Das Heiligtum der Japaner

Ueberall ist der K i r Pilgerfahrt zum i do Westlicher Gl N) im Kaiserpalast

Lvenn die Eonue uver dem schonen Lande Nippon untergeht, über den heiligen Ebenen der Insel Kyushu. über den zierlichen, grün« nen Garten Japans, über den Feldern der Mandschurei, neigen sich alle japanischen Offiziere. wo immer sie auch sind, lies und demütig gen Tokio, in der Richtung, da inmitten der Sechsmillionenstadt, einsam und erhaben, in seltsamer Verzauberung, unantastbar ein hohes, weißes Haus mit dunklen, geschwungenen Dächern in einem Smaragdmeer von Fichten und Zedern thront: Ter kaiserliche Palast, das Reich des .Sohnes der Sonne".

Gebete vor der großen Mauer

Heilig und geheimnisvoll ist jedem Japa­ner dieses Stück Erde und dieses Haus im Herzen der lauten Stadt Tokio. Heilig und geheimnisvoll, was hinter jenen hohen Mauern, die das Leben des lebendigen Gottes, des Mikado, umschließen, vorgeht. Tausende pilgern täglich über die mächtige doppelte Brücke, die sich über den breiten Wassergraben, der das Haus des Kaisers umschließt, schwingt, und ihre Ehr- furcht macht halt vor dem großen, dunklen Tor mit den seltsamen Zeichen. Bauern und Studenten, Industrielle und Kulis. Damen und Arbeiterfrauen. Alte und Junge ver­beugen sich hier tief und ehrfürchtig, sprechen ihr Gebet gegen die Mauer hin und gehen von dannen. Niemand, der je das Leben des Hauses geschaut hätte.

DieHalle des völligen Friedens"

Seltsame Namen tragen die Räume deS kaiserlichen Palastes, die auch Fremde. Diplomaten. Politiker. Militärs betreten dürfen, in denen der .Tenno", der Kaiser. Audienzen erteilt und besondere Feierlich­keiten abgehalten werden. Seltsame Namen, wie aus einem fernen japanischen Märchen. DasGemach des Kiribaums". die Halle des völligen Friedens", dasZimmer der tausend Grä­ser". seltsam und asiatisch, aber ihre Pracht ist westlich, prunkend, von kaltem Glanz. Hier erwartet derSohn der Sonne" seine Minister, hört ihren Rat, erteilt Befehle, in diesem seidenen Sessel ruht er nach offiziel­len Tiners, unter diesen strahlenden Kristall­kronen empfängt Hirohito seine Ratgeber zu besonderen Feierlichkeiten. Nur selten er­scheint ein Bild dieser Räume in der japa- nischen Oessentlichkeit, und wenn, dann nur mit der Erlaubnis des Kaisers. Für jeden Japaner wäre es ein Sakrileg, eine Ent­weihung. Bilder vom Kaiser und seiner Umgebung unerlaubt zu veröffentlichen. Aber niemand hat je etwas von den eigentlichen Wohnräumen Hirohitos gesehen. Die Kristallüster, die schweren Samtportieren, das spiegelnde Parkett, die Marmorkamine, der Stuck, die steifen, hochbeinigen, seidenen Stühle sind ein Tribut, den die lapanische Sitte dem Westen zahlt.

Unantastbar, göttlich, einsam und erhaben aber bleibt das Leben, die Wohnräume, des lebendigen Gottes, des 124. japanischen Kai­sers. der in ungebrochener Linie die Dyna­stie der Sonnengöttin sortsetzt. In den Audienzsälen warten die Politiker auf eine wichtige Entscheidung, warten lange, weil der Kaiser in seinem Palastgarten den Sebrein seiner verstorbenen Ahnen besucht, mit 'L>ervinc>nug um ihnen, oie nun Goller sind, aufzunehmen, um seine Seele zu reini­gen. um sich vom himmlischen Willen der Ahnen erfüllen zu lassen.

