Line Zahrt durch Deutsch-Sesterreich
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Zwischen dem Bodenjee, an dem Deutsch- Oesterreich nut dem Hafen von Bregenz Anteil hat, und dem Neusiedlersee, dessen nordöstliche Uferbereiche tn das pontifche Steppengebiet reichen, liegt der Raum Oesterreich. Zwei Honptlandjchaften bilden ihn: die Alpen unddasTonauland. Beide zerlegen sich wieder in Teillandschaften von stark unterschiedlichem. ausgeprägtem Charakter, in dem du Mannigfaltigkeit der Schönheit der österreichischen Landschaften und die Verschiedenheit ihrer Lebens- und Wirtschaftszustönde begründet ist.
Wer in die österreichischen Alpen eintritt. dem wird, wenn er ein beobachtendes Auge hat, bald ein tiefer Eindruck werden. Er sieht in den Längstälern, welche die nördlichen Kalkalpen von der Zentralzone der Uralpen trennen, sinnfällig ihrer beider Gegensätze. Zackige Gratkämme oder ausgedehnte Kalkplateaus mit hell leuchtenden, weißen Felswänden am Nord- soum des Tales, ernste, dunkle Gneis- und Schieferberge im Süden, deren Höhen aber mit schneeblinkendem Gletschereis in die Himmelsbläue ragen. Es ist in unseren Alpen viel große, ungestörte Einsamkeit der Hochgebirgs- notur erhalten, für welche die naturnahe Sinnesart der Oesterreicher viel Liebe hegt Es ist erstaunlich und. erfreulich, wie ursprünglich selbst Berggebiete Erhalten sind, die un Bereich der Sonntagstoüristik von Wien liegen wie z. B. die Ennstaler Alpen. Unterkunftshäuser und ihre Einrichtung sind meist fern aller großstädtischen Art. einfach und zu ihrer Naturum» gebung gestimmt.
Man will sich eben der Natur anbequemen. und nicht die Natur nach Großstadtzuschnttt Herrichten oder richtiger hmrich- ten. Diese dem
mancherorten herrschenoenFr-m- denverkehrs-Snobismus bewußt entgegengesetzte Haltung hat uns viel an Ursprünglichkeit unseres Naturerbes erhalten und uns Fremde von keine- rer innerer Ar. tung ins Land geführt.
Großartige Bilder des Alpenlandes vermittelt auch der Einblick in das ungeheure Wirken der Na- jurkräste. den die Gletscherwelt und die riesigen Auskolkungen tosten Klammen in den
Burgruinen, Felsen und Weinhängen, und ichließlich die Klosterneuburgerpforte. Sie bil- det aber auch die fruchtbaren Beckenweitungen von Eferding, Krems und Tullu. Die Teillandschaften des Donaulandcs aber, die den Strom südlich und nördlich begleiten, sind verschieden geartet. Das südliche Alpenvorland erfüllt der Sandstein der Flyschzone und bereitet einer zusammenhängenden, von einzelnen Wäl- dcrn durchsetzten Kulturfläche von Wiesen und Aeckern günstigen Boden, der ostwärts nrs Wienerbecken und in das pannonische Becken reicht. Es ist eine liebliche Landschaft, die im Frühling wie ein blühender Obstgarten an- mutet, aber auch woblhäbige Städte von ho.-e künstlerischer Schönheit umschließt wie Braunau, Schärding, Wels, Steyr und St. Pölten.
