Neuer Protest Tokios in Moskau
Bor einer direkte» Aussprache -wischen dem japanischen Votschaster
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Vom gl-Vertreter der XL-krezze ill ?sris
Ueber der Tür eines kleinen Ladens in einem der Pariser Arbeiterviertel Prangt zur Zeit ein auf Pappe gemaltes Bild, das eine britische Bulldogge zeigt, die dem französischen Gockel die Pfote reicht. Das „Gemälde" könnte in seiner Primitivität und der grellen Buntheit seiner Farben zum Lachen reizen, empfände man nicht die tiefere Sym» Lolik, die der Maler hineinzulegen versucht hat. Er wollte den Arbeitern und kleinen Gewerbetreibenden, die dieses Stadtviertel bevölkern, die französisch-englische Freund- schuft. die durch den englischen Königsbesuch neue Festigung erfahren soll, sinnbildlich vor Augen führen.
Die Frage liegt nahe, wie die Franzosen eigentlich selbst über diese Freundschaft denken, d. h. die große Masse der Bevölkerung, nicht die Presse oder Politiker. In den Pariser Schulen steht gegenwärtig der Kö» nigsbesuch aus dem Lehrplan. Die Jungen und Mädchen zwischen acht und zwölf Jahren haben eine Anzahl von Fragen be- antworten müssen: „Warum kommt das englische Königspaar nach Paris? Wie stellt ihr euch einen König vor? Sind die Engländer unsere Freunde?" Die Antworten sind ebenso originell wie bezeichnend. Sie können vielleicht am besten darüber Auskunft geben, wie das französische Volk über seine Freundschaft zu dem Nachbarn jenseits des Kanals denkt, denn die Kinder haben im wesentlichen doch Wohl nur das wiedergegeben, was sie zu Hause oder auf der Straße gehört haben, oder was ihnen in der. Schule ikn Unterricht beigebracht worden ist.
Aber warum kommt der englische König nach Paris? Einige meinen, „um mit dem Präsidenten der Republik zu frühstücken"; ein Knirps sogar, dessen Vater anscheinend die rohalistische „Action Francaise" liest, stellt die für die republikanische Schulerziehung immerhin bezeichnende Behauptung auf: „uni das Land zu regieren". Die Mehrheit aber erklärt doch: „Um die Freundschaft zu bezeigen — Um eine Allianz zwischen Frank- reich und England einzugehen — Damit sie uns in Kriegszeiten zu Hilfe kommen — Um Hitler und dem Duce zu zeigen, daß wir auch Freunde haben". Kann man La nicht das schöne Sprichwort anführen: „Wie die Men jungen, so zwitschern auch die Jungen?" Aber wie steht es mit der englischfranzösischen Freundschaft, sind die Engländer die Freunde der Franzosen? Auch dar- über sind di« Meinungen geteilt. „Für den Augenblick ja — erklärt einer d«r Schüler — aber vor nicht langer Zeit wollten sie uns noch bekriegen". Ein zweiter schreibt: „Die Engländer waten unsere größten Feinde. Wenn wir schwach wären, würden sie sich nicht mit uns beschäftigen. Aber sie wissen, daß wir stark sind." Den Vogel schießt ein anscheinend in der Geschichte gut bewanderter Schüler ab. der schreibt: „Hi- storisch gesehen nein, aber gegenwärtig ja."
Wie man sieht, sind diese Aeußerungen in mehr als einer Hinsicht aufschlußreich. Das französische Volk betrachtet die Beziehungen u England unter einem rein materiel- e n Gesichtswinkel. Es hat die jahrhundertelangen Kämpfe gegen die Engländer, die das ganze Mittelalter und den Beginn der Neuzeit ausfüllten, noch nicht vergessen.
Der ehemalige Ministerpräsident Tar- dieu stellte dieser Tage in einem bemer- kenswerien Artikel fest, daß während der
Tokio, IS. JuU. Nachdem der klare und scharfe Protest Japans in Moskau nur mit Ausflüchten beantwortet wurde, hat der japanische Außenminister den japanischen Botschafter in Moskau dahingehend instruiert, seinen Protest wegen des Zwischenfalles in Huns'chun zu wiederholen. Botschafter Schigenntsu wird demzufolge in direkter Aussprache mit Litwinow die Näu. mung von Schanfeng fordern.
