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Birkenfelder, Calmbacher und Herrenalber Tagblatt

Amtsblatt für den Kreis Neuenbürg Parteiamtliche nationalsozialistische Tageszeitung

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Nr. ISS

Neuenbürg, Dienstag den 13. 3uli 1937

SS. Jahrgang

Fragen an Frankreichs Luslfahrtminifter

Eingeständnis der französischen EtnmtschungSpoMtt

kk. Paris, 13. Juli

Auf dem Parteikongreß der französischen Sozialisten in M arseille ist es am Sonn­tag zn einem ebenso bemerkenswerten wie aufschlußreichen Zwischenfall gekommen: Als sich der Direktor der Air France, Serre, den Versammelten zeigte, kam es zu einer spontanen Huldigung". die der extreme Fraktionsführer Zyromski in die etwas unvorsichtigen Worte kleidete, daß dieser Mann mehr für dasrepublikanische" Spa­nien getan habe, als irgend jemand anderer. Die französische Rechtspresse, die für derartige spontane Demonstrationen ein gewisses Ver­ständnis hat, deutet diese Vorgänge sofort darauf hin, daß sie wiederum eine Belastung der französischen Außenpolitik durch die Blnm-Partei darstellen, da zum soundso viel, ten Male wiederholt vor der ganzen Welt­öffentlichkeit zugegeben worden sei, wie die französische Neutralitätspolitik gegenüber Spanien in Wirklichkeit aussieht.

In der Tat hätte die französische Rechts­presse dem amtierenden französischen Luft- sahrtminister Pierre Lot keinen besseren Bärendienst erweisen können. Bekanntlich ist Pierre Cot bei der französischen Rechten nicht sonderlich beliebt. In guter Erinnerung ist noch das erbitterte Rencontre, das er mit Henry de Kerillis hatte, und über das sich inzwischen ein seltsames Schweigen ge­legt hat. Damals war es bekanntlich dem Echo de Paris", für das de Kerillis verant­wortlich zeichnete, möglich, dem französischen Luftfahrtminister eine ganze Reihe von Fäl- len dokumentiert nachzuweisen, aus denen hervorging, daß mit offener Unter­stützung der obersten französi­schen Lu fts a h r t b e h ö r d e n stän- dig Flugzeuglieferungen nach dem roten Teil Spaniens borge­nommen worden sind.

Ans den mit allen Einzelheiten belegten Veröffentlichungen des genannten französi­schen Blattes ging hervor, daß in einer ver­hältnismäßig 'kurzen Zeit an die spanischen Roten nicht weniger als 95 Maschinen ge­liefert wurden.

Der Stein des Anstoßes wurde aber da­mals folgende peinliche Enthüllung: Das Blatt des französischen Generalstabes wies Herrn Pierre C o t nicht nur diese Flngzeng- liesernngen nach, sondern konnte außerdem den ebenfalls dokumentarisch belegten Nach­weis erbringen, daß außer den genannten Maschinen des französischen Lnftfahrimini- steriums 7 Latöcoere, die sich im Besitz der Air France befanden, sowie einige Potez- Hispano Typ 12 y geliefert worden sind. Be­sonders die Lieferung der letzten Maschine stellt eine Sensation dar. da es sich bei dieser um einen Geheimty p handelte, dessen Auslieferung an di? spanischen Bolschewisten oon seiten der französischen Rechten alsLan­desverrat" hingestellt wurde. Ter weites Aus­sehen erregende Vorgang wiederholte sich bei der Liesernng der mit 20-Miüimeter-Kanvue ausgerüsteten Tevoitine-Maschine, die eben­falls in den französischen Flugwerken sür die französische Militärluftfahrt als Geheimtyp gebaut wird und deren Konstrnktionseinzel- heiten mit der Lieferung an die spanischen Bolschewisten nach der Meinung der franzö­sischen Rechtspresse damit preisgegeben und den Roten in Valencia bedingungslos aus­geliefert worden sind.

