Donneistag den 1. September 1938

Der Enztaler

86. Jahrgang Nr. 204

Mus MürttemöerL

Heute Tag -er Jugerr-

Der Neichsjugendsiihrsr spricht in der Stadthah'e

Stuttgart, 1. September. Heute werden die Landsknechtstrommeln der Pimpfe m den fest­lichen Straßen des geschmückten Stuttgart dröhnen, zum Zeichen, daß an diesem Tag die Iugenddas Feld beherrscht. Zusammen mit ihren schwäbischen Gastgebern werden die aus­landsdeutschen jungen Kameraden aus aller Welt auch äußerlich jene herzliche Kamerad­schaft zum Ausdruck bringen, die auf der Fahrt durch die ganze deutsche Heimat und im Zelt­lager der Hitler-Jugend im Rosensteinpark in Stuttgart gepflegt wurde.

Kameraden und Kameradinnen aus Japan werden zusammen mit denen schreiten, die aus Uebersee, aus den Steppen Afrikas und aus den befreundeten Ländern wie z. B. Italien, Portugal und Spanien gekommen sind. Am Abend dieses Tages wird sich die Jugend und mit ihr das ganze Stuttgart mit seinen Gästen von überall her in der Stadthalle zur Großkundgebung mit dem Jugend­führer des Deutschen Reiches zusammenfinden.

Nachher veranstalten die Amerikadeutschen einen großen Kameradschaftsabend im kleinen Saal des Kursaals in Bad Cann­statt. Es spricht SA.-Standartenführer Josef Schuster, München. Alle Teilnehmer aus USA. und ehemaligenAmerikaner" sowie Freunde der Bewegung sind herzlich will­kommen.

EVA MWßgt AuMuLslugen

Schluß mit der geflissentlichen Irreführung

Prag, 31. August. Das Presseamt der Su­detendeutschen Partei teilt mit:In ihrer heutigen Tagung hat die Delegation der Sn- detendentschen Partei, die von Konrad Hen­keln mit der Führung der Verhandlung mit der tschecho-slowakischen Negierung bevoll­mächtigt ist, sich eingehend mit den die aus­ländische Öffentlichkeit irreführenden Nach­richten über den Stand dieser Verhandlun­gen besaßt. Die Delegation stellte fest, daß seit einigen Tagen s y st e m a t i s ch-F a l s ch- meldungen dahingehend verbreitet wer­den, als ob der Sudetendeutschen Partei ein sogenannter dritter Vorschlag seitens der Ne­gierung unterbreitet und von der Sudeten­deutschen Partei noch nicht beantwortet wäre. Hierzu muß klargestellt werden, daß der Su­detendeutschen Partei bis zum heutigen Tage seitens der tschecho-slowakischen Negierung außer dem bereits bekannten Nationalitäten­statut kein neuer Vorschlag vorgelegt wurde. ES kam bisher auch nicht zu der vor­gesehenen Aussprache zwischen dem Minister­präsidenten Hodza und Abgeordneten Kundt über die Möglichkeiten einer Fortsetzung der Verhandlungen."

Lord Runciman empfing gestern um 11 Uhr den sudetendeutschen Abgeordneten Kundt. ' " ' '

DeutW ZOMlue" rmgefWrM

Tschechische Soldateska gegen Sudetendeutsche

Prag, 31. August. In der Nacht zum LS. August beschimpfte in Mährisch-Schön- berg ein tschechischer Offizier Sudetendeutsche alsDeutsche Schweine" und versuchte, einem von ihnen das Abzeichen herunterzureitzen. Als sich der Beschimpfte zur Wehr setzte, wurde er angespuckt und m»t Fü­ßen getreten. In Neu-Ebersdorf stürm­ten tschechische Soldaten eine Erntefeier der Sudetendeutschen Partei. Ein Osfiziersaspi- rant gab den Befehl, worauf Soldaten das Bajonett zogen und aus die Gäste ein­drangen, wobei ein Sudetendeutscher verletzt wurde. Mit Mühe gelang es, die Tschechen aus dem Gastlolal hinauszudrängen. Beim Abzug der Soldaten wurden auf die Sude­tendeutschen drei Schüsse abgegeben, die je­doch glücklicherweise niemand trafen. In den Grenzgemeindsn bei Grulich kam kam es in den letzten Nächten zu wüsten Schieße­reien von Militärpatrouillen, ohne daß die Ursache ermittelt werden konnte. Der Bevölkerung hat sich eine begreifliche Er­regung bemächtigt.

