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UM seine Jahresbeiträge. Wir dürfen daran erinnern, was der Verein in den letzten Jahren an Weganlagen selbst oder in Verbindung mit dem Verschönerung«- und Schwarzwaldverein ge­schaffen, was er für die Verbesserung der Zugr- verbindungen und für die Empfehlung Calws in den Kreisen der Touristen und des erholungs­suchenden Publikums getan hat. Auch die Ein­führung der allgemein beliebten Kurkonzerte ist ihm zu verdanken. Wir machen darauf aufmerk, sam, daß der neue, von Herrn Rektor Weizsäcker verfaßteFührer durch Calw" für Mitglieder um 10 iZ, das neue, schöne Plakat um 1 ^ erhältlich ist und daß Mitglieder eine Ausweis- karte des deutschen Verkehrsvtzreins erhalten, auf welche in Deutschland, Oesteneich und der Schweiz Preisermäßigungen in Hotels-rc. gewährt werden. Die Mittel des Vereins find so beschränkt, daß Heuer für das wichtigste Reklamemittel, die An- nonce, nur 200 ausgesetzt werden konnten, und daß für die Abhaltung der Anlagenkonzerte keine Mittel mehr vorhanden waren, so daß die. selben eingestellt worden wären, wenn die Stadt die Kosten nicht übernommen hätte. Die bürger­lichen Kollegien werden zur Weiterbewilligung des bisherigen Beitrags nur bereit sein, wenn die Bürgerschaft durch reiche Jahresbeiträge ihr Interesse am Verein lebhafter bekundet. Wenn diese einzige Geldquellen versagen, muß der Verein nächstes Jahr wegen Mittellosigkeit seine Tätigkeit einstellen, was ein trauriges Ende des von der Bürgerschaft im November 1902 so leb­haft begrüßten Vereins wäre! Wir wollen aber nicht so schwarz sehen, vielmehr hoffen und bitten, daß wir durch reichliche Beiträge unsere Existenz­berechtigung nochmal Nachweisen können.

Calw. Aus Anlaß der am Sonntag, den 14. Juli stattfindenden Feier des fünfzig, jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuer­wehr in Nagold verkehren folgende Sonder, züge:

1) Eutingen ab 8.45 Vm. (mit Anschluß an

die Züge 256 von Freudenstadt, 257 und

274 von Horb und 1251 von Stuttgart),

Nagold an 9.12 Vm.

2) Calw ab 11.30 Vm., Nagold an 12.06 Nm.

3) Nagold ab 7.30 Nm., Calw an 8.06 Nm.

4) Nagold ab 7.01 Nm., Altensteig an 8.05 Nm.

Die Sonderzüge führen nur die 4. Wagen-

klaffe und halten unterwegs auf allen Personen­zugshaltestellen an.

Gültlingen OA. Nagold 12. Juli. Hier wurde dieser Tage die elektrische Beleuchtung samt Kraftanlagen erstmals unter Strom gesetzt. Es find 26 Betriebe an- geschloffen.

Nagold 12. Juli. Zum 50jährigen Feuerwehrjubiläum vom 13.-15. ds. Mts. find bis jetzt 60 Wehren mit ca. 2100 Mann ange­meldet. Es herrscht hier große Begeisterung.

Stuttgart 12. Juli. Die Zweite Kammer hat heute die Etatsberatung bei Kap. 113 Einnahmen aus den Jagden fortgesetzt, wobei eine Steigerung der Jagdpachtsummen und die öffentliche Ausschreibung der freiwerdenden Jagden gefordert, sowie über die badischen Schonzeiten Klage geführt, andererseits aber auch die Ansicht laut wurde, daß den Oberförstern im Interesse der Jagd selbst die Pachten yicht genommen werden sollen. Direktor v. Gran er Gezeichnete die Schon­vorschriften Badens, das ein Entgegenkommen ab­lehnt, als Unikum in Deutschland. Beim Kap. 115, Berg- und Hüttenwerke, wies der Berichterstatter Rembold-Aalm (Ztr.) auf den günstigen Stand derselben hin. Der Abg. Bantleon (D. P.) wünschte im Hinblick auf die gegenwärtige Roh- materialienteuerung die Gewinnung von Erz in der Gegend von Geislingen im Interesse des Lande« und der Bevölkerung der Umgegend. Direktor v. Klü pf el wies darauf hin, daß unsere Erze nach Zusammensetzung und Gehalt zu arm seien und auch nicht reichlich genug, um kon- kurieren zu können, und daß die Erzgewinnung in Geislingen sich derhelb nicht lohne. Würde da« der Fall sein, so wäre die Privatindustrie schon längst vorgegangen. Viele Mutungen, die zur Zeit erfolgen, stünden nur auf dem Papier und würden vorgenommen, um Spekulations­

