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sich ziemlich abfällig über die Mission im allge­meinen und über den Plan einer Mission bei den Feuerländern insbesondere geäußert. Er hat seine Ansicht geändert, als er von dem in jeder Be­ziehung segensreichen Einfluß der Missionare bei diesem vorher so tief stehenden Volke sich über­zeugte, und hat dem auch dadurch Ausdruck gegeben, daß er bis an sein Lebensende jährlich einen ansehnlichen Beitrag zur Mission spendete. Der zweite Redner war Missionar Mohr, der bis vor seinem Urlaub die Stelle eines Generalpräscs der Basler Mission auf der Goldküste bekleidet hat. Er erzählte von den Leiden und Freuden seiner nicht weniger als dreißigjährigen Arbeit uuter den Negern. Später versammelte sich ein Teil der Fest­gäste noch in dem zu einer solchen Nachfeier trefflich geeigneten Pfarrgarten. Hier machte Missionar Mohr noch sehr interessante Mitteilungen über seine letztes Jahr im Auftrag der Basler Missions­gesellschaft unternommene Reise zur Erforschung des Inneren der deutschen Kolonie Togo. Er drang dabei bis zu auf niederster Kulturstufe lebenden Hirten- und Jägervölkern vor. Leider mußte von der Basler Missionsleitung die zuerst geplante Missionierung jener Gegenden zunächst aufgegeben werden, nicht sowohl weil die deutsche Regierung abmahnte, da sie dort im Hinterland keinerlei Schutz gewähren könne, sondern, weil der Basler Mission die Geldmittel zu dem neuen Unternehmen bis jetzt nicht dargereicht worden find. Die Notwendigkeit eines solchen Verzichts ist doppelt bedauerlich, da auch im Innern von Togo wie im Kamerun die Muhammedaner sich eindrängen. Der letzte der auswärtigen Redner, Pfarrer Daur von Deckenpfronn, früher selbst Missionar, zeigte an Beispielen aus seinem einstigen Arbeitsfeld, Indien, wie es nicht bloß bei einer russischen Kaiserpacht, sondern auch bei dem Lebens­schifflein gewöhnlicher Menschen sich rächt, wenn man nochnach den alten Karten fährt, während wir schon längst eine neue haben, welche uns die gefährlichen Klippen und den rechten Weg richtig zeigt." Verschönt wurde die Feier noch Lurch Deklamationen und Lieder der Schulkinder, und insbesondere durch die feierlichen Weisen der ver­einigten Posaunenchöre der Jüngltngsvereine von Magstadt und Malmsheim.

Darmsheim 24. Sept. Der Be­bauungsplan de« Brandplatzes ist festgefiellt, aber nur eine kleine Minderheit der Abgebrannten wird in der Lage sein, ihr neues Haus noch vor Eintritt der kalten Jahreszeit unter Dach zu bringen. Die Mehrzahl wird genötigt sein, den Winter in provisorischen Wohnungen zu verbringen. Die Vergütung für den Mobiliarschaden ist in­folge Abzugs wegen Gebrauchsobnützung mannig­fach niedriger ausgefallen als erwartet wurde und wird bei der allgemeinen Preissteigerung nicht hin reichen, die verloren gegangenen Gegen­

stände wieder zu ersetzen. Sehr empfindlich ist der Ausfall bei den kurz vor dem Brande ein­geheimsten Ernteerzeugnissen. Was die Abschätzung des Gebäudeschadens anbelangt, so dürfte die von der Gebäudeversicherungrkasse zur Auszahlung kommende Summe durchweg kaum 5060 °/° der Baukosten decken. Es wird demnach auch weiter noch um Gaben für die Abgebrannten gebeten.

Plieningen OA. Stuttgart 23. Sept. Die Verletzungen des Verwaltungrkandidaten Treiber, der wie gemeldet, in vergangener Nacht von zwei Unbekannten mit etwa 20 Stichen niedergemacht und beraubt wurde, erweisen sich als glücklicherweise nicht lebensgefährlich. Der junge Mann wird aber auf längere Zeit erwerbs­unfähig bleiben. Von den Tätern fehlt noch jede Spur.

Leonberg 23. Sept. Durch die leicht­sinnige Handhabung einer Schießwaffe schwebte gestern nachmittag ein junges Mädchen in Lebensgefahr. Ein Lehrling spielte mit einem geladenen Revolver auf dem Engelsberg. Der Schuß ging los und traf dar Mädchen, das gerade mit seinen Angehörigen vorbei ging, an die Stirn. Die Verletzung scheint jedoch nicht lebensgefährlich zu sein.

Neuenbürg 24. Sept. Die Brand­stiftung in Feldrennach am Freitag Abend wird ihre Sühne finden. Der Schwager und Schwieger­sohn des Abgebrannten, Gustav Reichert, hat, von den Indizien überwältigt, ein Geständnis seiner Schuld abgelegt und ist in Haft genommen worden.

