Schaffung eines gesunden Mittelstandes

Sie Frage Einzelhandel. Großhandel und Warenhaus Leistungsprinzip auch beim Meinbandel

Von c-LUwirtsclücktsberater k e i k I e - Stuttgart Dieser Tage sind in unserem Gau zwei inter- essante Tagungen abgehalten worden. Sowohl die Unterabteilung Großhandel der Wirt­schaftskammer sür Württemberg und den Regie» rungsbezirk Sigmaringen wie auch der in der gewerblichen Wirtschaft organisierte Einzel­handel von Württemberg und Baden hatten ihre Mitglieder zusamniWgerufen, um mit ihnen die Lage und die Entwicklung ihres Berufsstandes zu besprechen. Wie das selbstverständlich ist, wur­den bei diesen Tagungen alle Fragen des Han» dels ausgiebig behandelt und alle Probleme der Verteilung nach jeder Richtung beleuchtet und er­gründet. Gern wird man deshalb feststellen, daß sehr vernünftige und gewichtige Worte auf den Tagungen gefallen find. Doch hat gerade der Handel schon immer sehr viel über seine Probleme geredet und über seine Funktionen disku­tiert, weniger dagegen hat er unternommen, diesen Funktionen und Problemen nun auch durch Taten gerecht zu werden. Ohne deshalb die Bedeutung des gesprochenen Wortes zu verneinen, sei es uns gestattet, zum Abschluß der Tagungen dem Handel vorzuschlagen, die Diskussion jetzt zu beenden und mit den Taten anzufangen, die ihm allein sein Dasein sichern können. Zn Wirklich­keit gibt es nämlich nicht hundert Existenz­probleme des Handels, über die man sich unter­halten müßte, sondern nur eines, von dessen Lösung alles abhängt.

Forderungen und ihre Berechtigung

Wenn man heute eine einfache Hausfrau fragt. Darum sie denn noch in Warenhäusern, Einheits- Preisgeschäften und Verbrauchergenossenschaften kaufe, obwohl sie wisse, daß diese Wirtschafts- formen nicht gerade erwünscht seien, dann wird sie die klare Antwort geben:

Weil mein Geldbeutel nicht unerschöpflich ist und ich deshalb sehen muß, meine Waren s o billig wie möglich einzukausen. Deshalb allein gehe ich noch zum Warenhaus, Einheits­preisgeschäft und zur Verbrauchergenossenschaft usw."

Man mag nun über diesen Standpunkt denken wie man will, eines ist sicher, daß er heute noch von vielen Hausfrauen vertreten wird und ihr Handeln bestimmt. Auch der Einzelhandel weiß das genau, er weiß es seit Jahren schon, und was hat er nun getan, um diesem liebelstand ab- zuhelsen? Fragt man einen biederenLädlesin- Haber' darnach und will von ihm hören, wie Abhilfe geschaffen werden könne, dann hört man gewiß von ihm ein langes Lamento. Er wird u. a. sagen, daß der Grund für die billigen Preise der anderen Verteilungssormen in ihren gün­stigeren Einkaussmöglich leiten liege. Er wird darauf Hinweisen, daß sie die Waren in großen Mengen direkt vom Erzeuger beziehen können und dadurch Vorteile in verschiedener Hinsicht haben. Er wird betonen, daß er im Laden alle Waren, ob mit hoher oder niedriger Handels- spanne führen müsse, während andere Wirtschafts­formen Gewinn durch das Feilbieten von soge­nannten Schlagern erzielten. Unser Einzelhänd- ler wird dann mit Entrüstung daraus Hinweisen, daß dieser Vorsprung der anderen doch nicht ge- recht ser. Er wird auf das Parteiprogramm mit seiner Forderung aus Schaffung eines gesunden Mittelstandes zu sprechen, kommen und deshalb Schutz des Einzelhandels und Verbot der uner­wünschten Verteilungssormen wie Warenhäuser. Konsumvereine und Einheitspreisgeschäfte, sowie eine Erhöhung der Handelsspanne verlangen.