Gardenparty" beimHimmelssohn"

Nur selten gibt das Kaiserpaar desLan­des der ausgehenden Sonne" einen Emp­fang im Palast. Aber einmal in jedem Monat erhalten Politiker. Diplomaten. In­dustrielle. Offiziere ein weißes, großes Ku­vert. Darin steckt ein weißer Karton mit japanischen Schriftlichen, der die goldene sechzehnblättrige Chrysantheme, das Wappen des Sonnenkaisers, trägt:

Im Namen Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin sind Sie zu der C h r y s a n- themen-Party, die im kaiserlichen Shinkuju-Garten am 8. ds. Ms. stattsindet, eingeladen. Sie werden ersucht, zwischen 17 und 18 Uhr zu erscheinen. Kurahei Mafia. Minister des Kaiserlichen Haushaltes."

An diesem Tage zeigen viele Autos der Hauptstadt die weiße Chrysantheme, ihre Insassen sind also zurParty" gebeten. In einem riesigen japanischen Garten emp­fangen Lakaien in europäischen Livren. 8000 Menschen marschieren einen bestimmten Weg, einem bestimmten Ziele zu. Offiziere der Armee und der Marine mit glitzernden Orden, hohe japanische Würdenträger in Cut und Zylinder, die Frauen im schwarzen Zeremonie-Kleid, hochgewachsene Attachees und Diplomaten ausländischer Missionen, dazwischen Hüpfen wie bunte Farbslecken Mandschukuo - Chinesen in ihren langen Maudarincnroben durch die Menge. Vor Bambus-Pavillons, in denen Meisterzüch- lungen der kaiserlichen Gärten zur Schau nestelst sind, drängen sich die Besucher. Sie beichauen nicht nur die Blumen, sie bücken nch nieder zu ihnen, verneigen sich tief, stam­men ne doch aus dem Hause desSohnes der

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Das Kaiserauko mit der löbläktrigen Chrysantheme

Die 8000 Menschen treffen sich auf einer gewaltigen Rasenfläche, man trinkt Tee, man unterhält sich, eine Marinekapclle spielt aus. Bis ein Lautsprecher die Menge auffordert, sich in einen anderen Teil des Gartens zu be- geben. Zwölf riesige, weibgedeckte Tafeln sind ausgestellt, an ihnen sollen die Gäste des Mikado den Tee nehmen. Vor jedem Platz liegt ein kleines Paket mit rosa Schleifen umbunden: das Gebäck. Vor den Tafeln dehnt sich eine lange breite Allee, sie endet, wo sich der kaiserliche Pavillon in weiß- seidenem Glanz erhebt.

Die Erwartung steigt. Die Lautsprecher melden, daß der Kaiser und die Kaiserin den kaiserlichen Palast verlassen haben. Aus weiter Ferne klingt die Nationalhymne, alle schauen nur in einer Richtung. Plötzlich laut» lose Stille. Der Kaiser. In einfacher, gelber Uniform eilt er durch die grüne Allee, die

Meirichen verneigen sich lautlos, drei Schritte hinter ihm. in rotem Samt, die junge Kai­serin und Prinzen und Prinzessinnen kaiser­lichen Geblütes. Jetzt sind sie im Pavillon, nehmen Platz, trinken Tee. Und schon nach einigen Minuten erhebt sich der Kaiser, die anderen folgen seinem Beispiel, die Gäste springen auf. Wieder ertönt die National­hymne. Eine rote Limousine mit der 16blättrigen Chrysantheme rollt heran, der Kaiser steigt ein. der Hos verneigt llch tief und der Wagen entschwindet. Die Gartenparty ist zu Ende. 8000 Menschen verlassen still den blühenden Garten.

Der Abend senkt sich auf die vielfarbigen Chrysanthemen, aus die geschwungenen Dächer der Pavillons, Mondlicht ergießt sich glänzend über das schimmernde, weiße Haus des Himmetsiohnes. tanzt glitzernd über dem breiten Wassergraben, über die breitgeschwun­gene Brücke, alles ist wieder emsam, erhaben, unwirklich und zauberhaft im Palast des Sohnes der Sonne". d.

reden, wenn die Jungen heil und gesund wieder aus den großen Kämpfen Heimkehr- ten. Dies geschah, aber am Tage der glück, lichen Heimkehr verlor der Schulinspekwr seine Stimme. Die Söhne taten alles, was in ihrer Kraft stand, um das merkwürdige Leiden zu heilen. Sie befragten jeden be- rühmten Arzt, der in der Nähe wohnte, aber hier half keine ärztliche Kunst, und die großen Professoren schüttelten nur verwun- dert ihre weisen Köpfe. So vergingen zwar- zig Jahre, in denen der Inspektor tatsächlich seinen Schwur eingehalten hat. und cs fügte sich, daß sich jetzt noch alle seine Söhne an der unerwartetenHeilung" ihres ValerS freuen konnten.

