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Weihnachten in weißen Bergen
Lins >Vintsr8portL68ckiokts von Osrkart Orüningsr
Noch einmal, ehe Heinz sich ganz der Freude über die nun beginnenden Ferieutage hingab, sah er durch das Wagenfensler auf die im ruhigen Tunst liegende Stadt zurück Dann machke der Tchienenstrang eine Biegung, niedere, kahle Vorberge schoben stch wre Kulissen ins Blickfeld: die Stadt versank,
Hein; lehnie sich >n den Sitz zurück, Ueder ihm >m Gepäcknetz lag der vollbepackte Rucksack und die Schier, Liebevoll, wie altvertrau len Freunden, blinzelte ei ibnen zu; nun würden I i e seinen Tag regieren und nicht die Bürouhr
Um ihn im Abteil lang eine Gruppe Winter- sportler Schilieder zum Klang einer Mund Harmonika, während drauhen an den Fenster» Telegraphenstangen und Häuserfronten in der hereinbrechenden Dämmerung vorbeihuschlen Für Sekunden sah Hwn; in einem Fenster einen brennenden Weihnachtsbaum, Heute war ja Heiliger Abend! Nun werden sie wohl überall in den Dörfern und Stödten die Kerzen anstecken, dachte Heinz,
Als der Zug die letzten Steigungen genommen hatte lind mit gellendem Pstst in der Bergstation anhielt war die Nacht bereits hereingebrochen. Mit dem Strom der Winter, sportler verließ Heinz die Station, Herrgott hatte eh da einen Schnee! Fm Schein der Straßenlampen iah Heinz große Schneehaufen sich türmen ani den niederen Giebeln der Häuier lagen dicke Schneepolster. In fahlem Weiß ragten die Berge in den sternklaren Nachthimmel.
Heinz schritt durch die ihm wohlbekannten Dorfstraßen, um einen Gasthot aufziisiichen. Morgen früh wenn die ersten Strahlen der Sonne über den Gipfeln spielten wollte er zur Hütte aufsteigen, in der keine Freunde ihn erwarteten. Sb sie wohl alle gekommen waren? Sein Studienfreund Peter, der ko gutmütig ausfah und doch ein i'o sakrischer Abfahrtsläufer war, das lunge Ehepaar Vernek, das er aus einer Reise kennen ge- lernr hatte uns -Karin? Fa die zierliche Karin! Heinz' Herz machte ganz komische Sprünge, Er fluchte und stieß die Schistiesel in den Schnee als trüge er die Schuld daran
In plötzlichem Entschluß ging er eilends durch das Torf. An den letzten Häusern zog er die Felle auk die Schier und schnallte an. Mit ausgreifenden Schritten stieg er über freie Hänge die silbern >m Mondlicht leuchteten gegen den Hochwald bergan der sich dunkel an der Bergslanke hinaiifzog.
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Es war gemütlich in der niederen Sti-be der Schihütte. Fm Lien knatterten die Fichtenscheite, auk dem grobgezimmerten Tisch »i der Wandnii'ckze brannte ein kleiner Weih- nachtsbaum. Fm klackernden Schein der Kerzen saßen vier junge Menschen um den Tisch und lauschten auk das Stöhnen des Kindes, der in kurzen Stößen von der Bergseite gegen die Hütte ansprang. Tie junge Frau Bernek hatte den Kops an die Schulter ihres Man- nes gelegt und träumte, Peter schien beim Anblick dieses stillen Glücks unablässig an seiner Pfeise ziehen zu wüsten, Karin hatte den Kops erhoben, als horche sie anaestcengl nach draußen auk da? Gehen des Windes.
„Sb Heinz heute wohl noch kommt?" Sie sagte es mehr zu sich selbst als zu den andern, Peter schüttelte den Kops. Ausgeschlossen! Fst nicht ganz ungefährlich bei Nacht allein hier 'rank zu kriechen'"
Durch die wieder eingetrerene Still? hörte man hölzernes Klappern wie wenn Schier aufeinandergeschlagen werden um den Schnee abzustäuben.
Peter sprang auk — da trat auch schon Heinz mit lachendem Gesicht in die Stube.
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Heinz war am andern Morgen der erste, der sich von seiner Schlafstelle erhob. Als er die Läden der Hütte aufstieß, mußte er die Augen schließen vor dem blendenden Sonnenlicht, das über den Bergen und Hängen flutete, Mil einem Jauchzer knallte er einen Schistiefe! gegen die Tür der Schlafkammer und rannte ins Freie: hinter ihm drein iluchte Peters gemütlicher Baß,
Die Morgenwäiche erledigte Heinz im Schnee, Nachdem er noch Feuer angemacht und Kafsee aufgestell! hatte, g'ng er auf dem Hang hinter der Hütte. „Pulverschnee, wie ein Gedicht" stellt? er sest. Er nahm eine Handvoll in dev Mund, Fn Slalomböaen fegte er dann ein paarmal über dev Steilhang, bis Karin ihn zum Frühstück riet, Fri'cb wie der Morgen selbst sah sie in -hren hellgrauen Schihosen und dem gelben Pullover aus!
