Dienstag den 8. Januar 1937
Der Enztäler
95. Jahrgang Nr. 3
Lc/ilväöisc/ie
Der langjährige Oberlehrer und bekannte Heimatforscher und Verfasser des Werkes „Unsere ^rosfinger Heimat", Ludwig Wilhelm aus Lrossingen, ist im Alter von 69 Jahren gestorben. *
In Heidenhcim ist nach kurzer, schwerer Krankheit der Vorstand der dortigen städtischen Handelsschule, Handelsschulrat August Arn- holdt, gestorben. Die Handelsschule hat mit ihm den Mann verloren, der sie seit ihrem Entstehen vor 28 Jahren geleitet hat.
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Der Führer hat die Ehrenpatenschaft bei dem neunten Kind der Familie Fr. Lieb in Bietigheim übernommen. Beim 7. Kind, einem Buben, hatte Reichspräsident von Hindenburg die Patenschaft übernommen.
In Vaihingen-Enz hat sich auf der Straße vom Neichsbahnhof bis zur Stadt ein Arbeiter, der ins Arbeitshaus eingeliefert werden sollte, unter einen Lastwagen geworfen. Er wurde überfahren und war sofort tot.
Beim Neujahrsschießen hat sich in Leonberg ein älterer hiesiger Mann so an der Hand verletzt, daß ihm in der Neujahrsnacht noch im Krankenhaus ein Fingergipsel der linken Hand abgenommen werden mußte.
Baihingen-Enz, 4. Jan. (Unter einen La st wagen geworfen.) Am Dienstagabend hat sich auf der Straße vom Neichsbahnhof bis zur Stadt ein Arbeiter, der ins Arbeitshaus cingeliefert werden sollte, unter einen Lastwagen geworfen. Er wurde überfahren und war sofort tot.
Bietigheim, 4. Jan. (Der Führer als Pate.) Der Führer hat die Ehrenpatenschaft bei dem 9. Kind der Familie Fr. Lieb übernommen. Wie bekannt hatte beim 7. Kind, einem Buben, Reichspräsident von Hindenburg die Patenschaft übernommen.
Böblingen, 4. Januar. (Leichenfu n d.) Am Sonntag, dem 3. Januar, wurde ini Döblinger Stadtwald eine männliche Leiche gefunden. Es handelt sich um eine gutgeklei- detc, etwa 1,75 Meter große, 40—45 Jahre alte Person, die etwa vierzehn Tage bis drei Wochen liegen dürfte, mit schwarzen Haaren und ebensolchem, länglich gestutzten Schnurrbart. Nach den Feststellungen hat der Mann durch Erdrosselung mit seinem Taschentuch und einem Holzstück durch Selbstmord seinem Leben ein Ende gemacht. Ta die Leiche nicht identifiziert werden konnte, wird die Bevölkerung gebeten, etwaige sachdienliche Mitteilungen dem Land- säger-Stationskommando Böblingen oder der nächsten Landjägerstelle zugehen zu lassen.
Leonberg, 4. Januar. (Beim Neu- ahrsschtesten verletzt.) Beim Neu- ahrsschießen hat sich ein älterer Mann so an der Hand verletzt, daß ihm in der Neujahrsnacht noch im Krankenhaus ein Fingergipfel der linken Hand abgenommen Werden mußte.
Dußlingen, Kreis Tübingen, 4. Januar. (Tödlich verunglückt.) Am letzten Samstag ist der 70jührige Mühlenbaumeister Johannes Marquardt in der Klinik in Tübingen verschieden. Am Dienstag, dem 29. Dezember, erlitt er innerhalb eines Jahres ,den d r iZ t e.n U n s a,l l. Seinem un
ermüdlichen Arvettsdrang folgend, haue er sich an diesem Tag in das Baumfeld Kirch- holz begeben, um einen abgängigen Baum zu entfernen; dabei sägte er die unteren Beste auf einer Leiter stehend am Stamm ab. Allem Anschein nach wurde er von einem abfallenden Ast von der Leiter herabgeschla- en, so daß er blutüberströmt liegen lieb. Die Angehörigen holten ihn mittels Auto nach Hause. Nachdem der Ortsarzt die nötigen Verbände angelegt hatte, wurde der Verletzte in die Klinik nach Tübingen verbracht. Tort wurden ein schwerer Schädelbruch und Armbrüche festgestellt, an deren Folgen er gestorben ist.
