christliche Missiöiisgesellschaft'en um den Vorrang.
Es ist noch nicht lange her, da soll China den Stammesfnrstcn am Kuku nor eine weitgehende Konzession gemacht haben, nämlich einen Teil des nördlichen Grenzgebiets von Tibet zn überlassen. Selbstverständlich, um wieder Einfluß in das verlorene Gebiet zu gewinnen. Die politischen Parteien in Lhasa, die davon erfuhren, setzten zum Gegenzug an. Sie wollen ihre geraubte Macht nicht kampflos prciSgeben und schielen nach e-ncr Zusammenarbeit mit einer der drei Großmächte. In Sinkiang bis nach Urumtschi und Hami regiert heute schon offen der Kommunismus, Tschita und Urga, ehemals Bollwerke der religiösen Mongolen, sind heute vollkommen rot und Zentren des Moskauer Systems. Bleibl also noch die fruchtbare Gegend um d'e innerasialischen Seen. Wohl scheinen die LsbeiE-bcdinguiigcn unter den Fittichen Väterchen Stalins „verbessert" (theoretisch natürlich), denen die Nomaden Glauben schenken, ober^Ler Mangel an religiösem Untergrund läßt noch gewisse Zweifel aufkom- men. Ter Asicile ist in erster Linie religiös. Wird es lange dauern, bis Moskau sein System mit einer religiösen Hülle versieht?
Noch fehlt der Nachfolger des Taschi Lama und damit eine einheitliche religiö'e Negierung in Tibet. Derweilen arbeiten Europäer und Asiaten mit Hochdruck, das Land für sich zu gewinnen. England schilpt Indien, wenn es Tibet für sich gewonnen hat, Sowjet- rußlandhat die Türe nach Indien geönnet, wenn Lhasa und seine machtlüsternen Geistlichen sich ihm verschreiben. Japan, das in ganz Tibet seit Jahrzehnten geistliche Lehrer und Studie-ende weiß, spioniert naturgemäß die Lage aus.
Dieses tibetische Riclenreich ist heute noch ein Koloß mit dem Verstand eines Kindes, was wird es morgen sein? Ist Japan erst in China am Ziel seiner Wünsche angelangt, dann prallen die Interessen der Großmächte direkt aufeinander. Tibet wird wahrscheinlich für Asien den Ausschlag geben, während in den diplomatischen Zentralen in Ost und West die Fähen gesponnen werden. Es geht nicht um das Land, es geht um das Nebergewicht in ganz Asien. Und Asien ist der Gegenpol Europas, das dürfen wir nicht vergessen.
Ottmar kt e S
§ir MMe M „Eire"
London. 29. Tewmber. Zum Inkrafttreten der neuen Verfassung Irlands hat die britische Negierung folgende amtliche Erklärung ausgegeben: .Die britische Negierung hat die Lage erwogen die durch die vom Parlament des irischen Freistaate? im Juli 1987 gebilligte und am 29. Dezember in Kraft getre- lene neue Verfassung geschallen wird. Sie ist bereit die neue Verfassung ko zu behandeln als ob sie nicht eine grundsätzliche Aendernng in der Stellung des irischen Freistaates der in Zukunft gemäß der neuen Verfassung altz .Eire" oder .Irland" bezeichnet wird, als Mitglied der britischen Staatengemeinschaft herbellührte." Der Premierminister von Nordirland. Discount Lord braigavon Hai zum Ausdruck gebracht daß die Loyalisten von Ulster dir Er- klärung der englischen N üerung mit tiefer Befriedigung willkommen heißen.
Krsselcxplosion in einem Bergwerk
Im lloblenbergwerksgebiet k-es Moira-Gebirge? yat sich eine schwere Kesselerplotwn ereignet, bei der zwei Bergleute getötet und niedrere Arbeiter lebensgesölirlich verletzt wurden Durch die Er- "losion wurden mehrere Arbeiterbäuler und bat Werivgllniigsgebäiide des Kohlenbergwerkes schwei
'-"schämt nni> s?-»n-ss'^"8 ir,
Der Süm des FamilieuvrrchrS
Staatssekretär Pfuudtner sp icht z« de» Standesbeamte»
Berlin,. Dezember. Im Zeichen des am 8. November 1987 in Kraft getretenen neuen PersoiicnstandZgesetzcs steht die Verwaltung s iv i s s e n s ch a s t l l ch e Woche für Standesbeamte, die vom 6. bis 11. Dezember in Berlin stattsmdet. Vei der Er- öfsnung in der Friedrich-Withelm-Nniversi- tät sprach Staatssekretär Pfuudtner über die Beurkundung des Personenstandes im nationalsozialistischen Reich.