26 W KMMe Ander ln WechWs schulen grprsßt

Prag, 31. August. Bei den Einschreibungen im Juni dieses Jahres haben sich rund 2300 Kinder aus Hultschin in deutschen Schulen angemeldet. Diese Einschreibungen wurden nun im Monat August von einer Kommis­sion überprüft, die Paritätisch zusammen­gesetzt sein sollte. Die Kommission bestand aber aus fünf Tschechen und nur einem Deutschen (!) Die deutschen Eltern wurden mit einer tschechischen Vor­ladung zu den Sitzungen dieserKommis­sion" gerufen, lieber die Nationalität der Kinder hat die Kommission ..abgestimmt" (!) Das Ergebnis war. daß 100 Kindergroß- als Deutsche anerkannt wurden und 200 bis 300 Kinder nichtgeprüft" werden konnten, da sie sich zu denPrüfungen" nicht eingefunden hatten. Bei rund 2 0 0 0 Kin­dern wurde jedoch bestimmt, daß sie Tsche­chen werden sollten! Da die Hultschiner Eltern aber von ihrem Elternrecht unbedingt Gebrauch machen wollen, so ergibt sich heilte eine vollkommen chaotische Lage.

Dettingen, Kr. Kirchheim, 31. Autz. (Kind vom Lastauto getötet.) Beim Ueber- quereu der Hauptstraße lief der fünfjährige Sohn des Fuhrhalters Friedrich Faig direkt in ein Lastauto. Der Junge wurde so schwer verletzt, daß er kurz nach b«r Einlieferung ins Kreiskrankenhaus starb.

Mengen, 31. August. (Selbstmord in geistiger Umnachtung.) Ein hiesiger junger, verheirateter Mann öffnete sich dieser Tage in selbstmörderischer Absicht die Puls- und Halsschlagadern. Von dem eigenen Kinde im Blute liegend aufgefunden, mußte er in ein Krankenhaus gebracht werden, aus dem er jedoch im Fieberwahn entwich. Der hartnäckige Selbstmordkanditat. der in geistiger Umnachtung gehandelt haben dürfte, schleppte sich mit Aufbietung seiner letzten Kraft an die Donau, um dort den Tod zu suchen und auch zu finden. Die Leiche konnte noch nicht ausgefunden werden.

Man hat nicht zu Unrecht neben Sachsen Würt­temberg als die zweite Werkstatt Deutschlands bezeichnet. Seine Erzeugnisse nehmen deshalb im Schaufenster" der deutschen Wirtschaft, auf der Leipziger Messe, von jeher einen breiten Raum ein. Man muß dabei nicht nur an Musikinstru­mente aus Trossingen oder an Neuheiten aus Schwäbisch Gmünd oder an Uhren aus dem württembergischen Schwarzwald denken. Unsere schwäbische Heimat hat auf dem Weltmarkt über Leipzig auf vielen Gebieten geradezu eine Art von Monopol.

Oft sind es kleine unscheinbare Dinge, die an der Peripherie des notwendigen Bedarfs liegen, die gerade in Württemberg zu Hause sind. Wer weiß, daß man in Leipzig das Heim unseres ge­fiederten Sängers, den Bogelkäfig, fast nur an den Ständen von einigen Firmen aus Lud- wigsburg kaufen kann? Das gleiche gilt von gewissen metallenen Tafelgeräten oder von einem besonderen Genre von Bilderbüchern, die Eßlingen zur Heimat haben. Oder wo kaust man auf der Leipziger Messe Präzisionswaagen aller Art? Fast ausschließlich bei schwäbischen Her­stellern aus Murrhardt, Onstmettingen, Sontheim, Ebingen nsw. Oder was wäre das gesamt­deutsche Angebot in gewissen Holzwaren, aber auch in Bein- und Hornwaren -chne den Beitrag von Süßen und Urach? Oder wo ist die Heimat des Plexiglases, dieses neuen deutschen glasklare» Werkstosses? In Gieugen-Fils. Oder kann man sich das Angebot in lebenswahren Puppen und Tieren ohne die Ausstellung von Gieugen-Brenz vorskellen? Ebenso haben würkkembergische Haus­und Küchenmaschinen, schwäbisches Holzspiclzeug, gewisse Sportartikel usw. einen besonderen Nus.