So wird er uns sicher lange Aussührungen vorsetzen und zum Schluß einen Seufzer aus- stoßen, warum man ihm denn von Staats wegen nicht helfe, wo er doch als Wirtschafts­glied so wichtig sei. Daß ihm der nationalsozia­listische Staat mit der durch die Arbeitsbeschaf­fung erzielten Umsatzsteigerung schon so wesent­lich geholfen hat, spielt in diesem Zusammenhang sür ihn eine geringe Nolle. Er will eben alles, will allein sein und nicht mehr die Konkurrenz der anderen fürchten müssen.

BedarfsLeckungswirtschaft?"

Dabei hat unser Einzclhandelsfreund nur zum Teil recht mit seinen Ausführungen. Gewiß, der Vorteil der anderen Warenverteiler liegt im bil­ligen Großeinkauf. Es ist serner richtig, daß Warenhäuser, Einheitspreisgeschäfte und Ver- brauchergenossenschaften sür die Nationalsoziali­sten nicht erwünschte Wirtschaftsformen sind. Auch steht im Parteiprogramm der Satz von ver Schaffung eines gesunden Mittelstandes, und er hat Gültigkeit. Soweit ist also alles in Ordnung. Aber nun kommen die F o l g e r u n g e n:

Gibt es wirklich keinen anderen Weg zur Siche­rung des Einzelhandels als den des Verbots der Warenhäuser usw. und der Erhöhung der Han­delsspanne, womit jedes Einzelhandelsgeschäst zu einem gesicherten Erbhof würde?

Macht man eigentlich so Wirtschaftspolitik? Das wäre doch etwas sonderbar. Um einen wenn auch vielleicht hinkenden Vergleich heranzuziehcn, wäre das etwa so, wie wenn die NSDAP, im Jahre Ivl9 gesagt hätte, ihr anderen Parteien seid unerwünscht, der Staat muß euch verbieten, ich dagegen muh geschützt werden und die Macht zuerteilt erhalten. Genau so wenig wie das aber damals ein gangbarer Weg gewesen wäre, genau so wenig ist er es heute für den Einzelhandel.

Wenn man ein Ziel erringen will, dann dars man nicht schreien, ihr Konkurrenten müßt auf­hören, weil ich gewinnen will, sondern dann muß man eben kämpfen, mit allen Mitteln, bis man die anderen geschlagen und das Ziel erreicht hat. Auch in der nationalsozialistischen Wirtschaft sichert sich niemand durch Hilfe- oder Protestruse einen Platz, sondern durch Kampf, und zwar durch den allein möglichen Kampf der Leistung. Denn die nationalsozialistische Wirtschaft ist eine Leistungswirtschaft!

Das sollte endlich überall durchgedrungen sein. Wer heute noch glaubt, es handle sich lediglich darum,den Bedarf zu decken' und deshalb von -'iner ..Bedarfsdeckungswirtschaft' redet in der cder Berufsstand von vornherein feine ewig ge­scherte Position hat der beweist, daß er von >:, Tinge» keine Ahnung und leicht kommuni- ische Eedankengänge noch nicht abgestreist hat. 'r deutsche Mensch arbeitet nicht, nur um Be-

dars zu decken, sondern um darüber hinaus Lei­stungen zu vollbringen, das Leben seines Vol­kes zu sichern und volkswirtschaftliche Werte, Ver­mögen des Volkes, zu schaffen. Aus dieses Lei­stungsprinzip muß sich daher auch der Handel einstellen.

Jawohl, es gibt unerwünschte Wirtschaftsformen und sie sollen verschwinden: aber er st dann, wenn der Einzelhandel die bessere Arbeit auf­weist und den Verbraucher am besten und billig- stcn beliefert. Es liegt also nur an ihm, durch die Tat zu zeigen, daß die anderen unnötig sind, dann werden sie schon von selbst ihr Dasein beenden. Darauf aber muß der Handel heute sein Augenmerk richten, dann wird er bestehen.

Aehnlich ist es doch, um einen Vergleich einzu- schalten, bei dem verwandten Backergewerbe. Auch es sieht mit betrübten Augen, daß immer noch vom Land herein Brot direkt in die Stadt kommt und dort vertrieben wird. Soll man nun wegen des Bückergewerbes dem Verbraucher das Brot verbieten, das ihm schmeckt? Nein, der Bäcker muß eben eine Ware Herstellen, die dem Verbrau­cher noch mehr zusagt, dann wird er nicht mehr die Konkurrenz anderer Lieferanten fürchten müssen.