Während im nunmehr abgelöscen NeichZgesetz von 1875, so führte der Staatssekretär u. a. aus, ! die einzelnen Pcrsonenstandsfälls (Geburt, Heirat und Tod) in der Reihenfolge behandelt sind, wie sie sich im Leben des einzelnen ereignen, stellt das neue Personen st andtzgesetz die Vorschriften über die Eheschließung als die Grundlage des Gemeinschaftslebens an die Spitze. Bei der früheren Regelung war eine Verbindung Wischen den einzelnen Eintragungen über eine Person ursprünglich nicht vorgesehen; entsprechend der herrschenden individualistischen Auffassung stand vielmehr jede Eintragung für sich da, ohne daß ein Zusammenhang mit anderen Eintragungen erkennbar wurde.
Das neue Psrsonenstandsgesetz schasst hier j grundlegenden Wandel. Das Familienbuch, ! das in Zukunst geführt wird, enthält für jede Familie ein besonderes Blatt, ans der alle genealogischen. aber auch andere wichtige Eintragungen über sämtliche Familienangehörigen zu ersehen sind. Verweisungen ermöglichen darüber hinaus in kürzester Zeit eine Zusammenstellung aller Eintragungen, die sich aus eine Sippe beziehen. Das
Familienbuch stellt also nicht nur eine Ausgestaltung des bisherigen Heiratsregisters dar. die Eintragungen werden es vielmehr in Zukunft ermöglichen, die Kette der Geschlechter durch alle Zeiten zu verfolgen. Das Suchen nach AbstammunMirkundcn. das heute Hürnig so viele Schwierigkeiten bereitet, entfällt. Aus den Eintragungen läßt sich dis rassische Abstammung jedes einzelnen Volksgenoffen unschwer ablesen. Die Gesundheitsämter erlangen daraus die notwendige Kenntnis der Verwandten jedes Volksgenossen. mit dem sie sich aus bevölkerungspolitischen Gründen zu befassen haben. Für dis wichtigsten Forschungen auf dem Gebiete de» Erblehre liefern die Eintragungen in Zukunst zuverlässiges Material. Angaben über das religiöse Bekenntnis Sie Staatsangehörigkeit sowie das Ncichsbürgc.i.recht der einzelnen Familienangehörigen ermöglichen auch insoweit alle jeweils erkor- verliehen Feststellungen. In Zukunft sind sämtliche Standesbeamte Gemeindebeamte.
Ms zweiter Redner sprach Ministerialdirektor Dr. Gütt über „Ausartung des Volkes durch Familienpflege". Während es das Ziel staatlicher Maßnahmen sei. die Familiengründung gesunder Menschen zu fördern und eins ausreichende Zahl ge-under Kinder zu verbürgen, fei es Aufgabe des einzelnen, die staatlichen Maßnahmen durch Fgmilienpflege zu ergänzen. Hier falle den Standesbeamten die wichtige Ausgabe zu. nicht nur die gesetzlich getroffenen Bestimmungen des Ehe- und Blutschutzgesetzcs zu beachten, sondern an der Erziehung unseres deutschen Volkes zu gesundem Denken, zu richtiger Gattenwahl, zu Raffen, und Familienbewutztsein mitzuwirken.
Msrdplan gegen Leon Mmn
fil. Paris, 2g. Dezember. Ingenieur Eugene Delonclc. der allgemein als das Haupt der ..Cagouiards" angesehen wird, machte, vor Gericht verhört, aussehenerregende Angaben. Es steht fest, daß höchste militärische Stellen über die k o m m u n i st i s ch c n Put sch Pläne in Frankreich durchaus unterrichtet waren
Ein höherer Offizier hat ihm seiner Besorgnis über die Verteidigung des Elyseepalastes Ausdruck gegeben und versichert, daß der sowjetrnssische Botschafter einen heftigen Wiitanfall bekommen hat. als er erfuhr, daß der kommunistische Putsch bekanntgeworden und damit vereitelt sei. Telonele gab daun die Einzelheiten über das geplante Vorgehen der Kommunisten bekannt. In einer Versammlung vonFranzosen. Bolschewisten und fraikzöfllcheir Offizieren sei als Zeitpunkt für de» Putsch die Nacht znm 16. November, und zwar 2.89 Uhr irüh. festgesetzt worden.
