Neue Menjchen im neuen Reich!
In hoffnungslose Herzen
zog froher Glaube und frische Kraft
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(§ebt mir vier Jahre Zeit.' das war die Forderung, mit der des Deutschen Reiches Führer vor sein Bolk trat. Vier Jahre ein kurzer, vielleicht bedeutungsloser Abschnitt im Menschenleben, eine Minute im Leben einer Nation und eine Sekunde nur in der Geschichte der Völker. Bier Jahre aber, die den Beginn einer neuen Zeit bedeuteten, das Fundament zum ewigen Deutschland legten . . .
Und vier Jahre, die den deutschen Menschen von Grund auf wandelten!
Die ein hoffnungsloses, verzweifeltes Wesen „Mensch" zum Mann und zur Frau formten, kraftvoll, siegessicher und gläubig. Von jahrelanger Arbeitslosigkeit erlahmte Finger ballten sich zu Fäusten um Hammer. Pflug und Schwert, gebeugte Gestalten richten sich auf und wurden zu kraftstrotzenden, stählernen Körpern, und in müde Augen, die «ach innen schauten, siel das Feuer des Glaubens und aus ihnen strahlt das Licht der freudigen Tatbereitschastl
Die Sirene heulte . . .
. . . und die Menschen quollen aus den Fabriktoren. Zehn, hundert, tausend. Einer von den vielen hieß Kraus. Fritz Kraus. Maschinenschlosser. Er wohnte draußen vor der Stadt, da der Himmel niedriger ist und fast die Erde zu berühren scheint, nicht io unendlich weit wie der über der Stadt, io unnahbar und verschwommen. — Wo um ein blankes weißes Haus mit feuerrotem Dach die bunten Blumen blühen und das Gras wächst und ganz in der Nähe der Wald grünt.
Fritz Kraus war ein wenig abgespannt. Die Schwere der vergangenen Jahre hatte leinen Rücken gebeugt und tiefe Spuren in das harte Gesicht gegraben. Er ging langsam. Vorbei an jenen Mietskasernen, in denen vor Jahren auch er noch hauste, hier, mitten in der Steinwüste.
Er erinnerte sich noch der Zeiten, da er mit Millionen seiner Kameraden auf der Straße lag und Tag für Tag am Arbeitsamt Schlange stehen mußte, um die paar Pfennige abzuholen, zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben . . . Zehn», hundertmal wohl hatte er an die Türen gepocht und um Arbeit gefragt. „Wir bedauern, kommen Sie in acht Wochen wieder . . .' Müde und abgekämpft, fast zum Tode verzweifelt, hatte er sich dann nach Hause geschleppt, dort, in den Hinterhof, wo seine Frau, vom Hunger und der Not zermürbt, elend iw Bett lag:
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«LUicke batte er ,!ek oaek zesedleppt ..."
wo seine Kinder ihn immer aus fragenden Augen anstarrten und er nur antworten konnte: „Nichts, wieder nichtsl' Monate. Jahre hindurch . . .
BiS die neue Zeit anbrach. Und nun hatte er sich hinausgefehnt aus diesem steinernen Meer, und seine Frau wollte ein kleines Gärtchen mit einiaen Salat, und Koblkövien.
mit ein paar Blumen und ernem Apfelbaum. Und das hatten sie nun alles. Das Haus war zwar klein, aber es sah gut aus. war geräumig und es hatte den Garten. Jawohl. Maschinenschlosser Fritz Kraus hatte vor zwei Jahren gebaut.
