Stojadinowitsch in den Kruppwerken
Der jugoslawische Ministerpräsident besucht bedeutende Industrieanlagen
Essen, 20. Januar. Der jugoslawische Ministerpräsident Dr. Stojadinowitsch traf am Donnerstagmorgen kurz nach 9 Uhr mit dem Sonderzug in Essen ein. Auf dem Bahnhof begrüßten Gauleiter und Oberpräsident Ter- boven und der Oberbürgermeister der Stadt Essen den Ministerpräsidenten.
In der Ehrenhalle des Hauptverwaltungsgebäudes der Friedrich Krupp AG. hießen Tr. Krupp von Bohlen und Halb ach und die Mitglieder des Direktoriums den Ministerpräsidenten der befreundeten Nation und seine Gattin sowie die übrigen Gäste herzlich willkommen. In knappen Zügen gab von Bohlen an Hand einer Karte des Rheinisch-Westfälischen Industriegebietes einen Ueberblick über die Gründung und Entwicklungsgeschichte des weltumspannenden Unternehmens. Er verwies in diesem Zusam- menhang auf die großen Anstrengungen, die Deutschland zu machen gezwungen ist. um auch in der Eisenerzfrage weltschauend unabhängig vom Ausland zu werden. Aus diesem Grunde hat die Firma Krupp ein neues Verfahren, das sogenannte Nenn-Ver- fahren, ausgearbeiket und entwickelt, um aus eisenarmen Erzen ein fast reines Roheisen zu gewinnen. Zum Schluß gedachte er der guten Beziehungen, die die Firma Krupp mit dem befreundeten Jugoslawien verbinden und überreichte dem Ministerpräsidenten Stojadinowitsch einen aus jugoslawischem Eisenerz gefertigten Briesöffner als Angebinde mit dem Wunsch für die weiterhin glückliche Aufwärtsentwicklung seines Vater, landes.
Anschließend fand eine Besichtigung der Kruppwerke statt. Hierauf ging die Fahrt weiter nach Gelsenkirchen-Buer. wo eines der bedeutendsten Werke der Steinkohleverflüssigung, die Hydrierwerk AG. Scholven, besichtigt wurde. Vor dem Werk hatten sich mit einer großen Menschenmenge wiederum Abordnungen der jugoslawischen Heimatverbände des Nuhrgebietes mit ihren Fahnen eingefunden. Mit lebhaften ZiviolHeils- Rusen empfingen die Nuhrland-Jugoslawen, die gerade in diesem Teil des nördlichen Ruhrgebietes teilweise schon seit
Jahrzehnten leben, den Ministerpräsidenten ihres Heimatlandes. Ein Vortrag und die anschließende Besichtigung des Werkes vermittelten den Gästen einen interessanten Einblick in den Produktionsgang.
Nach Beendigung der Besichtigung wurde die Reise nach Düsseldorf fortgesetzt, wo der Regierungspräsident einen Tee-Empfang im Parkhotel und im Anschluß daran eine Sondervorführung des auf der Pariser Welt, ausstellung ausgezeichneten Films „Der Mustergatte" veranstaltete.
Rationale Truppen im NormaM
Salamanca, 20. Januar. Der vierte Tag der neuen nationalen Gegenoffensive vor Te- ruel brachte den Soldaten Francos, die in einem etwa 15 Kilometer breiten Gürtel mit Erfolg kämpfen, zahlreiche Verbesserungen ihrer Stellungen. Die Truppen besetzten während ihres Vorrückens die Ortschaft Tortajada, die am User des Alsambra- Flusses, 8 Kilometer nordöstlich von Teruel, liegt. Das Dorf war von den Bolschewisten bei ihrem Abzug völlig verwüstet worden. Weiter erreichten die nationalen Truppen die Stellungen am nördlichen Stadtrand, die nur 800 Meter von der Santa-Barbara-Po- sition der Bolschewisten entfernt sind.
