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Aepfel und Birnen. Für Zwetschgen deren Zeit übrigen« bald vorüber ist, verlangte man 8 bis 10 für Birnen 10—25 -g, für Aepfel 8—20 H, Pfirsiche kosteten bei reichlicher Zufuhr 10—25 iZ, sehr schöne Quitten 12—16 H Nüsse 20—30 Trauben 22—25 per Pfd. Im Einzelverkauf war Obst durchschnittlich um 5—10 ^ teurer. Angeboten wurden noch einige Restchen Himbeeren zu 30 Der Gemüsemarkt verzeichnete Blumen» kohl zu 20—10 -H, die verschiedenen Kraut» und Kohlsorten zu 15—25 per Stück, Artischokken zu 70 -H, englische Sellerie zu 60 und 70 -H. An Pilzen gab« Champignon zu 1 Steinpilze zu 60 --Z da« Pfd. An den Wildbret» und Geflügelständen kosteten Rehschlegel 4—6 Rehziemer 6—8 Hasen 2 ^ 50 bis 3 ^ 50 --Z, Gänse 4—5 Feldhühner 70 bis 1 30 iZ. — Der Kartoffelmarkt
hatte eine Zufuhr von 850 Ztr., Preis 2 40 ^
bis 4 ^ pr. Ztr. — Dem Krautmarkt waren 800 Stück zugeführt. Preis 15—18 per 100 Stück.
Stuttgart 5. Okt. Der Polizeibericht meldet: Gestern nachmittag wollte im Abort eines Hauses der Charlottenstraße ein 16 Jahre alter Hausknecht einen sogenannten Feuerteufel abbrennen. Das Pulver entzündete sich zu früh, so daß der Knecht im Gesichte und an einer Hand erhebliche Brandwunden davontrug und ins Katharinenhospital verbracht werden mußte.
Cannstatt 5. Okt. Heute früh schoß beim Einbiegen in die Karlsstroße ein geladenes Milchfuhrwerk gegen den Randstein. Der Wagen wurde völlig zertrümmert, und die Milch ergoß sich in Strömen aus den Flaschen. Der Unfall hatte trotz der frühen Morgenstunde einen großen Menschenauflauf zur Folge. Das scheu gewordene Pferd konnte nach einiger Zeit glücklich wieder eingefangen werden.
Flein 4. Okt. Die Weinlese beginnt hier am 8. Oktober. Nachdem die schwarzen Trauben vollständig ausgereift find, läßt sich die Lese des schwarzen Gewächses nicht mehr länger hinausschieben. Die Lese des weißen Gewächses dagegen wird so lange als möglich hinausgeschoben, da die weißen Trauben in der Reise hinter den schwarzen noch etwas zurück sind. Die Weinberge sind von jeder Krankheit verschont, nur noch günstiges Wetter und wir können ein Erzeugnis in Aus» sicht stellen, dos allen Erwartungen entspricht. Heute ein Kauf zu 180 ^ pro Eimer.
Kirchheim 5. Okt. Auch ein Gedenktag: Am 5. Oktober 1746 wurden in Kirchheim die Weinberge wegen Frostgefahr so kräftig geräuchert, daß auf dem Hohenneuffen die Notkanone losgebrannt und im ganzen Nürtinger Amt Feuerlärm gemacht wurde.
Welzheim 5. Okt. In Alfdorf sind in vergangener Nacht die Scheuem der Bauern
Barreiß und Oesterle bis auf den Grund ni eder- gebrannt. Das Wohnhaus des Barreiß wurde gleichfalls völlig vernichtet. Der Schaden ist groß. Brandstiftung liegt nahe.
Mergentheim 5. Okt. Ein heitere» Vorkommnis exeignete sich gestern abend. Der Bauer Mittnacht aus Reisfeld hielt mit seinem Fuhrwerke vor dem Gasthaus zum Stern und brachte das Pferd der Regens halber in die Stallung. Als er abends 7 Uhr einspannen wollte, war das Pferd nicht mehr zu sehen. Es hatte sich jedenfalls lorgerissen unb den Heimweg allein angetreten, Bauer und Wagen zurücklassend.
Rottweil 6. Okt. Durch den Konkurs des Schuhfabrikanten I. E. Würthner in Deiß- lingen wird auch die Gewerbebank dort in Mitleidenschaft gezogen. Zuerst gaben Vorstand und Aufsichtrrat bekannt, daß die Mitglieder kein Bedenken tragen dürften, in Mitleidenschaft für den durch diesen Konkurs der Bank entstehenden Schaden gezogen zu werden. Jetzt aber sieht sich der Vorsitzende des Aufsichtsrats veranlaßt, eine außerordentliche Generalversammlung einzuberufen, in der das statutswidrige Verhalten der Vorstandschaft behandelt und dieselbe ev. abgesetzt werden soll.
