Birkerchelder, Calmbacher und Herrenalber Tagblatt
Amtsblatt für den Kreis Neuenbürg Parteiamtliche nationalsozialistische Tageszeitung
Rr. 1SV Neuenbürg. Mittwoch den 14. Juli 1S37
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95. Jahrgang
Kampf vor den Toren Veipinas
Gefährliche Erweiterung des japanisch-chinesischen Konflikts — Mobilisierung Chinas? — Japanische Truppenverftikrkunge« eingetroffen
Ziele der Wiener Vslilik
Wien. 13. Juli.
Tie Union der Korrespondenten der auswärtigen Presse in Wien gab zu Ehren des Bundeskanzlers Dr. Schn sch nipp ein Frühstück. Nach einem Trinkspruch des Präsidenten der Union, Need-London, ergriff Bundeskanzler Dr. Schuschnigg das Wort. Er erklärte, daß man von der österreichischen Politik keine Ueberraschnngcn zu erwarten brauche. Das Ziel seiner Politik sei die Erhaltung des Staates und die Besserung der Lcbensmöglichkeiten der Bevölkerung. Die Auffassung, so erklärte Dr. Schuschnigg wei- ter, daß man sich zum Neuaufbau des Staates ans irgend einer Kollektion ein Rezept herausgesncht habe, sei falsch. Essei salsch. wenn man behaupte, die Enzyklika „O u a d r a g e s i m o Anno" sei das Rezept des Neuausbaues des österreichischen Staates. Das. was in Oesterreich unternommen werde, sei der Versuch, die Demokratie und denParlamentarismnszurefor- mieren.
In diesem Zusammenhang kam der Bundeskanzler auch auf die Forderung nach Wahlen in Oesterreich zu sprechen und sagte: .Vielfach hört man ans der Bevölkerung in Oesterreich, soweit sie politisch interessiert ist, den Wunsch heraus, es möge zu Wahlen geschritten werden, es mögen die Wahlen in den Berufsständen durchgesührt werden. Ein solcher Wunsch ist insbesondere aus Arbei- terkreßsen laut geworden. Ich weiche die- sem Wunsch nicht aus. Natürlich, wir sind für Wahlen, aber nicht isoliert für einen Sektor, sondern für alle, nicht nur für einen Teil, sondern auch für die anderen, für alle Berufsstände gleichzeitig."
Erst wenn die neue Verfassung endgültig fertiggestellt sei, werde, so erklärte Dr. Schuschnigg weiter, der Augenblick gekommen sein, zu beurteilen, was sich bewährt habe und was reformbedürftig sei. ^ ^
sor den Sommerserien im englischen Unterhaus London, 14. Juli
Ehe das Unterhaus am 30. Juli in die dreimonatigen Sommerferien geht, stehen noch zwei große außenpolitische Debatten auf der Tagesordnung. Am selben Lag, an dem das Parlament seine Saison beschließt, wird Kolonialminister Armsby Gore der Mandatskommission des Völkerbundes den britischen Palästina- Plan vorlegen. Zuvor hat aber das Unterhaus zu ihm Stellung zu nehmen, wobei in Politischen Kreisen dieser Aussprache große Bedeutung bcigemesscn wird. Nachdem die englische Presse zunächst die Aufteilung Palästinas als eine geradezu geniale Lösung gefeiert hatte, regten sich in den letzten Tagen doch Stimmen, die sie kritischer beurteilen.
