Deutsche feiern Weihnachten

In allen Erdteilen sind Deutsche unterm Lichterbaum vereint

Krieckrick Llunek:

Ich komme von der Weihnachtsfeier eines auslandsdentschen Kreises und fühle mich so sehr ergriffen, ich weiß mir kaum zu erklä­ren. wah in mich gefahren ist. Wer erinnert sich nicht einer jener zitternden Augenblicke der Jugend, wo ein gewandelter Schmerz. eine unerwartete winzige Freude, die Entdeckung einer unbekannten Blume, der Blick eine? Mädchens uns in ei» Schwingen versetzen konnten, wie es später nur noch in seltene» Stunden über uns kam. So sehr und ich weiß keinen anderen Vergleich hat nach heute die Macht ergriffen, die das Wort, die ein Lied über alle Grenzen hinaus besitzt.

Was ist denn eigentlich gewesen? Gewiß es tröstet uns. mit Deutschen von weither zu­sammen zu sein. Das Reich schwindet seit dreihundert Jahren im Westen, im Süden und im Osten: wir leiden zudem seit fünf­zehn Jahren bis ins Herz unter der Beckek- knng unseres Namens, unter Demütigungen ohne Ende unter dem Ausschluß vom Recht jedes Volkes, freier Herr in seinem Volks- raum zu sein, lind die volitiiche und mili­tärische Ohnmacht guält uns so ties und bewegt uns so sehr, daß auch in uns Welt- abgewandte die Leidenschaften einsalle» und daß mir ein Bekenntnis zum Volksgefühl als Stunde der Erhebung und des Glaubens empfinden.

Aber es war nicht das. Im Gegenteil, wir. die wir die Bindung unseres Volkes im Staat wünschen, sollten mit diesen Gästen nicht vom Staat reden. Alle Deutschen im Ausland sind überraschend gründliche Bür­ger ihrer Staaten. Ter erste Eindruck des Abends war ein unergnickliches Zerwürfnis zwischen einem Siebenbürgen rumänischen StaatSbürgertums und einem ungarischen Schwaben wobei jeder sein Land heftig ver­trat.

Der Ausgleich gelang rasch: man hatte da ein rasches Schlichtunasverfahren unterein­ander und bemühte sich die reicbsdentschen Gäste nichts spüren zu lassen. Denn diese jungen Menschen, meist Studenten hatten sich untereinander gesammelt wir waren die Geladenen. Zwischen Luremburg und Wolga zwischen Norwegen und dem Bal­kan. nein weit darüber hinaus bis Auen, bis nach Südamerika hinüber lag ihre Hei­mat. Nun hatten sie sich untereinander ver- abr>-det hatten sogar einige ..Tentichländer" Oesterreicher und Schmetter, denen sie tonst gern als unsichtbares Reich für sich gegen­überstehen als Gäste hinzu geladen und hat. tcn einen Tannenbaum und kleine Geschenke und Lieder vorbereitet.

Tie Mädchen sangen zuerst wie vermag die Weichheit von Frauenstimmen die Män­ner autz dem Alltag zu führen. Es waren Legenden und auch kleine Ebristlieder ihrer Landschaft die sie in verschiedenen Gruppen sangen: ost hatten sie Worte einqeflockiten die wir nicht mehr verstanden, oft auch Melo­dien die da? Land verrieten, in dem sie ge­boren waren. Einige Männer hielten kurze Reden oft in mundartlicher Färbung: die Balten mit tiefen Kehlstimmen die Süd­amerikaner mit jenem nicht unschönen Ab­laut dem sich wie man sagt alle euro- Päckchen Sprachen in jenem Erdteil unter­

In der Tropennacht Hstasrikas

Ein ehemaliger deutscher Offizier lebt im ehemaligen Deutsch - Ostafrika. Er schreibt-