Stuttgart, 4. Januar. (Neue Dienst- räume des Milchwirtschastsver. b a n d 8.) Ter Milchwirtschastsverband Württemberg verlegt am 7. und 8. Januar 1937 seine Verwaltuugsräume nach Stutl- gart-N., Kronenstraße 5t s. Aus diesem Anlaß sind an diesen beiden Tagen die Diensträume des Verbandes geschlossen Ebenfalls können keinerlei Ferngespräche geführt werden. — Mit Wirkung von Januar 1937 ab werden die Sprechtage des Milchwirtschastsverbandes Württemberg aus Dienstag verlegt.
Allmendingen, Kr. Ehingen, 4. Jan. (U n- Wohlsein amSteuer.) Aus der Heim- sallrt von Ehingen nach Allmendingen verunglückte am Silvesterabend der 30jährige Chrisost. Iagst von Altheim, Chauffeur im Zementwerk Schwenk. Ter sonst sichere Fahrzeuglenker wurde vermutlich von einem U n- Wohlsein befallen, verlor die Sicherheit über sein Motorrad und geriet an einen Straßenrandstein. Sein Mitfahrer Josef Braig von Allmendingen fiel auf die Böschung und blieb unverletzt, während Zagst selber mit schweren Kopfverletzungen in das Ehinger Krankenhaus cingeliefert werden mußte: hier ist er seinen schweren Verletzungen Freitag nacht erlegen.
Ravensburg, 3. Januar. (ImBettver - brannt.) In der Neujahrsnacht ereignete sich hier ein bedauerlicher Unglücksfall, bei dem der 75 Jahre alte Heinrich Merkel den Tod fand. Wahrscheinlich wurde er von einem Unwohlsein befallen, setzte sich mit der Hose bekleidet aufs Bett, legte sich das elektrische Heizkissen unter den Nucken und schlief ein. Das Kissen wurde überhitzt und fing zu glühen an, wodurch Teile des Bettes in Brand gerieten. Merkel erlitt sehr starke Brandwunde u, denen er erlag.
Obstbau tut nst!
Maßnahmen zur Förderung des Obstbaus -Neckarsulm, 4. Januar.
Auf Sonntagnachmittag hatte der Orts- bauerusnhrer die Obstbaumbesitzer in den Hitzfelderschen Saal eingeladen. Kreisamtsbauminspektor B v n z - Heilbronn sprach in einem eineinhalbstündigen Vortrag über die HauptaufgabenderOb st baumbesitz er. Er gab zunächst einen Rückblick aus das vergangene Jahr. Leider war das Jahr 1936 ein Mißjahr. 140 Millionen Reichsmark mußte das Reich ausbringen, um dir Obsteinfuhr zu decken. Der Redner kam bei dieser Gelegenheit auf den Wert des Obstes zu sprechen. Der Obstbau darf nicht als Rehen zweig betrachtet werden, sondern
er ist, genau wie der Weinbau, als Hauptfach zu betreiben. Drei Maßnahmen müssen ergriffen werden, um den Obstbau zu fördern: 1. bessere Düngung, 2. gute Pflege der Bäume, 3. Schädlingsbekämpfung.
Für den Nachwuchs, der besonders gefördert werden muß, werden in den nächsten Wochen Lehrgänge stattfinden. Der vor kurzer Zeit aufgelöste Obstbauverein soll jetzt nach Anweisung des Reichsnährstandes wie- der ins Leben geruieu werden.
Eine AusbaMule in Künzelsau
osg. Künzelsau, 5. Januar.
Durch die Bemühungen des Kreisleiters ist es in Künzelsau gelungen, eine Aufbauschule zu erhalten. Künzelsau hatte früher eine Lehrerbildungsanstalt und jetzt konnte Kreisleiter Michelfelder zusammen mit dem Bürgermeister der Stadt die Errichtung einer Anfbau- schnle zugesagt erhalten. Die Räumlichkeiten und Nebengebäude im Alten Schloß, das früher die Lehrerbildungsanstalt beherbergte, wurden vor einigen Monaten durch Ministerpräsident Mergenthaler und die zuständigen Fachreferenten besichtigt. Jetzt steht der Um- und Ausbau der sehr geräumigen und zweckmäßigen Gebäulichkeiten endgültig fest.
