Dienstag den 24. August 1937

Der EnztAer

9S. Jahrgang Nr. 19tt

Knappheit?

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hinein Volksgenossen, z. B. einem Kauf­mann, der sich ein Geschäft einrichten, oder gar einem jungen Paar, das heiraten und seine Wohnungseinrichtung zusammen er­werben will, wird dabei bei den verschie­denen Gelegenheiten einiges gleichmäßig anf- sallen. Sagen wir, es wird etwas verlangt, das nicht vorrätig ist, man will eine kleine Aenderung an einer an sich fertigen Sache haben, etwas soll bis zu einem bestimmten Termin fertig sein, dann wird einem oft das magische Wort entgegenschallen: Ja, das ist leider nicht möglich, sie wissen ja, die Kiiappheitl Die ältesten Ladenhüter werden mit vertraulichem Augenzwinkern angeboten, mit der Begründung, sie seien wenigstens ans gutem Material, das man heute gar nicht mehr bekomme.

Bevor das magische WortKnappheit" seine Runde machte, war die Welt ungleich vielfältiger und aufgcgliederter. Da gab cs Handwerker oder Geschäftsleute oder was sie immer seien, die verstanden ihr Geschäft nicht gut und hinkten immer hinter der Konkurrenz her, sie kauften schlecht ein und Ware» nicht in der Lage, bessere Geschäfts­bedingungen Herzlistellen. Sie waren faul und lässig, sie waren vielleicht auch nicht besonders fähig und bekamen mit dem besten Material nichts Rechtes zustande. Es gab natürlich auch Zeiten, da war das Material knapp oder die Lieferfirmen konnten wegen Streik nicht liesern, dann konnte der Kunde eben nicht zusriedengestcllt werden und mußte warten. Heute sind diese Leute samt und sonders verschwunden und haben sich alle zu einem Typ vereinigt. Dieser Mann ist freundlich, lächelnd bei den Forderungen seines Kunden immer gleich vielsagend und erklärt dann bedeutungsvoll: Ja, Sie wissen ja, die Rohstoffe, und überhaupt die Knappheit! Er ist immer fähig und bereit, jede Arbeit zu leisten, bei ihm würde unter normalen Bedingungen alles bestens und schnellstens erledigt, wenn nicht die besagten Umstände wären.

Will es aber nun das Unglück, daß dieser Mann genug Ware oder offensichtlich gar nichts zu tun hat oder auf irgendwelchen alten Ladenhütern sitzengeblieben ist, dann dreht er die Walze anders herum. Tann wird er dem Kunden empfehlen, sich möglichst umfangreich einzudecken; cs ist dann angeb­lich immer die letzte Sendung guter Ware, die er hereinbekommen hat. woraus der erfreute Kunde natürlich meist mehr cin- kaust. Wenn besagter Kunde dann nach eini­ger Zeit bei dem gleichen Geschäftsmann dieselbe Ware wieder frisch eingetroffen Prangen sieht, wird er aus seine erstaunte Frage erfahren, daß noch einmal der be­rühmte Zufall gespielt habe, cs sei nun aber wirklich die letzte Sendung, an welche Fest- stellung sich dann prompt die Frage schließt, ob er nicht an seine Zukunft denken wolle und na, wir wissen schon. Aus gleiche Weise werden die alten Ladenhüter abgesetzt. Sie sind immer wenigstens noch aus guten Rohstoffen hergcstellt, die man heute über­haupt nicht mehr zu sehen bekommt. Nur an einem solchen Stück kann man angeblich noch feine richtige Freude haben. Und wieder kan- sen viele.

Zu diesen Vorgängen muß ein energisches Wort gesprochen werden. So geht es natür- lick, nicht! Menu aueb »unäckikt ieltrustellen ist, daß es glücklicherweise nicht alle so ma- chen, so bleiben doch noch genügend übrig, die diese angebliche Gelegenheit dankbar be­nutzen. Der volkswirtschaftliche Schaden, der durch ein solches Verhalten hervorgerufen wird, ist nicht zu ermessen. Einmal kann bei diesen Methoden jedes schlechte Material zu gleichen Preisen un­tergebracht werden wie gutes. Jeder kann dabei seine Dummheit, Faulheit, Unfähigkeit und Ungeschicklichkeit, kurz gesagt, alles mit der Knappheit entschuldigen. Aus der an­deren Seite werden durch die Drohung mit der Verknappung viele unbesonnene Volks­genossen zu sogenannten Angstkäufen veranlaßt, die volkswirtschaftlich überaus ungesund sind, weil sie im Augenblick über­triebene Forderungen an die Wirtschaft stel- len, dann aber aus dem gleichen Grunde ge­schäftsstille Zeiten folgen lassen. Genau so geht es den Leuten, die die Ladenhüter kau­fen, die doch angeblich aus so gutem Ma­terial sind. Sie werden häufig feststellen, daß sie mit den gekauften Sachen nichts anfangen können und sich daher noch einmal nach dem ursprünglich Gewünschten Umsehen müssen.