Außerdem soll noch eine Spanien- Debatte stattsinden. In offiziösen Kreisen macht man jedoch für eine Vertagung dieser Debatte Stimmung, um die gegenwärtigen Kompromißverhandlnngen nicht zu stören. Jedenfalls scheint es die Negierung vermeiden zu wollen, vor dem Unterhaus über ihre Absichten und die mutmaßliche Weiterentwicklung des Nichteinmischungs-Problems konkrete Auskünfte erteilen zu müssen. ^
86 Fimzeuss luOen Ametta Esehsei
Eine letzte Rettungsaktion eingeleitet
DNB. Honolulu, 13. Juli. Obwohl die Wahrscheinlichkeit, die vermißte amerikanische Fliegerin Amelie Earhart aufzufinden, äußerst gering ist, ist ein amerikanisches Flugzeugmutterschiff am Dienstag zur Durchführung einer letzten großen Suchaktion in der Nähe der Howland-Jnsel eingetroffen. 60 Flugzeuge sind am Nachmittag anfgcstiegcn, um das ganze in Frage kommende Gebiet von insgesamt 93210 c»<m noch einmal gründlich abzusiichcn. Offenbar hält man cs nicht für ausgeschlossen, daß sich die Fliegerin unter Umständen aus eine der zahllosen unbewohnten Inseln oder Korallenriffe retten konnte und dort ohne Möglichkeit einer Verständigung mit der Außenwelt ans Hilfe wartet.
London, 13. Juli.
Am Sonntagabend sind die Waffenstillstands- Verhandlungen zwischen China und Japan ergebnislos abgebrochen und die Gefechte gehen wieder weiter. Unmittelbar vor der Südmauer Peipings wurden die vorrückenden Japaner von den chinesischen Truppen zurückgeschlagen, wobei ein Volltreffer zwei Lastautos mit Munition und Benzin zur Explosion brachte. Aus Peipiug hat inzwischen eine Massenflncht der Chinesen in Richtung Tientsin eingesetzt, da angeblich N a n k i n g die a l l g e m e i n e M o- bilmachung angeordnet hat, während sich in Nordchina nach Meldungen der chinesischen Presse 10 000 japanische Soldaten befinden.
Während London die Lage im Fernen Osten ruhiger betrachtet, verlautet ans politischen Kreisen in Tokio, daß Japan nicht an eine friedliche Lösung der ernsten Lage glaubt, besonders auch deshalb, weil die neuesten Meldungen von einer Mobilisierung der chinesischen Zentralarmee und der Luftwaffe sowie dem Vormarsch nach Norden sprechen.
Der chinesische Marschall Tschiangkai- schek hat angesichts der bedrohlichen Lage vor Peipiug seinen Erholungsurlaub unterbrochen und ließ sich über den augenblicklichen L>tand der Verhandlungen informieren. Der japanische Geschäftsträger brach die Verhandlungen mit dein Militärattachs im chinesischen Anßenamt ab, weil seine Anfrage über die Truppenzusammenziehnng vor Pei- Ping nicht beantwortet wurde. Die chinesischen Rechtszeitungen fordern die Nanking- Regierung auf, energische Maßnahmen gegen Japan zu ergreifen. In Schanghai hat sich eine „Vereinigung zur nationalen Rettung Chinas" gebildet, in der Mittel für die Opfer des Gefechts für Peipiug gesammelt werden. *
Schon seit Jahren bilden die nordchinesischen Provinzen ein gefährliches Spannungs- seld, auf dem sich die japanischen und chinesischen Interessen in scharfen Gegensätzen gegenüberstehen. Japan beruft sich heute auf das im Jahre 1901 Unterzeichnete sogenannte Boxer-Protokoll, das Japan das Recht ein- räumte, die E i s e n b a h n l i n i e P e k i n g- Tientsin durch Truppen zu kontrollieren. Das Bestreben Japans.
Paris, 13. Juli
Der französische Botschafter in London hat dem Vorsitzenden des Nichteinmischnngsaus- schusses eine Note überreicht, in der er mitteilte. daß die internationale Kontrolle an der spanisch-französischen Grenze am Dienstagmittag aufgehoben worden ist. Die Kontrolleure haben sich nach Perpignan begeben, wo sie neue Anweisungen abwarten. Die „Nichteinmischungs - Verpflichtungen" werden jedoch weiter beachtet — so wird wenigstens von französischer Seite behauptet, obwohl hiervon schon vor der Aufhebung der Kontrolle keine Rede war und in Zukunft das Kriegsmaterial für Spanien in noch stärkerem Ausmaß über die Grenze gehen wird.