Nekordflug einer Schwalbe Zum erstenmal

ist beim nnga- rischen Ornithologischen Institut ein Merk- ring eingetrofsen. der am 18. Juni 1936 einer Schwalbe in der Gemeinde im Koinitat Tolna angelegt war. Am 4. Januar dieses Jahres wurde der betreffende Vogel im Basutoland im südafrikanischen Bezirk Teya- teyaneng aufgefunden. Die kaum 6 Monat- alte Schwalbe hatte einen Weg von 8500 Kilo- Meter zurücklegen müssen, um nach ihrem Winterquartier zu gelangen. Man konnte nunmehr feststellen, daß die ungarischen Schwalben über Italien nach Südafrika ziehen und im Frühjahr auf demselben Wege wieder nach Ungarn zurückziehen.

Das Herz boykottiert Es fing in Frankreich denSitzstreik" und Amerika an. Die Fabrikarbeiter blieben stur auf ihren Arbeitsplätzen sitzen, auf daß niemand, der gutwilliger zur Arbeit war, an die Maschinen herankam. DieserSitzstreik' macht nun überall da Mode, wo Männer und Frauen zu phantasielos sind, sich etwa? Neues auszudenken. Nur scheint die Streik­leitung ihren Arbeitskollegen nicht immer genügend den Ernst der Lage und die große Bedeutung ihres Opfers klar gemacht zu haben. Sonst hätten die jungen Ladenmäd­chen aus Detroit sicherlich ihrePflicht' getreuer erfüllt. Es Hanen nämlich auch die Verkäuferinnen aus den Kaufhäusern be­schlossen, einen Sitzstreik zu veranstalten. In der Mittagszeit, als es von Käufern nur so wimmelte in diesen Geschäften, legten die Mädchen Plötzlich ihre Arbeit nieder. Sit ließen die erstaunten Kunden stehen, wo sie gerade standen, zogen sich hinter ihre Ver­kaufstische zurück, packten ihre Butterbrot« aus und begannen geruhsam zu frühstücken. Die Herren und Damen machten große Augen, bald fielen erregte Worte, man wollte stch beschweren aber da war niemand, bei dem man sich beschweren konnte, alle streik­ten und machten dazu vergnügte Gesichter. So saßen die Mädchen hinter ihren Tischen, belustigten sich köstlich über den ungewöhn­lichen Zustand und erzählten sich eins. Ernst wurde die Lage erst, als es Abend wurde. Da erhoben sich Plötzlich einige junge Da­men und erklärten, jetzt könnten sie nicht länger streiken ihr Freund erwarte sie, und was würde der wohl von ihnen denken, wenn sie nicht kämen? Es soll ziemlich er­regte Szenen gegeben haben, aber die Aus- reißerinnen setzten ihr verliebtes Köpfchen durch und gingen.

Der Rundfunk Ein dänischer Ingenieur; in der Handtasche Arthur Kielsen, hat eint Erfindung gemacht, die dem Rundfunk neue Möglichkeiten erschließt. Er hat ein Rundfunkgerät konstruiert, das man be­quem in die Tasche stecken kann. Besonders in Damenhandtaschen soll es sich sehr leicht unter­bringen lassen. Man kann mit dem kleine» Gerät alle europäischen Stationen ausfange« und bei normaler Lautstärke übertragen.

Ehestreil In Mexiko-Stadt ist ein in Mexiko ungewöhnlicher Streik ausgebro- chen. Es besteht dort ein öffent­liches Kußverbot. Alle Verlobten und alle Liebespaare haben nun einhellig sich ent­schlossen. so lange nicht zu Herraten, bl> das städtische Kußverbot aufgehoben wird. Das Kußverbot geht sogar so weit, daß auch Ehepaare auf der Straße, bei der Begrüßung, sich nicht küssen dürfen. Dit öffentliche Meinung steht vollständig auf der Seite der Streikenden. Es steht so aus, all ob das Kußverbot in Zukunft wenigstens für Eheleute aufgehoben würde.

Der verkannte Uebersall

Junge Farmersfrau:Hallo, seid ihr bit Boys, die mein Mann zum Holzhacken saM» wollte?"