Besteht denn überhaupt eine Knappheit? Dazu ist zunächst einmal festzustellen, daß sie in der Art wie das Wort von den bezeich- neten Elementen gebraucht wird, gar nicht existiert. Die Dinge müssen vielmehr, um sie in ein rechtes Licht zu rücken, von einem ganz anderen Standpunkt aus gesehen werden. Deutschland befand sich bis 1933 in einer Zeit gewaltiger Wirtschaftsschrumpsung. Tie Er­zeugung betrug überall nur ein Geringes ihrer Leistungsfähigkeit. Dieser Zustand hat sich heute in einer früher nicht für möglich gehaltenen Weise verändert. Wir stehen einer beispiellosen Steigerung der Produk­tion auf allen Gebieten gegenüber. Nur eine Ziffer soll daS belegen. Die deutsche Rohstahl, erzeugung, deren Höhe eines der besten Wirt?

Gute Aerzte - gesunde Menschen

Feierliche Eröffnung des Juterualionaleu Aerztekougreffes i« Verli«

eine Aussprache über die Organisation der Fortbildung in den verschiedenen Ländern.

Am Abend fand ein Empfang durch die Reichsregierung statt und am Sonntag haben die Kongreßteilnehmer wähl- weise die Aerzteführerschule in Alt-Rhese oder Dresden mit dem Rudols-Heß-Kranken- haus besicktigt.

k! i 8 e n b e r I c ti t 3er b!8-preiss rck. Berlin, 22. August.

Nach der Tagung der Heilpraktiker in Düsseldorf, die eine besondere Bedeutung durch die Erklärung des Reichsärzteführers Dr. Wagner zu dem Problem der Naturheil­kunde erhielt, und nach dem 12. Internatio­nalen homöopathischen Kongreß in Berlin haben sich nunmehr auch die praktischen Aerzte zu einer großen internationalen Arbeitstagung zusammengefundeir. Viele deutsche Aerzte und etwa 20V Abgesandte aus 33 Ländern sind zum 12. Inter­nationalen Kongreß für das ärztliche Fortbild ungswesen in Berlin eingetroffen.

Die Eröffnungsfeier im großen Saal des Langenbeck-Virchow-Hauses am Samstag- vormittag gestaltete sich zu einer eindrucks­vollen Kundgebung für die Verbundenheit aller Mediziner im Dienste der Menschheit. Nach einer Begrüßungsansprache des Prä­sidenten des Kongresses, Dr. Blome, be­kannte sich ein ausländischer Kongreßteil­nehmer freimütig zu der großen Auf­bauarbeit deS Nationalsozialismus auf medizinischem Gebiet.

In Vertretung deS verhinderten Reichs­innenministers Tr. Frick begrüßte Staats­sekretär Psundtner die Kongreßteilneh­mer und Gäste namens der Neichsregierung. Er hob die großen Verpflichtungen der Staatsregierung hervor, dafür zu sorgen, daß die Aerzte als Betreuer der Volksgemeinschaft ständig ihr Wis­sen und Können erhalten und mehren. Wenn auch die Behandlung wissenschaftlicher Probleme nach Fragestellung und Forschung bedingt sei und so die ärztliche Fortbildung in Deutschland vielfach anders gehandhabt wird als in anderen Ländern, so sei doch ein Austausch der in einzelnen Staaten gemach­ten Erfahrungen für jeden Staat von größ­tem Wert und komme jedem Volke zugute.