Den ganzen Tag bombardierten die nationalen Flieger die Mansuecho-Stellung, die in der Nähe von Teruel liegt und als stärkste bolschewistische Sicherung gegen einen nationalen Durchbruch in das Hinterland gilt. Angriffe des Gegners im Abschnitt von Muleton sind gescheitert, seine Verluste außerordentlich groß. Die nationale Kriegsbeute der letzten Tage enthält u. a. 200 dem Gegner abgenommene Maschinengewehre. Die Gefangenen sagen aus, daß in den Ortschaften hinter der Front Tausende von Verwundeten untergebracht sind und zum Teil in Kirchen, die in Lazarette umgewandelt wurden, auf den Abtransport warten. In Teruel sind zahlreiche Feuerherde sichtbar, die darauf hindeuten, daß die Bolschewisten in der Stadt Sprengungen vorgenominen haben.
Heimat liebt er laute Ehrungen nicht; in all 'seinem Schaffen und Sorgen sieht er nur die Erfüllung der großen Ziele, die ihm vom Führer und von Gauleiter Neichsstatthal- ter Murr gestellt sind. Mit unseren herzlichen Glückwünschen verbinden sich die innigen Wünsche des ganzen württembergischen Volkes, daß der „Fünfziger" noch viele Jahre für unseren Führer, unser Volk und unsere Heimat schaffen möge. II. v.
Die söngrr ehrten Ir. Schmid
Stuttgart, 20. Januar. Anläßlich des 50. Geburtstags von Innenminister Dr. Jonathan Schmid hatten sich mehr als 4000 Sänger vor dem Württ. Innenministerium auf dem Karlsplatz aufgestellt, um Tr. Schmid in einem Geburtstagsständchen aus ihrem reichen Liederborn wohlvertraute schwäbische Volksweisen vorzutragen, die sich der Vundesführer von seinem Dienstgebäude aus anhörke. Ein stimmungsvolles Bild gab der Fackelzug, mit dem die Stuttgarter Sanitätsformationen das weite Viereck umsäumten. Nach Glückwunschansprachen des stellv. Bundesführers Pg. Autenrieth im Namen aller schwäbischen Sänger und des Kreissührers Kuhnle für die Stuttgarter Sänger richtete der Minister an die große Versammlung und insbesondere an die Männer vom Roten Kreuz und vom Sängerbund herzliche Dankesworte. „Meinem Leben, das immer der Oefsentlich- keit gehört hat", so sagte der Minister, „wies unser Führer Adolf Hitler das Ziel. Daher wollen wir in Dankbarkeit und Treue des Führers gedenken."
Dr. Leh in Dortmund
Anläßlich der Tagung der ArbeitZkammer Westfalen-Süd sprach Dr. Ley über die zukünftigen großen Aufgaben der Deutschen Arbeitsfront.
Erft Aufrüstung - dann Neuwahlen
Clgenderlckt äer kt!? Presse
eg. London, 20. Januar. In letzter Zeit waren in London Gerüchts aufgetaucht, daß Neuwahlen bevorstehen. Chamberlain ist jedoch nicht sür eine Wahl in diesem Jahr. Zunächst einmal muß die englische Aufrüstung noch voranaetrieben werden, dann fleht man weiter. Der Labourabgeordnete Morrison, der diese Nachrichten inspirierte. hat also seinen Zweck. Unruhe in Industrie- und Handelskreise zu bringen, nicht erreicht. — Im übrigen wird gegenwärtig sehr über die Lebensmittelversorgung Englands im Kriegsfall diskutiert, wobei man die Notwendigkeit des Ausbaus der britischen Landwirtschaft betont.
Nettt Nanftttard nach Rom?
Ulgevberledt 6er U8 Presse
og. London, 21. Januar. In gut unter- richteten englischen Kreisen rechnet man mit großer Bestimmtheit damit, daß der diplo- matische Hauptberater der Negierung. Sir Robert Vansittard. in nicht allzuferner Zeit nach Rom reisen wird, um mit Mussolini und Graf Ciano den von Cbamberlain angeblich gewünschten persönlichen Kontakt herzustellen. Auch die kürzlichen Aussprachen des italienischen Botschafters in London, Graf Grandi. mit Außen- minister Eden werden in dem Sinne kom- mentiert. daß auf beiden Seiten die Absicht bestehe, die immer wieder vertagten eng- lisch - italienischen Besprechungen aufzu- nehmen.
Werke, die die Zetten überdauern
(Fortsetzung von Seite 1)
rung durch ihn und durch Professor Gall Gelegenheit, gerade das zu unterstreichen und darauf hinzuweisen, daß mit der Eröffnung dieser Ausstellung ein Auftakt gegeben werde zu einem Ausstellungserlebms, wie es München und vielleicht ganz Deutschland seit langen Jahren nicht mehr gehabt haben.