Friedri chshafen 24. Sept. Graf Zep­pelin hat heute vorm. 11^4 Uhr mit seinem lenkbaren Luftschiff einen Aufstieg unternommen. Er fuhr direkt nach Konstanz und dann am Schweizer Ufer entlang. Eine zeitlang ver­schwand das Luftschiff im Nebel und tauchte dann gegen 2^4 Uhr wieder auf und fuhr vom Schweizer Ufer in der Höhe herüber bis über Friedrichshafen. Dann nahm es die Richtung gegen das Kurhaus und gegen das Kgl. Schloß. Das begeisterte Winken der Zuschauer wurde vom Luftschiff aus lebhaft erwidert. Die Fahrt war sehr sicher und elegant und die Drehungen und Wend­ungen wirklich gut gesteuert. Das Luftschiff nahm schließlich seinen Weg wieder zurück nach Manzell, wo es ganz sicher gelandet ist.

Mainau 24. Sept. 4 Uhr Nachm. Der Kräftezustand der Großherzogs scheint sich im Laufe des heutigen Tags etwas zu heben. Dr. Fleiner. Dr. Dreßler.

Dresden 24. Sept. Zur Affäre der Gräfin Montignoso erklärte der Minister des sächsischen Hauses von Metzsch, daß der sächsische Hof den Aufenthalt der Prinzessin Monica genau kenne.

Sie befinde sich nach wie vor am Lage Maggiore und falls die Gräfin ihre Heiratspläne ausführen sollte, würde die kleine Prinzessin ihrer Obhut entzogen werden. Es seien auch alle Maßregeln getroffen, um diesen Entschluß durchzuführen. Das Gleiche würde eintreten, falls sich die in Dresden umlaufenden Gerüchte bestätigen sollten, daß die Gräfin Montignoso, abgesehen von Heirats­plänen, aus anderen Gründen einige Monate in Zurückgezogenheit zu verbringen beabsichtige. Doch fehle über diesen Punkt jede authentische Nach­richt. Der genaue Aufenthaltsort der Gräfin sei allerdings zur Zeit auch dem sächsischen Hofe unbekannt. Briefe, die an die alte Adresse nach Florenz gingen, blieben unbeantwortet. Die Apanage wird durch die deutsche Bank viertel­jährlich bezahlt und ist zuletzt abgeholt worden. Selbst nach einer Verheiratung der Gräfin steht der sächsische Hof den Absichten und der Person der Gräfin völlig gleichgültig gegenüber. Dieser Erklärung des Ministers ist htnzuzufügen, daß der Wunsch einer Verheiratung mit Herrn Toselli zunächst einseitig bei der Gräfin Montignoso besteht, da der Künstler wenig Neigung verspüre, sich in das Joch der Ehe spannen zu lassen, und außer­dem seine Florentiner Freunde sehr eifrig bemüht find, ihn von diesem Schritte abzuhalten.

Berlin 24. Sept. Aus London wird dem Depeschen-Burau Herold gemeldet, daß die Gräfin Montignoso tatsächlich in London weile, um dort ihre Niederkunft abzuwarten. In Dresdener Hoskreisen ist diese Nachricht allgemein bekannt, doch ist Authentisches hierüber nicht zu erfahren, da der Hof wie auch die Regierungs­stellen es vermeiden, diesen Gerüchten nachzugehen, damit nicht die Behauptung aufgestellt wird, man spioniere der Gräfin nach. Die Prinzessin Pia Monica befindet sich tatsächlich noch in Stresa am Lago Maggiore. Zu dieser Nachricht schreiben die Dresdener Neuesten Nachrichten:In London ist auf den verschiedenen Botschaften die Nachricht von einem geheimen Aufenthalt der Gräfin Mon­tignoso in London oderauf der Insel Wight schon seit 14 Tagen bekannt, aber man hat nicht daran geglaubt. Jetzt hört man überall, daß die Gräfin sich heimlich bei einem Arzt in London aufhalts und daß sie ein Kind erwarte. Wir sind zunächst nicht in der Lage, diese Nachricht auf ihre Richtig­keit zu prüfen, wir können nur feststellen, daß sich beharrlich die gleichen Meldungen seit Tagen wiederholen."

Berlin. Aus der englischen Kapkolonie kommt die Nachricht, daßMorenga, der gefähr­lichste unter den Räubern Südwest-Afrikar durch das Kommando des Majors Elliot bet Witpan in der Kalahari, mit seinem Sohn, seinem Onkel und drei Anhängern getötet wurden. Die Nachricht wird aus Kapstadt amtlich bestätigt.