EchMletler Pg Nr. Kerbinger t
Stuttgart, 4. Januar.
Ein treuer und tapferer Mitarbeiter der NS.-Presse Württemberg ist dahingegangen. Tr. Anton Herbinger, der schon seit Dezember l928 im Schriftleiterberuf tätig war, ist nach einem schweren Krankenlager im Sanatorium in Böblingen Montag vormittag im 49. Lebensjahr verschieden. Dr. Herbinger studierte Tierheilkunde in Stuttgart, promovierte 1912 zum Dr. med. vet. und machte als aktiver Veterinär beim Dra- gonder-Negiment 19 (Oldenburg) den ganzen Feldzug von Anfang bis Ende mit. Er erwarb sich als Auszeichnungen das E. K. II und das Friedrich-August-Kreuz II. Als Kriegsbeschädigter aus dem Heeresdienst entlassen studierte er in Göttingen Landwirtschaft und legte dort die Prüfung als Diplomlandwirt ab. Schon damals war er Mitarbeiter verschiedener Zeitungen und trat, seiner Neigung entsprechend, im Dezember 1928 ganz zum Schriftleiterberuf über und zwar war er bis 1933 an der „Oberschwäbischen Volkszeitung" in Ravensburg tätig. Im Frühjahr 1933 wurde Dr. Herbinger, der schon 1932 als aktiver Kämpfer in den Reihen der NSDAP, stand, mit der Alleinschriftleitung und dem Aufbau der neugegründeten „NS.-Volkszeitung" in Rottweil beauftragt. Er erwies sich hier als ein treuer und einsatzbereiter Berusskamerad und als kämpferischer Nationalsozialist. Vor etwa einem Jahr wurde ihm von der NS.- Presse Württemberg die Schristleitung der Böblinger NS.-Zeitung übertragen, die er bis zri seiner schweren Erkrankung inne hatte. Tie NS.-Presse Württemberg verliert in Dr. Herbinger einen überaus kenntnisreichen und vielseitigen Mitarbeiter, der mit einer bewundernswerten Leidenschaft an seinem Beruf als Zeitungsmann hing und sich persönlich als ein stets hilfsbereiter, ehr- sicher und offener Charakter auszeichnete.
8wei Tote bei einem NerkMAnW
Kirchheim u. T., 4. Januar. Der schwere Zusammenstoß zweier Personenkraftwagen, der sich am Neujahrstag aus der Straße Weilheim — Neidlingen ereignete, hat nunmehr leider zwei Todesopfer gefordert. Im Kreiskrankenhaus Kirchheim erlag am Samstagabend die Oberlehrerswitwe Fischer ihren schweren Verletzungen, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, und am Sonntagabend verschied Franz Noll, Inhaber einer Wein- und Lebensmittelhandlung.
Mkesende brl der sreichsbank
Nach dem Ausweis der Neichsbank vom 31. Dezember 1936 hat in der Ultimowvche die gesamte Kapitalanlage um 752,2 aus 6108,0 Millonen NM. zugenommen. Demgegenüber betrug der Zuwachs zur Kapitalanlage im Vorjahre 639,6 Millionen NM. Diese erhöhte Inanspruchnahme des Ncichs- bankkredites wirkt sich insofern noch etwas mehr aus, als in den ersten drei Dezember- Wochen von der zusätzlichen Belastungsspitze vom Novemberultimo nur 24,1 v. H. abgebaut worden waren gegen 44,8 v. H. im Vorjahr. Andererseits vermindert sich jedoch das Gewicht dieser Belastung dadurch, daß ein erheblicher Betrag von 272,4 (im Vorjahr 231,5) Millionen NM. der beschafften Kreditmittel wiederum zur Einzahlung auf Girokonto verwendet worden ist, das damit auf 1012,5 Millionen NM. angewachsen ist. Außerdem haben die sonstigen Aktiva um den erheblichen Betrag von 75,28 Millionen NM. abgenommen, was zum größten Teil auf Rückzahlungen des dem Reich eingeräumten Betriebskredites znrückzuführen ist. Schließlich muß bei dem Vergleich mit der vorjährigen Entwicklung berücksichtigt werden, daß diesmal der Jah- resfchlußtermin insofern besonders ungünstig lag, als auf den Neujahrstag gleich wieder ein Samstag fiel und an dem auf einen Donnerstag' fallenden Jahresschluß sowohl erhebliche Lohnsummen als auch sonstige Mittel für die folgenden drei Tage beschafft werden mußten. Der gesamte Zahlungsmittelumlauf stellt sich am Jahrcsschluß aus 6967 Millionen RM. gegen 6570 in der Vorwoche, 6639 Ende November und 6334 Ende 1935. Die Gold- und Devisenbestände sind um 0,3 auf rund 72,1 Millionen RM. gestiegen.