Der Sturm der Empörung war in der französischen Qeffentlichkeit damals so groß, daß sich Herr Pierre Cot zn einer Ankündi­gung einer Beleidigungsklage gegen Henry de Kerillis bcreitfinden mußte, um die cs dann aber einige Monate spater sehr still wurde. Nicht in die Versenkung verschwun­den sind aber dafür in der daraus folgenden Zeit die weiteren ständigen Flugzengliefe- rnngen; sie sind sowohl uns französischer Quelle bekannt geworden, wie durch beson­dere unglückliche Umstände der Weltöffent­lichkeit zur Kenntnis gelangt. Erinnert sei hier nur an dasMißgeschick" der 26 in Toulouse notgclandeten spanischen bolsche­wistischen Kampf- und Bombcnmaschincn, so- wie der wenige Tage später ebenfalls dies­

mal in Pan zur Notlandung gezwungenen weiteren 17 spanisch-bolschewistischen Maschi­nen. Schon damals mußte der bestimmte Verdacht ausgesprochen werden, daß dieser unmögliche Vorgang einerNotlandung" mehrerer so großer Kampfgeschwader nur seine Erklärung darin finden konnte, daß es sich um Maschinen gehandelt hat, die zur Entlastung der Bilbao-Bolschewisten von französischem Boden aus an die Front nb- gegangen sind. Dieser damalige Vorgang, der äußerst viel Staub aufwirbelte, war aber ebenfalls nur einer von anderen.

Die französische Presse hat ständig selbst über Flngzeugliefernngen berichtet. Bei den meisten Meldungen hieß es immer wieder, daß die für Spanien bestimmten Maschinen von Piloten der Air France bezogen wurden. In einem Fall ging das Entgegenkommen der halbamtlichen französischen Luftfahrt- gesellschaft sogar so weit, daß sich sowohl die Gesellschaft selbst wie auch das französische Luftfahrtministerinm damit einverstanden erklärten, daß hier französische Maschinen, die zum Rücktransport einer Reihe in Spa­nien verbliebener französischer Staatsange­höriger in das rotspanische Gebiet entsandt wurden, von den spanischen Bolschewisten mit Beschlag belegt und in Militärflugzeuge umgewandelt wurden. Es ist also schon nichts Zufälliges, wenn dem Direktor der Air France in Marseille besondereHnldi- tingen" sür seinEintreten" für dasrepu- likanische" Spanien dargebracht wurden.

Es ist sogar möglich, diese Huldigung noch weiter zu erklären: aus absolut zuverlässiger Quelle verlautet nämlich, daß die Air France noch vor wenigen Tagen e i n e L i e f e r i! n g v o n 2 0 e i n m o t o r i- gen amerikanischen Bellanca- Apparaten erhalten h a t. Die Appa­rate stellen den TYP des modernsten Bombers dar und entwickeln eine außer­ordentliche Geschwindigkeit von 450 Stunden­kilometer. Gekauft wurden diese Apparate als Postflugzeuge", obgleich es eine altbekannte Tatsache ist, daß die halbamtliche französische Luftsahrtgesellschaft nach ihren Statuten nur die Erlaubnis hat, Flugzeuge französischer Produktion zu fliegen. Dieser neueVer­dienst" des Marxisten Serre ist sogar nach zwei Seiten hin besondersverdienstvoll": Mit dem Einkauf der 20 amerikanischen

Bomber, die inzwischen schon in Valencia eingetrosfen sind, ist nicht nur eine vollkom­men sichere und schon in der Praxis hin­länglich erprobte Uebersührnng von Kriegs­slugzeugen in das spanische Kriegsgebiet vor­genommen worden, sondern auf dem Umwege über Frankreich konnte überhaupt erst auch das amerikanischen Waffenausfuhrverbot sür Spanien umgangen werden. Herr Serre hat also sogar Zwei Fliegen mit einer Klappe ge­schlagen.

Wir können dieses Stimmungsbild vom Kriegsschauplatz der französischenNichtein­mischung" aber noch durch andere Tatsachen ergänzen. Soeben hat die national-spanische Regierung die letzte Ziffer der insgesamt von den natwnalspanischen Ln'tstreitkräften und Bodenabwehrkrästen heruntergeholten feind­lichen Flugzeuge veröffentlicht: Darnach sind seit Beginn des Bürgerkrieges 341 gegne­rische Flugzeuge abgeschlossen worden. Wir fragen Herrn Pierre Cot: Wie ist cs mög­lich, daß von den 296 hinter den national-spanischen Linien nie­dergeholten rot-spanischen Flug- zeugen nicht weniger als 168 ein­wandfrei französischen Typs waren? Wie ist es zn erklären, daß bei der jüngsten Offensivbewegung bei Madrid nenn mittlere amerikanische Bomber erst­malig über den national-spanischen Linien erschienen, um nicht etwa Postbentel, son­dern einige Visitenkarten der -.Nichtein­mischung" französischer Prägung abznwerfen? Größer sind in diesem Zusammenhänge die Verdienste, die sich Herr Serre um das republikanische" Spanien erworben hat. Es ist eineLüge", wenn französische Blätter durchblicken lassen, daß diese Verdienste in nichts anderem als denkbar umfangreichen Flugzeugliefernngen bestehen.

