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„Sehe ich wirklich so aus? — Aber gleichviel, warum zogen Sie daraus den Schluß, ich müsse der neue Ingenieur sein?"
„Nun, Papa erwartet doch den neuen Ingenieur aus Amerika," beeilte sie sich zu erklären.
„Papa? Wer ist ihr Herr Papa, wenn ich fragen darf?"
„Herr Helmbrecht, der Besitzer der Fabrik natürlich."
„Wie, Herr Helmbrecht? Unmöglich," entfuhr es ihm in ungläubigem Staunen.
„Warum wundert Sie das? Kann der Herr Helmbrecht keine Tochter haben?"
„Gewiß, — gewiß — ich — vermute es nur — ich glaubte anfangs —"
„Was glaubten Sie?"
„Daß Herr Helmbrecht keine Kinder besäße."
„Wie drollig!" lachte Inge amüsiert auf. „Waren Sie übrigens schon bet Papa?"
„Ich komme soeben vom Herrn Kommerzienrat Helmbrecht."
„Sie sprechen sehr gut deutsch," meinte sie.
„Die deutsche Sprache ist meine Lieblingrsprache," gab er zur Antwort; „ich pflege sie im Verkehr mit Deutschen, deren es in Amerika, besonders in Newyork, viele gibt."
„Es muß „furchtbar" interessant in Amerika sein."
„Natürlich, furchtbar interessant," gab er zurück. „Möchten gnädiges Fräulein wohl einmal hinüberkommen?"
„Brennend gern. Doch sagen Sie mir — gibt es dort auch einen so schönen Frühling, so herrliche grüne Bäume und bunte Blumen wie bei uns? "
„Der Frühling ist gerade so wie hier-nur —" er zögerte
und in seinem Blick lag etwas schelmisch Neckendes-„nur gibt er
dort nicht so — seltsame Käfer auf den Bäumen".
Inge fuhr zurück. Die Kühnheit des Amerikaners, wie sie es bei sich nannte, überstieg doch alle Grenzen. Ohne ein Wort der Erwiderung faßte sie die Hunde am Halsband, neigte ganz leicht den Kopf und schritt hoheitsvoll an ihm vorüber.
Er zog respektvoll den Hut und ließ sie an ssich vorüber gehen. Gern hätte er ihr noch ein Wort der Entschuldigung sagen mögen, denn verletzen hatte er das süße Kind mit seiner Anspielung nicht wollen. So schritt er dem Wege nach dem Fabrikhofe zu.
Dort in dem Beamtenhause lag seine Wohnung; die frühere Wohnung des verstorbenen Direktors war es. Kommerzienrat Helmbrecht hatte sie ihm genau bezeichnet; er konnte sich kaum irren.
Langsam betrat er den schattigen Weg, und je näher er der Fabrik kam, desto mehr schwand die Erinnerung an die soeben erlebte Szene, dafür wurde eine andere um so lebendiger. Es war der Besuch bei seinem neuen Chef. Er hatte wohl kaum eine halbe Stunde gewährt, und doch hatte diese Zeit genügt, ihm, Williams einen tiefen Einblick in die hier waltenden Umstände zu gestatten.
Als er das Zimmer betrat und den von Kummer und Sorge gebeugten, schon halb ergrauten Mann im Lehnstuhl sitzen sah, da hatte ihn ein tiefer Schreck durchzuckt. Und der Anblick der halb erloschenen Augen, die ihn den Fremden nicht sahen, der Hände, die nach den seinen tasteten, hatten ihm dar Herz in Stücke gerissen.
War das ein Mann in der Vollkraft seiner Jahre — er konnte die Sechzig noch nicht um viel überschritten haben — der hier gebeugt, zum Nichtstun, zum Grübeln über sein hartes Geschick verurteilt saß?
Da hatte Helmbrecht gesprochen, und wie Zentnerlast fiel es von seiner Seele. Die Stimme verriet nichts von den körperlichen und seelischen Leiden dieses Mannes; sie hatte einen markigen, metallischen Klang. So schliefen doch noch Kräfte in seinem Innern. Und gerade das Bewußtsein, noch etwas leisten zu können auf der Welt, war es, was sich ihn mit wilder Verzweiflung gegen das harte Geschick auflehnen ließ.
Williams fühlte diesen Zustand heraus, wenn Helmbrecht auch nicht mit Worten klagte, sondern nur eine kurze sachgemäße Darstellung der gegen- wärtigen Lage der Fabrik gegeben hatte.
„Ich will Sie nach Kräften in Ihrem Werk unterstützen und vertreten," hatte er einfach erwidert und Helmbrechts Hand gepreßt.
„Ich nehme Sie beim Wort Mister Williams. Ihre Worte berühren mich seltsam wohltuend und befreiend, und ich setze meine ganze Hoffnung auf Sie. Es tut not, daß jemand mit fester Hand die locker gewordenen Zügel ergreift. Seit mein Direktor tot ist, habe ich jede Stütze verloren
-es geht alles drunter und drüber. Sehen Sie zu, ob Sie wieder
Ordnung schaffen können".
Nachdem sie noch einige fachliche Fragen erörtert, hatte Helmbrecht seine Frau zu sich bitten lassen uud ihr seinen neuen Oberingenieur vorgestellt. Frau Helmbrecht, eine äußerst anziehende Erscheinung, kam ihm in ihrer freundlich gewinnenden Art und Liebenswürdigkeit entgegen.
Er hatte seine Augen sinnend auf dieser Frau ruhen lassen. Ihr Alter schätzte er auf ungefähr 40 Jahre. Sie war mittelgroß und schlank, hatte feine, geistvolle Gestchtrzüge und kleine graue Augen, in denen eine Welt von Herzensgüte lag.
Mr. Williams begriff es sehr gut, daß Helmbrechts Züge sich bei ihrem Eintritt erhellten, daß die Sorgenfalten in ihrer Nähe von seiner Stirn wichen und seine Stimme Heller und klarer klang, wenn er zu ihr sprach.
„Meine Elisabeth."
So hatte Helmbrecht ihm seine Frau vorgestellt, und er selbst hatte da» angenehme Gefühl, daß diese Frau die Stütze und der Trost ihres Mannes war. Erst nach geraumer Weile ging Mr. Williams weiter und stand bald darauf vor dem Hause, das ihm zur Wohnung dienen sollte.
„Gott segne deinen Eingang!"
Es war ihm, als wenn eine unsichtbare Stimme ihm diese Worte zugerufen hätte.(Fortsetzung folgt.)
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