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Amts- und Än^eigeblatt für Len Bezirk Calw.

82. Jahrgang

Srscheinungriage: DienStaz, Donnerst ag. Sams- taa, Sonntag. Jnserttonspreis 1l> Pfg. pro ZetI« für Stadt mW «sztrkSorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Lbonneuientspr. in d.Stadtpr. Biertetj. Mk.1.idtnci.rr!tgrrl. Vierteliährl. Poitbezugsprets ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachbar.

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Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung des Ministeriums des Innern, betr. Maßregeln gegen die Maul- und Klauenseuche.

Nachdem das Großh. Badische Ministerium deS Innern und das Kaiserliche Ministerium für Elsaß-Lothringen das Verbot der Einfuhr und Durchfuhr von Rindvieh und Ziegen aus der Schweiz aufgehoben haben, für Württemberg aber mit Rück­sicht auf die fortdauernde Verseuchung mehrerer Kan­tone der Schweiz, insbesondere der Kantone St. Gallen, Appenzell A.-Rh. und Glarus, die Gefahr der Einschleppung der Maul- und Klauen­seuche aus der Schweiz noch nicht als beseitigt er­achtet werden kann, wird, um zu verhüten, daß die Seuche durch Schweizer Vieh über Baden und Elsaß-Lothringen nach Württemberg eingeschleppt wird, unter Aufrechterhaltung des württ. Einfuhr­verbots gegen die Schweiz vom 10. Februar ds. Js. bis auf weiteres nachstehendes angeordnet:

Viehhändler und Landwirte, welche Rindvieh aus Baden oder Elsaß-Lothringen nach Württem­berg einführen, müssen im Besitz eines Zeugnisses der Ortsbehörde des Herkunftsorts sein, daß die Tiere seit mindestens 14 Tagen an dem betreffenden Orte gestanden haben und daß in dem Herkunftsort und in dessen Nachbargemeinden innerhalb der letzten 30 Tage die Maul- und Klauenseuche nicht geherrscht hat. In dem Zeugnis muß der Name des Eigen­tümers. die Zahl der einzuführenden Tiere und für jedes einzelne Stück Raffe, Geschlecht, Alter, Farbe und Abzeichen angegeben sein. Weiter muß das Zeugnis die Bescheinigung eines approbierten Tier­arztes enthalten, daß die Tiere unmittelbar vor ihrem Abgang am Herkunftsort oder vor ihrer Verladung auf der Eisenbahn von ihm untersucht und gesund befunden worden sind. Diese Beschei­nigung hat, den Tag der Ausstellung eingerechnet, eine Giltigkeitsdauer von fünf Tagen. Wenn der Eigentümer den Transport der Tiere nicht selbst begleitet, hat der Transportführer das Zeugnis mit sich zu führen.

Zur Sicherung der Einhaltung dieser Vor­schriften wird weiter angeordnet, daß das bezeichnte Zeugnis bei Transporten auf dem Landweg der Ortspolizeibehörde der ersten württ. Grenzgemeinde und bei Transporten mit der Eisenbahn der Orts­polizeibehörde des Entladeorts vorzuweisen ist, und daß der Weitertransport bezw. die Abtreibung von der Entladestelle erst erfolgen darf, wenn das Zeugnis denGesehen"-Vermerk der Ortspolizei­behörde erhalten hat.

Die in der Bekanntmachung des Ministeriums des Innern vom 26. Juni 1907, betr. Maßregeln gegen die Maul- und Klauenseuche, Staatsanzeiger Nr. 148, angeordneten Maßregeln bleiben aufrecht erhalten.

Die Polizeibehörden werden angewiesen, die Einhaltung vorstehender Vorschriften zu überwachen.

Für die Einfuhr von Simmentaler Zuchtvieh aus der Schweiz durch Züchtervereinigungen oder landwirtschaftliche Vereine werden mit Rücksicht auf die obwaltenden Umstände in geeigneten Fällen je auf besonderes Ansuchen Ausnahmen von dem Ein­fuhrverbot nach Württemberg durch das Ministerium des Innern zugelassen werden.

Die Vorschriften treten am 12. Juli ds. Js. in Kraft.

Stuttgart, 6. Juli 1907.

_ Pischek.

Die Orlsvorsteher

werden beauftragt, vorstehende Verfügung alsbald ortsüblich bekannt zu geben.

Calw, 12. Juli 1907.

