Grigg strdrrt füll' ms»
Eine Stimme der Vernunft aus England
London, 14. November. Der führende englische Kolonialpolitiker Sir Edward Grigg sagte in Bristol vor der Königlichen Empire- Gesellschaft u. a. in seiner Ansprache: Wieder einmal ist die zentrale Frage der Außenpolitik die der Beziehungen zwischen dem Britischen Reich und dem Deutschen Reich. Die Geschichte wiederholt sich also. Den Problemen, die den weitsichtigen Joseph Chamberlain so sehr beschäftigt haben, steht setzt auch sein Sohn (Ne- ville Ehamberlain) gegenüber. Die Bemühungen Joseph Chamberü-ins, zu einer Verstän- d i g u n g mit Deutschland zu gelangen, sind durch die ständige Weigerung des Deutschen Kaisers und seiner Ratgeber vereitelt worden. Die Folgen waren schrecklich, schrecklicher für Deutschland als für Großbritannien.
Grigg betonte, daß England die Aufgabe habe, die Wiederkehr von Mächtezusammenfas- Himgen zu verhindern, die vor 23 Jahren Europa in den Krieg stürzten. Es sind noch immer Bestimmungen des Vertrages von Versailles in Geltung, die vernünftigerweise revidiert werden sollten. Großbritannien muß sich bemühen, diese Revision auf friedlichem Wege sicherzustellen. Das bedeutet allerdings Opfer für die anderen Staaten. Wenn Großbritannien ehrenhaft anderen Staaten ein Opfer zumutet, so muß es auch selb st bereitsein, eines zu bringen. Diese Erwägung wirft die Kolonialfrage auf. Hierzu stellte der Redner fest, daß vie verleumderische Behauptung, die Deutschland alsunfähigzur Verwaltung von Kolo, nialgebieten bezeichnet habe, niemals gerechtfertigt war und daher beseitigt werden muß. Möge Großbritannien eine europäische Politik verfolgen, die durch einen natür- eichen Instinkt für Mäßigung, Toleranz und Mir Play geleitet werde.
Atmrsni wieder beauftragt
Parlament auf heute einberufen
Bukarest, 15. November. Der national- zaramstische Parteiführer Mihalacha. der am Samstag vom König mit der Neubildung der Negierung betraut wurde, ist am Sonntagnachmittag erneut vom König Carol in Audienz empfangen worden, in deren Verlauf er seinen Auftragzurückgab, da die Schwierigkeiten mit Vaida Vee- vod (Rumänische Front), zu einer Einigung zu kommen, unüberwindlich waren. Nach Mihalacha empfing der König den Minister» iräsidenten Tatarescu. In dieser Be- Prechung nahm König Carol den Rücktritt des Kabinetts Tatarescu an und beauftragte ihn gleichzeitig mit der Neubildung der Regierung. Tie neue Regierung soll auf einer erweiterten politischen Grundlage ge- bildet werden. Tatarescu prüft jetzt die Möglichkeit einer Zusammenarbeit zwischen den Liberalen und den Männern um Georg Bratianu und Junian. Für heute. Montag, II Uhr. ist das Parlament einbe- rufen. Die Nationalzaranisten haben erklärt, daß sie sich an keiner Sitzung des Parlaments mehr beteiligen würden.
Roosevelt bleibt nicht verschont
Im Kriegshafen San Pedro wird zur Zeit eine genaue Untersuchung der kommunistischen Wühlarbeit in der amerikanischen Flotte durch- aeführt. Präsident Roosevelt läßt sich ausführlich über den Gang der Untersuchung und über die Gegenmaßnahmen unterrichten.
Brasiliens Kamps gegen Kommunismus
Autzenmlulster Brandao über die Tragwette der neue» autoritären Bersafsung
Rio de Janeiro, 14. November. Der Mini- sterrat hat beschlossen, den Kampf gegen den Kommunismus energisch fortzusetzen. Der Justizminister ist mit der Ausarbeitung der Maßnahmen zur Unterdrückung der bolschewistischen Wühlarbeit beauftragt worden. Die Verordnung über die neue Kaffeepolitik ist nunmehr veröffentlicht worden. Die Verantwortung für die Anleihen des bisherigen Kaffeeamtes wird vom Staat übernommen, der für ihre allmähliche Tilgung sorgen will.
