Erzählungen für den Feierabend

Line Braut bettelt /

Line Erzählung von Hans Wahlik

darfuß ging sie aus, den Korb auf dem tz^-cken und ein Myrtenbüschlein vor der Brust. Sie war eine arme Braut, und nach der Sitte, die in den Tälern des Böhmer- Waldes gilt, dürfen Mädchen, denen die Ar­mut der Heimat die bescheidenste Mitgift ver­sagt, vor ihrer Hochzeit von Haus zu Haus um eine kleine Aussteuer bitten gehen.

Es war in aller Lerchcnfrühe, da der Tau noch bleich schimmerte und die Erde noch wunderbar kühl war von der Nacht.

Der Korbflechter saß schon im Weiden­baum und schnitt die glatten, langen Zweige ab. Sic grüßte ihn beklommen, und das Herz glöckelte ihr, denn es war das erstemal, daß sie fremde Leute um etwas ansprach.Eine arme Braut tat bitten!" sagte sie. Der Mann hielt in seiner Arbeit inne und betrachtete sie wohlgefällig. Sie war eine kräftige, hoch­beinige Jungfer mit angenehmem Gesicht, das gezöpfte Haar braun und volst den Leib aufrecht und fast stolz.Ich will dir eine Wiege flechten, Theresia, und dir sie zur rechten Zeit ins Haus bringen", sagte der Körbler.Ja, das ist mir lieb", erwiderte sic unbefangen.Horcht nur fleißig, wenn vas Taufglöcklein läutet!"

Sic näherte sich dem Dorfe. Der Turm- knops blitzte wie ein junger, starker Stern, denn die Sonne war schon wach. Die tau­getränkten Wiesen schillerten, der Kuckuck ries geschwätzig und voll guter Laune, fest­lich und gelassen stand das Gebirge.

Sie trat zuerst in die Werkstatt des Besen­binders.Eine arme Braut tät bitten!" Der Besenbindcr verzog pfiffig den Mund. Er hatte die schulmeisterliche Schrulle, jeder­mann auf sein Wissen hin zu Prüfen, und so sprach er:Erst rate, was ich dir schenke. Lösest du das Rätsel, so taugst du zur Hei­rat. Es lehnt eine Jungfer hinter der Tür, mit drei Gürteln ist sie gegürtet." Ihre Augen strahlten vor lachender Klugheit. Das ist ein Besen. Gebt ihn mir gleich!" sagte sie. Da legte er ihr das birkene Ge­sinde in den Korb.Kehre vor deiner Tür!" lief er ihr nach.

Als sie an der Schmicdstätte ihre kleine F ormel sagte, gab ihr der Meister ein lan­gt s Brotmesser.Wer das Brot nicht schnei­de: kann, verdient auch nicht, daß er es tßt. lehrte er sie. Der Bäcker reichte ihr ein n Laib, noch warm vom Ofen, und sagte srol'm:Gib uns heute und immer unser lägt ch Brot!" Der Krämer schenkte ihr et­was Pfeffer und ein Zimmetröhrlein lind ein Pfund Zucker und scherzte:Versüß dir damit den Schnabel!" Der hagestolzene Leb­zelter bot ihr liebäugelnd ein mächtiges Herz, darauf der Spruch geklebt war:Ach komm herbei, mein Herz steht frei!" Der Gärtner verehrte ihr einen roten Nosenstock und schmeichelte:So schön wie du!" Der Glasherr kam mit einem geschliffenen Becher aus seiner rauchenden Hütte.Da nimm das Glas! Es ist eigens für dich gegossen und singt und klingt. Und wenn du daraus trinkst, du hübsche Braut, so denk an mich!" Andere wieder bescherten ihr ein silbernes Geldstück mit den Worten:Bei Geld ist gut Hausen!" oderLerne sparen!"

Sie klopfte an ein baufälliges Häuslein, und der arme Torfgeiger lugte heraus und sagte bekümmert:Ich habe nichts, dich nach Gebühr zu beschenke». Aber ich will dir ein Lied geben, das sollst du einmal deinen Kin­dern zum Schlaf singen." Er holte die Geige und spielte ein kleines Stück. Sie horchte an­dächtig zu.Es geht mir gut ins Gehör," sagte sic.Ich will es mir merken. Gott Ver­gelt cs Euch!"

