Mittwoch den 14. Juli 1987

Der EnztSlee

9S. Jahrgang Nr. 160

Wus MürttemöerL

Noie Segeisternng

für Schwär-

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gl. Paris, 13. Juli.

Der Besuch des Kardinalstaatssekretärs Pa- celli in Lisieux zur Einweihung einer Kapelle der Heiligen Therese ist unter allem militäri­schen und geistlichen Pomp vor sich gegangen. Umgeben von anderen französischen Kar- dinälen und hohen Klerikern wurde Pacelli pro den Würdenträgern des Staates begrüßt. Das 71. und 129. Infanterieregiment sowie das 17. Jägerregiment zu Pferde hatten meh­rere Kompanien mit Fahnen und Standarten gestellt. Die Militärkapelle spielte die päpstliche Hymne und die Marseillaise. Der Kardinal schritt die Front ab und segnete die Truppe.

Die Einweihung der Kapelle erfolgte unter Beteiligung einiger Zehntausende von Pilgern, die infolge desHciligcn-Theresen-Wetters" zum großen Teil in, Freien kampieren konnten. Während der eigentlichen Prozession begann es allerdings zu regnen. Nach den übereinstim­menden Berichten der Pariser Blätter übte ins- besondere die durch Radio-Lautsprecher ver­breitete Ansprache des Papstes den stärksten Einfluß auf die Menge aus.

J»> Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand eine Rede des K a r d i n a l st a a t s-

e k r e t ä r 8, die, wie der ganze Staats-

esuch des päpstlichen Vertreters, ausge­sprochen politischen Charakter trug. Sie galt, ohne Rücksicht aus den tra­ditionell laizistischen Charakter der franzö­sischen Republik und auf die Besonderheiten des heutigen ..Volksfront"-Negimes, der Verherrlichung Frankreichs,der ältesten Tochter der Kirche". In der gesam­ten jranzösischen Presse werden bestimmte Sätze der Rede besonders hervorgehoben, die Kardinal Pacelli gegendie Verherr­lich u n g d e r N a s s e" und gegenV e r- folg ungen in gewissen Ländern" geprägt hat. Sie werden, auf Grund der vieldeutigen, aber besondersgewürzten" Terminologie, als gegen Deutschland gerich­tet ausgelegt. In der Tat ist es nach Ort und Umstünden kaum anders möglich, als in dieser Polemik gegenfalsche Hirten" und in anderen Ausdrücken versteckte Ausfälle gegen Deutschland zu erblicken, die von den Zuhörern, jeder Gepflogenheit entgegen, mit stürmischem Beifall ausgenommen wurden. Gleicher Beisall, als der Kardinal anschlie­ßend Frankreich alsWerkzeug des Frie­dens" rühmte.

Aus den Kommentaren der Pariser Presse, die einheitlich den politischen Charakter der Anwesenheit und der Ansprache des päpst­lichen Außenministers würdigt, sei der Be­geisterungsausbruch der kommunistischen Humanitö" hervorgehoben, der besonders aufschlußreich ist für das Verhältnis zwischen Vatikan undVolksfront" - Frankreich. In dem offiziellen kommunistischen Organ, das auf der ersten Seite neben einem Bilde der Kathedrale von Lisieux den Ausfall Pacellis gegen die Verkünder der Rassenlehre Plaka­tiert. schreibt der Abgeordnete Peri u. a.: Niemand kann die internationale Tragweite dieser Kundgebung bestreiten. Die Kommu­nisten weniger als andere. Es ist ein großes Ereignis, daß der Legat des Papstes herbei­kommt, um Frankreich und seine Volksfront- Regierung zu grüßen in einer Stunde, in der Hitler-Deutschland die katholische Welt ver­trügt (I). Der Besuch des Legaten in Frank- reich, ein Jahr nach dem Siege der Volks­front, ist auch eine Art Warnung an die französischen Katholiken, sich auf Seite derFaschisten" zu st e l- l e n. Letzten Freitag widersetzte sich der Dele. gierte Frankreichs in London den Forderun­gen des internationalen Faschismus. Drei Tage später kommt der Stellvertreter des Papstes nach Frankreich, um den Hitleris­mus zu verdammen. Das ist ein gutes Zei­chen. das die friedfertigen Negierungen in ihre» energischen Entschlüssen bestärken sollte."