Im nördlichen Donauland aber reicht die böhmische Masse mit ihrem Gneis- und Granilgestein bis an dü Donau — stellenweise auch über sie — und bildet das eigenartige Hochland des oberösterreichischen Mühlviertels und des niederösterreichisch-'n Wald- Viertels mit rauherem Klima, ernster Schönheit, weiten Sichten über welliges Land, durch dos sich braune Flüsse, über das Urgestein fließend, winden. Abseits vom großen Verkehr hat es viel Reiz kerniger Eigenart bewahrt. Oestlich davon breitet sich fruchtbares Tertiär- Hügelland des Weinviertels aus, sonnig, warm und reich an Kellern mit kühlen Wölbungen im bildsamen Löß. In der fruchtbaren Ebene des Marchfeldes findet diese Landschaft ihre Fortsetzung bis an die March, die Nordost- grcnze Oesterreichs. Karl ownnnm
Die Reichsidee in der Dichtung der Ostmark
T!e geschichtliche Entwicklung hat es ge- wollt, daß Oesterreichs Dichtung zugleich immer ^wei Zielen dienen mußte. Einmal war Wien als Grenzstadt der Südostmark des Reichs geistiges Zentrum kür alle jene Völkerschichten. die später in der Toppel- monarchie vereint waren. In diesem Zusammenhang war die Dichtung Ansdruck einer glanzvollen deutschen Lei. stung, die rein politisch gesehen, großes Verständnis für fremdes Volkstum bedingte.
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der wasserdurch- Tauern und deren Wasserfällen geben. Vielleicht kommt aber der stärkste Eindruck einer Landschaft doch dort zustande, wo diese durch das Zusammenwirken von Hochgebirge und Menschensiedlung gestaltet wird, wenn letztere das Ergebnis echter, künstlerischer Volkskultur ist. Ich denke da an den großartigen Talschluß von He i l i g e n b l n t, in dessen Rahmen die herrliche goli'^° Kirche vor der schimmernden, wundersam c. .a Spitze von Oesterreichs höchstem Berggipsel, dem Großglockner, steht — Natur und Menschenwerk eine ergreifende und beglückende Einheit des höchsten, unaussprechlichen Inhalts.
Für Besiedlung durch Ortschaften geben die Alpen nur in ihren größeren Tälern Lebcns- raum. Im eigentlichen Hochgebirge erhalten die urtümlichen Lebensformen der Holzknechte, Jäger, Almer, Köhler, Bergleute einen Menschenschlag ungebrochener körperlicher und seelischer Kraft, deren Vertretern hier und da auch im Weltkurort Badgastein der Gast begegnet. Dagegen weist die Voralpenzone mit niedrigeren Bergformcn und dem landschaftlich herrlichen Seengebiet des Salzkammergutes stärkere Besiedlung auf. Ebenso die südliche Teen- zonc, das berühmte Badezen"rum Oesterreichs, im Klagenfur'er Becken das der Mittelpunkt der zw- n Zeutralalpen und südlichen Kalkalpen gelegenen Einheit des schönen, mannigfaltigen Kärntuerlandcs ist. Dessen natürliche Einheit ist so stark, daß auch seine windischen Bolks- angehörigen mit den Deutschen für sie und das Verbleiben beim Staate Oesterreich in der Volksabstimmung, die dem Abwehrkampfe folgte, enitraten.
Die zweite Hauptlandschaft nach Sen Alpen, die östl.ch in die Hügellandschaften der Grazer Bucht und des Burgenlandes übergehen, ist das Donauland. In einer Länge von 360 Kilometer durchfließt es von Passau bis mc Marchmündung zwischen Hainburg und Preßburg der Dvnanstrom. Die Stromlandschaft bildet mehrere Engen: das stille, walddunkle ernste Tal zwischen Passau und Linz, den Strudengau und die Wachau mit dem maleri- scheu Reiz ihrer köstlichen, oft wehrhaften kleinen Städte, den großen Klosterpaläsleu. den
Dann aber, und vor allem war die Südost- mark auch in der Dichtung das südöstliche Bollwerk des Reiches, das dichterisch das gesamtdeutsche Schicksal aus dem Grenzland-Bewußtsein heraus sehr tief zu deuten imstande war.