Der Neichsärztesührcr Tr. Wagner be­nutzte die Gelegenheit, vor diesem erlesenen Kreise die nationalsozialistische N a s s e n p o l i t i k zu erörtern. Ter Natio­nalsozialismus habe nie behauptet, daß das deutsche Volk und seine Nasse besser sei als irgendeine andere, wohl aber erklärt, daß sie anders und daß eine Vermischung zweier verschiedener Nassen naturwidrig sei. Das aber führe niemals zur Fortentwicklung, sondern immer nur zu völkischem Nieder­gang. Tie nationalsozialistische Gesundheits­politik begnüge sich nicht damit, schon ent- standene Schäden zu beseitigen. Sie wolle sie vielmehr rechtzeitig verhüten, denn nicht das Volk sei das gesündeste, das die meisten und schönsten Krankenhäuser besitzt, sondern das- icniae. das die wenigsten braucht. Ter Nativ- »alsozialtsmus kenne kein Dogma der Wis­senschaft, sondern nur ein Dogma: das Wohl des deu tscheu Volkes.

Hierauf begann die eigentliche Arbeits- tagung mit Vorträgen von Prof. Dr. Bor st, dein Direktor des Pathologischen Instituts m München, überForschung und Fortbil­dung". Dr. Blome behandelte das ärztliche Fortbildungswesen Deutschlands; in Zu­kunft werden wir vier Akademien für ärztliche Fortbildung in Deutschland haben, und zwar in Berlin, Dresden, Hamburg und München. Prof. Dr. Oberling von der medizinischen Fakultät in Paris gab einen Ueberblick über das ärztliche Fortbildungs­wesen in Frankreich sowie über die Bedeu­tung der pathologischen Anatomie für den Fortbildungsunterricht. Anschließend folgte

Berlin, 23. August. Am Montag sprachen sührende Spezialisten des In- und Auslan­des aus dem Internationalen Kongreß für ärztliche Fortbildung über ihre Erfahrungen im Fortbildungswesen der Heilkunde. Der Leiter der medizinischen Abteilung des Ru- dolf-Heß-Krankenhauses in Dresden, Pros. Dr. Grote, nahm zu dem wichtigen Thema der Fortbildung in der neuen deutschen Heilkunde Stellung. Die Arbeit des Arztes im Dritten Reich zeichnet sich durch seine Verantwortlichkeit gegenüber dem Volke aus. In der deutschen Heil­kunde soll der Arzt deshalb die Erfahrungs- tatsachen der Naturhcilkunde überprüfen und damit sein Rüstzeug für die Behandlung er­weitern. Ter ärztliche Beruf soll auch da nach Ansichten suchen, wohin die wissenschaft­liche Erkenntnis noch nicht gedrungen ist. In der modernen Heilkunde ist die Würdigung der Symptome und die Ganzheit des Orga­nismus in den Vordergrund getreten. Da- mit wird aber das Augenmerk aus die Be­handlung gerichtet, die nicht allein vom Wissenschaftler gelöst werden kann. Die N a t u r h e i l k u n d e hat gezeigt, daß auch unspezifische Heilmittel zum Erfolg geführt haben. Fastenkuren. Wasserbehandlung und Aehnliches sind aus dem Wege, sich ein Bür­gerrecht in der wissenschaftlichen Medizin zu erwerben. An dem Nudolf-Heß-Krankenhaus hat die Zusammenarbeit mit der Naturheil­kunde und wissenschaftlichen Medizin Ver­wirklichung erfahren. Diese befruchtende gemeinsame Arbeit zwischen dem praktischen Arzt und dem Wissenschaftler ist in regelmäßigen Kursen dem Arzt mit Erfolg zugänglich gemacht worden.

Colonel Troctor, Leiter des Kranken­hauses für ärztliche Fortbildung in London, berichtete über die britische Akademie für ärztliche Fortbildung und rhre Arbeitsweise. Pros. Dr. W a g n e r - Berlin und Prof, van Nooy - Amsterdam zeigten neue Wege sür die Fortbildung des theoretischen und praktischen Wissens des Geburtshelfers.

Die Fortbildung in der Chirurgie

Professor Dr. Sauerbruch (Berlin) sprach über die Schwierigkeiten der ärztlichen Fortbildung aus operativem Gebiete. Der Chirurg ist nur ein Vertreter der allge­meinen Medizin, d. h. er muß alle ärztlichen Voraussetzungen erfüllen. Er muß in allen

anderen Disziplinen bewandert sein und unterscheidet sich von den Vertretern der Schwestergebiete dadurch, daß er sich selbst in den Heilplan einschaltet, der gewissermaßen zum Heilmittel wird. Von seinem Geschick und seiner Hand hängt das Schicksal des Patienten ab. Mut und Entschlossenheit müs- sen deshalb den Chirurgen charakterisieren.

