Erzählungen für den Feierabend
/ Bon Knton Gabele
SOmtzk-HsG»! oder schlafen. Im Som- ">Mkptßen im Pferch unter dem MrU Lein. Ohr. Schwanz und ,-M'eU-Mgt reglos auf den hart ge- KWrun gestreckt. Nur der auf krsMnde Bauch zeigt, daß hier Leben atmet. Speck täten .rgt der Vater, und ich solle ^HVren. Aber ich kann es nicht bis der Vater weit genug tMtpfe ich durch den Zaun und " hängenden Ohrlappen. Der W und her, sonst rührt sich klettern Mögen im Dickicht r^Men. Da klatsche ich in die und, hupp, hupp, springt es . Satz, hupp, hupp, alle sieben echvpsen dreimal um den Pferch, sie wieder still auf breiten. äugen hinter den Ohren einem Versteck, und nur der »r den runden Nasenlöchern her. Bleibe ich still, so sinkt glich langsam nieder, wühlt .Umatzt dabei irgend etwas, )er auch nur ein Bröcklein klatsche jetzt, und grunzend Men Rücken wieder rundum, das sich oft wiederholen leinen Augen hinter den Hel- Wimpern haben selbst ein - Ätbei.
wird zum erstenmal geschlach- beit ist getan und der Raucher gegessen. Auf den Wiesen schon Eis und Reif, und die tot an der Wand. Man kann ke Angst, das Misch verderbe. ,?x»ilich der Vater noch in den chö°Her Tag im Zeichen der Zwil- ßDiÄ Stieres liegen soll, ob Neu- / gut ist, ich weiß es nicht Vater wußte es. bestimmte den Bildern im Kalender und »dern gelten.
vor sieben, stapft der Metz- j. Ich stürze in die Kleider und hinab. Der Metzger schwatzt mit seht eben den Rock aus und steht zer Leinenbluse und weißer unterer Teil aber noch um 'Lvsgerollt liegt. Nun krempelt zurück, haucht in die Hände aneinander, holt im Schuppen Eisen und Stiel und lehnt sie
_,__ »mte Stelle. Und solcher Stellen
kaLprAWchk«ek>rere. wo er aus dem anhän- ————Köcher ein Messer zieht, über el Probiert und mit der Spitze Balken wirft. Immerzu plau- t Hochzeit und Kindstaufe, der ---Usch und bresthaften Schwieger- ' er sich dem Stall. Nicht nötig, tzwein zu zeigen. Die andern rühstück genossen und schnarchen Stroh. Nur das auserwählte ist poltert beim ersten Geräusch ertrog. Der Mann nestelt die der Hand fertig, schiebt sie ge- fHns zapplige Bein und lenkt mit "Weben hinaus. Gleich an der schwerer Eisenkloben in die das Schwein daran zu binden, j die kühle Luft. Ein dünnes zt von seinem Rücken auf. Jetzt tzger hinter sich nach der Axt. ch tupft er mit dem Zeigefinger in die Luft, das Gespräch zum .igend; stellt die Füße breit, preßk Mraff. Die Axt schwingt, und um "er. Er kniet ihm auf den Hals, an die Gurgel, das Dolch- der und schreit: „Weiber Herl' ^schwind", läuft der Vater und ! Waschküche. Mutter und Schwell heraus mit klapperndem Ge- xlache Kupferpfanne wird unter tes Tieres geschoben. Das Messer Strahl sprudelt hervor, den nun ^ -nt dem Holzlöffel hurtig in der ^WnLihrt. Der Metzger klemmt den Tie Mutter gießt die Pfanne aus der, wo die Schwester weiter mit iMntreibt lange Troddel aus dem Vlutschaum fischt und den Hüh- ^«HvMrst. Indessen wird der Strahl dünner. Ter Mann faßt des rderbein drückt aus und nieder einen neuen Blutschwall hervor. f>km Tier das Leben aus, wie der einem geöffneten Spund. Zuletzt rin roter Jaden am weißen Halse sickert in die Erde.
Izen sie den lahmen Mischberg in zerstoßen Harz platschen heißes )ber zupfen die Borsten, schaben Mesiern die Helle Haut heraus. I»en es zwei Männer an zwei Holz- hänat es Kopf nach unten, der Handbreit über oem Boden sau- »?iß.