Riedlingen 5. Okt. Beim Betreten seines Stalles in Neufra wurde der 66.jährige Oekonom Sebastian Sentenstein von einem erschreckendem Pferde mit dem Knie in den Unterleib gestoßen, war so schwere innere Verletzungen zur Folge hatte, daß der Unglückliche gestern früh verschied.
Friedrichshafen 5. Okt. Wie der „Oberschw. Anzeiger" meldet, wird der deutsche Kronprinz am nächsten Dienstag den 8. Okt. in Konstanz eintreffen und im Jnselhotel abstei- gen. Erzherzog Franz Salvator von Oesterreich wird am gleichen Tage in Friedrichshafen im K. Schlosse Wohnung nehmen. Nach anderen Mitteilungen wird der Kaiser gleichfalls am Dienstag hier anwesend sein und dem an diesem Tage erfolgenden Aufstieg des Grafen Zeppelin beiwohnen. Der nächste Aufstieg des Luftschiffes soll bestimmt an diesem Tage stattfinden. — Die Nachricht vom Beisein des deutschen Kaisers bei einem der nächsten Aufstiege des Grafen ist bekanntlich schon in den verschiedensten Variationen durch die Blätter gegangen, wird aber neuerdings wieder dementiert.
Karlsruhe 5. Okt. Die Liste der zu den Trauerfeierlichkeiten zu erwartenden Gäste macht noch nicht Anspruch auf Vollzählig, keit. Die große Anzahl fürstlicher Gäste stellt naturgemäß an die Geschicklichkeit der Hofbehörde die höchsten Ansprüche, zumal die meisten erst in den letzten Stunden beim Beginn der Feierlichkeiten eintreffen. Außer dem deutschen Kaiser wird das großherzogliche Schloß als Gäste
sehen: 2 Könige, 1 Königin, 1 Großherzog» 1 Großfürsten, 2 Kronprinzen, 4 regierende Groß- herzöge, 6 regierende Herzöge und Fürsten, 12 königliche Hoheiten, 21 weitere Fürstlichkeiten mit den teilweise auch erscheinenden Gemahlinnen, 57 Fürstlichkeiten, in deren Begleitung 73 Minister, Adjutanten rc. erscheinen werden. Hiezu kommen 29 Vertreter von Staaten bezw. Fürstlichen, außerdem eine ganze Reihe von Abordnungen. Die Ankunft der meisten Gäste erfolgt Sonntag abend bezw. Montag früh, als letzter der Kaiser 10 Uhr 45 Min. unmittelbar vor Beginn der Trauerfeierlichkeiten. (Stuttg. Mpst.)
Karlsruhe 5. Okt. Wie die „Karlsr. Ztg." vernimmt, ist aus Anlaß des Regierungsantritts des Großherzogs die Begnadigung einer größeren Anzahl rechtskräftig verurteilter Personen zu erwarten. Das Justizministerium ist mit den Vorbereitungen des Gnadenerlasses beauftragt.
München 5. Okt. Wenn Mitglieder des russischen Kaiserhauses reisen wird nach einer neuen Anordnung auf sämtlichen Staatsbahnen die Aufsicht verschärft. Die gleichen Maßregeln sollen auf österreichischen und italienischen Bahnen durchgeführt werden. Ein Reisender, der von Gastein nach München im gleichen Zuge wie der aus Italien kommende Großfürst Michael Alexandrowitsch fahren wollte, wurde von der Mitfahrt ausgeschloffen, weil er sich nicht legitimieren konnte. Der Mann entpuppte sich als ein harmloser Häutehändler, der mit Politik nicht das geringste zu tun hat.
Dresden 5. Okt. Ein furchtbares Familiendrama trug sich heute früh zwischen 4 und 5 Uhr im Hause Weimarerstraße 8 zu. Dort wohnte der Kellner Wilhelm Rogler mit seiner Frau und eine Schwester derselben. Ein aus Leipzig zu Besuch sich aufhaltender Bruder des Rogler, der Arbeiter, Rogler geriet nun in der vergangenen Nacht mit den beiden Frauen in Streitigkeiten, in dessen Verlauf er die Schwester der Frau Rogler durch einen Schuß tötete und die Letztere durch weitere Schüsse schwer verletzte. Er selbst stürzte sich darauf aus dem 4. Stock auf die Straße und erlitt lebensgefährliche Verletzungen.
Chemnitz 5. Okt. Der Allg. Ztg. wird von gut unterrichteter Seite aus Dresden gemeldet, daß die Prinzessin Pia Monica der Freifrau von Reitzenstein in Dresden zur Erziehung übergeben werden wird. Der Kämmerer von Criegern ist nach dem Süden abgereist, um den Aufenhaltsort der Prinzessin ausfindig zu machen, die irgendwo in Nizza verborgen gehalten werden soll.