Daraus ergibt sich sür die Fortbildung in der Chirurgie eine andere Notwendigkeit.

Alle Neuerungen der Wundbehandlung. Narkose usw. müssen durch Fragestellung und Erörterung in den Fortbildungskursen be­handelt werden und der geschulte Lehrer wird aus eigener Erfahrung und Ver­gleichen aus anderen Fachgebieten Bei­spiele heranziehen können. Nur durch geeig­nete Zusammenarbeit des praktischen Arztes mit dem Chirurgen können die Erfolge für beide gewährleistet werden. Ter Redner schlägt vor. daß die Spezialisten sür einige Zeit in den Krankenhausbetrieb eingeschaltet^ werden. Aber auch der Film und der geeig­nete Ausbau des Operationssaales können dazu beitragen, daß der nicht an der Opera­tion aktiv Beteiligte alle Phasen des Eingrif­fes verfolgen kann. Auch der Austausch von Aerzten zwischen den Kliniken einzelner Länder und des Auslandes geben eine Ge- währ iür die Weiterentwicklung des Chirur­gen.

Professor Dr. Böhler - Wien berichtete über Neuerungen auf dem Gebiete der Un­fallchirurgie, die sür den Staat und den Versicherungsträger von großem Nutzen sinlv

Cköloftonsunglüü in de': Nähe von Celle

Celle, 23. August. In der Nähe von Un- tcrlneß ereignete sich am Montag mittag ans bisher noch unbekannter Ursache in einem Pulbcrlager eine kleine Detonation. Die angrenzenden Bergschnppcn wurden darauf­hin umgehend geräumt. Während der Lösch- arbeiten der sofort eingesetzten Werkfcuer- wehr erfolgte eine zweite Explosion, die un­ter der Löschmannschaft 12 Todesopfer for­derte. Außerdem trugen 67 Arbeiter Ver­letzungen davon, die glücklicherweise mdist leichter Natur sind. Ein Angehöriger der Wcrkfeucrwehr wird noch vermißt. Der Sach­schaden ist, soweit bisher zu übersehen, nicht erheblich. Mit den Aus>äumungsarbeitcn wurde bereits begonucu.

AlauS als Sasemkbeiter verbracht

Beamte halfen kinderreichen Volksgenossen k! i 8 en b e r I c k t 3er H8-Pre88s

r. Kiel, 22. August. In Lübeck und ver­schiedenen anderen deutschen Hafenstädten stellten sich in der letzten Zeit mehrfach B e. amte während ihrer eigenen Urlaubs­zeit zur Verfügung und arbeiteten eine Woche lang in den Häfen als Arbeiter.

Belgrad regt Revision an

Das Programm der Konferenz der Kleinen Entente in Sinai«

br. Bukarest, 23. August. Am Vormittag des 30. August werden der südslawische Ministerpräsident und Außenminister Dr. Stojadinowitfch und der tschechische Außenminister Dr. Krosta in Sinaia ein- treffen. Die den Nachmittag und auch noch den Vormittag des 31. August füllenden Be­ratungen der Kleinen Entente stehen unter Vorsitz des rumänischen Außenministers A n- tonescu. Am Nachmittag findet ein Emp. fang durch den König statt und sür^den

schaftsbarometer darstellt, betrug 1932 5,77 Millionen Tonnen, während ihr Ergebnis 1937 auf 19 Millionen Tonnen geschätzt wird. Das allein zeigt klar, daß unter diesen Um­ständen von einer Knappheit im landläufigen Sinne überhaupt nicht die Rede sein kann.

Wenn heute vom deutschen Volk die gewal­tig erhöhte Erzeugung reibungslos aufge- nommen wird, ja noch ein bedeutender Mehr- bedarf besteht, dann ist dies im Gegenteil nur als ein glückliches Zeichen zu betrachten. Es ergibt sich daraus nur, welchen Aufschwung unsere Wirtschaft genommen hat und noch nehmen wird. Dieser Mehrbedarf, der heute sür die Organisation der Volkskrast und zur Deckung der früheren Krisenverluste einschließlich der langen Zeit der Arbeits­losigkeit bestimmt ist, wird in den kommen­de» Jahren einer Erhöhung des Lebens st andards den Weg bereiten.