geschäfte damit zu machen. Dem Verlangen des Abg. Maier (D. P.) auf Aufhebung des Walz­werks in Wasseralfingen wegen Unrentabilität widersprechen der Finanzminister und ganz ent­schieden auch der Mg. Rembold mit Rücksicht auf die dortigen Arbeiterinteressen, aber auch mit Rücksicht auf die Industrie des Lander, die an dem Walzwerk recht froh sei. Es könnte die Zeit kommen, wo die Beseitigung des Walzwerks bereut werden würde. Das Werk tn Christophstal (bei Freudenstadt) wird nach einer Mitteilung des Bergratsdirektors ganz aufgegeben werden. Auch die Abg. Schrempf und Mayer (Vp.) sahen darin, daß ein Spekulant gegen eine geringe Gebühr sich eine Berkwerksgerechtsame erwirbt und dann ein großes 8 Millionen wertes Gebiet lahmlegt, einen materiellen Nachteil für das Land und leiteten daraus die Notwendigkeit einer Ab­änderung des Berggesetzes von 1874 ab. Werde ein Bergwerk in einer gewissen Reihe von Jahren nicht in Betrieb genommen, so müsse das Berg­werkseigentum erlöschen. Zu längeren Erörterungen gaben die Verhältnisse der Berg- und Hütten­arbeiter Anlaß. Von der Regierung wurde eine große Anzahl der vorgebrachten Beschwerden als übertrieben und nicht zutreffend bezeichnet, aber wohlwollende Prüfung und größtmögliches Ent­gegenkommen zugesagt. Ein Antrag der Kommission, die Regierung zu ersuchen, Arbeiterausschüsse auf Grund geheimer direkter neuer Wahl ins Leben zu rufen, nach vorheriger Anhörung der Arbeiter­ausschüsse die Verhältnisse der Arbeiter einer tunlichsten Verbesserung zuzuführen, eine mit der Fortführung der Betriebe im bisherigen Umfange vereinbarliche möglichste Herabsetzung der Arbeits­zeiten und Erhöhung der Löhne in die Wege zu leiten und den Arbeitern mit mehrjähriger Dienst­zeit jährlich Urlaub unter Belassung der Bezüge zu erteilen, wurde angenommen, desgleichen ein Antrag des Berichterstatters Rembold, eine Ein­gabe des christlichen Metallarbeiterverbands betr. allgemeine Lohnerhöhung und möglichste Verkürzung der täglichen Arbeitszeit, der Regierung zur Be­rücksichtigung zu übergeben in dem Sinn, daß sämtliche Ausstellungen und Wünsche der Eingabe unter Anhörung der ArbeiterauSschüsse gründlich geprüft und die sich ergebenden Mängel durch­greifend abgestellt, die Wünsche und Verbesserungen aber, soweit sich das mit dem Betrieb der Werke irgendwie vereinbaren läßt, durchgeführt werden. Morgen Beamtengehaltsaufbefferungsvorlage.

Ein Stuttgarter Skandalprozeß, wie er in diesem Umfange in Württemberg noch nie erlebt wurde, steht für die nächste Zeit in Aussicht. Ein früherer Arzt, namens Pfitzen- maier, so meldet ein Stuttg. Kor.-Bureau, der in den letzten Jahren in Untertürkheim ansässig war, scheint trotz vorausgegangener Vorbestrafung ein Gewerbe aus dem durch das Strafgesetzbuch mit schwerer Strafe bedrohten Verbrechen wider das keimende Leben gemacht zu haben. Durch Erpressungsversuche, welche ein ebenfalls in Unter­türkheim wohnender Friseur bei solchen Leuten machte, die sich mit Pfitzenmaier in der angedeu­teten Richtung eingelassen hatten, kam die Sache ans Licht. Die Staatsanwaltschaft nahm bei Pfitzenmaier eine Haussuchung vor und entdeckte, daß der Beschuldigte über seine Kundinnen genau Buch geführt hatte, sodaß eine größere Anzahl von verheirateten Frauen und Mädchen in Unter­suchung genommen wurde. Die Gesamtzahl der Fälle, auf welche bis jetzt die Untersuchung sich erstreckt, ist weit mehr als hundert. Es sollen sich darunter Frauen aus allen Schichten der Ge­sellschaft, auch solche von hochstehenden Staats­beamten befinden. Man spricht auch von der bereits erfolgten Verhaftung eines Arztes. Im Zusammenhang mit dieser Affaire ließ die Staats­anwaltschaft bei vier Stuttgarter Anwälten unter dem lebhaften Protest dieser, Akten in Beschlag nehmen, welche auf die Erpressung-fachen Bezug haben, und durch welche verschiedene Personen kompromitiert werden. Eine solche Beschlagnahme von Akten muß umsomehr auffallen und Befrem­den erregen, als dadurch die Pflicht des Anwalts über die ihm in Ausübung seines Berufes bekannt gewordenen Tatsachen Schweigen zu bewahren und Aussagen nicht zu machen, auf Umwegen geradezu durchkreuzt wird. Ferner weiß das­

