dankbar hängt Helbings Auge an der unscheinbaren Erscheinung, die, klein und schmächtig, in salopper Kleidung, ans den ersten Blick keineswegs nach Kapazität, Berühmtheit, wissenschaftlicher Leuchte anssteht Erst bei genauer Betrachtung der hohen Stirn unter schütterem, früh ergrautem Haar, der klugen, gütigen Augen hinter der randlosen Brille, der Kühnheit der Hakennase und der Enrrgie des vorsvringcnden Kinnes kommt einem das Verständnis für Klans Fechners berufliche und menschliche Persönlichkeit.
Mit seinem besonders ausgeprägten sechsten Sinn hak der Blinde sie erfaßt. Lächelnd meint er:
„Wie Ihr Urteil anch lauten mag, Herr Dozent, ich betrachte jedenfalls Ihre persönliche Bekanntschaft als einen Gewinn. Ich möchte Ihnen das ganz ausdrücklich sagen."
„So etwas wird gern gehört, Herr Doktor, und ist der beste Aittnorn zur Einsetzung und Entfaltung aller Kräfte und Möglichkeiten . . . Vielleicht schildern Sie mir setzt einmal Art und Grad Ihrer physischen Schmcrzempsindnngen, nachdem die Verwundung als solche ansaeheilt war."
„Diese Schmerzen traten in verschiedener Welse nnd Stärke auf, Herr Dozent . . . und so ganz haben sie eigentlich nie anfgebört."
„Das ist gut." nickt Fechner.
Und Bernd spricht weiter: sichtlich um eine sachliche AnSdrncksform bemüht, die den Arzt möglichst deutlich und genau unterrichten soll . ..
Währenddessen bespricht Blandine mit Burkhardt den augenblicklichen Stand eines ebenso umfangreichen wie
langwierigen Prozesses. Aber die Rechtsanwältin ist heute nicht bei der Sache. Burkhardt bemerkt cs wohl: veOnißt ihre gewohnte Sammlung und empfindet schmerzhaft die Gcqnältheit ihres Wesens.
Schwer bczähmbare Unruhe flackert in den braunen Augen, deren Blick Burkhardt geflissentlich meidet, »m nicht selbst die Fassung zn verlieren. Zum erstenmal steht er die Frau seiner Liebe leiden: erkennt die eigene Ohnmacht diesem Leiden gegenüber. Nichts anderes kann er tun als sagen:
„Der gegnerische Schriftsatz wird in meiner Erwiderung schon so zerpflückt werden, daß Sie Ihre Helle Freude daran haben sollen, Fran Doktor." Damit will er ihr das Stichwort geben, nm diese ihr sichtlich lästige Rücksprache zn beenden. Seine Absicht gelingt: denn sofort greift Blandine auf:
„Danke. Burkhardt." Sie reicht ihm die Hand und gebt.
Er hat der Versuchung widerstanden, diese Hand z» küssen, aber er wehrt nicht den Gedanken, die sich welk mehr mit der geliebten Fran beschäftigen als mit den Aktenstücken, die sie ihm auf ihrem Schreibtisch zurück- gelassen hat.
Blandine ist treppauf gehuscht und will mit leisen Schritten ihr Zimmer ättfsnchcn,-als sie sich plötzlich fn der Diele dem Diener Emil gegenüber steht, dessen übliche Korrektheit der starken Erregung der Stunde ge- wichen ist. Er hängt an seinem gütigen, beklagenswerten Herrn und bangt der Entscheidung entgegen, die fetzt hinter der Türe gefällt wird, davor er wartend ans und ab acht, die Hände im Rücken verschränkt.
„Verzeihung," stottert er, fern aller sonstigen Form beim unvermuteten Anblick der Fran des HanscS, „es . . . ich . (
„Schon gut," entgegnet Blandine leise, „warten Sie mir hier ... und . . . falls dann Herr Hclbing nach mir fragen sollte ... ich bin ans meinem Zimmer . .
Und schon ist sie dabin vcrschwnnden . . .
Die Hände ans den Tisch gestützt, starrt sie mit brennenden Ängen ans den Spruch, der die kahle, glatte Wand ziert. Lautlos formen ihre Lippen:
. . und wer da anklovfct, dem wird anfgctan , .
Ein stummes, inbrünstiges Beten ist in ihr: ein Ringen nnd Beschwören . . , Tie Regrisse für Zeit nnd Raum gehen unter in dem Sturm, der, in ihrer Seele tobend, zum Ausbruch drängt. Allein, sie unterdrückt den Aufschrei, die geballten Hände gegen den Mund gepreßt...
(Fortsetzung folgt.)