„BbA-K-
Der neue Angestelltenkrankenkassen-Verband
In einer außerordentlichen Hauptversammlung des Verbandes kaufmännischer Berufskrankenkassen (VkB.) am 29. Dezember 1936 in Berlin wurde beschlossen, den bisherigen Namen abzuändern rn „Verband der Angestell- ten-Krankenkassen e. V." (VdA-K) und der Spitzenorganisation eine neue Satzung zu geben. Zum Leiter des Verbandes wurde Dr. Walter Semmler (Barmer Ersatzkaffe) und zum stellvertretenden Leiter Fritz Meckel (Kauf, männische Krankenkasse Halle a. d. S.) bestellt. Mit diesem Ausbau ist eine wirksame Zusammenarbeit aller Verbandskassen sichergestellt. Der Verband umfaßt die wichtigsten Angestelltenkrankenkassen Deutschlands.
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Urheberrcchtsschutz durch Verlagsaiistalt Manz, München L9. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
„Du paß auf! Von dir laß ich mir meine Schulden net vorwerfen! Nein, von dir schon gleich gar net!" Der Brandl schlägt mit der Faust aus den Tisch, daß die Gläser klirren. „Du freilich, du hast keine Schulden, weil du dich fett g'macht hast unterm Krieg. Du Heimkrieger, du! Jetzt hört man nix mehr vom Herzfehler."
„Das ist eine Beleidigung, Brandl. Ich Hab ein ärztliches Attest."
, „Ich möcht net wissen, wieviel Pfund Butter und wieviel Kisten Eier du da g'schmiert hast, daß du zu dem Attest kommen bist."
Der Lechner ist puterrot im Gesicht und er' zieht den Kopf ein wie ein verprügelter Hund, trinkt nach einer Weile sein Bier aus und geht fort.
Der Maitanz dauert bis in die späte Nacht hinein und verläuft in aller Ruhe.
Auf der Spur.
Toni steht am Kiefernsee und starrt in das Wasser hinein. Sonderbare Gedanken bewegen ihn. Seit nun das ganze Dorf weiß, wie er und die Brandl Monika zn- sammenstehen, ist ihm manchmal, als ob dunkle Wolken über den Himmel seines Glücks ziehen würden.
Er weiß nicht, woher sie kommen, diese dunklen Gedanken. Sie kommen ungerufen und fallen über ihn her.
Eigentlich unnütz, sich Kummer zu machen. Der Brandl ist gut zu ihm, obwohl er es wissen muß. Was in jedem Haus bekannt ist, wird doch wohl auch der Brandl und seine Frau wissen. Aber nein, er hat kein Wort gesagt, als er am Samstag abend in der Dämmerung seine Monika bei ihm unter den Rosen im Garten sitzen sah.
WIN:
Der Jäger blickt zu den rötlich ziehenden Wolken auf, nagt an der Unterlippe und denkt: „Vielleicht mag auch die Unruhe in nur einen anderen Grund haben."
Eine Gefahr ist da. Man spürt sie förmlich in allen Gliedern. Man sieht sie nicht und doch ist sie zum Greifen nah. Die nächste Zeit bringt eine große Entscheidung. Sie liegt schon förmlich in der Luft.
