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Gastspiel von Thilde von Entreß-Sutter - im Staatstheater ^
Das Gastspiel der Sängerin Thilde Von Entreß-Sutter als Carmen gestaltete sich zu einem außerordentlichen Erfolg sür die Württ. Etaatstheater. Besaß doch die Württ. Staats- vper einst in Anna Sulter. der Mutter der Künstlerin, eine Carmcndarstellerin welche den hohen Anforderungen dieser Rolle ln vollkommenem Maße gewachsen war. Wie lebendig das Andenken an Anna Cutter noch heute in der Stuttgarter Bevölkerung lebt, bewies das am Donnerstag bis zum letzten Platz ausverkaufte Haus. Thilde von Entreß-Sutter bot als Carmen eine ansprechende und künstlerisch sorgfältig durchgearbeitete Leistung, obwohl ihre Gestaltung nicht die mitreißende Durchschlagskraft hatte, wie sie insbesondere auch bei den akustischen Verhältnissen des Großen Hauses erforderlich ist. Unter der sicheren musikalischen Leitung von Staatskapellmeister Richard Kraus und dem künstlerischen Einsatz unserer bewährten Opernkräste wurde die Aufsührung zu einem starken Erfolg.
Gemälde von Erhard Brude im Kunsthaus Fischinger Im Kunsthaus Fischinger m Stuttgart, daS sich mit besonderer Liebe der jungen aufstrebenden schwäbischen Künstler annimmt, zeigt gegenwärtig der Stuttgarter Maler Erhard Brude eine Reihe von Oelgemälden, Aquarellen und Temperabildcrn, die einen aufschlußreichen Ueberblick über sein Schassen in den letzten Jahren geben. Brude bevorzugt in seinen Oel- und Lcmperabildern gedämpfte Farven und weich fließende Uebergänge, die seinen Arbeiten etwas betont Lyrisches und Stimmungshaftcs geben. Besonders gut gelingt es ihm deshalb, daS Atmosphärische, daS Schwebende und Duftige farbig zu gestalten. Obwohl sein Pinsel noch nicht alle Einzelheiten der im Bilde einbezogcnen Natur gleich sicher meistert, spürt man doch eine ausgeprägte persönliche Haltung, die erfreuliche Ausblicke sür die weitere Entwicklung des Künstlers eröffnet. L 6rusbsr.
Aeichüappell süc das Gaststätten- nn- VeherbergnngSgeweebe
De. Ley spricht i« der Nacht vom IS. ans 14. Juli 1.S0
Zum Reich Sappell sür daS gesamte ^ Gaststätten, und Beherbergungsge- werbe In Deutschland in der Nacht vom 18. auf 1s. Juli 1987, 1.80 Uhr. teilt die Gauwaltung der DAF. mit: Zum ersten, mal spricht der Neichsleiter der DAF., Pg. Dr. Ley, zu den Betriebsführern und Gefolgschaften des Gaststätten- und Beherbergungsgewerbes in Deutschland. Der Reichsleiter wird in seiner Rede auf die Lage des Gast- st litten- und Beherbergungsgewerbes eingeh en und sich mit verschie- denen wichtigen Fragen des Arbeit s- leben 8 in diesem Gewerbe auseinandersetzen. Alle Gefolgschaften und alle Betriebsführer des Gaststätten- und Beherbergungsgewerbes müssen darum die Rede Dr. Leys hören.
Der Gauobmann der DAF., Pg. Schulz, und die Leitung des Gaststätten- und Beherbergungs- gewerbes ordnen für diesen Reichsappell folgen- des an: Bctriebsgemeinschaften mit über 30 Gesolgschastsmitgliedern sichren den Betriebsappell im eigenen Betriebe durch, für Betriebsgemeinschaften unter 20 Gefolgschaftsmitgliedern ist i» größeren Städten der Reichsappell mit Go- meinschastscmpsang als Veranstaltung durchzusühren. JmKreisStuttgarttres- fensichdi e Betriebsgemeinschaften unter 2 0 Gefolgschaftsmitgliedern zum allgemeinen Betriebsappell in den Sälen des Stadtgartens Stutt» gart, Kanzleistraße. Die Betriebsführer haben dafür Sorge zu tragen, daß alle bei ihnen Beschäf- tigten spätestens um 1 Uhr sich im Stadtgarten
eingesunden haben, um gemeinsam die äußer- ordentlich wichtige und bedeutungsvolle Rede des Dr. Ley anzuhören. Diese Anordnung gilt sinngemäß auch für alle andern Betriebsgemeinschaf, ten in den Kreisgebieten. Nähere Anordnungen ergehen noch an die einzelnen Dienststellen. Be - triebssührer und Betriebsobmann find verantwortlich, daß der letzte BerusLkamerad an dem Appell teilnimmt.
