Arm >g den 2!» Mai 1937

VS. Jahrgang Nr. 114

Der EnztAer

Lcksiväötsc/ie OsittuuL

In Brackenheim stürzte abends ein Mann aus der Treppe; er zog sich dabei eine schwere Schädelverletzung zu. der er bald nach seiner Einlieferung ins Kreiskrankenhaus erlag. *

Im Alter von 96 Jahren ist in Schwann, greis Neuenbürg, Frau Regina Wankmüller gestorben. Sie war die älteste Dolksgenossin des greises Neuenbürg und zugleich das älteste Mitglied der NS.-Frauenschast des Kaues Württemberg-Hohenzollern.

Dem Adlerwirtssohn Hugo Tröster von Holzel s i ng e n, Kreis Reutlingen, sprang, als er sich mit seinem Motorrad auf der Fahrt nach Kohlstetten befand, ein Rehbock ins Rad. Der Aufprall war so heftig, daß Tröster stürzte und Verletzungen an den Händen und im Gesicht da­vontrug. Der Nehbock mußte den Sprung mit dem Leben bezahlen.

Am Samstag wird in der Max-Eyth-Halle in si l m die WirtschastsausstellungDas deutsche Heim', die von der Neichsleitung und von der Kauleitung der NSDAP, gefördert wird, feierlich eröffnet: die Ausstellung, die der deutschen Heim- billur und praktischen Hauswirtschaft dient, dauert bis 60. Mai.

Pg. Wernsricd Richter in Friedrichshofen wurde vom Neichsorganisationsleiter Dr. Ley als Junker für die Ordensburg Vogelsang auserwählt. Richter war beinahe drei Jahre DAF.-Ortsobmann und Leiter der DAF.-Kreis- arbeitsschule; er dürfte der erste des ganzen Oberlandes sein, dem diese Auszeichnung zuteil wurde.

Im oberen Donautal sind die ersten KdF.-Urlauber eingetroffen: sie kommen aus Pommern und finden in Sigmaringen und Umgebung eine Woche Erholung.

In Edelweiler bei Freudenstadt fiel das aus einem Fuhrwerk sitzende zweijährige Enkel- söhnchen des Landwirts Karl Keller so unglück­lich vom Wagen herab, daß ihm die Näder über den Leib gingen; im Bezirkskrankenhaus starb das Kind kurz daraus.

Ter SL Jahre alte Landwirt Jakob Grupp in Böhmenkirch, Kreis Geislingen, geriet unter den plötzlich um stürzenden Güllen­wagen. Er erlitt schwere Verletzungen an der Wirbelsäule, denen er wenige Stunden nach dem Unfall erlag.

Aus der Fahrt von Sindclfingen nach Stuttgart wurde Ortsgruppenleiter Hermann Hohen­stein von Wcilderstadt mit seinem Motor­rad von einem Auto anyefahren und aus die Straße geschleudert. Bei dem Sturz er­litt Hohenstein einen doppelten Schädelbruch und muhte nach Stuttgart ins Marienhospital ver­bracht werden.

Ein Sbjähriges Mädchen aus Schwaik­heim, das schon seit längerer Zeit Spuren von Geistesgestörtheit zeigte, warf sich vor die Lokomotive eines Zugs. Mit schweren Ver­letzungen wurde es in das Waiblinger Krcis- krankenhaus verbracht, wo es bald nach seiner Eiulicscrung starb.

Ser AeiKsfinailZmitlister m den rsmtt. Gtnmndtbeamtri.

Stuttgart, 20. Mai.

Im Rahmen der von der Württ. Verwal­tungs-Akademie veranstalteten Vortragsreihe sür Kommunalbeamte sprach am Donnerstag­abend im vollbesetzten Saal des Gustav-Siegle- hauscs Reichsfinanzminister Graf Schwerin von Krosigk. Unter den Zuhörern waren Ministerpräsident Mergenthaler, Innenmini­

ster Dr. Schmid, Finanzminister Dr. Dehlin- ger, Gauschatzmeister Vogt, Kreisleiter Mauer sowie andere Vertreter der Partei und ihrer Gliederungen, der Wehrmacht und des Arbeits­dienstes.