selbe Bureau folgende mysteriöse Geschichte aus einer Stadt im südlichen Schwaben" zu berichten. Ein Landwehrbezirksoffizier, Major X. X., der kürzlich in einem Stuttgarter Spital gestorben ist, wohin er sich zu einer Operation begeben hatte, beherbergte 10 Jahre lang ein Frauenzimmer, das er verborgen hielt und vollständig der Oeffentlichkeit entzog. Nachdem der Major gestorben war, mußte die betreffende Frauensperson aus ihrem Versteck heraus und da sie von Geschwüren und von ekelerregender Krank­heit befallen war, sich nach Tübingen in die Klinik verfügen. Da sie aber auch von Mitteln gänzlich entblößt war, wurden Recherchen eingezogen und so kam die lichtscheue Sache ans Tageslicht, was in der betreffenden Stadt und Umgebung großes Aussehen erregte und viel Staub aufgewirbelt hat. Die nächsten Angehörigen der Frauensperson haben bereits einen Prozeß gegen die Hinter­bliebenen des Majors angestrengt wegen Ersatz aller Kosten und man vermutet, daß auch die Hausbesitzer wegen Begünstigung noch zur Ver­antwortung gezogen werden.

Mergentheim 9. Juli. Dem gestrigen Schweinemarkt wurden zugeführt 377 Stück Milchschweine, 3 Stück Läuferschweine. Bezahlt wurden für ein Paar Milchschweine 2238 für 1 Paar Läuferschweine 52 Handel leb­haft; es wurde alles verkauft. Zu dem am 9. Juli gehaltenen Vieh markt wurden zuge­trieben 19 Stück Ochsen, 72 St. Kühe, 76 St. Jungvieh. Bezahlt wurden für 1 Paar Ochsen 9001080 für 1 Kuh 200450 für 1 St. Jungvieh 130300 Handel flau, da am gleichen Tag an verschiedenen Plätzen in der Umgegend Viehmarkt stattfand.

Gmünd 12. Juli. Die Tätigkeit des eifrig gesuchten Haupthehlers in der Goldschnipfelei- Angelegenheit hat sich über verschiedene Bijouterie, städte erstreckt. Bankier Hugo Koch aus Stutt­gart ist heute früh an der Haltestelle Hussen­hofen verhaftet worden, als er gerade Weiterreisen wollte.

Geislingen 12. Juli. Die abnorm kalte Witterung hat gestern bei uns eine Temperatur gebracht, die nötigte, die Wohn- und Geschäftsräume überall zu Heizen. Es ist dies mitten im Juli, wo mehr eine Hundstagshitze herrschen sollte, geradezu einzig dastehend. Der Krankenstand ist z. Zt. ein großer, was auf die schlechte Witterung zurückzuführen ist.

Ulm 12. Juli. Der Pferdezuchtverein Langenau hat gestern 12 aus Belgien eingeführte Zuchtfohlen zur Versteigerung gebracht. Dabei wurden Preise von 490910 insgesamt 7735 ^ erzielt, so daß auf ein Fohlen durch­schnittlich 645 ^ treffen.

Berlin 12. Juli. Zur Nordlandreise des Kaisers wird derVoss. Ztg." aus Christiania geschrieben: Kaiser Wilhelm besuchte während seines Aufenthalts in Bergen wieder seinen alten guten Bekannten, den Schirmfabrikanten Eriksen. Dieser bewohnt eine hübsch gelegene Villa, wohin sich der Kaiser mit einigen Begleitern zu Fuß begab. Er unterhielt sich über eine Stunde in liebenswürdigster Weise mit der Eriksen'schen Familie. Bald darnach begab sich der Kaiser zum Konsul Mohr, dessen Frau er zum Abschied eine prächtige Diamant- brosche zur Erinnerung schenkte. Häufige Unter- redungen und Beratungen hatte der Kaiser mit dem Architekten Kielland, der beauftragt war, Modelle und Zeichnungen über Norwegische Kunstindustrie im romanischen Stil zu sammeln; sie sollen bei ber Einrichtung des Schlosses benützt werden, welches der Kaiser in Schlesien bauen läßt, und Architekt Kielland war nun in der Lage, eine interessante Auswahl alter Stühle, Polsterbezüge usw. teils in Nachbildung, teils im Original vor- zulegen. Von Bergen ist der Kaiser dann zum Nordfjord gefahren. Zu den Gästen derHohen- zollern" gesellte sich noch der deutsche Gesandte in Christiania v. Treudler, den der Kaiser zur Teilnahme an der weiteren Nordlandfahrt einge­laden hat.

Vom Bodensee 12. Juli. An Mitteln zum Bau einer Pfänderbahn sind nunmehr 450000 Kronen vorhanden. Er haben zu den