Die Beantwortung dieser Fragen würde die französische Presse der Notwendigkeit ent­heben, eine Polemik gegen deutsche und ita­lienische Blätter zu eröffnen, die es für ihre Pflicht gehalten haben, darauf hinzuweisen, daß die verschiedenen langatmigen Erklärun­gen von französischer Seite keineswegs ans­reichen, um eine so schwer wiegende Tatsache zu bagatellisieren, wie sie die brüske und demonstrative Aufhebung der Kontrolle über die französische Pyrenäen-Grenze darstellt.

Moskaus Klaue

im Kernen Asien

Der von den Sowjets Provozierte Streit- fall ans dem Amur-Strom, der noch in zwölfter Stunde beigelegt wurde, hätte im Fernen Osten leichter der Anstoß zu kriege- rischen Auseinandersetzungen von unüber­sehbaren Folgen werden können, als man cs in der Politischen Weltmeinung allgemein wahrhaben will. Erst die energischen Vor­stellungen des japanischen Botschafters bet Litwinow-Finkelstein und nicht zuletzt der Einsatz eines ausländischen Diplomaten in Moskau haben diese Gefahr noch einmal ab- gewandt. Dennoch sprechen alle Anzeichen dafür, daß die Gefahr eines Krieges, die dem Fernen Osten von der Sowjetunion aus droht, unvermindert aveiterbesteht.

Ter sowjetisch-japanische Grenzzwischenfall aus dem Amur-Strom, aus dem die Sowjets sich unrechtmäßig in den Besitz von strate- gisch bedeutsamen Inseln gesetzt hatten, hat erneut und sehr eindrucksvoll den provokato. rischen Charakter und die aggressiven Pläne der Roten Armee im Fernen Osten bewiesen. Wenn Herr Litwinow-Finkelstein sich auch bereit fand. Weisung zu erteilen, die besetzt gehaltenen Inseln auf dem Amur-Strom wieder freizugeben, so spricht dies nur dafür, daß Moskau wegen der allgemeinen politi­schen Unsicherheit und aus innerpolitischen Erwägungen den Augenblick nicht sür gün­stig erachtete, um das Land in einen Krieg zu stürzen. Der Rückzug Litwinow-Finkel- steins kann also nur von der taktischen Seite ans. gewertet w-rden, er ändert aber nichts an der aggressiven Politik der Sowjetunion gegenüber Japan.

Tie psychologische Vorbereitung zu einem Krieg mit Japan betreiben die Sowjets be- reits seit langer Zeit. Aber erst seitdem Japan mit dem gehaßtenfaschistischen* Deutschland einen Freundschaftspakt zum Zweck des gemeinsamen Abwehrkampfes gegen die kommunistische Weltgefahr schloß, haben die Sowjets gegen Japan eine Hetze von so augenscheinlicher Systematik entfacht, daß sie nur im Zusammenhang mit den politischen Zielen Moskaus im Fernen Osten verständlich wird.

Es ist bekannt, daß der Krieg mit Japsr-. schon zu den Lieblingsplänen des erschösse- nen ehemaligen Sowjetmarschalls Tucha- tschewski gehörte. Tuchatfchewski. der zwar sein eigenes baldiges Ende nicht voraussah. glaubte aber voraussehen zn können, daß sie Sowjetunion schon nach zwei Monaten siegreich aus einem Krieg mit Japan her- ansgehen würde. Tie weitere Behandlung dieses Planes Tuchatschewskis bleibt nun sei- nemRichter", dem General Blücher vorbe- halten, der die Sowjetarmee im Fernen Osten befehligt.

Ter Moskauer Berichterstatter der schwe­dischenStockholms > Tidningen" machte kürzlich sehr interessante Angaben über die wahren Sowjetpläne im Fernen Osten. Seine Ausführungen sind für die Beurteilung der sowjetischen Japanpolitik insofern von besonderem Wert, als hier ein Kenner der Verhältnisse zn Wort kommt, der sein Wissen nicht ans den filtrierten Ouel- len schöpfte, die in der Sowjetunion den Journalisten sonst im allgemeinen zur Ver- fügnng stehen.