Es wird besonderer Wert darauf gelegt, daß die Kreis, und Ortsobmänner an diesem Abend unter den Kameraden des Gaststättengewerbes weilen. Das Programm der Düsseldorfer Mitternachtskundgebung nimmt folgenden Verlauf: 1.30»-1.33 Uhr Nundfunkansage, 1.32 bis 1.3S Uhr Eintreffen Dr. Leys, hierbei spielt daS Werkschar-Orchester den Eröffnungsmarsch. 1.35 bis 1.37 Uhr Begrüßung durch den Gauobmann der DAF., Parteigenossen Bangert. 1.37 bis 1.10 Uhr Eröffnung des Reichsappells durch den Leiter der Reichsbetriebsgemeinschaft Handel, Parteigenosse Feit. 1.10-2.30 Uhr Rede Dr. Leys. 2.30 Uhr Nationalhymnen und Absage. Vorbereitung und Durchsührung des Gemein- schastsempfangs und der Veranstaltungen zum Reichsappell des Gaststätten- und Beherbergungsgewerbes erfolgen in engster Zusammenarbeit mit dem Fachgruppenwalter des Gaststättengewerbes. Die Kreis, und Ortsfunkwalter sind anzuweisen, dafür zu sorgen, daß der Geineinschaftsempfang lückenlos durchgesührt wird.
HlosleiMmlitz vor Gericht
Weitere Bervrteilvvgen wegen widernatürlicher Anzucht
Vom Stuttgarter Schauspielhaus
Die Operette „Der Gras von Luxemburg' ist nur noch bis zum Dienstag, 13. Juli, aus dem Spielplan und wird jeden Abend um 20 Uhr und außerdem am Sonntagnachmittag um 16 Uhr zur Aufführung gebracht. Am Donnerstag, IS. Juli, bleibt das Haus geschlossen. Am Frei- tag, 16. Juli, findet die Uraufführung der Stuttgart-Revue: „Stuttgart, eS dreht sich um dicht' von Max Heye. Max Strecker und F. Nügamer statt.
Führungen durch die Stuttgarte» Aliertümersammlung
Nach einem Uebereinkommen mit dem Verkehrsamt der Stadt Stuttgart und der Volksbildungsstätte wird die Direktion der Altcr- tümersammlung von jetzt ab, und zwar erstmalig am Sonntag, dem 11. Juli, geschlossene Führungen durch die Sammlung veranstalten. Der Führer wird von der Volksbildungsstätte gestellt. Führungen finden statt: Sonntag 9—11 Uhr und von 13—16 Uhr und zwar alle halbe Stunde; ebenso Mittwoch von 14—IS Uhr und von 17—13 Uhr. Die Teilnahme kostet für die Person 20 Nps. Dieser Versuch wird mit Genehmigung des Kultministeriums durchgesührt. Es soll den Besuchern ermöglicht werden, unter sachkundiger Führung die reichen Schätze unserer Altertümersammlung kcnnenzulernen. Falls sich dieser Versuch bewährt, sollen auch bet den übrt- gen Staat!. Sammlungen solche Führungen ein- geführt werden.