Nach kurzen herzlichen Begrüßungsworten durch Staatssekretär Waldmann ergriff der Reichsfinanzminister, von der Versamm­lung mit starkem Beifall empfangen, das Wort zu einer Rede, in der er vor den Kommunal» reamten in eindeutigen und klaren Gedanken­gängen die Grundsätze nationalsozialistischer Finanzpolitik im Reich und in den Gemeinden darlegte. Unter Ablehnung einer zentralisti­schen Verwaltung bekenne sich der National­sozialismus zur gemeindlichen Selbstverwal­tung. Dem habe auf steuerlichem Gebiet die Realsteuerreform durch Ueberlassung der kri­senfesten Grundsteuer und der ertragreichen Gewerbesteuer an die Gemeinden Rechnung ge­tragen.

Das Ziel der gegenwärtigen Bestrebungen sei, Leistungsfähigkeit und Aufgabenbereich der Gemeinden einander anzupassen. Auf die­sem Gebiet lägen beispielsweise dr? für Süd­deutschland neue Gewerbesteuerausgleich zwi­schen Wohn- und Betriebsgemeinden und die geplanten Maßnahmen zur Beseitigung von Zwerggemeinden und Bildung von Zweckver- bänden. Für egoistische Bestrebungen einzelner Gemeinden sei kein Raum mehr. Im Augen­blick sei es die vordringlichste Aufgabe der Ge­meindefinanzpolitik, dem Reich die Wege zur Erfüllung seiner großen Ausgaben, Aufbau der Wehrmacht und Durchführung des Vierjahres- pkanes zu ebnen.

Sie Soir-ertaglltMN am Gaulag -er WSW

Stuttgart, 20. Mai. Am Gautag der NSDAP. Württemberg - Hohenzollern, der, wie bekannt, vom 4. bis 6. Juni 1937 in Stuttgart stattfindet, werden am Samstag, den 5. Juni, eine größere Anzahl von Son­dertagungen abgehalten werden, an denen die verschiedenen Aemter eingehend ihre Fachsragen erörtern. So werden die Hoheits­träger, die Organisationsleiter, die Personal­amtsleiter und daS Ansbildungsamt, die Aemter für Schulung und Propaganda, das Ganschatzamt. das Amt iür Kommunalpoli­tik, das Gaupresseamt, das Nassenpolitische Amt. das Amt sür Technik, ihre Sonder- tagungcn haben.

Ebenso führen Sondertagungcn durch: die DAF. mit Handel und Handwerk, die Gau­wirtschaftsberatung, der NS.-Studentenbund und der Reichsarbeitsdienst. Das Gauheim­stättenamt, die NSV-, die NS.-Kricgsopfer- versorgung werden ihre Mitarbeiter zusam- menrustn. Der Gauleiter, Vertreter der Reichsleitung und die Gauamtsleitcr werden bei den Sondertagungen sprechen. Die Teil­nahme an den Sondertagungen wird aus dem Dienstweg den zu der Tagung verpflich­teten Parteigenossen mitgeteilt.

SlugmWl bei Böblingen

Böblingen, 20. Mai. Am Donnerstag gegen 13 Uhr wurde ein Verkehrsflugzeug der Strecke StuttgartFriedrichshafen kurz nach, dem Abflug in Böblingen infolge un­freiwilliger Bodenberührung stark be­schädigt. Hierbei kam der Maschinisten­funker Jeu de und der Fluggast Fili- gist er umS Leben. Der Flugzeugführer wurde schwer, drei Fluggäste leichter verletzt.

ro-esopjtt -er Notorra-raserei

IV. Schorndorf, 20. Mai.

Am Donnerstag gegen 14.30 Uhr ereignete auf der Straße SchorndorfHebsack, zwei Kilo­meter von Schorndorf entfernt ein Motorrad- Unfall, der ein Todesopfer forderte. Der etwa 30jährige Mechaniker Schaal aus Geradstet­ten fuhr auf seinem Motorrad mit Beifahrer mit übermäßiger Geschwindigkeit in die dortige Kurve, wurde aus der Fahrbahn eschleudert und fuhr KO Meter zwischen Stra- engraben und Straßcnböschung weiter. Dabei geriet das Motorrad in Brand und Schaal fing an zu brennen. Er stürzte in den Graben, wobei er und sein Beifahrer Karl Ehman n, ebenfalls aus Geradstetten, schwer verletzt wurden.Ein des Wegs kommender Last­kraftwagen leistete die erste Hilfe und brachte die Verletzten ins Kreiskrankenhaus. Während des Transportes starb Schaal. Bei dem Bei­fahrer wurde ein Schädelbruch, ein Bruch des Handgelenks und ein Mittelfußknochenbruch festgestellt.