Ter Angriff sollte in drei Etappen vor sich gehen: l. Verhaftung und Ermordung von Geiseln. 2. Besetzung der Bahnhöfe und sämtlicher Transportmittel einschließlich der Telephonzentralen, der Bürgermeistereien, der Bank vo„ Frankreich »iw.. 8. Besetzung des 7. Arondiffements mit dein Krieasmini- stcrinm und den benachbarten Kasernen.
Die ersten zu ermordenden Personen, erklärte Deloncle weiter, sollten nach dem Plan der Kommunisten der Innenminister Dormvy, der stellvertretende Ministerpräsident Leon Blum und der sozialdemokratische Arbeitsminister Lebas lein, um auf diese Weise die Verbrechen offensichtlich faschistischen Elemcn- ten zilschreiben zu können. Am nächsten Tage sollten dann Kriegsminister Daladier, die Führer der Nechtsopposition La Roche. Doriot, Taittinger und Chiappe sowie der ehemalige
Kriegsmarineminister Pietri ermordet werden. Gleich-eitig wollten die Kommunisten sich in den Besitz von etwa 899 bis 499 Gei'-ln setzen, die in erster Linie aus Industriellen und Finanzkreisen stammten.
Auch PyMySll
eg. London, 99. Dezember. Präsident Nvolevelt beabsichtiat eine V e r st ä r k n n a der amerckaii'kchen Krieasllotte. Er will desbalb Mittel kür zusätzliche Kriea-'kchiks. bauten beantragen. I,n lnstende» Elais- jabr weiden >»m ersten Male »eit wele» Iabre» zwei Lniieiischiks? cil-ichzeitia gebaut werden. Im Vorauschlaa kür da? nächste Etatsjahr sind rwei weitere Linienkchikke an- aeivrdert worden außerdem zwei Große Kleiner lectz? Zerstörer lech? stnterieebootc und kech? Hilksschlkke. In einem Vriek an den Vorsitzenden de? Bndaeianskchnsie? der die Moalicbkeit weiterer Ankardernnae» in Aussicht stellt lebiite Novkevelt jede Aenß->- rnna darüber ab welche Lupen er verlan- aev wi:d. Dieter Vriek des Präsidenten ist ankcheinend in erster Lune ein Verknch-bal- lon der keststelle» still wie Volk und Kon- groß sich »nr Frage der erhöhte» Kriegs- bereitkchaki stellen werden.
Vis Mau!- und Klauenseuthe in Svlland
Bisher 13 veg Stück Vieh eingegangen
Amsterdam, 29. Dez. Der Maul- und Klauenseuche sind in Holland bisher etwa 13900 Stück Vieh erlegen. In den drei größten Abdeckereien des Landes wurden allein 12 430 Rinderkadaver vernichtet.
Mit 1 LMM,»,» 1»
Berlin, 29. Dezember. Der ant'bolschewisti- sche AiisstclluiigSzug „Weltfeind Nr. 1" hat seine Deutfchlandfahrt, die im Aufträge des Neichsministerinms für Volksaufklärung und Propaganda und der Neichsvropagandaleitnng vom Deutschen Propaganda-Atelier organisiert wurde, mit Ende des Jahres 1987 nach fünf- zehnmonatiger Lanf-eit beendet. Der Erfolg dieser Ansklär.ingSsahrt ubertrisft alle Erwartungen: In 66 Städten tzab-n an insgesamt 398 Ausstellungstagen 1 ^69 999 Menschen die Ausstellung besucht! Das entGricht einem Tagesdurchschnitt von rund 5999 Besuchern. Woh n der Zug kam, stand er im Mittelpunkt des öskentlichen In,-resi"s. Das Echo, da? d'e Ausstellung in der Presse und bei'de« Besuchern fand, war ungewöhnlich stark.
tiigenkerlevl <ier V 8 N r s » , o
rp. Warschau, Dezember. Tie Fertig- stellung der ersten 2999 Kiomeker der Neichs- autobalin ist in Polen viel beachtet worden. Tie Blätter verössentlichlen wirkungsvolle Ausnahmen und bewundernswerte Berichte« lim den polnischen Lesern die gigantischen Ausmaße der Straßen Adolk Hitlers an- ichanlich z» schildern wurden Vergleiche mit polnischen Berhällniffen ausgestellt, wobei daraus hinaewiesen wurde, daß eigentliche Vergleiche überhaupt «n möglich leien weil es sich in Deun'chand um ..richtige Aiiiobahnen" handle die es sonst über- tzaupl nicht gibt. Die amtliche polnische Lelegraphenageiiliir veröffentlichte die Rede de? Führers vor de» Arbeiter» der Nkich8-> auivbabiien und hob die großen Ersparnis- hervor, die durch diesen »euarligcu Straße», bau gemacht werden.