Wie die Agentur Domei in ihrem Kommentar zu der Meldung bemerkt, hofft Japan eine friedliche Lösung des Konfliktes herbeiführen. zu können. — General Kuiso, der bisherige Befehlshaber der Korea-Armee, erklärte bei seiner Rückkehr nach Japan in Shimonoseki, daß er persönlich nicht glaube, daß Moskau an eine ernstliche Herausforderung Japans denke. Die innere Lage Sowjetnitzlands mache es seiner Ansicht nach unmöglich, daß Stalin sich in ein derartig gefährliches Abenteuer stürze.
Demonstrationen vor der Sowjetbotschaft
Vor der Sowjetbotschaft in Tokio demonstrierten am Dienstag Mitglieder der nationalistischen Kenkokukai-Partei (Neichs- gründungspartei). Dabei nahm die Polizei
127 Jahre von 1688 bis 1815 Franzosen und Engländer fichnichtwenigeralssech- zig Jahre lang in Len Haaren gelegen hätten. Die Faschoda-Asfäre zu Ende des vergangenen Jahrhunderts ist ebansalls noch nicht aus dem Bewußtsein verschwunden. Daß fünf Jahre später England und Frankreich sich dennoch auf der Grundlage ihrer gemeinsamen materiellen Interessen fanden, trotz der äußerst starken Kritik, die in beiden Ländern der Annäherung entgegengesetzt wurde, ist schließlich das Verdienst Außenministers Delcasss und Botschafters Cambon, König Eduards VII. und seines Premierministers Joseph Ckam- berlain.
Es ist interessant, an Hand der englischen und französischen Akten den damaligen Versuchen um Bereinigung der gegenseitigen Spannungen nachzugehen. KönigEduard hatte den Wunsch geäußert, dem französischen Staatspräsidenten in Paris einen Besuch abzustatten. Der französische Botschafter Eam- bon schrieb daraufhin seinem Außenminister, seiner Ansicht nach würde „ein intimes kleines Frühstück zugleich den Pflichten der Gastfreundschaft und der politischen Klugheit Genüge tun. Vergessen wir nicht, daß ein beachtenswerter Teil der öffentlichen Meinung Frankreichs noch immer Vorurteile gegen England hegt."
Der König jedoch war weniger ängstlich als die Diplomaten und forderte einen Empfang „so offiziell als überhaupt möglich". Am 1. Mai 1903 kam er in Paris an. Die Zeitungen hatten Extraausgaben herausgegeben mit dem Bilde des Königs aus der ersten Seite, aber umrahmt von den Bildern des Obersten Marchand — bekannt aus der Faschoda-Affäre — der Jungfrau von Orleans und des Präsidenten der Buren-Republik, Ohm Krüger, mit der England damals im Kriege lag. In den Straßen johlte eine schadenfrohe Menge: „Hoch dis Buren! Hoch Rußland! Hoch Marchand!" König Eduard aber kannte seine Pariser bester. Er hatte nicht umsonst als
sieben Verhaftungen vor. Die Demonstranten hatten Flugzettel mit der Aufschrift „Sofortige Bestrafung Sowjetrußlands" in das Botschaftsgelände geworfen, als der Geschäftsträger eine Unterredung verweigerte, die Kenkokukai gefordert hatte, um wegen der Grenzverletzung bei Hunschun zu protestieren.
In einer Erklärung des Finanzministers wurde am Dienstag offiziell die Einrichtung eines Währungsausgleichsfonds in Höhe von 300 Mill. den aus den Goldreserven der Bank von Japan bekanntgemacht. Der Fonds dient zur Sicherstellung der Einführung von Rohstoffen und zur Förderung der Ausfuhr.
