ten Europas, England, Frankreich, Italien und Deutschland, gegeben. Wir wollen in dieser Stunde, in der man in London und Paris bereits von einem neutralisierten -'chechischen Staate spricht, und die Herren Benesch und Hodza in die Wüste sendet, unsere westlichen Nachbarn daran erinnern, daß ihnen der Führer immer wieder erklärte, daß Deutschland den ehrenvollen Frieden mit allen Kräften aufrecht erhält, denn unser 7ü-Millionen-Volk hat in der Zukunft noch größere Aufgaben zu lösen zur Ehre der Vergangenheit und seiner geschichtlichen Sendung im europäischen Raum.
Entjudung schreitet fort
Ein Drittel des Judenvermögens erfaßt
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ek. Wien, 22. Juli. Die Vermögensverkehrsstelle in der Reichsstatthalterei, zu deren wichtigsten Aufgaben die Wirtschaftsplanung und im engen Zusammenhang damit die Entjudung des jüdischen Vermögens zählt, hat seit dem Beginn ihrer Arbeit Ende April von den bisher eingelaufenen Arisierungsansuchen etwa 10 Prozent z u- stimmend erledigt. Damit ist rund ein Drittel der gesamten jüdischen Vermö- gensanlagen in der Ostmark erfaßt. Die Entjudung wird in der Reihenfolge der Bedeutung des Betriebes für die gesamte Volkswirtschaft durchgeführt. Die Großunternehmen und die wichtigsten Exportbetriebe stehen daher in erster Linie. Da alle bisher eingegangenen Entjudungsgesuche nur ungefähr die Hälfte des gesamten jüdischen Besitzes betreffen, wird die Vermögensverkehrsstelle im gegebenen Zeitpunkt von sich aus die notwendigen Schritte zur völligen Durchführung der Arisierung ergreifen, die binnen drei Jahren beendet sein soll.
Der Unruheherd Moskau
Japan setzt die Verhandlungen fort
Tokio, 22. Juli. Der Sprecher des japanischen Außenamtes gab eine Erklärung ab zur Unterredung des japanischen Botschafters Shigemitsu mit Litwinow. Shigemitsu habe in Moskau eine Kompromißlösung dahingehend vorgeschlagen, daß Moskau den Status quo wiederhcrstcllen solle. Nach Erfüllung dieser Forderung sei Japan bereit, über die Grenzsrage zu verhandeln. Gleichzeitig habe der Botschafter erneut wegen der Erschießung des japanischen Gendarmen protestiert. Lmvi- now habe sowohl den japanischen Vorschlag als auch den Protest rundweg zurückgewiesen, lieber die sonstigen Schritte Japans befragt, erklärte der Sprecher, daß bisher die diplomatischen Mittel noch nicht erschöpft seien. Wie früher betont, müsse Japan selbstverständlich bereit sein, notfalls Gegenmaßnahmen zu'treffen. — Die japanische Presse berichtet auch am Freitag aus Grenzorten Koreas und Mandschukuos, daß weitere V e r st ä r k u n g e n der sowjetrussischen Truppen im Raume von Wladiwostok an der Ostgrenze Mandschukuos beobachtet worden seien.
ArMkk RliMbm'ül! in MtMle
100 000 Frank Lohngelder geraubt
Paris, 22. Juli. In einer Marfeiller Vorstadt überfielen am hellichten Tage fünf maskierte und bewaffnete Ban- diten drei Angestellte eines Unternehmens für öffentliche Arbeiten, die in einer Bank die Wochenlohngelder abgehoben hat- ten. Die Uebersallenen wurden mit dem Leben bedroht und mußten das Geldpaket im Werte von 100 000 Frank den Räubern überlasten, die in einem bereitstehenden Kraftwagen eilends daS Weite suchten.