Das Haus im Garten
Vater Kraus ichrttt stolz durch den Garten über den mn schneeweißem Kies beworfenen Weg beiah sich geschwind die tungen Salatpflänzchen und das hellgrün sprossende Gemüse. iuhr mit seiner schwieligen Hand über die Hecke, die den Zaun bildete und im Herbst zurückgeschnilten worden war und... Da öffnete sich die Tür: „Vater, komm doch rasch, wir warten aui dich!' Natürlich der Karl, schon ln Uniform. Freilich der hatte ia heute abend Dienst bei der Hitler-Jugend. „Heil Hillerl' ries er in die Stube und ein ebenso freudiger Gruß klang ihm entgegen. Er letzte sich aui die Ofenbank. — die er besonders schätzte und die ihr Dasein dem Wunsche seiner Frau verdankte —. kramte umständlich seine Zahltagsküte aus der Tasche und legte sie klirrend auf den Tisch. Zahltag war im Hause Kraus immer Freudentag. Ter Vater war guter Laune und jedes konnte seine Wünsche anbringen. Ob sie erfüllt wurden, hing natürlich vom Inhalt der Tüte ab. aber immerhin man redete darüber. „Nun, zu einem Kleid für dich wird's schon reichen", meinte er. und seine Frau hatte sichtlich nichts dagegen. „Ich habe in letzter Woche ein paar Ueberstunden machen müssen. Karl soll letzt auch seinen Brotbeutel haben, für die Ausmärsche.' Karl strahlte. „Tu erzählst mir doch immer von deinen Fahrten, vom Zelten und vom Lagerfeuer! Man möchte selbst nochmal jung sein. Ihr Kerls wißt gar nicht, was für ein herrliches Leben ihr führt. Wenn ich da an meine Jugendzeit zurttck- denke ... Zugegeben, arbeiten müßt ihr ge- nau io viel, wie wir, aber immerhin ... Also der Brotbeutel ist fällig.' Vater Kraus war allem nach in bester Laune. — „Und ich?"
«Vale, krso» sedritt slolr ckorcd <ten Karten ..
— „Beim Kuckuck, unsere Liesel. Ja hast du denn auch einen Wunsch?" Sie warf der Mutter einen etwas scheuen Blick zu und begann zögernd: „Wir haben am Sonntag mit dem BDM. einen Ausflug gemacht. Ter war ganz piundig! Weißt, drüben in Maistetten haben wir in der neuen Jugendherberge übernachtet. Auch gekocht haben wir. Und am nächsten Tag ..." — „Jetzt sag bloß, was hat denn der Ausmarsch mit deinem Wunsch iu tun?' — „Und am nächsten Tag bin ich über einen Zaun gestiegen., und..' „Und?" — „Ich weiß nicht, wie es zuging aber mein BDM.-Rock hat plötzlich ein Loch ..." „Das ist etwas bescheiden ausgedrückt'. warf die Mutter ein. „der Nock ist nämlich von oben bis unten geschlitzt! — Aber unsere Liese! ist ein tüchtiges und braves Mädel! Wenn ich ein Kleid bekomme so sollst du auch einen Rock haben. Nicht wahr. Vater?" Fritz Kraus brummte etwas vor sich hin. war jedoch schon dabei, die Suppe herauszuschöpsen. Er stimmte also zu.
Unser Soldat hat geschrieben
.Ein Brief ist übrigens auch gekommen, von Rudolf!" — .So. schreibt er endlich, laß mal sehen." Und Vater Kraus vertieft sich, nachdem schon der dampfende Kaffee auf dem Tisch stand, in das Geschriebfel seines Aeltesten. seines Soldaten. Er war sehr stolz aus ihn. — .Jetzt hört nur. was der Bengel weiß":
„Liebe Eltern und Geschwister! Leider kann ich Euch jetzt erst schreiben, da wir sehr vrel Dienst haben und ich immer ziemlich müde bin...' — .Ja. mein Lieber, der Kommiß ist kein Kinderspiel. Haben s auch durch, gemacht!' — .Aber sonst gehl es mir. gut. — Wenn man das Soldatenleben nicht ge- wohnt ist... In den ersten Tagen konnte icki nur rückwärts die Trevve herunter. Bnn
ivegen Muskelkater und so. Aber letzt bin ich die Sache schon gewöhnt. Es gefällt mir sogar sehr. Ich glaube, ich bleibe immer bei den Soldaten!' — .Ta schaut her. der RudolsI' — .Ter .Spieß' ist auch m» mir zufrieden. Er hat gesagt ich wäre einer der es noch zu etwas bringen könne!' — .Das hätte ich dann doch nicht geglaubt von unserem schlacksigen Rudolf der früher sich nur an den Straßenecken herumgedrückt hat. Aber die Arbeitslosigkeit... Jawohl Mutter. der Rudolf toll Soldat bleiben!' Vater Kraus zwirbelte leinen Bart ein wenig in die Höhe und las weiter: .Eigentlich schreibe ich Euch deswegen, weil ich zum Reichsparteitag dars und vor dem Führer marschieren kann. Das ist eine ganz große Sache. Und nun machen wir natürlich nochmal so gern unfern Dienst. — Das Esten ist gut. Aber das Rauchfleisch, das mir der Großvater geschickt hat: ist schon alle. Vielleicht hat er noch so was ähnliches im Rauch hängen, kragst ihn mal gelegentlich! Und nun will ich schließen, da es sonst nichts mehr Neues gibt und rch auch meine Stiefel noch nicht gewichst habe.'
