Amts- und AnzeigeblaLt für den Bezirk Calw.
82. Jahrgang.
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Stadt
Donnerstag, de« 26. September 1967
Lbonnementlpr. ind. Stadt pr. Biertelj. Ml. l.tvincl.rrLgeri. SierteljLhrl. Postdezug«pretS ohne Bef!»Hg. f. d. Ort«- u. Nachbar» ortloeäehr 1 Mk.,f. b. sonst. Verkehr Mi. 1.10, Bestellgeld XI Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen
Bekanntmachung
betr. den Wochenmarktverkehr.
Es ist die Beobachtung gemacht worden, daß Wochenmarkthändler, insbesondere Landleute zum Verkauf von Lebensmitteln Wagen, Maße und Gewichte verwenden, welche den gesetzlichen Vorschriften nicht entsprechen.
Die Ortsvorsteher werden daher veranlaßt, ortsüblich bekannt zu machen, daß zum Gebrauch auf dem Wochenmarkt nur vorschrifSmäßige Instrumente benützt werden dürfen und Verfehlungen gegen die Maß- und Gewichtsordnung in Zukunft bestraft werden.
Calw, 23. September 1907.
K. Oberamt.
Amtmann Ripp mann.
Bekanntmachung,
betr. die Schonzeit für Fluß- und Bachforellen re.
Es wird hiemit in Erinnerung gebracht, daß die Schonzeit für Fluß- und Bachforellen, sowie für Bach- und Kreuzungssaiblinge am 10. Oktober ds. Js. beginnt und für die Nagold und ihre sämtliche Seitenbäche lt. bezirkspolizeilicher Vorschrift vom 27. März 1897 (Calwer Wochenblatt Nr. 83) bis 1. Februar 1908 dauert.
Die Schonzeit hat die Wirkung, daß während derselben — ausschließlich der ersten 3 Tage — die geschützten Fische weder gefangen noch seilgeboten noch verkauft oder in Wirtschaften verabreicht werden dürfen.
Sollten solche Fische zufällig gefangen werden, so sind sie sofort wieder in dasselbe Wasser frei einzusetzen.
Während der Schonzeit und während weiterer 6 Wochen nach beendigter Laichzeit, somit bis zum 15. März 1908, dürfen ferner keine Enten in solche Fischwasser zugelassen werden, in welchen die betreffenden Fische sich vorherrschend aufhalten, sofern diese Fischwasser nicht Gemeinden zur Benützung stehen und von der Gemeindebehörde hiezu Erlaubnis erteilt worden ist.
Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden nach Art. 39 Z 2 Pol.-Str.-G. mit Geldstrafe bis zu 45 bestraft.
Calw, 25. September 1907.
K. Oberamt. Voelter.
Die Ortsbehördeu
werden aufgefordert, den auf 1. Oktober ds. Js. verfallenen Steuerlieferungsbericht für die Monate Juli, August und September bis spätesten- 10. Oktober ds. JS. hieher vorzulegen.
Calw, 25. September 1907.
K. Oberamt. Voelter.
Fischzucht betr.
Diejenigen, welche die Berechtigung zum Fangen von Fischen wahrend der Laichzeit zu Zwecken der künstlichen Fischzucht zu erlangen wünschen, werden hiemit veranlaßt, die diesbezüglichen Gesuche in aller Bälde hier einzureichen.
Calw, 25. September 1907.
K. Oberamt. Voelter.
Die Ortsbehördeu
werden beauftragt, die Lokalfenerschauer zur baldigen Vornahme der Visitation aufzufordern, damit die Defekte noch vor Eintritt des Winters erledigt werden können.
Calw, 25. September 1907.
K. Oberamt.
Vo elter.
Tagesnenigkeiteu.
Calw. Vom 1. Oktbr. ab wird in Calw und Leonberg die Bahnsteigsperre eingeführt sein.
Calw. DieFleischprelse haben seit kurzem auch hier einen Abschlag erfahren, was aus einen billigeren Einkauf unserer Metzger
schließen läßt: Ochsenfleisch kostet 80 Rindfleisch 76 iZ, Kalbfleisch 76 H Hammelfleisch 64 bis 70 H und Schweinefleisch 76—80^ per Pfund.
Calw. Wie man uns mittetlt, findet die diesjährige He rbstübung der hiesigen freiwill. Feuerwehr am Montag, den 7. Okt. statt. Die Vorübungen in den einzelnen Kompagnien werden schon in den nächsten Tagen beginnen.
2 Wildberg 24. Sept. Am 1. Okt. übernimmt der in weiten Kreisen bekannte Wirt zum Schwarzwaldbräuhaus H. Heugle hier die Wirtschaft des Museums in Tübingen. Letzten Samstag veranstalteten ihm zu Ehren der Lteder- kranz in Gemeinschaft mit dem Schwarzwaldverein eine gelungene Abschiedsfeier. Die verschiedenen Reden, welche die Geschäftsgewandtheit und die allezeit freundliche Art des Scheidenden heroor- hoben, wurden umrahmt von frisch vorgetragenen und paffenden Liedern des Gesangvereins. Heugle hat während seiner 10jährigen Tätigkeit hier das Schwarzwaldbräuhau» in die Höhe gebracht, so daß es einer der besuchtesten Plätze der Gegend geworden ist. Die geräumigen Lokale werden besonders gern von Vereinen und Gesellschaften ausgesucht. Die besten Wünsche begleiten den Scheidenden und seine Familie auf seinen neuen Wirkungrort. Gestern hat der Nachfolger, Dürr aus Hohenwart, das Geschäft übernommen.