«Das erste Weihnachten das ich in mei- ner zweiten Heimat Ostafrika beging war recht traurig denn allein saß ich in meinem noch nicht einaerichteten Hause. Wie anders war es 1638' Die geschickte Frauenbund batte das Häuschen mittlerweile zu einem gemüt­lichen deutschen Heim ausgestattet. Aus Zedernzweiqen hatten wir »ns einen Ad- ventSleuchter gewunden Weibnachtskerzen brannten aus ihm Bescheidene Geschenke zeugten von der gegenseitigen Liebe mit der sie daraebracht wurden. Am Nachmittag hatten die farbigen Arbeiter ihr Baksb'th ha' sikukn' d. h. ibr FesttagSaesebenk in Ge­stalt eine? neuen Schilling? erhalten

Als der Abend hereinbrach wurde der Adventskranz erleuchtet die Flügeltüren zur Veranda geöffnet und aus dieser da? Gram­mophon ausgestellt Deutsche Weibnachts­lieder und Glockenklang und Orgelbealer- tung erklangen in die belle Tropensternen, nacht Festumschlungen ging ich mit meinem tapferen Weaaenoß aus den Varvlak des Hauses Welch eine herrliche Weibnaebts- stimmung viel schöner als unter kumder- ten von Menschen in einer Grokcktadt - Naturverbunden - über uns das Kren, des Südens' dazu die schönen io lieben Klänge unserer alten deutschen Weibnachtslieder , Im Adventskranz verlöschten die Feuer und tue Neger angelockt durch die eigen- arttge Musik schlichen kickt leise heran und hockten sich still bin in gewissem Abstand Das war - deutsche? Weihnachten lern der alten Heimat - aus deutschem Neuland das vor Jahren im Weltkriege von uns ver­teidigt wurde/

ziehen. Aber noch standen sich alle feierlich fremd gegenüber. Wie schön dachte man als Dichter, wie weit geht die Ehre deiner Sprachel Wenn sie auch überall zurückge- drängt wird, im Elsaß, in Tirol, im Osten, wie groß ist sie noch! Schon wollte man heimlich Betrachtung darüber anstellen, wie weit Gewalt die Selbstbestimmung wohl )» überlärmen vermöchte, schon wollte die Bit­terkeil aufkommen da klingelte es leise, tat sich die Tür zum Tannenbaumzimmer aus. da spielte jemand und wir fielen ein. »nd sangen die drei Lieder, die wir seit unserer -Kindheit an diesem Tage singen, lind mit dem Singen kam es über uns: Tie Schran­ken zwischen Gast und Gastgebern fielen, alle eignen Lichter in unseren Händen waren vor der Helle des Baunies erloschen. Wir saher einander an »nd lächelten beschämt uoer unsere Empfindsamkeit, besangen über das. was mit uiis allen geschah: über die unsicht­bare Bindung zur Brüderlichkeit durch das deutsche Lied. Wir sahen einander scheu aus den Mund, wir versuchten uns »och vorzu­stellen. daß dieser oder jener weit über Land und See gekommen war. wo uns doch zu Mut war. als sei man von jeher unter die­sen Liedern der Liebe, unter der Helle dieses Baumes und im Fest der erwachenden Lich­ter vereint gewesen. Und man blickte wieder zur Seite, um nicht die Weichheit anderer

zu sehen: denn über alle Grenzen hinweg waren wir in diese Sprache und Melodie eingesunken, waren gleich un Geist. Einheit im Erlebnis der Hoffnung und Brüderlich­keit im Brausen einer Liebe, die aus unserer Sprache guoll und Herz um Herz durch- strömte: waren einig auch un Erlebnis dieser Stunde, welche die Freiheit deutschen Geistes, dem die Sprache entspringt wie in alten hundertjährigen Liedern fordert.

Wenn ich von Erschütterungen der Jugend sprach, wenn ich von Stunden sprach, die zu den großen Feiern unseres Lebens gehören, ich erlebte noch einmal eine von ihnen in diesem Raum, in dem die Menschen aller Weltteile sich in Liedern sammelten, deren Worte durch Jahrhunderte gebildet wurden, die wir aus der -Kindheit herüberzogen, in denen unsere Gedichte. Legenden und Geister aufstanden die uns zum Tod berauschen und zum Leben zu begeistern vermögen. Eine zener Stunden war es. die zur Hingabe ent­fesseln. die »ns Menschen aus uns selbst auf­zuheben »nd in unirdische Reiche des Wortes zu tragen weiß. Was ist unser Leben, wenn nicht eine Kette weniger großer Stunden die iins zur Seligkeit einer tiefen Liebe oder zur Nähe vor Gott, oder zur Eingesunkenheit in Volk und Wort seiner Dichtung versenken? Sie erst machen das Leben lcbcnswert und ..doch schön"