Der Abend ist still. Leise läuten die Glocken drüben am Hang, und Mylord, der Preisstier, steht am andern Ufer und blickt zu dem Jäger herüber.
Ein scharfer Ruf von der Hütte her läßt Toni herumfahren.
Graf Bruggstein ist von der Jagd zurückgekommen.
Als Toni zu ihm in die Stube tritt, empfängt er ihn mit den Worten:
„Du, Toni, da hat mir heute der Weindl erzählt, du hättest vor vierzehn Tagen beim Maitanz mit dem Steinmüller Bartl gerauft. Wie ist denn das hergegangen?"
Toni erzählt, wie es war.
„Halt die Angen offen, Toni", warnt der Graf. „Du hast jetzt den Bartl nicht nur mehr als Jäger zum Feind, sondern auch außerdienstlich, lieber kurz oder laug wirst doch einmal mit ihm zusammentresfen im Revier. Heut bin ich schon wieder auf Eingeweide gestoßen, am schwarzen Joch."
„Herr Graf, ich wünsch mir nichts anderes, als daß ich sobald wie möglich mit dem Bartl zusammentreff."
„Nimms nicht zu leicht, Toni."
„Ich weiß, Herr Graf, was auf dem Spiel steht."
„Deine Ehre steht aus dem Spiel und dein Leben. Dein junges Leb?n, Toni. Vorige Woche bist einmal fort zum Dicnstgang und hast bloß eine Patrone im Lauf gehabt. Das darf nimmer Vorkommen, Toni. Drei Schuß mußt immer zur Verfügung haben. Für das Hab ich dir ja einen Drilling gegeben."
„Ja, ich Habs mir hintnach selber denkt, das war leichtsinnig von mir."
Graf Bruggstein setzt sich auf die Bank und spreizt den einen Fuß vor.
„Komm Her, Toni, und zieh mir die Schuh aus. Heut bin ich stockmüd und merd gleich schlafen gehen. Um halb drei weckst du mich. Wir gehn morgen zum Gröllstein. Da Hab ich heute einen Hirsch gespürt."
„Soll ich nix zum Essen richten, Herr Graf?" ^
„Nein, ich Hab schon gegessen in der Bacheralm."
„Die dem Nödl von Ambach gehört?"
„Ja, dem glaub ich, gehört sie. Gut Nacht, Toni!"
„Gut Nacht, Herr Graf!"
Gras Bruggstein zieht sich in sein Stübchen zurück. Man hört die Matratze knarren und bald darauf regelmäßige, tiefe Atemzüge.
Toni holt ein Stück Wurst aus dem Keller und Brot und setzt sich damit vor die Hütte.
Ein märchenhaftes Schweigen liegt über der Hochwelt. Die höchsten Gipfel lodern im Sonne.iuntergangsfeuer. Die Wände sind schon dunkel. Auch die Almfelder.
Nicht lange dauert die Dunkelheit. Hinter der Almhütte des Brandl steigt ein bläulicher, unbestimmt nach allen Seiten sich verteilender Schein rasch empor. Er wird stärker und mit einemmal schwimmt grell leuchtend und gewaltig wie eine Sonnenscheibe, der Vollmond am Himmel.
Es wird beinahe taghell ringsum. Scharf und gewaltig treten silberübergossen die Spitzen der Berge aus der Nacht. Das Almfeld bekommt mattgrüne Färbung und man sieht verstreute, dunkle Buckeln umherliegen.
Der Jäger, die erloschene Pfeife im Mund, mmmt alle Bilder dieser silbernen Nacht in sich aus. Sie fallen ruhig in seine aufgewühlte Seele hinein, stimmen ihn friedsam und still, so daß er nach aller Unruh, die ihn zuweilen überfällt, nichts anderes ist als ein junger Jäger, der seinem Herrn Treue geschworen hat und der in einem stillen Haus wohnt, an einem Hang, wo die Alpenrosen blühn, ein junger Jäger, der von einem Mädchen träumt mit blonden Zöpfen und zwei brennend roten Lippen, mit dem weißen Glanz der Milchzähne dazwischen
(Fortsetzung folgt.)