Steigerung der Ausstellerzahl

Unsere schwäbische Heimat ist aus der Leipziger Herbstmesse 1938 mit insgesamt 258 Ausstel­lern gegenüber 248 zur Vorjahrs­messe vertreten. Daß diese Firmen manche Neuheit zu bieten haben, liegt auf der Hand. So sind besonders reichhaltig die Musterungen von Schwäbisch Gmünd. Hier sah mau viele hand­werklich gearbeitete Muster, bei denen das Pflau- zenmotiv und einfache Flächenmuster, belebt durch Hammerschlag, vorherrschen. Auch in Mode­schmuck sah man viele Neuheiten. In silbernen Tafel- und Luxusgeräten herrschen vor Kombi­nationen mit Edelhölzern, die besonderen Reiz dann haben, wenn die Maserung des Holzes und der Silberbeschlag in gutem Einklang stehen. Rei­zende Sächelchen bringt unsere Kleinsilberwaren- Fabrikation. Auch aus die neuen Werkstoffe hat man sich verständnisvoll umgestellt. Man hat zum Teil wenig beachtete Metalle herangezogen und diese durch handwerkliche Bearbeitung ver­edelt. Dies gilt z. B. für tue neuen Stahllegie- rungcn, die man nicht nur zu Tisch- und Ge- brauchsgegeustandcn, zu Bestecken usw. verarbeitet, sondern auch zu Schmuck.

Aparte Neuheiten

Die württembergische Uh re »-Industrie zeigte aparte Neuheiten i» Tisch, und Stiluhren. Kleine Formen, nur mit Pendelwerk, aus deut-

London, 31. August. Wie dieTimes" aus Riga meldet, haben die Sowjets unter ihrem Marinepersonal derartgründliche" Maßnah­men zur Entfernung vonVerrätern" und Saboteuren" ergriffen, daß sich gegenwärtig auch nicht ein einziger Offizier in der Roten Flotte befindet, der noch vor einem Jahr einen höheren Posten bekleidete. Das sowjetrussische Marineministerium habe jetzt zum ersten Male zugegeben, daß die bedeu­tendsten sowjetrussischen Admirale Vor weni­gen Monaten erschossen worden seien, und zwar Admiral Orloff, Oberbefehlshaber der Noten Flotte, der die Sowjetregierung bei den Krönungsfeierlichkeiten in London vertrat, Admiral Sivkoff, Befehlshaber der Roten Ostseeflotte, und Admiral Ludry, Leiter der Marineakademie. Andere, so fügt dieTimes" hinzu, die alsVerräter" undFeinde des Vol- kes" verschwunden seien, hätten sicherlich das-

Tübingen, 31. August. Im Juni d. I. er­eignete sich in Kirchentellinsfurt, Kr. Tübin­gen, ein schwerer Unglücksfall, dem ein 12jäh- riger Junge zum Opfer fiel. Der Getötete und drei andere Personen saßen auf dem mit etwa 10 Ztr. Heu beladenen Lastkraftwagen eines H. Sch. aus Tübingen. Der Wagen war allem Anschein nach nicht sonderlich gut geladen, auch fehlte das in diesem Fall dringend notwendige Seil. Als Sch. mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 25 Km. in der Adolf-Hitler-Stratze um eine Kurve fuhr, fielen sämtliche vier Per­sonen vom Wagen. Dabei wurde der Junge tödlich verletzt. Die übrigen Personen erlitten znm Teil erhebliche Verletzungen. Sch. hätte als Führer niemals dulden dürfen, daß vier Personen auf dem Wagen Platz nahmen, wenn die Fuhre in keiner Weise gesichert war. Er büßt seine Fahrlässigkeit nun mit sechs Wochen Gefängnis.

scheu Edelhölzern, wechseln mit größeren in vun- ter Reihe ab. Auch Stiluhren mit lausender Re­klame, Sparühren mit und ohne Kalender sieht man in vielen Neuheiten an den schwäbischen Ständen. Vielfach bringen farbige Ziffernkränze willkommene Abwechslung in die bisherige Ein­förmigkeit. Trossingen ist ja bekanntlich führend in der Herstellung von Harmonikas. Auch hier sah man manche Messe-Neuheit die weniger grundsätzlicher als verbesserungstechnischer Art ist. Daß Eßlingen und die anderen schwäbischen Buchverlage usw. einen breiten Raum einnehmen, versteht sich von selbst.

Ersinderreichtum

Eine besondere Freude ist es immer wieder, die Erzeugnisse einer Stuttgarter kunsthandwerklichen Glaswerkstätte zu betrachten. Auch der Erfin­derreichtum der schwäbischen Hersteller ist schier unerschöpflich. Sv steht man neue Cellu­loidwaren »Erzeugnisse bei einer Heilbrunner Firma, nette Buntlederwaren aus Ludwigsburg und neuartige praktische Servierwagen aus Schwäbisch Gmünd. Eine Papierwarenfabrik in Eislingen bringt nette Neuheiten in Papierserviet. ten, die äußerlich von Batistservietten kaum zu unterscheiden find.