Die Leistung entscheidet

So kann es auch sür den Handel nur das Lebensproblem geben, seine Leistung zu steigern, um sich die Zukunft zu sichern. DaS müßte eigent­lich gelingen, denn als Familienbetrieb ist der Einzelhandel den anderen Verteilungsfor- men grundsätzlich von vornherein überlegen, wenn er von einer Persönlichkeit mit Sach­kenntnis, Können und Arbeitseifer geführt wird. An diesen Vorzügen müsse» selbst die Verbrau­chergenossenschaften scheitern, weil im Kampf der Leistung stets die Persönlichkeit gegenüber der Masse siegen wird.

Doch muß eines dabei gewahrt sein, die gleiche Startbasis für alle Vertei­lungsformen. Heute ist diese Gleichheit noch nicht gegeben. Der kleine Einzelhändler hatte seit­her mit dem Nachteil zu kämpfen, nicht so gün- stig einkaufen zu können, wie die großen Gebilde der Warenverteilung. Hier muß deshalb in erster Linie Wandel geschaffen werden, dann werden sich die Vorteile des Familienbetrie- des erst recht auswirken können. Es nützt des­halb dem Einzelhandel nichts, darüber zu klagen, daß die anderen besser einkaufen können, man muß dieses Mißverhältnis zu beseitigen suchen.

Was kut -er Großhandel?

Das Gegebene wäre nun, daß der Großhandel diese Ausgabe übernehmen würde. Er müßte an sich sür den Einzelhandel das erreichen, was die anderen Verteilungssormen sür sich im voraus haben. Aber, wie sieht es beim Großhandel aus? Kaum hört man so viel Worte über diegott- gewollten volkswirtschaftlichen Funktionen' eines Standes wie aus Grotzhandelskreisen. Manche übereifrigen und in der Regel gar nicht autori­sierten Vertreter dieser Kreise glauben sogar, ihre Lebensaufgabe damit erfüllt zu haben, wenn sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegen­heit dieseFunktionen' herausstreichen und f aus dem dienenden Glied Großhandel der Wirt- > schaft einen vergötterten Selbstzweck machen. Und ! hat man einmal Gelegenheit, mit einem aus der f früheren Zeit hergekommenen Syndikus für Groß- Handelsinteressen über diese Dinge zu sprechen, dann kann man gewiß sein, noch in der folgenden Nacht von der Bedeutung und der Notwendigkeit des Großhandels zu träumen, so lebhaft wird er f uns von seinerobjektiven" Ansicht überzeugen ! wollen. !

Dagegen haben wir nun die Auffassung, daß es manchmal gut wäre, nicht so viel zu reden und zu diskutieren, sondern sich an die sich täglich neuein st eilenden Aus- f gaben heranzumachen. Eine solche Aus- !

gäbe ist es sür den Großhandel heute, bMi Einzel­handel bessere Bedingungen für den Kampf um seinen Plan in der Verteilung zu verschaffen. Es genügt nicht mehr, Lagerhalter und Ausgleichs­basis sür die Produktion zu fein. Es hat auch wenig Zweck, gegen die Einkaufsorganisativnen des Einzelhandels Sturm zu laufen. Der Einzel- Handel muß die Möglichkeit bekommen, genau so günstig einzukaufen wie Warenhäuser, Einheits­preisgeschäfte, Verbrauchergenossenschaften usw.

Das ist die Hauptaufgabe des Groß- Handels. Vermag er sie nicht zu lösen, dann wird sich eben der Einzelhandel andere Wege und Mittel suchen müssen. Wenn er sich dann zum Zentraleinkaus zusammenschließt, der ,hm den billigen Großeinkauf sichert, wer will ihm das verwehren? Solche Selbsthilfe kann nicht verboten fein, denn sie entspricht durchaus dem Prinzip und dem Willen zur Selbstbehaupiung und Leistung. Sehe deshalb der Großhandel, daß er die Zeichen der Zeit verstehe und nicht zu spät komme.