Der Verfasser stellt an den Ansgang seiner Ausführu: .zen die Verleihung der höchste« Sowjetauszeichnung, des LeninordcnS, an die Helden der Sowjetunion für mustergültige Ausführung von Spezialaufträgen", die, wie der Verfasser in Erfahrung brachte, in der Mehrzahl dem Stabe des Marschalls Blücher angehörten und die für die Verstärkung der sowjetischen Grenze im Fernen Osten belohnt wurden. Hieraus schließt der Verfasser, daß Stalin den strategischen Schwerpunkt an die fernöstliche Grenze der Sowjetunion legt, zu- mal es dem Berichterstatter gelang, eine Gc- hcimansprache des Kriegskommissars Woro- schilow zu hören, in der dieser wörtlich erklärt hatte, daß während der letzten Jahre sich die Z e n t r a l e x e l u t i v e ununterbro­ch e n m i t d e m F e r n e n O st e n b e s ch ä f- tigte und sich noch beschäftigt. Er erklärte weiter, daß die geplanten Befestigungen an der Grenze beendet seien und es dem Feinde nicht mehr möglich machten, in die Sowjetunion ein-

KsnteokleeleiÄlerunger; abgeWM

Aber die Kontrolle bleibt, erklärt man in Paris

X Paris, 12. Juli.

Gestern wurde an zuständiger französischer Stelle erklärt, daß die Erleichterungen für die internationalen Kontrolleure an der Pyrenäengrenze ab heute Dienstag weg­fallen. die Grenz? jedoch weiterhin geschlossen bleibe. Botschafter Corbin hat den Vor­sitzenden des Nichteinmischungsausschusses davon in Kenntnis gesetzt.

Gegen die vom PariserTemps" geradezu offiziös vertretene Behauptung, daß die Auf­hebung der Pyrenäen-Kontrolie einen Prä- zendenzfall in der Aushebung der Kontrolle an der portugiesischen Landgrenze besäße, wendet sich die portugiesische Presse äußerst scharf mit dem Argument, daß in Portugal nicht Kontrolleure, sondern nur britische Be- obachter tätig waren, die ganz andere Aus­gaben hatten.

Der britische Aiißeiimiuister Eden ist am Montag wieder aus Frankreich nach London znrückgekchrt. Im Unterhaus erklärte er, daß der Nichteinmischungsausschnß bereits ver­ständigt sei, daß der britische Vertreter am Freitag aus jeden Fall Bericht über die Be- mühnngen der britischen Regierung zur Be­reinigung der Lage erstatten werde. In der italienischen Presse wird die Haltung Frankreichs als das größte Hindernis für die britische Vermittlnngsaktivn bezeichnet. Der französische Beschluß bedeutet, so wird erklärt, nicht nur die Abschaffung der inter­

nationalen Kontrolle, londern zugleich auch die Bekräftigung der französi­schen Einmischungsvolitik durch das Kabinett Chantemps.

Belgische Regierungskrise verschärft

Brüssel. 12. Juli

In der belgischen Regierungskrise ist eine Verschärfung eingetreten. Bekanntlich be- kämpfen die im Kabinett van Zeeland vertre- tenen Liberalen den Jnstizminister de La- beleye wegen der Flamen-Ämnestie. De Labeleye hat nach den Zwischenfällen in Mons, wo er tätlich angegriffen wurde, sei­nen Rücktritt unwiderruflich angemeldet, doch hat sich van Zeeland die Entscheidung' Vor­behalten. Die Regierungskrise wäre vermeid­bar, wenn van Zeeland den Rücktritt des Jnstizmimsters annähme doch scheint die Aussprache des Ministerpräsidenten mit dom Führer der Liberalen bisher nur eine Ver­schärfung der Krise gebracht zn haben. Die Katholische Partei ist zur Unterstützung des Kabinetts in seiner jetzigen Besetzung bereit, doch hat sie vorsichtshalber für den Fall eines Regiernngsrücktrittes bereits ihre For­derungen angemeldet.

Kardinalstaatssckrctär Pacelli ist nach der Einweihung der Thcresienkirche in Lifieux, wo er sich auch in d e u t s ch f e i n d - liehen Auslassungen ergangen hatte, nach Paris zuruckgekehrt