«vier -en M-ern -es HMiMks

Biberach/Niß, 20, Mai. Ein schreckliches Ende nahmen die Pfingstserien für den 13jährigen Erwin Braig aus Ulm, der mit einem gleichaltrigen Freund in Biberach auf Besuch weilte. Am Mittwochnachinittag unternahm er mit seinem Freund und dessen Tante von Biberach aus eine Nadfahrt ins Jordanbad. In der Nähe der Abzweigung der Straße nach Hagenbnch wurde die Nad- fahrergruppe von einem Lastzug überholt. Offenbar mit Rücksicht aus entgegen­kommende Fahrzeuge bog der Lastzugführer sofort nach dem Ueberholen scharf nach der rechten Straßenseite ab. Dabei wurde der an der Spitze der Nadfabrergruppe fahrende Erwin Braig vom Anhänger erfaßt und vom Rad geschlendert. Er kam so un­glücklich zu liegend oaß sowohl das vordere, als auch das Hintere doppelbereifte Rad des schweren Wagens über den Jungen hinwegging. Mit lebensgefährlichen Verletzungen wurde der Bedauernswerte ins Bezirkskränkenhaus Biberach eingeliefert, wo er sofort einer Operation nnterioaen wurde.

Eingeklemmt im Menden Miss

Der tragische Tod eines Maschinenassistenten

Oigenbeeickt cl e e öl 8 - p r e 8 s e . Bremen, 20. Mai

Aus der Verhandlung des Seeamtes Bre­merhaven anläßlich des Zusammenstoßes zwi­schen den DampfernHermes" undLippe" werden nachträglich erschütternde Einzelhei­ten über den Tod des Maschinenassistenten Schröder auf DampferHermes" bekannt: Die Tür der Kammer des Maschi­nenassistenten wurde durch den Zusammen­prall der Schiffe eingedrückt und mit Wasser angefüllt. Drei Ingenieure und ein Heizer brachen die Verschalung der Kammer auf, um an den völlig eingeklemmten Assistenten heranzukommen. Sie konnten seinen Ober- körper, während sich das Schiss schon auf die Seite legte, noch sreilegen. Obschon das Wasser höher und höher stieg, arbeiteten die Männer unter Einsatz ihres Lebens fieber­haft, um ihren Kameraden zu retten. Wenige Minuten länger noch hät­ten sie Zeit haben müssen und die Hilfs­aktion und das Hilfswerk wäre gelungen! Aber die Flut stieg unaufhaltsam weiter und so mußte der Kapitän, um nicht auch noch das Leben der anderen Männer aufs Spiel

zu setzen, PslnbtgemLß den Befehl zum Verlassen des Schiffes geben. Es blieb kein anderer Weg. Als man den ein- geklemmten Kameraden aufgab und die Kajüte verließ, strömte das Waffer fchon über ihn hinweg. Mit Mühe gelang es der Besatzung nun noch, sich durch einen Sprung vom Schiff zu retten.

Fünfeinhalb Fahre Furklhaus Me Pfarrer Sauer

X Trier. 20. Mai.

Heute um V.30 Uhr morgens wurde das Urteil gegen den der widernatürlichen Un­zucht angeklagten römisch-katholischen Pfarrer Bauer verkündet: Ter Angeklagte erhielt wegen Verbrechens nach 8 174,1,1 in fünf Fäl­len und wegen Vergehens nach ß 175 alter Fassung insgesamt sünsJahreundsechs Monate Zuchthaus. Ein Jahr dei Strafe gilt durch die Untersuchungshaft als verbüßt. Dem Angeklagten Bauer wurden di« bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer vor fünf Jahren aberkannt.

Die Urteilsbegründung

In der Urteilsbegründung hob der Vor­sitzende hervor, daß das Gericht die Zubilli­gung mildernder Umstände für den Ange­klagten abgelehnt hat. Erschwerend ist ins Gewicht gefallen, daß der Angeklagte die Seelen der jungen Leute, die ihm als ihrem Ortspfarrer geradezu unbegrenztes Ver­trauen entgegenbrachten, in gewissenlosester und gemeinster Weise vergiftet hat. Wenn auch fest steht, daß die Vorgesetz­ten kirchlichen Behörden min­destens seit dem Jahre 1927 von dem Treiben des Angeklagten Kenntnis hatten und ihm trotzdem durch Belastung in seinem Amt wieder von neuem die Möglichkeit gaben, in gleicher Weise strafbare Handlungen zu begehen, so wird dies doch durch die ganze Art der straf­baren Handlungen unter Ausnutzung seines geistlichen Amtes mehr als ausgewogen.