Außenminister Brandao sprach zu Ver- tretern der ausländischen Presse über die Tragweite der neuen Verfassung. Er betonte dabei, daß ihre Verkündung durch die anwachsende Bedrohung Brasiliens durch den Kommunismus veranlaßt worden sei. Diese autoritäre Verfassung stelle die Grundlage für eine Erneuerung des Staates nach rein brasilianischen Grundsätzen dar. Brasilien werde in der Außenpolitik an den bisherigen geopolitisch bedingten Leitsätzen fest- halten. Die „Kontinentallinie" weäe vor allem hinsichtlich der USA. beibehalten. Allge- mein sei festzujtellen, daß in den Beziehungen zu anderen Machten der Grundsatz der Gleichberechtigung maßgebend sei.
DieEinstellung des Schulden- di enste s, zu der die Regierung durch die allgemeine Lage und durch die Sorge um ihre Wirtschaft gezwungen worden sei, schließe nicht aus, daß diese Frage im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten neu geregelt werde. Brasilien vertrete wirtschaftspolitisch nach wie vor den Grundsatz der Handelsfreiheit, was durch die neue Kaffeepolitik bewiesen sei. Die Neuorientierung solle unter keinen Umständen zu einer Ausschaltung der Mitarbeit ausländischen Kapitals an der Erschließung des Lan- des führe«.
Narrkinsregzerurrs mutz satten
SS. Tokio, 13. November. Man läßt sich in hiesigen maßgebenden Kreisen in keiner Weise durch die Vorgänge auf dem europäischen Schauplatz von den eigentlichen Zielen Japans ablenken. Man fühlt sich hier stark genug, alle Interventionen, ob sie nun gut oder schlecht gemeint sind, abzuwehren, wenn sie auch in kompakter Weise, wie aus Brüssel, vorgenommen werden. Der expansive Drang der japanischen Militärs in China läßt sich nicht verheimlichen. Das Feld zu einer Generalbereinigung, die unter Ausschluß der übrigen Mächte mit China im Gange ist, schien nie so günstig. Vor allen Dingen liegt Japan daran, den moralischen Umfall Tschiangkaischeks gutzumachen, durch den die Komintern wieder ihren früheren starken Einfluß auf die chinesische Politik gewinnen wollen.
Das Blatt „Nischinischi" veröffentlicht das Maximalprogramm der jungen japanischen Offiziere, die in China kämpfen. Dieses Programm enthält folgende Punkte: 1. Beseitigung der Nankingregierung und AuSschal. tung des bolschewikischen Einflusses. 2. Eng. land ist zu veranlassen, seine Haltung gegen- über Japan zu ändern, da diese indirekt die Ursache der Unordnung im Fernen Osten ist. 3. Endgültige Bereinigung aller Differenzen mit Japan und Beendigung der Bolschewiki- steruna des Fernen Ostens. 4. Die japanische
Armee ist bereit. Nordchina bei der Bildung der neuen Negierung zu helfen, wobei Marschall Tschiangkaischek nominell Premiermini, ster bleiben könnte, er dürfe aber keine wirkliche Regierungsgewalt ausüben. 5. Die Mit- glieder der wirklichen Regierung würden sorgfältig ausgewählt und müßten sich zu folgenden Bedingungen verpflichten: Ab. schloß eines Antikominternpak- tes mitIapan; Schaffung verschiedener entmilitarisierter Zonen im eigentlichen China; Errichtung japanischer Garnisonen in allen Teilen von China; Kontrolle des chinesischen Seezolldienstes durch Japan: Bei. tritt zu einem Wirtschaftsblock mit Japan und Mandschukuo.
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Zwei Divisionen bei Schanghai gelandet
Schanghai, 14. November. Am Samstag gelang es den Japanern, trotz eines lebhaften Abwehrfeuers der Chinesen, etwa 5V Kilo- meter oberhalb der Einmündung des Whangpu ungefähr zwei Divisionen zu landen. Ferner konnten japanische Motor- boote südlich von Schanghai eine Fahrrinne Herstellen und eine größere Anzahl von Minen wegräumen. Nunmehr ist ein Nachschub von Truppen nach der Südfront wieder möglich.