Das schon ungezählten Tausenden von deutschen Volksgenossen vertraute Bild des KönrglichenPlatzesin München wird an einem großen Modell im ersten Raum in seiner Gesamtwirkung zur Darstellung gebracht. Im zweiten Saal steht das Modell des Straßenzuges der Prmzregentenstraße, in der das Haus der Deutschen Kunst und das Dienstgebäude des Luftkreiskommandos die beherrschenden Bauten bilden. Von dem gewaltigen Tatwillen der NS.-Gemeinschaft
„Kraft durch Freude" zeugen in dieser Ausstellung ein Modell des KdF.-Dampfers „Wilhelm Gustloff" und Querschnitte durch dieses Schiff, sowie das Modell des ge- planten riesigen KdF.-Seebades Rügen. Die ganze Welt steht alljährlich unter dem Eindruck des Reichsparteitages in Nürnberg. Auch wer dieses große Erlebnis noch nicht ge- habt hat, der wird ehrfurchtsvoll ergriffen in dem großen Saal verweilen, der die Modelle der im Entstehen begriffenen Groß- bauten des Reich svarteitages enthält.
Nach dem Gewaltigen oiezer aroyrierunn- schen Schöpfungen kommt dann im Obergeschoß das Harmonische der Heimgestaltung des einzelnen Menschen in der Kunsthand Werksausstellung zur Geltung. Spitzenleistungen aller Zweige des Kunst- Handwerks aus allen Teilen des Reiches bilden die Bestände der Ausstellung. Auch der österreichischen Handwerkskunst ist ein eigener Raum Vorbehalten.
Schweiz vttttt den Kommunismus av
Wachsende Erbitterung gegen Komintern
Gens. 20. Januar. DaS Zentralkomitee der radikal-demokratischen Partei des Schweizer Kantons Waadt hat beschlossen, am 29. und Sü. Januar einen Volksentscheid über das Verbot der Kommunistischen Partei in diesem Kanton durch» Zufuhren, Begründet wird diese Absicht mit der SPitzcltätipleit kommunistischer ausländischer Agenten. Das Kommunistenverbot ank Grund des Volksentscheids gilt schon setzt als sicher.
..Spät kommt ihr doch ihr kommt." möchte man sagen, wenn man diesen Schweizer Beschluß liest.' Denn, die Schweiz, ..das freieste Land der Erde", war von jeher da? Asyl politisch verdächtigter Gestalten. Was heute in Rußland Namen und Rang hat, hielt sich vor Errichtung der Sowjet- union zumeist in diesem Land aus, Lenin bat jahrelang dort geweilt. In neuerer Zeit blühte dort besonders der Menlchenschmnggel sür Not» spanien. Jetzt ist es den Schweizern zu dumm geworden. Sie wollen die Kommunisten nicht mehr — was wir in jeder Hinsicht verstehen können.
König Zaeuks Sschzelt
Kairo, 20. Januar. Schon in den frühesten Morgenstunden stauten sich in den Straßen Kairos festlich gestimmte Menschen in ihren Feiertagsc,"wändern. Der Andrang war besonders groß .n der Nähe des Kudbehpalastes, in dem die Eheschließung stattfand. Um 10.45 Uhr versammelten sich dort die islamische Geistlichkeit, der Brautvater mit seinen Zeugen sowie der König mit seinen Trauzell-, gen, dem Kabinettchef Ali Mäher und dem langjährigen Oberhofmeister Sulfikar Pascha., JnAbwesenheitderBraut wurde di» Heiratsurkunde, die eine Aufzählung der Mor-, gengabe und der Mitgift enthält, verlesen. Darauf ergriff der König die Hand des Brautvaters und bejahte die Frage des Geistlichen» oh er bereit sei, dessen Tochter zu ehelichen. Nach! dem Jawort des Brautvaters unterschrieben! der König, der Brautvater und die Zeugen die Urkunde, wodurch nach dem Gesetz des Islam die Ehe als rechtsgültig anzusehen ist. Um! 11 Uhr wurde durch Fanfarenklänge und 101 Salutschüsse der Bevölkerung die vollzogene Ehe bekanntgegeben. Die lOfchjährige Königin wurde am Nachmittag durch eins Tante des Königs im Hofwagen aus ihrer elterlichen Wohnung in Heliopolis abgeholt. Im Laufe des Nachmittags gab das junge Paar. einen Tee-Empfang für die engere Ver< wandtschaft.
