^§ 186 . Amis- und Änzeigeblatt für den Bezirk Calw. 82 . Jahrgang.

-irscheinun-rta-e: Dienstag, Donneritag, Sam«- taa, Sonntag. Jnsertionrpeei« 10 Psg. pro Zeile für Stadt so» S,,iet»orte; außer Bezirk IL Pfg.

Samstag» den 23. November L9V7

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angemessene Entschädigung für seine nunmehr zehnjährige Tätigkeit enthalten. Der Standpunkt der Reichsregierung wird in einer dem Etat der Reichsamtes des Innern beigefügten Denkschrift dargelegt werden.

Stuttgart 21. Noo. Eine stark besuchte Versammlung des hiesigen Wirtsvereins de- schloß, angesichts der gesteigerten Brotpreise gleichfalls eine Preiserhöhung eintreten zu lassen. Vom 1. Dezember ab wird in den Wirtschaften ein Brot 4 kosten.

Stuttgart 21. Okt. (Schwurgericht.) In der Nacht zum 9. September wurde in Alt­dorf OA. Böblingen ein schweres Verbrechen begangen. Die 86 Jahre alte Händlerswitwe Gottliebin Eitel wurde in ihrer Wohnung ver- waltigt und sodann erwürgt. Der Täter drückte der Frau außerdem mehrere Rippen ein. Als sich die Frau Eitel morgens nicht zeigte, wurde nach ihr geforscht. Der Polizeidiener stieg durch ein Fenster in die Stube ein und fand die Frau tot in ihrem Bette liegend. Unter dem dringenden Verdacht, die Greisin getötet zu haben, wurde der ledige, 21 Jahre alte Taglöhner Wilhelm Zipperer von Altdors am 9. September verhaftet. Nach anfänglichem Leugnen gab er die Tat zu. Wegen Notzucht und Totschlags hat er sich nun vor dem Schwurgericht zu verantworten. Die Oeffentlichkeit ist jedoch über die ganze Dauer der Verhandlung ausgeschlossen. Geladen sind 17 Zeugen und 4 Sachverständige. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Jelin, die Verteidigung hat Rechtsanwalt Payer II übernommen.

Stuttgart 21. Nov. (Schwurgericht). Die Verhandlung gegen den Taglöhner Wilhelm Zipperer von Altdorf wegen Notzucht und Totschlags wurde heute abend zu Ende geführt. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten der Notzucht mit Todesfolge im Sinne der § 178 Str.'G.-B. schuldig unter Versagung mildernder Umstände. Dar Urteil lautete aus 12 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust. Bei der Strafbemessung zog das Gericht die Angetrunken­heit, sowie die verwahrloste Erziehung des An­geklagten strafmildernd in Betracht.

Bönnighetm OA. Besigheim 21. Nov. In einer Versammlung der Schreinermeister Oberamts Besigheim wurde nach einem Vortrag des von Handwerkskammersekretär Sinn-Heilbronn über Handwerkelfragen die Gründung einer Zwangsinnung beschlossen.

Heilbronn 21. Noo. Unter der Spitz­markeein frühreifer Prozeßfreund" schreibt derGeneralanzeiger": Kam da dieser Tage ein sechsjähriger Knabe auf das Rathaus und betrat keck und kühn das Zimmer eines Be- amten. Hier brachte er folgender vor: Er sei am Schaufenster eines Optikers in der Sülmer- straße von anderen Jungenweggeschubst" worden. Erstaunt fragte der Beamte, was er denn mit diesem Vorbringen bei ihm wolle. Der Kleine antwortete kühl: Klagen! Darob war natürlich der Beamte nicht wenig erstaunt, ein solcher Kläger war ihm in seiner Praxi« noch nicht vorgekommen. Er belehrte den kleinen Prozeßhansel, daß er noch nicht rechtsfähig sei, wenn schon geklagt werden solle, so müsse dies sein Vater für ihn tun. Mit den Worten:Dann werde ich meinen Vater

TLgesneKigkeite«.

* Calw 22. Noo. Das Thermometer ist in vergangener Nacht zum ersten Mal in diesem Herbst unter Null gesunken, sodaß das Wasser in den Gräben mit einer leichten Eis­decke versehen war. Nach der Ansicht ver­schiedener Wetterkundiger soll ein strenger Winter in Aussicht stehen. Auch aus gewissen Anzeichen bei den Tieren wird auf eine große Kälte geschlossen. So ziehen sich die Spitzmäuse in die Häuser zurück, was sonst selten bei diesen Tieren der Fall ist. Die Hasen sind mit einem sehr dichten Balg versehen, was gleichfüll; auf einen nahen strengen Winter schließen läßt.

* Calw 22. Nov. Die Nummer 11 der BlätterAus dem Schwarzwald" enthält Eine Kandeltour" von Aug. Reitz in Schwen­ningen, einen flott geschriebenen Aufsatz über Die Heidelbeeren" von Volz-Heilbronn, eine sehr interessante Schilderung derSchutzmittel der Pflanzen gegen Wetterungunst", einen Reise­bericht überEine Hohlohpartie" von K. Sp.- Stammheim (bei Calw), eine Beschreibung der Burgruine Hornberg" (Baden) und einige Ge­dichte von Christian Wagner-Warmbronn. Mit­teilungen aus den Bezirkrvereinen und Bücherschau bilden den Schluß der mit hübschen Bildern aus­gestatteten Zeitschrift.