Tschechische Mobilisierung bestätigt
Heere»verstiirkung um 140000 Mau« — Aufstellung vo» Aemreeuugsteuppe«
Rom, 22. Juli. Der Prager Vertreter des „Messaggero" hält dem Prager Dementi wegen der Nachricht von neuen militärischen Maßnahmen in der Tschecho-Slowakei zahlreiche Zeugnisse entgegen, die bestätigen, „daß die veröffentlichten Meldungen nicht unbegründet find". So würden auf dem ganzen Gebiet der Tschecho-Slowaker wie der Korrespondent anführt, gegenwärtig die Reservisten, die normalerweise erst im näch- sten oder übernächsten Jahre zu einer Re. serveübung einberufen worden wären, zu einer vierwöchigen Hebung eingezogen. Damit werde die Stärke des tschecho-slowakischen Heeres um 140000 Mann erhöht und das.System der teilweisen Mobilisierung vom vergangenen Mai fortgesetzt. Der Korrespondent verweist ferner auf den Brief des Abgeordneten Wollner an den Ministerpräsidenten Hodscha über Truppenbewegungen in seinem Wahlkreis und über militärische Arbeiten an der Hauptverkehrsstraße Karlsbad-Fischern.
Tschechischen Blättermeldungen zufolge wurde der Regierung ein Vorschlag einge- reicht, der dahm geht, daß Arbeitslose, die eine Unterstützung erhalten, verpflichtet wer. den, diese Unterstützung zwangsweise abzu- arbeiten. Gleichzeitig mit diesem Entwurf wurde an zuständiger Stelle auch ein Vor- schlag betreffend die Errichtung öffent- licherArbeitslager unterbreitet. Das Finanzministerium sowie das Verteidigung?- Ministerium unterstützen diesen Vorschlag, da sie sich davon eine Ersparnis an Arbeitslosenunterstützung bzw. die raschere Erlebt- gung von neu geplanten Derlei- digungsbauten im Grenzgebiet versprechen.
Unverschämte Herausforderungen
Der Abgeordnete der Sudetendeutschen
Partei, Ernst Kundt, hat an die Prager Negierung wegen der Verbreitung von pro- dozierenden Hetzliedern durch Mili- iärpersonen und Lehrer eine dringliche Anfrage gerichtet. Da von zuständiger Seite bisher nichts geschehen ist, diese „Gesangsübungen" abzustellen, fragt Abgeordneter Kundt die Negierung, ob sie bereit ist, die Vorkommnisse streng und gründlich erheben zu lasten, geeignete Maßnahmen zwecks Abstellung dieser Gesangsübungen zu treffen und dafür zu sorgen, daß gegen diese Lehrer und Soldaten ein Verfahren ein geleitet werde, welches zumindest genau ft- streng durchgeführt wird, wie dies bei harmlosen Schutzgesetzverfahren gegen deutsche Staatsbürger der Fall ist. Die Dringlichkeit der Interpellation wird damit begründet, daß die angeführten Lieder in immer weiteren Kreisen verbreitet werden, die deutsche Bevölkerung in größte Erregung versetzen und damit durch die Weiterbelassung des jetzigen Zustandes ernste Gefahren für die Ruhe, die Sicherheit und die Ordnung im Staate zu befürchten seien.
Wachsende Erkenntnis in Paris
In der Pariser Presse macht sich endlich eine wachsende Erkenntnis der t s ch e ch i s ch e n Verschleppungsmanöver bemerkbar. So schreibt z. B. der „Temps" unter Bezug, nähme auf das Nationalitätcnstatut, daß der baldige Abschluß der Prüfungen dieses Statuts dringend notwendig sei und daß man nicht eine Aussprache in die Länge ziehen dürfe, die Anlaß zu gefährlicher Beunruhigung gebe. Auch die rechtsstehende „LibertL" fordert eine beschleunigte Regelung der sudetendeutschen Frage. — Hoffentlich wird diese Mahnung an der richtigen Stelle gehört und auch endlich befolgt, nämlich bei denPrager Regierungsstellen.
Das erste KdF.-Vors entsteht
Eine ideale Sarnitien-Erholuogsstiilte an der Ostsee
Rostock, 22. Juli. Im Rostocker Rathaus fand eine Sitzung statt, in der die Pläne für das e r st e d e u t s ch e K d F. - D o r f, das an Mecklenburgs Ostseeküste Lei Graal entstehen soll, besprochen wurden. Zu dieser Sitzung war auch der Gauleiter Reichsstatthalter Hildebrandt erschienen. Im Gelände, wo das Dorf entstehen soll, sprach Gauobmann Montag über seine Pläne, me dahin gehen, daß bereits im Herbst dieses Jahres ein Fünftel des KdF.- Dorfes mit dem großen Gemeinschaftshaus entstehen soll. Bereits nn Frühjahr 1939 können hundert Volksgenossen in das KdF.-Dorf einziehen.