Die gesamte Sonntagsprefse Tokios feiert in Sonderausgaben das „überraschend schnelle und erfolgreiche Fortschreiten der Kämpfe im Norden und an der Front von Schanghai". Durch Truppenverschiebungen und durch den Einsatz verstärkter motorisierter Einheiten wurde der Gegner unvermutet umgangen: ferner wurden seine S t el- lungen mehrfach durchbrochen und er zur Aufgabe wichtigster Stellungen gezwungen, wobei mehrere tausend Chinesen in Gefangenschaft gerieten. In einer Erläuterung zu einer Verlautbarung des Kriegsministeriums heißt es. daß zur Zeit mit neuen Kräften ein Großangriff eingeleitet werde, besten strategisches Ziel die Stellung nördlich und südlich SuchauS darstelle. Zusammenfassend erklärt die Presse, das, Japan halbe Lösungen nicht dulden und daß es versuchen würde, ohne Rücksicht auf die Dauer der Feindseligkeiten, eine klare Lage und damit den endgültigen Frieden im Fernen Osten zu erzwingen.
Argentinien erkennt die rvte Gefahr
Buenos Aires, 14. November. Das argentinische Innenministerium hat auf Grund der Vereinbarungen des vierten Panamerikanischen Post-Union - Kongreßes die Postbe- förderung aller Schriften und Druck- sachen kommunistischer Tendenz verboten. Auch die Beihilfe und Unterstützung zur Verbreitung derartiger im Inland oder im Ausland hergestellter Schriften ist unter Verbot gestellt worden. Die Bauarbeitergewerkschaft und verwandte Gewerkschaften beschlossen, am Montag im ganzen Land einen 24stündigen Streik durchzuführen. weil vier Gewerkschaftsbonzen wegen hetzerischer Tätigkeit des Landes verwiesen worden sind. Die Polizei hat daraufhin zahlreiche Gewerkschaftsbüros geschlos- s e n.
Geisteskranker stört Kundgebung
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üt. Hamburg, 14. November. Der Kreis Altona der NSDAP, veranstaltete in den Monaer Ausstellungshallen eine Großkundgebung, auf der der Hamburger Reichsstatthal- ter und Gauleiter Karl Kaufmann vor 15 000 Volksgenossen sprach. Dabei ereignete sich ein kleiner Zwischenfall. Ein Versammlungsteilnehmer gab aus einer Pistole mit Platzpatronen plötzlich einen Schuß in die Luft ab, wodurch er anscheinend die Auf- merksamkeit der Öffentlichkeit erregen wollte. Wie die bisherigen Ermittlungen ergaben, handelt es sich ganz offenbar um einen Geistesgestörten. Die Kundgebung wurde durch den Zwischenfall nicht unterbrochen.
Auch der „Kultusminister" gestoben
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o. Salamanca, 14. November. Nachdem der Oberbolschewist Companys in der Nacht zum Freitag die spanische Grenze über- schritten hat und sich nun weit vom Schuß ln Paris aufhält, ist ihm der „Kultusministe r" des katalanischen Bolschewistenausschusses gefolgt.
Bei einem Abtransport der von den bolschewistischen Machthabern ausgehobenen jungen Leute kam es zu einer Meuterei. „Wir lasten uns unsere Söhne nicht nehmen", riefen verzweifelte Frauen und Mütter und versuchten mit Gewalt, die Abfahrt des Zuges zu verhindern. Erst nachdem ve- wasfnete Horden gegen die gequälten Menschen vorgingen und zahlreiche Personen ins Gefängnis brachten, konnte der Zug ab- fahren. Ueberall in Katalonien kam es in letzter Zeit zu schweren Zusammenstößen zwischen bolschewistischen „Ordnungshütern" und asturischen Flüchtlingen, die aus Hunger und Not einige Läden geMndert hatten. Einige Gefangene der- Nationalen, dis der internationalen Brigade angehörten, sagten aus, daß an der Arragon-Front fünf Bolschewistenhanfen stünden, die sich nur aus Ausländern zusammensetzen. Die roten Tankabteilungen ausschließlich und die Artillerie zum größten Teil sind von Sowjet« rüsten besetzt und befehligt.