„Mutier ich glaube fast, das mit dem guten Rauchfleisch gilt dir. Mußt halt den Großvater einmal fragen. Wie geht's ihm denn?' — „Er kann nicht klagen sagt er. Tie Preise feien recht gut. Vor ein paar Jahren steckte er zwar noch sehr in
„-leli kukre mit «tem 8ekikk übers tckeer!"
Schulden, aber allmählich kommt er wieder aus den Damm. Kürzlich hat er sich noch eine Kuh hinzu gekauft, und ich glaube, er denkt sogar noch an ein Pferd. Es ist doch schön, daß der alte Mann noch so frisch an seine Arbeit gehen kann. Trotzdem will er aber den Hof bald meinem Bruder geben. Ter hat die Ackerbauschule besucht und ist ein sehr tüchtiger Bauer geworden. Der .Hilfsarbeiter' in der Stadt hat ihm anscheinend doch nicht ganz zugesagt. Ich Hab mir's ja gleich gedacht. Wer als Bauer geboren ist. paßt nicht in die Stadt. — Aber ich muß mich jetzt richten.' „Wo willst denn du noch hin heute abend?' — „Du hast uns doch eine Karte besorgt von .Kraft durch Freude'! Heut ist der .Bunte Abend'. Weißt du das nicht mehr? Liesel und ich freuen uns schon die ganze Woche darauf!' — „Ja. dann geht schon. Und du Karl, versäume deinen Dienst nicht! Los. fertig machen, raus aus dem Haus jetzt. Ich hüt' es solang, bis ihr wieder da seid. — So ändern sich die Zeiten: Ihr geht aus und i ch bleib da! — Wo Hab' ich doch gleich mein Buch, das von der Bücherei. Hier! Seite ... 28l, 83. 84 ... He. Liesel. Hol mir doch noch einen Krug Most rauf! — So. und nun viel Vergnügen allerseits!'
Vater Kraus war allein. Er freute sich, daß er den Seinen hin und wieder eine Freude bereiten konnte. Sechzig Pfennig hat die Karte gekostet. — Wie sie das bloß
n... I«k xtsuke, iek kleide dkl 6en Soitialen-
machen? Ein erstklassiges Programm mit bekannten Künstlern!? Früher mußte man da drei Mark bezahlen. Fabelhaft...
Müller fährt nach Madeira
Er hatte gerade eine Seile des Buches gelesen, da schrillte plötzlich die Klinget. Kraus fuhr auf: „Was ist denn schon wieder tos'?" Er öffnete und Buchhalter Müller stürzte chm ent- gegen: „M adeira, Maderra. stell' dir vor Kraus, Madeira!" — „Jetzt sag erst mal schön Guten Abend, wie es sich bei anständigen Leuten gehört und dann schieß los. Was ist denn mit Madeira?"
Müller war ganz außer sich. Er kam gerade von der Arbeit — beide waren im gleichen Betrieb: Müller tm Büro er an der Ma- schine — und war icheinbar noch nicht einmal zu Hause gewesen. — „Stell dir vor. t ch fahre nach Madeira. Mit .Krall durch Freude'.' — „Das ist >a allerhand!' — ..Nicht wahr? — Ter Betriebsführer har mir eine Karte geschenkt und dazu noch ein paar Urlaubstage mehr bewilligt weil ich in den Jahren, als das Geschäft so ichlechr ging, immer treu zur Stange gehalten hätte mit weniger Gehalt als heute, und weil ich auch etwas haben solle vom Leben, hat er getagt. Meufch. stell dir vor. ich der Buchhalter Müller fahr' nach Madeira. Mit dem Schiss übers Meer. Wandle unter Palmen! Ich. der kleine Buchhalter Müller. — Kraus, hau mir mal eine runter, damit ich weiß, daß ich nicht träume. — Der August Müller fährt nach Madeira!"
„Tu hast aber eine schöne Rede gehalten. Gratuliere, auch zur Fahrt natürlich. Glücks. Pilz." — Und leise: „Vor etwa lb Jahren stand ich mal ans einem Podium und schwatzte davon, daß der Arbeiter Herr der Meere und der Lüfte werden sollte. .Es lebe der sozialistische Zukunitsstaat' inbelten mir die Menschen mit geballten Fäusten zu. — Und nun fährst du nach Madeira. Wir haben versprochen und der Führer hat es erfüllt. Ich kann s fast nicht glauben . . .'