So empfindet der Bolschewismus den Be- such Pacellis im ,.Volksfront"-Frankreich und die von ihm gebrauchten Worte gegen ein Volk, das die christliche Welt vor der Ver­nichtung durch den Bolschewismus bewahrt hat. als Ermutigung: er benutzt beides zur Hetze gegen Deutschland und zur Rechtser- tigung seiner sriedensfeindlichen Machenschaf­ten. Einschöner" Erfolg für den V <> t i k a n I

Zur Förderung bäuerlichen Brauchtums

hat der Neichsümenminister die vom Neichsnähr- stand durchgeführten Dorsabende für steuersrei erklärt. Voraussetzung ist, datz der Ortsbauernführer der Träger der Veranstal­tung ist und daß nur bäuerliches Brauchtum ge­pflegt wird.

Für das ganze Reichsgebiet aufgelöst und verboten

wurde vom Neichssührer ft und Chef der deut­schen Polizei die SekleA p o st e I k i r ch e Johannes" (auchDaS Wicdcrkommen Christi, Meister in Jüngerscharcn" genannt) mit sofortiger Wirkung.

Zwei kommunistische Mordüberfälle

im Jahre 1932 in der polnischen WojwodschafI Bialystok sanden nunmehr ihre Sühne: von angeklagten 26 Kommunisten wurden zwei zum Tode, die übrigen zu Zuchthausstrafe» von 2 biß 8 Jahre» oerurteilt.

Wie weitgehend die Besserung der allgemeinen Lage des Handwerks seit der Machtübernahme ist. geht u. a. daraus hervor, daß im Kreis Balin- e n eine Steigerung der Gesamtzahl der Lehr- in ge um 40.6 v. H. zu verzeichnen ist.

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Als Beihilfe für die Hechln ger Kriegs­opfer s i e d l u n g hat der Landeskommunalver­band Hohenzollern 5000 RM. bewilligt.

Die Jugendgruppe der NS.-Frauenschaft der Kreise Reutlingen, Urach, Tübingen, Münsingen und Ehingen fand sich zu einem Kreistreffen zu­nächst m Metzingen zusammen. Am Sonntag früh begaben sich die 100 Teilnehmerinnen aus eine Wanderung nach St. Johann. In Pfullingen fand eine Tagung statt, wobei die Gaurednerin Frau Nottweiler (Eßlingen) über den deutschen Men­schen und sein artgebundenes Wesen sprach.

Neichskriegsopserjührer Oberlindober übernahm für das zehnte Kind des Hans Widmann in Schussenried, Kreis Waldsee, die Ehrenpaten­schaft. Den Eltern wurde die Urkunde mit den Glückwünschen des Ehrenpaten und einem Geld- geschenk überreicht.

M WM -Ls AsWMisMUs

Eine große Ausstellung in Stuttgart Stuttgart, 13. Juli Ueberall in der Welt: Streik, Aufruhr, Mord; das ist der Kommunismus in der Praxis. Wer das wahre Gesicht des Bolsche­wismus sehe» will, der besuche die große antibolschewistische SchauDer Bolsche­wismus". Diese große internationale Ausstellung, eine deutsch-italienisch-unga­rische Gemeinschaftsarbeit, findet in Stutt­gart vom 17. I u l i b i s 8. A « gu st i n d er Gewerbehalle statt.

Das umfangreiche Material für die große antibolschewistische SchauDer Bolschewis­mus" ist inzwischen in mehreren Eisenbahn­waggons, darunter allein vier Sonderwag­gons mit Teilen für die italienische Abtei­lung, in Stuttgart eingetroffen, so daß der Aufbau in den Räumen der Gewerbehalle nunmehr begonnen hat. Diese wirkungsvolle, in ihrer Form einzigartige Schau wird auf einer Ausstellungssläche von zirka 3000 gm in selten eindrucksvoller Art und einwand­freiem Originalmaterial das fürchterliche Gesicht des Weltbolschewismus zeigen. In einer Dreigliederung wird die Entwicklung des Bolschewismus im Reich, in der Welt und in der Sowjetunion dargestellt.