Metzger rollt nun endlich seine us und spricht lortan kein Wort Irrt höchstens mal ein wenig durch Ticketack wetzt das Messer über Ein Schnitt durch silbrig färben- PchlÄchdttV Zeit und eine bläuliche Haut. Es
öffnet sich die dunkle, dampfende Höhlung, aus der seltsam geformte, gelbe, blaugrüne und schwarzrote Lappen hervorgelangt werden. Hühner und Enten, Hund und Katze stehen dabei und schauen, ob nichts anfalle. Manchmal fällt auch was, und der es schnappt, rennt damit weg aus dem Blick der vielen Neider. Das Beste fällt in Schüsseln und Kübel und wird in die Küche getragen. Hier hackt die Mutter Zwiebeln und Knoblauch und mischt die Gewürze. Die Magd und die Schwestern zerschnippeln die Fettklumpen. Das Feuer knastert, der Kessel dampft, die Fleischbrocken darin strudeln. Der Vater weht und bläst den heißen Schwall über dem Kessel fort, zielt mit der Gabel nach so einem auf und nieder tauchenden Happen und schneidet sich ein Frühstück ab. Der Bruder hat schon einen Brocken Leber auf dem Zinken und knabbert daran. Ich habe keinen Hunger, als den allein, die Vielfalt zu sehen, wie man Blutwurst, Leberwurst, Bratwurst, Griebenwurst und
Gott" sagen, ißt gut und schiebt ins Körblein. was sie nicht zwingen kann.
Der Agethbas müsse man wohl das Milz- lein und ein paar Leberwürste schicken, meint der Vater, sonst sei wieder bös Wetter bei ihr.
Ein schönes Ripple sür den Herrn Pfarrer und ein durchwachsenes sür den Lehrer und obendrauf von den Würsten eine Probe auf beide Teller.
Eine Leichfagerin, ein Hochzeitslader und drei Handwerksburschen schmatzen auch was vom Teller.
^Zuletzt steht der Metzger am Tisch in der Stube, trinkt den Mostkrug leer, schüttet das Gläslein Schnaps nach und nimmt den Hut. „Bhüet Gott. Büurin". Er hat die Schürze wieder um den Gürtel gerollt, aber der Wulst ist merklich dicker geworden. Unter dem Leinen liegt eine gute Kostprobe, „e Gschmäckle" für die Frau und die Buben daheim.
Indessen steht die Mutter bei Kerzenlicht im Keller vor der „Stande", dem großen, Bottich, hebt ein Fleischstück nach dem andern
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Schwartenmagen einfüllt und zubindet; Schinken und Bauchssieck, Kopf, Ohr und Füße zerhackt, zerschneidet und einlegt.
Endlich läutet es Mittag. Der Metzger wischt die Hände an der blutigen Schürze ab. Die Mutter trägt Schüsseln und Platten auf: Knöpfte, Sauerkraut und das Schweinerne in sechs, sieben Arten; Tellerfleisch, Würste, geröstete Niere, gebackenes Hirn und mein Vorrecht, das Schwänzchen.
Des Nachmittags holt die Zieglerin einen Krug voll „Metzelsupp", möchte aber auch etwas in der Schürze mit heim tragen; sonst macht sie ein langes Gesicht.
Die Annemei kommt auch zufällig des Weges, will gerade im Vorbeigehen „Grüß
R. Grimm
aus dem Korbe, reibt es mit Salz und Pfeffer ein und läßt es in duftige Lauge plumpsen. In zwei Sieben auf Stroh liegen der Schwartenmagen und die Würste, zucin- andergeschmiegt wie feiste Jungtiere um die Mutter.
(Aus „Talisman" Verlag Paul List. Leipzig, darin Anton Gabele aus seiner Jugend erzählt, unvergeßliche, farbige Bilder von Dingen und Menschen vor uns hinstellt, gesehen mit klaren, blanken Bubenaugen, mit einer offenen hungrigen Seele und geschrieben mit warmem Dichterherzen. Bilder, auk denen es wie Morgentau liegt und die nun gleichsam vom ersten Menschenauge getroffen werden.)
Der Almer Spatz oder das erlösende Wort / Bon Bremer
Es war zur Reisezeit, als ein weitgereister Herr aus Durchfahrt in Ulm wieder einmal in seinem lieben, hohen Münster heute im strickten Schiss an einer der Säulen, deren Kapitell ein Kranz rst. eine Dame stehen sah — so schlank und versonnen, als wäre sie hier zu Hause.
^hr Anblick fesselt ihn mehr als all die steinerne Gotik. Die war ihm längst vertraut. Wie aber kam solche Süße in unsere Zeit? Ganz Dame von Welt, schien sie doch innerlich — Nonne! In ihrer ganzen Gestalt überzart, über die übliche Art Mensch ebenso hinausgewachsen, wie diese Gewölbe über die alte Gotik.
Als sie sich nun gar beim ersten Orgelklang in das Gestühl setzte, nein. — goß. mit ihren langen Gliedern, da ging er ganz einfach aus sie zu. verneigte sich lautlos vor ihr und
nahm ebenso selbstverständlich neben ihr Platz, als sie es »erstattete.
Und wie der letzte Ton im Chor verhallte sahen sie sich beide in die Augen als wären sie längst vertraut. Keines wußte, wie lange sie eigentlich schon beieinander waren. Und als sie beide gemeinsam, als könnte es nicht anders sein das Münster verließen und wie- der in die Zeit hinausschritten srug er nur vielsagend: „Was nun?"
„Erst an die Donau!" war ihr Wunsch.
Und so gingen sie lelband jenen Mauer- weg. wo sich Fausts Osterspaziergang vor- stellen läßt, wie nicht leicht wieder wo in der Welt.