K. Oberamt. Amtm. Ripp mann.

Tagesneuigkeiteu.

* Calw 12. Juli. Am vergangenen Samstag und Sonntag machten die bürgerlichen Kollegien auf Veranlassung von Sradtschultheiß Conz wie in den Vorjahren wieder einen Ausflug. Das Ziel war diesmal Schramberg und Triberg. Mor­gens in aller Frühe, schon um 4 Uhr, wurde die Reise angetretcn und zunächst in Freudenftadt ein 2'/- stündiger Aufenthalt genommen. Die Zeit wurde zu einem Gang durch die Stadt und die Hartranfts­anlagen, sowie auf den Kienlesberg benutzt. Die Hartranftsanlagen sind die neueste Schöpfung der Stadt, sie gewähren eine reizende Promenade u. mit lieblichem Blick nach Christophstal geben sie zugleich ein Bild von der rastlos aufwärtsstrebenden, be­deutendsten Luftkurstadt Württembergs. Ueberall begegnet man in Freudenstadt großer Tätigkeit und mannigfacher Aufwendungen sowohl von seiten der Stadtverwaltung als namentlich auch der Gasthofs­besitzer und sonstiger Gewerbetreibender; die Früchte dieser Anstrengungen nicht ausgebliebcn: Freuden- stadt ist unbestritten der am zahlreichsten besuchte Luftkurort unseres Landes. Von Freudenstadt ging die Fahrt weiter über Alpirsbach und Schiltach nach Schramberg, wo die Ankunft um '/-II Uhr erfolgte. Zum Empfang auf dem Bahnhof hatte sich Stadtschultheiß Harrer, Geometer Linkenheil und einige Mitglieder der bürgerlichen Kollegien einge­funden. Der erste Besuch galt der weltberühmten Uhrenfabrik von Gebrüder Junghans. Die Besich­tigung dieses großartigen Unternehmens gewährte einen Einblick in die vielverzweigte Tätigkeit und die gewaltigen Fortschritte der Uhrenindustrie. Die Fabrik beschäftigt etwa 2000 Arbeiter und bietet ein Muster von einem gut geleiteten Betriebe. Außer dieser Fabrik befinden sich noch 2 Uhren­fabriken in Schramberg, die zusammen über 1000 Arbeiter zählen. Nach 12 Uhr wurde das Mittag­essen imParadies" eingenommen, das alle Teil­nehmer sehr befriedigte. Nachmittags wurde von weiteren Einrichtungen der Stadt Einsicht genommen. Zunächst wurde dem neuen Real-, Latein- und Fortbildungsschulgebäude ein Besuch abgestattet. Rektor Reiner übernahm in liebenswürdiger Weise die Führung und zeigte sämtliche Lehrzimmer und die überaus reichhaltige Lehrmittelsammlung der Anstalt. Das Gebäude ist nach den neuesten Er­fahrungen gebaut und durchaus praktisch eingerichtet. Die Kollegien anerkannten einmütig die zweckmäßige und schöne Ausführung des Hauses und werden wohl dementsprechend bei einem Neubau in hiesiger Stadt sich an dem prächtigen Schulgebäude in Schramberg ein Muster nehmen. Einen ebenso guten Eindruck machte das Schlachthaus, das eben­falls im vorigen Jahr neu erstellt wurde. Das Gebäude wurde von dem Stadtbaumeister und dem Vorstand der Metzgerinnung eingehend erklärt, wöbe besonders die gesundheitspolizeilichen Einrichtungen großes Interesse erregten. Nach Besichtigung des Schwimmbades, das die Stadt von Kommerzienrat Junghans als Geschenk erhielt, wurde ein Rundgang durch die Stadt und um die Stadt angetreten. Der Weg führte hiebei durch das Lauterbacher Tal an den Wasserfällen vorüber, die aus einem Stau- weihcr gespeist werden, in dessen Nähe sich eine große Fischzuchtanstalt befindet; der Lauterbach dient als Betriebskraft der Junghansschen Werke. Hoch oberhalb der Stadt liegt die Ruine Nippenburg, von wo aus man die ganze Stadt übersieht, die überaus malerisch in einem Talkessel liegt. Sehr interessant waren von hier die verschiedenen Straßen­züge zu sehen, die in den letzten Jahren angelegt wurden oder noch der Ausführung harren und die große Aehnlichkeit mit den schwierigen Bergstraßen, unserer Stadt haben, da Schramberg und Calw im engen Tale liegen und die Ausdehnung nur