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Dsutschs Wöihnachtsglocken über Neupork

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Durch die Wolkenkratzerstraben Neuporks rast und brandet seit Tagen der Weihnachts­verkehr. Kaum war ..Nd-iiiksk-iving" die Er- innerungsfeier an das Begraben des -Kriegs­beiles zwischen dem roten und dem weißen Manne vorüber, da flammten an allen Straßenecken und Plätzen die riesigen bunt- erleuchteten Weihnachtsbäume auf. Der deut­sche Weihnachtsbaum hat sich mit keinem Zauber die ganze Welt erobert. Und wenn seine ersten Lichter erstrahlen beginnen die Kinderbesuche beim Santa Claus. Jedes Warenhaus Neuporks hat in seiner Spiel­zeugabteilung einen lieben netten, freund­lichen alten Weihnachtsmann fitzen, so lieb, wie wir ihn einst rm schönsten Märchen er­träumten. An ihm marschieren die -Kinder Neuporks vorüber. Jedem gibt er die Hand, jedem ein kleines Geschenk und jedes verrät ihm seinen liebsten Wunsch. Die Eltern stehen dahinter und hören heimlich zu. und daß der geäußerte Wunsch möglichst erfüllt wird, ist sicher.

Aber auch in Neupork. dieser Stadt uner- hörtesten Reichtums und erschütterndster Ar­mut leben Menschen für die es kein Weih­nachtsfest gibt. In welcher furchtbaren Not befinden sich hier manche deutschen Familien, die noch nicht eingebürgert sind. Mehrere Hilfsorganisationen sind ins Leben gerufen worden um deutschen Bürgern und Deutsch- stämmigen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Gegen fünfzigrausend deutsche Ar­beitslose sprachen in wenigen Wochen allem in einem dieser Büros vor. Zwei junae Leute unter ihnen mußten da sie völlig verhungert waren sofort ins Hospital überaekührt wer­den. Ter eine nächtigte wochenlang in einem Aufzuasschacht der andere im Central-Park.

Die Deutsche Gesellschaft in Neupork hatte mich gebeten sechshundert deutstlien Arbeit?, loken den Heiligen Abend durch künstlerische Darbietungen zu verschönen eine Bitte der ich mit tausend Freuden entsprach. Je näher der Weihnachtsabend herannahte um so auälender wurde das Heimweh. Am späten Nachmittag wurde das Glockengeläut der be­rühmtesten deutickren Kirchen und Dome durch die groben amerikanischen Radiosender übertragen. Da sprach die Heimat zu mir wie eine gütige Mutter . Dann aber ritz mich wieder da? amerikanischen Tempo em­por Schnell hinein in die Untergrundbahn, zur Turnlmlle m Lerinatov Ave. Dort be­scherte die Deutsche Gesellschaft die gegründet wurde um deutsche Auswanderer vor Miß- brauch und Ausbeutung zu schützen sechs- hundert deutschen Arbeitslosen Vom Koch bis zum Kellner Kücheriinnaen und Abwalch, mädel hatten stck> alle völlig kostenlos zur Ver­fügung gestellt Selten lgh ich Menschen mit lo viel strahlenden Gelichtern stür andere ar­beiten wie an ienem Abend Niemals kann tch auch die Augen dieser Zuhörer verpesten, die unter Tränen lächelten als ich ihnen die Sprache der Heimat brachte.

Ein erschütternde? Weihnachtslest. und dennoch em Abend den ich nicht au? meiner Erinnerung misten möchte. Denn mit mir trug ich die tröstende Gewißheit: .Wo dm iFrenve machst bist du im Vaterlandes"

Weihnachten rm Gromanoels

Von Ingenieur Kurt bierckemorten. Nit^Iieci clor Weaonkr'Cxuecjition

Zurückgekehrt aus der Eiswüste Grön­lands sitze ich über mein Tagebuch gebeugt mit Wehmut znrückdenkend an das Weih- nachtssest 1930.