In dem Dorfe soll in erster Linie die Familie eine Erholungsstätte sin. den. Selbstverständlich wird auch die Möglich, keit für die Unterkunft von Einzelpersonen bestehen. Der Dorfplatz mit dem großen Ge- meinschaftshaus für 500 Personen wird den Mittelpunkt des Dorfes bilden. Die Häuser werden in niederdeutschem Stil gehalten. Die Verpflegung des ganzen Dorfes wird auch von dem Gemeinschaftshaus aus geregelt, damit die Hausfrauen nicht selbst zu kochen brauchen und auch auf diesem Gebiet einmal Ausspannung haben. Dieses Gemeinschafts- Haus wird auch die Sammelstätte für Zusam
menkünfte, Unterhaltungen usw. sein. Besonders wird auch Wert auf gute Kinderspielplätze gelegt, die überdacht sein werden, damit Me Kinder bei jedem Wetter für sich fein können. Auch für Sportgelegenheiten für die Erwachsenen wird gesorgt.
Frontsoldaten treffen sich
Vom 21. Juli bis 6. August besuchen ehemalige englische Soldaten unter Führung des 86 Jahre alten Generals Sir John Hamilton Deutschland. General Hamilton war Generalinspekteur der britischen Kolonialtruppen.
„Die Verteidigung der Raste"
Anfang August wird in Italien eine neue Zeitschrift unter dem Titel „Die Verteidigung der Rasse' erscheinen.
Aetherschmuggler verbannt
Wegen des polnischen Grenzzonengesetzes zur Entfernung unsauberer Elemente aus dem Grenzgebiet sind erstmals 50 Familien im Kreis Nyb - nik in daS Landesinnere abgeschoben worden.
Friedensschlutz Paraguay-Bolivien
Bevollmächtigte Vertreter beider Mächte Unterzeichneten den Friedensvertrag, durch den Paraguay und Bolivien die durch ein internationales Schiedsgericht festgelegte Grenzziehung im bisher strittigen Lhacogeviet annehmen.
..Glaube und Siböubelt"
Erziehung zur Persönlichkeit
Stuttgart, 22. Juli. Mancher mag vielleicht schon die Frage aufgeworfen haben, warum denn eigentlich innerhalb einer so sestgesügten Gemeinschaft, wie sie der BDM. darstellt, eine neue Organisation gegründet wurde. Gerade aus die Frage Antwort zu geben lind Praktisch zu zeigen, was das BDM.-Werk ..Glaube und Schön- heit" will, war der Zweck des festlichen Abends, den diese neue Organisation am Donnerstag im Höhenrestaurant Schönblick veranstaltete. Zum erstenmal in Württemberg gewann hier eine größere Oessentlichkeit Einblick in die neue Arbeit und eine neue Seite des BDM., die nämlich, die durch die Pflege der Persönlichkeit bestimmt ist. Das Persönliche, die besonderen Begabungen die im jungen Menschen liegen, zu entwickeln, ist die Aufgabe der verschiedenen Arbeitsgemeinschaften des neuen Werkes, die mit Gymnastik. Wertarbeit, Musik und Laienspiel das Programm dieses Abends bestritten.
Die Anwesenheit einer großen Zahl süß- render Persönlichkeiten unterstrich die Bedeutung der Veranstaltung. Man sah Gauleiter Neichsstatthalter Murr mit seiner Gattin, Gebietsführer Sundermann und Obergauführerin Schönberger, ferner Gaugeschäftssührer Baumert. Gau- propagandaleiter und Landeskulturwalter Mauer, Innenminister Dr. Schmid. Ge» neral Ritter von Molo. Kreisleiter Fischer und weitere Vertreter von Partei und Wehrmacht.