Baumesse

Stark ist Württemberg auch aus der Herbst- Bau messe vertreten. Theumaer Schiefer und schwäbischer Travertin sind deutsche Bausteine, die sich mehr und mehr durchsetzen. Auch auf dem Gebiete der Dachdeckung, Fußböden und Wandverkleidungen steuern schwäbische Firmen manchen Beitrag bei. Eine Firma in Blaubeu­ren bringt neuartige Horizontal-Schiebefenster, die besonders gut abdichten. Das gleich« gilt sür ihre Spezialtüren für Balkons und Terrassen. Eine Feuerbacher Firma bringt Spezialbeschläge für Garagen, Schcrenössner sür Fenster, Rollen- jyfteme für Schiebetüren usw., die besondere Be­achtung finden. So steuert unsere schwäbische In­dustrie auch aus diesem Gebiet manche Neuheit bei und hilft den Ruf der heimischen Fabrikation über Leipzig festigen.

Sland der Maul- und Klauenseuche

Die Maul- und Klauenseuche ist ausgebro­chen in Steinbach, Kr. Backnang, Stafflangen und Muttensweiler, Kr. Biberach, Hunderfingen und Oberstadion, Kr. Ehingen, Altkrautheim und Buchenbach, Kr. Künzelsau, Blumweiler, Vorbach­zimmern und Weikersheim, Kr. Mergentheim, Aichstetten, Kr. Münsingen, Langenbeutingen, Kr. Oehringen, Dietelhofen, Kr. Niedlingen, Setzin­gen, Kr. Ulm, Ratzenried, Kr. Wangen, und Gai- lenkirchen. Kr. Hall.

Die Seuche ist erloschen in Gerhaussn, Kr. Blaubeuren, Ehningen, Kr. Böblingen, Süßen, Ennabeuren, Kr. Münsingen, Baltringen, Bron- ' nen, Bühl, Dietenheim und Sinningen, Kr. Laup- yeim, Lehr, Kr. Ulm. Iptingen und Unterrixingen, Kr. Vaihingen, Schwaikheim, Kr. Waiblingen, und Nattheim, Kr. Heidenheim.

selbe Schicksal erlisten: Admiral Iw an off, der stellvertretende Chef der Roten Flotte, Admiral Viktoroff, Admiral Muklevich, Leiter der Konstruktionsabteilung, Admiral Kozha- noff, Admiral Kireheff, Admiral Dichnenoff, Admiral Kadatzky, die Professoren Zherve und Petrow von der Marineakademie in Leningrad und viele andere.

Blüchers Kommaudogmall beschrörM

Keijo (Korea), 31. August. Das Kom- mandoüber die Flugstreitkräfte der Sowjets im Fernen Osten wurde dem Marschall Blücher entzogen und dem Politischen Kommissar der Noten Armee, Rya- kow, übertragen. Dieser Meldung, die aus zuverlässiger Quelle stammen soll, wird hin­zugefügt, daß hierdurch das Mißtrauen bewie- sen werde, das Stalin Blücher entgegenbringe.

258 wiirtt. Aussteller in Leipzig

Württemberg, die zweite Werkstatt Deutschland»

..Säuberung" -er Sowjetmarine

Zeh« Admirale von der GPA. erschaffe«

Mderfon wieder in Berlin

Berlin, 31. August. Der britische Botschaf­ter, Sir Neville Henderson ist am Mitt­wochnachmittag mit dem planmäßigen Flug­zeug aus London nach Berlin zurückgekehrt.

An zuständiger englischer Stelle wird be­tont, daß der britische Botschafter in Berlin Sir Neville Henderson sich mit voller und genauer Kenntnis der Ansichten des briti­schen Kabinetts nach Berlin zurückbegibt. Gerüchte jedoch, die wissen wollen, daß er eine Note der britischen Negierung zur Uebergabe an die deutsche Regierung oder sogar eine geheime Botschaft an den Führer in Gestalt eines persönlichen Briefes mitbringe, werden an amtlicher Stelle als gänzlich unbegründet bezeichnet.