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Stuttgarter Schlachtviehmarw»

vom Donnerstag, 20. Mai

Austrieb; 5 Ochsen, 50 Bullen, 64 Kühe. 84 Färsen, 815 Kälber, 616 Schweine.

Preise: Ochsen. Bullen a) 40 bis 42, b) 38; Kühe a) 42. b) 38. c) 26 bis 32, d) 22 biS 24; Färsen a) 43; Kälber 8 Andere Kälber a) 63 bis 65. b) 53 bis 59, c) 47 bis 50, d) 40; Schweine a) 52. b) 1. 52, b) 2. 52, c) 51, d) 48, e) 48. f) 46, Sauen 1. 52, 2. 48 bis 5V RM. für je 50 Kilogramm Lebendgewicht.

Marktverlauf: Großvieh: a-Kühe, a- und b-Ochsen, Bullen und Färsen zugeteilt, Handel in den übrigen Wertklaffen lebhaft, Kälber sehr lebhaft, Schweine zugeteilt.

Stuttgarter Großhandelspreise für Fleisch vom 20. Mai. Ochsenfleisch a) 75 bis 78; Bullenfleisch a) 72 bis 75; Kuhfleisch a) 72 bis 75, b) 58 bis 63; Färsenfleisch a) 75 bis 78; Kalbfleisch a) 86 bis 97, b) 86 bis 97, c) 70 bis 80, d) 70 bis 89; Hammelfleisch b) 86 bis 99, c). d) 79 bis 78; Schweinefleisch b) 73 RM. für je 59 Kilogramm. Marktverlaus: Ochsen-, Bullen- und FLrsenfleisch lebhaft, Kuhfleisch belebt, Kalbfleisch belebt, Schweinefleisch lebhaft, Hammelfleisch ruhig.

Gmünder Edelmctallpreise vom 29. Mai: Fein- silber Grundpreis 42,20. Feingold Verkaufspreis 2840 RM. je Kilogramm. Reinplatin 5,40, Pla­tin 96 Prozent mit 4 Prozent Palladium 5,85, Platin 96 Prozent mit 4 Prozent Kupfer 5,25 RM. je Gramm

MW

<59. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Wieso, fragte sich Frau Schlegel, konnte der Fremde sie bereits entdeckt haben?

Nun, vielleicht hatte er sich ebenfalls auf dem Gerüst befunden oder die dort oben Arbeitenden hatten ihm die Kunde zugerufen!

Und nun kam er, das schlechte Gewissen in Person, um sich zu vergewissern, wer sich da näherte.

Frau Schlegel nickte. Nun gut. Nun war sie auch ge- S«n diesen Mann gewappnet. Ihre Lippen preßten sich zu- Rmmen. Dann wandte sie sich um und winkte stumm, schweigend setzte die Kolonne ihren Weg fort.

Sie bogen vom Fluß ab und benutzten den schmalen -fflad, der schnurgerade zur Pflanzung führte. Der Mann war verschwunden, wurde dann wieder sichtbar, verlor sich ymter der Gruppe dicht beieinander stehender Dornbüsche «nd war, als er wieder zum Vorschein kam, bedeutend nä­her gekomen.

,»,^r hat Mut!" durchschoß es Frau Schlegel, aber sie aaieiis osrächtljch. Auch ein Leopard hat Mut, wenn er hachscho 'oien Menschen anfällt. Darf man ihn des-

> bw schritt schneller aus, als könne sie die Entscheidung 'sN erwarten. Das Haus, nun bedeutend näher gerückt, k'Ww stolz herüber. Nun war das Gerüst auch schon mit oem bloßen Augen erkennbar.

Hinter den Dornbüschen senkte sich der Pfad, und der ^«ann war wieder einmal sür einige Augenblicke ihrer Sicht entzogen. Aber er kam an der Stelle wieder zum Vor- Min, an hxs sw Auftauchen erwartet hatte. O, sie wnnte die Heimat noch, hätte in tiefster Finsternis und "^verbundenen Augen diesen Weg gefunken!

»>, Magda schritt bleich, aber gefaßt, an der Seite der

utter. Aber plötzlich blieb sie ruckartig stehen.

Großer Gott!" stammelte sie. Doch dann stieß sie einen Jubclschrei aus, rannte geradeaus und sank wenige Augen­blicke später an die Brust Jimmy Turners.

14. Kapitel.

Die Verteilung der Post gestaltete sich in den Gefange­nenlagern regelmäßig zu einem Fest, aber auch in den La­zaretten herrschte an diesen Tagen erhöhtes Leben.