Bervraucherversorgung

Der Einzelhandel ist in einem Falle bereits zur Tat geschritten und hat gerade in diesen Wochen neue Wege eingeschlagen, die durchaus erfolgver­sprechend und bedeutsam sind. So wird, wie wir hören, der Nahrungs- und Genußmitteleinzelhan­del als Vortrupp einen Zusammenschluß in einer GemeinschaftVerbraucher­versorgung' vollziehen, die vielleicht die Aufgabe des Großeinkaufs übernehmen und auch in anderen Dingen richtungweisend sein wird.

Für uns ist das die erfreuliche Bestätigung der Tatsache, daß der Einzelhandel den Leistungs­kamps aufnehmen will, und es liegt nun am Großhandel, ihn dabei zu unterstützen oder sich langsam, aber sicher au-zu^a,^... schen das letztere durchaus nicht, und wären er­freut, wenn auch der Großhandel mitmachen und damit eine wirkliche Funktion erfüllen würde.

Daß aber eine solche Einschaltung nicht über eine Kreditgewährung an Einzelhandels­geschäfte erfolgen darf, sei besonders hervorgeho­ben. Kreditnahme des Einzelhändlers bedeutet dessen Abhängigkeit vom Großhändler und Ab­hängigkeit muß letzten Endes immer zur Aus­beutung führen, die wir im nationalsozialistischen Staat nicht dulden können. Aehnlich verhält es sich mit den sogenanntenSchnellpressen", in denen Großhändler Einzelhändler auf die gesetz­liche Prüfung vorbereiten undausbilden' mit dem selbstverständlichen Hintergedanken, sich da­durch die Kunden zu sichern. Das hat mit Volks- wirtschaftlichen Funktionen nichts zu tun und ist nur ein Zeichen dafür, wie weit die Verwirrung der Begrisss gediehen ist.

In diesem Zusammenhang auch ein Wort über den Werkshandel. Dient er dazu, lediglich den Weg vom Erzeuger zum Verbraucher zu ver- billigen, so erfüllt er eine durchaus anerkennens­werte Aufgabe. Vielfach aber macht man die Be­obachtung, daß Werkshandelsfirmen nur gegrün­det werden, um den Erzeuger auch in den Genuß der Handelsspanne zu bringen. Dagegen ist Front zu machen, weil damit der WerkShandel Mittel der Gewinnerhöhung auf nicht zu billigende Weise und ohne Nutzen für die Volkswirtschaft ist. Wenn aber sogar Werkshandelsgesellschaften nur gegrün­det werden, um über die Ausschaltung des freien Großhandels den Erzeugern eine Monopolstel­lung zu verschaffen, weil der Einzelhändler nur noch über die Werkshandelsgesellschaft beziehen kann, dann steht dieses Gebaren im glatten Widerspruch zur nationalsozialistischen Wirt­schaftsausfassung. Auch gegenüber solchen Mono­polen wird der Nationalsozialismus den Grund, satz der freien Leistung auf allen Ge­bieten durchsetzen.

Fliegende Gauschule Berlin verunglüÄ

Zwei Tote, vier Schwerverletzte Die Anteilnahme Dr. Goebbels

Bühl (Baden), 15. Oktober. Am Don­nerstag stattete die Fliegende Gau- schule Berlin auf ihrer Schulungsfahrt durch die Gaue Hessen-Nassau, Koblenz-Trier, Saarpfalz und Baden auch dem Kreis Bühl (Badischer Schwarzwald) einen Besuch ab. Bei der Abfahrt der Omnibusse vom Buhler Höhengebiet ereignete sich auf der steilen und sehr kurvenreichen Straße zwischen Sand und Bühl, oberhalb des Kurhauses Schin- delpeter, ein schwerer Unfall. Die Bremsen des ersten Omnibusses ver­sagten und der Fahrer verlor nach 30Ü Meter rasender Fahrt die Herrschaft über seinen Wagen. Der Omnibus fuhr bei der schar­fen Kurve beim Wiedenbach den Abhang in den Wald hinunter, blieb in den Bäumen hängen und wurde schwer beschä­digt. Bei dem Unfall wurde der Pg. Hein­rich Jordan aus Berlin getötet, während der NSKK.-Truppführer Heinrich Lange aus Berlin im Bühler Kranken­haus kurz nach der Einlieferung starb.