Interessantes Bauwerk der NekchsauSobahn
kUgenberlrtz« «tee X8 pro,,«
rst. Magdeburg. 2k. Dezember. In der. Nähe non Dessau ist jetzt mit dem Bau einer Elbbrücke für die Neichsantobahn begonnen worden. Die Brücke wird nach ihrer Fertig- stellima eine Länge von 759 Metern ain'weistn und damit eine der länasten deutschen Strombrücken überhaupt sein. An der Einfahrt zur Brücke wird man einst ei» besonders imposantes Bauwerk bewundern können das in dieser Art einzig bastelst: e8 handelt sich »in einen vierzig Meter bolien Brückentnrm der besteigbar ist. und von dem man da? mitteldeutsche Gebiet weithin übersetzen wird.
Durch die Eigentzeitcn des anhaltischen Gebiets, das zahlreiche Flüsie durchqueren, wird der Va» einer besonders großen An- zatzl von Brücken notwendig io daß auf einen Kilometer Straßenlänge dnrchschnitt» (ich immer eine Brücke kommt. Allein 42 g r ö« ßere Brückenbau ten sind a»! der sechzig Kilonieter langen Antobatznstrecke bei Testa» vorgesehen. Unter ihnen befinden sich außer der erwähnten Elbbrücke auch noch andere Brücken mit einer Länge von je 289 Metern. Durch das Hochw'siergebiet der Mulde mußten kilometerlange Dämme von vier Meter Höhe angelegt werden. Um die Erde da kür z» gewinnen wurde durch die Baggerung eine große Fläche ausgehoben, die jetzt zu einem künstlichen See nmgewan- delt worden ist der sich b-steu? »>» die Land- kchalt einsüat. An dieser Stelle wurde neben der Autobahn ein Rastplatz angelegt.
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(43. Fortsetzung)
Da bin ich aber neugierig, dachte Niels, der tiefer ichürfte, als sie glaubte. Er ärgerte sich, als gleich daraus rin Walzer von Strauß durch die niedere Stube klang. „Das stimmt ja nicht!" sagte er heftig und nahm noch vor Schluß die sich drehende Platte weg. „Jetzt wähle ich - schnitt er ihre Einwendung ab.
Für eine Sekunde stand sie wie angeschmicdet, als Koschats: „Verlassen, verlassen" zn den schwarzen Balken ansklang.
Dann lies sie mit abgewandtem Gesicht aus dem Zimmer und riegelte die Kammer hinter sich ab.
Tie beiden Männer mussten ihr „Gute Nacht" durch das Schlüsselloch sagen.
Die Nacht war von traumhaft winterlicher Stille. Kein Luftzug ging über den Grat. Nur einmal löste die Hand eines Bergöämvns ein Schnccbrctt von einem der Gipfel, daß es krachend zn Tal fuhr »nd ein dumpfes Echo wachrics.
Niels richtete sich im Bette aist und horchte. Da war es schon vorüber. TaS Ohr an die Wand gelegt, lauschte er. Ans Klandines Kammer drang kein Ton. Morgen frage ich sie. was cs ist, dachte er, den Kopf wieder zn- rücklehnend. In der vergangenen Nacht hatte es begonnen. Ta war sie in die Stube geschlichen, von dort hatte sie wein Rufen verscheucht. Das war das erstemal, daß sie mich belog.
Und heute abend - diejer Walzer von Strauß — war wieder eine Lüge. Er sollte ein Lachen Vortäuschen — und bist doch zum Sterben traurig, arme Klandine, war >ein letzter Gedanke, mit dem er entschlief.
Es war noch gar nicht hell in der Kammer, als Pött- mes dnrch ein mörderisches Fluchen geweckt wurde. Barthelmcs knallte verschiedene Türen zn, und der Waldl ließ ein langgezogencs Wimmern hören.
Langsam erhob sich Niels und begann sich anziiklcidcn. Da wurde die Kammcrtnr aiifgerisscn, und Barthelmcs' zornig gerötetes Gesicht kam znm Borsthein. „Sitzn's Eahna nur glei wieder nieder, Herr Pöttmes, sonst trifft Eahna der Schlag! — Fort is!"