Sorvjekflieger über Korea
Die Sowjettruppen, die sich in den Westbergen bei Schanfeng eingenistet haben, erhalten, wie aus Söul gemeldet wird, laufend Verstärkung, und das, obwohl die Verhandlungen zur Beilegung des Grenz- zwischensalles weitergehen. Es befinden sich bereits mehrere hundert Rotarmisten auf mandschurischem Gebiet. Gleichzeitig werden die im Ostbezirk der Possiet-Bai stehenden Truppen verstärkt. Eine neue Grenz-
Prinz von Wales Jahre seines Lebens zu „Studienzwecken" an der Seine verbracht. Als er auf dem großen Gala-Abend in der Oper sich von der eisigen Stimmung des Publikums nicht stören ließ und im Wandel- gang inmitten der ihn feindselig anstarren, den Menge die Schauspielerin Jeanne Gra- nier mit den Worten begrüßte: „Mademoiselle, ich hatte bereits das Vergnügen. Sie in London auf der Bühne zu sehen und, in Ihrer Person verkörpert, die Grazie und den Geist Frankreichs zu bewundern" — da war das Eis gebrochen. Als Eduard nach knapp einer Woche Paris wieder verließ, schrie das Volk auf den Straßen nicht mehr „Es leben die Buren!", sondern „Es lebe der König!" Zwei Monate später wurde in London anläßlich des französischen Gegenbesuches die Entente Cordiale geschloffen.
Nun hält also wieder ein englischer König „so offiziell als überhaupt m v g- l i ch" seinen Einzug in die französische Hauptstadt. Er kommt nicht als Eroberer, wie zu Zeiten des hundertjährigen Krieges seine Vorgänger. Er braucht sich auch nicht erst um eine Versöhnung zu bemühen und Schauspielerinnen deshalb Schmeicheleien zu sagen wie Eduard VIl. Nein, der König Georg kommt als offizieller Verbündeter. Frankreich weiß, was es an der eng- lischen Freundschaft hak. Nicht vergebens liest man in allen Zeitungen den Ausruf: „Vive le Lion!" — „Es lebe der Löwe" — in Anspielung auf das englische Wappentier. Ter französische Gockel glaubt, daß er den Schuh d°s britischen Löwen — oder in der volkstümlichen Darstellung der Bulldogge — benötigt. Die Schmeichelei geht diesmal von den Parisern aus und alle Blätter jenseits des Kanals haben auch schon gebührend davon Kenntnis genommen, daß Seine Majestät der König im Bett Napoleons und die Königin in dem der Marie Antoinette schlafen.
„Sind die Engländer die Freunde der Franzosen?" — Historisch gesehen, nein, aber gegenwärtig, ja."
Verletzung trug sich im StromgebiN deS Tumenflustes zu, wo zwei sowjetrussische Flieger Erkundungsslüge über koreanischem Boden aussührten.
Neuer Grenz-Zwischensau
Bei Hulin an der Ostgrenze von Mandschu- kuo, 350 Kilometer nördlich von Wladiwostok, wurde eine japanische Gendarmeriepatrouille von Sowjettruppen beschossen. Ein Unteroffizier, der verwundet wurde, konnte von vier mandschurischen Polizeioffizieren in Sicherheit gebracht werden. Das Außenamt in Hsinking hat in Moskau durch das fowjetrussische Generalkonsulat in Charbin Protest eingelegt.
Wegen der Freigabe der Jangtse-Einfahrt und der Hankau-Kanton-Bahn finden am Mittwoch in Tokio japanisch-englische Besprechungen statt.
7W WV Sowjet Russen kampfbereit!
Ausfälle Marschall Blüchers gegen Japan
1,8. Warschau, IS. Juli. Wie in Warschauer Kreisen, die Uber direkte Informationen auS Sowjctrußland verfügen, verlautet, hat der sowjet- russische Fliegergcneral Lazairow zusammen mit 250 Flugzeugen gestern das mittlere Uralgebiet verlassen und ist nach Chabarowsk abgeflogen. Außerdem werden sehr starke Truppenverschiebungen aus Sibirien gemeldet. Die fernöstliche sowjetrussische Arme« ist weiter verstärkt worden. Man schätzt ihre Stärke gegenwärtig aus 700 «UV Mann. Heute hält die Sowjetregierung im Kreml eine besondere Sitzung unter dem Borsitz Stalins ab, an der alle kommandierenden Generale der Sowjetarmee teilnehmen sollen. Marschall Blücher befindet sich gegenwärtig nicht in Moskau. Er hielt in Chabarowsk eine Nundsunkansprache mit sehr scharfen Ausfällen gegen Japan, in der er ausführte, daß die Sowjetarmee keinen Fuß breit zurückgehen werde.