Verboten hat der Reichspropagandaminister
die Zeitschriit „Der Blitz', da das Blatt, das sich „Kampsblatt der Deutschen Aktion' nannte, nicht Träger einer ernsten religiösen Bewegung, sondern ein Sensations- und Konjunkturunter, nehmen war. Trotz wiederholter Verwarnungen gab es immer wieder Anlaß zu Beanstandungen, j
Clgeaberlodt cker klS-kreers
Kirchenlweihung durch Franziskaner-Bruder
Mt dem Franziskanerbruder Onesimus des Klosters Mühlheim a. d. Ruhr, der selbst ein Opfer der Verführungskünste des Bruders O. geworden war, standen die Opfer des One- fimus, der 22jährige Wilhelm S. und der 24- jährige Josef T. wegen widernatürlicher Unzucht in Koblenz vor Gericht. T. war Wanderbursche und fand im Kloster eine Stelle als Hausbursche. Als er sich mit Mädchen eingelassen hatte, schlug Bruder Onesius fürchterlichen Krach und drohte ihm mit dem Hinauswurf, den T. nur vermied, indem er sich von Bruder Onesius alle Schweinereien gefallen ließ, die dieser nach Klosterbrauch an ihm vornahm. Auch an kranken Jungen vergriff sich der „fromme" Bruder, die er. mit einem Glas Kognak gefügig machte. Auch die Sakristei der Marienkirche in Mühlheim entweihte der Bruder während des Gottesdienstes. Mit Nachdruck wies der Anklagevertreter auf die allen gesunden Begriffen hohnsprechende Klosterregel hin, die Beziehungen mit Mädchen mit dem Ausschluß aus dem Orden, die ekelerregenden Schweinereien aber nur mit Versetzung ahndet. Auch tn vielem Prozeß wurde die Mitschuld der Or- densoberen eindeutig festgestellt. Der Klostervorsteher warnte den Angeklagten S., als oieser ihm von den Schweinereien des Bruders Onesimus Mitteilung machte, davon wer- tcc zu erzählen, denn sonst bekäme er es mit der Polizei wegen Verleumdung zu tun. One- simus wurde zu 2V- Jahren Gefängnis, S. zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. Das Ver
fahren gegen T. wurde auf Grund der Amne- stie eingestellt.
Das Kloster Ebern ach der Waldbreitbacher Franziskaner ist bereits berüchtigt. Bru« der Dagobert (Karl Hutmacher) kam in jungen Jahren nach Waldbrcitbach und dann nach Darmstadt, wo seine Verfehlungen mit den Brüdern Hubertus und Nova dus begannen; Novadus wurde inzwischen nach Irland „versetzt". Schwachsinnige Zöglinge der Jdiotenanstalt Ebernach undselbstein im siebenten Jahrzehnt stehender Greis waren die Opfer Dagoberts, der in der Wahl der Oertlichkeit - sehr großzügig war: Der Schlassaal Paßte ihm genau so wie die Sakristei der Kirche. Als der Bruder Bor- sicher von Ebernach dem stellv. Generaloberen Placidus die Verfehlungen meldete, leitete dieser Wohl eine großartige „Untersuchung" ein, die mit der „Versetzung" Dagoberts nach Hol- land endete. Dort aber mußte Dagobert in der Landwirtschaft arbeiten; das paßte ihm nicht, er trat aus dem Orden aus und kehrte nach Deutschland zurück. Dank des verbrecherischen Schweigens der Ordensoberen fand Hutmacher als Privatmann eine Stelle als Krankenpfleger in einem Koblenzer Spital, wo er sich 1935 an einem Patienten homosexuell verging. Damals wurde Hutmacher verhaftet. Das Urteil lautete auf drei Jahre Zuchthaus und drei Jahre Ehrverlust.
Unverbesserlicher Kanzelheher
Wegen fortgesetzten Kanzelmißbrauchs in Tateinheit mit fortgesetztem Vergehen gegen das Heimtückegesetz verurteilte das Sondergericht in Frankenthal den Kaplan Tr.
Karl Klinkhammer zu acht Monaten Gefängnis und nahm ihn wegen Fluchtverdachts sofort in Haft. In Nordendorf bei Donauwörth, Hohenecken in der Pfalz und in Köln, wohin der bedeutende Kanzelredner verpflichtet wurde, predigte er nicht nur über Gottes Wort, sondern mischte sich auch in staatliche Angelegenheiten. So behauptete er in den Predigten wahrhcitswidrig, daß viele seiner Amtsbrüder eingesperrt seien, ohne hinzüzufügen, daß sie die Kanzel sür ihre staatsfeindliche Tätigkeit mißbraucht hatten, daß der Neichsjugendführer Reden gehalten hätte, die „Gotteslästerung" seien, daß die Nächstenliebe heute nur so weit gehe, als es sich um Mitglieder der nationalsozialistischen Bewegung handle; er nannte die Klöster „k a th o li s ch eL i eb e s i n sti t u t e", ohne damit Waldbreitbach oder Montabaur zu meinen. Der hetzerische Charakter der Reden wurde in zweitägiger Verhandlung durch Zeugen klar erwiesen. Klinkhammer war übrigens schon 1933 wegen hetzerischer Kanzelreden zu Gefängnis verurteilt worden, wurde aber einer allgemeinen Amnestie teilhaftig. Trotzdem hetzte er weiter.