„Wer?" fragte Niels verständnislos.
,,D' Klaudinia! Auf und davon! D' Kammer leer, der Rucksack weg, 's G'wand — all's. DvS hat's dalass'n." Dabei hielt er ihrn ein Blatt Papier unter die Nase.
„Lieber Barthelmcs!
Tausend Dank für alles. Klandine."
„Und für mich?" fragte er ungläubig.
„Für Eahna-?" Das Stück Papier zwischen den
Fillgcrn zerkrümelnd, lachte der Alte zornig ans. „Für Eahna hat's extra a Andcnk'n lstiitcrlass'u. Glei unterhalb der Hütt'n, koane zwoa Meter weit, da steht im Schnee neikroist: Niels. Und weiter unten noamal! Jetzt wiss'n S's, Herr PöttmcS."
Ja, jetzt wusste er's.-Und trotzdem! Liebe, kluge
Klandine, deswegen allein bist d» nicht gegangen. Du hast mich auch diesmal belogen. Aber ich finde dich schon! Hab keine Angst, daß ich dich nicht wiedcrfiiide, und wenn ich bis ans andere Ende der Welt suchen gstien müßte. Ich heiße nämlich Niels Pöttmes, mein Mädchen!
» *
«
„Ach, Klandine," sagte Henriette, als diese vollkommen nncrwartct ans Haslbach cintraf, „wie übereilt von Luzic, dich von meinem Unglück zn unterrichten! Aber ich freue mich doch sehr, daß du wieder da bist. WaS macht NielS?" Und als Klandine, die die Stiefmutter vollkommen gebrochen vorzufiiidcn glaubte, und nun einer völlig gefaßten Fra» gcgcnübcrstaiiü, nicht gleich z» antworten vermochte, lächelte Henriette »nd nahm ihr selbst Hut und Mantel ab.
„Bob ist nach der Stadt. Ich habe auch Lnzie mitgeschickt. Die beiden stellen die gesamte Lage aus den
Kops. Bob will zu studieren anfhöreu und irgendwo iliitcrznkommcn suchen, und Lnzie nimmt demnächst eine Stelle als Kindermädchen an, damit Bob nicht zu verhungern braucht." lieber Klandines verdutztes Gesicht lächelnd, erklärte sic: „Ja, mein Kind, so ist das. NM wird ans der Stiefmutter auch noch eine Schwiegcr- mama."
Klandine jank in den nächsten Stuhl und brachte kein Wort hervor. Lnzie und Bob? Sie wunderte sich, daß ihr Gehirn überhaupt noch zn denken vermochte.
Statt ihrer sprach Henriette wieder: „Ist NielS' Ber finden wieder zufriedenstellend? Ja? — Das freut mich! Ich war so beruhigt, dich bei ihm zn wissen. Er hat natürlich keine Ahnung, wer dn bist?"
„Nein."
„Ist dir der Abschied schwer geworden?"
Klandine übers,prang die Frage. „Ich bin gegangen, als Niels noch schlief."
„Das war gut, ja," freute sich Henriette. „Mache eS dir jetzt bequem. In einer Viertelstunde trinken wir Tee. Dann sprechen wir über alles. Mit Bob und Lnzie ist nicht verniinstia zu verhandeln. Sie bringen zu jeder Stunde andere Pläne, aber es ist nie einer darunter, der brauchbar wäre."
Als sie dann nach öem Tee in Henriettes Zimmer bei- iammensaßen, entwickelte diese die ganze Lage. Einfach, sachlich, mit allem Für und Wider, ohne etwas aufznbanscheu oder irgend etwa belangloser hinznstcllen, a's es in Wirklichkeit war. „Meine Verluste bei der Bank betragen dreihnndertsünfzigtanscnd Mark. Vorausgesetzt, daß wirklich zwanzig Prozent davon gerettet werden — so heißt cs nämlich — verfüge ich dann noch über siebzigtanscnd Mark. Das ist nicht eben viel. Ein Glück, daß ich seinerzeit deinem Vater einhnndert- fiiufzigtanseiiö Mark für Hlwothekcnabiösnng gegeben habe, sonst wäre auch das noch verloren. Es fragt sich nur, wie teilen wir das Ganze ein, damit euch die Heimat erhalten bleibt."
„Henriette!" brachte Klandine nur hervor und senkre die Stirn ans deren Hand.
jF-ortsetznug folgt.)