Während aber der fremde Herr, einem unwiderstehlichen Zwange folgend sein ganzes stürmisches Leben in knappen Worten vor ihr ausgotz, war ihr. wie wenn mitten im
Sprllch / Von «ans lVlüller
Alles Reisen Ist eigener Pflicht Stilles Begreifen —
Ist strenges Gericht,
Trotziges Ringen Bewahrendes Hegen —
Dem letzten Vollbringen Gläubig entgegen!
Sommer, eine Eisscholle nach der andern, aus Allgäu und Schwarzwald angeschwommen kämen und sich alle hier vor ihren Augen stauten. Doch je mehr ihr die Aufgeschlossenheit dieses Mannes daS Herz erwärmte, um so mehr schmolzen die Schollen auch schon wieder, bis der Strom ungehemmt durchbrach.
Allein sie fand nicht Worte, auf seine Beichte einzugehen. Nur ihre behutsame Art, ihm zuzuhören schon hatte etwas unendlich Wohltuendes für den vom Leben Erhärteten. Je tragischer seine Ermhlung wurde, um so erlösender lächelte sie: der arme Mann! Warum schlug er sich io einsam mit Gott und der Welt herum als wenn er die einfachste Ulmer Kindergeschichte noch nicht könnte? Und schiebt der ganzen Welt seine Tor- heit zu!
Am liebsten hätte sie ihm aus den Kopf zugesagt: „So — ist — es — nicht!"
Aber was ging sie der fremde Herr an und wer gab ihr das Recht, diesen erfahrenen Mann, wie einen Schuljungen zu rügen — oder auch nur zu betrüben?
Und so schwieg sie. . ,
Gerade das -aber fesselte ihn.
Inzwischen waren sie von einem Tor zum anderen gelaunt gingen hindurch, weiter durch enge Gasten, bis sie wieder zum Münster kamen, worin sie sich ja wer weiß vor welcher Zeit dereinst getroffen hatten!
Gerade schoben sich die beiden Hinteren Türme um die Ecke, da deutete die Dame auf einmal io ruckartig zum Dach, daß der Herr sofort spürte das mäste bei der sonstiaen Sparsamkeit ihrer Beweaungen etwas Besonderes zu bedeuten haben.
Und richtig, sah sie ihm auch schon vielsagend in die Auaen: ..Dachte ich mir'? doch, daß Sie ibn nicht kennen unseren Ulmer Spatzen! O ihr gescheiten Herrn der Welt seid alle nicht klüger als unsere Ulmer Bürger!"
' Fast vorwurfsvoll kam es von ihren Lippen. So daß er sich baß wunderte worum er das verdient babe. Bis er ihren Blicken hinauf aul das Domdach folgte dort oben, hoch am First einen eisernen Vogel fand und begrist. daß sie den meinte.
Einen Augenblick lang freute sie sich an seiner Verwirrung. Dann begann sie aber auch schon ibm. ebenso schalkhaft als aütig. ruzureden: Tie ganze Zeit über, wätstend Sie mir da vorhin Ihr Leben erzählten, mußte ich daran »ersten! Ja kennen Sie denn die Geschichte nicht?"
„Auf Ehre, nein!" erwiderte er. fast gereizt.
.So darf ich sie Ihnen erzählen? Wie tage ich'? meinem ..." und wieder lächelte sie ibn belustigt an. bis er gute Miene zu bösem
Spiel machend selbst ergänzte: . Kindl
Ja erzählen Sie es nur so. wie Sie es etwa Kindern sagen würden!"
.Na. also! Es war einmal daß die alten Ulmer zu einem besonders großen Bau einen besonders lanaen Balken brauchten, lind als sie aus dem Walde damit u>m Stadttor kamen brachten sie ibn so wie sie ibn trugen nicht hindurch dieweil er viel länger war. als ibr Tor breit. Schon dachwn sie daran, da? Tor zu erweitern als sie eben einen Spaßen mit einem Halm durchstiegen sahen, der bür ibn guck' nicht stckner mar wie »er Balken für die Bürger. Nur daß de? Boae'. ibn eben einfach — der Länge nach trug Da erst kam den Ulmern die Erleuckstnnick"
Je fröhlicher aber die Ewäblerin darüber wunde um sg ernster wurde der ja eigentlich nach so sremde Herr. Gerade", nachdenklich. Als babe sie ibm mit ihrer lustigen Plaudere! in? Herr getrosten.
Endlich tagte er erst fast sür sieb dann aber doch ibr immer tieter in die Augen schauend' Was kann ich dakür daß mir bisher der gückae Boael nickst erschienen ist der mir bei allen Toren meines Lebens gweigt hätte wie leicht sich der Balken — längs traaen läßt?"
Sie aber ließ ihren Blick den Turm hoch- gleiten und tagte nur wie beiläufig: .Bis- Herl" Da änderte er alle Neckepläne und fuhr mit ihr.
Herausgeaeben tembera von
tm Auftrag der Hans Revbt
NS.-Pre!1e Wüst- n a . Ulm a. D.