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Vorübergehende Mangelerscheinungcn sind bei einem derartigen Ausbau des Wirtschasts- apparates beinahe selbstverständlich. Denn jeder Ausbau verlangt eine Konzentration der Kräste. Solche Mangelerscheinungcn treten auch bei den sogenannien reichen Län­dern aus, woraus sich übrigens zum Teil auch das Unvermögen einiger ausländischer Rohstofflieferanten Deutschlands erklären läßt. Wir stehen also bei den wirklich aus-

getretenen Knappheiten gewissermaßen nicht Mangelerschein u n gen aus N o t (denn es wird ja heute schon mehr als in dem Hochkunktiirjahr 1929 Produziert), son­dern Mangelerscheinungen zur Vorbereitung eines gewaltigen Aufschwunges gegenüber.

Um aber auch solche erklärlichen Schwankungen der Erzeugung sür die Zn- knnft unmöglich zu machen, dafür dient die Arbeit des V i e r j a h r e s p la n e s. In seinem Rahmen soll die Produktion der wich- tigsten Rohstoffe gewaltig erhöht werden, um den sich ständig steigernden Bedarf restlos zu decken. Jeder wird erkennen, daß es hier ge- radezu unanständig von dem einzelnen ist. sich in irgend einer ihn betreffenden Situation mit der sagenhaftenKnappheit" zu entschul- digen. Es handelt sich hier um Versuche, die genau so zurückzuweisen sind wie geschickte Manöver zur Umgehung der Preisstoppver­ordnung. Nichts fällt dem einzelnen in den Schoß, um so weniger einem Volk. Jedes Aufwärts soll erobert »nd erarbeitet sein. An einem Werk, das das ganze Volk angeht, hat jeder einsichtsvoll initzuh el­fen, statt nur an seine eigene Bequemlich­keit »nd andere wenig erfreuliche Eigenschaf­ten zu denken. Jeder hält hier sein und seines Volkes Schicksal in den Händen. Da- ran möge er der allen seinen Handlungen denken. vr. U. 3.

Abend ist ein Galadiner vorgesehen. Noch im Laufe der Macht werden Stoiadinowitsch und Krofta Rumänien wieder verlassen.

Im Vordergrund dieser Beratungen stehen außenpolitische Probleme, wobei' die Be­ziehungen der Mitglieder der Kleinen Ent­ente zu den Großmächten erörtert werden sollen. Obwohl sich die auseinandergehenden Auffassungen der einzelnen Mitglieder der Kleinen Entente schon mehr als einmal in der Oeffentlichkeit gezeigt hatten, war es bis­her gelungen, besonders nach außenhin den Schein der Einigkeit zu wahren. Um so grö­ßer überrascht hat daher in Bukarest ein Ar­tikel derBreme", des Organs des südsla- wischen Ministerpräsidenten, in dem eine Re­vision der gemeinsamen Politik der Kleinen Entente-Staaten angeregt wird. Rumänien und der Tschechoslowakei wurden dabei er­folgreich angeknüpste Freundschaftsbezieh­ungen zwischen Südslawien und Italien als Vorbild empfohlen.

Besondere Bedeutung gewinnt in diesem Zusammenhang das Verhälnis Rumä­niens zu Polen. So schrieb derSlovak" über das kürzliche Zusammentreffen zwischen dem tschechischen Ministerpräsidenten Hodza und dem rumänischen Ministerpräsidenten Tatarescu, daß das rumänisch-polnische Bünd­nis eine Entfernung Rumäniens von der Kleinen Entente bedeute und Hodza einer der- artigen Entwicklung Vorbeugen wolle. Seine diesbezüglichen Vermittlungen finden dabei die lebhafte Unterstützung von seiten der französi­schen Diplomatie, die mit allen möglichen Drohungen zu verhindern sucht, daß Rumä­nien und Südslawien politische und wirtschaft­liche Zukunftsprogramme einschlagen, die ihnen in ihrem eigenen nationalen Interesse für rat­sam und notwendig erscheinen. Der bevor­stehende Besuch des Marschalls Rydz-Smigly m Rumänien hat in Paris und Prag die Be­sorgnis vermehrt. Unter diesen Gesichtspunkten v! d der Tagung in Sinaia mehr Bedeutung zukommen, als es bisher bei Konferenzen der Kleinen Entente der Tall war