Außerdem sind vier Schwerver­letzte und acht Leichtverletzte zu verzeichnen, denen sofort am Unfallplatz ärztliche Hilfe zuteil wurde. Sie wurden dann mit Sanitätswagen in das Bühler Krankenhaus übergeführt Die Namen der Schwerverletzten sind: Karl Kattwin­kel. Berlin-Steglitz, Kurt Meyer, Berlin- Tempelhof, Adolf Buschkötter, Heinersdorf, Ella Seger, Rohrdorf bei Horb. Die der Leichtverletzten: Walter Fischer, Berlin, Werner Bock. Spandau, Gustav Bublitz, Berlin-Steglitz, Martin Günther, Berlin, Werner Zieler, Wrangelhorst, Hein- rich Gericke, Berlin-Wilmersdorf, Karl Jefer. mann, Berlin, Dr. Roestel, Berlin-Stealib.

Der stellvertretende Gauleiter Görlitzer hat im Aufträge des Gauleiters, Neichs- minister Dr. Goebbels, noch am Abend die Angehörigen der Getöteten und der Schwer­verletzten aufgesucht und ihnen seine tiefe Anteilnahme ausgesprochen. Ferner hat Neichsministex Dr. Goebbels sämtlichen im Krankenhaus Bühl in Baden unterge­brachten Verletzten seine besten Wünsche sür baldige Genesung zum Ausdruck bringen und ihnen Blumen überreichen lassen.

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Die Kunde von dem schweren Unglück, das die Fliegende Gauschule des Gaues Berlin auf ihrer Studienfahrt durch Südwestdeutsch­land im Schwarzwald betroffen hat, wird weit über die Grenzen Berlins hinaus in der gan­zen Bewegung tiefe undherzliche An­teilnahme Hervorrufen. Zwei junge, lebensfreudige und tatenfrohe Nationalsozia­listen sind jäh aus dem Leben gerissen worden, die mit ihren Berliner Kameraden voller > Freude und Erwartungen in den Westen und Südwester: unseres Vaterlandes hinauszogen, nicht auf eine Vergnügungsfahrt, nicht um sich zu erholen, sondern um aus eigenem Erleben Land und Leute kenncnzulernen, ihren Ge­sichtskreis zu erweitern und die gesammelten Erfahrungen der Partei und ihren Gliederun­gen wieder zugute kommen zu lassen. So sindauchsiegefallenimDienstan oer Bewegung, der sie bis zum letzten Atemzug die Treue gehalten haben. Unser Ge­denken an sie verbindet sich mit der Hoffnung, daß die Verletzungen der vier als schwerverletzt gemeldeten Lehrgangsteilnehmer nicht lebens­gefährlicher Art sind und recht bald eine Wen­dung zum Besseren elntretcn möge.

Fünfmal zum Mond geflogen

Karl Roack doppelter Luftmillionär

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ür. Berlin, 14. Oktober. Zu einem nicht alltäglichen Ereignis konnte die Deutsche Lufthansa auf dem Flughafen in Berlin- Tempelhof ihren Flugkapitän Karl Noack beglückwünschen: er hatte im planmäßigen Luftverkehr seinen zweimillionsten Luftkilometer mit dem Fluge London- Berlin zurücklegen können. Wenn man über­legt, daß der Erdumfang ungefähr 40 000 Kilometer beträgt, so hat Karl Noack bisher eine Strecke beflogen, die fünszigmal um den Erdball führt oder fünfmal bis zum Mond reicht. Der doppelte Millionär, der jetzt von der Lufthansa mit der Ehrennadel ausge­zeichnet wurde, befand sich auch unter den drei Flugzeugführern, die vor fünf Jahren als erste ihre Million vollenden konnten. Bereits als 16jähriger Freiwilliger war er in den Krieg gezogen und kam 1917 zur Flie­gerei. Nachdem er sich auch 1919 bei der freiwilligen Fliegerabteilung für den Grenz­schutz eingesetzt hatte, ging er zur Deutschen Luftreederei und wurde bei der Gründung der Deutschen Lufthansa von dieser über­nommen. Es gibt kein Verkehrsflugzeug, das er seit 1919 nicht geflogen hat. Seine Ver­dienste sind besonders groß auf dem Gebiet des Nachtsluges. Er hatte auch einen großen Anteil an dem gelungenen Nettungswerk der Deutschen Lufthansa für die Spanienflücht­linge, oie er im Flugzeug aus der Gefahren­zone Madrid nach Alicante, dem Abfahrts­hafen der deutschen Schiffe, brächte.