Hochstimmung in den Straßen Kairos
Das Volksgedränge in den Hauptstraßen und auf den Plätzen Kairos war unbeschreiblich. Eselswagen. Reiter. Kamelrejter, schreiende Straßenhändler, dazu Umzüge der Pfadfinder und des Militärs, das alleS überdröhnt von dem Donner der Salutschüße. machen die Straßen zu einem wildbewegten Bild. Ganz Kairo war märchenhaft erleuchtet. Die Moschee und die öffentlichen Gebäude bildeten ein einziges Lichtermeer. — Die Berliner Aegyptische Kolonie und der Aegyptische Club veranstalteten anläßlich der Hochzeit des Königs feierliche Empfänge unter starker Beteiligung dev islamischen Länder, zu denen sich auch zahlreiche Vertreter deutscher amtlicher und Parteistellen eingefunden hatten.
Glückwünsche des Führers
Der Führer und Reichskanzler hat seiner Majestät König Faruk von Aegypten aus Anlaß seiner Vermählung drahtlich herzliche Glückwünsche übermittelt und ihm ein viersitziges Mercedes-Benz-Sport- Cabriolet zum Hochzeitsgeschenk gemacht.
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1. Fortsetzung
Der Tag verging wie eine Stunde. Die jungen Menschen, die Domspatzen, waren wie aufgelöst in ihrer Freude. Die Großen taten zwar erst sehr würdig und spielten sich auf wie Männer, aber das dauerte nicht lange, dann wurden auch sie zu luftigen Buben und tollten mit durch die Räume, tollten durch das Gut.
Und die wenigen Sommerfrischler, die als Gäfte auf Luisenthal weilten, sie schlossen sich den Kindern an. Im Nu waren sie gut Freund mit den Buben.
Und mit dem Gesinde ging es nicht anders.
Siebenstuhl ging mit einem seltsamen Gesicht einher, Lachen und Rührung, Stolz und Freude waren zugleich im Ausdruck seiner Züge.
Er war froher denn je, denn ihm schien, als ob Frau LolliS Augen Heller strahlten.
Die Buben griffen fleißig mit an.
Nein, die Therese, dis in der Küche schaffte, die es allen angetan hatte in ihrer kraftvollen, schönen Erscheinung, sollte sich nicht mehr als sonst plagen.
Und über allem stand der Kantor ruhig und gemessen, sicher und abwägend, und doch von einer mitreißenden Lebendigkeit,
Seine Domspatzen gehorchten ihm freiwillig. Mit seinem uube^i,^cn Gerechtigkeitswillen und seinem großen Verständnis sür die Jugend hatte er sie r os gewonnen, das ganze Vertrauen der Domsvatzen gehörte ihm, und keiner wollte ihn enttäuschen, selbst der Adam Rießer nicht, der große Streber, der etwas hinterhältig war, selbst er nicht.
Als heute das Abendessen begann, erhob sich der Stephan nach dem Tischgebet und sagte zu den Jungen: „Ihr seid fetzt auf Wochen in Luislnthal. Ich habe die Verantwortung für euch übernommen. Ludwig und Peter unterstützen mich. Es wird so bleiben, daß Ludwig den Großen und Peter den Kleinen vorstebt. .Und ihnen habt ihr LU aehorchen. Ich habe
die Pflicht, euch gesund an Leib und Seele nach Heiligenberg zurückzu? ' ,i Macht es mir nicht schwer! Ihr sollt fröhliche Wochen erleben. Ihr wißt, daß ich selber gern fröhlich mit euch bin. Aber haltet Zucht, selber Zucht, dann wird sie euch nicht schwer und ich habe Freude an euch... wie bisher immer."
Wie strahlten die Augen der Kinder, der jungen Menschen auf. als ihr geliebter Lehrer so zu ihnen sprach.
Die Therese stand nicht weit von der Tafel und hatte die Hände gefaltet.
andächtig sab sie auf den Kantor.