E'ii Viertelstunde später hatten alle fünf schon einige Wannen aus dem Hang angelegt Heine gab Unterricht, doch das Ehepaar bewarf sich immer in» Schnee nnd paßte nicht ans und Peter übte verkosten Nmsprnna nach links Karin war eine eisriae Schülerin, So ging das eine Weile: die Sonne schien, der Schnee alitzew? und flink ste, Beter übte immer noch Umsprang, das Ehepaar iaß im Schnee nn? in Heinz regle sich unbändige Lebenslust üi.'e, den Hang hinaus, wo er eine meh
- c re Pd i hohe Schneewächte gesehen
damischer Wächiensvrnna war jetzt ^nn",:a richnae! Als er oben über der
- m 'm„d. kam ihm der Sprung doch etwas nn.'m: v"r Peter riet non »nie» heraus, oh
- -,"i Giwali die Knochen brechen wolle
Karin jah wie ein gelber Klecks im Schnee aus.
Heinz stieß stch ab ging tief tn die Hocke, kam in voller Fahrt zur Wachte herab. Fn der Sekunde des Abspiunges war? er den Körper nach vorn, zog die Beine leichi an und ruderte mit beiden Armen durch die Luft. Weit unten am Hang letzte er ledernd ans, Fn einer Wolke stäubenden Schnees verschwand er.
Als Heinz wieder bei den anderen angelangt war stand ein schlankes Mädchen rm grünen Polohemd und einen, grün- seidenen Tuch um die blonden Haare neben Peter.
Sie lausen fabelhaft Schi!" empfing sie Heinz. Würden Sie mir etwa? Unterricht erteilen?" Fhre Augen lachten. LH ja sehr gerne würde er das tun.
Es wurde aber nicht viel aus dem Unterricht: das Mädchen plauderte dran? los und immer wieder sab es Heinz an daß es ibm ganz warm wurde. Sie war hübsch verdammt hübsch sogar' Daß sie ihm Augen machte schmeichelte ihm.
.Kommen Sie heute abend nicht ins Tori herab? Dort ist Tanz und ich tanze iurcht- bar gern."
Fa Heinz würde kommen. Also bis ani henke abend!" rief sie noch und sauste talwärts.
Heinz verfolgte sie eine Zeitiana mit den Augen wie sie in eleganten Böaen kstnab- osttt. Als er Karin unter der Schneewächte sieben iah sie? er hinüber.
.Fahren wir heute abend ins Tori ab?" fragte Karin, sichre Stimme klang ganz klein.
„Ich gehe sowieso hinunter" sagte Heinz obenhin.
So?" Und dann ganz zaghaft: „Zu dem grünen Mädchen?"
.Fal"
Heinz sah Karin an. Sie hatte sich sti den Schnee gesetzt ihre Lippen zitterten die Augen waren ganz dunkel geworden. Heinz wurde es eiskalt, ES würgte ihn in der Kehle, Mit zwei Griffen löste er sinne Schier dann kittete er neben ihr. Ganz iest »ahm er ihr Gesicht in die Hände. Karin wollt? »och etwas sagen es hätte vielleicht ,T» Dummer" heißen können abe, "" kam nicht mehr dazu: Heinz Lippen kamen ihr zuvor: so fuhr sie ihm eben in den Haarschopf und hielt seinen Kops iest ,,
.Wenn ihr genug geküßt habt dann gestattet daß ich mich bemerkbar mache" kaate plötzlich eine gemütlich? Stimme, Peter stand neben ihnen und grinste übers ganze Gesicht.
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„Fa. ja da macht man tolle Wächten- sprünge und sieht nicht daß unten ein kleines Mädchen steht und vor Angst nicht sprechen kann. — Heinz du warst ein seltener Tös- kopp.. .1"
Heinz bückte sich schnell und wars Peter eine Handvoll Schnee mitten ins Gesicht. Leimachte den lachenden Mund zu und sagte
Holzluinit» von S. Kreuak
seelenruhig: „Danke habe sowieso Durst ge- habt!"
Tann warf er die Bretter herum und iuhr los.
Unter der Schneewächte wurde es wieder still .,.
Am Abend iuhr Heinz nicht »iS Tori — aber Peter...
Heilige Nacht am Kuße der Weihen kvrdMere
Fs8ls uralter lnkakults errvscsten in cker „dloosts dusna" / Von Or. bi. äV. H,cio Lnskisr
Es ist Heiligabend 1923. im Hochgebirgs- tal der nordperuanischen Anden, eine Tage- reise südlich von Chavin unweit des Torfes Llota.