Still iahen die beiden Männer, die früher einmal, als das deutsche Bolk noch in sechs- unddreißig Parteien zerrissen war. erbitterte Gegner gewesen waren — der eene wür noch „Prolet", der andere ..Jntellektulller' — zusammen an dem Tisch. Beide träumten vor sich hin. Leise, käst unhörbar tickte die alte Uhr an der Wand. Wie ein graues Gespenst lag die Systemzeit mit ihrem unsäglichen Jammer hinter ihnen. Es war alles so anders. so neu und schön geworden. Nichts mehr erinnerte an die verflossenen schwarzen Tage. Auch sie waren andere geworden in dieser kurzen Zeit Vater Kraus der Maschinenschlosser, und August Müller, der Buchhalter. — Ta klangen von der Ferne Helle Jungenstimmen in die Stille der Stube, ein frohes Lied vom neuen Reich... Müller sah es nicht, wie sich sein Kamerad verstohlen mit dem Äermel über die Augen wischte...
Das war auf dem königlichen Platz...
„Und das ist nun der Königliche Platz! Hier das Braune Haus, die Ehrentempel der Gefallenen des 9. November und die anderen Bauten des Führers. Tort unten, als Abschluß. die Propyläen . . . Imponiert dir das nicht? Warum sagst du denn kein Wort dazu? Tu steht da und starrst wie entgeistert
Ter Handlungsreisende Karl Berger und lern alter Schulkamerad Franz Rehm halten einen Bummel durch München, die Stadt der Bewegung, gemacht und standen nun vor diesen gewaltigen Werke» neuer deutscher Baukunst.
„Nein, da kann ich nichts mehr sagen, das ist zu viei. zu groß. Ich habe mir allerhand unter diesem Königlichen Platz' vorgestellt. Ich wußte daß er wirklich königlich war Aber dies..." Franz Rehm blickte stumm über diese herrliche Anlage. Tie Maiestäl dieses gewaltigen Raumes die Wucht der Bauten und ihre edle Schönheit hatten ihn derartig in Bann geschlagen, daß er ganz das Sprechen vergaß ...
Eine Abteilung SS.-Männer marschierte im Paradeschritt vor den Ehrentempeln aus. Ein Helles Kommando klang durch die Stille die Männer in ihren schwarzen Uniformen mar-, schienen wieder ab und ließen zwei zurück die wie in Erz gegossen, vor den Grabstätten nationalsozialistischer Helden standen. Wachablösung .. .
„Sieh dir mal diele Männer an. Berger, diele r"->'ckilr>nllen Gestalten. Jungen sind
sie eigentlich fast noch. Und doch liegt etwas in ihren Gesichtern, das sie zu Männern stempelt. Etwas Hartes. Entschlossenes, Kampfbereites. Etwas, das sie von der früheren Jugend unterscheidet. Der eine ist vielleicht ein Bauernsohn, der andere ein Fabrikarbeiter. Aber einer ist wie der andere. Nich! nur die Uniform ist gleich nein auch die Gesichtszüge sind sich in ihrer scharien Ausprägung ähnlich geworden. Ter gleiche Wille und der gleiche, fanatische Glaube sind schon in ihren Gesichtern geschrieben."
..Tiefe bewachen die Toten, sind Wächter eines heiligen Bermächtmsies. Tie anderen, dre lni Arbeitsdienst stehen schaffen Neuland, graben Kanäle und die SA.-Männer iorgen dafür, daß der Geist der Kameradschaft und der Treue zum Führer, der sie alle vereint, nicht untergeht.'
„Was meinst du' wo dir alle wären, wenn die Staalsssihrung die gleiche geblieben! Ter eine tot verhungert den andern hätte man vielleicht eines Tages aus dem Fluß gezogen und der dritte hätte leim Heimat verlasien, weil sie ihn verraten hatte. Und nun stehen sie alle hier. Hier unter der Fahne, die an den himmelhohen Masten weht. Hoch über dem .Königlichen Platz' über den Toten die hier ihre letzte Ruhestätte landen, Weit über denen die nicht mehr sind übel denen, die werken und schassen und denen, die noch fein werden ..." z Ns-weilN?