)( Deufringen 23. Sept. Gestern wurde hier das „Wandermissionsfest" der drei Orte Deckenpfronn-Gechingen-Deufringen gefeiert. In der durch Guirlanden geschmückten Kirche redete zuerst Pfarrer Andler von Gechingen über Sprüche 16 Vers 7: „Wenn jemandes Wege dem Herrn Wohlgefallen, so macht er auch seine Feinde mit ihm zufrieden." Aus der Reihe von Beispielen, durch die er bewies, daß dieses Wort auch auf die Mission zutrifft, sei nur eines hervorgehoben. Der bekannte Naturforscher Darwin hatte
Am Mkt m die Wafferdmtk im Angs- IM.
Von E. F. in Calw.
Die Sonne lacht am Himmelszelt,
Deß freuen wir uns sehr;
Hinan« geht'S in die weite Welt,
Vom Schwabenland an'S Meer!
Endlich ist's erreicht! Der 1. Tag der so langersehnten und vielbesprochenen Reise ist da! Rechtzeitig ist das „vierblättrige Kleeblatt", wie wir von Anfang an auf der Reise genannt wurden, auf dem Bahnhof Stuttgart, wo uns überall die „Flottenbänder" an den Hüten der Teilnehmer grüßen. Wohin man blickt — fröhliche, erwartungsvolle Gesichter! Bald hatten wir einen guten Platz in unfern schönen württembergischen Wagen erobert und über Heidelberg-Frankfurt—Hannover brachte uns der Extrazug nach Bremen.
Die Fahrt bot durch Aussicht auf schöne Gegenden, oft mit Burgen, Ruinen und Ausstchtstürmen geschmückte Berge, manche Abwechslung; groß war der Jubel, als gegen Abend die 1. Windmühle auftauchte. Bei dem '/-- ständigen Aufenthalt in Frankfurt galt es sein Mittagessen, das im Gepäckwagen mitgeführt wurde, zu erobern, im Laufe des Mittags gab es noch 2 weitere Vesper — alles für einen recht guten Appetit berechnet. An Unterhaltung und Gesang während der 14-stündigen, langen Fahrt fehlte es nicht. Wohlbehalten kamen wir um '/-10 Uhr abends in Bremen an. Die Gesellschaft zerstreute sich rasch, jedes suchte das ihm angewiesene Hotel auf.
Am andern Morgen Besichtigung von Bremen, gruppenweise wurde man von stadtkundigen Führern geleitet; die Wallanlagen, die sich mitten durch die Stadt ziehen, die Weserbrücke, der Markt mit dem „steinernen Roland" — dem Wahrzeichen der alten Hansastadt — das altertümliche Rathaus mit seinem berühmten Ratskeller, wurden bewundert. Dorthin zog's nicht allein die Herren; der Bachus-, Apostel- und Rosenkeller mußte doch schon Wilhelm Hauff's wegen besichtigt werden, der sich ja eine ganze Nacht dort aufgehalten und später die bekannten „Phantasten im Bremer Ratskeller"
herausgegeben hat. Heute könnte elfteres nicht mehr passieren: um 11 Uhr wird der letzte Gast hereingelossen, um 12 Uhr der letzte Tropfen qusgeschenkt und um 1 Uhr der letzte Gast hinausbefördert! —
Das Mittagessen im Schützenhof vereinigte wieder alle Teilnehmer; man traf alte und neue Bekannte, tauschte seine Erlebnisse aus u. s. w. Um 3 Uhr brachte uns die Elektrische zum Freihafen, der aber nur flüchtig besichtigt wurde; größeres derart stand uns ja später noch bevor. Weiter durch das Parkviertel zum abgebrannten Parkhotel, zum großangelegten Museum der Völker- und Länderkunde, das aber natürlich nur im Fluge besichtigt werden konnte. Den Schluß bildete das nach außen und innen gleich schmucke Verwaltungsgebäude des Norddeutschen Lloyd.
Beim Abendessen waren verschiedene Bremer Persönlichkeiten anwesend, an Anregung und froher Geselligkeit fehlte cs nie.
Am andern Morgen mit Extrazug in 2 Stunden nach Bremerhaven Damit eröffnete sich für uns Landratten ein großartiges Seebild. Geführt von einem Leutenant des Nordd. Lloyd besichtigten wir zuerst ein Trockendock, wo eben ein großer Ozeandampfer repariert wurde. Wie winzig klein kommt man sich vor, steht man unten im Trockendock, emporblickend zu dem mächtigen Schiffsriesen I Kam auch ab und zu ein kräftiger Guß von oben, unser Interesse an den gewaltigen Seeschiffen, Kähnen, Hafenanlagen u. s. w. konnte es nicht dämpfen.
Wie groß aber war erst unser Staunen, als wir um 12 Uhr den Dampfer „Kaiser Wilhelm II." bestiegen.
Ein feines Frühstück vereinigte uns im hocheleganten Speisesaal. Die eingehende Besichtigung des Dampfers wurde auf den Spätnachmittag verschoben. Nachmittags per Dampfer nach Geestemünde, wo in den großen Fischhallen alle Arten Fische massenhaft zum Versand hergerichtet werden. Des starken nicht gerade angenehmen Geruchs wegen beschleunigten wir aber unser Tempo.
Vor unfern Augen sahen wir den „Gneisenau" in See gehen. Amerika war sein Ziel, Amerika das Ziel der vielen Auswanderer die anscheinend nicht sehr hoffnungsfreudig ihrer neuen Heimat entgegenziehen. Welch großer Kontrast. Dankbar gedachten wir unserer schönen Heimat den armen Heimatlosen gegenüber!