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6Q xros-Verkauf zwischen 10—12 --Z und im ästail-Handel bis zu 15 bei den Johannisbeeren im 6u xros 12—15 iZ und im Kleinverkauf bis zu 16 je per Pfund. Bei letzteren war heute auf dem Markt die Nachfrage sehr stark und konnte deshalb vielfach nicht gedeckt werden.
Altenstadt OA. Geislingen 18. Juli. Hier wurde die Verhaftung eines etwa 20jährigen Zementarbeiters vorgenommen. Er hatte ein ebenso altes Spinnereimädchen aus Eifersucht mit dem Revolver bedroht und auf offener Straße 2mal auf das Mädchen geschaffen, ohne zu treffen, sodann war er in der Wohnung des Mädchens eingedrungen und hatte ihr den Revolver auf die Brust gesetzt; doch versagte die Waffe. Das Mädchen hat im Schrecken über diesen Vorfall die Gegend verlassen und ist schleunigst abgereist.
Friedrichshafen 21. Juli. Gestern Vormittag trafen zwei starkbesetzte Extrazüge aus Leipzig und Dresden am hiesigen Hafenbahnhof ein. Die Passagiere haben bedeutende Preisermäßigung ; es kostet z. B. ein Retourbillet Dresden-Friedrichshafen III. Kl. 35 ^ 60 -H; die Rückfahrt kann innerhalb zwei Monaten auf beliebigen Bahnstrecken erfolgen. Die meisten Passagiere reisen nach der Schweiz. Der Fremdenverkehr ist seit einigen Tagen ein sehr reger.
Dinglingen (Baden) 16. Juli. Vor wenigen Jahren importierte die Lahrer Jagdgesellschaft als Inhaberin des Jagdrechts auf hiesiger Gemarkung eine Anzahl Feldkaninchen aus Frankreich und setzte diese paarweise in ihrem Jagdreviere aus. Diese Tiere, etwas kleiner als unser gewöhnlicher Feldhase, aber weit gefräßiger und schädlicher, vermehrten sich mit der Zeit derart, daß sie für die Erzeugnisse der Landwirtschaft, hauptsächlich aber für die Reben, kolossal schädlich wurden. Dieser Tage nun ließ das Bürgermeisteramt, nach Einholung der erforderlichen Genehmigung höheren Orts, bekanntmachen, daß nunmehr jedermann das Recht zusteht, diese Nagetiere unschädlich zu machen. Hiervon verspricht man sich den besten Erfolg. Wie sich die Jagdpächter zu der Sache stellen, bleibt abzuwarten.
Mannheim 18. Juli. Ein frecher Diebstahl, der zugleich eine Warnung sein dürfte, nachts keine Parterrefenster offen stehen zu lassen, wurde vorletzte Nacht in einem Hause hier ausgeführt. Einem jungen Manne, welcher in einem nach der Straße zu
gehenden Zimmer im Parterre schlief und sein Fenster offen ließ, waren früh seine ganzen Kleider, bis auf die Hosenträger und die Wertsachen, Uhr, Börse rc. gestohlen. Er besaß noch das Hemd, das ihm, wenn er es nicht am Leibe gehabt hätte, wohl auch noch gestohlen worden wäre. Ohne Zweifel ist der Dieb von der Straße aus unbemerkt eingestiegen.
Weinheim 20. Juli. Als der 22 Jahre alte Sohn eines hiesigen Landwirts abends in Begleitung eines Mädchens nach Hause ging, wurde er plötzlich von einem unbekannten Menschen mit einem dicken Prügel niedergeschlagen, worauf der Unhold das Mädchen packte und es unter Bedrohung mit seinem Messer zu vergewaltigen suchte. Auf das Hilfegeschrei des Mädchens kamen Leute hinzu, worauf der Patron flüchtete und unerkannt entkam. Der Begleiter des Mädchens, namens Schröder, liegt jetzt noch völlig bewußtlos darnieder und dürste kaum mit dem Leben davonkommen.
Frankfurt a. M. 20. Juli. Die deutsche Lehreriahrt nach der Wasserkante, die der deutsche Flottenvsrein veranstaltet, findet vom 26. bis 31. Juli statt. Es beteiligen sich daran 300 Volksschullehrer aus allen Teilen Deutschlands.
— In Düsseldorf erschien nachmittags im Juweliergeschäft von Sporr er am Schadow- Platze ein junger Mann von etwa 22 Jahren und ließ sich Brilantringe zeigen. Plötzlich ver- setzte er Frau Sporrer, die sich allein im Laden befand, einen Schlag ins Gesicht, ergriff das Brett, auf dem sich die Ringe befanden, und lief davon. Frau Sporrer eilte ihm nach und rief um Hilfe. Es gelang, den Räuber, der einen Revolver bei sich trug und das Brett von sich warf, zu fassen. Mehrere Ringe im Wert von 3000 bis 4000 ^ werden noch vermißt. Herr Sporrer war kurz vorher zu einem Kunden gerufen worden, was vermutlich mit dem Raub im Zusammenhang steht.