1» Gen llnierrM wsr üle MtolenkiMl

Maria keaat niemals Furcht selbst vor maskierten Rünber« nicht

Die Bauernwitwe Maria Web aus Eisenstadt im Burgenland ist längst nicht mehr die jüngste. Aber forsch und rüstig ist sie noch, daß sich die Knechte und Mägde auf ihrem Hof schon wacker ins Zeug legen müs­sen, wenn sie ihr nicht nachstehen wollen. Die tüchtige Bäuerin hält die Zügel in strenger Hand. Selbstverständlich erledigt sie auch alle erforderlichen Geschäfte vollkommen selbstän­dig. und ihr Hof gilt allgemein als ein Musterhof. Zum Verständnis des folgenden Berichts muß man ferner auch noch wissen, daß Frau Web zeit ihres Lebens die Tracht ihrer burgenländischen Heimat getragen hat, wozu u. a. auch nicht weniger als zwölf derbe Unterröcke gehören.

Mil vollem Beutel . . .

Dieser Tage war die Bäuerin im Pferde­fuhrwerk weit über Land zur Stadt gefahren, um dort auf dem Markt die Erzeugnisse ihres Gemüsegartens zu verkaufen. Sie setzte auch wirklich ihre gesamte Ware ab und machte sich wohlgemut mit einem gefüllten Geld­beutel in der Handtasche auf die Heimfahrt. Es machte Mutter Web nichts aus, daß es inzwischen längst dunkel geworden war. Sie hatte keine Angst vor Strauchdieben und Räubern; die sollten nur kommen! Für alle Fälle wurde aber der schwere Geldbeutel wie- der der Handtasche entnommen und dem Mieder anvertraut.

In langsamem Trab ging es dahin. Es war schon fast Mitternacht, da bäumten sich plötzlich die Pferde auf, und der Wagen blieb stehen. Ein Mann war den beiden Schimmeln in die Zäume gefallen. Mutter Web sprang auf und ries:Was soll das? Was wollen Sie?" Jedem andern Menschen wäre beim Anblick des Mannes, der jetzt in das Licht der Wagenlaterne trat, der Schreck in die Glie­der gefahren; denn der Bursche, ein vier- schrötiger, hochgewachsener Kerl, trug eine schwarze Maske und einen verwegenen Hut tief ins Gesicht gezogen. In der Hand hielt er eine Pistole, die er auf die Frau richtete.

. . . oder ich schieße!

Das Geld her oder ich schieße!" brüllte er so laut, daß die beiden verängstigten Schim- mel zur Seite sprangen.Nur ruhig, nur ruhig", erwiderte Frau Web.Ich suche ja schon alles zusammen." Sie griff nach ihrer leeren Handtasche und sah noch einmal zur Vorsicht nach, ob auch wirklich nichts Wert­volles darin war. Dann eine kurze, blitz­schnelle Wendung:Da hast du die Tasche, du Halunke!" Und dem Räuber klatschte die Tasche ins Gesicht.Und hier hast du noch mehr!" Zweimal, dreimal pfisf der Peit­schenstil auf den Verdutzten hernieder. Schon sprangen die Pferde an. und wie die wilde Jagd sauste Frau Web davon. Hinter ihr knallten mehrere Schüsse. Aber sie lachte nur verg'nügt in sich hinein.

Als sie zu Hause wohlbehalten angelangt war, machte die Bäuerm nicht viele Worte von ihrem Erlebnis. Erst als beim Aus- kleiden aus den Falten des elften Unterrocks eine Pistolenkugel zu Boden rollte, wurde sie ernstlich ärgerlich:Aber so ein verfluch, ter Kerl!" wetterte die Bäuerin.Wenn ich gewußt hätt'. daß er mir meine Unterröck' kaputtschießen wollte, dann hätte er noch mehr Prügel bekommen!"