22 ZW «W ArhLMurhvMMe

Berlin, 31. August. Die Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversiche­rung hat am 25. Juni im Altreich erstmals eine Erhebung über die arbeitsbuchpflichtigeu Personen durchgeführt. An diesem Tage wur­den bei den Arbeitsämtern insgesamt 22 287 000 arbeitsbuchpflichtige Personen, und zwar 14 974 000 Männer und 7 313 000 Frauen gezählt. Sieht man von den geringen Abweichungen in der Umgrenzung des erfaß­ten Personenkreises gegenüber den Arbeitern und Angestellten der Berufszählung vom 16. Juni 1933 ab, deren Zahl sich mit Ein­schluß des nachträglich eingeglieoerten Saar­gebiets auf 20 434 000 belief, fo zeigt sich, daß der wirtschaftliche Aufstieg zu einer beträcht- l'chen Ausweitung des Personenkreises der Arbeiter und Angestellten geführt hat.

Das Martyrium dsr Sberkärntner

8 i g s u d er i c ti l cker H8-?resse

all. Wie«, 31. August. Der unerhörte Terror, den Angehörige des Schutzkorps nach der Nie­derschlagung der nationalsozialistischen Er­hebung im Juli 1934 in Oberkärnten aus­übten, wird demnächst Gegenstand eines Rie­senprozesses vor dem Klagenfurter Landgericht sein. U. a. haben sich der frühere Bezirkshaupt­mann von Linz, Hofrat Worzikowsky- Kundratitz, sein Stellvertreter Dr. Karl Hund­egger, Rechtsanwalt Dr. Karl Wanner und der frühere Handelsschullehrer Max Arsenscheck wegen Mißbrauchs der Amts­gewalt, öffentlicher Gewalttätigkeit, schwe­rer Körperverletzung, zum Teil auch wegen Diebstahl, Veruntreuung und Verführung zur Unzucht zu verantworten.

Als im Juli 1934 weite Gebiete von Ober­kärnten in den Händen der Nationalsozialisten waren, wurden Schutzkorpsabteilungen dorthin kommandiert. Nach der Niederknüppelung der Erhebung zog man die Hahnenfchwänzler wie­der zurück. Gleich darauf wurde von der Gen­darmerie Anzeige erstattet, daß sie die Bevöl­kerung in der unerhörtesten Weise terrori­siert und ausgeplündert hätten. Selbstverständlich wurde jedoch keine Unter­suchung eingeleitet. Der Verdacht, daß der An­zeiger selbst Nazi sei, war Grund genug, die Sache niederzuschlagen. Der bevorstehende Pro­zeß wird nun das furchtbare Martyrium der Oberkärntner Bevölkerung in jenen Tagen aufrollen. Wie die Erhebungen ergaben, hat nicht nur die Mannschaft gestohlen und geraubt, was ihr in die Hände fiel, sondern auch die Führer haben sich an den Raubzügen aktiv beteiligt. Hundegger und Kundratitz droh­ten in einem öffentlichen Aufruf, Geiseln aus­zuheben und sie bei dem leisesten Anschein von Widersetzlichkeit ohne weiteres zu erschießen. Widerrechtlich Verhaftete ließ man stundenlang vor schußfertigen Gewehren stehen. Eine der tollstenHeldentaten" in jener Zeit beging Dr. Wanner, als er in Oberdrauberg in ein Haus eindrang, schoß er einen ihm entgegen­kommenden Mann ohne Anruf nieder. '''

MM» in MUSS WWermt

OiZenkerickt cker b!8-?rexse

86. Rom, 1. September. Ter heute unter dem Vorsitz Mussolinis tagende italienische Ministerrat wird sich, wie in unterrichteten Kreisen verlautet, in erster Linie mit dem Judenproblem befassen. Zwar sind nähere Einzelheiten über die Absichten des Duce noch nicht bekannt, doch nimmt man an, daß bei dieser Gelegenheit Maßnahmen be­raten werden, um den Einfluß des Juden­tums in Italien auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens einzuschränken und zu bc- kämpfen.

17 Kampfflugzeuge abgefchsffen

Schanghai, 31. August. Zu den heftigen Luftkärnpsen in der Provinz Kwantung mel­det der japanische Heeresbericht ergänzend, daß der Hauptkamps bei Namyung an der Grenze zwischen den Provinzen Kwantung und Hunan vor sich geht. Dort sind 17 englischeGladiator"-Kampf­flugzeuge, die zur Abwehr aufgestiegen waren, samt und sonders abge­schossen worden. Von den japanischen Maschinen sind nur zwei nicht zurückgekehrt. Der japanische Bericht vermerkt, daß sich die chinesischen Kampfflieger heldenmütig zur Wehr gesetzt haben und hartnäckig am Geg­ner geblieben sind, woraus sich der Verlust sämtlicher Flugzeuge erkläre.