Berlin 5. Okt. Nach hierher gelangten Meldungen erhielt Toselli Kenntnis, daß zahlreiche Agenten der sächsischen Polizei eingetroffen
Ein böser Zug umspielte bei diesen Worten des Fabrikbesitzers den Mund des jungen Monteurs Franz Linden. Doch niemand gewahrte es. Aller Augen und Mienen hingen mit Spannung an Helmbrecht, der jetzt mitten unter seinen Arbeitern stand.
Und nun erhob er seine Stimme, die noch immer den alten markigen Klang von früher hatte, und sprach zu ihnen, nicht rauh und zürnend, sondern mahnend und strafend, wie ein Vater zu seinen Kindern spricht.
Mas muß ich von euch hören? Ihr, die ihr jahrelang treu zu mir gestanden habt, mit denen ich gearbeitet habe in ehrlicher, treuer Arbeit, ihr gebt euch her zu solchem unwürdigen Aufstand? Was habt ihr denn entbehrt? Sind die Löhne nicht hoch genug, die Wohnungen nicht stets gut gewesen? Habe ich nicht für jeden Einzelnen von euch getan, was in meinen Kräften stand?"
„Ja-ja — — ja," scholl e» jetzt aus tausend Kehlen ein
stimmig, aber dazwischen: „wir wollen keinen Fremden. Geben Sie uns einen anderen Leiter, und wir gehen mit Freuden an unsere Arbeit zurück."
„Einen anderen Leiter", fragte Helmbrecht, nachdem der Sturm sich «legt hatte. „Welch unsinniges Verlangen stellt ihr da! Euer eigener Ahaden wäre es, wenn ich ihm Folge leisten wollte. Der Schlendrian, der seit dem Tode des Direktors Ziegler leider bei uns eingerissen ist, konnte und durfte nicht weitergehcn. Mir wären dabei gezwungen gewesen, die Arbeit nach und nach einzustellen und ihr verlöret damit auch euer Verdienst und Brot. Seid doch klug Leute, und sehet doch ein, daß Wandel geschaffen werden mußte. Wenn euch dar Regiment jetzt ungewohnterweise strenge Vorkommen wag, seid gewiß, ich würde es nicht anders machen, wenn ich noch meine Fabrik selbst leiten könnte und nicht durch mein Leiden daran verhindert wäre. Ich danke es der kräftigen Hand Mister Williams, daß er sich an meiner Stelle der schwierigen Aufgabe des Wandelschoffens unterzogen hat: Ihr solltet sie ihm erleichtern und ihm dankbar sein, anstatt
euch gegen sein Regiment aufzulehnen. — Was mich betrifft, so denke ich gar nicht daran, ihn zu entlassen, was ihr so unüberlegt von mir gefordert.
Ich ernenne ihn vielmehr heute zum Direktor und selbständigen Leiter meiner Fabrik und erteile ihm in jeder Hinsicht meine Vollmacht. Wendet euch an ihn, wenn ihr etwas wollt. — Was die Erhöhung eurer Löhne anbetrifft, dies wie alles andere lege ich in seine Hand. Er wird für euch tun, was in seiner Macht steht. Von euch aber, die ihr mir stets ergeben und treu wäret, hoffe und erwarte ich, daß ihr mir eure Treue auch ferner durch euren Gehorsam beweisen und mir helfen werdet, den Ruf meiner Firma wieder zu altem Glanz und Ansehen zu bringen."
Ein lautes begeistertes Kundgeben folgte diesen Worten. Alles schrie
und rief durcheinander: „Hoch Helmbrecht-hoch die Fabrik, hoch die
Firma!"
Die Stimmen, die „Hinaus mit dem Fremden" schrien, wurden gänzlich übertönt. Und als jetzt Helmbrecht seinem neuen Direktor die Hand schüttelte, drängten sich alle um die beiden Herren, und es fehlte nicht viel, so hätten sie „Hoch Williams" gerufen.
Im Grunde hatten sie dem Amerikaner ihre Achtung und Sympathie nie versagt, und die unzufriedenen, die mit ihren Reden aufreizenden Anführer hatten sie in den Streik gezogen. Jetzt waren sie froh, daß alles beim alten bleiben konnte.
Plötzlich wand sich ein Mann mit katzenartiger Geschwindigkeit durch die Reihen der Arbeiter, die ihren Herrn und Williams wie eine Mauer umringten. Während Helmbrechts Rede hatte er sich langsam und unbemerkt von dessen Seite entfernt, um zwischen den Arbeitern zu stehen und ihnen leise Verhaltungsmaßregeln zuzuflüstern. Von jener Sette hatten auch die Rufe „Hinaus mit dem Fremden" gerührt. Immer weiter drängte er vor bis dicht zu Williams hin.
(Fortsetzung folgt.)