Der Pfarrer erhob sich vom Betschemel und empfing freundlich das Mädchen.Was begehrst du, du gezöpftes Volk?"Gelobt sei Jesus Christus!" sagte sie demütig.Eine arme Braut bittet um eine Aussteuer." Ter Hochwürdige aber fuhr sie unwillig an: Ganz allein gehst du in die Häuser? Schickt sich das für eine Braut? Du solltest eine ehrbare alte Iran zum Schutz bei dir ha­ben!" Sie erwiderte:Meine Muhme hätte mit mir gehen sollen, aber sie hat den Hexen­schuß und ihre Gans ist krank worden." Und Wie das Mädchen in der Haltung einer un­schuldigen Blume und doch so selbstsicher in der Tür stand, rührte das den strengen Herrn, und er schenkte ihr ein goldgerahm­tes Bild:Das häng dir an die Wand! Die heiligen Jungfrauen sind daraus, denen nhme nach! Tie Margret mit dem Wurm, die Barbara mit dem Turm, die Kathrina Ast dem Rädel sind im Himmel die drei schönen Mädel." Die Braut küßte dem Geist­lichen die weiße Hand und verließ ehrfürcb- Haus Hetzen das weihranchduftende

Hernach bot sie dem reichen Wirt ihren Spruch und hoffte, nun würden die guten Dinge in Fülle ihr zurinnen. Aber der Wirt zürnte sie an:Tn willst Geld? Wer inein Geld will, begehrt mein Leben! Bist du auch wirklich arm?" Sie lächelte:All mein Hej- ratSgut geht in eine Zündholzschachtcl hin­ein."Was soll ich dir geben?" murrte er. ..Ich habe nur einen Hundert,-r im Haus.

Du kannst mir ihn nicht wechseln. Und wech­selt man einen Hunderter, so ist er auch schon hinweg."Gebt mir. was Ihr entbeh­ren könnt!" sagte sie.Ei, warum Plagst du mit deiner Heirat die ganze Welt!" polterte er.Hungerleider sollen nicht Hochzeit hal­ten!" Er holte ein runzeliges Ledertäschlein aus dem Sack, darin grünten allerhand ab­gedankte und falsche Kupferstücke, und mit abgewandtem Gesicht steckte er der Braut ein verbogenes Münzlein zu. Sie nahm es dankbar an.ES ist ein Glückskreuzer," sagte sie.

Dann wanderte sie zu den einöden Berg- gehösten hinauf. Gott hatte seinen blauen Hut über die Welt gelegt, es war ein feines Getreidewetter, und die Bäuerinnen waren deshalb fröhlichen Mutes und schenkten ihr willig, wenn sie unter die vermoosten Dächer cinkehrte.

Die meisten bedachten sie mit ein paar Schöpflöffeln Mehl, weißem und grobem, und einem Eßlöffel Schmalz, mit etlichen Eiern, mit Leinwand und einer Reiste Illachs, daß sie im Winter etwas zu spinnen habe. Spinn nur fleißig, sonst holt dich der Mond!" drohten sie ihr lustig. Eine gab ihr einen rotgelbcn Apfel, und weil sie schon hungrig war, biß sie darein. Ter Apfel schmeckte so frisch, als kreise und gäre darin noch der kühle Saft der Erde, und sie lobte ihn und wollte wissen, aus welchem Land diese Frucht stamme, weil sie so paradiesisch wohl schmecke. Und als sie erfuhr, daß der Apfel in dem Garten vor'm Haus gereist sei, wunderte sie sich sehr und meinte:Bei euch ist die Erde süß! Jetzt muß ich aber die Hälfte meinem Bräutigam lassen!"

Wie sie aber weiter über Feld ging, traf sie einen eisgrauen Bettler, der rastete im Schatten einer Ulme und murmelte:Ich bist' um eine Unterstützung. Neunzig Jahr bin ich alt." Da schenkte sie ihm den halben Apfel und eine der glimmenden Silbermün­zen, und er fing an. herzlich für ihr Glück zu beten.

Die Bäume schlummerten im müden Mit­tag, die Uelsen atmeten die Sonnenglut zu­rück. Der Korb war schwer von Gaben. Und als die Braut über den Bergkamm wanderte begegnete ihr mitten im Wald ein junger

Des Hohlösners Sohn will das tüchtige Mariele freien, die kein Vermögen hat. Der Hohlöfner will ihr aus der Verlegenheit Hel­sen und schleicht mit einem Sparkassenbuch von 5000 Taler in ihr Haus. Jetzt noch ein Weilchen warten, bis sie fest schlafen, dann kann der Hohlöfner wie ein Dieb durch das Fenster steigen, dann ist's wieder Weih­nachten! Wo er das Mariele schon einmal beschenkt hat. Der Hohlöfner lauert, hundert Schelmeugeistlein in den Augenwinkeln.