Hamburg 20. Juli. In der vergangenen Nacht wurde in das Goldwarengeschäft Janssen und Co. ein schwerer Einbruch verübt und Goldwaren und Juwelen rc. im Gesamtwerte von 60 000 ^ gestohlen. Die Verbrecher hatten sich im Hause einschließen lassen und sich dann den Zugang zu dem Laden durch ein Ofenrohrloch verschafft, das sie vorher erweitert hatten. Von den Tätern fehlt jede Spur.
Ostende 21. Juli. Das Lootsenboot Seebrügge hat auf der Nordsee die Leiche eines Mannes herausgefischt, in welchem der Luftschiffer Thannay erkannt worden ist. Thannay hatte mit
„Großer Gott, das klingt ja wie eine Stimme aus den Katakomben," dachte Hamor im Stillen; zum Priester gewendet fuhr er ungestört mit gleicher Höflichkeit fort zu fragen: „Und Sie leben wirklich hier in Rom? wer hätte das in alten Zeiten geahnt?"
„Ja, ich lebe in Rom," erwiderte Thyrnerts tonlose Stimme. Selbst bei Hamors sprichwörtlich gewordener Liebenswürdigkeit war es schwer, eine Unterhaltung fortzusetzen, die nicht das geringste Entgegenkommen fand.
„Ich möchte so gern mit Ihnen plaudern, wenn Sie frei find, ich habe so viele liebe Erinnerungen an die Tage der Bretagne."
„Ich habe keine Zeit," entgegnete der bleiche Priester und blickte unverwandt aus seinen tiefen Augenhöhlen in das freundlich besorgte Gesicht des jungen Malers.
„Wirklich nicht? nun dann muß ich die Gelegenheit benutzen und gleich jetzt meine Erkundigungen einziehen. Natürlich vor allem nach Guenn? Ist sie glücklich verheiratet? Hat sie schon ein halbes Dutzend Kinderchen, alle so sonnverbrannt, so rosig so reizend wie sie selbst?"
Thyrnerts Züge blieben unbeweglich, wie aus Granit gehauen: „Guenn ist tot, Monsieur — seit lange tot."
„Nicht möglich! Die arme Kleine! Die liebe, reizende Guenn! Es tut mir wirklich in der Seele weh, das hören zu müssen. Die Vorstellung des Todes paßt gar nicht zu Guenn Rodellec. Ich dachte, sie müsse ewig leben. Wahrhaftig, Sie haben mich förmlich erschüttert, — jetzt, nach so vielen Jahren — aber ich hatte sie auch ganz besonders gern. Unbegreiflich, daß ich nichts davon erfahren habe! Staunton hat mir's doch sicherlich geschrieben. Ja, ja» die Post von Plouvenec wird wieder einmal schuld sein! — Armes Kind! Wann ist es denn geschehen, monsieur 1e reoteur, das werden Sie mir doch gewiß noch sagen?" fügte er leise hinzu.
„Vor zehn Jahren," erwiderte die hohle Stimme.
„Was, im selben Jahre, als ich Plouvenec verließ?"
„Im selben Jahre, Monsieur."
„Und woran ist sie gestorben?" fragte Hamor weich.
„Ertrunken, Monsieur."
„Ah, also ein Unglücksfall. Arme, liebe, schöne, kleine Guenn! Ich habe sehr oft an sie gedacht, das können Sie glauben, ich verdanke ihr so viel, und ich habe nie wieder ein Modell gefunden, da» so frisch und frei,
dem Luftschiffer Pulkens am 24. Juni von Dünkirchen aus eine Luftballonfahrt unternommen. Der Ballon ist in der Nordsee verunglückt. Pül« kens Leiche wurde bereits vor 8 Tagen gefunden.
Mailand 20. Juli. In einem von Nonnen geleiteten Kinderasyl wurden von 10 mit der Aufsicht der Kinder beauftragten Nonnen an den Kindern scheußliche Verbrechen verübt: mehrere Kinder sind von einer häßlichen Krankheit befallen. Die Vorsteherin und einige Nonnen sind geflohen; die Vizevorsteherin ist verhaftet. Der Erzbischof erklärt, die Nonnen hätten das Ordensgewand sich fälschlicherweise zugelegt. In Turin ist ein angeblicher Priester in der gleichen Angelegenheit verhaftet worden.