Was es nicht ai/es §idt/

Um den Bruchteil Der Amtsschimmel hat eines Pfennigs! sich in Wien ein net- tes Stückchen geleistet. Im Jahre 1917. also vor zwanzig Jahren, beschwerte sich eine Schneiderin bei der Poli­zei, ihre Hausgehilfin habe ihr vier Kronen unterschlagen. Leider konnte Hermine da­mals nicht mehr belangt werden, weil sie schon aus der Hauptstadt verzogen war. Selbstverständlich wurde die Sache nicht zu

den Akten gelegt. Ordnung muß sein. So fragte man sich zwanzig Jahre lang nach dem augenblicklichen Wohnort von Hermme durch, und als man die ehemalige Haus­angestellte fand, war sie längst verheiratet und Mutter von etlichen Kindern; sie konnte sich natürlich gar nicht mehr aus irgend­welche Veruntreuungen besinnen. Inzwischen sind die vier Kronen auf 0,64 Groschen ent­wertet worden, das macht in deutschem Gelde den winzigen Bruchteil eines Neichspsennigs aus. Dennoch läuft die Sache weiter. Jetzt wird erst wieder der Wohnsitz der Schneide, rin ermittelt, um zu erkunden, ob sie auch damit einverstanden sei. daß der Gang der Handlung wegen Geringfügigkeit eingestellt werden solle. Wir dürfen aber getrost darauf hoffen, in einigen Jahren wieder von der Sache zu hören.

Peinliches Erlebnis Die Braut, die Zusehen bei der Trauung mußte, wie man ihren Zukünftigen wenige Minuten vor der Trauung vom Altar weg verhaftete, mag keinen kleinen Schreck be­kommen haben. Dieser ungewöhnliche Vor- fall hat sich in der Alexanderkirche in War­schau ereignet. Die Ursache der Verhaftung war ein junges Bauernmädchen, das einmal von ihrem Verlobten heftig betrogen worden war. Es hatte ihm seine Ersparnisse aus­gehändigt und damit war er Knall und Fall entschwunden. Als das Mädchen eines Tages nach Warschau kam, wollte sie sich in der Kirche Trost holen. Sie geriet in eine Hoch- zeit hinein, drängte sich näher an den Altar heran und erkannte ihren Bräutigam, der soeben im Begriff war, mit einer anderen Frau den Bund fürs Leben zu schließen. Diese Treulosigkeit empörte sie natürlich; sie lies aus der Kirche und holte rasch einen Polizisten, der den unternehmungslustigen Bräutigam dann festnahm.

Sechs Jungfern Gemeinden, Länder und

protestieren Staaten haben nun einmal

die unangenehme Eigen­schaft, Steuern zu erheben. Ja, wenn es ein­mal gar zu schlimm um den Säckel steht, dann kommen sie auf die Idee, ganz besondere und neuartige Steuern einzuführen. In Jstan- bul zum Beispiel mutzte jeder eine besondere Steuer entrichten, in dessen Hans unhaltbare hygienische Zustände entdeckt wurden. Auch andere zusätzliche Steuern haben solch einen Hintergrund. Da ist natürlich auch die Ledigen­steuer. Sie wurde unter anderem in der letti­schen Gemeinde Kolowerr-Kalju ein- gesührt, hatte aber eine ungeahnte Folge. Es erheben sich nicht die halsstarrigen Jung­gesellen dagegen, sondern sechs unverheiratete Mägdelein. Sie dächten gar nicht daran so protestierten sie energisch, diese zusätzliche Steuer zu zahlen. Sei es etwa ihre Schuld, daß es so wenig herzhafte Männer in der Gemeinde gäbe?Wir wollten schon gerne heiraten", er­klärten sie,uns ist nichts erwünschter, als einem Manne liebende Gattin und Mutter sei­ner Kinder zu sein aber . . ." Natürlich müßte man auch wissen, warum die Männer von Kolowere-Kalju in diesem Falle nicht an­gebissen haben. Vielleicht werden sie aber durch diesen energischen Protest auf die alleinstehen­den Jungfern aufmerksam.

Er schwur. 20 Jahre lang Großer Jubel stumm zu bleiben herrschte dieser

Tage in der Ge­meinde Michalowitz, als der 60jährige Schulinspcktor, der in den letzten zwanzig Jahren aus unerklärlicher Ursache stumm ge- wesen war. Plötzlich seine Sprache wieder- sano. Er tat den Mund auf und redete, und selbstverständlich erzählte er gleich am ersten Tage die seltsame und rührende Geschichte seiner ^Stummheit. Im Weltkriege hatte er seine Söhne draußen an den Fronten, und der um ihr Leben besorgte Vater tat den Schwur, zwanzig Jahre lang kein Wort zu