Der englische Außenminister empfing im Laufe des Dienstagnachmittag den deutschen, den italienischen, den französischen und den sowjetrussischen Botschafter, und zwar in Ab-- ständen von einer halben Stunde. Eden hat dabei mitgeteilt, daß er den Botschaftern im Laufe des Mittwoch die en g l i s ch e n K o m- pro Mißvorschläge zum Nichteinmischungskonflikt übermitteln wird.
Die neuen englischen Vorschläge sind, wie der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" mitteilt, „nahezu vollendet". Das Blatt erklärt, dieser Versuch zur Wiederherstellung der Kontrolle werde der letzte sein, der unternommen wird. Schlägt er fehl, so
Nordchina langsam aber sicher unter seinen Einfluß zu bringen, hatte schon mehrfach zu schweren Konflikten geführt. Wohl oder übel hatte China nachgeben müssen, und so war es zu den heute wieder iur Mittelpunkt der Auseinandersetzung stehenden Abmachungen gekommen, nach denen vor zwei Jahren zwischen der Eisenbahnlinie Peking—Tientsin und der großen chinesischen Mauer ein autonomes Ost-Hopei geschaffen wurde, das weitestgehend unter japanischem Einfluß stand.
Die chinesischen Divisionen wurden bis ans eine zurückgezogen, deren Kommandant, General Sung Chih Wan, von Nanking unabhängig sein sollte. Die Entsendung von Truppen der Zentralregierung nach Nordchina wird deshalb von Japan als „Ein- m ischu n g" und Bruch der damaligen Abkommen betrachtet. China verlangt seinerseits die v ö ll i g e W ie d e r h er st ellu n g seiner Hoheitsrechte in Hopei. Um diese Fragen wird also letzten Endes vor den Toren Peipings gekämpft, wo ein vielleicht nur zufällig abgegebener Gewehrschuß die
Entladung dieser schon längst bestehenden Spannungen ausgelöst hat. Wie sich diese machtpolitischen und militärischen Kämpfe weiter entwickeln werden, ist nicht abzusehen. Ihr Ausgang ist für beide Teile zu einem Prestige-Problem geworden, das eine friedliche Beilegung — wenn auch auf dem Wege eines Kompromisses — gerade ans diesen Gründen besonders erschweren dürfte.
China will den Abtransport der Ausländer
DNB. Schanghai, 13. Juli. Im Hafen von Schanghai, die Japaner bereits einen Kreuzer, zwei Zerstörer und ein Kanonenboot zusammengezogen haben, trafen am Dienstag zwei weitere japanische Zerstörer ein.
Die chinesische Regierung hat, wie hier verlautet, den Vertretern der ausländischen Mächte empfohlen, den Abtransport ihrer dort lebenden Staatsangehörigen in die Wege zu leiten, da die chinesische Regierung ihre Sicherheit nicht mehr gewährleisten könne.
werden England und Frankreich M v öl' lige Handlungsfreiheit hinsichtlich der Nichteinmischung Vorbehalten.
Der ehemalige Außenminister des roten Valencia, T e l V a y o, der heute als Voller- bnndsdelegierter der spanischen Bolschewisten sein Brot verdient, wird nach einer Mittei- lunq der „Libertö" nach seinem Besuch m London nunmehr auch in Paris eintreffen. Wie vor kurzem der „Chef" der spanischen Bolschewisten, Negrin. so wird nun auch Del Vaho einen Druck aus Paris auszuüben ver- suchen, wobei ihm die völlige Oeffnung der Pyrenäeii-Grcnze sicherlich einen guten Vor- schub zu leisten in der Lage ist.
Bagdad, 13. Juli.
Tie Palästina-Frage steht im Mittelpunkt der politischen Erörterungen in der ganzen arabischen Welt. Der englische Teilnngsplan wird von sämtlichen Kreisen nach wie vor s ch a r f a b g e l e h n t. Bei König Gahzi und der Negierung vom Irak lausen von allen Seiten Protesttclegramme von Gesellschaften und einzelnen führenden Persönlichkeiten ein. So hat Hussein al Kassif al Gitta, einer der Führer der Mohammedaner des Irak, im Namen sämtlicher Würdenträger der heiligen Städte des Iraks g e g e n d c n T e i l u n g s- P la n telegraphisch protestiert.