Nach einer musikalischen Einleitung führ- ten hübsche Mädchen in anmutiger Befangenheit die von den Werkreferentinnen der Arbeitsgemeinschaft „Wertarbeit" selbst gefertigten Kleider für alle Gelegenheiten vor. Ter BDM. will damit in den Mädchen den Sinn für Form und Geschmack entwickeln und schulen. Hauskleider, Gartenkleider. Tanzkleider — alles schlicht und mit Sorgfalt gearbeitet — fanden freudigen Beifall. Wie die Mädchen richtig singen lernen, bewiesen die Volkslieder der Arbeitsgemeinschaft „Musik", während mit der Ausführung des lustigen Anderfenmäichens „Des Kaisers neue Kleider" die mit Hingabe spielenden Mädchen den Gästen ihr Können im Laien spiel zeigten.
Dann sprach die Reichsbeaustragte für das BDM.-Werk „Glaube und Schönheit". Clementine von und zu Castell, die in kurzen Zügen eine Charakteristik dieser neuen Organisation gab, die keineswegs aus dem Rahmen des BDM. falle, sondern die Ar> beit, die an den Mädeln bis zum 17. Lebensjahre geleistet werde, nun bis zum 21. Le- bensjahre mit dem Ziel der Erziehung zur Persönlichkeit fortsetze. Die einzelnen Arbeitsgemeinschaften ließen jedem Mädel den Raum, die eigene besondere Begabung zu Pflegen.
Das erlösende Element der GYmna- st i k, die die Mädel vor allem natürlich und lebensfroh macht, kam in den anschließenden Vorführungen voll zum Ausdruck. Lauf-, Reifen- und Ballspiele wechselten mit Tänzen. Tamburin-Gymnastik machte die Er- ziehung zum Rhythmischen deutlich und die Jutta-Klamt-Schülerin, Gertrud Oswald, gab als Sototänzerin einen Begriff von den Ausdrucksmöglichkeiten des Körpers bei besonderer Begabung und Schulung. Eine „Jügerkantate" beschloß das Programm und gemeinsamer Tanz ließ den Abend in Freude ausklingen.
Nrhebcrrechtßfchutz durch Verlagsanstalt Manz, München
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4. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Er schüttelte bekräftigend den blonden Schopf und fuhr dann fort:
„Das Erbe? Draußen lernt man anders denken darüber. Warum soll gerade ich als Bauer schuften und es muß doch nicht sein? Der Hof ist mir fremd geworden in den langen Jahren. Uebernehmen kann ich nicht und will ich nicht. Die Annemie soll abgefunden werden und ich gehe wieder fort. — Und nun komm mit ins Haus, denn ich bin hundemüde und morgen reden wir weiter."
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Der neue Morgen graute eben herauf, da drückte der alte Wilm die Tür der Gästekammer auf, in der auf dem hagelweißen Bett der Anerbe lag. Der hatte die Beine an den Leib gezogen, hatte das Kopfkifsen unordentlich und verdrückt unter den Kopf gestopft und schlief mit wirr in das Gesicht fallendem Haar einen unruhigen Schlaf.
Der alte Wilm schüttelte den Kopf gegen den Schlafenden hin und dann nahm er einen vollständigen Bauernanzug vom Arm und hängte ihn an den Kleidernagel neben die Tür. Die blaue Schirmkappe und das grobe Hemd und die grauen Strümpfe legte er aus den Tisch und ein paar blanke Stiefel stellte er unter den Stuhl.
Leise bündelte er das Zeug des Stromers zusammen, die verflickte Hose, die verwehte Joppe, den verwetterten Hut und die zerlumpten Schuhe. Und dann zog er die Türe sachte wieder hinter sich ins Schloß. —
Als Engelbert wach wurde, war eine Helle, freudige Stimme vor seiner Tür. Die rief laut und froh seinen Namen und eine feste Hand ballerte gegen die Türbrctter.
.Einen Augenblick. Annemie", ries er, ..ich komme
gleich", und sprang mit beiden Beinen zugleich von seinem Lager.