Jetzt ist es wohl so weit. Langsam, vorsichtig erhebt er sich. Da saust einer auf dem Rade heran, das Gartcntürchcn wird aufgedrückt, Rudols.schreitet, ebenso leise wie vorhin der Vater, in den Garten.

Tuuncrlichting, denkt der Hohlöfner, das hat gefehlt. Und: Tunncrlichting, so ein scheinheiliges Volk miteinander! Wer weiß, wie oft der Junge schon dagewesen ist! Und das Mariele! Er drückt sich in die finstere Ecke der Laube.

Rudolf kommt daher, trägt eine Leiter, lehnt sie ganz leise und vorsichtig an, das Haus sie reicht gerade bis au des Maric- les Kammerfenster und steigt hinauf. Heinrich Korn drückt sich die Hand fest auf den Mund, um nicht laut hinauszufluchen. und denkt: Das Sparkassenbuch steckt gut, wo cs steckt. Ich will's euch zweien schon weismacheul Droben, Poch, Poch an das Fenster. Das Mariele schreit leise auf:Nu- dols!"Pst, nit so laut! Komm herunter!"

Husch ist der Bursche die Leiter herab an der Haustür. Der alte Hohlöfner kraut sich in den Haaren:Ich weiß wirklich nit, ob ich das auch so gemacht hätte", und das Sparkassenbuch sitzt wieder lockerer. Hei, das gibt einen Spaß. Husch ist der Bauer aus der Laube, schleichend wie ein Marder.

Das kennt man. Heidi, die Leiter hinauf, das linke Bein über das Fensterbrett, das rechte nachgezogcn. Sackerlot. die zwei kommen in den Garten. Und sein Rudolf nimmt die Leiter weg. Um ein Haar hätte der Bauer laut aufgelacht ... Der Mann sieht sich in dem Stübchen um. Ein rührend einfaches Stübchen, selbst für Bauerngewohn- heit. Ta steht das Bett, da die Lade, dort der Schrank. Wohin nun mit dem Spar­kassenbuches Das Mariele soll daraus schla- fen. Unter das Kopfkissen. Hnsch ist es dar­unter, und der Hohlöfner streicht mit linder Hand darüber. Schlaf gut auf deinemHei- ratsgnt". braves Mariele. Nun der Rück­zug. Ter Bauer hat Stiefel an. und wenn

fremder Mensch mit Felleisen und Stecken. Er redete sie als Fräulein an und hätte gern gewußt, was sie da im Korbe trage:Ach", wehrte sie ab,ich bin gar kein Fräulein, ich bin nur eine bettelnde Braut!" Wie sie in ernster Anmut ihre Bürde trug, gefiel sie ihm gut, und er sagte:Dein Bräutigam hat viel Glück. Ob er cs aber auch verdient? Er ist wohl nicht von weit her. Du hättest auf einen Besseren warten sollen!"Ich kann nicht auf einen hohen und studierten Herren hoffen", erwiderte sie.Ein armes Mädchen muß froh sein, wenn einer sie nimmt. Und mein Bräutigam ist gut."Darf ich dir den Korb tragen?" fragte jetzt der Wanderer. Nein, ich bin selber stark genug. Und es steht einer Braut übel an, wenn sie im Wald mit einem Fremden redet.Er aber bat: Nur ein paar Schritte laß mich mit dir gehen!" Seine Augen waren ohne Arg. und so ließ sie es zu.

Er erzählte, er sei ein Schlossergehilfe und wolle im Gebirge um Arbeit ansprechen. Und während er erzählte, schaute er oft in ihr mildes, ebenmäßiges, träumerisch ruhi­ges Gesicht.

Am Grat des Berges angelangt, gewahr­ten sie Plötzlich eine schwarze Wolke über sich. Es wird gleich regnen", wahrsagte die Braut.Laß uns unter einem Felsen das Wetter abwarien!" Und sie führte ihn unter einen weit überhangenden Stein.