Zürich 21. Juli. Ein russischer Tourist, dessen Name noch unbekannt ist, ist vom Toul- Gletscher abgestürzt und war tot.
An der matt 20. Juli. Der bekannte Schweizer Aeronaut Spelterini unternahm heute von Andermatt aus seine dritte Alpenfahrt bei prächtigen Wetter-Verhältnissen. Der Aufstieg erfolgte um 9 Uhr 20 Min. bei schwachem Nordwest, der den Ballon langsam über den Gotthard führte. Die Größe des benutzten Ballons beträgt 1700 obm. Mitfahrender ist vr. Roth-Basel. Spelterini führt 5 photographische Apparate und einen Kinematographen mit sich.
Glatz 19. Juli. Aus allen Kreisen treffen jetzt Hiobsposten über Hochwasser ein. In der Grafschaft Glatz haben die Fluten drei Menschenleben gefordert. Besonders hart betroffen wurde die Umgebung von Mittelwalde. Bergabhänge sind in den Fluß gerutscht, große Stücke aus den Dorsstraßen weggerissen, sämtliche Wehre zerstört. Das Wohnhaus des Direktors der Baum- wollweberet von Wolfs in Proschnitz wurde von den Fluten gänzlich zerstört und siel in sich zusammen. Erheblich gelitten hat die Papierfabrik Mühldorf. In dem zum Kreise Glatz gehörigen Dorfe Wiltsch ist ein neuer Wolksnbruch niedergegangen. In der ohnehin armen Ortschaft ist jeder Verkehr unterbunden. Hilfsmannschaften werden sofort an die gefährdeten Stellen entsandt. Im Gegensatz zu den Überschwemmungen früherer Jahre ist diesmal die Allgemeinheit nicht sonderlich betroffen worden, sondern nur die einzelnen Besitzer.
Argilliers 20. Juli. Gestern nachmittag 2 Uhr fand eine Versammlung der Delegierten der Winzer statt, welche bis spätabends dauerte. Es wurden eine Reihe wichtiger Beschlüsse gefaßt
so schön und wunderlich war. Sie wissen vielleicht, daß mir das Bild von ihr die goldene Ehrenmedaille eingebracht hat, und das war der glückliche Wendepunkt in meiner Künstlerlaufbahn. Kurz nach meiner Ankunft in Paris schickte ich allerlei hübsche Sachen an Guenn, die ich selbst ausgewählt, meine Freunde neckten mich deswegen, aber ich wollte ihr gern beweisen, daß ich sie nicht vergessen hatte."
Der Priester machte eine seltsam abwehrende, unverständliche Bewegung, dann stand er wieder regungslos vor dem Künstler.
„Bei Gott," dachte Hamor, wenn Rom dies verschuldet hat, so hat Rom viel zu verantworten. Dieser Mann war eines der herrlichsten Geschöpfe, die mir je vorgekommen, voll Geist und Leben, und jetzt— ist er für die Menschheit verloren — erstorben, versteinert!"
Der Maler blickte freundlich in Thymerts unergründliche Augen und sagte mit seiner wohlklingenden Stimme: „Ich möchte Sie nicht länger aufhalten, monsisnr 1s eure, ich sehe wohl, daß Sie mit andern Dingen beschäftigt sind. Darf ich Sie bitten, diese Karte zu behalten, für den Fall, daß Sie einmal dis Lust anwandeln sollte, mit mir zu reden? Mir wird es immer das größte Vergnügen sein, Sie wiederzusehen. Ich werde stets die dankbarste Erinnerung an Sie und an die alte Zeit in der Bretagne bewahren."
„^äiou monsisur," sprach die hohle Stimme, dann wandte sich Thymert zum Gehen. Hoch aufgerichtet schritt er die enge römische Straße hinab, seine mächtig ragenden Schultern machten ihn hier in der großm Stadt zu einer ebenso bemerkenswerten Erscheinung, wie damals, als ihn Hamor zuerst in der alten Soutane unter seinem Fischervolk sah. Damals hatte ihn der reiche Zauber seiner Persönlichkeit, seine edle glühende Herzenswärme zum König unter seinen Landsleuten gemacht. Jetzt lag in seinen Zügen die Majestät eines unaussprechlichen Seelenschmerzes.
Hamor war aufrichtig bekümmert: „Wer seine Herzenseinfalt und Güte nicht kennt, müßte glauben, daß nicht Gram allein, sondern eine Schuld ihn zu einem Schatten des Mannes gemacht hat, der er gewesen."
Der finstere Priester kehrte zurück zu seinen strengen Pflichten, seinen Bußübungen, seinen Gebeten; der glückliche Maler zu seiner Kunst. Ein jeder zog seine Straße.
(End e.)