nach den Höhen hin sich vollziehen kann. Abends fand in der Brauerei Schraivogel ein kleines Bankett statt, zu dem sich die städtischen Beamten und bürgerl. Kollegien von Schramberg eingefunden hatten. In äußerst gemütlicher Unterhaltung und reicher Anregung wurden in verschiedenen Reden die Eindrücke zum Ausdruck gebracht, die bei der Be­sichtigung der Stadt gewonnen worden waren. Köstliche Bilder von Humor und Ernst belebten die Versammlung und nur ungern trennte man sich von den biederen Schrambergern; die vorgerückte Stunde mahnte aber zum Aufbruch, denn am andern Morgen um '/-7 Uhr sollte die Reise weiter gehen. In 2 Gefährten ging es dann auch bei herrlicher Luft das prächtige Bernecktal hinauf, das nur Raum zur Straße und der Schiltach läßt und das reich an romantischen Scenerien ist. Als nach Mündiger Fahrt über Tennenbronn die Höhe erreicht war, sah man in malerischer Lage St. Georgen und die Orte links der Gutach. Die Gefährte wurden nach Hause geschickt und ein 2stündiger Fußmarsch an­getreten. Der Weg von Hinterschiltach durch präch­tigen Wald an derStaude", einem einsamen Bauernwirtshaus, vorüber bot manches Sehens­werte. Ein eigentliches Schwarzwaldbild tat sich dem Auge auf, eine große Zahl von alten Schwarz- wuldhüusern, mit und ohne Kamin, aus dem weiten Gebiete zerstreut ließ die Einsamkeit der Bewohner erkennen, die die Woche über auf ihrem um daS Haus herum gelegenen Hofgut arbeiten und meistens nur Sonntags mit den Nachbarn Zusammenkommen, besonders beim Gang zur Kirche. Glockengeläute der zahlreichen Viehherden und Glockenklang von den Kapellen und Kirchen gaben den Wanderern das Geleite bis zur Stadt Triberg, die um '/-12 Uhr erreicht wurde. Die Kurmusik auf dem Marktplatz lockte die Teilnehmer sofort zum belebtesten Platz der kleinen aber überaus schön gelegenen Stadt. Kurgäste aus allen Ländern finden sich hier zu­sammen, weshalb die Stadt sehr schöne Fremden- hotel und sehr gute Preise aufzuweisen hat. Das Mittagessen wurde in der Sonne eingenommen. Fröhliche Heiterkeit belebte die Tafelrunde, als alle Mitglieder wieder sich zusammengefunden hatten, denn einige Nachzügler hatten unterwegs in der Staude Halt gemacht und Schwarzwälder Speck und Milch den Vorzug vor der Kurmustk gegeben. Nach­mittags wurde unter Führung von zwei früheren Calwern der bekannte siebenstufige Wasserfall aus­gesucht, der immer wieder eine Sehenswürdigkeit bildet. Ein Teil der Gesellschaft besichtigte sodann auch die Gewerbehalle, deren Ausstellung einzig­artig ist und die die Entwicklung der Uhrenindustrie von den kleinsten Anfängen bis zur höchsten Höhe darstellt. Um 4'/- Uhr wurde die Rückfahrt ange­treten. Die Fahrt ging nach Hornberg und Hausach. Großartig bleibt der Eindruck der Eisenbahn zwischen Triberg und Hornberg, auch wenn man diesen Weg schon oft zurückgelegt hat. Ebenso entbehrt das romantische Hornberg, sowie das schöne Gutachtal mit den reizenden Trachten der Bewohner zu keiner Zeit eines großen Reizes. Ueberaus lieblich ist das Bild, das dieser schöne Fleck Erde dem Beschauer darbietet. Von Hausach ging es nun der Heimat zu. In Schiltach nahmen wir herzlichen Abschied von den 3 Tribergern Begleitern, die sich uns auch nach Schiltach angeschlossen und die wir alle sehr lieb gewonnen hatten; es sei ihnen und namentlich dem Stadtschultheiß Harrer noch der beste Dank für die liebevolle Aufnahme ausgesprochen. Wohlbehalten kamen die Kollegien abends 9 Uhr hier wieder an, alle hochbefriedigt von dem schönen Ausflug, der den Teilnehmern noch lange in angenehmster Er­innerung bleiben wird.

§ Calw 12. Juli. Der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs bittet in diesen Tagen