Ten schmalen mächtigen Dorsplatz »ingeistern glimmende Feuer. Um ledes Feuer, das hier im engen, steilwandigen Tal kein Luitzng anrührt, hocken dichte Gruppen. Männer, Weiber, Kinder, in Tüclzer gebündelt. Nur die bronzehäutigen Gesichter tauchen in den Lichtkreis. Tie schwarzen Angen lachen. Aus Töpfen in der Asche greifen sich die Hände, ins Licht vorschnellend, gewaltige
Zeichnung: Mar»
In äirtilen l-ruppci, docken vilil susscdrnäe Kestalten um rlle k>uer
Stücke Fleisch. Tie Münder kauen und überstürzen sich »> Witz und Geplauder. Alis Krügen strömt abgestanden und säuerlich riechend dickes Getränk gießt stch in stäche Kürbisschalen. Ein Mann gehl schwankend, läh gestikulierend, durch die Gruppen, von
Feuerplatz zu Feuerplatz lärmt und spricht und ordnet an. Und wo er hinkommt, stür- zen die Hände sich noch eitriger in ihren
Tops, werden die gestillten Kürbitzschalen
hurtiger leer, plär'-en die Mäuler noch lauter in Spaß und Ge>ohl.
Aber wie konime ich in diese seltsame Szenerie? Ich sine stolz in der Honoratioren- grnppe, zu der auch jene kontrollierende und befehlende Gestalt gehört, und halte an
einem Holzstäbchen gespießt ein saftiges
Bratenstück, schneide mir ab, esse ganz ungeniert. Aus der Torsgasse, die sich mir
gegenüber schwarz anitiit, quillt plötzlich gellender Lärm, von Trommelwirbeln und Pfeifentrillerii begleitet. Lichter tanzen, Fackeln sind es. Sie stellen sich in der Platzmitte um einen gespenstisch erh-sttten Kreis. Und ivie ich kstntrete halten im Kreis, vom Flackerschein der Fackeln überronnen, in star- rerHaltiing dreimnn- derliche Geschöpse Entsetzt starre ich in blutrote, von weißen St reisen durchzogene nnimieiihaste Gesichter, Tie Mäuler halten die Gespenstei weit ansgerissen die Zähne fletschen sie mit hörbarem Ge- kmrsch znm Publikum herüber. Ans den drei Kopsen wächst ein Buschwerk gewaltiger Federn, Tie Körper sind plumpe guaiiakvhaarige Tier- leider häßlich und hststos. Ta aber steig! am KreiSrand ein Pseise schrillt aus. mühsam von ihren
Trommelwirbel, eine Tie Tiere setzen sich Glianakotellen umbanmelt und gehindert in Trott, am Kreisinneinand entlang.
Tie Trommel legt ein Tempo zu. Die trottenden Körper sollen in bäreiimäßigeii
Trab, nnd dann wie die Trommel stch stet« gert, in wilden Galopp. Tatz vorderste Tier purzelt, kugelt sich leine zwe, Mittlere stolpern, schlagen lang hin erheben sich, gehen sich drohend mit wilden Gebärden und Lauten z» Leib wirbeln sind letzt ein Knäuel, ein drehender, rasender Punkt. — Fch habe längst mein Luartier am Dorfrand gefunden. Niemand stört mich hier. Das ganze Torf, auch die Kinder, wenn sie der Schlaf nicht vertrieb, füllt noch immer den Platz, stochert sich ans den Töpse» die letzten Fleiichstücke, stiert zu den tanzenden Gespenstern hinüber, hat sich ani Ende schon m einzeln? Tanzgruppen aufgelöst. Ein lunger heißblütiger Bursche tritt schnell in den Kreis ein Mädchen folgt zaghaft die Pieste letzt ein. Ta schreiten die beiden blntiungen Leutchen mit mimischem Gebärdenspiel und ganz knappen Schritten auseinander zu weichen sich blitzartig ans. Fn charakteristischer Ftnchtbewe- gnng schnellt das Mädchen zurück, Ter Bursche mimt wild den Veriolger und Fä- ger. Fn gespielter Bertvignngtziv»! übernimmt er sich fast läßt sich vom Pseisen- getriller, von, rhythmiiche» Geklatich der Menge anbetzen, stürzt und steht aus verliert die Spur seines Mädchens hat sie jetzt wieder auigejpürt lind dann endlich erjagt er die Beute greiil sie reißt sie die Sturz markiert, mit wildem Fagdgelchrei empor.
Zambaeneea heißl diestr mimische Zivei- tanz, ich habe ihn oit ichon erlebt. Was aber ioll die seltsame mit Schmaus und Trunk übersättigte Nachl an! dem Torststatz? lind wo soll es geschehen? Zog nicht La »vchc bnena" ans die Heilige Nacht? Westlich vom Törichei, dessen Gast ich heute b,n hebt sich die Weiße Kordillere die mächtigste, eiS- sirmge Kette der in vier parallelen Längs- rücken getürmten „ordperiianischeii Anden in den weihnachtlichen Himmel empor. Aerni- lichste Bauern sind die Bewohner der Lehmhütten im Tors echte Fndianer noch ganz niiverfälscht direkte Kinder des Volkes das einst in bhavin seinen heiligen Tempel besaß und dann vom Fnka von Enzeo Fahr- hiiiiderle vor Ankunft der spanischen Konquistadoren nach milder Fnkamethode nnterworsen worden ist. Das Blnt sener Boriiikaiildianer kreiste >n den Adern der Bauern am Lsthana der Weißen Kor- dillere. Fn ihren Festräuschrn und Fest-- orgien werden diimpie bluthaite Fnstinkte versunkener peruanischer Fnkaknlte lebendig.