Oesterreich wurde schon in den Liedern WalthersvonderVogelweideals das empfunden, was heute die Ostmark für uns ist — die Ostmark des Reiches. Osta- richi war für ihn ein Teil vom ..tiuschen Lande" und mit dem Kaiser gemeinsam kämpfte er gegen den Zwiespalt der Fürsten für ein großes Deutschland, das ohne Partikularismus war. und sich bis „Ungerlant" erstreckte. Tie Dichtung dieser Zeit würdigt auch im politischen Sinne die besondere Stel- luna Oesterreichs und erkennt jene rassische Vielfalt und die jüdische Gefahr, die. bereits im Jahre 1292 Seyfried Helbing reimen ließ:
„Und der Juden ist gar zu viel
hie in diesem Lande.
Ihr ist Sünb und Schande.
Und wär ich ein Fürst zu nennen,
ich hieß euch alle brennen
ihr Juden so ich euch kam an."
So drückte sich auch in der Dichtung aus was viel später nn Wiener Stadtrechtsbuch von 1370 so sehr bedauert wurde: daß die Juden ,vil pezzer recht habent gegen die christen. denn die christen gegen die juden". Für Jahrhunderte aber besteht kür die deutsche Dichtung hüben wie drüben überhaupt nur der Begriff von „Österliche" als einem Teil vom „Niche". Während für einige Zeit die Gewalt des Wortes gebrochen schien, konnte bereits im dritten Drittel des siebzehnten Jahrhunderts der sonst wohl un- bekannte Johann Michael Denis, der später an der Wiener Hofbibliothek beschäftigt war. anläßlich der Begegnung des großen Friedrich mit Kaiser Joses Verse finden, die zeigten, daß in der Dichtung dasselbe alldeutsche Gefühl vorhanden war, ivie in den übrigen schönen Künsten:
..O könnten meine Saiten die Kinder Teuts
von allen Enden weckenl Sie sollten mir
den hohen ahnungsvollen Anblick
kies in erregtster Seele seyren
die Stelle zeichnen, wo sich umarmeten
die Größten Deutschlands Joseph und Friedrich,
hin Eichen pflanzen, daß die spätesten
Enkel im Schatten sich dies erzählten.
Und. Feinde Deutschlands! hänset nicht Dunkel sich aus euer schielend Auge? Verschwindet nicht aus List und Trug gebautes Hassen wenn sich mit mächtig erhobenen Armen Den Bund der Freundschaft Joseph und Friedrich
beschwören!
Von der Wende des siebzehnten zum acht- ehnten Jahrhundert drückt sich unaushalt- äm uns immer deutlicher das großdeutsche Bekenntnis der ostmürkischen Dichtung aus. Es kommt die Zeit G r i l l p a rz e r 8. Adalbert Stifters und Peter Roseggers, eine dichterische Wirklichkeit, die trotz des unbeschreiblichen Druckes eines Metternich die geistigen fesseln der dynastischen Zeit sprengte. Wir rm übrigen Deutschland müssen bekennen, daß, sosehr wir uns um Arndt. Körner. Kleist und Rückert Mühe gemacht haben, daß wir doch lange Zeit gerade Grillparzer und Rosegger verkannten. Es ist sicher nicht zuletzt die Literaturgeschichte der Systemzeit gewesen, die uns daran hinderte, beispielsweise zu erkennen, daß sich in Grillparzer auch politisch eine Linie sortsetzte. die sogar Nastenerkenntnisse. wie in der Zeit deS Mittelalters durchaus vermittelte. Obwohl nun ehrlich ausgesprochen werden muß, daß der kleindeutsche Gedanke vorübergehend auch im geistigen Bereich Grenzen zog. so muß andererseits doch ausgesagt werden, daß Stifter znmindestens einen bedeutsamen Platz innerhalb der letzten zwei Generationen eingenommen hat. und daß Grillparzer auch das ..Reichsdentschtum" tief ergriff.