Die Abteilung, die den Bolschewismus im Reich veranschaulicht, soll in einem Rückblick z. B. die Münchener Nätezeit mit den Geisel­morden, die kommunistische Herrschaft in Mitteldeutschland unter Max Hölz und Ge­

rm. Kassel, 13. Juli

Am 1. August wird in Kassel-Har­leshausen die erste Klinik in Deutschland crösfnet, die sich die Behandlung der Nach­wirkungen der Kopfgrippe zum Ziel gesetzt hat. Diese E n ze p y a li t i s - K lini k, die den Namen der Königin von Italien und Kaiserin von Aethiopien trägt und ihrer Initiative ihre Entstehung verdankt, erhält von der Neichsregierung lausende Beihilfen, damit die Kurbehandlung möglichst allen leidenden Volksgenossen zuteil werden kann.

Die Kopfgrippe hinterläßt in vielen Fällen Nachwirkungen, die zu völligem Siech­tum und schließlich zuni Tod führen. Diese Nachwirkungen (Enzephalitis) treten oft erst Jahre nach der Erkrankung aus und bis vor wenigen Jahren kannte die Wissenschaft noch kein sicheres Mittel zur Heilung. Dabei war in allen Kulturstaaten, auch in Deutschland, eine fortgesetzte Steigerung dieser Krank­heitsfälle zu beobachten. Im Jahre 1934 starben nach einer Statistik des Neichs- gesnndheitsamtes 274 Volksgenossen an den Folgen der Kopfgrippe. Im gleichen Jahr waren 1414 Kranke mit Encephalitis epide­mica in Anstaltsbehandlung und 600 Neu­aufnahmen gleichartig Erkrankter waren außerdem 1934 »och erforderlich.

Tollkirschwurzel als Medizin

Der bulgarische Pflanzensammlcr Iwan Naeff kam vor fünf Jahren auf den Ge­danken, die Wurzeln der Tollkirsche mit einer Kalmnsart zu einer Droge zu verar­beiten und den unter den Folgen der Kops­grippe Leidenden in langsam steigender Do­sierung zu verabreichen. Durch dieses Mittel trat in den meisten Fällen eine Besserung des bisher unheilbaren Leidens und eine all­mähliche Gesundung ein.

Durch ihre Tochter, die Königin von Bul­garien. hörte die italienische Königin von dieser Heilbehandlung. Sie stellte in groß-

stalten wie Rosa Luxemburg und Liebknecht, die Terrorakte aus dem Ruhrausstand, in unserer Heimat usw. ins Gedächtnis zurück­rufen und die Niederwerfung des Bolschewis. mus vergegenwärtigen. Für die ausländi­schen Abteilungen haben die italienische und ungarische Regierung umfangreiches wert­volles Material zur Verfügung gestellt. Die spanische Abteilung mit Aufnahmen aus der jüngsten Zeit dürste ebenfalls von besonde­rem Interesse sein.

Die Gauleitung der NSDAP. Württem- berg-Hohenzollern. die als ideelle Trägerin der Veranstaltung zeichnet, hat die Eröffnung auf den 17. Juli dieses Jahres sestgelegt.

Als wirtschaftlicher Träger der Ausstellung zeichnet das Institut für Deutsche Kultur- und Wirlschastspropaganda.

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Stuttgart, 13. Juli

In der letzten Zeit muhte der am IS. Aug. 1911 in Untertürkheim geborene, ledige Alb. Schlips, der seit Lichtmeß 1937 m der Marienpslege Ellwangen als Melker beschäs- tigt war, wegen Sittlichkeitsverbrechen in Untersuchungshaft genommen werden.

Schlipf war von 1919 bis 1926 in der Marienpslege Ellwangen untergebracht und ging dort zur Schule. In der Folgezeit war er bis Lichtmeß 1937 bei zahlreichen Bauern als Knecht in Stellung. Nach seinem eigenen Geständnis hat er erstmals im Jahre 1927 auf seinen Dienststellen mit Knaben und Mädchen unter 14 Jahren unzüchtige Hand­lungen betrieben und dies bis zum Jahre 1935 an verschiedenen Orten Württembergs fortgesetzt.

Auf Grund guter Zeugnisse wurde Schlipf an Lichtmeß 1937 bei der Marienpflege- wangcn als Melker eingestellt. Dort hat er sich mit 13 Knaben, die in den Jahren 1922 bis 1925 geboren sind, unzüchtig betätigt. Die Handlungen wurden im Stall und in einer Feldschener vorgenommc».