Nur für Grete kam kein Brief.

Schwester Evelyne wußte jedoch dafür hundert Erklä­rungen. Vor allen Dingen erklärte sie es für überhaupt glatt unmöglich, daß eine Antwort da sein könne.Wie denn auch? Jetzt schon im April? Angenommen, der Brief benö­tige fünf bis sechs Wochen hin und die gleiche Zeit zurück, das seien allein schon elf bis zwölf Wochen. Ja, und dann müsse die Antwort doch auch erst geschrieben werden. Wüßte sie denn, ob die Mutter oder Schwester Zeit genug hätten, sich sogleich hinzusetzen und zu antworten? Nein, wahrscheinlich würde mit der Abfassung der Antwort noch einmal eine Woche vergehen, bitte, da käme man also schon auf wenigstens dreizehn Wochen. Dreizehn Wochen, ach. du liebe Zeit, das sei ein ganzes Vierteljahr. Mithin könne die Antwort vom Ruaha nicht vor Ende Mai in Lindi eintreffen. Vorausgesetzt," fügte sie hinzu,daß alles glatt geht und unterwegs keine Verzögerungen entstehen. Ziehen Sie doch die riesige Entfernung in Betracht, Fräulein Grete!"

Also weiter warten, weiter warten!

Grete hatte sich längst ein Tätigkeitsfeld gesucht. Sie wäre erstickt in ihrem Kummer, hätte man ihr die Be­schäftigung verweigert. Aber die maßgebenden Stellen wa­ren !m Gegenteil froh, als sich ihnen die deutsche Hilfs- ichwester zur Verfügung stellte, und so tat Grete denn schon seit Wochen Dienst im Hedwig-Spital, in dem die deutschen Verwundeten, die in Gefangenschaft geraten waren, unter­gebracht wurden.

Die englischen Schwestern sprachen kein Wort deutsch, so daß die Verständigung oft schwierig war. Seit aber Grete im Spital weilte, wickelte sich alles zur vollsten Zu­friedenheit ab. Die Arbeit war ickwer. erforderte eine aroke

Geduld, aber Grete fühlte sich glücklich, den armen Lands­leuten helfen zu können. Sie schrieb Briefe für sie, erledigte ihre kleinen Einkäufe, wachte oft nächtelang am Lager eines Fiebernden und entledigte sich aller ihr von der Spitallei­tung übertragenen Arbeiten mit einer Hingabe, die ihr allseitige Anerkennung eintrug.

Ihre dienstfreie Zeit brachte sie im Schwesternheim zu, wo sie seit ihrer Wiederherstellung ein freundliches Zimmer mit Evelyne teilte. Die junge Engländerin lernte deutsche Vokabeln, ja, sie hatte sich vorgenommen, in sechs Mona­ten die deutsche Sprache zu beherrschen. So saßen denn die beiden jungen Mädchen oft ganze Abende beisammen und das Band der Freudschaft wurde im Laufe der Zeit nur fester und inniger.

Es wurde Mai.

Vom Ruaha kam keine Antwort.

Grete weinte oft in diesen Tagen, aber niemand, selbst nicht Evelyne, sah ihre Tränen. Mehr und mehr quälte sie der schreckliche Gedanke, Mutter und Schwester könnten die Pflanzung überhaupt nicht erreicht haben. Dazu kam, daß sich auch von Peter nicht die geringsten Nachrichten erhalten ließen. Fast täglich kamen Verwundetentransporte von der Front und stets waren unter den vielen, die man von den Lastautos hob, auch einige deutsche Soldaten, die im Hed­wig-Hospital Aufnahme fanden. Immer dann fing ihr Her­an, schneller zu schlagen.

Aber die vertrauten Züge, die sie suchte, fand sie nicht. Sie sah in fremde Gesichter.

Konnte es jedoch nicht möglich sein, daß die verwunde­ten Kameraden etwas von Peter wußten? Natürlich bestand diese Möglichkeit und sie unterließ nichts, um sich Gewißheit zu verschaffen. Von Bett zu Bett ging sie. Aber immer wieder schüttelten die Armen ihre bleichen Köpfe. Peter Dorn? Ein Unteroffizier Peter Dorn? Ja, den Namen kannte man. Aber wo er steckte nein, das wußte nie­mand. So war auch er vielleicht inzwischen schon längst gefallen! Ach, wer gab ihr endlich Gewißheit und erlöste sie aus diesen schier übermenschlichen Qualen?

tFortsetzung folgt.1