Heldenhafte Nationalisten
In der Provinz Gerona mitten im roten Gebiet haben sich 200 junge Falangisten in den Bergen verschanzt und leisten den Bolschewisten heroischen Widerstand. Vor einigen Tagen erst schickten die roten Behörden von Gerona eine Abteilung Milizen dorthin, um die Falangisten gefangen zu nehmen. Die Bolschewisten kehrten aber unverrichteter Dinge wieder zurück, da es ihnen unmöglich war, die von den jungen Nationalen errichteten Bergstellungen einzuneh. men. Die Angreifer hatten bei dem Versuch sechs Tote und mehrere Verwundete. Die Verteidiger, die schon vor der Revolution der spanischen Falange beigetreten waren, verfügen über reichlich Munition und Waffen. Sie verteidigen sich mit der gleichen todesmutigen Bereitschaft, wie ihre Kameraden vom Alcazar, von Oviedo und dem Wallfahrtsort Santa Maria de la Cabeza es getan haben.
Auf der Internationalen Brücke in JruH trafen 164 baskischeKinder ein, die seinerzeit von den Bolschewisten nach England verfchleppt worden waren.
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(6. Fortsetzung.)
Hans Jfflands herzliches Lachen trieb Luzie ein brennendes Not auf die Wangen. „Nicht?" meinte sie gekränkt. „Was wahr ist, darf man doch sagen."
„Jederzeit!" bekräftigte der Vetter und blickte nach der Tür, durch die Henriette Pöttmes, geführt von Kaspar Jffland, eben eintrat.
Merkwürdigerweise sah Klaudine in diesem Augenblick nicht auf die zukünftige Frau ihres Vaters, sondern auf ihre Schwester Luzie. Deren Gesicht, das eben noch geglüht hatte, wechselte jetzt plötzlich die Farbe. Zwischen Weinen und Trotz starrte Luzie auf die schöne Frau und bann auf den Vater.
jung
klaudines Hand war ganz kühl und leicht, als sie diese in die Rechte von Henriette Pöttmes legte. Margots Händedruck war sportsmäßig fest wie immer. Sie konnte nicht anders. Luzie hielt ihre Hand in den Falten des Kleides versteckt, hob sie dann langsam und überließ sie nur widerwillig Frau Pöttmes schlanken Fingern.
Klaudine atmete auf, als man bei Tisch saß. Ein paarmal trafen sich ihre Blicke mit denen des Vaters. Ans seinen Angen sprach stummer Dank.
Frau Henriette Pöttmes zeigte sich als das, dessen inan sie rühmte: Eine charmante Frau! Ein Uneingeweihter konnte unmöglich ihr Alter schätzen. Wenn nicht Bob mit seinen drcinndzwanzig Jahren gewesen wäre, hätte man sie für höchstens dreißig gehalten, so glänzend war sie in Verfassung. Dabei war alles au ihr derart unglaublich einfach und gewinnend, daß man .ü versucht fühlte, ihr schon bei der ersten Begegnung iie Sympathien entgegcnzubringrn.
Sie hatte das reiche, aschblonde Haar wie eine Achtzehnjährige in schlichter Welle nach der linken Schläfe I hin gescheitelt. Das schwache Rot, das über Lippen und > Wangen verteilt war, wirkte durchaus nicht gekünstelt, ^ und der Schatten der sichelförmigen Brauen hob den ! Glanz der großen, dunklen Augen, die in ihrem tiefen ! Braun in einem seltsamen Gegensatz zu dem flimmern- i den Haar standen. !
Klaudine versuchte gerecht zu urteilen: Henriette Pöttmes war eine selten schöne Frau. Vielleicht war , es doch nicht bloß Geld, sondern auch Liebe, die den Vater zu ihr hinzog. Sie wünschte es fast. Wenn er sich schon einmal mit dem Gedanken trug, sich wieder zu verheiraten, dann sollte doch wenigstens auch sein Gefühl mitsprechen können... .
Was die Fama behauptete: Daß Frau Pöttmes > launisch, herrisch, nervös, unberechenbar, zuweilen sogar I grausam sein konnte — wer vermochte das nachzn- prüfen?