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Stuttgart, 13. Juli.

Die Jahrestagung des Deutschen Ausland- Instituts, die für die Zeit vom 4. bis 8. Aug. 1937 angesetzt war, muß im Hinblick auf eine größere Beteiligung auslandsdeutscher Volks­genossen um eine Woche verschoben werden. Die Jahrestagung findet also vom 11. bis 15. August in Stuttgart statt.

Wir erwähnen aus den einzelnen Veranstal­tungen hier die folgenden: Die Tagung wird

zügiger Weise die notwendigen Mittel zur Einrichtung einer Enzephalitis-Klinik in Rom zur Verfügung, worauf dann weitere Klini- ken in Turin und Mailand gegründet wur­den. Mehrere tausend Kranke wurden in die­sen Kliniken erfolgreich behandelt, wobei überraschende Heilerfolge erzielt wurden. Nur 3 v. H. der Behandelten blieben von dem Mittel unbeeinflußt.

Königin-Elena-Klinik ln Kassel

Königin Elena, die mehrfach in Kas­sel bei ihrer Tochter Prinzessin Mafalda von Hessen weilte, gab die Anregung, ein gleiches Institut auch in Kassel zu eröffnen. Sie gab auch ihre Zustimmung, daß die Klinik in Kassel-Harleshausen die BezeichnungKöni- gin-Elena-Klinik" führen darf. An der Er­richtung der Klinik nahmen der Führer und Reichskanzler, der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß, der Präsident des Neichsge- sundheitsamtes Professor Dr. Reiter und Neichsärzteführer Dr. Wagner lebhaften Anteil, was auch in den ständigen laufenden Beihilfen der Rcichsregiernng und verschie­dener Staatsstcllen zum Ausdruck kommt.

Die Klinik, für deren Zwecke ein wunder­schön in einem kleinen Naturschutzgebiet lie­gendes Landschlößchen umgebaut wird, kann 30 Kranke aufnehmcn. Aufgabe dieser ersten deutschen Klinik ist es, eigene Praktische Erfahrungen in Diagnose »nd Therapie zu sammeln. Die italienische Königin stell:, bis die Heilmöglichkeiten der in Deutschland wachsenden Tollkirsche geprüft sind, kostenlos das italienische Heilmittel zur Bcrfügung, wie sie auch einen italienischen Arzt für die Dauer der ersten Monate dem Kasseler In­stitut beigibt. Nachdem eine feste Form der Heilmethode für Deutschland entwickelt ist. sollen an anderen Stellen des Nei- ches gleichfalls Enzephalitis-Kliniken ent­stehen, während das Kasseler Institut dann dem Austausch der Erfahrungen zwischen den italienischen und deutschen Acrzten dienen soll.

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Sie Nachwirkung der Kopfgrippe

Ein Werk derttsch-ttnlienischer Zusammenarbeit

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eröffnet am 11. August durch einen Begrü­ßungsabend, am 12. August erfolgt die Er­öffnung der AusstellungDeutschtum im Osten Bollwerk Europas". Am Abend des gleichen Tages spricht Gauleiter Forst er-Danzig. Anschließend an die Sondertagungen findet am 14. August die Jahresversammlung und Fest­sitzung zur Feier des zwanzigjährigen Bestehens des Deutschen Ausland-Instituts statt. Sie wird umrahmt von Gesangsvorträgen aus­landsdeutscher Sängerbünde. Die Jahres­tagung klingt aus in einer gemeinsamen Fahrt der Teilnehmer nach Schwäbisch Hall, bei der ein Besuch der Comburg, der Freilichtspiele und der kunstgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten geplant ist.

1S8 Waö im MM

Schwere Brandgefahr konnte beseitigt werden Grünkraut, Kreis Ravensburg, 13. Juli. Am Montag konnte auf dem Bauernhof der Witwe Kling in Groppach, Gemeinde Grünkraut, der Ausbruch eines Brandes durch Anwendung der Heustocksonde gerade noch vermieden werden. Die erste Messung Hane eine Temperatur von 84 Grad ergeben, und als kurze Zeit nachher eine zweite Mes­sung vorgenommen wurde, zeigte das Ther­mometer bereits 108 Grad an, so datz es höchste Zeit zum Eingreifen war. Acht Wa­gen Heu wurden auf die nahegelegene Wiese gebracht, wodurch die Gefahr beseitigt und wertvolles Volksgut erhalten war.