Wie weiter über Warschau aus Leningrad berichtet wird, haben die Sowjets beschlossen, im Verlaufe der nächsten 5 Jahre am finnischen Meerbusen beim Eingang des Leningrader und des Kronstädter Hafens neuzeitliche Befestigungsanlagen zu errichten. Es handelt sich dabei um moderne Forts, die sich aus künstlichen Inseln befinden sollen. Ferner wird mitgeteilt, daß eines dieser Forts im Verlause der vergangenen Woche fertiggcstellt worden ist. Das Fort wurde von der Militärbehörde übernommen, die den sofortigen Beginn der Schießübungen anordnete, um das Fort auszuprüfen.
BsrnmeM bis kurz vor Mer
Dreieck El Toro — Best — Toras erobert
Bilbao, 19. Juli. Die Kolonne Varela setzte ihre Offensive im Abschnitt Biver siegreich fort. Nachdem die Luftwaffe am Montag die rotspanischen Stellungen vor den Orten El Toro, Best und Toras bombardiert hatte, warf die Infanterie am Dienstag die feindlichen Borpostenstellungen nieder und umzingelte in Gewaltmärschen das Gebiet des durch die Orte El Toro, Beji und Toras gebildeten Dreiecks. Nach heftigem Kampf fiel das Gesamtgebiet mit den genannten Orten in den Besitz der nationalen Truppen. Der Vormarsch wurde stellenweise über zehn Kilometer vorgetragen. Somit ist die Straße Ternel — Sagunt sowie die flankierenden Höhen bis kurz vor Viver fest im Besitz der Nationalen. Südlich dieser Straße stehen die Truppen General Barelas sechs Kilometer vor der Grenze der Provinz Valencia.
Glaubwürdige Nachrichten, die in Bilbao aus Katalonien eingetroffen sind, besagen, der rote Oberhäuptling Negrin beabsichtige, an der katalanischen Front eine Offensive zu unternehmen, um die Levante-Front zu entlasten. Innerhalb der militärischen Leitung der Roten scheint es zu Widerständen gegen Negrin gekommen zu sein.
UrheberrrchrZIchutz durch Derlagsanstalt Mauz. München
Vausenran»«» vor» lritniig Klug
1. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Eine gute Stunde später standen Overhagen Engelbert und Eschköiters Bernd in der Stube vor dem Amtmann. Und ihre Gewehre lagen auf dem Tisch. Engelbert hatte eine Büchsslinte und Eschköiters Bernd einen alten Drilling. An der Büchsflinte roch der Schrotlauf noch nach Pulver und war frisch verschleimt. Die Schrotläufe des Drillings waren sauber ausgewischt. Die Patronen staken noch darin und nur der Kugellauf war frisch beschossen und leer. Der Forstgehilfe aber hatte die ganze rechte Brustseite und den Arm voller Schrote.
Es war zu der Zeit, als der Forstgehilse es eben wieder gelernt hatte, sich am Stock mühsam herumzuschleppen. Da las der Richter in der Stadt den beiden Wilderern ihr Urteil vor. Er las es mit gleichgültiger und langweiliger Stimme und wies den Anerben des Overhagenhofes ftir Jahre zwischen die grauen Gefängnismauern.
Der Köttersjungc hatte Engelbert wohl entlasten wollen mit seiner Aussage, aber seine Worte waren so seltsam ungeschickt gewesen, daß sie sich alle zu Spitzen umbogen, die anklagend auf den Jungbauern wiesen. Und so meinte das Gericht zuletzt, Eschköiters Bernd wäre nur ein Mitläufer gewesen, dem ein paar Wochen Gefängnis die Lust an der heimlichen Jagd aus den Knochen treiben könnten.
»
Wo die plumpe Sitzbank unter den drei hohen Schirmtannen steht, macht die Landstraße einen scharfen Knick, denn es drängt sich ihr da ein Moorarm in die Seite, dem sie aus dem Wege gehen muß. Sie läuft eine kurze Strecke durch einen dünnen Tannenbestand und führt dann dicht
vor dem Kruge her, der sich da breit und gemütlich einladend hingelagert hat.