Gültlingen OA. Nagold 21. Nov. Unsere seit Anfang Juni des Jahres in Erneuerung be­griffene evang. Pfarrkirchez. Hs. Michael" wird nunmehr am nächsten Sonntag, den 24. ds. Mts. der Gemeinde in festlicher Einweih­ung wieder zur Benützung zurückgegeben. Die Leitung der Erneuerungsarbeiten lag in den Händen der Architekten Prof. R. Böklen und C. Feil in Stuttgart und ihres Angestellten, Bauführer Wolf in Calw; die Kosten belaufen sich auf 14 000. Die Kirche stellt sich nun in ckhrem neuen Gewands schon von außen wieder recht stattlich dar; der obere Teil des Turmes wurde verschindelt und das ganze Aeußere neu verputzt. Die uralte, um die Kirche sich ziehende, hohe Friedhofsmauer, der älteste, befestigte Teil Gült- lingens, wurde wieder soweit hergerichtet, daß eine Gefahr ausgeschlossen und dem weiteren Verfall unter Witterungseinflüffen vorgebeugt ist. Ein Trottoir ums Gebäude und eine Entwässerungs­anlage sorgen für eine geregelte Abfuhr des Tag- waffers des ganzen Kirchenplatzes. Die Zugänge und Ausgänge zu Kirche und Friedhof wurden bequemer und solider hergestellt. Im Innern wurde der ganze Erdgeschoßboden eben durchgeführt, die Stuhlung unter teilweiser Erneuerung bequemer gestellt; ein neuer Altar und Taufstein ersetzt die früheren unpraktischen und unschönen Stücke. Alle Türen erhielten Windfangabschlüsse, eine neue Blei- verglasung der Fenster und ein weiterer Ofen machen die Kirche auch zur Winterszeit angenehmer für den Aufenthalt. Endlich gibt eine Neubemalung des Innern dem Kirchenraum den würdigen Ein­druck einer in gediegener Einfachheit schönen, prote- stantischen Predigtkirche. Die Sakristei erfuhr eben- fall» die sehr notwendige und lohnende Erneuerung. Mit der Versetzung der hiesigen Kirche in einen würdigen Zustand hat sich Herr Pfarrer Schick, nun in Großheppach bei Waiblingen, und der hiesige Kirchengemeinderat ein Verdienst und

bleibendes Andenken erworben. Gleichzeitig findet am nächsten Sonntag die Investitur des für Gültlingen neu ernannten Pfarrers Wid- mann, bisher in Steingebronn OA. Münsingen, statt; ein Essen im Gasthaus zum Hirsch schließt sich an beide kirchliche Feiern an.

T Die Tübinger Strafkammer ver­urteilte den Schreinergesellen Jakob Harsch von Sommenhardt zu 1 Jahr Gefängnis. Der Ver­urteilte hatte nach vorausgegangenen Streithändeln dem Bauernsohn G. A. Lutz in Sommenhardt auf dem Wege zwischen Zavelstein und Sommen­hardt mit einer Axt bewaffnet aufgelauert und ihn derart auf den Hinterkopf geschlagen, daß ein Knochenbruch entstand und der also traktierte längere Zeit in Lebensgefahr schwebte.

Tübingen 19. Nov. Dem Vernehmen nach wird die hiesige Fleischwarenfabrik (Württembsrgische Fleischwarenfabrik A -G ) mit dem 1. Dezember ihren Betrieb einstcllen. Die Firma ist bekanntlich erst vor 2 Jahren neu gegründet und eingerichtet worden und hat die Armeelieferung von Konserven für das Württ. Armeekorps auszuführen. Die Einrichtung der Fabrik, der eigener Schlachtbetrieb (unter Ent­bindung vom allgemeinen Schlachthauszwang) ge­stattet worden ist, hatte zu einem heftigen Streit mit der Metzgerschaft geführt, die nun wohl über diesen Schlußakt ihres vermeintlichen Kon­kurrenten frohbewußt sein wird. Schuld au dem Ergebnis soll das fortdauernde finanzielle Fiasko des Betriebes sein.

Böblingen 20. Nov In dem benach­barten Darmsheim, wo anläßlich des am 27. August dort ausgebrochenen großen Brandes zur Zeit eine rege Bautätigkeit herrscht, kam es am Montag abend zwischen 5 und 6 Uhr zu einer blutigen Messerstecherei. Sechs Platten- Hardter ledige Burschen, dieBlauen" machten, gerieten aus geringfügigem Anlaß mit einem dortigen Bürger in Streit bis schließlich zum Messer gegriffen wurde. Die sechs Plattenhardter stachen auf die Darmsheimer mit aller Macht ein, so daß fünf Personen verletzt wurden, dar­unter der Polizeidiener und der Feldschütz. Er- sterer wurde mit seinem eigenen Seitengewehr, das ihm entrissen worden, verletzt. Von Böblingen wurde die Landjägermannschaft gerufen. Sämt­liche Beteiligten wurden gestern früh ins Amts­gericht etngeliefert.

Stuttgart. Wie derSchw. Merk." mitteilt, hat die Retchsregierung sich entschlossen, noch als Nachtragretat für 1907 400000 zu fordern, um den Grafen Zeppelin in den Stand zu setzen, so schnell als möglich mit dem Bau seines neuen großen Luftschiffes zu beginnen. Dieser Bau soll so beschleunigt werden, daß er bei Eintritt der günstigen Witter­ung fertig ist. Von dem Ergebnis der mit dem neuen Luftschiff zu unternehmenden Probefahrten, bei welchen die vom Grafen Zeppelin in^Ausficht gestellten weiteren Erfolge nachgewiesen" werden sollen, wird es abhängen, ob die im Etat der Reichsamter des Innern für 1908 beantragte Summe von 2150000 zum Ankauf des ganzen Zeppelinschen Unternehmens verwendet wird. In dieser Summe find die Barauslagen des Grafen Zeppelin, sowie eine