„Und nun eins! Mir wollen heute unserer Wirtschaft, wenn ich sie so nennen soll, einen anderen Namen geben. Sie soll heißen: Hotel zu den Domsvatzen!"
Da brach ein ungeheurer Jubel los. Da waren die Jungen nicht mehr zu ballen. Ihre Zungen wurden lebendig und sie begannen zu schwatzen.
Bis der Kantor wieder die Hand hob.
„So wll es sein! Und ein Hotel... nicht wahr, das wißt ihr doch alle... in dem muß man sich besonders fein und anständig betragen. Zum Anstallen ist die Well außer dem Hause da. Im Hause will ich zwar fröhliche, aber wohlerzogene junge Menschen um mich sehen!"
E" erhob sein Glas. Die Sonnenstrahlen, die durchs Fenster brachen, die letzten Strahlen, brachen sich in dem Goldgelb des Weines.
„Herrn von Antenaar, unserem großen Gönner und unserem Freund ... zum Gedenken!"
Mit einem Zuae trank er es aus.
Er winkte der Therese, die mit dem Kruge sofort bei ihm war,und das Glas auks neue füllte.
„Und dieses Glas meinen lieben Domspatzen!"
Wie beschenkte Kinder saßen siebenundvierzig kleine und größere Sänger!
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Sie kamen an diesem Abend in den beiden Sck>lafsälen des Pavillons nicht gleich zur Ruhe. Alle Eindrücke des Tages wurden eifrig durctzgesvrochen, seder hatte besondere Wahrnehmungen gemacht, jeder wällte Pläne eigener Art und fühlte das Bedürfnis, sie den Kameraden zu vermitteln.
Aber mitten hinein in ihr Schwelgen in kindlichen Zukunststräumen kam ein kalter Wasserstrahl.
Und der Wasserstrahl hieß... der Zwick, der Herr An
selm von Autenaar, der Mathematiklehrer.
Er hatte sich vorgenommen, sich ein wenig um die Domspatzen zu kümmern, damit sie nicht ganz verwilderten, und hatte sich zu einem Jnspektionsgange aufgemacht.
Wie eine aufgescheuchte Herde stoben die Buben auseinander und suchten ihre Lager auf.
„Was macht ihr denn! Wollt ihr denn nicht schlafen! Das ist ja schön, wirklich sehr schön! Vor einer Stunde hat euch der Kantor ins Bett geschickt und jetzt bockt ihr immer noch beieinander!"
Keiner sagte ein Wort.
Mucksmäuschenstill war alles im Raume. Aber der Zach konnte ein Lachen nicht verbeißen, und die scharfen Augen des Herrn Anselm sahen das Lachen.
Streng fragte er, an Zachs Lager tretend: „Warum lachst du, Bub!"
„Jetzt lach ich nimmer, Herr Lehrer!" entgegnete der Zach gleichmütig. „Seien's in den Ferien net so arg mit uns Buben, Herr Lehrer."
„Wer bist denn du? Scheinst mir fa ein nettes Früchtchen zu sein!" " aubte der Herr Anselm.
„Ich bin der Zach, der Zacharias Praxenmaier, Herr Lehrer. Mein Herr Vater...!"
„Ich will nichts weiter hören! Aber ich kenn dich ja gar nichtz' Bist du bei mir im Unterricht?"
„Na, Herr Lehrer, ich bin in der Sexta, und da haben wir " irschrockc.: verschluckte er den Zwick —, „da haben ,^>r den Herrn Lehrer noch net!"
„Um dich werd ich mich besonders kümmern? Und damit ihr es alle wißt, so ganz ohne Unterricht lassen wir die F.rien nicht. Sonst vergeht ihr alles! Jeden Tag von acht bis zehn Uhr...!"
Da unterbrach ihn die Stimme des Kantors.
„Einen Augenblick, Herr von Autenaar!"
Herr Anselm fuhr blitzschnell herum, und diesen Augenblick benutzte der Zach und steckte Herrn Anselm so ein kleines Andenken, ein kleines Bierfässel, an einer Nadel befestigt, an den Nock.
Alles sah es und kicherte heimlich, als der „Zwick" jetzt vortrat und kühl sagte: „Was wünschen Sie, Herr Domkantor?"
(Fortsetzung folgt.)