Je mehr der Zwang des Systems Metternich aut Oesterreich lastete, desto gewaltiger wurde in der großdeutschen Dichtung der Aufschrei des gesamtdeutschen Schicksals. Ge
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nau wie später ln der Zeit des Systems Schuschnigg die geistigen Kräfte Oesterreichs für das Reich aller Deutschen fochten, ko zeigte es sich beispielsweise auch anläßlich des Deutsch-Französischen Krieges daß die Besten Le st erreich saus der Seite der Reichsidee standen. Dabei muß man noch berücksichtigen daß dieser Krieg 6 Jahre nach dem preußisch-österreichischen Bruderkrieg stattsand von dem man allerdings weiß, daß er auch politisch trotz starker dynastischer Borbehalte aus beiden Seiten das Zusammengehörigkeitsgefühl des Deutschtums hüben wie drüben nicht hat verhindern können. So klar wie die politische Haltung der Habsburger Krone im Deutsch-Französischen Kriege war io nnbeug- sam mar andererseits aber auch der groß- deutsche Gedanke in der zeitgenössischen Dichtung. Ein Robert Hamerling 'chrieb damals jene aufpeitschenden Verse, die mit dichterischer Gewalt die klein-österreichische Haltung der Offiziösen durchbrach-
„Wie stand'S mit uns in Deutschlands Schlachten-
lagen?
Neutral war Oesterreichs Hand und Oesterreichs Erz. Neutral? Nicht ganz Das Herz hat mitgeschlagcn. das Herz DeiitsckiösterreichS das deutsche Herz, lind fragen deutsche Brüder: Wo gewesen seid ihr. als der Entscheidung Stunde schlug. z>ls sich vom tausendjährigen Bann zu lösen. Germania nach ihren Söhnen frug als sich in Siegesjubel Todesnöten verjüngt das deutsche Volk das Deutsche Reich? Wir sagen, frei die Stirn vom Schamerröten: Deutsch-Oesterreich war mitten unter euch!"
Die deutsche Dichtung Oesterreichs stellte sich damit als schöpferische Verfechterin des aroß- dcutschen Gedankens neben die rassisch-völkische
Ls kommt der Tag...
„Geduld! Es kommt der Dag, Sa wird gespannt ein einig Zelt ob allem deutschen Fand.
Geduld! Mir stehen einst um ein panier, und wer uns scheiden will, den morden wir!
Geduld! Och kenne meines Volkes Mark!
Was langsam wächst, das wird gedoppelt stark. Geduld! Mas langsam reift, das altert spat! Wenn andere welken, werden wir ein Staat."
EonrscI EerclliwN!! lAez-er — !>u?: kluilcv» letrts Nage
Freiheitsbewegung eines G - o r g von Schönerer. Alle die Dichter dieser Zeit, wie Anastasius Grün, B a u e r n f c l d. Fe» ch- rers leben, Halm und Gilm erwiesen damit einen Mut, den nur verstehen kann, wer einmal an Hand der Verfolgungsaktioncn gegen Schönerer die Demagogie der österreichischen Gerichtsbon.zokratie in den Akten studiert hat.
Es waren Vorbehalte nicht deS Volkes, jon- dern der Dynastien, die die Grenzen zwijch l dem dichterischen Schaffen Deutschlands und seiner Ostmark nicht vergessen machen wollten. Diese Grenzen sprengte der Weltkrieg, der die Deutschen von beiden Seiten an gemeinsamen Fronten gegen gemeinsame Gegner vereinte. So ist es' denn kein Wunder, daß die Nach- kriegszeit auch in der Dichtung eine Falle groß- deutscher Menschen auszeigl. die zum größten Teil heute noch leben und deren Aufgabe es se:n wird, die dichterische Leistung der Ostmark im gesamtdeutschen Schaffen zu vertreten. Sie hoben gegen das gleiche Spstem der Unterdrückung, wie es Metternich einst begründete, die Stimme des Blutes gesprochen, ob sie nun Perlon ig. Kloepser, Gagern, Brehm oder Hohl bäum heißen. Wir haben nur einige genannt, aber es ist ein schönes Bewußtsein, daß eS neben ihnen noch zahllose andere gibt, die unter Verzicht aus ihr materielles Wohlsein in der Aera Schuschnigg und Dollfuß nicht aufgehört haben, das gesamtdeutsche Wollen des Volkes der Ostmark unaufhörlich zu singen und zu künden.
6. Herbert Kurtiu,