Allein im Segelboot über den Atlantik
In aller Stille ist — wie jetzt erst bekannt wird — am 19. Juni der Hamburger Kapi- tän Sch limbach von Lissabon aus mit einem Segelboot nach Neuyork gestartet. Die besondere Bedeutung dieses Unternehmens liegt darin, daß der Kapitän, der als einziger deutscher Sportsegler bereits viermal auf kleinen Segeljachten den Atlantik überquerte, diesmal ganz allein über den Ozean segelt.
Schlimbach ist ein erfahrener Seemann, er kennt das Meer und hat bisher bei seinen Fahrten immer Glück gehabt. Sein Segelboot „Störtebecker Hl" ist aus Deutschlands größter Iachtwerst an der Weser gebaut worden und entspricht allen Anforderungen einer wochenlangen Hochseefahrt. Da der Kapitän allein segelt, mußte das Boot so eingerichtet werden, daß ein Mann auch bei schwerstem Wetter die gesamte Besegelung einwandfrei, schnell und sicher bedienen kann. Bemerkenswert am „Störtebecker Hl" ist besonders die Spezial- Selbststeuereinrich- tung, die Kapitän Schlimbach einbaute, und die es ihm ermöglichen soll, bei günstigem Wetter die Ruderpinne auch einmal aus der Hand zu lassen.
Da Kapitän Schlimbach bereits am 19. Juni in Lissabon gestartet ist, müßte er heute schon bei den Azoren sein. Die Wetterlage war in dieser Gegend in den letzten Tagen günstig, so daß die „Störtebecker HI" sicher ilott vorwärts kam.
4S OM Otze tn Neuyork
Bisher 37 Todesfälle
Neuyork, 9. Juli.
Durch die anhaltende Hitzewelle im Osten der Vereinigten Staaten sind wieder zahlreiche Menschen dem Hitzschlag erlegen. Die Zahl der Todesfälle hat sich auf 37 erhöht. In der Innenstadt von Neuyork herrscht durchschnittlich eine Hitze von 40 Grad Celsius im Schatten, die das Leben in den engen Straßen des Arbeiterviertels zur Qual macht. Tausende fliehen vor der unerträglichen Hitze aus ihren Mietskasernen und übernachten in den öffentlichen Parkanlagen. Tie Polizei bewacht hier die Schlafenden, um sie vor Taschendieben zu sichern.
fi'Lin -valdreman
Urheberrcchtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, München. L3. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Und siehe, die Freundin ist's zufrieden und schickt ihm gleich ein halbes Dutzend Adressen von Bekannten, die ihn fördern konnten. Sie war die alte, frühere Hilde Bergen- dorf. Aber er war ein anderer geworden. Seine Liebe war zur eifersüchtigen Raserei geworden. Und mochte er auch alles in sich verbeißen und verschließen, man merkte doch, daß er litt. Die Mutter merkte es und die treue Bärbel!
Am Sonntag vor der Abreise kommt Linde zu ihm, um den Nachmittag noch mit ihm zu verbringen.
Beim Wegkreuz treffen sie sich und Robert ist fest entschlossen, ihr heute über alles Aufschluß zu geben und von Hilde zu reden. Bisher hat er den Mut noch nicht dazu gesunden.
Es ist ein wundervoller Herbsttag. Die Laubbäume haben ihr Festtagskleid angelegt und wohin das Auge blickt, ist ein Rausch der Farben, so leuchtend schön, wie es kaum ein Maler festhalten kann.
Zuerst wandern sie auf der Landstraße dahin und dann biegen sie in einen Weg ein, der so schmal ist, daß er hinter ihr gehen muß.
Es ist ein Fest sür seine Augen, wie sie vor ihm her- schreitet, umflossen von einem hellblauen Kleid, das sie ihr „Himmelschlüsselkleid" nennt, und dessen Schnitt ihren feinen schmalen Wuchs sacht hervorhebt.
„Jetzt muß ich es ihr sagen," denkt er. „Liebe Linde," wird er also sagen. „Ich muß dir — das heißt, ich hätte dir schon längst gewisse Dinge bekennen müssen..."
Aber gerade, als er damit beginnen will, kommt ihnen nn Bekannter in den Weg, der Lehrer des Dorfes, der sie wgtnch in ein lebhaftes Gespräch verwickelt.