AMI EllkopamWr in AvttMms

Rottenburg, 13. Juli. Der über Europas Grenzen hinaus bekannte Trainer und Ma­nager Edel und seine beiden Schützlinge, der Europameister Kölblin und Anwär­ter auf dre Weltmeisterschaft, sowie der frü­here Schützling von Bülow, Halbschwer­gewichtler Leonhard Mahron, sind zu einem Ferienaufenthalt hier eingetroffen. Edel ist gebürtiger Rottcnburger.

5 v iW'M.-rrchee kiel nach Schwenningen

Beinahe um den Gewinn gekommen. . .

Schwenningen, 13. Juli. Aus das Los Nr. 254 546 der vierten Klasse der 49. Pre u° Kisch-Süddeutschen Klasfenlot- rerie, das in Achteln im hiesigen Lotterie- geschäst gespielt wird, siel ein Gewinn von 50 000 Mark. Der Besitzer des Loses hat dieses zum Glück noch am Abend vor der Ziehung erneuen; einen Tag später wäre er um seinen Gewinn gekommen.

llrlauösMpruch der Saußsehilkin anerkannt

Die vielumstrittene Frage nach dem Ur­laubsanspruch der Hausgehilfin ist neuer­dings durch ein Urteil des Landesarbeits- .geeichtes Berlin dahin beantwortet worden, daß die Hausgehilfin einen grundsätzlichen Rechtsanspruch aus Urlaub hat. Die Urlaubsansprüche der Hausgehilfin stützen sich auf die Richt­linien der Relchstreuhänder der Arbeit, die in vielen Fällen mit dem Einwand über- gangen werden, daß sie nicht rechtsverbind­lich seien. Das Landesarbettsgericht Berlin hat diese Einwendung als nicht stichhaltig zurückgewiesen und ausgeführt, daß die Richtlinien zwar nicht die Bedeutung einer Tarifordnung und mcht die Wirkung haben, daß chre Regeln unmittelbarer Inhalt des Dienstvertragcs werden. Aber diese Richt­linien stellen Regeln auf, deren Befolgung im Interesse der einheitlichen Gestaltung der Von ihr getroffenen Rechtsverhältnisse er­wünscht ist. Sie werden in der Regel still­schweigend von allen Volksgenossen beachtet und damit als üblicher Inhalt der Dienst­verträge mit Hausangestellten anzuseben sein. Der Urlaubsanspruch besteht in der Gewährung von Freizeit und in der Ent- lohnung dieser Zen. Kann die Freizeit nicht gewährt werden, so bleibt der Anspruch auf Bezahlung der Urlaubstage bestehen. In die­sem Sinne wurde der Beklagte auch ver> urteilt.

Das fachliche Schulungsblatt der DAF. Der deutsche Haushalt" bemerkt zu dieser Entscheidung, daß die Richtlinien selbst- verständlich nur den Urlaubsanspruch an sich regeln, ihn aber keinesfalls auf einen be­stimmten Termin festlegcn wollen. Der Haus halt ist kein Betrieb, und es gibt im Haus­halt viele Verrichtungen, die einfach keiner gesetzlichen oder gar Betriebsordnung unter­worfen werden können. Allein diese Tatsache darf nicht etwa als ein Freibrief für sozial verständnislose Leute angesehen werden. Der Appell an das soziale Gewissen der Hausfrau ergehe ganz besonders in Gedanken an die ttrlaubsansprüche der jugendlichen Hausge­hilfin, die ebenfalls durch die Richtlinien ge­regelt seien. Auch die Scheu. Kostgeld und Gehalt während des Urlaubs zu bezahlen, scheint sehr groß zu sein, denn es mehren sich in erschreckend großer Zahl die Fälle, in denen der Hausgehilfin gekündigt wird, be­vor der Haushaltnngsvorstand und seine Fa­milie die Erholungsreise antrcten. Solch iin- soziales Handeln muß natürlich Treu und Glauben bei den Hansgehilsen stark erschüt­tern.