Berlin, 15. Oktober. Am Tonnerstagmitta^ stattete das Herzogpaar von Windsor dem Berliner Zeughaus und dem Kaiser-Friedrich- P.useum einen kurzen Besuch ab. In den Mit­tagsstunden besuchte Neichsleiter Dr. Ley das Herzogpaar im HotelKaiserhof". Der Herzog von Windsor sprach Dr. Ley dabei seinen und der Herzogin Dank für den eindrucksvollen Verlauf des Berliner Besuches aus. Am Don- nerstagnachmittag folgte das Herzogpaar von Windsor einer privaten Einladung des Gene­ralobersten Göring und Frau Göring zum Tee in Karinhall.

Mit dem fahrplanmäßigen Schlafwagenzuo um 21.22 Uhr verließ das Herzogpaar die Reichshauptstadt, um sich gemeinsam mit Reichsleiter Dr. Ley, der von Hauptamtsleitei Selzner begleitet wird, zum Besuch weiteret deutscher Betriebe und Werksiedlungen zunächst nach Essen zu begeben. Die Berliner Bevöl­kerung, die während der Dauer des Berliner Aufenthalts das Herzogpaar überall, wo es erschien, herzlich begrüßt hatte entbot auch bei der Abfahrt den englischen Gästen freund- liche Grüße.

Neues Geheimnis um den letzten österreichischen Thronfolger

Wien, 14. Oktober. Die Zahl der Geheim­nisse um den letzten österreichischen Kron­prinzen Rudolf ist um ein weiteres ver­mehrt worden. Neuerdings tritt in Wien ein gewisser Pachmann an die Oeffent- lichkeit, der behauptet, legitimer Sohn Ru­dolfs aus einer geheimen Ehe mit der Prinzessin Marie Antonie von Toscana zu sein. Pachmann legte Dokumente vor, die von den Wiener Blät­tern photographisch wiedergegeben werden. Sie sollen beweisen, daß der Weihbischos Marsch all im Jahre 1880 die beiden Liebenden kirchlich traute, wofür der Bischos beim Kaiser Franz Joseph in höchste Un­gnade gefallen sei. Die Heirat wurde vom kaiserlichen Hofe nie anerkannt, ebensowenig der ihr entsprossene Sohn Robert. Dieser selbst will erst in späteren Jahren von sei­ner Abstammung erfahren haben. Kron­prinz Rudolf heiratete nach dem frühen Tode seiner ersten Gattin die Prinzessin Stefanie von Belgien, die somit Kronprin­zessin wurde und selbstverständlich bis heute als seine einzige Frau galt.

Das wichtigste Beweisstück für die in Wien viel besprochene Behauptung des Pach­mann ist ein Dokument, das der Kronprinz selbst niedergeschrieben haben soll, mit einer eigenhändigen Bemerkung des damaligen Ministerpräsidenten Graf Taafses. Auf dem Deckblatt der Dokumente sicht man einen französischen Text und die Unterschrift Rudolfs. Der Text lautet übersetzt:Die Korrespondenz meiner Prinzessin. Dokumente unserer heimlichen Heirat im Jahre 1880. Tie Funktionen von Marschall." Es wird nun Ausgabe der Schriftsachverständigen sein, die Dokumente auf ihre Echtheit zu Prüfen und diese mysteriöse Affäre zu klären.

Die Londoner Auto-Ausstellung eröffnet

London, 15. Oktober. Der Lordmayor von London eröffnet? am Tonncrstagmittag die diesjährige Auto-Ausstellung, die erstmalig in der neuen, vor wenigen Wochen fertig­gestellten Londoner Niesenausstellungshalle Earls Court stattfindet. Tie Besucher haben den deutschenErzeugnisfengroße Aufmerksamkeit am Eröffnungstage gewidmet. Besonderes Interesse an den deut­schen Wagen fand das Cchnittchassis des Mercedes-Benz-Nennwagens, der erst vor kurzem noch das englische Antomobilrennen vom Toninaton-Park aewann.