Es war ein leises, zärtliches Gewitter, das das Gesühl des Bangens nicht auskommen ließ. Nur einmal dröhnte der Himmel hefti­ger die geduckte Erde an. Von dem jäh ein­setzenden Regen bildete sich an der Platte über ihnen ein Wasserfall, der trennte eine Weile die beiden wie eine schleiernde Wand von der Welt.Jetzt sind wir gefangen", flüsterte der Fremde. Schüchtern streichelte er ihren vollen, gebräunten, kühlen Arm. Sie ließ es gewähren. Aber als er sie an sich ziehen wollte, deutete sie schalkisch in die Richtung des abziehenden Donners und warnte:Nicht! Der Himmel greint!"

Das Wetter glitt rasch vorüber, und der brausende Wasserschleier wurde dünner und versiegte. Als die beiden Menschen den Felsen verließen, der sie geschützt hatte, entdeckten sie daran eine Druse glänzender Kristalle. Da sagte der Bursch zu der Braut:Der Stein blüht, weil du bei ihm gewesen bist."

Der Weg führte sie über eine moosige Heide nieder, und auf einmal schritten sie

er auch fast lautlos die Leiter hinausklettern und in das Stübchen steigen konnte, die Treppe hinab kommt er nicht ohne Lärm, und er muß hinab! Leise zieht er die Stiesel aus. nimmt sie in die Hand, riegelt die Tür auf. Er steht auf dem Hausbodeu. aber er weiß keinen Bescheid im Berteles Häusel, und es ist sinster. Jetzt hat er die Treppe. Da knarrt eine Stufe! Die alte Bcrtelcssin scheint einen guten Schlaf zu haben. Der Rudolf und das Mariele stehen jetzt an der Haustür. Rudolf redet vom Heimfahren. Sein Vater hat gerade noch Zeit, den kleinen Steinflur entlang zu huschen. Er erreicht die Kellertür und steht aus der Kellertreppe, ent­schlossen, wenn es nottut, noch ein Paar Stufen hinabzusteigen. Rudolf und das Mariele stehen im Hausflur.

Es geht aus Scheiden, aber wenn Licbcs- leute Abschied nehmen, so gehen sie deswegen noch lange nicht auseinander.

Du glaubst gar nit, wie gut der Vater ist", spricht das Mariele.Ich weiß schon. Hat halt seine Raupen im Kopfe."Dun- nerlichting, es ist recht nett, wenn man hört, was andere Leute von einem denken." Aber ich weiß wirklich nit. wie wir das Geld zusammcnbringen sollen", sagt das Mariele.Das weiß ich auch nit. aber vielleicht wird verweile noch einmal Weih­nachten". Ja, droben liegt's. Wenn ich's nur wieder holen könnte! denkt der Hoh- löfncr.Mariele. hast mich gern?" Tunncrlichting, so eine dumme Fragerei! Das ist nun schon wenigstens das zehnte Mal, daß er fragt. Liebesleute sind ein zu dummes Volk! Die Kellerstufen sind mords­kalt.Hast mich lieb, Mariele?" Sacker­lot. jetzt wird's zu bunt, und jetzt Purzeit, Plauz, Pardauz, dem Hohlöfner ein Stiefel aus der Hand.Was war daS?" fragt das Mariele erschrocken,es hat aus der Kellertreppe gepumpert".Wird die Katze gewesen sein".Rudolf, sieh nach. Ich fürchte mich." Jetzt geht die Uhr richtig. Husch, ist der Hohlöfner die Treppe hinab. Dabei stößt er an seinen Stiefel und rafft den empor. Droben flammt ein Streichholz aus.Da siehst du. daß nix da ist". Sie gehen und riegeln die Kcllertür ab. Dunnerlichting! Nun ist alles in Ordnung, alles! Jetzt hört der Spaß aus, jetzt wird- dumm und üraerlich...

/ Von brsn 2 Oingia

Nun reichst du uns in schönen Schalen Des Lebens wundersützen Wein.

Daß uns're Augen froh erstrahlen. Die Herzen klingen klar und rein.

Und wie mit lieben Mutterwortcn So freundlich führst du uns ins Land Von allen deinen Himmclspforten Weht sonnenhell dein blaues Band.

Wir schreiten durch den großen Segen. Bon tiefstem Glauben ganz erfüllt.

Und seh'n der Ernte froh entgegen.