Nun aber zurück zu unserem herrlichen Kaiser Wilhelm ll. Ter Dampfer hat eine Länge von 216 m, eine Breite von 22 m und eine Höhe von 41 m; selbst wenn man direkt davor steht, kann man sich keinen Begriff machen, was der Riesenrumpf alles beherbergt. 52 Räume umfaßt das Schiffsinnere, da­runter einen für mehr als 500 Personen reichenden Speisesaal, Gesellschafts­räume, Rauch-, Spiel-, Musik- und Damensalon, einen mit feinen Märchen­bildern ausgestatteten Kindersalon nicht zu vergessen; ferner Druckerei, Bäckerei, Postamt, Apotheke u. s. w. Bis hinab in die Maschinen- und Heizungsräume sind wir mit unserem liebenswürdigen Führer gestiegen. Stunden vergingen bis alles gesehen und bewundert war. Auch für die Sicherheit der Passagiere ist alles vorgesehen durch drahtlose Telegraphie, zweckmäßigste Maschinen und erprobte wissenschaftliche Apparate.

Luxus und Eleganz sind kaum in einem ersten Hotel mehr vertreten wie hier; die Luxuswohnungen 35zimmrige kosten für Hin-und Rückfahrt 800012000 sie sind schwer zu beschreiben. Das Schiff faßt ungefähr 1800 Passagiere, die Besatzung beträgt 600 Mann.

Das Abendessen man war Gast des Norddeutschen Lloyd ge­staltete sich zu einem Festessen im feenhaft dekorierten und glänzend beleuchteten Speisesaal. Tie tadellose Schiffskapelle, die Speisenfolge, die flotte, aufmerk­same Bedienung versetzte uns in Erstaunen und Bewunderung und als zum Schluß von 170 mitLampions geschmückten" Kellnern unter den Klängen der Musik dieEischinesen" serviert wurden, glaubten wir uns wirklich in ein Märchen ausTausend und eine Nacht" versetzt!!! Daßgute Reden" die Arbeit des Sehens, des Essens und Trinkens begleiteten ist naheliegend, und der Dank an den Norddeutschen Lloyd, das Gedenken an den Flottenverein, Huldigungstelegramme on Kaiser und König waren sicher jedem aus dem Herzen gesprochen.

Begeistert wurde das Württemberger LiedVon dir o Vaterland", das extra für uns gedruckt war, gesungen und anschließend an den Vers:

Doch Deine holden Töchter leben,

Daheim in frommer Zucht und streben,

Daß Heil und Glück im Hause sei"

brachte Schulrat Dr. Mosapp einen mit viel Humor gewürzten Toast auf die Damen aus.

Das festlich beleuchtete Promenadendeck lud zum Tanz ein, so begehrt waren dieholden Töchter" wohl noch nie! Doch, auch die Nichttanzenden kamen zu ihrem Recht. In den verschiedenen Salons sah man recht gemütliche Gruppen, die Herren Offiziere mitten darunter. Um 11 Uhr wurde man durch Musik zum Aufbruch gemahnt und war es sicher jedem zu früh auf dem Schiff heißt es:Ordre parieren!"

Wir übernachteten auf dem Dampfer. Das war eine Arbeit bis jedes glücklich seine Cabine gefunden! In diesen vielen Gängen könnte man sich wahrlich verirren, ein Glück, daß es Nummern gibt. All das Neue und Un­gewohnte erheiterte uns noch lange, ruhig wurde es nicht so bald.

Um '/.5 Uhr ertönte der Weckruf:Freut Euch des Lebens" und hatte man auch nicht viel geschlafen, frisch und freudig ging's dem neuen Tag ent­gegen, der uns die herrliche, nicht wenig gefürchtete, Ostündige Seefahrt bringen sollte.

Mit dem Gedanken, daß der Tag auf demKaiser Wilhelm" wohl der Glanzpunkt der Reise bleiben werde, nehmen wir von dem uns mächtig im­ponierenden Riesendampfer und seinen liebenswürdigen Offizieren Abschied und besteigen um 6 Uhr dieStuttgar t", welche uns über Helgoland nach Brunsbüttelkoog" bringen soll. Das Meer war bei der aufgehenden Sonne großartig, es schien ein schöner Tag zu werden. Die ängstlichen Ge­müter zogen sich in die Mitte des Schiffes zurück, doch dasselbe machte keine schlimmen Bewegungen, allen wurde leichter ums Herz. Längst war das Land außer Sicht, immer noch fuhren wir in der Weser.

Sehr interessant war das Ankommen des Lootsen, eines alten, wetter­gebräunten, im Oelmantel steckenden Schiffers, der auf schwankendem Boot ankam und an einer Strickleiter das Schiff erkletterte. Jetzt passieren wir den Rotesandleuchtturm an der Wesermündung und oh Jammer und Schrecken gleich fängt das Elend an! Langsam geht der Dampfer der Länge nach auf und ab. Bald sah man todesblasse Gesichter tüchtig wurden die armen, ersten Opfer der Seekrankheit ausgelacht! Doch das hörte bald auf, fast die Hälfte der Passagiere wurde seekrank, keines war seiner ganz sicher. Nach etwa 2 Stunden ließ das starke Schwanken des Schiffes nach, wir hatten eine andere Richtung genommen und allmählich erholten sich dieArmen" wieder.

(Schluß folgt.)