Engelbert setzte sich in eine der Lauben, legte sein Bündel auf den Tisch und den Hakenstock daneben, wischte sich den glitzernden Schweiß aus dem braunen Gesicht und ließ sich von der derben Magd ein großes Glas Milch holen. —
Die Immen summen müde und schläfrig durch den Garten. Alle Blumen lassen die Köpfe hängen und die Sträucher stehen regungslos. Die Nachmittagshitze brodelt in feinen Luftwellen über den Beeten und die bunte Wäsche hängt glatt an der Leine und bewegt sich kaum.
Ueber die Landstraße kommt ein Wagen, der den grauen Staub hinter sich aufwirbeln läßt. Vor dem Kruge hält er an. Der dicke Viehhändler klettert von dem hohen Bocksitz und geht mit steifen Beinen in die Schänkstube.
Eine Weile darauf wird das Fenster zum Garten aufgemacht. Der Händler fährt sich mit dem bunten Tuch über den heißen Kopf.
„Verdammich", knurrt er, „ist das eine verrückte Hitze."
Der hagere Krüger mit dem verkniffenen Mund steht neben ihm am Fenster. Mit stillem Blick streift er die Feldbreite und den Himmel ab.
„Das gibt heute noch ein Wetter von der ganz schweren Art", sagt er bedächtig und drückt mit dem Daumen den Tabak in seiner kurzen Pfeife zusammen.
Der Händler nickt. „Also dann gib mir erst mal einen anständigen Korn zum Abgewöhnen", sagt er, „und dann eine Pulle Bier. Aber kalt muß sie sein, denn mir schwitzt die Seele am Magen fest und ich bin heilfroh, daß ich von der verfluchten kahlen Straße herunter bin." —
Engelbert nickt im Hindustein mit dem Kopf. Er hat aam fest geschlafen in der schattige« Kühle der stillen
Laube. Aber dann hat ihm irgend etwas seine Träume gescheucht, daß sein Schlaf dünner wurde und schließlich von ihm geht.
Aus dem offenen Fenster der Schänkstube drängt sich eine laute Stimme in den stillen Garten.
„Ein seiner Hof, Krüger", sagte der Händler. „Die schlechten Zeiten haben ihn natürlich mitgenommen. Aber fein Mark ist gesund geblieben trotz Soldatenrat und Inflation und der ludermäßigcn Steuergesetze. Nun ist der Bauer schon ein halbes Jahr unter der Erde und ..."
„Andere Kinder? Nein, Mensch, das ist ja gerade die Sache. Da ist ja nur noch eine Tochter auf dem Hofe. Die Bäuerin ist schon lange ans der Zeit gegangen und es ist außer dem Mädchen niemand als der Anerbe da. Vielmehr der ist eben nicht da, denn sie suchen ihn ja. — Weshalb der nicht aus dem Hose ist? Ja, das ist eine dumme Geschichte. Es ist schon eine ganze Reihe Jahre her und er hatte wohl knapp erst seine Jungenshose ausgezogen, da ist er einmal mit einem andern auf der heimlichen Jagd gewesen. Und da hat der Deubel ihnen einen von den Grünrvcken in den Weg gekarrt und den hat der Junge dann wohl ein bißchen angebleit. Welche sagen ja auch, der andere hätte das eigentlich getan und der Junge Hütte gar keine Schuld daran gehabt."
„Na, da« ist ja nun gleich. Damals haben sie ihn ver- knaxt dafür und ein paar Jahre hat er brummen müssen. Und als er heraus kam, da muß er ja gleich wie weggewischt gewesen sein, denn sie suchen ihn jetzt wie wild. Es muß doch wieder ein Bauer auf den Hof und das Mädchen soll so wohl keiner haben wollen. Solange, wie der Anerbe nicht für ganz sicher tot ist, solange kann er ja jeden lieben Tag wiederkvmmen und sagen: Hand vom Sack, der Hof gehört mir und jetzt will ich das Leit endlich einmal selbst in die Hand nehmen. Und dann stände sei» Schwager mal dumm da." —
(Fortsetzung folgt.