Die deine Güte uns enthüllt.

zwischen den hohen Wände» zweier Ge, treidefelder dahin, und Nehren berührten den Nacken deS Mädchens, und Kornrosev sahen zu ihr aus mit blauein Freudeblick. Bezaubert streckte der Bursch die Hände nach ihr aus. Doch sie schüttelte das liebholdc Haupt:Es darf nicht sein. Das wachsende Brot schaut uns zu.Und sie deutete aus eine Aehre und sagte:Aus jedem Körnlein wird ein Brosamen. Ich und mein Mann werden nicht hungern müssen."

Unter einer von summenden Hontgvöglein bevölkerten Linde rasteten sie. Eine stein­umfaßte Quelle sprudelte rege, und die Braut schöpfte daraus mit dem edeln Becher und ließ den Begleiter trinken.

Dunkle Tannen veredelten die Landschaft. Uebex das weithin offene, von sommerlich gelben Gefilden Helle Tal schwammen milde Schatteninseln. Eine Herde graste in unend­licher Gelassenheit. Der Zusammenklang von Erde, Wolke Wald, Düften und stillem Getier rührte die beiden ruhenden Menschen. Ihnen war, der Geruch der Blumen und Kräuter des Tales werde sichtbar und wehe wie ein zarter, durchsichtiger Schleier regen­bogenbunt über die Triften herauf und auf sie zu. Und das Mädchen sagte betroffen: Ich will sehr lange leben, weil die Welt so schön ist."

Sing mir ein Lied!" bat er.Singen läßt sich nicht zwingen", erwiderte sie.Ich bin müde." Sie hatte den Kops wie traum­entrückt etwas auf die Schulter gesenkt.

Sanft rieselte die Luft durch die Linde, eine Libelle schwebte mit gläsernen Flügeln über dem Brunnen, und die Braut tat die Augen zu, lehnte sich langsam ins Gras zurück und entschlief. Hinter den geschloffe­nen Lidern mochte ein heiterer Traum wal­ten. denn sie lächelte. Bon ihrer Keuschheit umschanzt, ruhte sie. Der Bursch lauschte ihrem ruhigen Atem, er betrachtete ihr selig bewußtloses Gesicht, den edeln Leib, die Vollkommen schönen Füße und war froh und traurig zugleich.

Als sie erwachte, sah sie ohne Verwunde­rung den Begleiter neben sich und grüßte ihn. Alles Gewölk hatte sich inzwischen Wieder gelöst, und der Himmel glich einem blauen Glassturz, der mild erzitterte, wenn die höchsten Lerchen daran stießen.

Nun berührte der Bursch zaghaft ihr Knie. Sie zog cs ohne Eile zurück. Ihr Herz war still wie ein Brunn in seiner Fel­sentiefe, und sie sagte einfach:Du wärest wohl der, der mir ganz und gar gefällt. Aber jetzt ist cs zu spät." Er entgegnete seufzend:Morgen heiratest du. Ach, mit der Liebe ist nicht zu spaßen! Und es ge- schielst uns wohl keine Freude ohne Leid." Nachdenklich sagte sie:Wie wunderlich, daß mir das just heut auf meinem Braui- ang widerfährt! Aber jetzt wirst du glau- cn, ich Hab' einen falschen Sinn!"Nein!" sagte er.

Sie saßen noch lauge beieinander und sprachen von ihrem Leben, aber sie fanden kein Wort für das. was dunkel ihre Seelen erfüllte.

Als eS dämmerte und die himmelsinüdcn Lerchen sanken, richtete sich die Braut auf. Jetzt muß ich heim."

Sie wanderte» schweigend. Schon irrte der Glühwurm durch den schwarzen Strauch, ein Stern um den andern entfaltete sich. Ter Mond zeigte sich in einem ganz wunderbaren Silber und färbte den hastigen Bach und die ruhsamen Wälder und Felsen und ließ die Blumen erblassen, die ihre Türkei» vor der Nacht noch nicht zugetan hatten. Feier- lich glommen die Silberleiber der Dirken.

Von ihrer Seele zauberhaft gestoßen, trat das Mädchen jählings zu ihrem Begleiter hin und sagte leise:Eine arme Braut tät bitten

Da küßte er erschrocken ihren sanft hin- gegebenen Mund und küßte rhn wieder und wieder, und ein Glück erschütterte die beiden, davor ihnen Welt und eigenes Wesen ver­ging.

Endlich löste sie den Kopf leise aus seinen Händen und trat zurück.Verlassen wir uns! Jetzt trifft es uns zwei noch nicht so ties. Dort ist mein Dort. Leb wolst!"

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