„Und Sie gehen nach München, Hab ich gehört?" sagt der Störenfried.
„2a, morgen."
„Oh, München ist wunderschön. Na, da wünsche ich alles Gute. Und — obacht geben auf das Herz. Die Münchner Mädeln haben es in sich." Dazu lacht er mit gespitztem Mund und es ist anzunehmen, daß er sich da an irgend etwas Lustiges erinnert aus der Jugendzeit.
Robert weiß nicht recht, ob er der Begegnung fluchen oder danken soll. Jedenfalls hat er zu einem Bekenntnis hernach den ganzen Mut wieder verloren. Er versucht es aber trotzdem und sagt: „Liebe Linde —" Seins Stimme will ihm aber nicht gehorchen und klingt wie zerspringendes Glas.
Linde wendet den Kopf nach ihm zurück und sagt:
„Lieber Robert, nicht traurig sein! Ich warte ja auf dich, bis du wiederkommst."
Hat sie denn eine Peitsche in der Hand? Nein, ihre Hände hängen ganz schlaff herunter. Ihm aber ist zu Mute gewesen, als habe ihm jemand einen Schlag ins Gesicht versetzt.
„Da sagt man, du hättest eine Liebelei mit der schönen Frau, die vor einigen Wochen im Seehaus war," sagt Linde dann ganz unvermittelt.
Robert fühlt, wie etwas nach seinem Herzen greift.
„Wer sagt es denn?" fragt er, blaß bis in die Mundwinkel.
Linde dreht sich ganz nach ihm um und saßt ihn bei der Hand.
„Du mutzt dich darüber nicht ärgern, Robert. Der Christoph hat es mir gesagt. Sie habe dich in ihr Herz eingeschlossen. Sie habe mit ihm getanzt und dich dabei über den Schellenkönig gelobt! — Aber ich habe darüber gelacht, denn ich weiß doch, wie du bist."
Robert bekommt einen ganz schmalen Mund.
„Das ist ja Unsinn, Lüge! Das ist gemein von Christoph! — Ich habe nichts mit dreier 5kra»>"
Er schaut ihr ins Gesicht, sieht in ihren Augen den gro ßen, unbeugsamen Glauben an ihn und weiß in diesem Augenblick, daß er es ihr um keinen Preis der Welt wird sagen können. Jetzt mitten in dieses gläubige Kindergesicht hineinzusagen: „Es ist schon wahr, ich liebe diese Frau und das mit dir, das war ein Irrtum —" das wäre gleichbedeutend mit Mord.
Und ist es nicht wahr, was er sagte? Er hatte nichts mit dieser Frau. Er hatte nicht einmal mit ihr gesprochen!
Ein hauchfeiner, seidendiinner Faden, wie sie zu Tausenden in der Lust fliegen, verhängt sich in ihrem Haar. Ein zweiter und dritter legt sich dazu und in Stunden vielleicht würde die ganze Rosalinde von solchen silbernen Maricn- fädcn umschlungen sein. Aber sie streicht mit der Hand über ihr Haar und die ganze glitzernde Pracht ist entschwunden
„Hast du sie schon einmal geküßt?" fragt sie ihn.
Robert erschrickt. Er weiß es: in Wirklichkeit nicht, tn der Sehnsucht und im Traum schon vielemal.
„Um Gotteswillen! Nein! Linde, diese Frau ist mir nichts als eine zufällige Bekannte. Sie hat Interesse an meiner Kunst! Sie ist selbst Künstlerin. Ich habe sie am Seefest ja überhaupt nicht mehr gesprochen, Linde —"
„Robert, ich glaube dir, ich habe gespürt, daß du um diese Frau leidest, irgendwie, das habe ich so deutlich gefühlt; damals, beim Seefest ist es gewesen, als ich schon daheim war. Ich konnte nicht schlafen und auf einmal blieb die Uhr stehen, obwohl sie aufgezogen war. Und da wußte ich, daß etwas geschieht. Ich habe es in der Seele gefühlt. Ich bin dir aber deshalb nicht böse, lieber Robert, denn ganz kann sie mir dich doch nicht nehmen. Deine Seele gehört mir und ohne Seele kann man ja jemand anderen nicht lieben."
Sie lächelt dabei, als freue sie sich über diese Feststellung.'
jFortsetzung folgt.)