„Aber fix, Jung, ich Hab in der guten Stube den Tisch aufgedeckt, als wenn der Landrat zu Besvch käme. Nun mach dich aber auch ein bißchen rasch fertig, denn ich will doch endlich wissen, wie mein Bruder Landstreicher eigentlich aussieht." —
Engelbert fand es sonderbar, daß ihm das Wort Landstreicher wie ein Stich durch die Brust gefahren war, denn empfindlich war er doch sonst wahrhaftig nicht. Er suchte sein Zeug. Da sah er auf dem Nagel an der Tür den Anzug und sah das reine Hemd auf dem Tisch und die blanken Schuhe unter dem Stuhl. Und wunderte sich selbst über die Freude, die er an den Sachen hatte.
Er machte sich ans Waschen und seifte sich gründlich ab, denn er hatte ein sonderbar unsauberes Gefühl auf dem Leibe. Dann zog er sich an und entsann sich langsam, daß er sein eigenes Zeug wieder unter den Fingern hatte. Denn es war Engelberts alter Kirchgehanzug, den man ihm hingehängt hatte. Er Paßte ihm immer noch, denn dicker war er aus der Landstraße nicht geworden und aus dem eigentlichen Wachsen war er schon herausgewesen, als sie ihn damals in den alten grauen Kasten einsperrten. Nur die Schuhe waren ein bißchen hart und die Strümpfe kratzten. Auch dis Kappe drückte, denn so lang hatte er sein Haar damals nicht getragen.
Plötzlich merkte Engelbert, daß er vor dem kleinen Spiegel stand und sich vor ihm herumdrehte, wie ein Mädchen am Morgen vorm Schützenfest. Er lachte über sich selbst und dann rief er „Komm herein", denn es pochte wieder gegen die Tür und wieder ries die Helle Mädchenstimme seinen Namen.
Die Tür flog ans und ein blondes Jungmädchen warf sich ihm in die Arme, nahm ihn um den Hals und küßte ihn ab nach allen Regeln und Bräuchen. Und lachte und weinte durcheinander und redete und scherzte mit ihm herum und hielt ihn sich schließlich mit weiten Armen vom Leibe ab.
„Daß du nur überhaupt wieder da bist, Engelbert", lachte Annemie dabei. Und dann warf sie sich ihm wieder in den Arm und weinte lauthals los, daß er sich auf den Stuhl setzen und sie aus den Schoß nehmen und ihr zärtlich über das feine blonde Haar streichen mußte und ihr gut zureden wie einem kleinen Kind.
Er kam sich ganz sonderbar dabei vor, denn daß er nocä eine Schwester besaß, das hatte er auf der Landstraße beinahe vergessen. Aber es gefiel ihm ganz gut und er sah ihr lange und freundlich in die stillen Augen, in denen jetzt die Hellen Tränen standen, und auf den feinen roten Mund, um den das Lachen mit dem Weinen im Streite lag. Ganz heimlich und zärtlich strich er seiner blonden Schwester die feinen Haarsträhnen ans dem weichen Gesicht.
Und dann gingen sie hinunter in die gute Stube und Engelbert trank Kaffee aus der feinen, dünnen Prunk- i tasse, strich sich gesittet mit dem Messer die Butter aufs ^ Brot und schnitt Wurst und Schinken in dünnen Scheiben ! aus. Und dabei dachte er daran, daß er noch gestern mitten in der weiten Heide an dem rohrumstandenen Kolk gesessen, in der Morgenfrühe gefröstelt, über den Daumen gefrühstnckt und das Messer am Hosenboden abgewischt hatte Und ein warmes Gefühl von Behaglichkeit stieg in ihm auf. —
Er erzählte seiner Schwester von den Jahren, die er aus der Landstraße verschlissen hatte, soviel sie davon wissen durste. Die Blätter, die nicht für sie zu lesen tauglich waren, überfällig er dabei. Aber es war auch so schon geling, daß ihm die Lippen dabei wieder schmal wurden, seine Augen dunkle Schatten bekamen und Annemie leise vor sich hinweintc.
Als er bis ans das graue Haus zurückkam mit den engen und kahlen Zellen und dem großen Arbeitssaal, da schluchzte sie wild. Er felbst strich sich aber über die Stirn, denn es schien ihm seht, als laste das alles schon wer weiß wie lange hinter ihm und als begänne sein Erinnern
daran schon zuzustanben. „ . .
(Fortsetzung fr