Am 7. Dezember kam die Ersatzaruppe zurück, ohne Alfred Wegener. aus den ste wochenlang gewartet hatte. Furchtbar lastete die Ungewißheit über sein Schicksal auf uns. den Insassen der Weststation.

Schon am Morgen des Weihnachls - tages ist aus den Gesichtern der -Kame­raden ein Widerschein der Freude zu sehen. Jeder hat den Wunsch dem anderen schöne Worte zu sagen, kleine Freuden zu machen um ihm diese» Tag in der furchtbaren Ein­samkeit zur schönen Erinnerung zu gestalten.

Am Mittag gehe ich aus dem StationS- haus hinaus. Auch dort draußen ist Weih­nachten aber anders als im Vaterland. Eine tiefe Sehnsucht nach den verschneiten Wal- dern der deutschen Heimat wird plötzlich in mir groß. Ueber mir peitscht der harte PhoS- phoralanz des Polarlichtes mit rasender Ge­schwindigkeit und setzt den ganzen Himmels­dom in Brand. Unfaßbare Gewalten der polaren Winternacht. Das Nordlicht ver­blaßt. ungezählte Sterne senden Ruhe und Frieden ins Herz. Der eisige Sturm, die

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ein deutsches Weihnachtsfest sehen. Und dann geht es an die Vorbereitungen. Ein? Bowle wird angesetzt unser letztes Pferde­fleisch wird hereingeholt. Gemüse liefern di? Konserven. Schokolade. Mandeln und Back­werk sind in den eigens zu diesem Zwecke mitgenommenen Weihnachtskisten.

Dann stehen drei kleine Bäumchen mit Lichtern. II Teller mit Süßigkeiten. Zigaretten und Tabak auf dem Tische. Jeder kramt in seinem Gcpäck nach kleinen Sachen um ste als geringe Aufmerksamkeiten den Kameraden zu überreichen.

Und dann läutet auch unsere Weih- nachtsglocke die großen EiS-Stahl- Bohrer geben einen 'chönen klaren Klang. Die Lichter werden angezündet und wortlos sehen wir uns an. Es ist die ferne Heimat die in den Augen glänzt. Es dauert lang? Zeit ehe wir in unser Lied einstimmen kön­nen.

Und dann tönt in der trostlosen Eiswüste das .Stille Nacht, heilige Nacht". Der Bann ist gebrochen und wir denken an die anderen Kameraden, die nicht bei uns sind.

Wie mag es den dreien gehen, die unten am Fjord sttzen und mit einer Kolonie ver­suchen. Verbindung zu bekommen? Sie hau-

große Kälte treiben mich bald wieder hinab in das Winterhaus.

Es liegt io friedvoll Net nn Schnee nur der Schornstein ragt darüber hinaus. In der geisterhaften nur sternenerhellten Finster ms ist es schwer zu denken daß acht Menichen dort unter dem rauchenden Rohr leben und drese Einsamkeit auk stch genommen haben um Dienst an deutscher Wissenschaft zu leisten.

Wohlige Wärme schlägt nur entgegen wie ich durch Schacht und Fenster hinabsteiae.

Auch drei Grönländer stnd bei uns die durch daS Meereitz verhindert stnd heimzu- fahren. Auch ste werden »um erstenmal

ien dorr in einer ans Kisten und Brettern vroviiorlsch zusaminengeichlggenen Hütte durch deren Ritze der furchtbare Fallwind der grönländischen Fiorde heult. Wie mag es in der Station Eismitke" aussehen die in einem Eiskeller den Polarwinter in der töt- lichsten Verlassenheit die die Welt auszu­weisen hat durchkämpfen und nun wohl auch das Heilige Fest entsprechend stiern?

Und Wegener Loewe und ihr grön- ländischer Begleiter Rasmus?

Wir hocken, daß auch ste in .Eismitte" ihr Weihnachten haben. In dieser Feierstunde war e? wohl gui stür uns. daß wir noch