Ein Körnchen Wahrheit würde ja, wie immer, auch in diesem Falle an dem Gerede sein. Selbst Bob schien seine Mutter mehr zu fürchten als zu lieben. Er war immer auf der Hut, nicht anzustoßen.
Hans Jffland sah ein paarmal nach der schönen Frau hinüber, und auch er machte fick seine Gedanken. Sie war reizend, zweifellos. Seine funge Mutter war das auch, und doch wirkten die beiden Frauen so verschieden. Und was Frau Pöttmes Sohn anbetraf, so schien der arme Kerl nichts, aber auch gar nichts von ihrer natürlichen Anmut und gesellschaftlichen Sicherheit vererbt bekommen zu haben.
Neben ihrer Eleganz wirkte er eckig. Was sie an Weltgewandtheit aufzuweisen hatte, zeigte sich bei ihm als Unbeholfenheit. Er stand ganz im Schatten dieser Mutter, wie er auch in ihrem Bann zu stehen schien.
Der Hausherr selbst war prächtigster Laune, ein aufmerksamer Gastgeber, ein diskreter Verehrer, ein liebenswürdiger, besorgter Vater. Niemand ahnte, daß Kaspar Jffland auch jetzt von Sorgen gequält wurde. Er dachte unaufhörlich an seine beiden ältesten Töchter, ob sie sich wohl mit Henriette verstehen würden und ob über kurz oder lang sich ein Freier für sie fand. ,
Sie waren nette Mädchen, keine Dnckmüufermnen und auch nicht beschränkten Geistes. Bei Luzie batte
es ia noch Zelt. Die war noch fast ein Kind und schäkerte eben eifrig mit dem Grafen Ecke, dessen schmales Knabengesicht das Erbteil einer überzüchteten Rasse verriet.
Klaudine hatte Frau Pöttmes gebeten, die kleine Tafel aufzuheben, was diese denn auch mit überlegener Vornehmheit tat. Man trank im Musikzimmer noch eine Tasse Kaffee und zerstreute sich dann nach dem Park und den übrigen Räumen.
Kaspar Jffland verspürte trotz seiner fünfundvierzig Jahre das Herz bis zum Halse herauf schlagen als er, Henriette den Arm bietend, den Gewächshäusern zuschritt. Er vermeinte zu fühlen, wie auch ihre Hand ein wenig zitterte. Das machte ihn wieder sicherer. Seine Werbung sollte nicht bloß ein Handel sein, der sich lediglich auf Geldsachen beschränkte.
Schließlich war er schon einmal verheiratet gewesen und sie desgleichen. Man wußte also ungefähr, was man voneinander zu erwarten hatte. Wenn er erst einmal die Schuldenlast abwälzen konnte, würde es nicht mehr allzu schwer sein, ein heiteres Gesicht zu zeigen und den notwendigen guten Willen aufzu- bringen, sich in diese Ehe zu schicken, selbst wenn Henriette Launen haben sollte.
Luzie beobachtete, von einer Ligusterhecke gedeckt, wie der Vater mit Frau Pöttmes die Stufen zu den Treibhäusern hinunterstieg und ballte die Hand. Die sollte was erleben, wenn sie etwa dachte, es wäre so einfach, sich hier festzusetzen und alle unter ihre Fuchtel zu bekommen, wie das bei Bob der Fall war. Sie würde sich nicht kuschen! Sie nicht! Und wenn es alle Tage Zank und Streit gab. Vielleicht lief sie sogar einmal davon . . .
Klaudine, die nach der jüngsten Schwester gesucht hatte, stand nun vor ihr und streichelte ihre Wangen. „Warum weinst du denn, Kleines?"
„Ach!" Luzie heulte jetzt tatsächlich. „Da muß man nun zuschauen, wie dieses Frauenzimmer unseren Vater einfängt!"
Erschrocken preßte Klaudine ihr die Hand auf den Mund. „Schweig' doch, um Gottes willen! Du darfst es Papa nicht noch schwerer machen, als es schon ist."
„Warum tut er's denn dann? — Ich meine, er könnt's dock ausüalten mit uns." (Lortk. kolatü