Mrjahresplan-SrgantAion geänöM
X Berlin, 13. Juli
Der Beauftragte für den Vierjahresplan, Generaloberst Göring, enthob den badischen Ministerpräsidenten Köhler ans dessen Wunsch mit 31. Juli 1937 von dem von Köhler gleichzeitig ausgeübten Amt als Leiter der Geschäftsgruppe Nohstosfverteilnng des Vierjahresplans, wobei er ihm in einem Handschreiven den Tank für das bisher Geleistete anssprach und sich vorbehielt, die reichen Kenntnisse und Erfahrungen des badischen Ministerpräsidenten auch weiterhin dem Vierjahrcsplan nutzbar zu machen.
Dementsprechend wurde die Organisation des Vierjahrcsplancs geändert: Major a. D. von Jagwitz übernimmt die zur Pflege der Außenhandelsgeschäfte gegründete Geschäfts gruppe für Außenhandelsgeschäfte, die in enger Verbindung mit der Auslandsorganisation der NSDAP, steht. Die Geschäftsgruppe Noh- stosfverteilung wurde aufgelöst, dafür eine Geschästsgruppe Eisen- und Stahlbewirtschaftung unter Oberst von Hannecken gegründet. Die übrigen Arbeitsgebiete der Geschäftsgruppe Nohstoffverteilung wurden auf andere Geschäftsgruppen aufgeteilt.
X Salamanca, 13. Juli.
Am Montag gingen die nationalspanischen Truppen an der Madrider Front, wo die Bolschewisten in den letzten Tagen im Abschnitt Villanueva de Pardilla» Brunete heftig, aber erfolglos angegriffen hatten, nach gründlicher Artillerievorbereitung, unterstützt von Tanks und Panzerwagen, zum Gegenangriff über. Sie gewannen Gelände bis zu IV- Kilometer Tiefe. An der aragonischen Front verbesserten die nationalen Streitkräfte nach der Abwehr bolsch^ wistischer Angriffe bei Albarracin und Lucra ihre Stellungen. Nationale Flieger schossen im Abschnitt Madrid acht bolschewistische Jagd, und fünf Bombermaschinen ab.
Der nationale Heeresbericht vom Dienstag
DNB. Salamancena, 13. Juli. Der nationale Heeresbericht vom Dienstag meldet:
Front von Biskaya: Ein feindlicher An- grisfsversuch auf Castro Allen wurde gleich bei Beginn zurückgeiviesen.
Front von Madrid: Der Druck des Feindes, dessen Schlagkraft durch die Niederlage» der vergangenen Tage stark erschüttert scheint, hat wesentlich nachgelassen. Unsere Truppen haben mehrere Schützengräben er- robcrt, wo der Feind eine große Anzahl Gefallener zurücklictz.
Front von Aragon: Mehrere feindliche Stellungen im Abschnitt von Albarracin wurden eingenommen.
Tätigkeit der Fliegerei: Unsere Flieger und die Luftabwehr haben acht bolschewistische Flugzeuge abgeschossen. Mehrere sowjetrus- sische Piloten wurden gefaiigengenominen.
Durch Vermittlung der „Aire France" Berlin, 13. Juli
Die französische Lnftfahrtgesellschaft „Aire France" hat sich neuerdings dazu hergegeben, für die Spanien-Bolschewisten amerikanische Flugzeuge zu vermitteln, die neuester Konstruktion sind und eine Geschwindigkeit von 450 Stundenkilometern entwickeln. Die 20 Apparate wurden als „Postflug- zeug e" gekauft — tatsächlich darf diese Gesellschaft nur französische Maschinen fliegen — und sind schon in Valencia eingetroffen. Ans dem Umweg über Frankreich wurde also das a m e r i k a n i s ch e Wnfsenans- fuhrb erbot für Spanien hinter- gangen.
Die italienische Presse bezeichnet die Aushebung der internationalen Kontrolle an der Pyrenäengrenze als einen lächerlichen E i n s ch ü ch t e r u » g s v e r s u cki.
Heute Mittwoch werde« die englischen Vorschläge überreicht